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Dieser Band enthält folgende Romane: Wenn dich ein Mörder anruft (Alfred Bekker) Das unheimliche Schloss (Alfred Bekker) Schrecken aus der Tiefe (Alfred Bekker) Geheime Wege ins Verderben (Ann Murdoch) Die Hamburger Radiomoderatorin Lisa bekommt den Anruf eines Hörers, der behauptet, die Wiedergeburt eines Serienmörders zu sein. Nur ein verrückter Wichtigtuer? Oder hat eine zweifelhafte Reinkarnations-Therapie tatsächlich dazu geführt, dass der dunkle Drang zu töten die Oberhand gewinnt? Bald scheint Lisa selbst in den Fokus des Mörders zu geraten … Als sie für ein paar Tage an die Küste nach Büsum fährt, um Urlaub zu machen, spitzt sich die Lage dramatisch zu. Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton Reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden und Janet Farell.
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Seitenzahl: 332
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Romantic Thriller Viererband 1001
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Wenn dich ein Mörder anruft
Das unheimliche Schloss
Schrecken aus der Tiefe
Geheime Wege ins Verderben
Dieser Band enthält folgende Romane:
Wenn dich ein Mörder anruft (Alfred Bekker)
Das unheimliche Schloss (Alfred Bekker)
Schrecken aus der Tiefe (Alfred Bekker)
Geheime Wege ins Verderben (Ann Murdoch)
Die Hamburger Radiomoderatorin Lisa bekommt den Anruf eines Hörers, der behauptet, die Wiedergeburt eines Serienmörders zu sein. Nur ein verrückter Wichtigtuer? Oder hat eine zweifelhafte Reinkarnations-Therapie tatsächlich dazu geführt, dass der dunkle Drang zu töten die Oberhand gewinnt? Bald scheint Lisa selbst in den Fokus des Mörders zu geraten … Als sie für ein paar Tage an die Küste nach Büsum fährt, um Urlaub zu machen, spitzt sich die Lage dramatisch zu.
Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton Reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden und Janet Farell.
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author / COVER A.PANADERO
© dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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von Alfred Bekker
Die Hamburger Radiomoderatorin Lisa bekommt den Anruf eines Hörers, der behauptet, die Wiedergeburt eines Serienmörders zu sein. Nur ein verrückter Wichtigtuer? Oder hat eine zweifelhafte Reinkarnations-Therapie tatsächlich dazu geführt, dass der dunkle Drang zu töten die Oberhand gewinnt? Bald scheint Lisa selbst in den Fokus des Mörders zu geraten … Als sie für ein paar Tage an die Küste nach Büsum fährt, um Urlaub zu machen, spitzt sich die Lage dramatisch zu.
Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton Reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden und Janet Farell.
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Gleich ist es soweit, dachte sie.
Noch ein paar Sekunden…
Lisa Brodersen atmete tief durch.
Die Musik war gleich zu Ende. Sie blickte nach links, wo Leo Altekrüger, der Aufnahmeleiter hinter einem Glasfenster saß und ihr zunickte. Lisa strich sich eine Haarsträhne zurück.
Mein Gott, dachte die junge Frau. Ich mache diese Sendung nun schon fast drei Monate. Allmählich sollte sich wenigstens ein klein bisschen von dem einstellen, was man Routine nennt. Aber Lisa hatte noch immer vor jeder Sendung Schmetterlinge im Bauch.
Die Musik war zu Ende.
Ein rotes Licht ging an.
Wie üblich.
Das war das Signal.
Jetzt war sie auf dem Äther und mindestens einige hunderttausend Ohrenpaare würden jetzt der Stimme von Lisa Brodersen lauschen.
„Und hier ist wieder Radio H-undertneun, Hamburg und ich begrüße mal wieder alle Nachtschwärmer zur zweiten Hälfte von Lisas Nachtschwarm. Heute zum Thema Reinkarnation und Wiedergeburt. Glaubt ihr daran, dass es mehrere Leben gibt, dass die Seele vielleicht nach dem Tod des Körpers weiterexistiert – oder seid ihr der Meinung, dass nach dem Tod alles zu Ende ist? Habt ihr schon mal gelebt?”
Es folgten wieder ein paar Takte Musik.
Zuviel Text am Stück dürfte man den Hörern nicht zumuten.
Zumindest nach Meinung des Senders.
Schließlich fuhr Lisa Brodersen fort:
„Es gibt Menschen, die davon überzeugt sind. Ganze Kulturen bauen auf diesem Glauben auf.“
Dann gab Lisa die Telefonnummer über den Sender. Zweimal, zum Mitschreiben.
Eine kurze Musikeinspielung folgte, dann der erste Anruf.
„Hallo, hier ist Lisa Brodersen. Wer spricht da?“
„Willi.“
Die Stimme hatte einen seltsam dumpfen Klang, das fiel Lisa sofort auf. Aber sie dachte zunächst nicht weiter darüber nach.
„Willi, warum rufst du an? Was willst du uns erzählen?“
„Ich habe den ersten Teil der Sendung gehört – vor den Nachrichten. Und da dachte ich …“ Er stockte. Seine Stimme klang wirklich merkwürdig. „Ich dachte, da muss ich mal anrufen. Es ist nämlich so, dass ich schon mal gelebt habe.“
„Du glaubst also an die Wiedergeburt.“
„Ich weiß es, verdammt noch mal!“
Es war ein kleiner Ausbruch von unterdrückter Wut, der Lisa unwillkürlich einen Schauer über den Rücken jagte. Sie hörte ihn durch das Telefon atmen.
„Entschuldigung“, sagte er. „Aber es ist immer dasselbe, wenn man darüber redet.”
„Was meinst du damit?”
„Man wird nicht ernst genommen.“
„Ich würde das Thema nicht in meine Sendung nehmen, wenn ich es nicht ernst nähme“, erwiderte Lisa. „Aber sag mal, was ist mit deiner Stimme?”
„Was soll damit sein?”
„Man kann dich so schlecht verstehen.“
„Ich spreche durch ein Taschentuch. Ich will nicht, dass jemand, den ich kenne, meine Stimme wiedererkennt.“
„Verstehe“, murmelte Lisa. Er war nicht der erste Anrufer, der anonym bleiben wollte. Und natürlich hieß er auch nicht Willi. Aber darauf kam es nicht an.
„Ich hatte viele Leben in verschiedenen Zeitaltern“, sagte der Anrufer. „Die meisten waren nichts besonderes. Durchschnittsmenschen, Handwerker, Bauern. Aber vor hundert Jahren wurde ich als Wilhelm Dornbach geboren.“
Lisa verstand nicht, aber Willi hatte das so gesagt, als würde es etwas bedeuten.
„Wer war dieser Dornbach?“, fragte Lisa.
„Ein Mörder. Er hat neun Frauen der feinen Gesellschaft umgebracht. Ich habe immer die Bilder dieser Frauen vor mir.“ In seine Stimme kam ein seltsames Vibrieren hinein.
„Wie kommst du zu der Überzeugung, dass du einmal ein Mörder warst?“, fragte Lisa.
„Ich habe eine Reinkarnations-Therapie mitgemacht, weil ich psychische Probleme hatte und mir eine normale Therapie nicht helfen konnte.“
Oh, mein Gott! Ein Verrückter!, ging es Lisa unwillkürlich durch den Kopf. Wie hatte ihr Team den Kerl nur auf den Sender lassen können? Ein gutes Dutzend Mitarbeiter machten während der Sendung nichts anderes, als solche Anrufer auszufiltern.
„Eine Reinkarnations-Therapie?“, echote Lisa. „Was ist das?“
„Man geht davon aus, dass die Probleme, die man in diesem Leben hat, durch ungelöste Konflikte in früheren Leben verursacht sind.”
„Aha…”
„Der Therapeut versetzt den Patienten in Hypnose und geht mit ihm zunächst in die frühe Kindheit zurück. Dann zur Geburt, anschließend in die Zeit vor der Geburt und in frühere Leben.”
„Und das funktioniert?”
„Ja. Sie haben noch nie davon gehört?”
„Ehrlich gesagt: nein.”
„Ich war Wilhelm Dornbach, der neunfache Frauenmörder … Ich erlebte die Morde, ich sah die Opfer … Ich wurde hingerichtet, Lisa!“
Er brach ab.
„Hat dir diese Therapie denn geholfen?“
„Nein. Ich werde die schrecklichen Bilder nicht mehr los. Jede Nacht sehe ich die Gesichter der Frauen vor mir, die ich umgebracht habe. Ich sehe sie in einer langen Reihe, und als letztes sehe ich mein eigenes Gesicht – ich meine, das Gesicht, das ich damals als Wilhelm Dornbach hatte – in der Reihe.“
„Bist du immer noch in dieser Reinkarnations-Therapie?“, fragte Lisa.
„Nein. Ich habe sie abgebrochen.“
„Bist du zu einem anderen Therapeuten gegangen? Einem Arzt?“
Darauf gab er keine Antwort.
Stattdessen sagte er:
„Mir kann niemand helfen. Das weiß ich. Diese Bilder … Niemand kann sich vorstellen, was es bedeutet, wenn man plötzlich erfährt, dass man ein Mörder ist.“
„Ich verstehe dich gut“, sagte Lisa.
„Nein, das versteht niemand. Niemand wirklich. Und dann … Da ist noch etwas …“ Er stockte und machte eine kleine Pause. Einen Augenblick hatte Lisa schon den Verdacht, der Anrufer könnte raus aus der Leitung sein.
„Was ist da noch, Willi?“, hakte sie nach.
„Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Also, ich habe Angst, dass der Mörder, der ich war, wieder hervorbricht … Verstehst du, was ich meine?“
Willi hatte jetzt mit zitternder Stimme gesprochen.
„Erkläre es mir“, erwiderte Lisa so sanft und ruhig sie konnte.
„Ich habe Angst, dass ich wieder der werde, der ich in einem früheren Leben schon einmal war! Wilhelm Dornbach, ein Serienmörder! Wenn ich diese Highsociety-Frauen mit ihren Klunkern und Ketten um den Hals sehe … Ich beginne zu verstehen, weshalb ich – also ich meine Dornbach – sie umbringen musste.“
Er atmete schwer. Die Zeit, die für einen einzelnen Anruf zur Verfügung stand, war längst verbraucht.
Aber Lisa konnte Willi jetzt nicht sich selbst überlassen.
Wenn sie Glück hatte, konnte sie ihn dazu überreden, sich noch mit dem Psychologen, den sie im Sendeteam hatten, zu unterhalten – natürlich ohne, dass davon etwas über den Sender ging. Denn Hilfe brauchte dieser Mann ohne Zweifel.
„Willi, hier warten bereits einige andere Anrufer in der Warteschleife“, sagte Lisa. „Vielleicht unterhältst du dich noch ein bisschen mit unserem Psychologen … Hallo?“
Es hatte klick gemacht.
„Willi? Bist du noch dran?“
Die Leitung war tot.
„Mein Gott, du bist ja kreideweiß“, meinte Leo Altekrüger, der Aufnahmeleiter, als die Sendung zu Ende war.
Lisa schluckte.
„Ich bin froh, dass die Sendung zu Ende ist“, gestand sie und fuhr sich mit der Hand über die Augen.
Leo hatte ihr einen schwarzen Kaffee hingestellt. Lisa lächelte matt.
„Danke.“
„Keine Ursache. Ich glaube, den brauchst du jetzt.“
„Das kann man wohl sagen.“
Altekrüger setzte sich zu der jungen Frau. Lisa war Mitte zwanzig und sportlich gekleidet. Sie trug Jeans und Pullover. Aber das lange Haar, das sie hochgesteckt trug, gab ihr einen Hauch von Eleganz.
„Das mit diesem Irren hat dich ziemlich mitgenommen, nicht wahr Lisa?“, hörte sie Altekrügers Stimme.
Altekrüger war doppelt so alt wie sie, und sie wusste genau, dass sie es nur zur einen Hälfte ihrem Talent zu verdanken hatte, dass sie diese Sendung seit drei Monaten moderierte.
Talent war die Voraussetzung. Die andere Seite der Medaille waren Menschen, die dieses Talent erkannten und förderten.
Und das war Altekrüger gewesen.
„Da musst du durch, Lisa.“
„Dieser Mann ist krank, er braucht Hilfe.“
„Ich weiß.“
Eine attraktive Blondine tauchte auf und reichte Altekrüger ein paar Unterlagen.
Lisa kannte sie. Es war Chiara Gruber, eine aus dem Team, das die Anrufe entgegennahm.
„Wie konntet ihr diesen Verrückten auf den Äther lassen?“, knurrte Altekrüger sie an.
Er konnte sehr jähzornig werden, das wusste Lisa aus eigener Erfahrung. Aber meistens meinte er es gar nicht so hart, wie er es sagte. Und irgendeiner musste den Laden schließlich zusammenhalten. Deshalb konnte Lisa ihm das nachsehen.
„Ich …“, stotterte Chiara.
„Wozu werdet ihr eigentlich bezahlt?“
„Die Story dieses Mannes klang interessant und überzeugend. Er wirkte sehr viel ruhiger, als er mit mir sprach.“
„Ja, ja.“ Altekrüger winkte ab, Chiara ging mit einem Schmollmund wieder davon. Sie schien wirklich beleidigt zu sein.
„Chiara kann doch nichts dafür!“, versuchte Lisa sie zu verteidigen.
„Natürlich kann sie das! Sie soll besser aufpassen!“
Chiara ließ die Tür zuknallen.
Altekrüger blickte Lisa gerade an. „Vergiss es, so schnell du kannst, Lisa.“
Sie lächelte matt.
„Spätestens zur nächsten Sendung“, versprach sie und warf einen kurzen Blick zur Uhr. Halb zwei in der Nacht. Zeit, dass ich nach Hause komme, dachte sie.
Wenig später, als sie das Gebäude des Senders verließ und die frische, kühle Nachtluft in sich aufsog, kam ihr eine Gestalt entgegen. Es war ein Mann mit wehendem Mantel, der ziemlich abgehetzt wirkte. Im Schein der Außenbeleuchtung erkannte sie ihn sofort. Es war niemand anderes als Tim-Erik Vanhagen, einer der Techniker, die zum Team ihrer Sendung gehörten. Ein netter Kerl, aber manchmal etwas unzuverlässig.
Und Altekrüger konnte so etwas auf den Tod nicht ausstehen, deshalb hatte es von Anfang an Reibereien zwischen den beiden gegeben.
Vanhagen sah sie kurz an.
Dann verzog er das Gesicht zu einem dünnen Lächeln.
„Hallo, Lisa!“
„Warst du gar nicht bei der Sendung dabei?“
„Ich bin im Verkehr steckengeblieben. Ein schwerer Unfall auf der Schnellstraße.“ Er schluckte. „Wie ist Altekrügers Laune?“
„Nicht besonders gut“, gestand Lisa. „An deiner Stelle würde ich da jetzt nicht hinaufgehen.“
„Wenn ich‘s nicht tue, wird‘s nur schlimmer“, glaubte Vanhagen und ging an ihr vorbei. Dann drehte er sich nochmal halb zu ihr herum und sagte: „Ich habe die Sendung im Autoradio gehört, während ich im Stau stand. Du warst gut. Wirklich gut.“
Sie lächelte matt. „Sowas hört man gerne!“
„Es war das erste Mal, dass ich die Sendung nicht aus dem Studio mitgekriegt hab. Ich muss sagen, es wundert mich überhaupt nicht mehr, weshalb du Waschkörbe voll Fanpost bekommst.“
Lisa bewohnte eine Zwei-Zimmer-Wohnung im Obergeschoss eines Hamburger Mietshauses, das so um die Jahrhundertwende erbaut worden sein musste.
Seit zwei Jahren wohnte sie dort, seit sie bei dem kleinen Privatsender H-undertneun angefangen hatte. Inzwischen war H-undertneun um einiges gewachsen und Lisas Ansprüche, was eine Wohnung anging, eigentlich auch. Aber es war nicht leicht, in Hamburg etwas zu finden. Zwar war es, seit sie ihre eigene Sendung hatte, kein finanzielles Problem mehr, aber sie hätte sich intensiver darum kümmern müssen.
Und im Moment fehlte ihr dazu die Zeit.
Nachdem Lisa die Wohnung betreten hatte, ließ sie sich in einen der weichen Sessel fallen und rieb sich die Schläfen.
Morgen war Samstag und das war gut so, denn es bedeutete, dass sie frei hatte. Lisas Nachtschwarm wurde von Montags bis Freitags gesendet, jeweils um Mitternacht.
In dieser Nacht schlief Lisa wie ein Stein.
Es musste irgendwann gegen Morgen sein, als sie plötzlich aus dem Schlaf hochschreckte. Ein düsterer Traum echote noch in ihr. Die offensichtlich verstellte Stimme des Anrufers, der sich Willi genannt hatte und sich für die Wiedergeburt eines Mörders hielt, spukte noch in ihrem Kopf herum.
Aber dann merkte die junge Frau, dass es das Telefon war, das sie geweckt hatte.
Im nächsten Moment war sie hellwach.
Wer rief um diese Zeit noch an? Sie sah auf die Uhr. Drei Uhr nachts.
Seit Lisa die Sendung hatte, war sie immer wieder von Anrufern belästigt worden, und daher besaß sie eine Geheimnummer, die nur wenigen Vertrauten bekannt war. Ihre Eltern gehörten dazu, ihre beste Freundin, und Altekrüger, ihr Chef beim Sender.
Lisa stand auf.
Sie zögerte einen Augenblick, ehe sie den Hörer abnahm.
Dann griff sie entschlossen zu.
„Ja?“
Aber auf der anderen Seite der Leitung blieb alles tot.
Niemand sagte etwas. Es machte leise klick und dann war es vorbei.
Seltsam, dachte Lisa.
Am nächsten Tag war sie mit Maria Koller, ihrer besten Freundin, in der Eishalle verabredet. Maria war zwei Jahre jünger als Lisa, studierte noch und verdiente sich nebenbei ihr Geld als Model für Werbefotos.
Es war ein kühler, dunstiger Tag. Der Nebel hing wie eine grauweiße Suppe über Hamburg.
Lisa war etwas zu spät dran, aber sie hatte Glück. Maria wartete noch am vereinbarten Treffpunkt.
„Ich dachte schon, du hättest es dir anders überlegt!“, maulte sie.
„Für wen hältst du mich?“
„Naja, es hat mich ja auch gewundert.“
Lisa zuckte die Achseln. „Ich habe schlecht geschlafen.“
„Oh. Dann bist du natürlich entschuldigt“, lachte Maria, wobei sich auf ihren Wangen ein paar Grübchen zeigten.
Lisas Lächeln geriet etwas dünn. Dann fragte sie: „Was hast du mit deinen Haaren gemacht? Ich hätte dich um ein Haar nicht wiedererkannt.“
Maria hob die Schultern.
„Ich habe Fotos gemacht – Werbung für eine Brillenfirma, um genau zu sein. Tja, und die von der Werbeagentur wollten nur mein Gesicht, nicht meine Haare, da musste ich sie abschneiden lassen. Bei den langen Locken käme die Brille nicht zur Geltung!“
„Steht dir aber auch!“
„Danke! Und nun lass uns endlich reingehen, sonst wird es so voll auf dem Eis, dass es keinen Spaß mehr macht!“ Maria wollte sich schon zum Gehen wenden, aber Lisa fasste sie am Arm. „Einen Moment noch.“
„Ja?“
„Hast du heute Nacht bei mir anzurufen versucht?“
Maria schüttelte entschieden den Kopf. „Nein, wie kommst du darauf?“
„War nur eine Frage.“
Anderthalb Stunden später waren sie ziemlich aus der Puste und saßen bei einer russischen Schokolade in dem Café, das zur Eishalle gehörte.
„Du bist nichts mehr gewohnt!“, meinte Maria.
Lisa nippte an ihrer Tasse und erwiderte: „Ich weiß, meine Kondition ist miserabel.“
„Seit du diese Sendung hast, kommst du zu fast nichts anderem mehr.“
„Ja.“ Lisa nickte. „Aber es ist eine einmalige Chance, so etwas muss man beim Schopf packen.“
„Da hast du recht.“
Lisas Blick wurde nachdenklich. Sie hatte keine Lust, sich jetzt über den Sender zu unterhalten, auch wenn sie sonst mit Maria immer den neuesten Klatsch austauschte, den es von dort zu berichten gab. Aber nicht heute.
„Hör mal, Maria …“, begann sie dann, brach aber im nächsten Moment wieder ab, als sie sah, dass die Augen ihres Gegenübers starr in eine Richtung blickten. „Was ist los?“, fragte Lisa ihre Freundin und drehte sich herum.
Sie folgte Marias Blick, der in Richtung des Eingangs gerichtet war.
Gerade war dort ein Mann eingetreten. Er war Anfang dreißig, dunkelhaarig und trug unter seinem offenen Mantel einen Anzug, der sicher seine 500 Euro gekostet hatte.
Er sah gut aus, fand Lisa, aber auf jeden Fall war er absolut unpassend für einen Besuch der Eishalle gekleidet.
Der Dunkelhaarige sah sich im Raum um, dann fiel sein Blick auf Maria, und er ging geradewegs auf sie zu.
„So ein Zufall“, begrüßte er sie. „Ich hätte nicht gedacht, Sie hier wieder zu treffen.“
„Ja, ich …“ Maria stammelte etwas Sinnloses vor sich hin.
Sie schien recht verlegen zu sein, und ihr Gesicht wurde von einer leichten Röte überzogen. Aber nach ein paar Sekunden hatte sie sich wieder im Griff. Sie wandte sich an Lisa.
„Lisa, darf ich dir Jan Hausen vorstellen? Er gehört zu der Werbeagentur, mit der ich die Brillen-Serie gemacht habe. Jan, das ist …“
„Sie müssen Lisa Brodersen sein“, wurde Maria von Jan Hausen unterbrochen. Er bedachte Lisa mit einem seltsamen Blick. In seinen dunklen Augen war etwas, das die junge Frau vom ersten Moment an faszinierte, ohne dass sie genau hätte sagen können, was es war. „Die berühmte Lisa Brodersen von Radio H-undertneun. Diese Stimme würde ich unter tausenden heraushören.“
„Sie übertreiben, Herr Hausen.“
„Nennen Sie mich Jan.“
„Jan.“
„Darf ich mich einen Moment zu Ihnen setzen?“
Er wartete eine Antwort gar nicht erst ab, sondern setzte sich einfach. „Wussten Sie, dass ich Ihre Sendung niemals verpasse? Zumindest nicht, wenn es sich irgendwie einrichten lässt. In unserer Branche gehören die meisten nicht zu den Frühaufstehern, wenn Sie verstehen, was ich meine.“
„Sie sind in der Werbung, hat Maria gesagt“, murmelte Lisa, eigentlich nur, um auch etwas zu sagen.
Er nickte.
„Stimmt. Ich habe zusammen mit einem Partner eine Agentur. Es läuft ganz gut.“ Er fixierte Lisa mit einem Blick, der ihr durch und durch ging. „Sie haben ein interessantes Gesicht, Lisa. Wollen Sie sich nicht auch mal für irgendetwas ablichten lassen?“
„Nein, danke“, schüttelte die junge Frau entschieden den Kopf. „Dazu hätte ich auch gar keine Zeit.“
„Schade.“
Inzwischen kam die Bedienung, Jan Hausen bestellte eine Tasse schwarzen Kaffee.
Dann wandte er sich wieder an Lisa.
„Ihre letzte Sendung geht mir nicht aus dem Kopf“, sagte Jan.
„Ach, ja?“
Lisa war alles andere als begeistert, dass er gerade auf dieses Thema kam.
„Dieser Mann, der behauptete, die Wiedergeburt eines Mörders zu sein.“
„Hören Sie, Jan, können wir nicht über etwas anderes reden?“, fiel Lisa unvermittelt dazwischen, aber Jan fuhr dennoch fort.
„Ich habe Sie sehr bewundert“, erklärte er und es klang aufrichtig.
„Bewundert?“, echote Lisa.
„Ihr Einfühlungsvermögen. Sagen Sie, wie ist Ihre persönliche Meinung zu dem Thema? Was das angeht, haben Sie sich sehr zurückgehalten – ganz im Gegensatz zu ihrer sonstigen Art. Glauben Sie an die Wiedergeburt?“
Lisa war überrascht.
Dann lächelte sie und zuckte die Achseln.
„Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll. Einerseits halte ich es grundsätzlich für möglich, aber auf der anderen Seite gibt es noch keinen Beweis!“
„Und diese Reinkarnations-Therapien, bei denen Patienten in frühere Leben zurückgeführt werden? Ist das kein Beweis?“
„Fest scheint nur zu stehen, dass die Betroffenen irgendetwas sehen“, meinte Lisa. „Aber ob das Erinnerungen an frühere Leben sind oder Dinge des Unterbewusstseins – wer will das beurteilen?“
„Ausschließen würden Sie aber nicht, dass dieser Mann tatsächlich die Wiedergeburt von Wilhelm Dornbach ist?“
Lisa schluckte unwillkürlich.
„Natürlich nicht.“
Sie unterhielten sich noch eine ganze Weile, wobei Maria kaum etwas dazu beitrug. Sie bestellte sich noch eine zweite Schokolade und saß ziemlich gelangweilt da.
Dann blickte Jan plötzlich auf die Uhr und gab an, noch einen Termin zu haben.
„Am Samstag?“, fragte Lisa verwundert.
Jan lachte.
„Der Kunde ist nun mal König, auch wenn er sehr ungeduldig ist und seine Werbekampagne am liebsten schon vorgestern hätte … Vielleicht sehen wir uns irgendwann mal wieder.“
„Vielleicht“, murmelte Lisa.
Dann verabschiedete Jan Hausen sich.
„Meine Güte, den hast du aber beeindruckt!“, staunte Maria.
Lisa machte eine wegwerfende Handbewegung.
„Du übertreibst“, war sie überzeugt.
„Wieso? Ich war doch völlig Luft für ihn!“
Lisa wirkte auf einmal nachdenklich. Dann fragte sie ihre Freundin: „Was ist das für ein Mann?“
Maria machte ein unbestimmtes Gesicht.
„Er ist kreativ und schon recht erfolgreich, obwohl er wohl erst ganz am Anfang steht. Soll ich dir seine Telefonnummer geben?“
„Sehr witzig!“
Maria lachte. „Das war ganz ernst gemeint!“
Später, als Lisa wieder in ihre Wohnung kam, erlebte sie eine Überraschung. Auf dem Wohnzimmertisch fand sie einen Bund Rosen vor, die mit Draht zusammengehalten wurden. Der Draht war dabei zu einer seltsamen Schlinge geformt …
Am Montagnachmittag ging Lisa wieder in den Sender. Eine Redaktionskonferenz war angesetzt.
„Na, schönes Wochenende gehabt?“, begrüßte Chiara Gruber sie mit einem säuerlichen Lächeln.
„Es ging“, erwiderte Lisa. „Jedenfalls hatte ich dringend die freien Tage nötig.“
„Verstehe. Aber sei gewarnt. Altekrüger ist mal wieder auf hundertachtzig.“
„Oh“, machte Lisa.
„Hast du es schon gehört?“, flüsterte Chiara dann, während die Frauen den Sitzungsraum betraten.
Lisa wandte sich herum. „Nein, was denn?“
„Altekrüger hat dafür gesorgt, dass Tim-Erik aus dem Team genommen wurde. Er sei zu unzuverlässig. Jetzt ist er in einer anderen Abteilung des Senders.“
„Das ist schade.“
Chiara nickte. „Sei nur froh, dass dir so etwas nicht passieren kann.“
Lisa sah verwundert drein. „Wie kommst du darauf?“, fragte sie erstaunt.
Chiara lächelte freundlich. „Du bist doch inzwischen so etwas wie das Markenzeichen der Sendung geworden, da kannst du dir mehr rausnehmen. Denn im Zweifelsfall würde sich H-undertneun vermutlich eher von Altekrüger als von dir trennen!“
Lisa zuckte die Achseln.
„Aber nur, solange genug Leute das Radio anmachen, wenn ich im Äther bin!“
Chiara lachte.
„Das sowieso, Lisa!“
„Ach, Chiara.“ Lisa nahm sie etwas zur Seite.
„Was ist denn?“
„Hast du eine Ahnung, wer auf die Idee gekommen sein könnte, mir ein paar Rosen in die Wohnung zu legen, während ich nicht zu Hause war?“
Chiara wirkte ziemlich erstaunt. „Keine Ahnung. Muss jemand sein, der Schlüssel hatte, oder?“
„Da gibt es keinen, der in Frage kommt.“
„Wer was davon versteht, kommt auch so in jede Wohnung rein“, meinte Chiara leichthin. „Vielleicht jemand aus deinem Publikum!“, fing sie dann an zu necken. „Das liebt dich doch inzwischen abgöttisch.“
Aber Lisa fand das alles andere als witzig.
Die Konferenz dauerte etwa eine Stunde. Lisa hatte bis ungefähr um elf Uhr abends noch Zeit und überlegte, ob sie nicht etwas essen gehen sollte.
Natürlich nur etwas Leichtes und vor allen Dingen nichts, von dem man hinterher aufstoßen musste. Schließlich wäre es nicht gerade ihrem Image förderlich gewesen, wenn sie mitten in der Sendung, womöglich während einer herzzerreißenden Schicksalsbeichte, ein unappetitliches Geräusch über die Lippen gehen ließ.
Aber Lisa hatte sich längst daran gewöhnt, in diesen Dingen Disziplin zu halten.
Lisa erreichte den Parkplatz des Senders, um zu ihrem Wagen zu gelangen, den sie ein paar Augenblicke später erreicht hatte.
Sie hatte gerade den Schlüssel ins Türschloss gesteckt, da ließ eine Stimme sie herumfahren.
„Hallo, Lisa – ich darf Sie doch so nennen. Schließlich nennen alle Ihre Hörer Sie so!“
Lisa blickte in das freundlich lächelnde Gesicht von Jan Hausen, dessen warme, dunkle Augen sie aufmerksam musterten.
Lisa lächelte zurück.
„So ein Zufall.“
„Das ist kein Zufall“, erklärte Hausen und umrundete dabei den Porsche, mit dem er offenbar gekommen war. Werbung muss ein einträgliches Geschäft sein, ging es Lisa durch den Kopf.
„Kein Zufall?“, echote sie.
„Ich habe auf Sie gewartet, Lisa.“
„Ich hoffe nicht, dass Sie zu den zwei Dutzend Leuten pro Woche gehören, die mir einen Heiratsantrag machen wollen“, scherzte Lisa.
Jan grinste.
„Nein, eigentlich wollte ich Sie nur zum Essen einladen. Aber … Sie bringen mich da auf einen interessanten Gedanken.“
„Hören Sie bloß auf!“
Sie lachten beide. Und bei dem Blick, den Jan ihr dann zuwarf, fühlte Lisa ein seltsames Kribbeln.
Jan öffnete indessen die Beifahrertür des Porsches.
„Steigen Sie schon ein! Sie wollten doch essen, oder? Und bis zu Ihrer Sendung haben Sie doch noch ein bisschen Zeit … Ich werde Sie ganz bestimmt wieder pünktlich hier absetzen!“
„Sie lassen nicht locker, was?“ Lisa strich sich eine Strähne aus dem Gesicht.
Warum eigentlich nicht?, dachte sie dann. Dieser Jan schien ein interessanter und sympathischer Mann zu sein. Und nachdem sie in der letzten Zeit fast ausschließlich für ihre Arbeit gelebt hatte, war es vielleicht an der Zeit, sich mal wieder etwas Privatleben zu gönnen.
„Also gut“, sagte sie dann.
Es war ein französisches Restaurant der oberen Kategorie, in das Jan die junge Frau ausführte. Lisa wollte erst protestieren, weil sie meinte, dass sie dafür eigentlich nicht passend angezogen sei.
Aber Jan bestand darauf. Und er setzte sich mit seiner Hartnäckigkeit schließlich auch durch.
„Warum nicht spontan sein“, meinte er zu ihr. „Mal den Augenblick zu dem nutzen, wofür er geschaffen ist!“
„Schön gesagt, aber …“
„Kein Aber, Lisa! Kommen Sie!“
Und dabei fasste er ihre Hand.
Als sie dann am Tisch saßen und der Ober den Wein gebracht hatte, fragte Lisa plötzlich: „Woher wussten Sie, dass Sie mich da auf dem Parkplatz antreffen?“
Er lächelte.
„Ich habe mich erkundigt.“
„Niemand kann wissen, wann so eine Konferenz zu Ende ist!“
„Ich habe auf Sie gewartet, Lisa.“
„Sind Sie immer so zielstrebig?“
„Nur in Ihrem Fall, Lisa.“
Sie stießen mit den Gläsern an.
„Auf die Zukunft!“, sagte Jan, und Lisa hatte nichts dagegen einzuwenden.
„Meinetwegen“, kam es leise über ihre Lippen.
Während des Essens unterhielten sie sich über alles Mögliche, wobei Lisa feststellte, dass sie den Großteil davon bestritt. Sie erzählte Jan, dass sie erst seit einem halben Jahr in Hamburg sei, dass es schwer war, hier Anschluss zu finden, welches Glück sie gehabt hatte, als sie den Job bei H-undertneun und wenig später sogar eine eigene Sendung bekommen hatte …
Ihr Redefluss schien ihn nicht zu stören.
Im Gegenteil, er hörte ihr aufmerksam zu.
„Ich langweile Sie sicher mit meinem Gerede“, sagte Lisa dann schließlich, etwas verlegen.
Aber Jan schüttelte ganz entschieden den Kopf.
„Nein, ganz bestimmt nicht.“
„Wirklich nicht?“
„Sie sind eine faszinierende Frau, Lisa und ich höre Ihnen gerne zu. Hatte ich Ihnen das nicht schon einmal gesagt?“ Er lächelte. „Schließlich war das der Grund, weshalb ich Sie kennenlernen wollte!“
„Weil Sie meine Stimme im Radio gehört haben, ich weiß“, murmelte Lisa. „Und jetzt haben Sie mich live gegenüber!“
„Richtig, und das ziehe ich dem Hören Ihrer Sendung bei Weitem vor!“
Sie lachten. Und Lisa fühlte wieder dieses eigentümliche Kribbeln. Dieser Mann interessierte sie, es hatte keinen Sinn, das länger leugnen zu wollen.
Seine Art, sein sicheres Auftreten, gepaart mit dem Verständnis, das er signalisierte, das gefiel ihr. Und außerdem hatte er Charme.
Dann entstand eine Gesprächspause, in der sich ihre Blicke begegneten.
Lisa fühlte, wie ihr Puls schneller ging.
„Sie wissen jetzt schon so viel über mich“, stellte sie dann etwas verlegen nach einigen Augenblicken des Schweigens fest, um die Stille endlich zu brechen. „Wie wär‘s, wenn Sie auch mal etwas über sich erzählen, Jan!“
Er zuckte die Achseln.
„Da gibt es nicht viel zu erzählen, denke ich.“
Lisa zog die Augenbrauen hoch und beugte sich etwas vor.
„Und das sagt ein Mann, der in einer Branche arbeitet, die sich selbst als kreativ bezeichnet?“
Er beugte sich ebenfalls etwas vor und erwiderte mit einem leicht spöttischen Gesichtsausdruck: „So wird die Werbebranche nur von Außenstehenden bezeichnet!“
Lisa zeigte einen Ausdruck gespielten Erstaunens.
„Ach – Sie sind kein kreativer Mensch?“, lächelte sie.
„Ich bin völlig einfallslos!“, erwiderte Jan und versuchte dabei einen unbestimmten Gesichtsausdruck aufzusetzen, was ihm gründlich misslang.
„Wie kommt es nur, dass ich das Gefühl habe, Sie nehmen mich auf den Arm, Jan?“
Als sie das Restaurant verließen, war es schon dunkel.
Sie gingen Arm in Arm durch nebeligen Straßen Hamburgs. Es war kühl und feucht, und inzwischen war ein scharfer Wind von Westen her aufgekommen.
Die Kälte schnitt ohne Schwierigkeiten durch Lisas Mantel hindurch.
Aber das alles machte ihr im Augenblick nichts aus. Sie spürte wie ein warmes Glücksgefühl ihren gesamten Körper durchströmte.
Liebe auf den ersten Blick gibt es nicht, sagte sie sich. Aber vielleicht auf den zweiten … Jedenfalls fühlte sie sich in Jan Hausens Gegenwart so wohl wie schon lange nicht mehr.
Jan hatte den Wagen in einer Nebenstraße geparkt, die sie nach wenigen Minuten erreicht hatten.
Hinter dem Scheibenwischer steckte ein Strafmandat wegen Falschparkens, das Jan, ohne darauf zu sehen in die Manteltasche steckte.
Dann brachte er sie zurück zum Gebäude von Radio H-undertneun.
„Ich würde Sie gerne wiedersehen, Lisa“, sagte Jan, bevor die junge Frau aus dem Wagen stieg.
„Gut.“
„Also, bis demnächst“, lächelte Jan.
Lisa sah auf die Uhr. Es wurde Zeit. Sie wollte keines von Altekrügers gefürchteten Gewittern auf sich herab beschwören.
„Ich muss jetzt gehen“, sagte sie. Jan gab ihr zum Abschied einen zurückhaltenden Kuss auf die Wange.
„Ich werde mir Ihre Sendung anhören!“, versprach er.
Ein paar Augenblicke später stand Lisa dann da, sah Jans Porsche davonfahren und ärgerte sich darüber, dass sie ihn weder nach seiner Adresse noch nach seiner Telefonnummer gefragt hatte.
Ich bin ein Schaf, dachte sie. Andererseits - eine Werbeagentur, die so wenig Werbung für sich machte, dass sie nicht einmal im Telefonbuch stand, war kaum denkbar.
„Hör‘ mal, wo bist du mit deinen Gedanken, Lisa?“, fragte Altekrüger etwas unwirsch über den Kopfhörer.
Es war mitten in der Sendung, allerdings lief gerade eine Musik-Einspielung über den Äther.
„Was ist denn los?“, fragte Lisa, obwohl sie es natürlich genau wusste.
„Konzentriere dich mehr auf deine Gesprächspartner! Weiß der Teufel, was dir im Kopf herumgeht – es hat da jetzt nichts zu suchen, kapiert?“
„Klar.“
Und dann kam das rote Signal. Lisa war wieder an der Reihe. „Hier ist Radio H-undertneun mit Lisas Nachtschwarm, der heute wieder einmal für alles offen ist, das heißt es gibt kein bestimmtes Thema, um das es in dieser Nacht geht, sondern ihr könnt euch zu allem äußern, was euch so bewegt … Und da ist auch schon der Anrufer … Mit wem spreche ich?“
„Hallo, Lisa … Wir haben schon mal miteinander gesprochen.“
Lisa fröstelte unwillkürlich bei dem dumpfen Klang der ziemlich undeutlich sprechenden Stimme.
„Sagst du mir deinen Namen?“
„Ich bin es, Willi!“
„Willi! Schön, dass du nochmal anrufst.“ Und dann fasste Lisa in einem Halbsatz für die Hörer zusammen, worum es in dem ersten Gespräch mit Willi gegangen war. „Beim letzten Mal sind wir ziemlich plötzlich unterbrochen worden“, stellte die junge Frau dann fest.
„Ja“, kam es dumpf durch die Telefonleitung.
„Was ist passiert?“
„Es wird übermächtig“, flüsterte der Anrufer nach einigem Zögern. „Ich kann nicht mehr dagegen an. Nein, ich will es auch nicht, aber ich weiß, dass es nicht gut ist … Es bricht hervor.“
„Was bricht hervor, Willi?“
Ein röchelndes Atmen war zu hören. Dreimal holte der Anrufer namens Willi Luft, ehe er schließlich antwortete.
„Der Drang zu töten, Lisa. Derselbe Drang, den auch Wilhelm Dornbach vor hundert Jahren gespürt hat … Ich habe hier eine Drahtschlinge, verstehst du? Ich bin in einen Hobbymarkt gegangen und habe mir Draht besorgt … Wilhelm Dornbach hat mit Draht getötet … Mein Gott!“
Lisa hörte ihn schlucken.
„Leg nicht auf Willi!“, beschwor sie ihn.
Ein paar bange Sekunden lag war nichts weiter als ein Knacken durch die Leitung zu hören.
Dann meldete sich Willi wieder. „Ich werde jemanden töten … Schon sehr bald. Ich fühle es.“
„Willi, wo bist du jetzt?“, fragte Lisa.
Auf der anderen Seite herrschte wieder einen Moment Schweigen. „Ihr wollt mich ins Gefängnis stecken! Ihr wollt mich einsperren! Ihr wollt …“
„Ich will dir helfen!“, sagte Lisa.
„Wahrscheinlich habt ihr schon die Polizei verständigt, was? Und jetzt versucht ihr, den Anruf zurückzuverfolgen.“
„Willi, selbst wenn wir das wollten! Es wäre so schnell gar nicht möglich! Glaub mir!“
„Pah!“
„Willi!“
Lisa spürte, wie ihr die Sache gänzlich entglitt.
„Aber ich bin nicht auf den Kopf gefallen!“, hörte sie den Anrufer krächzen. „Nein, das bin ich nicht, ich.“ Eine kurze Pause entstand, dann fragte er: „Haben dir übrigens die Rosen gefallen?“ Ein irres Lachen folgte. Dann machte es klick, und das Gespräch war unwiderruflich zu Ende. Und Lisa fühlte sich, als hätte ihr so eben jemand voller Wucht ein Brett vor den Kopf geschlagen.
Es dauerte nicht lange, und im Sender war der Teufel los. Ein halbes Dutzend Beamte von der Kriminalpolizei war da und vernahm alle Beteiligten.
Der Mann, der die ganze Aktion leitete, hieß Michaelsen und war Kommissar. Er war klein, rundlich und trug einen ziemlich unmodernen Mantel mit Fischgrätenmuster.
Die Sendung war aufgezeichnet und Michaelsen hatte sich die Aufnahme – soweit es den Anrufer betraf, der sich Willi genannt hatte – schon dreimal angehört.
„Dieser Mann hat zweifellos einen Mord angekündigt“, meinte er düster. „Und wie es scheint, gibt es nichts, was man dagegen tun kann, dass er seine Wahnvorstellungen in die Tat umsetzt.“
„Vielleicht ruft er nochmal an“, meinte Lisa.
Der Kommissar nickte.
„Eine schwache Hoffnung“, gestand er ein. „Aber möglich wäre es durchaus. Wir werden eine Fangschaltung legen, sofern Sie nichts dagegen haben.“
„Gut.“
Lisa lief auf und ab und rieb sich dabei nervös die Hände.
„Es ist ein scheußliches Gefühl, so dasitzen zu müssen, zu wissen, dass etwas Schreckliches passiert und nichts tun zu können.“
Michaelsen zuckte die Achsel.
„Vielleicht haben wir Glück und es handelt sich nur um einen Wichtigtuer, der auf sich aufmerksam machen will.“
„Meinen Sie?“
„Es wäre nicht das erste Mal, dass jemand einen Mord nur ankündigt, ihn aber nicht ausführt.“
Die Tür ging auf und Chiara kam herein. Sie brachte Kaffee für den Kommissar.
„Möchtest du auch eine Tasse, Lisa?“, wandte sie sich an die Moderatorin der Sendung. „Ist ja eigentlich ein bisschen spät.“
Lisa zuckte die Achseln. „Ich werde den Rest der Nacht ohnehin kaum schlafen können.“
Irgendwann gegen zehn Uhr am Vormittag wurde Lisa durch ihren Radiowecker geweckt. Erst kam Musik, dann die Nachrichten. Als von einer Frau berichtet wurde, die in den frühen Morgenstunden mit einem Stück Draht erdrosselt worden sein musste, horchte Lisa auf.
Mit einem Schlag war sie hellwach.
Sie sprang aus dem Bett und stellte das Radio lauter. Die Tote war in einem Park von einem Jogger gefunden worden, der daraufhin die Polizei alarmiert hatte.
Dann war die Meldung auch schon zu Ende, und es wurde für den heutigen Tag ein scheußliches Wetter angesagt. Kalt und nebelig, so wie es auch schon an den letzten Tagen gewesen war.
Er hat es also tatsächlich wahrgemacht, ging es Lisa durch den Kopf. Er hat es wirklich getan! Dieser Wahnsinnige …
Lisa öffnete ein wenig das Fenster, um frische Luft hereinzulassen. Ihr Blick ging über das schier unendliche Häusermeer, dass sich jedoch ziemlich bald im Nebel verlor.
Irgendwo da draußen lief dieser Mann herum. Willi – oder Wilhelm Dornbach, ganz wie man wollte.
Es klingelte an der Tür.
Vielleicht die Post mit einem Einschreiben oder dergleichen. Lisa zog sich einen Morgenmantel über und blickte durch den Spion.
Draußen stand niemand anderes als Jan Hausen.
Irgendwie musste er ihre Adresse herausgefunden haben. Lisa öffnete. „Guten Morgen, Jan.“
„Guten Morgen, Lisa.“ Er hob eine weiße Plastiktüte in die Höhe. „Ich habe Zutaten für ein kräftiges Frühstück mitgebracht. Was halten Sie davon?“
„Naja.“
„Also sind Sie einverstanden! Das ist gut!“
Er drängte sich an ihr vorbei in die Wohnung, und sie ließ es geschehen. Warum nicht?, überlegte sie.
„Vielleicht gestatten Sie, dass ich mich erst einmal anziehe“, meinte Lisa.
„Sicher. Zeigen Sie mir die Küche und ich werde inzwischen Schinken und Eier braten.“
„Die Küche ist die zweite Tür da vorne!“
Wenig später saßen sie dann zusammen beim Frühstück. Jan hatte üppig eingekauft und es duftete köstlich. Aber Lisa hatte dennoch nicht so recht Appetit.
„Hast du meine Sendung gestern gehört?“, fragte sie schließlich in einem vertraulicherem Tonfall, nachdem sie ihren schwarzen Kaffee getrunken hatte.
„Ja.“ Jan nickte und sein Gesicht, dass soeben noch so heiter gewirkt hatte, bekam jetzt einen ernsten Ausdruck. „Du meinst die Sache mit diesem wiedergeborenen Mörder, nicht wahr?“
„Er hat gedroht, jemanden zu töten!“
„Ja, aber er hat es nur gesagt, und das ist noch nicht strafbar!“
„Er hat seine Drohung wahrgemacht, es kam gerade in den Nachrichten. Eine Frau ist erdrosselt aufgefunden worden.“
„Und woher weißt du, dass es dieser mysteriöse Anrufer war? In Hamburg passieren jeden Tag ein paar Morde. Einer so abscheulich wie der andere – aber …“
Er fasste ihre Hand und sah sie an.
„Ja, du hast recht“, musste sie zugeben, „ich weiß es nicht. Aber, andererseits scheint alles übereinzustimmen.“
„Du solltest erst einmal abwarten, was die Polizei dazu sagt“, meinte Jan.
Lisa lehnte sich etwas zurück.
„Du meinst, ich bin hysterisch, nicht wahr?“
„Nein“, stellte Jan klar. „Das will ich damit auf keinen Fall sagen.“
„Was willst du dann damit sagen?“
„Vielleicht wäre es an der Zeit, dass du mal ein bisschen Urlaub nimmst!“ Er beugte sich vor und strich ihr zärtlich über das Haar, als er das ärgerliche Funkeln in ihren Augen bemerkte. Ihre Züge entspannten sich daraufhin deutlich.
„Ich will mich nicht streiten“, sagte sie. „Es ist so schön, dass du hier bist. Woher hast du meine Adresse?“
„Aus dem Telefonbuch.“
„Da steht sie nicht drin.“
Jan zuckte die Achseln und machte ein unbestimmtes Gesicht, das er zu einer Grimasse verzog, als er seinen Orangensaft leertrank. „Ich weiß sie eben. Was weiß ich, woher. Ist doch nicht so wichtig, oder?“
„Nein.“
Vermutlich hat er alles von Maria, überlegte Lisa. Das ist mir eine schöne Freundin, die alles über einen ausplaudert!, ging es ihr durch den Kopf.
Aber so richtig ärgerlich sein konnte sie ihrer Freundin auch nicht. Schließlich hatte sie es zum Teil ihr zu verdanken, dass sie Jan überhaupt kennengelernt hatte. Und obwohl das erst ein paar Tage her war, schien dieser Mann schon ganz selbstverständlich zu ihrem Leben zu gehören. Lisa wunderte sich über sich selbst.
Aber wenn sie ganz ehrlich war, dann hatte sie gar nichts dagegen einzuwenden, dass er auch weiterhin dort eine wichtige Rolle spielte.
„Unternehmen wir heute etwas zusammen?“, fragte sie.
„Tut mir leid. Ich muss gleich weg und habe dann den Tag voll mit Terminen.“
„Schade.“
„Du weißt doch selbst, wie das ist!“
Sie nickte. „Sicher. Aber es ist trotzdem schade.“ Sie stand auf, ging zu ihm hin und legte ihm die schlanken Arme um den Hals. Jan umfasste zärtlich ihre Taille und zog sie an sich. Im nächsten Moment fanden sich ihrer beider Lippen zu einem Kuss voller Leidenschaft.
Als Lisa an diesem Abend kurz vor ihrer Sendung ins Studio ging, hatte sie ein mulmiges Gefühl. Sie war nervös. Jemand hatte ihr einen Kaffee hingestellt, den sie hastig austrank und dabei ein wenig verschüttete.
Altekrüger, der bärbeißige Aufnahmeleiter sah das, als er hereinkam.
„Du wirst die Sendung doch durchstehen, oder?“
„Sicher, Herr Altekrüger.“
„Weißt du, wie die Einschaltquoten inzwischen in die Höhe geschnellt sind? Ich sag‘s dir besser nicht, sonst wirst du am Ende noch eingebildet. Und unsere Werbespots gehen weg wie warme Semmeln!“ Dann trat Altekrüger etwas näher an Lisa heran und fuhr mit gedämpftem Tonfall fort: „Sollte der Kerl noch einmal anrufen, dann ist alles bereit. Ein Team von der Kripo ist da und es braucht nur ein Knopf gedrückt zu werden, um die Fangschaltung zu aktivieren.“
Lisa seufzte. „Gut.“
„Du musst ihn in ein möglichst langes Gespräch verwickeln, hörst du?“
„Ich werde mein Bestes versuchen!“, versprach Lisa.
Die Sendung begann. Das Thema interessierte Lisa nicht sonderlich, wenn sie ganz ehrlich war, aber es war „in“. Es ging um Piercing. Soll man sich Ringe durch Nasenflügel, Bauchnabel oder beliebige andere Körperteile schießen lassen?
Ist das eher erotisch oder abstoßend? Seit Wochen schon bombardierten die Zuhörer die Redaktion von H-undertneun mit Briefen, in denen gefordert wurde, zu diesem Thema doch endlich einmal eine Sendung zu machen.
Lisas Nachtschwarm plätscherte so vor sich hin, unterbrochen von Nachrichten, Musik und etwas Werbung.
Dann drang eine Stimme durch die Leitung, die Lisa inzwischen nur zu gut wiedererkannte. Sie klang dumpf und verstellt, wie durch ein Taschentuch gesprochen. Lisa fröstelte unwillkürlich und fühlte, wie sich ihre Nackenhaare aufrichteten. Es war Willi..
„Ich habe es getan“, sagte Willi einfach nur.
„Was hast du getan?“, echote Lisa und machte Altekrüger ein Zeichen. Aber der hatte längst verstanden, was los war.
„Ich habe die Frau erwürgt, die heute Morgen gefunden wurde.“
„Warum? Hat sie dir irgendetwas angetan?“
„Nein. Ich kannte nicht einmal ihren Namen.“
„Warum hast du sie dann umgebracht, Willi?“
„Ich musste es. Ich konnte nicht anders. Ich war wieder Wilhelm Dornbach. Und ich werde wieder töten … Ich fühle es. Ich kann nicht dagegen an.“
„Und jetzt? Bist du jetzt auch Wilhelm Dornbach?“
„Ja, nein, ich meine … weiß nicht. Ich bin Willi.“
„Willi ist die Kurzform von Wilhelm.“
Er schwieg. Und das Schweigen verhieß nichts Gutes.
Vielleicht wollte er das Gespräch abbrechen. Lisa hatte das Gefühl, etwas sagen zu müssen. Irgendetwas, nur damit der Gesprächsfaden zwischen ihnen nicht abriss. „Willi“, sagte sie sanft und so behutsam, wie ihr das in dieser Situation möglich war. „Du möchtest doch sicher auch, dass dieser schreckliche Drang, wie du ihn nennst, aufhört.“
„Ja.“ Es war kaum mehr als ein dumpfes Ächzen, was da durch die Leitung kam.
„Dann lass dir helfen!“, beschwor Lisa ihn.
Schweigen.
Dann ein Ausbruch. „Ihr wollt mich an den Galgen bringen! Das wollt ihr, jawohl!“
„Niemand will das!“
„Natürlich!“
„Willi!“
„Erst dann wird es aufhören, das denkt ihr, nicht wahr? Aber ich will nicht sterben. Ich will nur, dass es aufhört.“
„Heute wird bei uns niemand mehr an den Galgen gebracht“, stellte Lisa sachlich fest. „Hörst du mich, Willi?“
Schweigen. Aber er war noch an der Leitung. Lisa konnte seinen Atem hören. „Wilhelm?“, fragte Lisa dann vorsichtig, einem vagen Instinkt folgend.
Es machte klick.
Die Sendung wurde durch Musikeinspielung unterbrochen.
Michaelsen platzte ins Aufnahmestudio hinein. Der Kommissar von der Kripo machte ein ziemlich zufriedenes Gesicht.
„Großartig, Frau Brodersen!“, rief er. „Das haben Sie prima hingekriegt.“
Lisa hob skeptisch die Augenbrauen. „Glauben Sie, dass es reicht?“
„Ja, das kann gut sein.“