Ren Dhark – Weg ins Weltall 93: Freunde der Worgun - Alfred Bekker - E-Book

Ren Dhark – Weg ins Weltall 93: Freunde der Worgun E-Book

Alfred Bekker

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Beschreibung

Die politische Lage auf der Erde spitzt sich immer weiter zu. Bruder Lambert muss nicht nur die Autonomie New Yorks verteidigen, sondern auch seine Position als Kurator Terras. Den Meegs gelingt es nicht, den globalen Schutzschirm um die Erde wieder abzuschalten. Auch die Experten an Bord der POINT OF sind inzwischen ratlos. Da erhält Ren Dhark eine überraschende Nachricht von Babylon: Dort seien Besucher aus Orn gelandet – offenbar Freunde der Worgun… Alfred Bekker, Hendrik M. Bekker und Jessica Keppler verfassten diesen mitreißenden SF-Roman nach dem Exposé von Anton Wollnik.

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Seitenzahl: 364

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Ren Dhark

Weg ins Weltall

 

Band 93

Freunde der Worgun

 

von

 

Hendrik M. Bekker

(Kapitel 1 bis 6 sowie 13 bis 18)

 

Alfred Bekker

(Kapitel 7 bis 12 sowie 19 bis 22)

 

Jessica Keppler

(Kapitel 23 bis 36)

 

und

 

Anton Wollnik

(Exposé)

Inhalt

Titelseite

Vorwort

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

14.

15.

16.

17.

18.

19.

20.

21.

22.

23.

24.

25.

26.

27.

28.

29.

30.

31.

32.

33.

34.

35.

36.

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Impressum

Vorwort

Haben Sie zufällig bei der Autorenliste gestutzt und zum Vorwort zurückgeblättert? Unser neuer Autor heißt wirklich so mit Nachnamen. Ich bin ganz zufällig auf Facebook über ihn gestolpert. Wahrscheinlich kennen Sie diese »Personen, die du kennen könntest«-Liste, auf der einem ständig irgendwelche fremden Leute vorgeschlagen werden, die man meistens nie zuvor gesehen hat.

Hendrik M. Bekker kannte ich nicht, aber ich war neugierig, ob er der war, für den ich ihn hielt, also klickte ich auf sein Profil. Dort erfuhr ich, dass er schon seit einigen Jahren Romane in verschiedenen Genres wie etwa Fantasy, Horror, Krimi, Western, historische Romane sowie Science Fiction schreibt.

In meinem nächsten Telefonat mit Alfred Bekker habe ich bei der Gelegenheit gleich mal nachgehakt, ob er zufällig einen Sohn namens Hendrik hätte, was er mir bestätigte. Ein paar Tage später schickte mir Hendrik auf meine Bitte hin eine Leseprobe. Sie gefiel mir. Und so kam eines zum anderen. Im vorliegenden Band gibt er nun also sein Debüt bei REN DHARK.

Und da ich schon Facebook erwähnte: Facebook hat kürzlich von heute auf morgen meinen Account gelöscht, vermutlich, weil ich mich geweigert habe, ein Profilfoto hochzuladen. Sie behaupten, echte Menschen auf ihrer Seite haben zu wollen, aber sie verraten einem nicht, was das Vorhandensein eines Profilfotos damit zu tun haben soll. Woher wollen sie wissen, dass das wirklich ich auf dem Bild bin und nicht jemand anderes?

Vor einigen Jahren konnte man sich einfach irgendwoher ein Foto aus dem Internet laden und behaupten, dass man das sei. Bald darauf wurde die umgekehrte Bildersuche erfunden. Tauchte in den Ergebnissen das gesuchte Bild auf verschiedenen Webseiten auf, konnte man davon ausgehen, dass es sich bei der Person entweder um eine Berühmtheit handelt oder um jemanden, der ein fremdes Bild als sein eigenes ausgibt.

Mittlerweile braucht man nicht mehr auf eigene Bilder oder die Fotos anderer Menschen zurückzugreifen, wenn man ein Profilbild braucht. Selbstlernende Algorithmen sind in der Lage, aus unzähligen Fotos echter Menschen Bilder mit echt wirkenden Gesichtern zu generieren, die jedoch zu keiner existierenden Per-son gehören.

Ein Beispiel wäre die Webseite thisxdoesnotexist.com. Die Ergebnisse finde ich teilweise ziemlich beeindruckend – vor allem die menschlichen Gesichter, wenn man nicht allzu genau hinschaut. Es gibt das sogar für Katzen, Pferde, Hotelzimmer, Vasen, Kunst und vieles andere. Je mehr Originalbilder und Rückmeldungen der Algorithmus erhält, desto besser wird er. Schauen Sie sich das unbedingt einmal an, falls Sie es noch nicht kennen!

Und nun wünsche ich Ihnen viel Vergnügen mit dem vorliegenden REN DHARK-Band. Wie der Buchtitel schon andeutet, wartet eine große Überraschung auf unseren Helden, seine Gefährten – und natürlich auch auf Sie, liebe Leser.

 

Düsseldorf, im August 2020

Anton Wollnik

Prolog

Im Herbst des Jahres 2067 scheint sich das Schicksal endlich einmal zugunsten der Menschheit entwickelt zu haben. Deren Hauptwelt heißt längst nicht mehr Terra, sondern Babylon. 36 Milliarden Menschen siedelten auf diese ehemalige Wohnwelt der Worgun um, als die irdische Sonne durch einen heimtückischen Angriff zu erlöschen und die Erde zu vereisen drohte. Mittlerweile konnte die Gefahr beseitigt werden. Das befreundete Weltallvolk der Synties hat den Masseverlust der Sonne wieder ausgeglichen. Die Erde ist erneut ein lebenswerter Ort, auf dem allerdings nur noch rund 120 Millionen Unbeugsame ausgeharrt haben. Die neue Regierung Terras unter der Führung des »Kurators« Bruder Lambert hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Planeten nach dem Vorbild Edens in eine Welt mit geringer Bevölkerungsdichte, aber hoher wirtschaftlicher Leistungskraft zu verwandeln, und ist deshalb nicht bereit, die nach Babylon Ausgewanderten wieder auf die Erde zurückkehren zu lassen.

Noch im selben Jahr nimmt Ren Dhark das Angebot des Industriellen Terence Wallis an und lässt seinen Körper mit Nanorobotern behandeln, die ihn und sieben von ihm Auserwählte unsterblich machen.

Im Sommer des Jahres 2073 bekommen es die Raumfahrer mit einem Krayn namens Kharamak zu tun, der bewohnte Planeten mit tödlichen Seuchen überzieht. Er lässt Ren Dhark und dessen Begleitern keine andere Wahl, als ihn zu töten. Wieder auf dem Heimweg, werden die Terraner von den Tel dazu aufgefordert, bei der Aufklärung einer Reihe bestialischer Morde auf der Forschungswelt Reshaf zu helfen. Der Täter entpuppt sich als ein Teil des Bakterienmannes, der inzwischen auf Babylon und Terra ein regelrechtes Chaos veranstaltet. Ren Dhark gelingt es, den Bakterienmann zu besänftigen und eine für beide Seiten zufriedenstellende Einigung zu erzielen.

Während die Besatzung der POINT OF bei der Normalisierung der Lage auf der Erde hilft, bittet Marschall Bulton um Hilfe bei der Suche nach Dan Riker und dessen Verband. Dabei machen Ren Dhark und seine Gefährten eine erschütternde Entdeckung: Kharamak hat von dem Konteradmiral Besitz ergriffen und versucht mithilfe von Rikers Verband, sich aller Unsterblichen zu bemächtigen. Sie machen dem Krayn einen Strich durch die Rechnung und verbannen sein Bewusstsein in einen Hyperkalkulator, der sich nun im Keller der Point-of-Stiftung befindet.

Kurze Zeit später machen Ren Dhark und seine Gefährten eine merkwürdige Beobachtung: Überall in der in der Milchstraße verbliebenen Worgun-Technologie scheint mit einem Mal der Wurm zu stecken. Sie fliegen nach Hope, doch die Experten im Industriedom haben die Ursache für die harmlosen Störungen noch nicht gefunden.

Zur selben Zeit ereignet sich im Randbereich der Milchstraße, etwa 1.000 Lichtjahre vom Corr-System entfernt, eine gewaltige Gefügeerschütterung. Der Forschungsraumer CHARR fliegt hin, um sie zu untersuchen. Dabei stößt die Mannschaft auf eine transitierende Sonne, die die Gesetze der Physik außer Kraft zu setzen scheint. Das Volk der Oumpf wird ausgelöscht. Die POINT OF und die TALKARN, das Flaggschiff der Nogk, versuchen gemeinsam, die Sonne von einer weiteren Transition abzuhalten, doch diese rührt sich nicht mehr. Die Phänomene breiten sich allerdings langsam weiter aus.

Währenddessen errichten die Meegs im Auftrag Bruder Lamberts einen neuen globalen Schutzschirm um die Erde. Kaum sind sie abgereist, aktiviert sich dieser plötzlich von selbst und lässt sich nicht mehr abschalten. Bei der Suche nach einer Lösung stößt die POINT OF bei der Verfolgung eines verdächtigen Pyramidenraumers auf eine unterirdische Asteroidenstation, in der Artus spurlos verschwindet. Nachdem diese explodiert ist, kehrt Ren Dhark vorerst ins Sol-System zurück, wo er unter Aufsicht der Meegs den Schutzschirm beschießen lässt, der mit einem Mal aufreißt. Die Nadelstrahlen rasen auf New York zu …

1.

Im Sitzungssaal des Regierungsgebäudes in Alamo Gordo

 

»Ren Dhark möchte wieder Commander der Planeten werden?«, fragte jemand ungläubig, woraufhin ein anderes Sitzungsmitglied ausrief: »Endlich!«

»Aber was bedeutet das konkret?«

»Was wird er dann tun?«

Bruder Lambert hatte das Gefühl, dass sich etwas in ihm zusammenzog. Er fühlte sich hintergangen. Warum war dieser Schritt nicht wenigstens in irgendeiner Form mit ihm besprochen worden?

Er fühlte sich in Watte eingepackt. Nach dem Tod einer Mitarbeiterin und eines völlig durchgedrehten Mitglieds des Rates war das ein Schlag zu viel.

Der Sitzungssaal im zentralen Regierungsgebäude von Alamo Gordo war vollends ein Meer aus durcheinanderredenden Abgeordneten.

»Werden Sie zurücktreten, Bruder Lambert?«, rief jemand. Bruder Lambert atmete tief durch und bat Gott innerlich um Ruhe und Kraft. Der evangelikale Christ glaubte, die Hilfe seines Schöpfers an diesem Tag nötig zu haben.

»Bitte, meine Herren!«, ereiferte sich Sarah Meier. Die Beule, die sie bei dem Kampf mit Pierre Poirette davongetragen hatte, glühte inzwischen nicht mehr rot, sondern hatte einen zarten Blauton angenommen und verunstaltete ihr schönes Gesicht. »Bitte etwas Ordnung im Saal! Wir werden an entsprechender Stelle darüber reden können …«

Bruder Lambert spürte, wie ihm die Zornesröte ins Gesicht stieg, sodass die Pigmentflecke in seinem Gesicht deutlicher sichtbar wurden. Es gehörte nicht zu Meiers Aufgaben, im Saal für Ruhe zu sorgen, doch er musste sich zusammenreißen. Mit erzwungener Ruhe stand der Kurator der Erde auf. Er fühlte sich seltsam wackelig auf den Beinen.

Herr, gib mir Kraft!, dachte er, bevor er zu sprechen begann.

»Wenn ich die Anwesenden um Ruhe bitten dürfte!«, setzte er mit kraftvoller Stimme an. Er wusste, dass er sich zur Ruhe zwingen musste, wenn es ihm gelingen sollte, den Saal zu beruhigen. »Es gibt eine Menge zu tun, und es ist nicht sachdienlich, wenn wir uns in Themen verzetteln, die aktuell nicht auf der Tagesordnung stehen.«

Er nickte dem Vorsitzenden der Stadtratssitzung zu. Es wurde tatsächlich merklich ruhiger im Saal. Der Kurator Terras spürte die Blicke der anwesenden Ratsmitglieder auf sich, manche voller Vorfreude, andere voll Mitleid und die meisten einfach nur neugierig.

Der Vorsitzende presste die Lippen zusammen, bevor er sprach: »Meine Damen und Herren. Es sind noch wichtige Dinge zu besprechen. Wir haben noch immer mit den Problemen zu kämpfen, die durch den aktivierten Schutzschirm entstehen. Bruder Lambert hat eben noch mit Oberstleutnant Silkor gesprochen, und es sieht nicht danach aus, als wären wir in dieser Sache weitergekommen.

Deswegen haben wir nun mehrere Anträge über die Frage der Verstaatlichung einiger Agrarerzeugnisse zum Zwecke der Verteilung vorliegen.«

»Das ist eine Frechheit!«, erboste sich Bauer Sichelschmidt. »Es musste bisher niemand Hunger leiden, und schon …«

»Ja, noch nicht!«, rief jemand anderes. »Aber wer weiß, was noch kommt! Sie etwa?«

»Ausschließen können wir es doch alle nicht, oder?«, konterte Sichelschmidt unbeeindruckt.

»Vielleicht wird Ren Dhark das Problem lösen können, meint ihr nicht?«, warf ein weiteres Ratsmitglied ein. Der hagere Mann sah sich Unterstützung heischend nach allen Seiten um. »Vielleicht funktionieren die Transmitterbahnhöfe ja doch wieder, oder?«

»Oh ja, Ren Dhark wäre jetzt genau der Richtige«, stimmte ein anderer zu. »Er konnte bislang immer eine Lösung für alles finden. Warum hat er damals überhaupt den Posten des Commanders der Planeten abgegeben? Er hat seine Sache doch immer gut gemacht.«

Bruder Lambert blickte zum Vorsitzenden, der bedächtig den Kopf schüttelte. Es hatte keinen Sinn mehr, die Sitzung fortzuführen, das erkannte er nun auch. An diesem Tag würde nichts mehr entschieden werden. Zu viele Dinge, die ganz und gar nichts mit den Problemen der Erde oder dem defekten Schutzschirm der Nogk zu tun hatten, schwirrten den Ratsmitgliedern durch den Kopf. Lambert nickte dem Vorsitzenden zu, um ihm seinen Entschluss zu signalisieren.

Daraufhin klopfte dieser sichtlich erleichtert mit seinem Hämmerchen mehrfach auf die Unterlage, bis wieder Ruhe im Saal eingekehrt war. Dann sprach er: »In Anbetracht des an Ereignissen doch überreichen Tages und des tragischen Todes einer unserer Mitarbeiterinnen ist es das Beste, die heutige Sitzung zu beenden. Wir werden uns nun ausruhen und später wieder zusammenkommen, um bessere Entscheidungen treffen zu können.« Er hatte bereits nach den furchtbaren Taten von Norman Harris und Pierre Poirette die Sitzung nur ungerne fortführen wollen, aber der Kurator hatte darauf bestanden weiterzumachen. Einige Sekunden lang herrschte Schweigen im Saal, dann setzten die Ratsmitglieder ihre Unterhaltungen einfach fort. Die ersten erhoben sich und verließen in kleinen Gruppen wild diskutierend den Saal.

Bruder Lambert bedankte sich mit einem knappen Lächeln bei dem Vorsitzenden und räumte in Gedanken versunken seine Unterlagen zusammen.

Wie konnten wir dieses Interview mit Ren Dhark überhaupt empfangen? Der Schutzschirm bildet doch noch immer eine undurchdringliche Barriere, die uns vom Rest des Universums isoliert.

Grübelnd nahm Bruder Lambert seine Sachen und verließ den sich leerenden Sitzungssaal. Er lief durch die Korridore des Verwaltungsgebäudes direkt in sein Büro und schloss die Tür hinter sich. Nachdem er seine Unterlagen verstaut hatte, setzte er sich mit einem Seufzer auf seinen Stuhl.

Was für ein Tag!

Nicht lange nach Harris’ Verbrechen und vor der gescheiterten Fortsetzung der Stadtratssitzung hatte er mit Oberstleutnant Ben Silkor wegen des Problems mit dem Schutzschirm gesprochen. Dieser hatte ihm versichert, dass die Schwarze Garde täte, was sie könne. Dennoch war sie bisher nicht weitergekommen.

Lambert schrak zusammen, als seine Vorzimmerdame ohne Ankündigung eintrat. »Bruder Lambert«, legte Misses Craigner sofort los. »Ich habe eine Reihe von Anfragen für Termine und das Mannshofer Institut will …«

Der Kurator zog ein leidendes Gesicht. »Bitte, heute nichts mehr! Ich will nichts und niemanden sehen oder sprechen, und ich gebe gewiss keinen Kommentar ab. Gordian soll sich um alles kümmern. Sorgen Sie bitte dafür, dass ich heute nicht mehr gestört werde, Misses Craigner.« Er sprach ruhiger als im Sitzungssaal, doch er fühlte sich noch immer ebenso aufgewühlt.

Seine Vorzimmerdame nickte. Ohne eine weitere Frage zu stellen, ließ sie ihn allein.

Er hat diese Welt im Stich gelassen, nicht ich!, durchzuckte es Bruder Lambert. Ich bin immer für sie da gewesen, und nun wird es mir so gedankt?

Wütend stand er auf und lief unruhig in dem spärlich eingerichteten Büro herum, das einst seinem unrühmlichen Vorgänger Henner Trawisheim gehört hatte.

Was schmerzt mich wirklich?, dachte er schließlich und sah aus dem Fenster. Er atmete tief ein und aus. War es die Aussicht darauf, dass der ehemalige Commander der Planeten sein Amt wieder ausüben wollte? Nein. Nach der Entführung durch Kharamak hatte er angenommen, dass die Unsterblichen als Geheimbund enger zusammengewachsen wären – zwar nicht unbedingt zu Freunden geworden waren, aber einander doch zumindest nicht in den Rücken fallen würden. Er hatte geglaubt, dass der Respekt, den er gegenüber dem legendären Raumfahrer hegte, auf Gegenseitigkeit beruhen würde. Sich so sehr in einem Menschen geirrt zu haben, enttäuschte ihn.

Hat Ren Dhark nicht genügend andere wichtige Dinge zu tun?, fragte sich Bruder Lambert, der die Bedeutung von Ren Dharks Arbeit neidlos anerkannte. Er wäre einfach gerne vorher informiert worden. Vor allem bekam er nun das Gefühl, dass sein ursprüngliches Misstrauen gegenüber Ren Dhark gerechtfertigt gewesen war, und dass er es nie hätte fallen lassen dürfen.

Er hat mich in aller Öffentlichkeit eiskalt bloßgestellt!

So sehr sie in der Vergangenheit ihre Differenzen gehabt hatten – es schmerzte Bruder Lambert, dass er dies nicht hatte kommen sehen. Wie hatte er sich nur so irren können?

Herr, dachte Bruder Lambert, gib mir Kraft. Ich habe die Erde in große Gefahr gebracht durch den globalen Schutzschirm. Ich wollte diese Welt in einen Garten Eden verwandeln und habe ihn nun genau wie selbigen abgeschottet. Herr, was habe ich falsch gemacht?

Bruder Lamberts Blick traf den seiner schwachen Spiegelung im Fenster. Er fuhr sich durch das schüttere dunkle Haar.

Herr, bitte hilf mir in dieser schweren Stunde!, dachte er, doch dann hielt er inne.

Nein, Gott hatte ihn nicht verlassen! Gott mochte niemanden, der nur dann die Hände faltete, wenn es geboten war, mit anzupacken. Der Schöpfer allen Seins trug für so viel mehr Verantwortung als nur das gekränkte Ego eines einzelnen Mannes, ging es dem Kurator durch den Kopf. Nun war nicht die Zeit, um in Selbstmitleid zu versinken.

Bruder Lambert sah aus dem Fenster. Er hatte sich zwar wieder beruhigt, doch noch immer kreisten seine Gedanken um Ren Dhark und den globalen Schutzschirm. Oberstleutnant Ben Silkor hatte ihn erst vor wenigen Stunden darüber informiert, dass dessen technischer Stab den Schirm in absehbarer Zeit würde abschalten können.

Noch immer zeigte sich der globale Schutzschirm als silbrig schimmernde, wabenförmige Struktur am Firmament. Wie hatte Ren Dhark es bloß geschafft, den Schutzschirm zu durchdringen und auf die Erde zu gelangen? Und wenn nicht er es war: Wie hatten die Datenströme durchkommen können? Oder war das Interview gar vor Dharks Abreise aufgezeichnet worden?

2.

Claire Chabron, die die allermeisten Menschen eher unter ihrem Spitznamen Klatschtante Claire beziehungsweise »KC« kannten, sah aus dem Fenster des Konferenzraumes im Terra-Press-Hauptquartier in Alamo Gordo auf die Stadt hinunter. Hinter ihr traten die ihr unterstellten Redakteure ein und nahmen leise Platz. Die Redaktionszentrale war auch an diesem Abend noch gut besetzt.

Als die meisten anwesend waren, aktivierte die Rothaarige den Holoprojektor, der an der Decke des Konferenzraums hing. Auf dem Tisch darunter manifestierte sich ein holografisches kleines Sofa, auf dem einander zugewandt zwei Männer saßen. Der eine wirkte, als ob er jeden Moment vor dem anderen auf die Knie sinken und ihm die Schuhe küssen wollte. Der andere – ein weißblonder Mann mit braunen Augen und markanten Gesichtszügen – schien in sich zu ruhen und strahlte dabei ein unaufdringliches Selbstbewusstsein aus. Es handelte sich um niemand anderen als den legendären Raumfahrer Ren Dhark. Er erzählte von seinen Plänen, wieder Commander der Planeten werden zu wollen.

»Und was wird aus der POINT OF?«, fragte der Moderator.

Die Kameras richteten sich auf Ren Dhark, als wären auch sie auf seine Antwort gespannt.

»Wenn die Zeit reif ist«, sagte dieser lächelnd, »werde ich öffentlich die richtige Antwort auf diese Frage geben.«

An dieser Stelle pausierte KC die Aufzeichnung. Die Farbe ihres Gesichts entsprach inzwischen der ihres roten Haars – ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie wütend war.

»Ich will, dass ihr prüft, ob das eine Fälschung ist«, befahl die Neunundvierzigjährige mit lauter, fester Stimme. Sie deutete auf zwei ihrer Redakteure. »Ebenso will ich, dass ihr beide prüft, was ihr über diesen Nischensender rausbekommen könnt.«

»Natürlich, KC«, kam prompt unisono die Antwort. Anscheinend hatten die Anwesenden Joyce Simpsons Rausschmiss noch nicht vergessen.

KC nickte. Trotz ihres Spitznamens, der zugegebenermaßen nicht unbedingt die größte Seriosität ausstrahlte, legte sie großen Wert darauf, dass ihre Mitarbeiter das taten, was sie von ihnen verlangte. Als Chefredakteurin von Terra-Press auf Terra trug sie die Verantwortung für den Inhalt und die Qualität der Nachrichten. Dazu musste sie immer gut informiert sein, konnte sich jedoch leider nicht zerreißen, um überall gleichzeitig zu sein. Deshalb brauchte sie fähige, verlässliche Journalisten in ihrem Team.

Warum hat Ren Dhark sich nicht an Terra-Press gewandt oder irgendein anderes großes Medienhaus?, ging es ihr durch den Sinn. Selbst Rundfunk Utopia hätte ich noch verstanden, aber doch nicht so eine unbekannte Klitsche!

»Ich will, dass geprüft wird, ob man sich an uns gewandt hat«, formulierte sie ihre Gedanken nun als Befehl um. »Es muss einen Grund geben, dass Ren Dhark nicht mit uns geredet hat. Wir haben eine viel größere Reichweite und bei Weitem fähigere Moderatoren als diesen Amateur und Fanboy! Zudem will ich, dass die zweite große Frage geklärt wird.« Sie hielt kurz inne und spürte die Blicke ihrer Redakteure auf sich. »Ich will eine Anfrage an jedes verdammte Landefeld der Erde, ob die POINT OF irgendwo gelandet ist.«

KC deutete aus dem Fenster hinaus. Der Konferenzraum der Terra-Press-Niederlassung lag im achtundzwanzigsten Stock eines Hochhauses mit Blick auf Alamo Gordo.

»Immerhin befinden wir uns noch immer gefangen innerhalb eines Schutzschirms, von dem uns die Regierung versichert hat, dass er dicht sei – so dicht, dass wir nicht hinauskommen, weder über den Transmitterbahnhof noch mit Raumschiffen. Ja, nicht mal Nachrichten können wir empfangen, und wahrscheinlich auch keine nach draußen schicken! Ich will wissen, wo Ren Dhark sich in diesen Minuten aufhält. Hat er womöglich ein Schlupfloch gefunden? Belügt uns unsere Regierung bezüglich des Schutzschirms? Oder steckt womöglich etwas ganz anderes dahinter?«

»Du witterst eine Verschwörung?«, schloss eine ihrer Mitarbeiterinnen.

Klatschtante Claire wiegte ihren Kopf hin und her. »Nicht unbedingt, doch das muss geklärt werden. So oder so haben wir hier eine Reihe von Fragen, die die Öffentlichkeit etwas angehen. Erst einmal ist es natürlich eine Meldung, dass Ren Dhark wieder in sein altes Amt will, aber dann werden sich die Leute die Fragen stellen, an denen wir jetzt arbeiten. Bis dahin will ich Antworten, also los! Ab mit euch!«

Es kam Bewegung in die Redakteure. Sie eilten aus dem Konferenzraum. KC stand noch einen Moment allein da und sah hinunter auf die Stadt. Dann ging sie nachdenklich zurück in ihr Büro.

*

Als KC in ihrem Büro angekommen war, überlegte sie, was sie nun tun sollte. Sie wollte wissen, ob und wo sich Ren Dhark auf Terra in diesem Moment aufhielt. Es mochte gut sein, dass es eine, wenn auch nicht einfache Möglichkeit gab, den Schutzschirm zu durchdringen. Dem ehemaligen Commander der Planeten traute sie allemal zu, einen solchen Weg gefunden zu haben. Vielleicht war nichts öffentlich gemacht worden, um die Menschen nicht aufzuwiegeln. Sollte es sich um ein noch nicht sichereres Verfahren handeln, würde das nur für Unruhe sorgen. Viele würden verlangen, dass man für sie eine Ausnahme machte.

KC aber wollte Ren Dhark vor allem noch für etwas anderes: Sie wollte ein Interview mit ihm. Seine Rückkehr auf den Posten des Commanders der Planeten war eine Story, die die Menschen interessieren würde. Sie setzte sich an ihren Schreibtisch und überflog noch einmal ihre Datenfolie.

Wie war ein so kleiner, unbedeutender Sender wie Larkin News bloß an Ren Dhark als Interviewpartner gelangt? Der weißblonde Raumfahrer hielt sich mit seinen medialen Auftritten sonst immer zurück und arbeitete für gewöhnlich nur mit Profis.

KC dachte kurz an ihren Mentor Bert Stranger, der bereits mehrfach das Glück gehabt hatte, in der legendären POINT OF mitfliegen und Ren Dhark bei dessen Arbeit über die Schulter schauen zu dürfen. Wie sie ihn beneidete!

Schließlich entschied sie sich, Bruder Lambert anzurufen. Die Nummer des Kurators hatte sie sich über ein paar halbseidene Umwege besorgt, und eigentlich hatte sie nicht vorgehabt, sie allzu bald wieder zu nutzen. Immerhin wusste sie, dass Bruder Lambert sicherlich seine Vipho-Nummer ändern würde, sollte sie ihn zu oft belästigen.

Womöglich hat er das schon?, sorgte sich KC, während sie seine Nummer wählte. Wie erwartet, nahm er den Anruf nicht an. Sie probierte es noch ein weiteres Mal, dann gab sie auf. Es wäre auch zu leicht gewesen, dachte sie.

»Entschuldige, KC«, kam mit fragendem Blick ihr Redakteur herein, dem sie die Aufgabe gegeben hatte, alle Landeplätze abzuklappern, um etwas über den Verbleib der POINT OF herauszufinden.

»Ja, was hast du?«, fragte die 1,60 Meter große Frau erwartungsvoll und sah zu dem Mann auf.

»Ren Dhark ist nicht auf Cent Field gelandet«, erwiderte dieser und setzte sich ihr gegenüber.

»Dafür kommst du extra zu mir? Mit weniger als nichts?« KC schaute ihn auf eine Weise an, die deutlich machen sollte, dass sie mehr von ihren Redakteuren erwartete. Sie wusste, dass er dabei gewesen war, als sie Joyce Simpson gefeuert hatte. Das hatte hoffentlich gewirkt, um ihre Mitarbeiter auf Trab zu halten.

»Nein nein, nicht mit weniger als nichts.« Er hob beschwichtigend die Hände. »Ich habe ein bestätigtes Nichts! Lass es mich dir erklären: Larkin News ist eine Sackgasse, eine kleine, unbedeutende Nachrichtenagentur. Da mauert man, die eigenen Quellen betreffend. Aber die POINT OF muss ja irgendwo sein, oder? Ren Dhark ist nie ohne sein Schiff unterwegs. Außerdem ist dieser Ringraumer ja nicht unbekannt.«

»Jetzt rede nicht so lang um den heißen Brei herum!«, forderte KC ihn leicht entnervt auf.

»Keiner hat ihn gesehen. Ich meine: wirklich keiner! Ich habe alle möglichen Informanten angezapft, bei Raumhäfen angefragt und auch ein paar Gefallen eingefordert, um herauszubekommen, ob unsere Promis in einer Einrichtung gelandet sind, die es nicht melden würde. Die Regierung hat da ja durchaus ihre eigenen Landeplätze, aber nirgendwo wurde der legendäre Ringraumer gesichtet.«

»Hast du es bei der Point-of-Stiftung probiert? Immerhin wohnen die Besatzungsmitglieder dort auch.«

»Man möchte keinerlei Kommentar abgeben, weder über die Anwesenheit noch Abwesenheit. Man würde grundsätzlich keine Auskunft dieser Art erteilen«, zitierte der Redakteur.

KC nickte sichtlich verärgert, wenn auch nicht überrascht. »Natürlich.« Sie sah ihn nachdenklich an. »Setz ein paar Leute darauf an, die die Point-of-Stiftung rund um die Uhr im Auge behalten. Wenn ein Besatzungsmitglied auftaucht, wenn es irgendwo in der Umgebung gesehen wird, will ich, dass ihr euch an dessen Fersen heftet, klar?«

Sie wusste, dass sich ihre Idee als Schuss ins Blaue erweisen könnte, aber es war immerhin etwas und würde einigen Journalisten etwas zu tun geben.

»Natürlich, KC.« Ihr Mitarbeiter erhob sich. »Sonst noch etwas?«

»Nein, aber schick mir Josh! Ich will wissen, wie es mit der Echtheit des Videos aussieht.«

»Klar, sofort.« Eilig verließ er das Büro seiner Vorgesetzten.

Klatschtante Claire musste nicht lange warten, bis Josh den Raum betrat. »Gibt es schon finale Aussagen zur Echtheit?«, kam sie gleich zur Sache.

Josh trug eine Datenfolie in der Hand. »Wir haben einige Analysen des Bild- und Tonmaterials vorgenommen, und die Aufnahmen sehen echt aus.«

Für KC war es noch immer schwer vorstellbar, dass Ren Dhark trotz des Problems mit dem globalen Schutzschild wieder auf der Erde weilte und dass er die Raumfahrt aufgeben wollte, um sich wieder im wahrsten Sinne irdischen Problemen zuzuwenden.

»Gibt es eine Möglichkeit, dass es sich um einen Imitator handelt?«, griff sie nach dem letzten Strohhalm. »Jemand, der ihm ähnlich sieht? Da muss man keine Bildbearbeitung betreiben.«

Josh schüttelte den Kopf. »So was ist zwar theoretisch möglich, aber du weißt, dass ich mich mit der Verifizierung von Bildmaterial auskenne. Das ist echt. Da bin ich mir zu neunundneunzig Prozent sicher. Es sei denn, Mister Dhark hat einen Zwilling, von dem wir noch nichts wissen und den man all die Jahre geheim gehalten hat.«

KC seufzte. »Gut, ich gebe mich geschlagen.«

Josh nickte und ließ sie allein.

Mit den Fingern fuhr sie sich durch die kurzen roten Haare und entschied sich dann, das Interview noch einmal abzuspielen. Sie sah es sich noch zweimal an, bevor sie genug hatte. Methodisch ging sie ihre Gedanken durch: Ren Dhark hatte sich noch nie weit von seinem Raumschiff entfernt aufgehalten. Es war gewissermaßen ein Zuhause für ihn. Er war nicht auf dem Raumhafengelände Cent Field gelandet, aber die interviewte Person war eindeutig er.

Da musste KC sich auf die Expertise ihrer Leute verlassen, und das tat sie auch. Schließlich hatte sie manche dieser Redakteure selbst eingestellt. Wenn es sich bei dem Interview um keine Fälschung handelte, hieß das, Dhark musste sich auf der Erde aufhalten.

Die Transmitterbahnhöfe funktionierten aber ebenso wenig wie die Raumfahrt. Beides wurde durch den globalen Schirm geblockt. KC wusste jedoch, dass die POINT OF etwas ganz Besonderes war. Niemand konnte sagen, ob der legendäre Ringraumer, im Gegensatz zu den anderen terranischen Raumschiffen, den Schirm nicht vielleicht doch durchdringen konnte.

Natürlich konnte es auch sein, dass die POINT OF Ren Dhark lediglich abgesetzt hatte und dann wieder abgeflogen war. Allerdings bezweifelte KC das. Für ebenso unwahrscheinlich hielt sie es, dass Dhark auf einmal dem Weltraum den Rücken kehren wollte, um wieder in die Politik zu gehen. Dieser Mann mochte sich um das Schicksal der Erde zwar sehr sorgen, doch den Weltraum würde er niemals einfach aufgeben!

Da war KC sich sicher. Es stank gewaltig bis zum Himmel. Es gab hier eine Story, die die Leute etwas anging – ganz gleich was manche davon hielten. Und Claire wäre nicht die berühmt-berüchtigte »Klatschtante«, wenn sie diese nicht ans Licht bringen würde.

Ren Dhark hielt sich vielleicht nicht in New York auf, Iondru jedoch sehr wohl. Auch wenn sie über den Gründer der Bewegung Freie Bürger New Yorks bei ihren Recherchen nur wenig erfahren hatte, eines allerdings wusste sie mit Sicherheit: Er war jemand, der Dhark kannte.

KC verließ ihr Büro und winkte die nächste Mitarbeiterin heran. Sie brauchte einen Moment, um sich an deren Namen zu erinnern. Clementine Vester, ging es ihr durch den Kopf. So heißt die Frau. Sie hat einen wirklich guten Artikel über den Wiederaufbau von Guernicas Natur durch das Frosolnius-Institut geschrieben.

»Schau mal, ob du etwas über Iondru herausfindest, einen Freien Bürger New Yorks. So schnell es geht!«, instruierte KC die Redakteurin und kehrte in ihr Büro zurück, wo sie sich wieder an ihren Schreibtisch setzte, um ebenfalls ein paar Recherchen anzustellen. Sie wählte ein paar Vipho-Nummern, um Erkundigungen einzuholen.

*

Nach einer knappen Stunde erfolgloser Anrufe lehnte sich KC auf ihrem Stuhl zurück, als Clementine Vester hereinkam.

»KC, ich hab dir ein wenig Material zusammengestellt«, eröffnete die Redakteurin und rief ein Bild Iondrus auf dem Bildschirm von KCs Suprasensor auf. Ein wohlproportionierter Mann mit ziemlich heller Haut war zu sehen. Seine dunklen Haare ließen seine graublauen Augen noch stärker zur Geltung kommen.

»Hübsch«, bemerkte KC, »aber ich weiß längst, wie er aussieht.«

Clementine zuckte mit den Schultern. »Irgendwie etwas zu gut, beinahe künstlich. Darum geht’s jedoch nicht. Ich habe mal nachgeschaut. Er ist einer der bedeutendsten Freien Bürger New Yorks.«

»Ja ja, jeder soll nach seinen Fähigkeiten dem Gemeinwohl dienen. Sag mir etwas, das ich nicht weiß, Clementine!«

Die Angesprochene grinste selbstzufrieden. »Er hat sich im November 2070 mit Ren Dhark getroffen. Die beiden scheinen kein gutes Gespräch gehabt zu haben. Ich habe einen Zeugen. Es ist nur eine dünne Verbindung zwischen beiden und eine schwache Spur …«

»Aber immerhin ist es eine Spur. Die wichtigste Frage hast du mir allerdings nicht beantwortet: Wo findet man Iondru? Ich habe versucht, an seine Nummer zu gelangen oder wenigstens an einen Tipp, doch niemand konnte mir so recht helfen.«

»Weißt du, dass es unten im Flatiron Building ein Café gibt?«

KC zuckte mit den Schultern. »Kann sein.«

»Da soll er regelmäßig gesehen worden sein.«

Klatschtante Claire grinste nun ebenfalls. Sie beugte sich vor und legte ihre Finger auf die Sensorfelder ihres Viphos. »Ich muss Pinto anrufen. Das war gute Arbeit, Clementine.«

»Wieso Iondru?«, fragte die junge Frau nun. »Wieso er?«

KC hielt kurz inne. »Also gut. Die anderen Medien konzentrieren sich aktuell auf Ren Dhark. Sie lassen das kurze Interview rauf und runter laufen und interpretieren da was weiß ich alles rein. Nicht mehr lange, und ihnen geht der Stoff vollends aus. Iondru hingegen ist eine neue Quelle, jemand, der mit Dhark zu tun hat und der vielleicht mehr weiß. Was auch immer es mit dem Auftritt von Ren Dhark auf sich hat, wir müssen zusehen, dass wir an Dhark herankommen, bevor es die anderen tun. Wir wissen nämlich immer noch nicht, wo er steckt.«

Clementine nickte nachdenklich. »Iondru könnte uns vielleicht etwas über das Bekennerschreiben erzählen. Angeblich stecken die Freien Bürger New Yorks nicht hinter dem Problem mit dem globalen Schutzschirm, doch behaupten kann man viel, wenn der Tag lang ist.«

KC nickte. »Wenn wir Iondru finden, sollten wir ihm auf jeden Fall diesbezüglich auf den Zahn fühlen. Meiner Erfahrung nach haben so hübsche Unschuldsgesichter nicht selten irgendetwas zu verbergen.«

»KC?«, fragte nun Clementine, bevor sie das Büro ihrer Chefin verlassen wollte.

»Ja?«

Clementine schien ihren ganzen Mut zusammenzunehmen. »Ich will mit nach New York.«

KC wollte sofort Nein sagen, doch dann fragte sie: »Wieso?«

»Weil ich eine gute Journalistin bin, weil du den Tipp von mir hast und ich dadurch ein Recht habe, an der Story beteiligt zu werden, und weil ich ehrlich gesagt einfach neugierig bin. Diese Ren-Dhark-Geschichte ist das nächste große Ding, und ich weiß, es ist deine Story, aber ich will dabei sein.«

KC nickte. »Pack deine Sachen, wir brechen gleich auf. Vielleicht lernst du ja noch was.« Engagierte Journalisten, denen es um die Sache ging, nicht bloß um die Karriere, schätzte sie.

Clementine Vester stand kurz wie angewurzelt da. Sie schien überrascht zu sein, dass sie ihre Chefin so schnell überzeugt hatte, dann nickte sie zackig, sodass es beinahe aussah wie ein Salut. Eilig verließ sie das Büro.

KC schaute ihr kurz nach, bevor sie wieder auf den Bildschirm ihres Suprasensors starrte. Iondru stellte nach wie vor ein Mysterium für sie dar – ein Rätsel, das genauer anzusehen sich lohnte.

Sie wählte eine Vipho-Nummer. Auf dem Bildschirm erschien wenige Sekunden später das Gesicht ihres Kameramanns Pinto Rhanui.

Der Filipino grinste sie an. »Ich dachte mir nach dem Auftritt von Ren Dhark schon, dass es bald Arbeit für mich gibt. Die Kamera ist bereit, mein Zeug gepackt. Wo geht’s hin? Wen interviewen wir?«

»Das verrate ich dir unterwegs. Wir brechen nach New York auf und statten den Freien Bürgern mal einen Besuch ab.«

3.

»Verdammt!«, brummte Oberstleutnant Ben Silkor, als er sich beim Aufstehen heftig an einer Kante stieß. Er war einfach zu groß, um selbst in die Eingeweide der Aggregate zu klettern, die den nogkschen Schutzschirm erzeugten. Er hatte sich von einem seiner Techniker zeigen lassen, woran sein technischer Stab seit Tagen arbeitete, während er selbst ein anderes Teilprojekt beaufsichtigte.

Silkor trug die Verantwortung für den globalen Schutzschirm und versuchte noch immer, ihn abzuschalten. Vor seiner Karriere bei der Schwarzen Garde hatte er Maschinenbau studiert und seine Dissertation über die Kombination von terranischer und nicht terranischer Technologie geschrieben. Die Technologie der Nogk, die für die Aufrechterhaltung des Schirmes genutzt wurde, stellte selbst die klügsten Köpfe auf der Erde vor ein Problem.

Natürlich hatten die Meegs Silkor und sein Team in die Steuerung des Schutzschirms eingewiesen. Das half den Terranern allerdings im Augenblick nicht weiter, denn weder wussten sie, wieso der Schirm undurchdringlich geworden war, noch gelang es ihnen, diesen abzuschalten.

Ben Silkor verabschiedete sich von seinen Leuten und machte sich auf den Weg zurück zum Kommandoraum. Er warf einen Blick auf sein Vipho. Er hatte eine Nachricht von Major Annabella Biondi erhalten. Die attraktive Blondine und er waren seit einiger Zeit liiert, was zugegebenermaßen nicht professionell war, da sie unter ihm diente. Deswegen hielten sie zu Dienstzeiten jeglichen Kontakt auf rein beruflicher Ebene.

Bella, wie er sie privat nannte, hatte ihm geschrieben, wann sie an diesem Tag Feierabend machen würde. Es seien nur noch Kleinigkeiten zu erledigen. Ihr Versuch, das System zu manipulieren, habe leider ebenso wenig gebracht wie sein eigener, doch sie würde nicht aufgeben.

Silkor schürzte nachdenklich die Lippen. Auch er dachte keine Sekunde lang daran, das Handtuch zu werfen. Er plante, mit einigen seiner Leute an einer Stelle das System bewusst zu beschädigen, um hoffentlich eine Reaktion bei dem Schutzschirm zu erzielen, die sie möglicherweise würden ausnutzen können. Dazu hatten sie eine Leitung identifiziert, die vielleicht für die Regulierung des Energieflusses eines anderen Moduls zuständig war. Allerdings hatten sie nun einige Testläufe gemacht und nichts entdeckt, was diese Theorie stützte. Sie konnten nicht wirklich sicher sein, ob es ihnen damit gelingen würde, die Energiezufuhr dauerhaft zu unterbrechen.

Darum hatten es die Wissenschaftler und Techniker vorerst bei kleineren Versuchen belassen. Sie konnten schließlich nicht einfach so lange auf der Technologie der Nogk herumschlagen, bis diese kaputtging.

Nicht, dass wir das nicht in Betracht gezogen hätten!, ging es Ben bitter durch den Sinn. Es war frustrierend für ihn, dass sein Stab und er bereits seit Tagen feststeckten. Die Technologie war ihrem Verständnis der Physik einfach zu weit voraus.

»Keinen Erfolg gehabt, Sir?«, begrüßte Sergeant Ian Buchanan seinen Vorgesetzten, als dieser verschwitzt und dreckig den Kommandoraum betrat.

Silkor nickte nur. Trotz seiner nur fünfundvierzig Jahre fühlte er sich seit einigen Tagen gut dreimal so alt. Es lag einfach daran, vor einem Problem zu stehen, das man zwar begriff, aber nicht lösen konnte. Er wusste, dass er bald eine Pause machen musste, um seine Konzentrationsfähigkeit nicht zu gefährden.

»Wir könnten einfach den ganzen Abschnitt in die Luft jagen, Sir«, schlug Ian Buchanan mit einem müden Lächeln vor, doch Silkor schüttelte den Kopf.

»Glauben Sie mir«, erwiderte der Oberstleutnant, »das würde ich sehr gerne. Aber was dann? Stellen Sie sich vor, wir verändern das Spektrum, in dem der Schild filtert. Bisher lässt er das Sonnenlicht durch, sodass wir genug für die Energiegewinnung wie auch für die Pflanzen haben.

Stellen Sie sich nun vor, wir versauen es, und das gefilterte Spektrum ändert sich! Strahlung besteht auch nur aus Teilchen. Wenn der Schirm keine Raumschiffe mehr durchlässt, kann er womöglich auch so eingestellt werden, dass er uns in Dunkelheit hüllt. Oder das Spektrum verschiebt sich so weit, dass ein Großteil der Pflanzen nicht mehr wächst. Ich bin lieber auf dieser Kugel eingesperrt, als dass wir auch noch herausbekommen müssen, wie wir alle mit Sauerstoff versorgen.«

»Was mich sehr beschäftigt«, offenbarte Ian Buchanan, »ist, dass die eigentlichen Abschaltmechanismen völlig intakt zu sein scheinen, Sir.« Er reichte seinem Vorgesetzten eine Datenfolie mit verschiedenen Notizen zu den aktuellen Versuchen, den Schirm abzuschalten.

»Nur, dass diese Mechanismen nicht funktionieren, Sergeant!«, gab Silkor zurück.

»Aber vom technischen Standpunkt aus sollten sie das, Sir. Die Aggregate sind in Ordnung. Ich frage mich, ob es … Absicht ist.«

Überrascht sah Silkor von der Datenfolie auf. »Inwiefern?«

Sergeant Buchanan zuckte mit den Schultern. »Vielleicht sind die Teile defekt. Ich meine, von Anfang an, denn es hat sich nichts geändert. Wenn etwas kaputtgegangen wäre …«

»… hätten wir es vielleicht gar nicht gemerkt«, beendete Silkor den Satz für ihn. »Sagen Sie den Teams, ihre Versuche sind alle genehmigt.« Er reichte Ian Buchanan seine Datenfolie zurück. Die Berichte waren alle nur kurz und ließen sich im Grunde so zusammenfassen, dass niemand ernsthafte Fortschritte gemacht hatte. Einige der Techniker hatten neue Ideen eingereicht und baten um Autorisierung für neue Versuche. »Die sehen alle gut aus. Wir müssen einfach weiterarbeiten.«

Er versuchte dabei so viel Zuversicht auszustrahlen wie möglich, doch er wusste, dass er seine Leute nicht groß zu motivieren brauchte. Sie dienten nicht umsonst bei der Schwarzen Garde.

»Ach, was ich Sie noch fragen wollte«, fiel Silkor ein. Ian Buchanan hielt inne. »Konnten Sie irgendeinen Hinweis auf ein Eingreifen in die Systeme des Schutzschirms seitens der Freien Bürger feststellen?«

Sergeant Buchanan schüttelte den Kopf. »Leider nichts, Sir. Alles ist so, wie die Meegs es uns hinterlassen haben.«

»Schade«, seufzte Silkor und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Der Drohbrief bereitete ihm nach wie vor Sorgen, da neben den bestehenden Problemen mit diesem der politische Druck wuchs.

»Was hatten Sie sich erhofft, Sir?«, hakte Buchanan nach.

»Wir könnten jemanden, der zur Manipulation des nogkschen Schirms in der Lage ist, gut bei der Schwarzen Garde gebrauchen. Ich meine, wenn die Autoren des Drohbriefs den Schirm verdunkeln können, könnten sie ihn vielleicht auch abschalten.«

»Wir könnten ja einen Aushang machen, Sir. Vielleicht meldet sich jemand auf die Stellenbeschreibung.«

»Ich befürchte, derjenige arbeitet bereits für jemand anderen und verdient erheblich mehr, als wir es uns leisten könnten.«

Ian Buchanan ließ seinen Vorgesetzten nach einem zustimmenden Nicken allein im Kommandoraum zurück. Alle im Team waren damit beschäftigt, ihren eigenen kleinen Projekten nachzugehen, die auf die eine oder andere Weise helfen sollten, den Schirm abzuschalten.

Ben Silkor saß einen Moment nachdenklich da und starrte auf die Bildschirme der Suprasensoren. Er verfolgte die schwankenden Werte, die die Messinstrumente in den Aggregaten in Echtzeit übertrugen. Seiner Theorie zufolge versuchte das System, das den Schutzschirm aufrechterhielt, ständig, Unregelmäßigkeiten in der Felddichte auszugleichen. Bislang war es ihm nicht gelungen, ein Muster zu erkennen oder gar Schwachstellen durch Berechnungen vorauszusagen.

Der Oberstleutnant begann, ein wenig zu recherchieren. Wenn es doch keine leere Drohung aus New York gewesen war, gab es vielleicht jemanden, der mehr wusste als die Experten der Schwarzen Garde. Silkor war inzwischen bereit, nach jedem Strohhalm zu greifen, den er bekommen konnte. Er tätigte ein paar Anrufe bei Freunden sowohl der Schwarzen Garde als auch bei der Polizei.

Das Gespräch mit dem Sergeant hatte ihn auf eine Idee gebracht: Was war mit jenen, die nicht bei der Schwarzen Garde angenommen worden waren – die man nicht gewollt hatte oder die aus anderen Gründen ausgeschieden waren?

Trotz der Abschirmung vom Rest des Universums funktionierte zumindest das planetare Datennetz noch hervorragend, und so suchte er nicht nur in Verbrecherkreisen. Er überprüfte auch Abschlussarbeiten und Forschungen privater Firmen, jeden, der sich in den letzten Monaten in irgendeiner Form nennenswert mit Nogk-Technologie beschäftigt hatte. Immer wieder kratzte er sich gedankenverloren an seinem struppigen, pechschwarzen Bart.

Leider war seine Suche nicht ergiebig. Er fand den einen oder anderen Techniker, der sich mit Nogk-Technologie beschäftigt hatte, doch war niemand dabei, der entweder qualifizierter war als der technische Stab der Schwarzen Garde oder sich wenigstens im weitesten Sinne mit Themen befasst hätte, die mit dem Energieschirm zu tun hatten.

Hatten womöglich die Meegs doch einen Fehler gemacht? Oder aber hatten die Terraner sie in irgendeiner Form verärgert? Wer konnte einen Nutzen daraus ziehen, die Erde in ihrem eigenen Schutzschirm einzuschließen?

Es war ja nicht so, als wäre die Menschheit damit komplett handlungsunfähig. Es blieben noch immer Babylon, Eden, Bel Air sowie die Unabhängigen Siedlerwelten übrig und natürlich auch die Einrichtungen auf dem Mond und dem Mars.

Es musste sich um eine unvorhergesehene Fehlfunktion handeln. Oder hatte womöglich Sergeant Buchanan recht, und es war kein Fehler, sondern eine bisher unbekannte Funktion des Schirms? Lag es am Ende doch an einem Bedienfehler? Immerhin war diese Technologie allem, was die Terraner bisher selbst entworfen hatten, weit voraus. Sie hatten manches Mal nicht mehr als ein rudimentäres Verständnis dessen, was die Anlage machte.

Silkor schüttelte den Kopf, um die Gedanken klar zu bekommen. Da seine wiederholten Recherchen ihn nicht sonderlich weiter brachten, erhob sich der hochgewachsene Mann und streckte sich. Er fuhr sich mit der Hand über die Glatze.

Es hilft alles nichts, dachte er und verschaffte sich im Kommandoraum ein wenig Bewegung. Wie ein gefangenes Tier in seinem Käfig ging er auf und ab. Es gab niemanden auf der Erde, der mit der Technologie der Nogk besser umzugehen wusste als die gut fünfzig Männer und Frauen unter seinem Kommando.

»Mit Verlaub, Sir, Sie werden noch ein kreisrundes Loch in den Boden laufen«, bemerkte Sergeant Buchanan, der inzwischen zurückgekehrt war.

Ben Silkor lächelte erst und musste dann ehrlich und breit grinsen. »Wenn es helfen würde«, erwiderte er. Notfalls würde er auch unkonventionelle Wege gehen, um eine Lösung zu finden, da war er sich sicher. Zu viel stand für die Menschheit auf dem Spiel.

4.

Annabella Biondi fuhr mit ihrem Finger langsam über Ben Silkors Glatze hinab zu seinem struppigen Bart. »Ich glaube, da ist ein graues Haar«, sagte sie sanft. Ihr nackter, wohlgeformter Körper war an seinen geschmiegt. Das Licht in ihrer Wohnung war gedämpft, draußen war es schon dunkel, sodass man das silberne Schimmern des noch immer aktiven Schutzschirms am Horizont besser sah als am Tag.

Schmunzelnd vergrub er seine Hand in ihrer blonden Mähne. Ihre Haare waren noch ganz durcheinander. »Ich könnte es mir ja färben. Meinst du, ein roter Akzent würde meinem Bart stehen?«

Bella lachte. »Eigentlich finde ich das graue Härchen ziemlich heiß. Es verleiht dir so etwas Seriöses und Erfahrenes«, schnurrte sie und deckte seinen Hals bis herunter zur Brust mit Küssen ein. Als sie merkte, dass er sich anspannte – und das nicht in der von ihr beabsichtigten Weise –, hielt sie inne. Sie sah auf, folgte seinem Blick. »Was ist?«, erkundigte sie sich besorgt.

Ben schaute zum Bildschirm an der gegenüberliegenden Wand seines Schlafzimmers. Bella und er hatten ihn nur auf stumm geschaltet und dann vergessen, weil sie nach einem langen und frustrierenden Tag beide dringend die Nähe des anderen gebraucht hatten. Nun lief dort ein Interview.

Während Bella noch versuchte zu begreifen, was sie dort sah, hatte Ben den Ton schon längst aufgedreht.

Der Mann, der dort sprach, hatte kurz eine Pause gemacht, bevor er fortfuhr: »… möchte ich nun wieder das Amt des Regierungschefs als Commander der Planeten übernehmen.«

»Das ist Ren Dhark!«, stellte Bella verblüfft fest.

»Ja, das wird ein politischer Tsunami«, sagte Ben. »Bruder Lambert wird jetzt nicht mehr von meiner Seite weichen. Der Mann braucht jetzt Ergebnisse, er braucht jetzt einen Schirm, der funktioniert, wie er es beabsichtigt hat, sonst befindet er sich politisch auf sehr dünnem Eis.«

»Denkst du, er könnte sein Amt an Ren Dhark verlieren? Die Leute mögen den Kurator, und er hat sich immer sehr für Terra eingesetzt«, erwiderte Bella.

Ben zuckte mit seinen breiten Schultern. »Ich glaube, dass es die Regierung beschäftigen wird. Bruder Lambert wird Angst haben davor, abgewählt zu werden, und das allein wird dazu führen, dass er uns Feuer unter dem Hintern macht.«

»Du denkst, dass er so sehr an seiner Macht hängt?«, fragte Bella und schmiegte ihre schlanke Gestalt an ihn.

Silkor antwortete nicht gleich, sondern lauschte erst noch dem Ende des Interviews.

Dann schien er sich an ihre Frage zu erinnern. »Was? Was hast du gesagt?«

»Ach nichts«, murmelte sie und vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter, sodass ihre blonden Haare ihre Worte dämpften.

»Nein«, beharrte er und hob sanft ihr Kinn an, »was hast du gesagt?«

»Ob du denkst, dass Bruder Lambert so sehr an der Macht hängt, wenn du Sorge hast, dass er nun noch mehr auf dich eindringen wird.«

Der Oberstleutnant wiegte seinen Kopf nachdenklich hin und her. »Nein, ich denke, Bruder Lambert will das Beste für die Erde. Dafür muss er aber an der Macht bleiben. Also kommt man zum gleichen Ergebnis: Er braucht jetzt einen Erfolg, was den Schirm betrifft.«