Rock Kiss - Eine Nacht ist nicht genug - Nalini Singh - E-Book
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Rock Kiss - Eine Nacht ist nicht genug E-Book

Nalini Singh

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Beschreibung

In ihrer Kindheit stand Molly Webster wegen eines hässlichen Skandals ständig im Fokus der Medien. Seither hat sie sich geschworen, ein unauffälliges Leben zu führen. Doch dann begegnet ihr der Rockstar Zachary Fox, dessen verführerische Stimme und sinnliche Berührung ihr tief unter die Haut gehen. Ein One-Night-Stand - mehr sollte es nicht sein. Aber Molly merkt schnell, dass eine einzige Nacht mit Fox niemals genug für sie ist.

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Inhalt

Titel

Zu diesem Buch

Kollision

Teil I

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

Teil II

24

25

26

27

28

29

30

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32

33

34

35

36

37

38

39

40

Danksagung

Liebe Leserin, lieber Leser

Die Autorin

Nalini Singh bei LYX

Impressum

NALINI SINGH

Rock Kiss

Eine Nacht ist nicht genug

Roman

Ins Deutsche übertragen von

Patricia Woitynek

Zu diesem Buch

Als der attraktive Rockstar Zachary Fox Molly Webster nach der Aftershow-Party seiner umjubelten Band Schoolboy Choir in den Fahrstuhl zur Tiefgarage folgt, weiß Molly, dass ihr Plan für den Abend, ihn nur von Weitem zu begehren, fehlgeschlagen ist. Seit ein hässlicher Skandal sie und ihre Familie vor Jahren in den Fokus der Öffentlichkeit rückte, hatte sich die schüchterne Bibliothekarin geschworen, ein zurückgezogenes Leben zu führen und sich von allem fernzuhalten, was sie erneut in die Medien bringen könnte. Dass sie Fox auf keinen Fall mit in ihr kleines Appartement nehmen sollte, steht außer Frage, doch seine Stimme ist Musik in ihren Ohren, und seine Küsse brennen wie Feuer auf ihrer Haut. Molly kann nicht anders: Einen One-Night-Stand, eine Nacht voller Leidenschaft und Sehnsucht will sie sich erlauben, bevor sie dieser unbändigen Seite in sich für immer einen Riegel vorschieben wird. Doch Molly hat nicht mit Fox‘ Hartnäckigkeit gerechnet, und ihm ist eine Nacht mit ihr auf keinen Fall genug …

Kollision

Ihr Lächeln traf ihn mit unvorhergesehener Wucht. Er nahm nichts mehr von der Party wahr, sah niemanden außer ihr. Gott, dieses Strahlen, die unverhohlene Zuneigung, mit der sie das Gesicht ihrer Schwester zwischen den Händen barg, bevor beide sich umarmten. Wirklich umarmten. Kein Schmierentheater, keine Scharade für die anwesenden Journalisten.

Sie achteten auf niemanden sonst, freuten sich nur, einander zu sehen.

Dann löste sie sich lachend, und der Klang legte sein Herz in Ketten, es war, als würden tausend Gitarrensaiten gleichzeitig gespannt. Es schmerzte auf wundervolle Weise. Für einen Moment vergaß er fast, wo er war, so sehr wünschte er sich, dieses unbeschwerte Lachen möge ihm gelten. Er stellte sich vor, wie ihre braunen Augen zu ihm aufblickten, ihre Finger über sein Kinn strichen und sie sich auf die Zehenspitzen reckte, die Hand in seinen Nacken legte und ihn zu einem Kuss zu sich herabzog.

Heilige Scheiße.

Wann hatte jemals eine Frau diese Wirkung auf ihn gehabt, kaum dass sie den Raum betreten hatte? Noch nie. Nicht einmal, als er ein hormongesteuerter Teenager gewesen war. Und die Gewissheit, dass sie sich nicht verstellte, sie nicht auf Ruhm oder Geld aus war, machte sie noch anziehender. Auf keinen Fall würde er diese Party ohne sie verlassen. Sein unbändiges Verlangen nach ihr wütete wie ein wildes Tier in ihm.

Er glaubte nicht an hirnrissige Fantastereien wie Schicksal oder den größten Schwindel von allen – Liebe –, aber er kannte sich. Und er wusste, was er wollte: die Hände in ihrem Haar vergraben und sie an sich ziehen, sie mit seinem Mund in Besitz nehmen und jeden anderen Mann im Raum wissen lassen, dass sie tabu war. Doch wenn er das täte, würde er sie auf die Titelseiten bringen, dabei wollte er sie ganz für sich allein.

Privat.

Ohne Kameras.

Ohne Blitzlichtgewitter.

Ohne Störung.

TEIL I

1

Sie wollte ihn in die Unterlippe beißen, mit den Zähnen an dem silbernen Piercingring ziehen, der einen Winkel seines hinreißend sinnlichen Munds zierte. Doch am allermeisten wollte sie seine Verruchtheit schmecken.

»Äh, Molly?« Eine Hand wedelte vor ihrem Gesicht. »Molly?«

Blinzelnd zwang sie sich, den Blick von dem Mann loszureißen, der höchst unanständige Sehnsüchte in ihr weckte, und ihn auf die zierliche Gestalt ihrer besten Freundin zu richten. »Was ist?« Errötend fragte sie sich, ob ihr wohl jeder ansehen konnte, welchen Gedanken sie gerade nachhing.

»Wärst du mir böse, wenn ich ’nen Abflug mache?« Charlotte nippte ein letztes Mal an ihrem Granatapfel-Martini, bevor sie das Glas auf einem der schlanken Stehtische abstellte. »Ich will mir morgen die Akten vornehmen, um sicherzustellen, dass der neue Chef sie auf dem aktuellen Stand vorfindet.«

Molly zog eine Grimasse, ihre Verlegenheit war wie weggeblasen. »Wolltest du nicht versuchen, es an den Wochenenden ruhiger angehen zu lassen?« Sie drehte sich komplett zu Charlotte um, wobei der Saum ihres schwarzen Flapper-Kleides, für das sie sich aus einer übermütigen Laune heraus entschieden hatte, um ihre Knie wirbelte. »Und ist es nicht eigentlich Anyas Job, sich um diesen Kram zu kümmern?« Anya war die persönliche Assistentin des Geschäftsführers, aber sie behandelte Charlie wie ihre Privatsekretärin, auch wenn diese offiziell im Archiv arbeitete.

»Dem neuen Boss eilt ein gewisser Ruf voraus«, erklärte Charlotte. »Ich will nicht gefeuert werden, nur weil Anya ihren Job nicht richtig macht.« Sie kniff ihre haselnussbraunen Augen hinter der Drahtgestellbrille zusammen – offenbar machte sie sich keine Illusionen über ihre Kollegin.

Molly nickte und betrachtete die Kirsche, die ihren hübschen, alkoholfreien Cocktail schmückte. »Ich hole meinen Mantel.« Sie empfand einen Anflug von Enttäuschung, aber was hätte sie davon, länger zu bleiben? Rein gar nichts.

Na schön, vielleicht würde ihr der sexy Rockstar auf der anderen Seite des Raumes noch ein- oder zweimal die Röte ins Gesicht treiben, mehr aber auch nicht. Und selbst wenn er aus irgendeinem unerklärbaren, nur ihm selbst bekannten Grund beschließen sollte, dass sie ihn interessierte, würde Molly sich niemals mit jemandem einlassen, der im Blickpunkt der Öffentlichkeit stand. Als Fünfzehnjährige hatte sie eine so abscheuliche Erfahrung mit Ruhm gemacht, dass die Erinnerung daran bis heute schmerzte.

»Kommt nicht infrage.« Charlotte drückte sanft ihren Unterarm. »Ich werde ein Taxi rufen. Du hast viel zu viel Spaß dabei, die Zuckerschnute da drüben anzuhimmeln.«

Molly hätte sich fast an der süßen, prallen Kirsche verschluckt, der sie nicht hatte widerstehen können. Ihre Wangen brannten, und sie unterdrückte ein beschämtes Lachen. »Wärst du nicht seit über einundzwanzig Jahren meine beste Freundin, würde ich nicht glauben, dass ich das eben aus deinem Mund gehört habe.«

Grinsend holte Charlotte ihr Handy heraus und bestellte per SMS ein Taxi. »Du weißt, wer er ist, oder?«

»Natürlich. Einer von Theas wichtigsten Kunden.« Fox prangte auf dem Cover jeder zweiten Zeitschrift, die über Mollys Schreibtisch in der Bibliothek wanderte. Dieser tätowierte Körper, der so geschmeidig und muskulös war, und dieses sexy Lächeln, das seine gefährlich verführerischen Lippen umspielte … Es war ihr kleines, sündiges Geheimnis, dass sie es sich nie verkneifen konnte, die Artikel über ihn zu lesen und die Fotos anzuschmachten.

»Redet ihr zwei mal wieder über mich?«, erklang hinter Molly die laszive Stimme ihrer Schwester. Sie trat neben Molly und Charlotte, die schlanke Gestalt in ein hautenges rotes Designerkleid gehüllt.

»Nein, nur über deinen lukrativen Kunden.«

»Du meinst meinen Überkunden.« Thea hob ihre Champagnerflöte und stieß mit Molly an. »Auf Rockstars mit purem Sex in der Kehle und Körpern zum Dahinschmelzen.«

Mollys Magen zog sich zusammen, und obwohl sie wusste, dass es sie nichts anging, entgegnete sie: »Klingt fast, als sprächest du aus persönlicher Erfahrung.« Sie war froh, dass ihr Tonfall gelassen rüberkam.

»Molly, Herzchen, du weißt, dass ich niemals mit gewinnbringenden Kunden schlafe.« Die leicht schräg gestellten glänzend braunen Augen ihrer Schwester nahmen einen ernsten Ausdruck an. »Und Zachary Fox – seinen zig Millionen Fans besser bekannt als Fox und für jede Frau mit einem funktionierenden Sexualtrieb ein extrem heißer Typ – ist äußerst gewinnbringend. Genau wie die anderen Mitglieder von Schoolboy Choir.« Sie stellte ihre leere Champagnerflöte neben Charlottes Martiniglas. »Kommt, ich mache euch mit ihm bekannt.«

Charlotte schüttelte den Kopf. »Nein, danke. Du kennst meine Reaktion auf umwerfende Männer – ich erstarre zu Stein.« Das Display ihres Handys leuchtete auf, und sie warf einen Blick darauf. »Mein Taxi wartet unten.«

»Macht es dir auch wirklich nichts aus, allein nach Hause zu fahren?« Molly kam einfach nicht dagegen an, sich um ihre Freundin zu sorgen. Obwohl Charlotte mit beiden Beinen im Leben stand und zudem die einzige Person war, die bei Bekanntwerden des Skandals zu ihr gehalten hatte, waren die Wunden, die ihre eigene Vergangenheit bei ihr hinterlassen hatte, nie vollständig vernarbt.

»Überhaupt nicht. Ich bestelle diesen Fahrer oft für den Heimweg von der Arbeit. Er wartet immer, bis ich die Tür aufgeschlossen und die Alarmanlage ausgeschaltet habe.« Sie umarmte erst Thea zum Abschied, dann Molly, dabei flüsterte sie ihr ins Ohr: »Hab ein bisschen Spaß. Nimm den heißen Rockstar mit nach Hause, und berichte mir anschließend von deiner supergeilen Nacht.«

Molly stockte der Atem bei dieser Vorstellung, so absurd sie auch war. Die Party war schon seit über einer Stunde im Gange, und Fox hatte noch nicht einmal in ihre Richtung geblickt – sein Radar erfasste sie nicht.

»Fox weiß, wer du bist«, bemerkte Thea, nachdem Charlotte gegangen war. »Er hat ein Foto von uns in meinem Büro in Los Angeles gesehen – das von unserer Höhlenwanderung.«

Molly stöhnte. »Du sprichst von dem, auf dem wir beide wie ersoffene Ratten aussehen, mit riesigen schwarzen Schwimmreifen um die Hüften und verbeulten Helmen auf den Köpfen?« Die Tour durch das von Wasser durchflossene Höhlensystem hatte Spaß gemacht, aber schmeichelhafte Fotos waren dabei nicht herausgekommen. »Ganz zu schweigen von den uralten grauen Neoprenanzügen, in denen wir aussahen, als würden wir schimmeln.«

Thea verschluckte sich fast vor Lachen, dann nickte sie. »Nachdem ich ihm erzählt hatte, wo die Aufnahme gemacht wurde, wollte er das Blackwater-Rafting auch mal ausprobieren. Ich bin sicher, er würde sich liebend gern mit dir darüber unterhalten.«

Molly kämpfte mit aller Macht gegen die Versuchung, ihn kennenzulernen, an. Es war mit das Schwerste, was sie je getan hatte. »Besser nicht«, entgegnete sie, während ihr Visionen davon durch den Kopf spukten, wie es sein würde, in viel privaterer Umgebung seine Bekanntschaft zu machen, die Finger über seinen Astralkörper wandern zu lassen … und ihn in die Lippe zu beißen. »Ich bleibe lieber hier stehen und schwelge in meinen Fantasien.« Gleichwohl verspürte sie ein immer stärkeres Verlangen nach ihm – ihre Reaktion auf den Rockstar dort drüben war beängstigend heftig.

Thea hob eine elegant geschwungene Augenbraue.

»Wenn du ihn mir vorstellst«, fügte Molly hinzu, als Fox über eine Bemerkung eines seiner Bandkollegen lachte und der raue, dunkle Klang wie eine warme Liebkosung über ihre Haut strich, »und er sich als arroganter Snob oder gar zugekiffter Idiot entpuppt, könnte ich meine Fantasien begraben.«

»Fox ist weder ein Snob noch ein Kiffer.« Thea lächelte. »Er ist das perfekte Gesamtpaket – intelligent, begabt und ein netter Kerl, es sei denn, du provozierst ihn, indem du in seinem Privatleben herumschnüffelst. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass du zur Paparazza mutierst.«

»Das macht es nur noch schlimmer.« Molly versuchte, Fox nicht anzustarren, als er den Kopf beugte, um sich mit einer brünetten Sexbombe zu unterhalten, die ein Kleid von der Größe eines Taschentuchs trug. »Wie soll ich mir ausmalen, dass er mir in einem unbesonnenen Moment der Leidenschaft die Klamotten vom Leib reißt, wenn er mir höflich die Hand schüttelt und sagt, er freue sich, mich kennenzulernen?«

Molly hatte ihre Lektion in Sachen Realität versus Wunschdenken schon in jungen Jahren gelernt – einmal zerplatzt, ließen sich manche Träume nie wieder flicken. Und aus Gründen, die sie selbst nicht verstand, könnte sie es nicht ertragen, wenn diese alberne, abwegige Fantasie von der Wirklichkeit ruiniert würde.

»Solltest du deine Meinung doch noch ändern«, meinte Thea kopfschüttelnd, »sag es möglichst bald. Fox bleibt auf solchen Veranstaltungen nie lang.« Sie schnappte sich einen kobaltblauen Cocktail vom Tablett eines Kellners. »Ich sollte jetzt besser den anderen Gästen meine Aufwartung machen.«

Mit einem stolzen Lächeln beobachtete Molly, wie die PR-Beraterin sich charmant durch den Raum arbeitete. Obwohl sie schnell warm miteinander geworden waren, nachdem sie ein Leben lang nichts von der Existenz der jeweils anderen geahnt hatten, war das Band noch zart. Niemand, der mit ihrer Familiengeschichte nicht vertraut war, wäre darauf gekommen, dass sie verwandt waren. Thea, die neunundzwanzig und damit fünf Jahre älter als Molly war, hatte im Vergleich zu Mollys Kurven einen von Natur aus schlanken Körper. Von ihrer balinesischen Mutter Lily hatte sie die goldgetönte Pfirsichhaut und die Augen geerbt und von Patrick Buchanan den hohen Wuchs, der sie Molly um gute zehn Zentimeter überragen ließ.

Ansonsten hatte ihr gemeinsamer Vater seine Gene eher an Molly weitergegeben. Neben den schwarzen Haaren, die sie beharrlich zu bändigen versuchte, verdankte sie ihm auch die helle, zu Sonnenbrand neigende Haut und die tiefbraunen Augen. Jedes Mal, wenn sie in den Spiegel sah, wurde sie daran erinnert, was er getan hatte, und wann immer sie ihre Haare, wie auch an diesem Tag, zu einem festen Knoten zwirbelte, war dies ein stiller Akt der Rebellion gegen den Schatten, den er selbst noch aus dem Grab über ihr Leben warf.

Patrick Buchanan, »Familienwerte« vertretender Politiker und lasterhafter Heuchler, gehörte zu der Sorte Mann, der eine Fremde für eine Nacht hemmungsloser Leidenschaft mit nach Hause genommen hätte.

Molly schloss die Finger noch fester um den Stiel ihres Glases und wandte sich bewusst von dem Rockstar ab, der ihren Körper zum Klingen brachte. Sie war beinahe froh darüber, dass Fox sie nicht einmal wahrzunehmen schien, denn sollte er seine dunkelgrünen Augen auf sie richten, stand zu befürchten, dass sie gegen jede ihrer Regeln verstoßen und vor der anderen Molly in ihr kapitulieren würde. Jener gefährlichen Frau, die Patrick Buchanans verantwortungsloser Spross war und alles zu zerstören drohte, was Molly sich Stein für Stein wieder aufgebaut hatte, nachdem ihre Welt auseinandergebrochen war.

Sie tat einen zittrigen Atemzug und trat vor das verspiegelte Panoramafenster der exklusiven Penthouse-Suite, die Thea für die Party angemietet hatte. Die hellen Lichter der größten Stadt Neuseelands glitzerten wie eine flüchtig hingeworfene Handvoll Brillanten, eingefasst vom schwarzen Samt des Wassers.

»Atemberaubend, nicht wahr?«

Sie sah zu dem Mann, der sie angesprochen hatte. Seine Augen changierten golden und braun, und obwohl er Molly nur um wenige Zentimeter überragte, wirkte er durch die Energie, die in ihm pulsierte, größer, als er tatsächlich war. »Oh ja«, antwortete sie.

»Ich bin David.«

»Ich weiß.« Sie lächelte. »David Riviera – der Schlagzeuger von Schoolboy Choir.«

»Wow.« Er wippte auf den Absätzen zurück, die Hände in den Taschen seiner gut geschnittenen schwarzen Hose vergraben, zu der er ein stahlgraues T-Shirt trug. »Du erkennst den Drummer. Bist du ein Fan?«

Mollys Lächeln wurde breiter. »Meine Schwester ist eure PR-Beraterin.« Der einzige Grund, warum Thea, die in L. A. lebte, überhaupt ein »Büro« in Neuseeland unterhielt, war Molly. Diese fiktionale Zweigstelle hatte den Druck während ihrer ersten, nervösen Begegnungen etwas abgeschwächt, denn sie gab Thea noch ein anderes Motiv, um nach Auckland zu fliegen, als die Beziehung, die sie unbedingt aufbauen wollten.

»Ich wusste gar nicht, dass sie noch eine Schwester hat.« David blickte zu Thea, die neben Fox stand. Als er sah, dass der Frontmann den Arm um ihre Taille gelegt hatte, wurde seine Miene grimmig und seine Schultern versteiften sich.

»Thea befolgt drei spezifische Regeln«, bemerkte Molly sanft.

Äußerst interessiert wandte sich David ihr wieder zu. »Die da wären?«

»Erstens: Schlafe nie mit einem Kunden.« Die Worte waren nicht nur für David gedacht – bei der Vorstellung, dass ihre Schwester mit Fox ins Bett gehen könnte, zog sich ihr Magen so fest zusammen, dass es schmerzte.

»Wie lautet die zweite Regel?«

»Schlafe nie mit einem Kunden.«

»Wieso habe ich das Gefühl, die dritte bereits zu kennen?« Seufzend strich er sich mit den Fingern durch sein mahagonifarbenes Haar. »Hat sie je eine Ausnahme gemacht?«

»Nicht dass ich wüsste.« In dem Bemühen, ihre heftige körperliche Reaktion auf einen Mann unter Kontrolle zu bringen, der unerreichbar für sie war, richtete Molly den Blick wieder auf die Multimillionen-Dollar-Aussicht, speziell auf die blinkenden Lichter eines Jets, der Kurs auf den Flughafen nahm.

»Möchtest du noch etwas trinken? Ich brauche definitiv ein Bier.«

Molly schüttelte den Kopf. »Nein, danke. Ich werde jetzt aufbrechen.« Sie wagte nicht, länger zu bleiben, wusste nicht, wozu sie sich andernfalls hinreißen lassen könnte. Noch immer war sie sich mit jeder Faser ihres Körpers des Rockstars auf der anderen Seite des Raumes bewusst.

Sie stellte ihr Glas auf einem Tisch ab und kramte die Schlüsselkarte, die Thea ihr am Morgen gegeben hatte, damit sie die Parkgarage des Gebäudes benutzen konnte, aus ihrer schwarzen Handtasche.

»Danke für den Tipp in Bezug auf Theas Regeln«, meinte David mit einem verzagten Lächeln.

»Keine Ursache.« Molly fragte sich, ob ihre Schwester etwas von den Gefühlen des Schlagzeugers ahnte. »Fliegt ihr bald nach Hause?« Schoolboy Choir hatten im Rahmen eines neuen Open-Air-Festivals, das Bands aus aller Welt anlockte, ein ausverkauftes Konzert gegeben.

»Nein, wir bleiben noch einen Monat in der Stadt.«

Molly erstarrte innerlich.

»Es war ein anstrengendes Jahr«, fuhr David fort, »und wir brauchen dringend eine Auszeit vor der anstehenden Tournee. Es gefällt uns hier, darum haben wir beschlossen, in Neuseeland Urlaub zu machen, anstatt irgendwo anders hinzufliegen.«

Das machte absolut Sinn, aber für Molly hieß das, dass sie sich während der nächsten vier Wochen permanent fragen würde, ob es zu einer weiteren Begegnung mit Fox käme. Ihre Wangen wurden heiß. Gott, sie musste nach Hause.

»Ich hoffe, ihr genießt eure Zeit hier«, meinte sie, als sie sich von der Aussicht abwandte. Natürlich fiel ihr Blick sofort wieder auf Fox. Gerade wisperte ihm eine langbeinige Blondine etwas ins Ohr, während mehrere andere Frauen mit erbosten Mienen zusahen. Es war eine schonungslose Erinnerung an die Kluft, die zwischen ihnen bestand und an der auch Mollys machtvolle körperliche Reaktion nichts ändern konnte.

Davids Stimme unterbrach ihre Gedanken. »Ich begleite dich zu deinem Wagen.«

»Nein, ist schon okay.« Als er die Brauen zusammenzog, fügte sie hinzu: »Die Parkgarage ist bewacht. Es ist dort sicher.« Sie lächelte zum Abschied, bevor sie sich einen Weg durch den brechend vollen Raum bahnte.

Sie schlängelte sich am Gitarristen von Schoolboy Choir vorbei – ein beinahe zu attraktiver, hochgewachsener blonder Typ, der gerade eine Schauspielerin aus einer neuseeländischen Seifenoper bezirzte – und zog ihre Schwester für eine rasche Umarmung beiseite. »Ich rufe dich im Lauf der Woche an«, versprach Thea. »Den ersten Teil des Bandurlaubs bleibe ich noch mit hier.«

»Das ist ja wunderbar.« Molly liebte es, Zeit mit ihrer älteren Schwester zu verbringen, nachdem die anfängliche Beklommenheit verflogen war. »Komm doch mal in der Bibliothek vorbei, dann stehlen wir uns auf einen Kaffee davon.«

»Abgemacht.«

Thea wandte sich wieder ihren Gästen zu, während Molly zum Ausgang steuerte – wo sie ihrer unerklärlichen Sehnsucht nachgab und sich den Hals verrenkte, um einen letzten Blick auf jenen Mann zu erhaschen, der ihr Blut in Wallung brachte. Aber Fox war nirgends zu sehen. »Wenig überraschend«, murmelte sie angesichts der hinreißenden Frauen, die ihn umschwärmt hatten.

Höchstwahrscheinlich trieb er es gerade in einer dunklen Ecke des Gebäudes mit einer seiner Verehrerinnen. Die Vorstellung war wie ein Schwall eiskaltes Wasser auf ihre Fantasie.

Sie ging zum Ende des Flurs, drückte den Knopf des Aufzugs und versuchte krampfhaft, an alles zu denken, nur nicht an Zachary Fox und diese namen- und gesichtslose Frau.

Ihr Puls flatterte, ihr Atem ging unregelmäßig.

»Gott sei Dank«, seufzte sie, als die Tür aufglitt. Sie hielt die Schlüsselkarte vor das Lesegerät und betätigte die Taste für die Parkgarage.

»Halt!«

Reflexartig drückte sie den Knopf, der die Tür aufhielt, bis der Mann zugestiegen war, dann drehte sie sich mit einem freundlichen Lächeln zu ihm um. Es gefror auf ihren Lippen.

Denn vor ihr stand wirklich und leibhaftig ihr sexy Rockstar. Mit seinen ganzen ein Meter neunzig, seiner maskulinen Hitze, der goldenen Haut und den sexy dunkelgrünen Augen … die ihren Mund taxierten.

2

Sich in Geduld zu üben, war generell nicht Fox’ Stärke, aber heute hätte es ihn fast umgebracht. Dann hätte er David fast umgebracht, weil der sich Molly genähert hatte, während er selbst auf Distanz geblieben war. Doch jetzt war er endlich allein mit ihr, beherrscht von dem Verlangen, ihr das Haar zu zerwühlen und sie zu küssen, bis ihre Lippen feucht und geschwollen waren.

Danach würde er wieder von vorn anfangen. Und wieder.

Er bezähmte den übermächtigen Drang und lehnte sich lässig gegen die Kabinenwand. »Du bist Molly.« Es klang wie ein raues Schnurren.

Ihre Augen weiteten sich, und sie drückte die Finger in ihre Handflächen.

Fox wollte diese Finger an seinem Körper spüren, überall. »Könntest du mich mitnehmen?«

Ein Großteil der Frauen auf der Party hätte das völlig zu Recht als Einladung verstanden und sich auf ihn gestürzt, aber Molly wich einen Schritt zurück. »Hast du keinen Fahrer?«

Er spannte die Bauchmuskeln an, gab sich weiterhin locker und unbefangen, obwohl wilde Gier in ihm wütete. »Ich habe ihm heute Abend freigegeben.«

»Wie wär’s mit einem Taxi?«

Sollte sie noch mehr auf Abstand gehen, war sich Fox nicht sicher, ob er sein Bedürfnis bezähmen konnte, ihre Weiblichkeit mit den Händen zu erkunden, sie mit seinem Mund zu schmecken. »Ich kenne die Adresse nicht.«

In diesem Moment hielt der Fahrstuhl, und Fox ließ Molly den Vortritt, bevor er ihr in die Garage folgte. Ihr Nacken war wie aus Alabaster; er wollte über die Haut lecken, von hinten ihre Brüste umfassen und seine Erektion an sie pressen. Nein, er war nicht in geduldiger Stimmung.

»Wie willst du dann dorthin gelangen?«

Nicht imstande, länger zu widerstehen, beugte er sich so nahe zu ihr, dass er ihren subtilen, erregenden Duft wahrnahm, und flüsterte: »Genau deshalb musst du mich mitnehmen, Molly.« Der Ring in seiner Lippe streifte ihr Ohrläppchen. »Ich weiß nicht, wo du wohnst.«

Ihre Schlüssel fielen zu Boden.

Seine seidigen, schokoladenbraunen Haare fielen ihm in die Stirn, als er sich bückte und sie aufhob. »Hier.« Sanft drückte er sie ihr in die Hand, seine Finger schwielig vom Gitarrenspiel.

Sie bekam eine Gänsehaut, und das Blut rauschte in ihren Ohren. Sie schloss die Faust so fest um das kühle Metall, dass die Kanten in ihre Haut schnitten. »Bist du immer so …?« Sie machte eine vage Handbewegung und realisierte erst jetzt, dass er in schwarzen Jeans und einem schwarzen T-Shirt zu einer Cocktailparty erschienen war. Dennoch war er zweifellos die charismatischste Person im ganzen Raum gewesen.

»Für dich mache ich eine Ausnahme.«

Molly wusste, dass es nur ein Spruch war … aber es juckte sie nicht.

Das machte ihr Angst. Allerdings nicht genug. Zum ersten Mal seit ihrem fünfzehnten Lebensjahr, als ihre Welt implodiert war, barg ein Risiko für sie mehr Reiz als Schrecken. Sie betrachtete Fox’ anziehendes Gesicht mit dem unerbittlichen Zug, der ihr verriet, dass er gegen jede Art von Regel verstoßen und sie aus ihrer Komfortzone drängen würde, und erkannte, dass sie sich der anderen Molly, die ihr ganzes Leben lang in einen Käfig gesperrt gewesen war, ergeben würde. »Mein Auto steht in der zweiten Reihe.«

Bei ihrem kleinen weißen Kompaktwagen angekommen, öffnete Fox die Tür für sie. »Ich habe noch nie ein Fahrzeug im Linksverkehr gesteuert. Aber ich hätte Lust, es zu versuchen.«

Sein neckendes Grinsen und das kleine Grübchen in seiner linken Wange vernebelten ihr für einen Augenblick die Sinne. »Das kannst du gern machen – mit deinem eigenen Wagen.« Da der restliche Abend mit halsbrecherischer Geschwindigkeit aus dem Ruder zu laufen drohte, musste sie über irgendetwas die Kontrolle behalten, und wenn es nur ihr Auto war.

»Einen Versuch war’s wert.« Er glitt auf den Beifahrersitz und schob ihn ganz zurück, um Raum für seine Beine zu haben.

»Würdest du mir erlauben, deinen Porsche zu fahren?« Molly steuerte aus der Garage und widerstand mit aller Macht dem Drang, anzuhalten und dem Rockstar neben ihr zu sagen, dass er alles mit ihr tun könne, solange er sie nur an seiner gepiercten Unterlippe knabbern ließ.

»Ich habe keinen Porsche.« Fox versuchte, sich weiter auszustrecken, aber es war ein fruchtloses Unterfangen. »Sondern einen feuerroten Lamborghini Aventador. Er ist pures Adrenalin, Baby.«

Molly wusste nicht, was das für ein Wagen war, aber der Beschreibung nach war er wohl schnell, gefährlich und sexy. Wie Fox. Ihre Zehen kribbelten. »Würdest du mich dann also deinen Lamborghini fahren lassen?«

»Sicher, Molly. Wenn du im Gegenzug versprechen würdest, dass ich davor, dabei und danach heiße, unzüchtige Dinge mit dir anstellen darf.«

Sie umklammerte das Lenkrad und starrte auf die Straße. Im Stadtzentrum wimmelte es von Gruppen junger Männer, die Kontakt suchten zu den durch die Clubs ziehenden Mädchen in ihren glitzernden Trägerkleidchen – Trauben lachender Wildblumen, die von der kühlen Herbstluft nichts zu spüren schienen. Molly war nie so jung und sorglos gewesen, hatte keinen Club mehr betreten nach diesem einen Mal am College, als sie der naiven, verknallten, minderjährigen Schülerin begegnet war, die man nackt auf dem Rücksitz von Patrick Buchanans Auto abgelichtet hatte.

Und ganz sicher hatte sie nie einen One-Night-Stand gehabt.

Doch jetzt saß ein Rockstar auf dem Beifahrersitz ihres Wagens, und ihr Plan sah nicht vor, den Abend bei einer Tasse Tee und einer liebenswürdigen Unterhaltung ausklingen zu lassen. »Wir müssen an einer Apotheke oder Drogerie halten«, sagte sie in dem Bemühen, sich als die weltgewandte Frau zu geben, für die er sie offenbar hielt.

»Kein Problem.«

»Du wirst reingehen.« Molly würde es nie über sich bringen, abends um zehn in einem Laden Verhütungsmittel zu kaufen.

»Okay.«

Worauf ließ sie sich da bloß ein? Die Vorstellung, mit Fox ins Bett zu gehen, seine kraftvollen Hände und seinen hinreißenden Mund auf ihrem Körper zu spüren, brachte ihre Nerven an ihre Belastungsgrenze. Eine Fantasie zu hegen war eine Sache – aber sie in die Tat umzusetzen? Sie real werden zu lassen, ohne den Hauch einer Erfahrung in so etwas? Ihre Kehle war wie ausgedörrt, und ihr wurde abwechselnd heiß und kalt.

»Wann hast du mich ausgewählt?« Die Worte sprudelten einfach aus ihr heraus, denn seine Nähe hatte ihre Filter zersetzt.

»Dich ausgewählt?«

»Für heute Nacht.«

Angespannte Stille trat ein, die Atmosphäre flirrte vor maskuliner Energie. »Das ist eine Beleidigung, egal aus welchem Blickwinkel man es betrachtet.«

Ihr schoss das Blut in die Wangen. »Du hast recht.« Molly wusste, dass sie damit jede Chance, ihm Weltgewandtheit vorzugaukeln, vertan hatte. »Bitte entschuldige.«

»Hey, ich bin Musiker.« Das raue Schnurren war aus seiner Stimme verschwunden. »Wir vögeln alle durch die Gegend.«

»Und ich bin Bibliothekarin«, platzte sie heraus, völlig überfordert von dieser Mischung aus männlichem Zorn und sexueller Spannung. »Jeder weiß, dass wir verklemmte alte Schrullen mit zu vielen Katzen sind.«

Er lachte leise. »Sehr clever, Molly.« Wieder versuchte er vergebens, die Beine auszustrecken. Er war einfach zu groß für ihr kleines Gefährt. »Wenn ich in einen Laden gehe und Kondome kaufe, wird morgen in sämtlichen Klatschblättern stehen, dass ich mit einer Einheimischen Sex hatte, das ist dir schon klar?«

Ihre Wangen fühlten sich noch heißer an. Wenn das so weiterging, würde sie Verbrennungen dritten Grades erleiden, bevor sie zu Hause ankam. »Verkleide dich.« Sie versuchte, flach zu atmen, aber es hatte keinen Zweck – Fox’ Duft hatte sich mit jedem Luftmolekül im Wagen verbunden.

»Und wo genau soll ich eine Verkleidung herbekommen, Miss Molly?« Die neckende Frage strich wie Rohseide über ihre Haut.

Sie biss sich auf die Unterlippe und ermahnte sich zur Konzentration. »Auf der Rückbank liegt eine Baseballkappe, und im Handschuhfach ist eine Sonnenbrille.«

Er probierte beide auf, dann riss er sich die Brille von der Nase. »Wenn ich dieses Mädchending trage, wird mein Schwanz zusammenschrumpeln«, knurrte er. »Die Kappe genügt. Solange niemand die Tattoos bemerkt.«

»Benimm dich einfach verdächtig.« Mollys Brüste spannten unter ihrem BH, die Spitze rieb über ihre aufgerichteten Brustwarzen. »Die Angestellten werden zu besorgt sein, dass du Ladendiebstahl oder eine andere ruchlose Tat …« Ruchlos? Also wirklich, Molly! »… begehen könntest, um auf dein Aussehen zu achten.« Solange es keine Frauen waren.

Ihnen würde nicht ein Detail an Fox entgehen.

»Du traust mir zu, wie ein Ganove zu wirken?« Er zeichnete mit dem Finger ihre Kinnpartie nach.

Fast hätte sie vor Verlangen gestöhnt. »Du hast einen Bartschatten, bist von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet, trägst ein tief in die Stirn gezogenes Baseballcap, und dein einer Arm ist mit furchteinflößenden Tätowierungen bedeckt.« In Wahrheit hielt sie diese für ein wundervolles Kunstwerk, das sie in allen Einzelheiten studieren wollte. »Ja, ich traue es dir zu.«

Er quittierte das mit einem tiefen, rauen Lachen. »Hinter der errötenden Maid verbirgt sich ein Schlitzohr. Das gefällt mir – genau wie die Vorstellung, diese Röte von jedem Zentimeter deines Körpers zu lecken … nachdem ich dich mit meiner Zunge zum Höhepunkt gebracht habe.«

Molly verschlug es die Sprache.

Als sie nichts erwiderte, sagte er: »Nicht einmal ein winziger Blick? Langsam fürchte ich, ich bin nicht dein Typ.«

»Du weißt genau, wie umwerfend du bist.«

Sie sah aus dem Augenwinkel, dass er mit den Achseln zuckte.

»Es ist nur einGesicht. Und zwar meins. Das will ich nicht küssen. Sondern deins – während wir einander nackt umschlingen und ich bis zum Anschlag in dir bin.«

Ihr Herz schlug laut wie eine Trommel, und ihre Knöchel traten weiß unter der Haut hervor, als sie auf den Parkplatz des Drogeriemarktes einbog. »Geh schon.«

Fox stieg widerspruchslos aus und joggte zur Tür. Molly fragte sich, ob er sie wirklich so sehr begehrte wie sie ihn. Am liebsten hätte sie einfach die dunkelste Ecke des Parkplatzes mit ihm angesteuert und sich dort auf den Schoß dieses attraktiven, betörenden Mannes gesetzt, von dem sie niemals gedacht hätte, dass sie ihn je berühren würde. Es würde nur ein paar Sekunden dauern, seinen Reißverschluss zu öffnen, ihren Slip zur Seite zu schieben und …

»Reiß dich zusammen, Molly.« Sie legte die Stirn aufs Lenkrad und presste die Schenkel zusammen.

Wodurch sich das sehnsuchtsvolle Ziehen noch verstärkte.

Sie trafen Vorsichtsmaßnahmen, sagte sie sich, um rational an ihr Vorhaben heranzugehen. Keiner von ihnen war betrunken. Sie ließen sich nicht zu etwas Unbedachtem hinreißen … trotzdem würde es eine einmalige Angelegenheit sein.

Molly atmete tief durch, um ihre wild kreisenden Gedanken zu sortieren, aber Fox’ warmer, erotischer Duft, der noch immer in der Luft hing, machte jede vernünftige Überlegung unmöglich. Sie öffnete ihren Gurt und stieg aus. Die Nacht war kalt, und die leichte Brise spielte mit dem Saum ihres hübschen Kleids.

Könnte sie das tun und sich am nächsten Morgen noch im Spiegel anschauen?

Die Antwort war erschreckend simpel. Jede Frau hatte das Recht auf einen Fox in ihrem Leben, auf eine Nacht ungezügelter Leidenschaft … oder etwa nicht? Dies würde ihre werden. Sobald sie vorüber wäre, würde sie den wilden, ungebärdigen Teil von ihr für immer wegsperren – jenen Teil, den sie von ihrem Vater geerbt hatte und der andernfalls ihr Leben zerstören würde, wie Patrick Buchanan ihre Familie zerstört hatte.

Wenigstens war sie Single und würde niemandem das Herz brechen, indem sie mit Fox schlief.

Kurz nach ihrem Entschluss öffnete sich die Tür des Ladens, und heraus kam ein Mann, der mit seinem sündhaften Lächeln und Körper eine Frau vor Wonne erschaudern lassen konnte.»Bereit?«

»Ja.« Oh ja.

Die restliche Fahrt verging wie im Fluge. Sie parkten den Wagen in der Tiefgarage des Apartmenthauses, in dem Molly wohnte, und gingen zum Aufzug.

Ein Stromstoß zuckte über ihre Haut, als Fox beim Betreten die Hand auf ihren unteren Rücken legte, doch seine Aufmerksamkeit galt ihrer Umgebung. »Ihr braucht hier ein besseres Sicherheitssystem.« Mit zusammengekniffenen Augen ließ er den Blick über die düstere Parkgarage schweifen. »Es wäre nicht sehr schwierig, den Scanner auszutricksen.«

Der besorgte Ton in seiner Stimme verblüffte sie. »Woran erkennst du das?«

Er setzte ein schiefes Grinsen auf. »Du würdest staunen, was ein Junge auf einem Internat so alles lernt.«

Molly konnte ihn sich nicht als Jungen vorstellen. Alles, was er tat, zeugte von einem starken, selbstbewussten Mann. Sie stiegen im zweiten Stock aus und gingen den Flur entlang. Mollys Absätze klapperten auf dem blanken Boden, ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt.

»Kennst du deine Nachbarn?« Fox lehnte sich vor ihrer Wohnung an die weiß gestrichene Wand.

Mit zittrigen Fingern schloss Molly die Tür auf, dann knipste sie das Licht in der geräumigen Diele an, die in einen offenen Wohnbereich mit Kochnische mündete. »Ja.« Sie legte ihre Handtasche auf die Holzbank, die sie sonst zum Schuheanziehen benutzte, und durchforstete ihr Gehirn nach weiteren Worten. »Wir haben ein Auge aufeinander.«

Fox trat hinter ihr ein und schloss die Tür. Plötzlich lagen starke, männliche Hände an ihren Hüften, warmer Atem strich über ihre Schläfe.

Sie erstarrte, das Herz schlug ihr bis zum Hals.

Er löste ihre Haare aus dem Knoten und schob die wilde Mähne über ihre Schulter, um ihren Nacken freizulegen. »Ich kann es nicht erwarten, dich zu schmecken.« Seine Stimme war Whiskey, Sex und Hardrock pur.

Dann presste er seinen himmlischen, verführerischen Mund darauf. Molly erbebte, als er den Arm um ihre Taille schlang und sie an sich zog. Seine Lippen waren fest und fordernd, sein stoppliges Kinn kratzte sinnlich über ihre Haut, während sein Ring sie kühl liebkoste und ihr eine Ahnung davon einflüsterte, wie seine Küsse sich an anderen, intimeren Stellen anfühlen würden … Stellen, die noch nie ein Mann geküsst hatte.

Fox drängte seinen Schenkel zwischen ihre Beine und spreizte sie. Der Jeansstoff rieb über ihre empfindsame Haut, und als er die Muskeln anspannte, wäre sie fast gekommen. »Fox.«

Ein lustvoller Laut entrang sich seiner Kehle, als er an ihrem Hals saugte und seinen Griff verstärkte. Unter seiner golden getönten Haut schlummerte pure, männliche Kraft, und seine Erektion, die hungrig gegen ihr Kreuz drückte, ließ keinen Zweifel daran, wer hier das Sagen hatte. An Fox war nichts Weiches; wenn er sich auf der Bühne bewegte, tat er das mit geballter Energie und der Anmut eines Panthers.

Und jetzt galt diese aggressive Intensität allein ihr.

»Zieh das Kleid aus«, murmelte er und biss sanft in die Stelle, an der er gerade gesaugt hatte.

Mit zitternden Fingern öffnete sie den versteckten Reißverschluss an der Seite. »Ich muss –« Sie räusperte sich, um ihre vor Erregung und Nervosität verspannten Stimmbänder zu lockern. Sie hatte keine Ahnung, worauf sie sich da eingelassen hatte, Fox war mehr als eine Nummer zu groß für sie. »Ich muss es über den Kopf ausziehen«, brachte sie schließlich hervor.

Er streichelte ihre Hüfte, dann trat er zurück. »Beim zweiten Mal lassen wir es langsamer angehen.«

Beim zweiten Mal?

Molly hatte den tieferen Sinn seiner Worte noch nicht ganz begriffen, als er schon den Saum ihres seidigen Kleids packte und sie so schnell daraus befreite, dass ihr keine Zeit blieb, sich Gedanken über ihren Körper zu machen, der so gar nicht denen der hochgewachsenen, gertenschlanken Models und Schauspielerinnen glich, die ihn für gewöhnlich umschwärmten.

»Ich kann es nicht erwarten, dich unter mir zu spüren.« Er schloss die Hand um eine ihrer vollen, von Spitze umhüllten Brüste.

Seine Direktheit entlockte ihr ein Keuchen, dann bog sie sich ihm entgegen, flehte wortlos um mehr. Doch er ging auf Abstand. Sie blinzelte perplex und versuchte sich zu fassen.

»Warum zur Hölle packen sie diese Dinger in unkaputtbares Plastik?«

»Lass mich mal.« Auf wackligen Beinen drehte sie sich zu ihm um und nahm ihm die Schachtel ab, versuchte, Zeit zu gewinnen, um sich zu sammeln und zu begreifen, was gerade passierte … als Fox die Gelegenheit nutzte und sich das T-Shirt vom Leib riss. Ihr blieb der Atem weg, als er einen Oberkörper enthüllte, wie sie ihn nie bei einem echten Mann zu sehen erwartet hatte, mit Bauchmuskeln, die dazu einluden, sie mit Händen und Lippen zu erkunden.

»Du sollst sie aufmachen.« Er entwand ihr die Box mit einem lässigen Lächeln, welches besagte, dass er ganz genau wusste, was er tat – und plante, seinen Vorteil gnadenlos auszunutzen.

Während sie errötete, riss er die Schachtel auf, woraufhin die Kondompackungen herauspurzelten.

Sie sah reflexartig zu Boden, doch im selben Moment legte er die Hand in ihren Nacken, bog ihren Kopf zurück und küsste sie auf den Mund.

Seine Lippen waren waffenscheinpflichtig.

Molly bekam nur am Rande mit, dass er ihren BH abstreifte. Sie gab sich seinem Kuss hin, während er sie so fest an sich drückte, dass ihr nackter Busen über seine straffen Brustmuskeln rieb. Der Kontakt brachte ihre Nervenenden zum Klingen und löste eine Hitzewelle in ihrem Schoß aus.

»Oh ja, Baby«, stöhnte er, wobei sein Lippenring über ihre Haut strich. Dann umfasste er ihr Kinn und ließ seine Zunge in ihren Mund gleiten.

Der kühne Vorstoß ließ sie erschaudern und rief ihr wieder ins Gedächtnis, dass sie sich auf ein allzu großes Wagnis eingelassen hatte. Fox leckte mit der Zunge über ihre, während seine Hände zu ihren Hüften glitten, und alle Vernunft wurde unter einer Lawine purer, entfesselter Lust verschüttet, die sie an den Rand des Wahnsinns trieb.

Sie biss ihn in die Unterlippe.

»Fuck!«

Mit diesem einzelnen, groben Wort hob er sie hoch, als wäre sie leicht wie eine Feder, und presste sie gegen die Wand in der Diele. Molly schlang die Beine um seine Taille, die Arme um seinen Hals. Sinnlich und ungezügelt küsste er sie wieder und wieder, die eine Hand in ihrem Haar zur Faust geballt, die andere ihre Brust knetend und liebkosend.

Er ließ sie kurz Luft holen, bevor er sie erneut mit einem Kuss in Besitz nahm, auf den keine ihrer dürftigen Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht sie hatte vorbereiten können.

3

Der leidenschaftliche Kuss raubte Fox den Verstand. Er unterbrach ihn und öffnete seine Gürtelschnalle. Fast hätte der verdammte Reißverschluss seinen Penis verstümmelt, doch endlich bekam er ihn auf und legte seine zitternden Finger um seine Erektion. Wenn er nicht aufpasste, würde er beim ersten Stoß explodieren.

Plötzlich drückte Molly seine Schultern weg. »Warte!«

Schwer atmend hielt er inne. »Du willst aufhören?« Es war eine grausame Vorstellung.

»Nein.« Sie schluckte sichtlich. »Aber ich muss dir etwas sagen.«

Er presste die Finger in ihren Schenkel und legte die Stirn an ihre. »Was denn?«

Sie holte tief Luft, wodurch ihre Nippel seine Brust streiften. »Du musst es etwas behutsam angehen. Ich bin … nicht sehr erfahren.«

»Bist du noch unberührt?« Fox schlief nicht mit Jungfrauen, dafür fehlte ihm die Geduld … aber für Molly würde er eine, nein, jede Ausnahme machen.

Sie zögerte kurz, ehe sie nickte. »Tut mir leid.«

»Beim Sex mit mir muss dir niemals etwas leidtun, Baby.« Er zog sie zu einem langen, stürmischen Kuss zu sich heran. »Ich werde dir nicht wehtun.« Er wollte, dass Molly es so sehr genoss wie er, und plötzlich gefiel ihm die Idee sogar, sie in die körperlichen Freuden einzuführen.

Sie süchtig danach zu machen. Nach ihm.

Obwohl sein Hirn vor Lust vernebelt war, küsste er sie, bis ihr Körper nachgiebig wurde und sie schwer atmete, dann saugte er sanft an ihrer Unterlippe, während er den Bund ihres Höschens beiseiteschob und zärtlich ihre empfindsamste Stelle liebkoste. Ein Schauder durchlief sie, ihr Becken zuckte, ihre Pupillen weiteten sich.

Entzückt über ihre offenherzige Reaktion drang er mit einem Finger in sie ein. Feucht und warm zogen sich ihre inneren Muskeln zusammen. Er wollte mehr, wollte alles. »Ist das ein Ja?«, fragte er an ihren von seinen Küssen geschwollenen Lippen.

Sie klammerte sich an seinen Schultern fest und nickte wortlos.

»Sag es, Baby.« Er wollte nicht, dass Molly Zweifel an ihrer ersten gemeinsamen Nacht hegte. Weder jetzt noch später.

»Ja.« Ihre heiser hingehauchte Bestätigung ließ ihn beinahe seine Selbstbeherrschung verlieren, aber Fox hatte versprochen, ihr nicht wehzutun, und er brach seine Versprechen nicht.

Langsam und unerbittlich penetrierte er sie tiefer, bis sie stöhnte, dann mit zwei leicht gespreizten Fingern, die er sanft hin- und herbewegte. Ihm brach der Schweiß aus, als sie seinem Rhythmus instinktiv folgte. »Ja«, murmelte er mit rauer Stimme. »Beweg dich mit mir.« Ohne Vorwarnung zog er seine Finger zurück, nur um sie abermals in ihren aufnahmebereiten Körper zu stoßen.

Sie rief seinen Namen und presste das Gesicht an seine Wange, wodurch er ihren heißen Atem spürte. Er bog ihren Kopf zurück und ließ die Lippen über ihren Hals wandern, während seine Finger unermüdlich weitermachten.

Er spürte, wie ihre Muskeln zuckten und ihre Nägel kleine Halbmonde in seine Schultern gruben.

Stöhnend legte er den Daumen auf ihre feuchte, geschwollene Klitoris. »Öffne dich für mich, Baby.« Fox biss sie in die Unterlippe, wie sie es zuvor bei ihm getan hatte, und erstickte ihr überraschtes Wimmern mit einem Kuss. »Ich will hinein.«

Er strich über ihre Klitoris.

Sie bäumte sich auf und kam in heftigen Zuckungen, anschließend war sie weich wie Wachs in seinen Armen, bereit für ihn. Er ließ die Hand, wo sie war, als er Molly wieder an sich zog, um sie zu küssen. Sie zu verführen. Ihr Orgasmus war berauschend gewesen, aber er wusste, dass noch mehr in seiner sexy Bibliothekarin steckte. Er würde es aus ihr herauslocken.

Seine Erektion pochte.

Er biss die Zähne zusammen und bezähmte das unbändige Verlangen, sie in Besitz zu nehmen. Das wollte er später tun. Momentan musste er sich ganz auf Molly konzentrieren, deren erster, explosionsartiger Höhepunkt nur der Vorgeschmack auf einen zweiten, dunkleren und gewaltigeren gewesen war. Sie drängte sich an ihn, ihre Brustspitzen verführerisch aufgerichtet. Er wollte an ihnen knabbern, doch auch das würde warten müssen.

Der Duft ihrer Erregung schwängerte die Luft, als seine Finger immer wieder in sie hineintauchten und Mollys Schoß sich mit einer Gier um sie zusammenzog, die er ganz und gar befriedigen wollte. »Untersteh dich, noch einmal zu kommen, Molly«, warnte er sie, als sie stöhnte. »Beim nächsten Mal wirst du um meinen Schwanz zucken, nicht um meine Finger.«

Mit einem Ruck riss er ihr Spitzenhöschen entzwei.

»Sieh mich an!«, befahl er. Sie tat es und grub die Finger in seine muskulösen Schultern, während er seiner animalischen Besitzgier nachgab und seine geschwollene Eichel behutsam in Position führte.

Ein weicher, femininer Laut entrang sich ihrer Kehle, und ihr von einer feinen Röte überzogener Körper spannte sich an wie eine Bogensehne. »Ich kann nicht –«

Eine Hand in ihrem Haar, die andere an ihrer samtweichen Hüfte zwängte Fox sich einen Zentimeter in sie hinein. Molly versteifte sich, doch das Beben, das sie durchlief, war nicht dem Schmerz geschuldet. Ein Knurren stieg in seiner Kehle hoch, als er sie wieder küsste.

»Jetzt«, wisperte sie. »Bevor ich –«

Im nächsten Augenblick war er in ihr.

Molly schrie leise auf, während er um Beherrschung rang. Er küsste sie mit all seinem Geschick – das enorm war –, reizte sie mit Zunge und Lippen, bis sie sich rastlos in seinen Armen wand.

Er biss so fest die Zähne aufeinander, dass sie knirschten. Lange würde er nicht durchhalten. »Tut es weh?« Er merkte, wie stark er sie dehnte.

Molly schüttelte den Kopf und vergrub die Hände in seinem Haar, dann stahl sie ihm einen weiteren Kuss, indem sie sinnlich mit den Lippen über seine strich, während er sich zu bewegen begann. Langsam und mit angestrengter Selbstdisziplin.

Beim vierten Stoß fiel Molly hungrig in seinen Rhythmus ein. »Oh Fox«, keuchte sie und bog ihren anmutigen Hals zurück.

Er umfasste ihre Hüften mit beiden Händen und stieß tief und mit wilder Gier in sie hinein. Aber er wollte mehr von ihr, darum legte er die Hand in ihren Nacken und brachte ihren Mund zu seinem. Sein Ring drückte gegen ihre weiche Unterlippe, ihre Brüste gegen seinen Oberkörper, doch sie schob ihn nicht weg, sondern drängte sich noch fester an ihn, während ihr vor Lust geschwollenes Fleisch höchst erotisch seinen harten Schwanz massierte. »Du bist herrlich feucht und eng«, keuchte er. »Ich möchte dich für immer vögeln, Molly.«

Stöhnend erreichte sie den Höhepunkt, dabei klammerte sie sich mit solcher Kraft an ihn, dass er sich dominiert und in Besitz genommen fühlte. Er hörte nicht auf, sie zu küssen, während die Wellen der Ekstase sie überrollten, danach presste er sie gegen die Wand und gab sich seinem eigenen Orgasmus hin.

»Du hast das Schlafzimmer gefunden.«

Fox, der bäuchlings neben ihr lag, sein Blick matt und gesättigt im gedämpften Licht der Nachttischlampe, sah auf. »Das war nicht weiter schwer.« Seine Finger zeichneten ihre Wirbelsäule nach, dann kamen sie auf ihrem unteren Rücken zum Liegen, sodass sie gerade eben ihre Gesäßbacken berührten.

Molly krallte die Hände ins Laken. »Es gibt nur eines.« Es war eine unsinnige Entgegnung, aber es fiel ihr schwer, einen klaren Gedanken zu fassen, zu stark war das Nachglühen grenzenloser Lust … und die nagende Angst, dass sie einen schrecklichen Fehler begangen haben könnte. Dies hatte ihre eine wilde Nacht sein sollen, eine unvergessliche Erfahrung, die sie in ihre sichere, ereignislose, angenehm langweilige Zukunft begleitete … aber es hatte sich nach mehr als nur Sex angefühlt, mehr als nur einem einzigen unbeherrschten Moment in einem von Regeln bestimmten Leben.

Es war, als wäre sie gezeichnet.

Ich möchte dich für immer vögeln, Molly.

Er hatte ihren Namen gesagt und sie damit mitten ins Herz getroffen. Ganz zum Ende, als sie jede x-beliebige warme, willige Frau hätte sein können, hatte er ihr deutlich gemacht, dass er ganz genau wusste, wessen Körper er gegen die Wand drängte. Und auch sie würde niemals seinen Namen vergessen, niemals den Mann, der sie mit solch stürmischer Leidenschaft verführt hatte. Sie hatte ein Brennen und einen enormen Druck verspürt, als er in sie eingedrungen war, doch dann war da nur noch verzehrende Lust gewesen.

»So viel Nachdenklichkeit in diesen großen, braunen Augen«, bemerkte Fox und streichelte ihre Hüfte.

Mit einem tiefen, leisen Atemzug drehte sie sich auf die Seite und schüttelte den Kopf. Ein Stein lastete auf ihrer Brust. »Nichts Wichtiges.« Es war ihr erstes Mal gewesen, und das mit einem Mann, der genau wusste, was er tat. Kein Wunder, dass sie aus dem Gleichgewicht war.

Obwohl Zachary Fox sie in Besitz genommen hatte, als meinte er es für immer, würden sie nie mehr haben als diese eine Nacht. Es stand nicht zu befürchten, dass sie sich auf etwas eingelassen hatte, das das Potenzial besaß, ihr mühsam aufgebautes Leben zu zerstören.

»Sagtest du etwas von einem zweiten Mal?«, fragte sie, als es so aussah, als würde er sein Versprechen wahr machen – auch wenn sie nicht wusste, ob ihr Körper eine zweite Runde mit Fox durchstehen würde.

Die Haare fielen ihm über die Augen, als er sie auf den Rücken rollte und sich auf sie legte. Sein Lächeln war pure Leidenschaft. »Du wirst hinterher noch wunder sein.«

Molly spürte, wie sie rot wurde, trotzdem sagte sie: »Das halte ich aus.« Sie empfand leichte Panik bei dem Gedanken daran, dass ihre gemeinsame Zeit mit der Morgendämmerung enden würde, aber genau deshalb musste sie enden. Selbst wenn Fox den Verstand verlieren und beschließen sollte, dass er eine Beziehung mit einer Bibliothekarin eingehen wollte, die sich noch so sehr anstrengen konnte und trotzdem nie weltgewandt sein würde. »Ich möchte es.«

Auf seiner Wange erschien das Grübchen, und er senkte den Kopf auf ihre Brust. »Wenn du mich so lieb darum bittest …« Er leckte verspielt über ihre Haut. »… bekommst du sogar noch eine Belohnung.«

Das zweite Mal war himmlisch ausdauernd und überraschend lehrreich. Molly mochte nicht sehr erfahren sein, aber sie war schlau und las sich eine Menge an. Daher wusste sie, dass es eine Vielzahl von Spielarten dessen gab, was Männer und Frauen hinter verschlossenen Türen trieben. Doch als Fox den Kopf zwischen ihre Beine senkte und sie spüren ließ, wie sich sein Lippenring an dieser höchst sensiblen Stelle anfühlte, begriff sie, dass manche Dinge in der Praxis erprobt werden mussten.

Als es vorbei war und er sie fest an seinen athletischen Körper drückte, ließ sie es geschehen. Für diese eine Nacht, die sich niemals wiederholen würde, würde sie sich vertrauensvoll von einem Mann in den Armen halten lassen.

»Arbeitest du samstags immer?«, fragte Fox, als sie am nächsten Morgen zu Mollys Auto gingen.

Sie nickte. »Die Bibliothek hat jeden Tag geöffnet, ob es regnet oder schneit.« Ihre Arbeitswoche fing dienstags an und endete heute.

»Wann bist du fertig?«

Ihr Magen wollte einen Salto schlagen, und sie musste ihre ganze Willenskraft aufbieten, um es zu verhindern. Die Nacht war vorüber. Die wilde, unberechenbare Molly mit ihren Gelüsten nach Rockstars und atemberaubendem Sex würde für immer in der Versenkung verschwinden, und ihr vernünftiges Alter Ego würde wieder das Kommando übernehmen. »Gegen fünf«, antwortete sie. »Kann ich dich irgendwo absetzen?«

Ihr Herz geriet ins Stolpern, so sehr bemühte sie sich um einen gleichmütigen Tonfall. Sogar sie wusste, dass nach einem One-Night-Stand bestimmte ungeschriebene Verhaltensregeln galten, vor allem die, dass man sich am Morgen danach ruhig und erwachsen benahm. Kein Erröten, kein Gedanke daran, wie Fox eine Stunde, bevor der Wecker gegangen war, die Hand zwischen ihre Beine gelegt und sie so aus dem Schlummer geholt hatte.

Sie war wund. Doch das war es wert gewesen.

»Wo ist die Bibliothek, in der du arbeitest?«, erkundigte er sich.

»In der Innenstadt.« Molly merkte, dass sie auf seine Lippen starrte, riss den Blick los und entriegelte den Wagen.

»Lass mich dort raus«, meinte er, nachdem er ächzend seinen Körper in den beengten Raum gezwängt hatte. »Es ist nur ein kurzer Spaziergang bis zu den Apartments, die wir im Hafen gemietet haben.«

Mollys Finger umklammerten das Lenkrad, als sie aus der Garage fuhr. »Wohnt ihr denn nicht auf einer der Privatinseln?« In sicherer Entfernung, sodass sie gar nicht erst in Versuchung geraten konnte, ihn um eine weitere Nacht zu bitten.

»Nein, das ist nicht unser Stil. Allerdings hat einer von Theas Mitarbeitern zusätzlich ein kleines Hotel für uns auf der Insel mit den Weingütern gemietet.«

»Waiheke.« Das pulsierende Eiland war nur eine kurze Fährüberfahrt entfernt, aber bestimmt verfügten Fox und seine Bandkollegen über ein eigenes Transportmittel zu einem der Privatstrände.

»Ja, genau.« Er zog an einer Strähne, die sich aus dem Knoten an ihrem Hinterkopf gelöst hatte. »Adrett.«

Verdammt sollte ihre Haut sein, die sich einfach nicht erwachsen benehmen wollte, aber wenigstens klang ihre Stimme nur einen Tick heiser, als sie entgegnete: »Professionell.« Fox war so nah, dass ihr das Atmen zunehmend schwerfiel.

Er musterte sie von oben bis unten. »Stiefel, Rock, aufreizendes Oberteil. Sehr hübsch.«

Sie hielt an einer Ampel und musste sich beherrschen, nicht an ihrem weichen, dünnen, korallenfarbenen Pullover mit V-Ausschnitt zu zupfen. »Es ist nicht aufreizend, sondern warm. Die Bibliothek ist stark klimatisiert.« Was den Rock betraf, war er gut geschnitten, aber nicht so eng, dass er ihre Bewegungsfreiheit einschränkte.

»Ich wette, du verursachst den halbwüchsigen Jungs Schweißausbrüche.«

»Ich verursache niemandem Schweißausbrüche.«

»Nein?« Die sinnliche Provokation war unüberhörbar. »Ich glaube mich zu erinnern, dass ich von mehreren Hitzewellen überrollt wurde. Vier, um genau zu sein.«

Molly war noch nie auf diese Weise geneckt worden. »Führst du immer Buch darüber?«

»Selbstverständlich.« Er lehnte sich in seinem Sitz zurück und verschränkte die muskulösen Arme hinter dem Kopf. »Bist du wund?«

Molly war sich ziemlich sicher, dass das nach einem One-Night-Stand eigentlich nicht relevant sein sollte, aber da es das für ihn offensichtlich doch war, bezwang sie ihre Verlegenheit. »Nicht dramatisch.« Allerdings würde sie bei jedem Schritt, den sie heute machte, an Fox erinnert werden.

»Da bin ich aber froh.« Er zog abermals an der Locke. »Jedenfalls sind viermal in weniger als acht Stunden sogar für mich exzessiv. Ganz zu schweigen davon, dass ich mich gerade beherrschen muss, dir nicht den Rock hochzuschieben und nachzusehen, ob du eine Strumpfhose trägst.«

Völlig durcheinander schaute sie starr nach vorn. »Nein.«

»Wenn ich also meine Hand darunter gleiten ließe, würde ich –«

»Entladezone.« Sie hielt abrupt an der Ecke schräg gegenüber des Parkplatzes, wo sie normalerweise ihr Auto abstellte. »Raus mit dir, bevor ich einen Strafzettel bekomme.« Oder bevor sie wendete und den Tag damit zubrachte, sich von ihm auf himmlische Weise noch wunder machen zu lassen.

»Gemeine Molly.« Er löste seinen Gurt, legte die Hand um ihren Nacken und zog sie zu einem Kuss an sich, der in ihr das Verlangen weckte, mit der Zunge über seine zu fahren und mit dem Ring zu spielen, an seiner Lippe zu saugen und ihre verkrampften Hände vom Lenkrad zu nehmen, um sie in seinen Haaren zu vergraben. »Ich werde dich wiedersehen, Molly Webster«, murmelte er, bevor er sie zum Abschied noch einmal küsste.

»Ja, sicher.« Doch als sie beobachtete, wie ihr Rockstar im goldenen Licht der Morgensonne davonging, wusste sie, dies war das letzte Mal, dass sie Zachary Fox außerhalb von Musikvideos oder Schoolboy-Choir-Konzerten sah. Ihrer beider Leben hätte sich ebenso gut auf verschiedenen Planeten abspielen können.

Sie schluckte den Kloß in ihrer Kehle hinunter und scherte wieder auf die Straße ein.

Der Traum war ausgeträumt.

4

Fox stieg auf der obersten Etage des am Wasser gelegenen Apartmenthotels aus, allerdings steuerte er nicht seine eigene Unterkunft an, sondern die von Noah, dem Gitarristen der Band, der nebenbei auch meisterhaft Bass spielte. Er wusste, dass er ihn antreffen würde. Noah mochte zwar jede Nacht mit einer anderen Frau verbringen, aber er blieb nicht, und wenn er ein – oder auch mehrere – Mädchen mit zu sich nahm, dann nur für die Dauer ihrer sexuellen Vergnügung.

Er kannte den Grund, warum Noah nicht mit einer anderen Person im Zimmer schlafen konnte, auch wenn sie nie darüber sprachen. Jedenfalls nicht so, wie Frauen das taten. Sie vertrauten einander, daher wusste sein Kumpel, dass er, sollte er zu tief in die Hölle abgleiten, nur die Hand ausstrecken musste, und Fox würde ihn herausziehen. Es gab zwar keine Gewähr dafür, dass der sture Hund je um Hilfe bitten würde, aber das spielte keine Rolle. Fox würde Noahs Dämonen niemals erlauben, die Oberhand zu gewinnen.

Er klopfte leise an, und kurz darauf öffnete sein zerknitterter Kollege die Tür. Die Jeans hingen ihm tief auf den Hüften, und mit seinem Bartschatten sah er aus, als wäre er gerade aus dem Bett gekrochen, doch das war ein Irrtum – unabhängig von seinen nächtlichen Aktivitäten schlief Noah selten länger als bis zum Morgengrauen.

»Hast du Kaffee?« Fox trat ein, ließ die Tür jedoch offen, weil nur sie vier hier oben wohnten. Um die Etage mit dem Fahrstuhl zu erreichen, benötigte man eine spezielle Schlüsselkarte, und das Servicepersonal hatte die Anweisung, nur auf Verlangen heraufzukommen. Eins der ersten Dinge, die sie begriffen hatten, nachdem Schoolboy Choir Dreifach-Platin erreicht hatten, war, dass sie sich ihre Privatsphäre erkämpfen mussten.

»Versuch’s mal mit dem Ding da drüben.« Noah zeigte auf eine Maschine, die von der Kommandobrücke eines Raumschiffs zu stammen schien. »Sieht noch furchteinflößender aus als das Monstrum bei dir zu Hause.«

»Zumindest weiß ich, wie mein Monstrum funktioniert«, brummte Fox. Er hätte sich ohrfeigen können, weil er sich vor der gestrigen Party nicht ausreichend mit seiner neuen Umgebung vertraut gemacht, sondern seinen Krempel nach ihrem Umzug aus einem nahe gelegenen Hotel einfach in sein Apartment geworfen hatte. »Und ich Idiot bin an dem Café nebenan vorbeigegangen, weil dort eine Warteschlange war.«

Noahs dunkelgraue Augen funkelten, als er einen Becher unter eine der vielen Düsen stellte und drei der tausend Knöpfe des Raumschiff-Kaffeeautomaten betätigte.

Eine halbe Minute später hielt Fox ein nach Zimt duftendes Gebräu in der Hand. Es war so schaumig, dass sein Testosteronspiegel allein bei dem Anblick in den Keller sackte. »Soll das ein Witz sein, Noah? Du willst, dass ich das trinke?«

»Dir wird nichts anderes übrig bleiben. Dieses Gesöff ist das einzige, das ich aus dem Ding herauskriege.«

Fox trank einen Schluck, der fast nur aus Schaum bestand. Er versuchte es noch einmal und erschauerte. »Gib mir eine andere Tasse.« Noah reichte sie ihm, woraufhin Fox verschiedene Kapseln aus dem Korb neben dem Apparat nahm, sie einsetzte und wahllos Knöpfe drückte.

Nach drei Anläufen fand er die richtige Kombination für schwarzen Kaffee. »Ganz eindeutig bin ich hier das technische Genie.«

»Gib ihn mir«, verlangte Noah und genehmigte sich einen tiefen Zug, dann seufzte er genüsslich. »Das ist Kaffee. Und jetzt zeig mir verflucht noch mal, wie du das gemacht hast.«

Fox bereitete erfolgreich eine zweite Tasse zu und folgte Noah hinaus auf den Balkon, wo sie beide die Unterarme auf die Balustrade stützten. Der Blick auf den Hafen war spektakulär, das glitzernde blaugrüne Wasser übersät von Schiffen. Bei den meisten handelte es sich um Pendlerfähren, aber es waren auch eine hochmastige Rennjacht und ein Boot darunter, das aussah, als würde es Touristen zu den Delfinen schippern. Weiter draußen dümpelten Segelschiffe und kleine private Fischerboote, auf denen die Menschen den strahlenden, wenn auch kühlen Herbsttag genossen.

»Hast du gefrühstückt?«, fragte Noah, während sie beobachteten, wie ein Kajakfahrer zu einer der Inseln navigierte. Seine muskulösen Arme und das gleichmäßige Tempo, mit dem er über die von den größeren Wasserfahrzeugen erzeugten Wellen glitt, verrieten, dass er kein Amateur war. »Ich kann uns ein paar Rühreier machen. Oder wir könnten David wecken und ihn vom Balkon baumeln lassen, bis er einwilligt, uns zu füttern.«

Fox grinste bei dieser Anspielung auf Davids exzellente Kochkünste. »Danke, ich habe schon gegessen.« Er trank seinen Kaffee aus und dachte an die hinreißende Frau, die ihn aus ihrem Auto geworfen hatte.

»Deine Miene besagt, dass du nicht nur flachgelegt, sondern um den Verstand gevögelt wurdest.« Plötzlich war das Grinsen aus Noahs Gesicht verschwunden. »Scheiße, Fox. Ich habe gesehen, dass du zur selben Zeit gegangen bist wie Theas Schwester. Falls du sie angerührt hast, wird Thea dir das Leben zur Hölle machen. Bestimmt lässt sie dich in einer japanischen Gameshow auftreten.«

Und ob er Molly angerührt hatte. Und er würde es wieder tun, wenn es nach ihm ginge. Normalerweise verlor er nach dem Sex das Interesse an einer Frau, doch in Mollys Fall war es erst richtig erwacht.

Noah drehte sich zu ihm um und starrte ihn an. »Also?«

»Molly gehört mir.« Hier ging es nicht länger um etwas so Simples und leicht Handhabbares wie körperliche Anziehungskraft.

»Ich brauche mehr Kaffee«, seufzte Noah. Er schnappte sich beide Tassen und ging nach drinnen. Wenige Minuten später war er zurück. »Ist das wirklich dein Ernst?«

»Absolut.« Fox trank von dem vollen Becher, den sein Kumpel ihm reichte. »Kennst du das, wenn du das leise Wispern einer Melodie in deinem Kopf hörst und instinktiv weißt, dass du einen großartigen Song haben wirst, falls es dir gelingt, die restlichen Noten einzufangen?«

Noah nickte.

»Genau so fühlt es sich bei Molly an.« Es war das betörendste Wispern seines Lebens. »Das werde ich mir nicht entgehen lassen.«

»Könnte reine Geilheit sein«, meinte Noah unverblümt. »Die kann so heftig sein, dass ein Mann Sterne sieht, aber danach ist es vorbei.«

Fox dachte daran, was Molly, ihr Körper, ihr Duft, ihr Geschmack mit ihm angestellt hatten.

Bei der Erinnerung daran bekam er einen Ständer. Nein, die körperliche Anziehungskraft zwischen ihnen stand nicht zur Debatte; er hätte den ganzen Tag mit ihr im Bett verbringen können und sie immer noch mehr begehrt. Doch trotz ihrer erotischen Verbindung war Sex nicht das Erste, das ihm in den Sinn kam, wenn er an Molly dachte.

Es war ihr Lächeln.

Ihre Augen schienen dabei von innen zu strahlen und ihr ganzes Gesicht zu erhellen.

Es hatte ihn umgehauen auf der Party. Genau wie ihr errötendes Lächeln später im Bett, als er mitten in ihrer zweiten Runde einen höchst schlüpfrigen Vorschlag gemacht und sie auf clevere, witzige Weise gekontert hatte – als sie ihre Barrieren so weit gesenkt hatte, dass er einen Blick auf ihre Seele hatte erhaschen können.

Je mehr er davon gesehen hatte, desto übermächtiger war sein Verlangen geworden, sie noch besser kennenzulernen. Er wollte nicht nur mit Molly schlafen, er wollte mit ihr reden, sie Wörter wie »ruchlos« sagen hören und herausfinden, was sie mit ihrem wunderschönen Mund sonst noch artikulierte. Und er verzehrte sich nach ihrem strahlenden, echten, ihm geltenden Lächeln.

»Es geht nicht nur um Sex«, unterbrach er die eingetretene Stille. »Da ist mehr.«

Er konnte es nicht benennen, doch er wusste intuitiv, dass es etwas Wichtiges, etwas Seltenes war. Bei der Vorstellung, sich davon abzuwenden, protestierte jede Zelle seines Körpers. »Ich muss die ganze Melodie hören, den kompletten Song.« Und herausfinden, ob er das Potenzial zu einem Dauerbrenner hatte, oder ob er eine Eintagsfliege war.

Seine Schultern spannten sich an.

Noah fuhr sich durch sein blondes, sonnenbeschienenes Haar und zog eine Braue hoch. »Kann sie damit umgehen? Eine Beziehung mit dir wird für sie alles andere als ein Picknick werden, sobald die Presse davon Wind bekommt.«

»Molly denkt, wir hätten einen One-Night-Stand gehabt.« Was er ihr nicht verübeln konnte, nachdem er sie nicht über seine Absichten aufgeklärt hatte. Sein Bauchgefühl sagte ihm, dass er sie damit in die Flucht schlagen würde.

Also würde er es ihr einfach nicht sagen.

5

Die Arbeit in der Bibliothek, in der es von Erwachsenen, Kindern und fleißigen Studenten – die die Archive nach älterem Material durchstöberten – nur so wimmelte, hielt Molly beschäftigt. Das unvertraute Pochen und Ziehen, das sie an einigen Körperstellen spürte, würde bald abklingen, bis jede physische Spur von Fox’ Inbesitznahme ausgelöscht wäre und nur noch die unvergessliche Erinnerung bliebe.

An ihrem Traum von einem stabilen, behaglichen, langweiligen Leben würde sich niemals etwas ändern. Ihr wurde übel, wenn sie nur an das erbarmungslose Starren und Getuschel der Leute dachte, als der »Ruhm« ihres prominenten Vaters auf sie abgefärbt hatte, nachdem er mit dem minderjährigen Mädchen erwischt worden war.