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Ein Erstkontakt, der schief ging? Eine Entführung oder eine Gefangennahme? Vertuschungsmanöver und der Ausdruck arroganter Macht? Die Crew der Ikarus sieht sich einer gefährlichen Situation ausgesetzt und obgleich wohlmeinende und ehrliche Menschen auch in diesem System darum kämpfen, dass die Wahrheit ans Licht kommt, bleibt die Lage unübersichtlich und herausfordernd. Wer in den Ränkespielen um Macht und Wahrheit am Ende die Oberhand behält, ist noch lange nicht raus, und die Mannschaft um Captain Sentenza sieht sich vor viele Fragen gestellt – nicht zuletzt in Bezug auf die eigene Rolle, die man in dieser Situation zu spielen gedenkt.
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Seitenzahl: 129
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Impressum
Prolog
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Der Rettungskreuzer Ikarus des Freien Raumcorps wird dafür eingesetzt, in der besiedelten Galaxis sowie jenseits ihrer Grenzen all jenen zu helfen, die sich zu weit vorgewagt haben, denen ein Unglück zugestoßen ist oder die anderweitig dringend der Hilfe bedürfen. Die Ikarus und ihre Schwesterschiffe sind dabei oft die letzte Hoffnung bei Havarien, Katastrophen oder gar planetenweiten Seuchen. Die Crew der Ikarus unter ihrem Kommandanten Roderick Sentenza wird dabei mit Situationen konfrontiert, bei denen Nervenstärke und Disziplin alleine nicht mehr ausreichen. Man muss schon ein wenig verrückt sein, um diesen Dienst machen zu können – denn es sind wilde Zeiten …
Jane schaute auf den zuckenden Körper von Simmons, der vor ihren Augen starb, und erwartungsgemäß empfand sie bei diesem Anblick nicht viel mehr als ein leichtes Bedauern. Sie hatte eine Hand auf seine Schulter gelegt, eine scheinbar menschliche Geste, aber es war mehr eine Möglichkeit, durch die Vorspiegelung von Mitgefühl Zeit für eigene Überlegungen zu gewinnen. Sie hatten Simmons verbunden und ihm Medikamente gegeben, dennoch hatte sich die Infektion in seinem Körper ausgebreitet und sie hatten kein Mittel gehabt, diese aufzuhalten.
Es war recht eklig und bestimmt auch traurig, vor allem für den Sterbenden. Das war es ja meistens.
Die anderen Männer und Frauen der Truppe standen so da, sicherten nach außen, warfen nur gelegentliche, fast verstohlene Blicke auf den Sterbenden, der immer noch ein undefinierbares Gurgeln und Stöhnen ausstieß. Simmons hatte die stärksten Schmerzmittel erhalten und dürfte eigentlich völlig taub sein, aber trotzdem litt er unter Qualen, die sich keiner richtig vorstellen konnte.
»Gibt es Meldung vom Transporter?«, fragte sie den Piloten des Shuttles, der in seinem Fahrzeug saß, als Einziger zurückgeblieben – und erkennbar froh deswegen.
»Sie haben die Bestätigung geschickt und den Anflug abgebrochen«, hörte sie die erwartete Antwort.
Als es losgegangen war mit den Angriffen, als sie Zeugen der Transformation oder Infektion geworden waren, hatte Jane Smith sehr schnell reagiert und die entsprechenden Befehle gegeben. Ihr Problem war nicht, Verluste in Kauf zu nehmen – jeder, der das Geld des Konsortiums nahm, wusste, dass damit gewisse Risiken einhergingen. Aber sie musste nach gewissen Effizienzkriterien vorgehen, und sinnlos teuer ausgebildete Soldaten zu verschwenden, war alles andere als effizient. Der Tod von Simmons war bereits ein Kostenfaktor, wenngleich zu verschmerzen. Wenn er der Einzige blieb.
Simmons röchelte noch einmal, dann war er ganz still.
Es gab keine Notwendigkeit einer langwierigen Untersuchung, der Mann war tot, und das, wenn sie nicht alles täuschte, nicht für lange.
Jane Smith hatte im Verlaufe ihrer Karriere viele Dinge erlebt und gegen viele Gefahren gekämpft: die Milizen anderer Konzerne, die Sicherheitskräfte diverser Nationen, verschiedene Söldnergruppen, schmierige und weniger schmierige Manager unterschiedlicher Begabung, Anwälte.
Zombies standen bisher nicht auf ihrer Liste. Damit hatte sie auch nicht gerechnet.
Als die ersten ehemaligen Besatzungsmitglieder der Compulsory auf sie losgegangen waren, nur wenige Momente nach dem Andocken des Shuttles, war dies eine gelungene, unangenehme und für Simmons tödliche Überraschung gewesen.
Was nun passieren würde, war keine mehr. Sie hatten die ein zweites Mal getöteten Untoten kurz untersucht, ihre Herkunft klar identifiziert, nicht zuletzt angesichts der Uniformen und Overalls, die sie trugen, und so führte eine Schlussfolgerung zur anderen. Sie waren zu besiegen, mit durchaus konventionellen Mitteln, und mit denen war Smiths Truppe ausreichend ausgerüstet. Nur für Simmons kam das zu spät und jetzt musste sie noch dafür sorgen, dass er nicht auch noch zur Gefahr wurde.
»Was machen wir jetzt mit ihm?«, fragte Monts. Eine berechtigte Frage.
»Kopf ab?«, fragte einer der Soldaten.
Jemand lachte.
»Sie sehen zu viele schlechte Filme«, kommentierte Smith. »Es dürfte genügen, ihn in der Mitte durchzuschneiden.«
Der Soldat warf ihr einen langen Blick zu, wohl nicht ganz sicher, wessen Filmkonsum hier zur Debatte stehen sollte, doch er sagte nichts mehr, sehr froh, dass Smith selbst bereit war, sich nun die Finger im wahrsten Sinne des Wortes schmutzig zu machen.
Sie zückte das Vibromesser, stellte es auf höchste Stufe, zog dem Toten die Uniformjacke hoch, das Unterhemd, bis die wächsern-bleiche Haut der Leiche gut sichtbar war, und schnitt, schnell, geschmeidig, entschlossen und ohne Rücksicht auf das, was nun hervortrat. Es war ein widerlicher Akt der notwendigen Barbarei, und als sie Simmons kraftvoll in zwei Hälften zerteilt hatte, hörte sie ein Würgen von einem der Soldaten, das sie, dieses eine Mal, zu überhören bereit war.
Normalerweise hatte sie ein Problem mit Weicheiern. Doch dies war gewiss eine Ausnahmesituation; das galt auch für sie selbst. Übertriebene Strenge würde ihnen nicht weiterhelfen, denn an Rückzug war jetzt nicht zu denken. Sie mussten weiter.
Dann lagen die Simmons-Hälften vor ihnen. Jane, die schon jeden Grad an Verstümmelung gesehen und viele davon anderen beigebracht hatte, betrachtete ihr Werk fachmännisch. Sie erhob sich, deaktivierte das Vibromesser und zeigte in eine Richtung.
»Gordon, Sie gehen vor!«
Ja, sie merkte, dass die Soldatin unmerklich zögerte, als ihr befohlen wurde, Simmons’ Platz einzunehmen. Vielleicht hatte sie auch insgeheim gehofft, Smith würde, etwas überwältigt durch die Ereignisse, den Rückzug auch für diesen Vortrupp andeuten. Smith dachte nicht daran. Es hatte in ihrem bisherigen Leben nie irgendwas gegeben, das sie überwältigt hätte, und dieser kleine Vorfall würde daran nichts ändern. Vorsichtig aber war sie.
Deswegen übernahm auch Gordon die Spitze und nicht Smith.
»Los, vorwärts. Augen und Ohren auf!«
Nach allen Seiten sichernd, setzte sich der Trupp in Bewegung. Ihr Ziel war nicht die Zentrale – die war durch den Einschlag ausgelöscht worden, das hatten sie beim Anflug bereits zweifelsfrei feststellen können. Es ging in den Maschinenraum, in dem sich die Notkontrollen befanden und auch atmosphärischer Druck herrschte, wie sie feststellten. Wenn es also Überlebende gab – richtige Überlebende, keine Zombies –, dann wohl dort. Und jemand kümmerte sich um die Schwerkraft, denn es gab leichte Schwankungen, die darauf hinwiesen, dass einer manuell ausglich, was die Generatoren derzeit überforderte. Oder es war eine defekte Automatik, die defekten Geräten hinterherregelte. Sie würden es gewiss bald herausfinden.
Sie kamen einige Meter voran, dann begann es schon wieder.
»Vorsicht!«, zischte Gordon. »Bewegung!«
Alle gingen in die Knie, die Waffen in Schussposition, Gordon schlich noch einige Schritte nach vorn, konzentriert, im Grunde ganz in ihrem Element. Es gab kein Zögern, nicht mit einer solchen Kommandantin im Nacken. Dann ein Schlurfen und Ziehen, und mit ruckartigen Bewegungen trat ein weiterer Untoter im Overall eines Technikers aus einer Einbiegung, die Augen starr geradeaus gerichtet. Nahm er Gordon wahr?
Sie nahm ihn jedenfalls wahr, erinnerte sich an den Fehler von Simmons, der so ein Scheißding zu nahe hatte herankommen lassen, und feuerte, ohne zu zögern. Der Overall wurde perforiert, der Brustkorb zerschreddert, als eine volle Garbe wie ein gewalttätiges Stakkato durch den Körper fuhr, Fleischfetzen herausriss, dem Leib das Gleichgewicht raubte. Der Tote fiel zu Boden, ohne einen Laut, und seine Arme und vor allem Beine bewegten sich, als würden sie ein Eigenleben entwickeln, ehe Ruhe einkehrte.
Smith kam jetzt heran, die Waffe vorgehalten, und warf einen fachmännischen Blick in die tiefe Wunde. Gordon hatte gut gezielt, die Wirbelsäule war mehrfach durchschossen und das schien bereits auszureichen, um so ein Wesen auszuknipsen. Keine weiteren Metzgerarbeiten notwendig, das kam ihr durchaus entgegen.
Smith stieß mit dem Stiefel an die Seite des Toten, dieser zuckte unwillkürlich zusammen, als würde eine elektrische Ladung durch seinen Körper fahren. Dann gurgelte er. Smith beherrschte den Impuls, ein weiteres Magazin in den Leib zu jagen, beobachtete, hielt wieder Abstand. Sie musste lernen, so eklig diese Lektion auch zu werden drohte. Das Gurgeln erstarb schnell. Dann trat sie noch mal zu. Kein Zucken, kein Gurgeln. Jetzt war das Ding wirklich am Ende.
»Was ist das?«
Der Zombie, der Simmons auf dem Gewissen hatte, war in Stücke gegangen, als alle Soldaten das Feuer auf ihn eröffnet hatten. Von seinem Körper war nicht mehr als Matsch übrig geblieben, teilweise an den Wänden verteilt. Dieser hier war auch übel zugerichtet, dafür hatte Gordon ganz vorbildlich gesorgt, aber noch einigermaßen in einem Stück. Vollständig genug, um etwas zu beobachten, was ihnen beim ersten Exemplar wohl entgangen war. Manchmal war Overkill doch keine so gute Sache.
Etwas floss aus dem halb geöffneten Mund des zweimal Verstorbenen. Simmons hatte solche Symptome nicht gezeigt. Vielleicht war die Infektion bei ihm zu frisch gewesen.
Jane beugte sich vor, ging dann in die Knie.
Etwas Schwarzes, wie halbflüssiger Teer, aber ohne dessen Struktur. Obgleich fluide, wirkte die Oberfläche sehr geschlossen, als würde eine Haut mit Spannung darauf liegen. Das Zeug sickerte durch die Lippen hervor, tropfte Wange und Kinn entlang, bis es zum Stillstand kam. Ohne jede Bewegung schien es sich unmittelbar zu verfestigen, wie eine tiefschwarze Kruste aus Schokolade.
»Gordon, den Probenbehälter!«
Sie bekam, wonach sie verlangte, applizierte etwas von dem schwarzen Zeug und verschloss den transparenten Behälter. Da bemerkte sie, dass in dem Moment, als sie die Probe in ihrer Hand hielt, die schwarze Masse wieder aktiv wurde, wie tastend an dem durchsichtigen Plastik entlangglitt, wie eine Art Lebewesen. Fast gegen ihren Willen musste Smith zugeben, dass sie davon fasziniert war, und als sie den Behälter vor ihr Gesicht hielt, zuckte er in ihrem Griff, als die Masse heftig gegen das Gefängnis schwappte und dabei erstaunliche Wucht entwickelte.
Das Zeug blieb aktiv. Sie hatte im Grunde nichts anderes erwartet. Als Einzige ihres Teams hatte sie das ganze Briefing bekommen und ihr schwirrte deswegen noch ein wenig der Kopf. Sie fühlte sich wirklich selten überfordert, aber jetzt war sie nahe dran und das machte sie sehr unruhig.
»Verdammt!«, murmelte sie, als sie den feinen Riss im Plastik wahrnahm. »Das geht nicht gut aus.« Sie stellte den Behälter ab, richtete ihre Waffe darauf. Ein Schalter, und anstatt von Projektilen strich eine Flammenzunge aus der Mündung ihres Karabiners, leckte um den Behälter, brachte das Material und mit einem sehr befriedigenden Zischen auch die schwarze Masse zum Schmelzen, bis von beidem nicht mehr als Asche zurückblieb.
»Verbrennt die Leiche!«, befahl sie heiser, die Niederlage eingestehend.
Noch überwog ihr Selbsterhaltungstrieb vor dem Wunsch, mehr über diese Katastrophe zu erfahren, mehr darüber, was hier eigentlich so furchtbar schiefgelaufen war.
Gordon und ein Kamerad winkten die Gruppe zurück, dann warfen sie eine Hitzegranate auf den Untoten, mit dem das Gleiche geschah wie mit der Probe, und als der Hitzesturm vorbei war, bewegte sich dort endgültig nichts mehr. Die Asche war in das Metallplastik des Bodens eingebrannt. Es war wie eine sanfte Silhouette, eine ewige Verbindung des Crewmitglieds mit seinem Schiff. Wenn das alles hier vorbei war, wollte Jane nicht zur Reinigungscrew gehören.
»Weiter!«, befahl Smith. »Jetzt nicht klein beigeben!«
Es klang, sie gab es selbst zu, nicht richtig motivierend.
Sibil Montclerc erfreute Sentenza nicht, vor allem, weil er nicht genau wusste, woran er bei ihr war.
Auf der einen Seite projizierte sie eine makellose, geschliffene Höflichkeit, die eine absolute Selbstbeherrschung von Mimik, Gestik und Wortwahl voraussetzte, eine Fähigkeit, für die Sentenza grundsätzlich große Bewunderung aufbrachte, da er selbst damit ernsthafte Probleme hatte. Wenn ihm zu gewissen Zeitpunkten, meist zu den falschen, die Gesichtszüge entglitten, hatte dies leider manchmal negative Folgen, vor allem dann, wenn er in Auseinandersetzungen mit seiner Gattin auf diese Weise eine Flanke öffnete, die für den Todesstoß genutzt werden konnte.
Auf der anderen Seite war sie durch ihre unnahbare Perfektion in seiner Wahrnehmung wie ein Vulkan, der vor dem Ausbruch stand, so als ob diese vorbildliche Kontrolle irgendwann nur dazu führen konnte, dass die Frau ihn in blutige Stücke zerfetzte.
Sentenza wusste wirklich nicht, woher das kam, vor allem, weil Montclerc ihm überhaupt keinen Anlass gab, solche Gewaltorgien zu erwarten. Besaß er durch all die Jahre ein intuitives Verständnis für diese Art von Menschen oder war es eher die Entwicklung einer klitzekleinen Paranoia, die ausgerechnet diesmal entschied, es wäre Zeit dafür, sich mal so richtig bemerkbar zu machen?
Jede weitere Konversation mit Montclerc würde es erweisen. Entweder würde die Frau irgendwann tatsächlich die Kontrolle verlieren oder Sentenza benötigte eine Therapie. Im schlimmsten Fall war es beides und Sentenza, basierend auf seinem intuitiven Verständnis nach all den Jahren, erwartete selbstverständlich nur das Schlimmste.
»Captain, Ihre Berichte sind etwas karger Natur.«
»Das tut mir leid. Aber derzeit haben wir zwar so einiges gefunden und beobachtet – und darüber wurden Sie auch sofort informiert –, wir verstehen es nur noch nicht. Verständnis dauert immer etwas länger.«
Natürlich hatte man sie nicht über alles sofort informiert, vor allem nicht über einen Raum voller Mordopfer – uniformierte Leichen, die es gar nicht hätte geben dürfen. Das war etwas, das er erst ansprechen wollte, wenn er endlich verstand, was hier eigentlich tatsächlich passierte.
Montclerc lächelte. »Das ist uns durchaus bewusst. Wir hatten gehofft, die überlegene Technologie des Raumcorps …«
»Wir tun, was wir können, und wir informieren Sie sofort über alles Neue«, log er erneut. Er hoffte, diesmal würde sein Gesicht ihn nicht verraten. »Ich kann es nicht beschleunigen, will ich nicht dafür sorgen, dass möglicherweise etwas übersehen wird. Und ich bin für die Sicherheit meiner Crew verantwortlich. Das nützt uns ja allen nichts, wenn meine eigenen Leute verletzt werden.«
Verletzungen waren das eine, Konsequenzen das andere. Die Leichen der Soldaten etwa, die nach einem missglückten Vertuschungsversuch von Sonja gefunden worden waren, gehörten zu den Entdeckungen, die in ihm sofort ein sehr tiefes Misstrauen ausgelöst hatten. Er hatte erst erwogen, Montclerc danach zu fragen, doch es war erneut sein Instinkt, dem er diesmal blind zu trauen bereit war, der ihn davon abhielt. Hier stimmte so einiges nicht und das lag nicht nur an dem rätselhaften Objekt, das sich in die Hülle der Compulsory gebohrt hatte, oder an der Tatsache, dass auf dem Schiff offenbar Zombies ihr Unwesen trieben, sondern auch an … allem anderen.
Präzise war das nicht. Sentenza aber genügte es.
»Ich verstehe Ihren Standpunkt, Captain«, sagte die Frau am anderen Ende der Verbindung und ihr Gesicht drückte nichts anderes aus. »Aber Sie müssen auch meinen verstehen: Ich stehe ein wenig unter Druck. Die Compulsory ist ein wichtiges Schiff, eine große Investition, und ihre Produktionskapazität von immenser Bedeutung – nicht nur für unser Konsortium, sondern auch für die Ökonomie großer Asteroidenhabitate. Ja? Der Lebensunterhalt zahlreicher Familien hängt dran, das Wohl und Wehe ganzer Populationen. Wir haben hier ein sorgfältig aufeinander abgestimmtes Wirtschaftssystem aufgebaut. Alles ist miteinander verbunden, Captain. Bisher konnten wir die Ausfälle durch andere Einheiten etwas kompensieren, aber Sie wissen viel besser als ich: Das Weltall ist groß. Man kann nicht mal eben ein Schiff hierhin, ein anderes dorthin beordern, ohne dass viele Wochen vergehen, ehe ein neues System tatsächlich funktioniert. Wir müssen die Compulsory reparieren und wieder in Dienst …«
»Darf ich Sie an dieser Stelle kurz unterbrechen?«, beantwortete Sentenza seine eigene Frage durch eine Unterbrechung. Er bemühte sich um ein freundliches Lächeln, was ihm durchaus schwerfiel, vor allem angesichts der Erkenntnis, dass diese Frau ihn offenbar auf den Arm nehmen wollte.
»Ich bin ja kein Experte in diesen Dingen«, log er wieder, denn nach all den Jahren war er das schon, »aber die Compulsory