Tödliche Schatten - Frank Callahan - E-Book

Tödliche Schatten E-Book

Frank Callahan

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Beschreibung

Der Autor steht für einen unverwechselbaren Schreibstil. Er versteht es besonders plastisch spannende Revolverduelle zu schildern und den ewigen Kampf zwischen einem gesetzestreuen Sheriff und einem Outlaw zu gestalten. Er scheut sich nicht detailliert zu berichten, wenn das Blut fließt und die Fehde um Recht und Gesetz eskaliert. Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen). »Tot oder lebendig« steht auf dem Steckbrief. Und für seinen Kopf kann man 5 000 Dollar kassieren. Doch Hank Donovan hat seine Strafe bereits abgesessen. Nun ist er wieder ein freier Mann. Wenn nur der verdammte Steckbrief nicht wäre! Noch immer sind Kopfgeldjäger auf seiner Fährte, noch immer wird Donovan erbarmungslos gejagt. Es grenzt an Selbstmord, sich in einer solchen Lage auch noch mit einem skrupellosen Raubrancher anzulegen. Hank Donovan muß verrückt sein! Der Colt bohrt sich in seinen Rücken. Die metallisch klingende Stimme des Fremden durchbricht die Stille. »Keine Bewegung, Donovan. Es würde mir leid tun, dir in den Rücken zu schießen!« Hank Donovan erstarrt. Die bleierne Müdigkeit verfliegt, und rasender Pulsschlag treibt ihm das Blut ins Gesicht. Sein Atem geht schnell und keuchend. Dann durchläuft ein Beben den schlanken Körper des Mannes. »Nimm die Hände hoch, Donovan!« Der ganz in schwarz gekleidete Mann zögert. Seine sehnige Hand liegt über dem Kolben des tiefhängenden Colts. Der Druck des Coltlaufes in Donovans Rücken verstärkt sich. Seine Hände ballen sich zu Fäusten, ehe sie langsam in Schulterhöhe gleiten. Der Fremde lacht heiser und geht dann geräuschlos wie eine Katze einige Schritte zurück. Hank Donovan wendet sich langsam um. Die Blicke seiner rauchgrauen Augen hängen an dem Fremden, dessen Gesicht von einem spöttischen Lächeln beherrscht wird, wandern dann zu dem abgegriffenen Colt, dessen Mündung drohend auf ihn gerichtet ist. »Was soll das, Buddy…?« Der Fremde lacht wieder heiser auf. Der Revolver in seiner Faust bewegt sich unruhig. »Fünftausend Dollar, Donovan«, kommt es mit erregter Stimme. »Auf deinen Kopf sind fünftausend harte Dollar ausgesetzt. Tot oder lebendig. Dieses

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Die großen Western – 210 –

Tödliche Schatten

Frank Callahan

»Tot oder lebendig« steht auf dem Steckbrief. Und für seinen Kopf kann man 5 000 Dollar kassieren.

Doch Hank Donovan hat seine Strafe bereits abgesessen. Nun ist er wieder ein freier Mann.

Wenn nur der verdammte Steckbrief nicht wäre! Noch immer sind Kopfgeldjäger auf seiner Fährte, noch immer wird Donovan erbarmungslos gejagt.

Es grenzt an Selbstmord, sich in einer solchen Lage auch noch mit einem skrupellosen Raubrancher anzulegen. Hank Donovan muß verrückt sein!

Der Colt bohrt sich in seinen Rücken. Die metallisch klingende Stimme des Fremden durchbricht die Stille.

»Keine Bewegung, Donovan. Es würde mir leid tun, dir in den Rücken zu schießen!«

Hank Donovan erstarrt.

Die bleierne Müdigkeit verfliegt, und rasender Pulsschlag treibt ihm das Blut ins Gesicht. Sein Atem geht schnell und keuchend. Dann durchläuft ein Beben den schlanken Körper des Mannes.

»Nimm die Hände hoch, Donovan!«

Der ganz in schwarz gekleidete Mann zögert. Seine sehnige Hand liegt über dem Kolben des tiefhängenden Colts.

Der Druck des Coltlaufes in Donovans Rücken verstärkt sich. Seine Hände ballen sich zu Fäusten, ehe sie langsam in Schulterhöhe gleiten.

Der Fremde lacht heiser und geht dann geräuschlos wie eine Katze einige Schritte zurück.

Hank Donovan wendet sich langsam um. Die Blicke seiner rauchgrauen Augen hängen an dem Fremden, dessen Gesicht von einem spöttischen Lächeln beherrscht wird, wandern dann zu dem abgegriffenen Colt, dessen Mündung drohend auf ihn gerichtet ist.

»Was soll das, Buddy…?«

Der Fremde lacht wieder heiser auf. Der Revolver in seiner Faust bewegt sich unruhig.

»Fünftausend Dollar, Donovan«, kommt es mit erregter Stimme. »Auf deinen Kopf sind fünftausend harte Dollar ausgesetzt. Tot oder lebendig. Dieses Geld möchte ich kassieren…«

Ein müdes Lächeln prägt Hank Donovans Gesichtszüge. Doch dann erstarrt sein braungebranntes Gesicht. In seine Augen tritt ein kaltes Flimmern. Seine Stimme klingt scharf und schneidend.

»Du bist einem Phantom nachgejagt, Buddy. Ich bin schon längst keine fünftausend Dollar mehr wert – weder tot, noch lebendig!«

Der Stranger starrt Hank spöttisch an. »Spar dir deine Story. Irgendeine Ausrede wirst du bestimmt auf Lager haben…«

Die Blicke der Männer treffen sich, tauchen ineinander. Sekunden vergehen.

»Keine Tricks, Donovan. Ich bin zu allem entschlossen. Seit Tagen bin ich auf deiner Fährte, denn ich benötige das Geld. Denke immer daran – tot oder lebendig! Deinen Steckbrief habe ich in meiner Satteltasche.«

Hank nickt langsam.

Und wieder huscht dieses müde Lächeln um seine Mundwinkel. »Ich werde längst nicht mehr gesucht, Mister. Du bist einem alten Steckbrief aufgesessen. Ich habe meine Strafe schon vor einiger Zeit im Jail verbüßt…«

Der Fremde wird sichtlich nervös. Unruhig kaut er an seiner Unterlippe. Als er den schwarzen Stetson in den Nacken schiebt, quillt blondes Haar darunter hervor.

»Du lügst«, knurrt er dann entschlossen. »Du versuchst mit diesem Märchen deinen Skalp zu retten. Doch das zieht nicht bei mir. Well, ich kann es dir nicht einmal verdenken. Der Steckbrief lautet auf Mord, Donovan. Und da kommt man mit ein paar Jahren Jail nicht davon. Deine Erklärung klingt sehr unglaubwürdig.«

Wieder nickt Hank Donovan.

»Es ist eine längere Geschichte. Ich…«

Der Fremde unterbricht ihn sofort.

»Runter mit dem Revolvergürtel. Ich bringe dich nach Tonson-City, und dort wird sich beim Marshal alles aufklären. Also los, Donovan…!«

Hank starrt auf sein Gegenüber, das nun meckernd lacht.

»Okay«, antwortet Hank mit ruhiger Stimme. »Ich will keinen Ärger, denn sonst würde nur Blut fließen. Der Marshal von Tonson-City wird dir alles bestätigen. Sorry, doch du wirst dir umsonst Hoffnung auf die ausgesetzte Prämie machen.«

Der Stranger grinst verwegen. Er fährt sich mit einer raschen Geste über den breitlippigen Mund. Mit zusammengekniffenen Augen beobachtet er Hank, der nun die Schnalle seines Revolvergürtels öffnet.

Dumpf schlägt der Waffengürtel zu Boden. Ein dünnes Lächeln liegt auf Donovans Lippen. »Zufrieden…?«

Der Fremde grinst. »Tot oder lebendig«, stößt er dann heiser hervor. »Nimm dich zusammen und gehe kein Risiko ein!«

Hank nickt. »Steig auf dein Pferd. Wir reiten nach Tonson-City.«

Hank geht zu seinem Wallach hinüber und schwingt sich in den Sattel. Er wirft einen Blick auf den Fremden, der sich nun bückt und den Revolvergürtel aufhebt.

Yeah, diesen Moment will Hank nützen, doch die kalte Stimme des Fremden läßt ihn erstarren.

»Laß es sein, Donovan. Ich schieße einer Fliege auf hundert Yards Entfernung ein Auge aus.«

Hank Donovan sitzt bewegungslos im Sattel. Der Stranger holt sein Pferd aus einem nahen Gebüsch und klettert in den Sattel.

»Vorwärts«, tönt seine barsche Stimme.

*

Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne spiegeln sich in den Fensterscheiben des Trail-Saloons.

Der wie ein Cowboy gekleidete Mann erhebt sich mit einer gleitenden Bewegung aus dem bequemen Schaukelstuhl. Sein hageres Gesicht reckt sich der Sonne entgegen.

Mit der sehnigen Hand streicht er sich dann über die langen, tiefschwarzen Haare. Tief auf den Oberschenkeln baumeln zwei schwere Colts.

Eine Welle der Gefahr geht von diesem Mann aus. Er rückt den Revolvergürtel zurecht, nimmt seinen flachkronigen Stetson vom Boden auf und setzt sich in Bewegung.

Langsam stakt er über die staubige Main Street, verweilt einige Augenblicke vor dem Saloon, ehe er die Pendeltüren öffnet und eintritt.

Der Mann tritt an den blankpolierten Tresen. Seine festen Schritte, die knarrenden Stiefel und das Klirren der Sporenräder sind nicht ungehört verhallt.

Der Wirt kommt aus der Küche und sieht den Fremden fragend an.

»Whisky«, sagt der Mann mit befehlsgewohnter Stimme und legt seinen Stetson auf den Tresen.

Der Salooner nickt und bringt das gewünschte Getränk. Die Hand des Mannes schraubt sich um das gefüllte Glas, und der scharfe Alkohol verschwindet wie blankes Wasser in seiner Kehle.

»Noch einen, Mister…?«

Der Fremde nickt. Wieder verschwindet der Alkohol in seiner durstigen Kehle.

»Kann ich sonst noch etwas für Sie tun…?«

Der Fremde stellt das Glas mit einem harten Ruck auf die Theke zurück. Seine Augen saugen sich an dem Salooner fest.

»Ich suche einen Mann«, antwortet der Fremde plötzlich. Seine Stimme bekommt einen drängenden Unterton. Er greift in seine Jackentasche und zieht ein gefaltetes Blatt Papier hervor.

Der Wirt erkennt einen schon leicht vergilbten Steckbrief. Der Fremde breitet das Papier auf dem Tresen aus.

Mord: 5 000 Dollar Belohnung. Gesucht wird – tot oder lebendig –

Hank Donovan

Nach wenigen Augenblicken schüttelt der Wirt den Kopf. Neugierig betrachtet er dann das sich unter der Schrift befindende Bild.

Er sieht einen hageren, fast hohlwangig wirkenden Mann von ungefähr dreißig Jahren mit langem dunkelblondem Haar und einem kleinen Bärtchen auf der Oberlippe.

»Sorry, Mister. Ich habe diesen Mann noch niemals gesehen. Erkundigen Sie sich doch einmal bei unserem Sheriff. Vielleicht kann er Ihnen einen Tip geben.«

Man sieht dem Fremden die Enttäuschung nicht an. Nur in seinen Augen spielen kalte Lichter.

Einer der im Saloon anwesenden Gäste tritt an den Tresen.

Er ist gut gekleidet, und es scheint sich um einen der wohlhabenden Rancher der Umgebung zu handeln.

»Darf ich einmal sehen?« fragte er freundlich. »Entschuldigen Sie, aber ich habe zufällig ihr Gespräch mitangehört.«

Sein Blick mustert den Fremden.

Ein dünnes Lächeln teilt dessen Lippen. Nickend reicht er dem Rancher den Steckbrief.

Dieser betrachtet ihn gründlich, doch dann schüttelt er ebenfalls den Kopf.

»Sorry, Mister. Der Name kommt mir zwar bekannt vor, doch…« Der Rancher fährt sich nachdenklich über die Stirn. »Vor ungefähr vier Wochen stellte ich einen Mann dieses Namens ein. Yeah, jetzt erinnere ich mich genau. Es ist auch eine gewisse Ähnlichkeit vorhanden.«

Er greift erneut nach dem Steckbrief und betrachtet ihn nochmals sehr gründlich.

Dann nickt er bedächtig.

»Dieser Steckbrief muß schon einige Jahre alt sein, Mister. Auf den ersten Blick hätte ich den Mann nicht erkannt. Well, wenn er wirklich der gesuchte Mörder ist, warum hat er dann bei mir seinen richtigen Namen angegeben…?« Der Rancher sieht den Fremden neugierig an.

Dessen Gesicht zeigt Interesse.

»Darf ich Sie zu einem Whisky einladen? Erzählen Sie mir alles, was Sie über diesen Mann wissen!«

Der Rancher blickt in die flackernden Augen des Fremden. Ein ungutes Gefühl macht sich in ihm breit.

Doch dann nickt er. Yeah, er möchte keinen Ärger mit dem so gefährlich aussehenden Fremden.

»Erzählen Sie mir von diesem Cowboy«, beginnt der Fremde erneut. »Es ist sehr wichtig für mich!«

*

Hank Donovan und der Fremde haben ungefähr fünf Meilen zurückgelegt. Bald muß die kleine Stadt Tonson-City in Sicht kommen. Der Ritt ist fast schweigend verlaufen, obwohl Hank nochmals versucht hatte, den Fremden umzustimmen.

Doch es ist vergeblich gewesen.

»Fünftausend Dollar«, antwortete der Mann immer wieder stur. »Ich brauche das Geld!«

Hank Donovan hat es schließlich aufgegeben. Er reitet einige Yards vor seinem Bezwinger. Endlich sehen sie die ersten Häuser von Tonson City.

Hank zügelt sein Pferd und schiebt den Stetson in den Nacken. Er wirft einen Blick zurück, starrt in die flackernden Augen des Fremden, der noch immer den Colt auf ihn gerichtet hat.

»Vorwärts, Donovan«, zischt er jetzt. »Die letzten hundert Yards wollen wir auch noch friedlich zurücklegen. So ist es doch, Mister…?«

Hank nickt mechanisch.

»Sicher«, antwortet er. »Sicher, Stranger. In wenigen Augenblicken wird dein Traum von fünftausend Dollars ausgeträumt sein, und du wirst dich bei mir entschuldigen müssen.«

Der Mann funkelt ihn an.

»Vorwärts«, ruft er scharf.

Bald haben sie die ersten Häuser der Town erreicht. Vor dem Sheriff’s Office springen sie aus den Sätteln.

»Los, ins Office«, knurrt der Mann nervös.

Sie gehen die wenigen Stufen empor. Der Fremde pocht an die Officetür.

»Come in«, tönt eine brummende Stimme.

Sie treten ein. Hank spürt den harten Druck des Coltlaufes in seinem Rücken.

Ein Mann mit dem Stern auf der karierten Weste erhebt sich hinter seinem Schreibtisch und rückt seinen Revolvergürtel zurecht.

Forschend mustert er die beiden Männer, deutet dann auf zwei Stühle.

»Setzen Sie sich. Was kann ich für Sie tun…«

Hank Donovan beginnt spöttisch zu grinsen. Der Fremde wird unsicher.

Er deutet auf Hank.

»Das ist Hank Donovan, Sheriff. Er wird wegen Mordes an einer Frau gesucht. Tot oder lebendig. Die Höhe der Belohnung beträgt fünftausend Dollar. Ich möchte Anspruch darauf erheben.«

Der Sheriff mustert Hank genauer. Dieser erwidert den kühlen Blick gelassen und freundlich.

Dann beginnt der Sheriff in seiner Schreibtischschublade zu suchen. Nach einigen Augenblicken findet er das Gewünschte und legt das beschriebene Blatt vor sich hin. Er liest es mehrmals durch.

»Stecken Sie endlich ihre Kanone weg«, knurrt der Gesetzesmann dann unmutig.

Er mustert Hank nochmals. »Habe ich es mir doch gedacht«, sagt er dann langsam und wirft dem Fremden einen unwilligen Blick zu. »Lassen Sie Mr. Donovan laufen. Die Sache gegen ihn ist längst überholt, er hat seine Strafe verbüßt und ist ein freier Mann. Sie sind auf einen alten Steckbrief hereingefallen.«

Dem Mann bleibt vor Staunen der Mund weit offen stehen.

»Aber, Sheriff«, beginnt er mit heiserer Stimme. »Das gibt es nicht. Ich habe…«

Der Sheriff unterbricht ihn. »Hier, lesen Sie dieses Schreiben durch.«

Dann wendet er sich an Hank Donovan, der sich alles schweigend angehört hat, und wirft ihm einen nachdenklichen Blick zu.

»Es wird nicht das erste Mal gewesen sein, Mister, daß Sie in eine derartige Situation gekommen sind. Sorry, es tut mir leid. Doch mehr konnte ich nicht für Sie tun…«

Hank nickt.

»Well, Sheriff. Dann dürfte alles geklärt sein. Außer ein wenig Zeit habe ich nichts verloren…!«

Hank wendet sich jetzt dem Fremden zu, der mittlerweile seinen Colt ins Halfter zurückgesteckt hat. Er erkennt dessen enttäuschten und bitteren Blick.

Dann zuckt er mehrmals mit den Achseln.

»Sorry, Mr. Donovan. Well, jetzt bleibt mir wirklich nichts anderes übrig, als mich zu entschuldigen. Doch jeder Mann sollte eine sich ihm bietende Chance nutzen. Sie werden das bestimmt verstehen…?«

Hank nickt bitter.

»Allright, Mister. Ich bin nicht nachtragend. Kommen Sie mit mir in den Saloon. Wir trinken einen Whisky zusammen und schließen Frieden.«

Der Mann sieht ihn lächelnd an und erhebt sich. Sie verabschieden sich vom Sheriff, der ihnen kopfschüttelnd nachblickt.

»Mein Name ist Owen Allister«, sagt der Fremde plötzlich impulsiv und streckt Hank die Hand hin. »Es tut mir wirklich leid, Mr. Donovan. Ich hatte nichts Persönliches gegen Sie. Ich wollte mir nur das Kopfgeld verdienen.«

Seine Worte verlieren sich. Wieder prägt ein müder und resignierter Zug sein Gesicht.

Hank betrachtet ihn aufmerksam.

Dann haben sie den Saloon erreicht. Hank rückt seinen Gürtel mit dem tiefhängenden Colt zurecht. Sie treten durch die Pendeltür und nehmen an einem Tisch Platz.

»Erzählen Sie mir Ihre Geschichte. Vielleicht kann ich Ihnen helfen…!«

Owen Allister blickt sein Gegenüber überrascht an.

»Helfen…?« fragt er. »He, Donovan, noch vor wenigen Minuten wollte ich Sie an den Galgen bringen. Und jetzt wollen Sie mir helfen…?«

Er schüttelt immer wieder den Kopf.

Über das hagere Gesicht von Hank Donovan huscht ein müdes Lächeln. Er legt seinem Gegenüber die Hand auf die Schulter.

»Sie scheinen in einer schlimmen Lage zu sein«, meint Hank dann ruhig. »Wollen Sie mir nicht Ihr Herz ausschütten…?«

*

»Wie heißen Sie eigentlich?« fragt der beliebte und gutmütig grinsende Rancher und blickt in das harte Gesicht des dunkelhaarigen Revolvermannes.

Dieser lächelt dünn. Dann fährt er sich über sein glattrasiertes Kinn.

»Tex Cunaway«, antwortet er schleppend. »Haben Sie diesen Namen schon einmal gehört?«

»Tex ›Black‹ Cunaway?«

»Yeah, Mister. Ich danke Ihnen, daß Sie mir alles so bereitwillig erzählt haben. Ich glaub schon, daß es sich um diesen Hank Donovan handelt, hinter dem ich her bin.«

»Der Mann machte einen guten Eindruck. Er ist nicht lange geblieben, wollte sich nur ein paar Dollars beim Frühjahrs-Roundup verdienen.«

Tex Cunaway winkt ab.

»Er ist ein Mörder, ein hundsgemeiner Mörder. Er hat meine Schwester erschossen.«

Die Stimme des Revolvermannes verliert sich. Seine Augen starren blicklos durch den Saloon. So hängt er einige Augenblicke seinen Gedanken nach.

Die erstaunte Stimme seines Gegenübers bringt ihn wieder in die Wirklichkeit zurück.

»Ihre Schwester, Mr. Cunaway…?«

Tex zuckt zusammen. Sein harter Blick trifft den Rancher, und es scheint, als habe der gefährliche Revolvermann schon zuviel von seinem Innersten offenbart.

Er gibt keine Antwort, sondern erhebt sich abrupt. Der Rancher sieht ihn mit großen, erstaunten Augen an. Tex wirft einige Münzen auf den Tisch, greift seinen schwarzen Stetson und nickt dem Rancher und dem Salooner kurz zu.

Dann verläßt er sporenklirrend den Saloon.

*

»Auf Ihr Wohl, Mr. Donovan«, sagt Owen Allister und hebt sein Glas.

Die beiden Männer trinken sich zu.

»Erzählen Sie mir von ihren Problemen, Mr. Allister, oder wollen Sie vielleicht nicht darüber sprechen…?«

Owen sieht ihn nachdenklich an. »Ich habe vor ungefähr fünf Jahren die Ranch meines Vaters verlassen. Wir hatten damals heftige Meinungsverschiedenheiten. Yeah, ich war ein junger Hitzkopf, der einfach alles besser wissen wollte, und so ritt ich eines Tages davon und versuchte mein Glück in diesem wilden Land zu machen.«

Er grinst leicht verwegen.

»Fast hätte ich es geschafft, Mr. Donovan. Well, ich hatte mir einige Dollars gespart und war schon auf dem Heimritt, als ich Banditen in die Hände fiel. Sie raubten mir den letzten Cent und pumpten mich voll Blei. Nur durch einen glücklichen Zufall kam ich mit dem Leben davon…! Zwei Monate später – ich war gerade von den Schußverletzungen einigermaßen genesen – kam ein Brief von meiner Schwester. Sie bat mich, schnellstens zurückzukommen. Daddy war krank geworden, sie hatten mehr Schulden als Haare auf dem Kopf, und ein Nachbar entpuppte sich als gewissenloser Raubrancher, der eine Ranch nach der anderen schluckt…«

Owen Allister greift nach seinem Glas und trinkt es leer.

»Ich bin sofort losgeritten«, fährt Allister fort. »Yeah, und dann fiel mir durch Zufall der Steckbrief in die Hände. Ich erkannte Sie hier in Tonson City, folgte Ihnen, und den Rest wissen Sie bereits…«

Hank nickt und betrachtet sein Gegenüber aufmerksam. Doch dieser fährt schon fort: »Ich wollte nicht mit leeren Händen zurückkommen. Fünftausend Dollar…«

»Vergessen Sie die ganze Story. Steigen Sie auf Ihr Pferd und reiten Sie schnellstens nach Hause. Sie werden dort auch ohne viel Geld freudig aufgenommen werden. Verlieren Sie keine Zeit mehr. Wer weiß, was daheim alles geschehen ist. Vielleicht ist Ihr Vater längst gestorben, und Ihre Schwester kann bestimmt die Ranch nicht allein führen. Reiten Sie, Mr. Allister…!«

Owen nickt.

»Yeah, ich werde reiten, doch…«

Er bricht ab, sein Blick streift Hank. Dieser ahnt die bitteren Gedanken seines Gegenübers.

Owen erwartet zu Hause nichts Gutes. Ein größerer und mächtiger Rancher will sein Einflußgebiet immer weiter ausdehnen und versucht, die kleineren Rancher zu vertreiben.

Und Owen traut sich nicht zu, diesen Raubrancher auf die richtige Größe zurechtzustutzen.

Diese Gedanken gehen Hank Donovan durch den Kopf. Er wirft Owen Allister einen aufmunternden Blick zu.