Ohne Sterne bist Du verloren! - Frank Callahan - E-Book

Ohne Sterne bist Du verloren! E-Book

Frank Callahan

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Beschreibung

Der Autor steht für einen unverwechselbaren Schreibstil. Er versteht es besonders plastisch spannende Revolverduelle zu schildern und den ewigen Kampf zwischen einem gesetzestreuen Sheriff und einem Outlaw zu gestalten. Er scheut sich nicht detailliert zu berichten, wenn das Blut fließt und die Fehde um Recht und Gesetz eskaliert. Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen). Jim Hensons Faust zuckte blitzschnell nach vorn und traf die Kinnspitze des Banditen. Joel Powers ruderte mit den Armen wie ein flügellahmer Enterich und taumelte einige Schritte zurück, bis er gegen die Wand des Saloons prallte. Ein Stöhnen drang aus seinem Mund. Schmerz und Wut verzerrten das Gesicht des jungen Burschen. Für einige Augenblicke stand er wie erstarrt, dann griff er voller Wut nach seinem Revolver. Ehe er den Colt jedoch aus dem Halfter reißen konnte, starrte er bereits in die Mündung von Jim Hensons Waffe. Blitzschnell hatte der Deputy gezogen. Ein Raunen ging durch die anwesenden Männer im Saloon, die gespannt dieser Auseinandersetzung folgten. Joel Powers nahm seine Hand vom Revolverkolben, als wäre dieser glühend heiß geworden. Jim Henson lächelte. »Nun ist es genug, Powers«, sagte er. »Du kommst mit mir ins Jail, wo du übernachten wirst. Morgen wird sich Richter Hunnigan um dich kümmern.« Joel Powers antwortete nicht. Er stand noch immer gegen die Saloonwand gelehnt. Er suchte nach einer Chance, um seiner drohenden Verhaftung zu entgehen. Aber es gab keine Chance. Matt funkelte der Stern auf Jim Hensons Weste. Sommersprossen tanzten auf dem schmalen Gesicht des hageren Mannes. Die blauen Augen erinnerten an einen Bergsee in den Rocky Mountains. »Dreh dich um, Powers, und stütz dich mit beiden Händen gegen die Wand, damit ich mir dein Eisen holen kann. Und denk daran, dass auf deinem Streckbrief tot oder lebendig steht.« Joel Powers gab auf. Mit zuckenden Lippen wandte er sich um. Ohne Schwierigkeiten nahm Jim Henson ihm den Revolver aus dem Halfter. »Okay, Bandit. Wir können gehen.« Wenige Sekunden

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Die großen Western – 218 –

Ohne Sterne bist Du verloren!

10.000 Dollar für das Leben des Vormannes

Frank Callahan

Jim Hensons Faust zuckte blitzschnell nach vorn und traf die Kinnspitze des Banditen. Joel Powers ruderte mit den Armen wie ein flügellahmer Enterich und taumelte einige Schritte zurück, bis er gegen die Wand des Saloons prallte.

Ein Stöhnen drang aus seinem Mund. Schmerz und Wut verzerrten das Gesicht des jungen Burschen. Für einige Augenblicke stand er wie erstarrt, dann griff er voller Wut nach seinem Revolver.

Ehe er den Colt jedoch aus dem Halfter reißen konnte, starrte er bereits in die Mündung von Jim Hensons Waffe. Blitzschnell hatte der Deputy gezogen.

Ein Raunen ging durch die anwesenden Männer im Saloon, die gespannt dieser Auseinandersetzung folgten.

Joel Powers nahm seine Hand vom Revolverkolben, als wäre dieser glühend heiß geworden. Jim Henson lächelte.

»Nun ist es genug, Powers«, sagte er. »Du kommst mit mir ins Jail, wo du übernachten wirst. Morgen wird sich Richter Hunnigan um dich kümmern.«

Joel Powers antwortete nicht. Er stand noch immer gegen die Saloonwand gelehnt. Er suchte nach einer Chance, um seiner drohenden Verhaftung zu entgehen. Aber es gab keine Chance.

Matt funkelte der Stern auf Jim Hensons Weste. Sommersprossen tanzten auf dem schmalen Gesicht des hageren Mannes. Die blauen Augen erinnerten an einen Bergsee in den Rocky Mountains.

»Dreh dich um, Powers, und stütz dich mit beiden Händen gegen die Wand, damit ich mir dein Eisen holen kann. Und denk daran, dass auf deinem Streckbrief tot oder lebendig steht.«

Joel Powers gab auf.

Mit zuckenden Lippen wandte er sich um. Ohne Schwierigkeiten nahm Jim Henson ihm den Revolver aus dem Halfter.

»Okay, Bandit. Wir können gehen.«

Wenige Sekunden später traf die kühle Nachtluft die beiden Männer, nachdem sie den Saloon verlassen hatten. Brodelnder Stimmenlärm blieb hinter ihnen zurück.

Jim Henson sog die frische Luft in seine Lungen. Hart drückte er den Lauf seines Revolvers dem Banditen in den Rücken.

»Los, Amigo, setz dich schon in Bewegung. Das Sheriff-Office befindet sich schräg gegenüber. Ich bin sicher, dass du es bereits gesehen hast.«

Auf der Main Street herrschte kaum Betrieb. Lichtbahnen fielen aus zahlreichen Fenstern, ließen den aufgewirbelten Staub wie Goldpuder schimmern.

Fünf Yards vor dem Office setzte der Bandit nochmals alles auf eine Karte.

Jim Henson hatte damit gerechnet. Er steppte gedankenschnell zur Seite, entging so dem heimtückischen Tritt von Powers und schlug dann mit dem langen Lauf seines Revolvers hart zu.

Der Bandit brach zusammen und blieb liegen, als wäre er nicht mehr am Leben.

Jim Henson überzeugte sich, dass sein Gegner auch wirklich bewusstlos war und warf ihn sich dann über die Schulter. So stampfte er zum Office hinüber.

Will Everett, der Distrikt-Sheriff, öffnete die Tür, nachdem er die schweren Schritte gehört hatte. Seine Augen verengten sich, und sein buschiger Oberlippenbart sträubte sich für einen Moment wie das Fell eines Wildkaters, der sich einer Klapperschlange gegenübersah.

Jim Henson ließ den bewusstlosen Banditen auf das alte Sofa fallen und richtete sich auf. Ein zufriedenes Lächeln teilte seine Lippen. Er nickte seinem Vorgesetzten zu.

»Das ist Joel Powers, Sheriff. Ich entdeckte ihn drüben im Saloon und verhaftete ihn. Er wird wegen …« Will Everett winkte kurz ab.

»Okay, Jim, ich weiß genau, was gegen diesen Hundesohn vorliegt«, unterbrach er seinen Deputy. »Aber du hättest mir Bescheid sagen müssen, Jim. Dieser Powers ist ein gefährlicher Höllenhund, der über Leichen geht. Zu zweit hätten wir es bestimmt einfacher gehabt, diesen Burschen zu stellen. Wie ich jedoch sehe, bist du auch allein mit ihm fertig geworden. Alle Achtung, mein Junge.«

Jim Hensons Gesicht rötete sich leicht. Dieses Lob schmeckte ihm. Und eigentlich war es seine erste größere Tat hier in Colton, nachdem er den Job als Deputy vor genau vierzehn Tagen angenommen hatte.

»Danke, Sheriff, ich wollte mir jedoch selbst beweisen, dass ich mit diesem Burschen fertig werde. Bisher hatte ich es doch nur mit einigen Saufbrüdern zu tun, die ich ins Jail schleppte, damit sie dort ihren Rausch ausschliefen.«

»Okay, Jim, das geht in Ordnung. Doch sollte wirklich wieder einmal ein Bandit auftauchen oder sich sonst etwas Größeres hier in der Stadt tun, dann wirst du mich auf jeden Fall verständigen. Ist das klar?«

Jim nickte.

Der Sheriff fuhr fort: »Weißt du, mein Junge, sonst nehmen die Bürger dieser Stadt an, dass ich mich bereits auf mein Altenteil zurückgezogen habe und dich die gefährlichste Arbeit machen lasse. Und du wirst doch zugeben, dass ich diesen Eindruck erst gar nicht entstehen lassen will.«

»Okay, Sheriff, ich habe kapiert, was Sie mir sagen wollen. Würden Sie mir helfen, diesen Burschen in eine Zelle zu verfrachten?«

So geschah es auch.

Dann standen sie vor dem Gitterkäfig. Powers lag auf der Pritsche und richtete nun stöhnend seinen Oberkörper auf. Es dauerte einige Sekunden, bis sein Schädel wieder klar war.

Sein hasserfüllter Blick traf den jungen Deputy. Dann sagte er mit knarrender Stimme: »Das werde ich dir heimzahlen, du verdammter Deputy, darauf kannst du dich verlassen. Ich bringe dich um. Irgendwann. Ich schwöre es dir!«

Jim Hensons jugendliches Gesicht blieb unbeeindruckt, während der Sheriff näher an das Gitter trat.

»Reiß nur deine Klappe nicht so weit auf, Bandit, sonst stopfe ich dir jedes einzelne Wort wieder in die Kehle zurück. Du wirst baumeln, du Hundesohn. Daran geht überhaupt kein Weg vorbei. Und ich bin gespannt, ob du auch dann noch so große Töne spuckst. Sehr gespannt. Ich gehe jedoch jede Wette ein, dass du dann sehr klein und hässlich sein wirst.«

Nach diesen Worten wandte sich Everett seinem Deputy zu und verließ mit ihm den Zellentrakt.

»Du darfst auf solche Drohungen nicht hören, meine Junge«, sagte er mit ruhiger Stimme. »Du hast nur deine Pflicht getan. Und dieser Bursche wird bald hängen und für seine große Schuld büßen, die er über seine Mitmenschen gebracht hat.«

Im Office angelangt, holte Sheriff Everett eine Whiskyflasche mit goldgelbem Kentucky-Whisky aus einer Schublade seines Schreibtisches hervor und füllte zwei Gläser.

»Auf dich, mein Junge. Nun glaube ich wirklich, dass ich mit dir einen guten Griff getan habe.«

*

Der einsame Reiter zügelte sein Pferd hinter einem Wacholdergebüsch. Beruhigend tätschelte er den schweißnassen Hals seines Pferdes, das nervös tänzelte und laut schnaubte.

Der Mann war wie ein Cowboy gekleidet, und diesen Job übte er auch aus. Mark Scott, der Vormann der Hastings-Ranch, lauschte in die Dunkelheit, die ihn wie ein schützender Mantel umgab.

Und doch fühlte sich Scott jetzt nicht besonders wohl in seiner Haut, wurde den Eindruck einfach nicht los, schon seit geraumer Zeit verfolgt zu werden.

Angst war es nicht, die den breitschultrigen Mann beherrschte. Seine Sorge galt mehr den zehntausend Dollar, die sich in seiner Satteltasche befanden. Er hatte das Geld im Auftrag seines Ranchers von der Bank in Colton geholt.

Eigentlich sollte er schon längst sein Ziel erreicht haben, doch ein paar Freunde und einige Drinks führten zu dieser Verspätung. Bis zur Hastings-Ranch waren es noch ungefähr drei Meilen.

Mark Scott spähte hinter dem Wacholderbusch hervor. Vor ihm lag die Weide. In der Ferne vernahm er das Muhen einiger Rinder. Irgendwo heulte ein Wolf die gelbliche Scheibe des Mondes an, die fahles Licht auf das Land warf.

Nicht unweit in einem Cottonwood erklang der klagende Ruf eines Käuzchens. Der Vormann der Hastings-Ranch zuckte zusammen. Schon wollte er sein Pferd wieder antreiben, als drei dunkle Schatten zwischen den Sträuchern auftauchten und sich geräuschlos näherschoben.

Matt funkelten Revolver im schwachen Mondlicht.

Mark Scott entdeckte die drei Banditen erst, als sie nur noch zwei Pferdelängen von ihm entfernt waren. Die Kerle hatten ihre Halstücher vor die Gesichter gebunden, sodass nur noch die Augen zu sehen waren.

Funkelnde Augenpaare starrten auf den Vormann. Drohend richteten sich die Läufe der Revolver auf Mark Scott, der den Outlaws nun doch in die Falle gegangen war.

Und dann handelt er.

Brutal, wie es sonst nicht seine Art war, trat er seinem Grauen in die Flanke. Aufwiehernd stieg das Pferd in die Höhe, keilte nach vorn aus.

Der Vormann der Hastings-Ranch zog seinen Revolver, wollte ihn auf die drei Desperados richten, die im ersten Moment sehr überrascht von der Aktion ihres Opfers waren.

Doch ehe Scott zum Schuss kam, feuerten die drei maskierten Männer. Heißes Blei grub sich in die Brust des Vormanns, der von den Kugeln vom Pferderücken gerissen wurde und zu Boden stürzte.

Die Schussdetonationen verwehten. Pulverdampf hüllte die drei Mörder ein, die nun langsam zu ihrem Opfer traten. Einer der Burschen beugte sich zu Scott hinunter, wälzte ihn auf den Rücken.

Der Bandit starrte in zwei gebrochene Augen. Er richtete sich wieder auf.

Ein ellenlanger Fluch kam zwischen seinen Lippen hervor, ehe er sich an den Satteltaschen von Scotts Pferd zu schaffen machte.

»Ist er tot?«, fragte einer der anderen Outlaws.

»Yeah, er ist tot«, knurrte der großgewachsene, schlanke Mann. »Damit konnten wir nicht rechnen, dass er zur Waffe greifen würde. Er ist selbst schuld, dieser Narr. Warum hat er sich nicht ergeben?«

Die beiden anderen Banditen schwiegen. Ihre Augen wurden jedoch groß, als ihr Partner ein kleines Päckchen aus der Satteltasche zog und es aufriss. Dollarnoten waren zu sehen.

»Zehntausend Dollar, Jungs. Nun sind wir fein raus aus dem ganzen Schlamassel. Es hat sich gelohnt. Kommt, wir hauen jetzt ab.«

Die beiden Burschen nickten, während der dritte das Geldpäckchen zwischen Hemd und Lederjacke schob.

Sie warfen dem Toten noch einen kurzen Blick zu, ehe sie zu ihren Pferden eilten, die sie hundert Yards entfernt zwischen einigen Büschen versteckt hatten.

Bald wurden sie von der Dunkelheit verschluckt. Nur ein Toter und sein Pferd blieben zurück.

*

Sheriff Everett und sein Deputy zuckten zusammen, als es schwer gegen die Officetür pochte. Jim Hensons rechte Hand senkte sich unwillkürlich auf den Kolben seines Revolvers.

Dann öffnete er, blickte in das gerötete Gesicht eines Cowboys, der ihn einfach zur Seite drängte und sich an den Sheriff von Colton wandte.

»Ich habe einen Toten mitgebracht, Sheriff. Es handelt sich um Mark Scott, unseren Vormann. Ich fand ihn einige Meilen vor der Ranch. Anscheinend ein Überfall. Die Satteltaschen waren durchwühlt. Ob allerdings etwas fehlt, konnte ich nicht feststellen.«

Nach dieser langen Rede schnappte der Cowboy nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen. Sein Gesicht glänzte wie eine Speckschwarte. Ein heißer Ritt lag hinter dem Cowboy der Hastings-Ranch.

Sheriff Everetts Gesicht wurde um ein paar Nuancen bleicher, während sein Deputy bereits aus dem Office eilte und vor einem Pferd stehen blieb, über dessen Sattel der leblose Körper des Vormanns hing.

Einige Bürger von Colton hatten sich inzwischen versammelt.

Sheriff Everett tauchte im Türrechteck auf. Seine Lippen glichen einem schmalen Strich.

Jim trat zu ihm.

»Ich möchte wissen, warum er umgebracht worden ist, Sheriff. Ob es eine Erklärung für diesen Mord gibt?«

Einer der Bürger schob sich nach vorn. Everett erkannte im ungewissen Licht, dass es sich um Hai Hammer, dem Bankier handelte. Der wohlbeleibte Mann sagte: »Scott hat gegen Abend zehntausend Dollar vom Konto des alten Hastings abgehoben. Er hatte eine ordnungsgemäße Vollmacht dabei. Irgendjemand muss von der Sache Wind bekommen und Mark aufgelauert haben. Ich gehe jede Wette ein, dass sich die zehntausend Bucks nicht mehr in den Satteltaschen befinden.«

So war es auch.

Jim Henson trat zu seinem Vorgesetzten.

»Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich sofort zu der Stelle reite, wo der Vormann gefunden worden ist? Vielleicht gelingt es mir, diesem Burschen zu folgen. Noch ist die Fährte heiß. Und ich verstehe wirklich etwas vom Spurenlesen, Sheriff. Vielleicht bringt mich dieser Cowboy an den Tatort, dann verliere ich noch weniger Zeit.«

Will Everett überlegte nicht lange.

»Okay, mein Junge. Reite los, doch achte gut auf dich. Dieser Killer wird auch vor keinem zweiten Mord zurückschrecken. Gegen eine Kugel aus dem Hinterhalt ist niemand gefeit. Auch du nicht.«

Jim Henson lächelte flüchtig, nickte dem Sheriff zu und wandte sich an den Cowboy der Hastings-Ranch. »Bringst du mich zu der Stelle?«

»Gewiss, Deputy, ich muss sowieso zur Ranch, um dem Boss diese verdammte Nachricht zu bringen. Ich bin gespannt, wie er das verdauen wird.«

Jim Henson überquerte mit schnellen Schritten die Main Street und betrat den Mietstall, in dem sein Pferd untergebracht war. Old Joe, ein Oldtimer mit einem Holzbein, das bei jedem Schritt knarrte, kam aus seinem Verschlag.

»Was ist denn los, Deputy?«, fragte er und hielt sich seine Hose fest, denn er hatte die Hosenträger vergessen.

»Hilf mir lieber, mein Pferd zu satteln, Joe«, sagte Jim Henson. »Mark Scott wurde erschossen und ausgeraubt. Und ich will diesem Hundesohn hinterher.«

In Old Joe kam Leben. Innerhalb kürzester Zeit war Jims Rappwallach gesattelt. Dann ritt der junge Mann auch schon aus dem Livery Stable hinaus.

Kurze Zeit darauf lag die kleine Stadt Colton hinter den beiden Reitern, die ihre Pferde nicht schonten und über die Weide fegten, als wäre ein ganzer Stamm skalphungriger Apachen hinter ihnen her.

»Dort drüben ist die Stelle«, sagte der Cowboy eine halbe Stunde später. »Dort genau zwischen den Bäumen habe ich Scott gefunden. Ich reite gleich weiter, muss Big Old Hastings informieren. Oh, verdammt, das wird keine leichte Aufgabe sein. Mark Scott war sein bester Mann. Ich schätze, dass Big Old Hastings ein Dutzend Jungs in die Sättel bringen wird, um den Mörder seines Vormannes zu jagen. Versuch dein Glück, Deputy. Ich drücke dir die Daumen.«

Dann gab er seinem schweißnassen Pferd die Zügel frei und jagte auf eine Stelle zwischen zwei Hügeln zu, hinter denen die Ranch des mächtigen Cattle Kings lag.

Jim Henson verhielt noch einige Sekunden regungslos im Sattel, ehe er seinen Rappwallach antrieb. Kurze Zeit später sprang der Deputy aus dem Sattel.

Und er fand die Stelle, an der der tote Vormann gelegen hatte. Rostbraune Flecken im Gras zeigten es ihm an.

Trotz seiner Jugend verstand es Jim Henson, Fährten und Spuren zu lesen. Bald wusste er, dass Mark Scott von drei Banditen überfallen und niedergeschossen worden war.

Er nahm die Verfolgung auf, obwohl es bei der noch immer herrschenden Dunkelheit nicht einfach war. Wie ein Wolf heftete er sich an die Fährten der drei Mörder, deren Vorsprung er auf ungefähr zwei Stunden schätzte.

Meile um Meile legte der Hilfssheriff von Colton zurück. Immer wieder hielt Henson sein Pferd an, lauschte in die Nacht und sah sich nach allen Seiten um.

Alles blieb ruhig.

Die Berge kamen näher, ragten wie vorsintflutliche Ungeheuer gegen den helleren Nachthimmel. Als Jim auf eine breite Fährte traf, die von einer dahinziehenden Rinderherde gezogen worden war, wurde es schwierig, die Spuren der drei Killer nicht zu verlieren.

Mehr als einmal musste der Deputy aus dem Sattel, gab jedoch nicht auf, sondern setzte seinen Trail mit der Zähigkeit eines Wüstenwolfes fort.

Und dann lagen die Fährten der drei Killer wieder klar und deutlich vor ihm. Sie führten immer weiter in die rauer werdende Bergwelt hinein.

Felsschroffen strebten gegen den Himmel. Verkrüppelte Kiefern ragten aus Spalten. Die Vegetation wurde kärglicher.

Der Deputy ahnte, dass die drei Mörder in dieser unwegsamen Bergwildnis untertauchen wollten. Und er wusste auch, dass viele andere Männer die Jagd schon längst aufgegeben hätten.

Jim Henson dachte in diesen Sekunden an seinen Lehrmeister, einen erfahrenen Scout und Raubtierjäger, der die Rocky Mountains wie seinen Tabaksbeutel kannte. Von ihm hatte Jim sämtliche Tricks gelernt, die man in der Wildnis kennen musste, wenn man überleben wollte.

Das Gelände wurde noch rauer.

Felsbrocken an Felsbrocken reihten sich aneinander. Und dadurch wuchs natürlich die Gefahr immer mehr, in einen Hinterhalt zu geraten.

Jim Henson wusste natürlich von diesem Risiko und stellte sich darauf ein. Seine Winchester lag über dem Sattelhorn. Längst hatte er die Sicherungsschlaufe vom Revolverhahn gelöst.

Vielleicht wurde er von den drei Killern bereits erwartet. Der Körper des Deputy duckte sich leicht im Sattel. Ein unangenehmes Gefühl breitete sich in seiner Magengegend aus.

Und der zwanzigjährige Jim Henson konnte sich auf dieses instinktive Gefühl verlassen. Mehr als einmal hatte es ihm schon das Leben gerettet.

Jim zügelte seinen Rappwallach hinter einen Haselnussstrauch. Ein leichter Wind spielte mit den Blättern. Von irgendwoher kam der scharfe Schrei eines jagenden Nachtfalken.

Im Osten dämmerte bereits der Morgen. In spätestens einer halben Stunde würde es hell werden. Leichter Bodennebel wogte zwischen Felsen, Büschen und Bäumen.

Jim Henson hielt Ausschau. Doch es war fast ein aussichtsloses Unterfangen, einen Hinterhalt zu entdecken. Hinter jedem Felsen oder Baumstamm konnten die drei Killer lauern.

Und doch sagte dieser dumpfe Druck in Jims Magen, dass er den Halunken bereits sehr dicht aufs Fell gerückt war.

Langsam ritt er voller Konzentra­tion weiter, um sofort reagieren zu können.

Nichts geschah.

Nach zweihundert Yards hielt Jim Henson nochmals sein Pferd an. Er blickte zu einer Baumgruppe hinüber, die von mannshohen Felsklötzen umrahmt wurde.

Über den Bäumen kreisten über ein Dutzend Vögel. Jim konnte sie zwar kaum sehen, vernahm jedoch ihre krächzenden Laute.

Irgendjemand musste den Vogelschwarm aufgescheucht haben.

Für den Deputy stand fest, dass es die drei Mörder waren, die an dieser Stelle im Hinterhalt lagen und auf ihn lauerten.