Roman Quest – Entscheidung in Rom - Caroline Lawrence - E-Book

Roman Quest – Entscheidung in Rom E-Book

Caroline Lawrence

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Beschreibung

Ein spannendes Abenteuer aus dem römischen Reich für Jungen und Mädchen ab 10 Jahren
Das Kinderbuch der britischen Bestsellerautorin Caroline Lawrence entführt die jungen Leserinnen und Leser in die aufregende Zeit des römischen Kaisers Domitian. 

  • Gefahr im alten Rom: Fesselnde Lektüre für junge Abenteurer ab 10 Jahren
  • So macht Geschichte Spaß: Historisches Wissen, spannend wie ein Krimi
  • Dramatische Abenteuer: Der Kampf dreier Geschwister gegen den mächtigen römischen Kaiser
  • Pures Lesevergnügen: Kurze Kapitel, überraschende Wendungen, atemlose Spannung  


Zum Buch:
Wir schreiben das Jahr 96 nach Christus: Die Geschwister Juba, Fronto und Ursula sind in Britannien untergetaucht, um sich vor dem mächtigen römischen Kaiser Domitian zu verstecken. Doch die Häscher des Kaisers sind ihnen dicht auf den Fersen. Als die Kinder entdeckt werden, bleibt ihnen nur die Flucht.
Gemeinsam mit dem britannischen Waisenmädchen Bouda machen sie sich auf eine gefährliche Reise, die sie zurück in ihre Heimat führt – bis ins Herz der Stadt Rom, wo sich das Schicksal ihrer Familie für immer entscheiden wird.

Spannend, geheimnisvoll und lehrreich: „Roman Quest – Entscheidung in Rom“ ist das perfekte Geschenk für abenteuerlustige Jungen und Mädchen.

Alle Bände der Reihe: 
Band 1: Roman Quest – Flucht aus Rom (ISBN 978-3-8458-2780-3)
Band 2: Roman Quest – Im Bann der Druiden (ISBN 978-3-8458-2781-0)
Band 3: Roman Quest – Gefahr in der Arena (ISBN 978-3-8458-3548-8)
Band 4: Roman Quest – Entscheidung in Rom (ISBN 978-3-8458-3639-3)

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Vollständige eBook-Ausgabe der Hardcoverausgabe

Text-Copyright © 2018 Roman Mysteries Ltd

Originaltitel: The Roman Quest – Return to Rome

Die Originalausgabe ist 2018 im Verlag Hodder and Stoughton, Großbritannien, erschienen.

© 2020 arsEdition GmbH, Friedrichstraße 9, D-80801 München

Alle Rechte vorbehalten

Text: Caroline Lawrence

Übersetzung: A. M. Grünewald

Cover: Maximilian Meinzold

Satz: Müjde Puzziferri, MP Medien, München

Landkarte: Richard Russell Lawrence

ISBN eBook 978-3-8458-4038-3

ISBN Print 978-3-8458-3639-3

www.arsedition.de

Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Widmung

Vorwort

I

PROLOGUS

Kapitel eins GLADIATRIX

Kapitel zweiPATRONA

Kapitel dreiOSCILLUM

Kapitel vierNUNTIUS

Kapitel fünfNUPTIAE

Kapitel sechsNOX

Kapitel siebenTABLINUM

Kapitel achtANIMALIA

Kapitel neunFAENUM

Kapitel zehnBOVES

Kapitel elfTORTOR

Kapitel zwölfNAUSEA

Kapitel dreizehnTEMPESTAS

II

Kapitel vierzehnGESORIACUM

Kapitel fünfzehnTINCTA

Kapitel sechzehnFLOCCI

Kapitel siebzehnCOMAE

Kapitel achtzehn MORS

Kapitel neunzehnMONILE

Kapitel zwanzigTORPITUDO

Kapitel einundzwanzigCALIGO

Kapitel zweiundzwanzigCOLONIA

Kapitel dreiundzwanzigTRAIANUS

Kapitel vierundzwanzigFASCIAE

Kapitel fünfundzwanzigINSIDIAE

Kapitel sechsundzwanzigODYSSEA

Kapitel siebenundzwanzigAESTAS

III

Kapitel achtundzwanzigOSTIA

Kapitel neunundzwanzigDOMINUS ET DEUS

Kapitel dreißigREDEMPTIO

Kapitel einunddreißigEQUUS

Kapitel zweiunddreißigCRYPTA

Kapitel dreiunddreißigCUBICULARIUS

Kapitel vierunddreißigLARARIUM

Kapitel fünfunddreißigPRECES

Kapitel sechsunddreißigPHENGITES

Kapitel siebenunddreißigMISERICORDIA

Kapitel achtunddreißigPERSONA

Kapitel neununddreißigCLADES

Kapitel vierzigNERVA

Kapitel einundvierzigDAMNATIO MEMORIAE

EPILOGUS

WAS DIE LATEINISCHEN KAPITELÜBERSCHRIFTEN BEDEUTEN

Die Autorin

Für den Glasbläser Stephen Pollock-Hill, der mir vorschlug, die Minerva-Kamee in einem meiner Bücher zu verwenden, und ebenso für seine Frau Sami, meine wundervolle Schwägerin.

Salve! (Hallo!)

Willkommen zum vierten und letzten römischen Abenteuer.

Diese Geschichte spielt in verschiedenen römischen Provinzen im Frühjahr und Sommer des Jahres 96 nach Christus, während der Herrschaft von Kaiser Domitian.

Einige der Begebenheiten in diesem Buch haben tatsächlich so stattgefunden und auch die meisten Orte gibt es wirklich. Die Überreste aus der römischen Zeit und einzelne Ruinen könnt ihr immer noch besuchen, zum Beispiel in Verulamium (St Albans in Großbritannien), Gesoriacum (Boulogne-sur-Mer in Frankreich), Colonia Claudia Ara Agrippinensium (Köln), Nemausus (Nîmes, Frankreich), Ostia (Ostia Antica, Italien) und natürlich in Rom, der »Ewigen Stadt«. Wenn ihr mehr über Kaiser Domitian erfahren wollt, dann schaut doch einmal in die Biografie, die Suetonius, ein Zeitgenosse, über ihn geschrieben hat.

Die meisten meiner Kapitelüberschriften sind lateinisch und beziehen sich immer auf etwas, das im Kapitel vorkommt. Versucht doch mal herauszufinden, was die Worte bedeuten, und schlagt dann am Ende des Buches nach, um zu sehen, ob ihr richtiggelegen habt.

Vale! (Lebt wohl!)

Caroline

I

PROLOGUS

Das kleine Mädchen in der groß karierten Tunika rannte um sein Leben.

Die sechs Jahre alte Bouda war die jüngste Taschendiebin in Tyranus, Bande. Es war nichts Neues für sie, vor denjenigen davonzulaufen, die sie bestohlen hatte. Aber an diesem nebligen Wintertag in den Docks von Londinium rannte sie vor zwei römischen Soldaten davon.

Die genagelten Stiefel der Männer polterten über den hölzernen Kai, während Bouda an Eichenfässern mit Bier aus Germanien vorbeischlüpfte, an Amphoren mit Olivenöl aus Galatien und an Kisten mit Töpferware aus Gallien.

Bouda kannte den Hafen von Londinium so gut wie ein Kaninchen seinen Bau.

Aber die Soldaten waren größer als sie. Und schneller.

Was würden sie mit ihr machen, wenn sie sie zu fassen bekamen? Sie schlagen? Sie ins Gefängnis stecken? Sie kreuzigen?

Ihre nackten Füße waren schneller als der Schlag ihres Herzens und ihre roten Haare flatterten wild hinter ihr her.

Bouda war stolz auf ihr Haar und ließ es fast immer offen. Tyranus sagte immer, es sehe aus wie eine Feuersbrunst im Nebel.

Auch in diesem Augenblick herrschte dichter Nebel, und in dieser weißen Welt konnten die leuchtenden kupferfarbenen Locken ihren Tod bedeuten.

Hinter ihr verriet das Klappern einer Rüstung, dass einer der Soldaten ausgerutscht und auf die feuchten Planken gestürzt sein musste. Als der andere Soldat stehen blieb, um seinem Kameraden aufzuhelfen, versteckte sich Bouda schnell unter einem abgekoppelten Wagen.

Sie kauerte sich im dämmrigen Zwielicht hinter einem der Räder zusammen und wartete darauf, dass die Soldaten an ihr vorbeistürmen würden. Doch die beiden Männer blieben direkt neben ihrem Versteck stehen.

Bouda konnte den Saum ihrer roten Wolltuniken sehen, ihre nackten Beine, die Stiefel und die Spitzen ihrer Schwerter.

»Bei Jupiters Brauen!«, keuchte der Soldat mit den haarigen Waden. »Wo ist sie hin?«

»Ich glaube, sie ist in das Lagerhaus da drüben gelaufen«, stieß der andere, dessen Knie dick und wulstig hervorstachen, atemlos aus.

»Unmöglich! Das ist zu weit weg. Außerdem ist das Tor geschlossen. Sie war direkt vor mir, kaum eine Armeslänge entfernt!«

»Warum verfolgen wir sie überhaupt?« Der Wagen knarrte, als sich einer der beiden Soldaten dagegenlehnte. »Ich meine, ich weiß, dass sie zu dieser Taschendieb-Bande gehört, aber sie ist schließlich bloß ein kleines Mädchen. Das ist doch erniedrigend für uns.«

»Erniedrigend ist, dass sie uns entwischt ist«, murmelte sein Kamerad. Dann senkte er die Stimme. »Es gibt da ein Gerücht. Angeblich soll sie die Großenkelin von Boudicca sein.«

Unter dem Wagen bekam das kleine Mädchen große Augen. Tyranus, ihr Boss, hatte ihr oft erzählt, dass sie von der berühmten rothaarigen Kriegerkönigin namens Boudicca abstammte. Aber wenn sie es den älteren Kindern erzählte, glaubten die ihr nie.

»Boudiccas Großenkelin? Hah!«, spottete der Soldat mit den wulstigen Knien. »Ich wette, das behaupten sie von allen rothaarigen Kindern hier in Britannien.«

»Bei diesem Mädchen stimmt es angeblich. Es heißt, eine von Boudiccas Töchtern wäre gestorben, als sie ein Mädchen zur Welt gebracht hat. Die Soldaten von der Zweiten Augusta haben dem Baby einen Ring geschenkt, als Zeichen dafür, dass einer von ihnen der Vater war. Die Tochter ist dann wild aufgewachsen und hat später ebenfalls ein Kind zur Welt gebracht. Aber den Säugling hat sie im Stich gelassen, mit nichts als den Windeln am Leib und dem Ring ihres Großvaters.«

Die kleine Bouda warf einen Blick auf den Ring an ihrem Daumen. Der Stein, den er zierte, war ebenso orangerot wie ihr Haar. Eingraviert war eine winzige Gestalt mit dem Körper einer Ziege und dem Schwanz eines Fisches: ein Capricorn. Bewies das tatsächlich, dass sie Boudiccas Nachfahrin war?

»Selbst wenn sie Boudiccas Großenkelin ist, was will der Statthalter von ihr?«

»Es ist nicht der Statthalter, der es auf sie abgesehen hat. Es ist Domitian.«

Boudas grüne Augen wurden noch größer. Domitian war der Kaiser von Rom. Alle wussten das.

»Es ist fast vierzig Jahre her, dass Boudicca Londinium während der Rebellion gegen uns Römer niedergebrannt hat«, sagte der Soldat mit den wulstigen Knien. »Und die Stadt ist anschließend auferstanden wie der Phönix aus der Asche. Niemand interessiert sich mehr für Boudicca, von ihrer Großenkelin ganz zu schweigen.«

»Domitian interessiert sich für sie. Er hat in letzter Zeit nicht viel Glück bei seinen Feldzügen gehabt. Weißt du noch, wie er für seinen ersten Triumphzug Sklaven als Germanen verkleidet hat und ihn alle ausgelacht haben? Er braucht dringend eine wirkungsvolle Demonstration seiner Macht.«

»Und du glaubst, die wird ihm ein kleines Mädchen verschaffen?«

»Ja. Ich nehme an, er will sie durch die Straßen Roms führen und dann öffentlich hinrichten lassen.«

Bouda spürte, dass ihre Kehle trocken wurde. Sie sehnte sich danach, Rom zu sehen, jene Stadt, von der Tyranus so oft in höchsten Tönen geschwärmt hatte, aber nicht, wenn das bedeutete, dass die Besichtigung mit ihrer eigenen Hinrichtung enden würde.

Zitternd wich sie in die äußerste Ecke unter dem Wagen zurück.

Plötzlich schoss ein Arm durch die Speichen des Rades und krallte sich um ihre Taille. Bevor sie schreien konnte, legte sich eine kalte Hand über ihren Mund.

Nach einem Augenblick des Entsetzens entspannte sie sich. Es war die Hand eines Jungen. Sie wusste, dass es Ferox war, der Neunjährige, der die jüngeren Taschendiebe kontrollierte. Er musste sie schon die ganze Zeit gesucht haben.

Bouda hasste Ferox und hätte ihm am liebsten in die Hand gebissen, aber seine Reaktion hätte die Aufmerksamkeit der Soldaten geweckt, die gerade dabei waren weiterzulaufen. Also blieb Bouda so ruhig sie konnte und versuchte, sich zu entspannen.

Nachdem die beiden Legionäre im Nebel verschwunden waren, zog Ferox sie unter dem Wagen hervor. »Wo warst du? Hast du irgendwelche Geldbörsen erbeutet?«

Bouda kniff die Lippen zusammen, aber er griff kurzerhand in die Vorderseite ihrer Tunika, wo er zwei Geldbeutel fand. Sie hatte sie mit dem kleinen Klappmesser abgeschnitten, das an ihrem Handgelenk festgebunden war.

Grinsend nahm er die Beutel, und als sie ihn böse anfunkelte, kniff er sie in ihren nackten Arm. Er wollte sie schreien hören, doch Bouda gab keinen Ton von sich. Selbst als er ihr eine Ohrfeige gab, blieb sie stumm.

Ferox stieß einen leisen Fluch aus, packte sie am Handgelenk und zog sie zurück über den nebligen Kai, zwischen Kisten, Amphoren und Fässern hindurch und schließlich eine dunkle Holzstiege hinauf zum oberen Stockwerk eines Lagerhauses. Tyranus saß dort hinter einem Tisch, der voll beladen war mit den Beutestücken des heutigen Vormittags.

»Bouda wäre beinahe von zwei römischen Soldaten geschnappt worden«, sagte Ferox, der ihren Arm immer noch so fest gepackt hielt, dass es wehtat. »Sie halten sie für Boudiccas Großenkelin. Sie haben davon gesprochen, dass sie nach Rom geschickt werden soll, um an einem der Triumphmärsche des Kaisers teilzunehmen.«

Der Boss der East-End-Bande stand auf, trat um den Tisch herum und ging in die Knie, sodass sein Kopf mit dem von Bouda auf gleicher Höhe war. Tyranus hatte große, dunkle Augen mit langen Wimpern, und man hätte ihn durchaus als gut aussehend bezeichnen können, wäre da nicht die Narbe quer über seiner Nase gewesen.

»Weißt du, was Domitian mit kleinen Mädchen macht?« Seine Stimme klang samtweich. »Grauenhafte Dinge. Und anschließend isst er sie auf.«

Bouda hielt tapfer seinem durchdringenden Blick stand und presste weiter die Lippen aufeinander. Sie war fest entschlossen, nicht zu weinen.

Tyranus schüttelte den Kopf, dann warf er Ferox einen Blick zu. »Hat sie wenigstens ein paar Geldbeutel abgeschnitten?«

»Nein«, log Ferox. Er ließ Boudas Arm los und zog drei Beutel hervor, von denen zwei diejenigen waren, die er in der Vorderseite von Boudas Tunika gefunden hatte. »Ich habe die hier erbeutet, aber sie ist wirklich zu nichts zu gebrauchen.« Er spuckte auf Boudas nackten Fuß, aber sie schaffte es, nicht zusammenzuzucken.

»Sei nicht so streng mit dem Mädchen.« Tyranus leerte die Beutel auf seinem Schreibtisch aus. »Sie ist ja erst sechs. Trotzdem …« Er nahm eine dünne Rute aus Birkenholz von einem Schrank und wandte sich Bouda zu. »Du kennst die Regeln«, sagte er. »Wenn du mit leeren Händen zurückkommst, bekommst du die Rute.«

Bouda nickte und funkelte Ferox böse an. Dann aber grinste sie, führte ihre rechte Hand zu ihrem Mund und spuckte die Perle aus, die sie seit beinahe einer Stunde in ihrer Wange festgehalten hatte.

Sie war mit Speichel bedeckt, aber dadurch glänzte sie nur umso mehr.

»So, so, so.« Tyranus legte die Rute wieder weg und nahm ihr die Perle ab. »Schau sich das einer an. Das beste Stück, das ich die ganze Woche bekommen habe. Das hast du gut gemacht, meine kleine Feuersbrunst.« Er tätschelte Boudas Kopf. »Heute Abend bekommst du eine Scheibe Brot mit Honig zur Belohnung und du darfst direkt an der Kohlenpfanne schlafen.«

Ferox warf ihr einen hasserfüllten Blick zu, als sie ihm hinausfolgte, aber Bouda war das egal. Sie spürte, wie ihr Herz vor Glück anschwoll. Tyranus war stolz auf sie!

»Denk daran, Bouda«!, rief Tyranus ihr nach. »Gold und Juwelen und Perlen sind das Einzige, was dir in dieser Welt Sicherheit geben wird.«

Später am Abend, als sie sich zusammen mit den anderen Mädchen auf ihrer Schlafmatte einrollte, war Bouda zufrieden. Nicht das Brot mit Honig in ihrem Magen machte sie glücklich, auch nicht, dass sie den Schlafplatz bekommen hatte, der der wärmenden Kohlenpfanne am nächsten war. Nein, es war die Erinnerung an den Ausdruck von Stolz in Tyranus’ Gesicht und an seine lobenden Worte. Die wärmten sie mehr als alle Kohlen in der Bronzeschale mit den drei Füßen.

»Gold und Juwelen und Perlen«, flüsterte sie, »sind das Einzige, was mir in dieser Welt Sicherheit geben wird.«

Kapitel eins

GLADIATRIX

Sieben Jahre später floh Bouda nicht vor den Römern, sie kämpfte gegen sie.

Oder besser gesagt: Sie kämpfte gegen einen von ihnen, gegen einen vierzehnjährigen Jungen namens Lucius Domitius Juba.

Der Kampf fand nicht in Londiniums großem Amphitheater statt, sondern im Innenhof einer Villa im römischen Stil, die sich am Rand einer Stadt namens Verulamium befand.

Bouda war mit einem Schwert und einem halbrunden Schild bewaffnet, einer sogenannten Pelta. Statt einen Helm zu tragen, hatte sie ihr Haar in zwei Dutzend Zöpfe geflochten, die sich an ihre Schultern schmiegten wie Medusas Schlangenlocken. Und statt schwerer Rüstung trug sie ein Brustband aus Leder und einen kurzen, groß karierten Kilt aus orangefarbener und grüner Wolle. Sie wusste, dass ihre Schönheit zu ihren stärksten Waffen zählte.

Aber auch eine scharfe Klinge konnte nützlich sein.

»Aieeee!« Bouda stieß den Kriegsschrei der Icener aus, während sie mit ihrem Schwert nach dem Hals ihres Gegners ausholte.

»Ungh!«, schnaufte Juba, als er den Schlag abwehrte. Er war als Retiarius gekleidet, mit Polstern an Beinen und Armen, einem Dreizack in seiner linken Hand und einem Netz in der rechten.

Geschmeidig wie eine Tänzerin wirbelte Bouda herum und stieß mit ihrem Schwert von der anderen Seite zu. Diesmal schaffte es Juba, die Klinge mit seinem Dreizack zu blockieren, wenn auch eine der äußeren Zacken unter der Gewalt des Schlages abbrach. Bouda lachte über den verdutzten Ausdruck auf seinem Gesicht. Es war nur ein Übungskampf mit hölzernen Waffen, aber sie hielt sich nicht zurück.

Anderthalb Jahre zuvor hatte sie bemerkt, wie der braunhäutige Juba in Londinium zusammen mit seinem Bruder und seiner Schwester von einem Schiff gestiegen war. Alle drei waren offenkundig reich und völlig ahnungslos gewesen. Bouda hatte ihre Chance auf ein besseres Leben gewittert und sich ihnen als Führerin angeboten. Und kurze Zeit später hatte eine römische Dame namens Flavia Gemina sie alle vier dazu auserkoren, geheime Abenteurer zu werden, die nach vermissten Kindern suchten.

In den vergangenen achtzehn Monaten hatten sie über ein Dutzend entführte Kinder zu ihren Eltern zurückgebracht, hatten Zwillinge zusammengeführt, die als Säuglinge voneinander getrennt worden waren, und sogar einen erwachsenen Freund von Flavia Gemina aufgestöbert, einen Arzt namens Jonathan ben Mordecai. Außerdem hatten sie einen drohenden Druidenaufstand verhindert.

Der Großteil ihrer Arbeit hatte sich im Geheimen abgespielt, aber nach einer spektakulären öffentlichen Rettungsaktion in einer Stadt namens Camulodunum hatten sie sich vorsichtshalber in die Sicherheit dieser Villa außerhalb von Verulamium zurückgezogen. Das abgeschiedene Haus im römischen Stil gehörte einem von Flavias befreiten Sklaven, einem Britannier, der zu Reichtum gelangt und in die Provinz seiner Geburt zurückgekehrt war.

Bouda und ihre Freunde hatten die langen Wintermonate damit verbracht, morgens Philosophie zu studieren, an den Nachmittagen Kampftechniken zu üben und sich rasch zu verstecken, wann immer jemand aus der Stadt kam, um eine Lieferung zu bringen.

An diesem Tag diente Boudas Übungskampf mit Juba zur Unterhaltung bei einem Abschiedsbankett für die beiden Zwillingsbrüder, die sie wieder zusammengeführt hatten. Castor und sein Bruder Rabe würden am folgenden Tag nach Rom abreisen.

Während Bouda und Juba einander umkreisten, bemerkte Bouda, wie ihr Gegner sich einen Schweißtropfen abwischte. Dass er schwitzte, überraschte sie, da er an diesem kühlen Frühlingsmorgen kaum bekleidet war. Juba trug nur den Lendenschurz der Gladiatoren sowie die Baumwollpolster an seinen Schienbeinen und am linken Arm. Bouda nahm an, dass er nervös war, weil sich zu diesem Bankett drei Überraschungsgäste eingefunden hatten. Ihre Gönnerin Flavia Gemina, deren Ehemann und der Statthalter höchstpersönlich hatten sich unerwartet ihrer Feier angeschlossen.

»Aiee!«, brüllte Bouda erneut, während sie in einem weiteren hohen Bogen ihr Schwert herabsausen ließ. Ihr Schlag zertrümmerte eine weitere Spitze des Dreizacks.

Juba starrte sie mit offenem Mund an. In all den Monaten ihres Trainings hatte keiner von ihnen so viel Kraft aufgewandt, dass eine ihrer Übungswaffen zerbrochen wäre. Nun aber hatte Bouda dafür gesorgt, dass Juba etwas in der Hand hielt, das nur noch wie ein lädierter Speer aussah.

Sie lachte und stieß nach seinem Bauch. Er sprang zurück und vermied in letzter Sekunde einen bösen Kratzer, denn selbst an einem Übungsschwert aus Holz konnte man sich verletzen. Wieder umkreisten sie einander, und Bouda konnte hören, was die Gäste beim Essen sagten.

»Wer ist das reizende rothaarige Mädchen?«, fragte der Statthalter und lehnte sich auf dem Platz des Ehrengastes zurück. »Gehört sie auch zu Euren sogenannten Abenteurern?«

»Ja«, erwiderte Flavia. »Ist sie nicht fantastisch? Da meine Abenteurer oft in gefährliche Situationen geraten, hielt ich es für eine gute Idee, dass sie vor ihrer nächsten Mission verschiedene Kampftechniken erlernen. Daher haben sowohl Bouda als auch Jubas Schwester Ursula mit den Jungen zusammen trainiert. Der Besitzer dieses Hauses ist ein ehemaliger Gladiator. Er hat sie unterrichtet.«

»Faszinierend«, sagte der Statthalter. »Mit ihrem feurigen Haar erinnert mich das Mädchen an die Barbarenkönigin, die uns vor fünfunddreißig Jahren beinahe von dieser Insel vertrieben hätte.«

»Boudicca!«, sagte Flavias Ehemann.

Bei der Erwähnung ihrer Urgroßmutter verlor Bouda kurz die Konzentration, sodass Juba sie seitlich mit dem Schaft seines kaputten Dreizacks treffen konnte.

Doch statt sich dem Schlag entgegenzustemmen, gab Bouda ihm nach, schlug eine Rolle und sprang dann wieder leichtfüßig auf. Es hatte nicht wehgetan, und ihr wurde klar, dass Juba nach wie vor nicht mit vollem Einsatz kämpfte. Dieses Wissen gab ihr Kraft.

»Pass auf, du Nachwuchsphilosoph!« Sie warf ihre Zöpfe in den Nacken. »Wenn du Aeneas bist, dann bin ich Camilla!« Sie tat so, als würde sie zur einen Seite davonspringen, stürzte dann aber in die andere Richtung. Juba ließ sich allerdings nicht täuschen. Sein Netz erwischte ihre Pelta und nach einem Moment des Hin- und Herzerrens ließ sie den Schild schließlich los.

»Aeneas und Camilla haben einander nie gegenübergestanden«, knurrte er und schleuderte die im Netz verhakte Pelta beiseite.

»Aber wenn doch«, zischte Bouda, »wäre vielleicht das hier passiert!« Sie machte eine Rolle nach vorn und rammte ihr Schwert gegen seinen schlanken, braunen Oberkörper. Juba riss sich los und stieß einen leisen Fluch aus, als das Schwert über seinen Brustkorb fuhr.

»Ha!«, rief Bouda. »Wäre mein Schwert aus Metall und nicht aus Holz, würden jetzt deine Gedärme in den Staub fallen!«

Juba schnaufte, während er den verbliebenen, mit einem Korken geschützten Zacken seines hölzernen Dreizacks nach ihr stieß und versuchte, mit dem Schaft gegen ihre Kniekehlen zu schlagen, um sie zu Boden zu bringen.

Doch Bouda spürte genau, dass er nicht mit ganzem Herzen bei der Sache war. Er verfehlte sie zwei Mal und fluchte leise vor sich hin.

»Lass dich nicht von Mitleid beherrschen!«, rief Prasutus, ein junger Britannier, der sich den Winter über mit ihnen versteckt hatte. Früher hatte er sich in der Kunst der Druiden versucht, inzwischen aber studierte er gemeinsam mit ihnen die Lehren von Epikur, Seneca und Jesus. »Ein guter Stoiker hat sich immer unter Kontrolle!«

»Na los, Juba!«, rief seine jüngere Schwester Ursula ihm zu. »Carpe diem! Nutze den Moment!«

»Carpe diem!«, stieß Loquax, Ursulas sprechender Vogel, aus, der seinen Aussichtsplatz auf der Schulter seiner Herrin eingenommen hatte. »Carpe diem!«

Juba grinste, Bouda dagegen verzog abschätzig den Mund. Sie hasste es, wenn sich die anderen gegen sie verbündeten. Sie griff zu Boden, hob eine Handvoll sandige Erde aus dem Kräuterbeet, das ihre Übungsarena umschloss, und machte eine Wurfgeste in Richtung des Vogels. Beunruhigt flatterte Loquax in die Höhe.

Aber sie hatte nur so getan, als würde sie die Erde nach ihm werfen.

Einen Augenblick später schleuderte sie sie in Jubas Gesicht.

Während er überrascht den Dreck ausspuckte und sich die Augen rieb, warf Bouda sich auf ihn. Schon im nächsten Augenblick lag er flach auf dem Rücken. Ihre Knie pressten seine Arme zu Boden und ihr hölzernes Schwert drückte sich gegen seine Kehle.

Bouda hörte die Zwillinge lachen, aber Flavia Gemina schnappte nach Luft und der Statthalter protestierte laut.

»Unfair!«, stieß er aus. »Sind das die Manöver, die Euer befreiter Sklave ihnen beibringt?«

Flavia Gemina klang entschuldigend. »So etwas würde er ihnen niemals beibringen. Vielleicht hat sie das auf den Straßen von Londinium gelernt – in ihren Tagen als Taschendiebin.«

Bouda achtete nicht auf sie und grinste zu Juba hinab. Ihr fiel auf, dass die schwarzen Pupillen seiner grüngrauen Augen größer waren als sonst. Sie beugte sich hinab. »Prasutus irrt sich«, flüsterte sie. »Du hast dich zu sehr unter Kontrolle. Du solltest deiner Leidenschaft freien Lauf lassen!«

Sie beugte sich noch näher, sodass ihre schlangenartigen Zöpfe seine Ohren kitzelten. Der unschätzbar wertvolle Edelstein an ihrem Hals baumelte ebenfalls herab, und genau das brachte sie auf eine Idee.

»Der bedeutendste Römer dieser Provinz schaut uns zu«, sagte sie Juba ins Ohr. »Ich weiß, Ehre bedeutet dir mehr als alles andere auf der Welt. Versprich mir einen der Edelsteine, die du in den Saum deines Umhangs genäht hast. Dann lass ich dich gewinnen.«

Doch als sie seinen Blick einfing, wusste sie: Das hätte sie lieber nicht sagen sollen.

Kapitel zwei

PATRONA

Juba starrte zu Boudas wunderschönem Gesicht hinauf.

Von jenem Tag an, als sie mit ihren leicht schief stehenden grünen Augen, ihrem feuerroten Haar und dem Angebot, ihnen zu helfen, auf Juba und seine Geschwister zugekommen war, hatte er ihren Absichten misstraut. Das Einzige, wonach sie strebte, war Reichtum und sie hatte das Herz einer Diebin. Es hatte anderthalb Jahre gedauert, bis Juba schließlich doch so viel Vertrauen zu ihr gefasst hatte, um zu glauben, dass sie Freundschaft höher bewertete als Geld und Juwelen.

Doch als sie ihm nun anbot, ihn im Gegenzug für einen Edelstein gewinnen zu lassen, erfasste ihn eine bittere Enttäuschung.

»Du lässt mich gewinnen?«, zischte er. »Oh, du gieriges kleines Biest!«

Bis jetzt hatte er sich im Kampf zurückgehalten, doch nun mobilisierte er all seine Kraft und nur wenige Augenblicke später waren die Rollen getauscht. Nun war er oben und drückte sein Holzschwert gegen ihren schlanken weißen Hals.

»Ha!«, ertönte die Stimme des Statthalters. »Ich wusste doch, dass der Junge nicht alles zeigt, was er kann! Woher, sagtet Ihr, kommt er? Aus Syrien vielleicht?«

Flavia Gemina lachte. »Lasst Euch nicht von seiner dunklen Haut täuschen. Er ist genauso ein Römer wie Ihr. Letztes Jahr habt Ihr ihn schon einmal getroffen, wisst Ihr noch?«

Sie erzählte dem Statthalter nicht, dass Juba und seine Geschwister einst in Rom bloß einen Steinwurf vom Palast des Kaisers entfernt gelebt hatten und nun wegen Hochverrats und Diebstahls gesucht wurden. Sie ließ den Statthalter in dem Glauben, dass Juba bloß ein weiteres heimatloses Kind wäre, dem sie zu helfen versuchte.

»Na los, Römerjunge!«, rief der Statthalter. »Bezwinge das britannische Mädchen!«

Juba funkelte böse zu Bouda herab. »Gibst du auf?«

Sie wand sich unter seinem Griff und schüttelte wild den Kopf. Der Spott in ihren Augen hatte sich in pure Angst verwandelt. Als er das sah, löste sich Jubas Wut auf. Aber bevor er Bouda freilassen konnte, spürte er einen Stich an seinem linken Handgelenk.

Es war das kleine Klappmesser, das sie seit ihren Tagen als Taschendiebin immer bei sich trug.

»Du hast mich geschnitten!« Er kletterte von ihr herunter richtete sich auf und starrte auf das Blut, das aus der kleinen Wunde rann. »Ich fasse es nicht, dass du mich tatsächlich geschnitten hast.«

»Unterbrechung!«, rief der Schiedsrichter, der auch ihr Trainer und der Besitzer des Hauses war.

»Tut mir leid, Juba!« Bouda rappelte sich auf. »Ich hatte das Gefühl, in der Falle zu stecken, und da ist es einfach passiert!«

Sie schien ernsthaft bestürzt zu sein, also zuckte er mit den Schultern. »Schon gut«, sagte er und saugte an der Wunde. »Sagen wir, es war ein Unentschieden.«

»Nein, das tun wir nicht!« Ihr Trainer trat vor. Er trug eine gelb-blau karierte Tunika über dunkelblauen Hosen. »Da du Sand geworfen und eine nicht erlaubte Waffe benutzt hast, bist du disqualifiziert, Bouda.«

Rasch wickelte er einen Streifen aus Stoff um Jubas linkes Handgelenk und verknotete den Verband. Dann zog er seinen rechten Arm in die Höhe. »Ich erkläre Juba zum Sieger!«

Alle jubelten und der Statthalter verkündete: »Römisches Ehrgefühl schlägt das Geschick der Barbarin!«

Als der Trainer Jubas Arm losließ und zurücktrat, warf Bouda Juba einen finsteren Blick zu. »Wenn das ein echter Kampf gewesen wäre«, murmelte sie, »wärst du jetzt tot und ich hätte gesiegt. Vergiss das nicht!«

Juba erwiderte ihren Blick. »Warum kannst du nicht einfach fair spielen?«, fragte er durch zusammengebissene Zähne.

Ihre grünen Augen schienen beinahe Funken zu schlagen. »Fair spielen? Wie dein Held, der ach so tugendhafte Aeneas? Du glaubst, du wärst auch tugendhaft, nicht wahr? Dabei bist du aus Rom fortgelaufen wie ein Feigling. Und du hast deine kleine Schwester, die noch ein Säugling war, für eure Überfahrt nach Britannien verschachert. Du bist nicht tugendhaft, du bist einfach bloß feige!«

Juba schlug sie.

Fest.

Sie riss die Augen auf. Ein roter Abdruck zeichnete sich auf ihrer blassen Wange ab. Entsetzt sah Juba, dass er die Form einer Hand hatte.

Seiner Hand.

»Bouda!«, keuchte er. »Bouda, es tut mir leid!

Aber sie hatte ihm bereits den Rücken zugekehrt und stampfte aus dem Innenhof.

»Was soll das?«, krächzte Loquax, der sprechende Vogel. Es war einer seiner Lieblingssprüche.

»Pollux!«, fluchte Flavias Ehemann. »Das ist nicht gut.«

Der Statthalter hatte sich zurückgelehnt, aber nun saß er wieder aufrecht. »Du hast deine kleine Schwester verkauft?«, fragte er Juba. »Ein frei geborenes Mädchen?«

»Er hatte keine andere Wahl!«, rief Ursula von der Liege neben seiner. »Wir wurden von der Prätorianischen Garde verfolgt!« Dann schlug sie sich die Hände vor den Mund.

»Was?« Der Statthalter sprang auf. »WAS?«

Juba fluchte stumm. Der Statthalter durfte nicht wissen, dass sie Feinde des Kaisers waren. Nun aber hatten Bouda und seine Schwester sie alle in eine unmögliche Situation gebracht.

Der Statthalter schaute Flavia Gemina und ihren Mann ungläubig an. »Ihr habt Feinde des Kaisers unterstützt, während Ihr unter meinem Schutz standet?«

Flavias Mann glitt von seiner Liege. »Herr, es tut mir leid. Ich versichere Euch, ich hatte keine Ahnung. Ihr wisst doch, wie eigensinnig meine Frau sein kann.«