Rose Bernd - Gerhart Hauptmann - E-Book

Rose Bernd E-Book

Gerhart Hauptmann

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Beschreibung

Ein schockierendes naturalistisches Drama über die Diskrepanz zwischen gesellschaftlichen Normen und den Gefühlen des Individuums, angelehnt an eine wahre Begebenheit. Die junge Schlesierin Rose Bernd arbeitet auf dem Hof des Dorfschulzen Christoph Flamm und seiner erkrankten Frau Henriette. Ihre heimliche Affäre mit Flamm wird von dem Maschinisten Arthur Streckmann entdeckt, der Rose mit seinem Wissen erpresst und sie schließlich vergewaltigt. Kurze Zeit später stellt Rose fest, dass sie schwanger ist. Um Schande und Tratsch zu entgehen, stimmt sie der Ehe mit dem Buchbinder August Keil zu, doch das Unglück hat bereits seinen Lauf genommen...-

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Gerhart Hauptmann

Rose Bernd

Schauspiel

Saga

Rose Bernd

 

Coverbild/Illustration: Shutterstock

Copyright © 1903, 2021 SAGA Egmont

 

Alle Rechte vorbehalten

 

ISBN: 9788726956832

 

1. E-Book-Ausgabe

Format: EPUB 3.0

 

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.

Dieses Werk ist als historisches Dokument neu veröffentlicht worden. Die Sprache des Werkes entspricht der Zeit seiner Entstehung.

 

www.sagaegmont.com

Saga ist Teil der Egmont-Gruppe. Egmont ist Dänemarks größter Medienkonzern und gehört der Egmont-Stiftung, die jährlich Kinder aus schwierigen Verhältnissen mit fast 13,4 Millionen Euro unterstützt.

Dramatis Personae

Bernd Rose Bernd Marthel Christoph Flamm Frau Flamm Arthur Streckmann August Keil HahnHeinzelGolischKleinertArbeiter bei Flamm Die alte GolischenDie GroßmagdDie Kleinmagdin Flamms Diensten Ein Gendarm

Erster Akt

Eine ebene, fruchtbare Landschaft. Klarer, sonnig warmer Morgen im Mai. Schräg von links nach rechts und aus dem Mittelgrunde nach vorn verläuft ein Feldweg. Die Felder zur Rechten liegen ein wenig höher als dieser. Am weitesten nach vorn ein kleines Fleckchen Kartoffelland, über dem das grüne Kraut schon sichtbar ist. Ein kleiner blumiger Graben trennt Weg und Feld, links auf der etwa mannshohen Böschung ein alter Kirschbaum, rechts Haselnuß- und Weißdornbüsche; ungefähr parallel mit dem Wege und in ziemlicher Entfernung hinter ihm wird durch Weiden und Erlen der Lauf eines Baches bezeichnet. Vereinzelte Gruppen alter Bäume geben der Landschaft etwas Parkartiges. Links im Hintergrund zeigen sich die Dächer und der Turm eines Kirchdorfes zwischen Büschen und Baumwipfeln. Rechts vorn am Weg Kruzifix. Es ist Sonntag.

Rose Bernd, ein schönes und kräftiges Bauernmädchen von zweiundzwanzig Jahren, kommt erregt und mit geröteten Wangen links hinter Büschen hervor und läßt sich an der Wegböschung nieder, nachdem sie scheue Blicke forschend nach allen Seiten gerichtet hat. Sie geht barfuß; ihr Rock ist geschürzt, Arme und Nacken sind bloß; sie bemüht sich, einen ihrer blonden Zöpfe, der aufgelöst ist, schnell wieder zu flechten. Ganz kurz darauf kommt von der andern Seite aus dem Gebüsch ein Mann geschlichen. Es ist der Erbscholtiseibesitzer Christoph Flamm. Auch Flamm macht einen scheuen, aber auch zugleich belustigten Eindruck. Er ist ein stattlicher, sportlich, aber nicht geckenhaft gekleideter Mann, an Jahren dem vierzigsten nahe. Schnürschuhe, Jagdstrümpfe. Er hat einen Riemen mit Lederflasche umgehängt. Im ganzen ist Flamm eine kernige, frische, lebenslustige, breitschultrig imponierende und durchaus sympathische Erscheinung. Nachdem er sich in gemessener Entfernung von Rose ebenfalls an der Böschung niedergelassen hat, blicken beide sich erst stumm an und brechen dann in ein unaufhaltsames Gelächter aus.

Flamm, mit steigendem Übermut immer lauter und herzlicher heraussingend und dabei wie ein Kapellmeister Takt schlagend.

Im Wald und auf der Heide,

da such' ich meine Freude!

Ich bin ein Jägersmann!

Ich bin ein Jägersmann!

Rosehat, durch den Gesang zuerst erschreckt, dann immer mehr belustigt, aus der Verlegenheit heraus mehrmals hineingelacht. Nee aber, Herr Flamm ...

Flamm, forsch. Immer sing mit, Rosine!

Rose. Ich kann ja nich singen, Herr Flamm.

Flamm. Das is ja nich wahr, Rosine! Ich hör' dich doch oft genug singen im Hofe:

Ein Jäger aus Kurpfalz ... Na!? –

der reitet durch den grünen Wald ...

Rose. Das Lied kenn' ich ja gar nich, Herr Flamm.

Flamm. Du sollst nich immer Herr Flamm sagen! Na?

Mädel, ruck ruck ruck

an meine grüne Sei-ite!

Rose, ängstlich. Die Kirchleute kommen ja gleich, Herr Flamm.

Flamm. Laß se kommen! Er steht auf und nimmt aus dem hohlen Kirschbaum links seine Flinte. Ich wer mir jedenfalls die Knarre wieder umhängen. So. – Hut! Piepe! – Nu kenn se kommen wegen mir. Er hat das Gewehr umgehängt, den Hut mit Spielhahnfeder zurechtgesetzt, die kurze Tabakspfeife aus der Tasche und in den Mund genommen. Sieh mal: knüppeldick Vogelkirschen. Er hebt eine Hand voll Kirschen auf und weist sie Rose. Mit Kraft von innen heraus. Rosine, ich wünschte, du wärst meine Frau!

Rose. O jemersch, Herr Flamm!

Flamm. Bei Gott, Rosine!

Rose, mit ängstlicher Abwehr. Aber nee, nee!

Flamm. Rosine! Reich mir mal deine grundtreue, grundbrave Tatze her. Er hält ihre Hand und läßt sich dabei nieder. Bei Gott, Rosine! – Sieh mal, ich bin ein verflucht eigentümlicher Kerl! Ich hab' meine Mutter ganz verflucht gerne, siehste wohl ...

Roseverbirgt das Gesicht im vorgehaltenen Arm. Ich tät' egelganz in de Erde sinken.

Flamm ... ich hab' meine Frau ganz verflucht gerne, sag' ich dir ... aber – die Geduld reißt ihm – das geht se gar nichts an!!

Rosemuß wiederum gegen ihren Willen lachen. Nee, ieber Ihn aber o, Herr Flamm!

Flamm, herzhaft bewundernd. Mädel, du bist ein schönes Frauenzimmer! – Ach Mädel, du bist ein bildschönes Frauenzimmer! – Sieh mal an: Mutter ... das is so 'ne eigentümliche Geschichte mit Mutter und mir. Das läßt sich gar nich so einfach auseinanderpolken. Hennerjette, weißt du ja doch, is krank. Se liegt seit geschlagenen neun Jahren im Bette oder kriecht vielleicht mal in den Rollstuhl heraus. – Na, zum Donnerwetter, was soll denn das mir nützen?! Er faßt sie beim Kopf und küßt sie heftig.

Rose, unter den Küssen erschrocken. Die Kirchleute kommen!

Flamm. Denkt niemand dran! – Warum hast du's denn heute so mit'n Kirchleuten?

Rose. Weil August doch o in der Kirche is.

Flamm. Die Mucker sind immer in der Kirche! Wo solln denn die Mucker anders sein? Rosine, 's is doch noch nich mal halb elfe; wenn's aus is, fängt doch ooch's Lauten an. – Nee, nee! Und um Mutter brauchst du nich Angst haben.

Rose. Ach Christoph, die sieht een doch manchmal an, 's is reene zum in de Erde sinken.

Flamm. Du kennst eben meine Alte nich! Mutter is schlau, die sieht durch drei Bretter! Aber deshalb ... sie is ooch so gut wie'n Schaf ... Und wenn die flugs wißte, was zwischen uns is –: 'n Kopf würde die uns noch lange nich abreißen.

Rose. Nee! Nee! Ach! um Gottes wille, Herr Flamm!

Flamm. Ach was, Rosine! 'ne Prise? Hm? – Er schnupft. Ich sage noch mal: Is mir alles ganz gleichgiltig! Mit Entrüstung. Wo soll schließlich'n Kerl wie ich hin damit? – Na, was denn? Was is denn nun los, Rosine? – Du weißt doch, wie ernst mir die Sache is. Laß mich doch mal'n bißchen drauflospulvern.

Rose. Herr Christoph, Sie sind aso gutt mit mir ...! Sie küßt, Tränen im Auge, inbrünstig aufwallend Flamms Hand. ...Aber ...

Flamm, einigermaßen betroffen. Gut? Kunststück! Hol' mich der Schinder, Rosine! Gut zu dir sein is gar nichts gesagt. Wenn ich frei wäre, würd' ich dich heiraten. Ich bin 'n verfahrner Kerl, sieh mal an! Von früheren Chosen gar nicht zu reden! Ich passe vielleicht ... ja, wer weiß nu, wohin!? – Ich könnte jetzt Oberforstrat sein! Und doch, wie der Alte starb: heidi nach Hause! Karriere sofort an 'n Nagel gehängt. Ich bin nu mal nich für den höheren Schwindel. Mir is alles hier noch viel zu kultiviert. Blockhaus! Flinte! Bärenschinken! Und wenn eener kommt: Ladung Schrot in 'n Hintern – –

Rose. Aber das geht doch halt nich, Herr Flamm! – Und ... 's muß doch amal ooch a Ende hab'n.

Flamm, in sich hinein. Himmelkreuzschockschwerebrett nich noch mal! Hat denn der Schwerenotsmucker nich Zeit? Bleibt für den Kerl denn nich noch zu viel übrig? Nee, Mädel, den führt' ich gehörig ab.

Rose. Ich hab'n woll lange genug hingehalten. Über zwee Jahre wart't a nu schonn. Nu drängt er mich eemal. A wart't ni mehr! Und's kann o nu wirklich so ni mehr gehn.

Flamm, wütend. Das is alles Unsinn, versteht ihr mich! Bis jetzt hast du für deinen Vater geschuftet, hast gar keine Ahnung, was leben heißt, und jetzt willst du dich noch bei dem Buchbinder vorspannen. Das is 'ne Gemeinheit, sag' ich bloß: einen Menschen so bis auf die Knochen ausnützen! Wenn du weiter nichts willst, dazu ist immer noch Zeit.

Rose. Nee, Christoph ... Das sagen Sie so, Herr Flamm! Aber wenn Sie in solchen Umständen wären: Sie möchten woll auch andrer Meinung sein. – Ich weeß, wie wacklig der Vater is! De Herrschaft hat uns die Wohnung gekindigt. 's soll, gloob' ich, 'n neuer Kihschaffer rein! Und dann is das halt o sei Lieblingsgedanke, daß endlich amal nu ane Ordnung wird.

Flamm. Da soll doch dein Vater den Keil August heiraten! Wenn er so vernarrt in den Menschen is. Er is ja förmlich verbohrt in den Menschen. Das streift ja schon an Besessenheit.

Rose. Sie sind eben ungerecht, Herr Flamm.

Flamm. Sag lieber ... Na was denn? ... Was sag' ich denn gleich? ... Ich kann die Gebetbuchvisage nich riechen! Er kostet mich Überwindung, der Mensch. Gott verzeih' mir's und dir hauptsächlich, Rosine! Weshalb soll ich vor dir denn nich offen sein? Kann sein, daß er seine Meriten hat. Er soll sich ja wohl sechzehn Groschen erspart haben. Deshalb kriecht man doch nich in den Kleisterpott.

Rose. Nee, Christoph! Reden Se bloß ni aso! das darf ich wahrhaftigen Gott nich mit anheeren! – August hat o ausgestanden genug! – Dem seine Krankheit und dem sei Unglicke ... das tutt een ja in de Seele leid ...

Flamm. Euch Frauenzimmer begreift einer nich! Eine kluge und resolute Person, und dann plötzlich soll man auf einen Punkt treffen, da staunt man, wie dumm ihr doch eigentlich seid. So stupide, weiß Gott, wie de Gans, wenn's donnert. In der Seele weh tun: was heißt denn das? Da kannst du ja ooch'n Zuchthäusler heiraten: aus Mitleid oder aus Blödigkeit. Du sollst deinem Vater geheerig was uffmucken. Was geht denn dem August ab, sag eemal? Er is im Waisenhaus großgewachsen und hat schließlich doch seinen Weg gemacht. Willst du nich, suchen se dem eene andre. Damit wissen die Brüder im Herrn ja Bescheid.

Rose, mit Entschluß. Ich will ni! Und – 's muß eemal sein, Herr Flamm! – Was de geschehn is, bereu' ich nich, wenn ich o hab' genug in der Stille mußt leiden. Ich meene, für mich aso in der Zeit. Mag's doch! Das is o jetz nich mehr zu ändern. Aber: 's muß eemal nu o sei Ende han – und's geht und geht nu ni mehr asu weiter.

Flamm, 's geht ni mehr! Sag mal: was heißt denn das?

Rose. Halt ... weil's eben eemal ni anderscher is. Hinziehen kann ich'n nu ni mehr länger: das leid o der Vater weiter ni. Und a hat o deswegen ganz recht in der Sache. Ach Gott, Maria und Jesus Christ! 's mag meinethalben ni leichte sein! Aber wenn man's wird von der Seele hab'n ... ich weeß ni, – sie faßt an ihre Brust – man heeßt's, gloob' ich, Herzgespann. Ich hab' ord'ntlich manchmal richtig Herzschmerzen ... Da muß een doch ooch wieder anderscher wern.

Flamm. Na, dann is jetz weiter nich viel zu machen. – 's is Zeit! Ich muß nu nach Hause gehn. Er steht auf und wirft das Gewehr über die Schulter. Auf Wiedersehn! – Adje, Rosine. Rose starrt, ohne zu antworten, vor sich hin. Was is denn, Rosine? Auf Wiedersehn. Rose schüttelt den Kopf verneinend. Nich? Hab' ich dich etwa beleidigt, Rosine?

Rose. Aber ni mehr aso – wie jetz – Herr Flamm.

Flamm, von plötzlicher Liebesraserei hingerissen. Mädel, und wenn ich mich unglücklich mache ... Er umarmt und küßt sie leidenschaftlich.

Rose, nach einigen Augenblicken, jäh erschrocken. Um Gottes wille! – 's kommt eens, Herr Flamm.

Flamm, bestürzt, springt auf, hinter den Busch und verschwindet. Rose steht schnell auf, streicht hastig das Haar und die Kleider zurecht, sieht sich angstvoll um, bemerkt niemand, nimmt alsdann die Hacke und beginnt das Kartoffelland zu bearbeiten ...

Nach einem Weilchen kommt, von ihr nicht bemerkt, der Lokomobilenmaschinist Arthur Streckmann im Sonntagsstaat. Er ist ein sogenannter schöner Mann, groß, breitschultrig, in seinem Wesen von einer geckenhaften Gewichtigkeit. Er hat einen langen, bis auf die Brust reichenden blonden Bart. Man sieht an seiner Haltung, seiner Kleidung, die, vom rückwärts sitzenden Försterhütchen an bis zu den spiegelblank geputzten Schaftstiefeln, dem Gehrock und der gestickten Weste, tadellos ist, daß Streckmann außergewöhnlich viel sowohl von sich hält als auch auf sich hält und daß er sich seiner besonderen Schönheit vollkommen bewußt ist.

Streckmann, als ob er jetzt erst Rose bemerkte, mit geschraubt schönem Organ. Tag, Bernd Rosine.

Rosewendet sich erschrocken. Tag, Streckmann! Unsicher. Wo kommst'n du d'nn her? – Aus der Kirche?

Streckmann. Ich hab' mich zeitlicher fortgemacht.

Rose, erregt und mit Vorwurf. Weg'n waas denn? – Kunnt'st ni aushalt'n de Predigt?

Streckmann, forsch. Halt ... weil's aso scheen heute draußen is! – Ich hab' o mei Weib in der Kirche gelassen. Ma muß o amal für sich selber sein.

Rose. Ich tät' lieber in der Kirche sein.

Streckmann. Weiber geheeren ooch in de Kirche.

Rose. Du hast wull o Sünd'n genug uff'n Puckel! Du kennst o deswegen was abbeten gehn.

Streckmann. Mit unsen Herrgott steh' ich sehr gutt! A nimmt's ni sehr genau mit meinen Sinden.

Rose. Na, na.

Streckmann. A bekimmert sich nich viel um mich.

Rose. A eingebild'ter Laps bist du! Streckmann lacht voll und affektiert. Wenn du a richtiger Moan bist dahier, da brauchst du dei Weib derheeme ni durchpriegeln.

Streckmann, mit leuchtenden Augen. Erscht grade! Erscht recht! Das geheert sich aso! Euch Weibern muß ma a Meister zeigen.

Rose. Bild d'r ock keene Schwachheiten ein.

Streckmann. Jawull! Aso is! Was Recht is, muß Recht bleiben! Und da bin ich o stets immer zum Ziele gekomm. Rose lacht gezwungen auf. Die Leute sagen, du willst wegziehn von Flamm?

Rose. Ich bin doch bei Flamm weiter gar nich im Dienste. Du siehst's ja, ich hab' woll ernt andres zu tun.

Streckmann. Du hast doch erscht gestern bei Flamm geholfen.

Rose. Meinswegen! Ich helfe, ich helfe ni! – Bekimmert ihr euch ock um eure Sachen.

Streckmann. Is's wahr, d'r Voter is umgezogen?

Rose. Zu wem denn?

Streckmann. Zu Augusten ins Lachmannsche Haus.

Rose. Das hat August ersch noch gar nich gekooft! – Da wissen se mehr wie ich, de Leute.

Streckmann. Se sagen o jetz, ihr wollt balde Huxt machen.

Rose. O red't ihr meinswegen immerzu.

Streckmann, nach einigem Stillschweigen, nachdem er sich ihr einige Schritte genähert hat, breitbeinig aufgepflanzt. Recht haste! Das kommt o noch immer zurecht! – A Prachtmädel wie du hat's ni ängstlich mit Heirat'n: die soll sich irscht richtig ausamisiern! Ich lacht'n ja ooch ins Gesicht nei. Und's mocht's ja dem Kerle a keener nich glooben.

Rose, schnell. Wer sagt's denn?

Streckmann. Keil August!

Rose. August sagt's? – Das hat a von dem verdammten Rumred'n.

Streckmann, nach einigem Stillschweigen. August is zu a kräklicher Kerl ...

Rose. Ich will nischt heern! Laßt ihr mich zufriede! Euer Gehändel schert mich nischt! Da is eener akrat a soviel wert wie d'r andre.

Streckmann. Das heeßt!! Ock bloßig uf Forsche nich.

Rose. O jee! Deine Forsche, die kennt ma schonn. Ma braucht bloß a wing bei a Weibern rumheeren. Asu eener is woll ernt August ni.

Streckmannlacht schwerenöterhaft. Streit' ich das etwan?

Rose. Das kennt'st du o ni.

Streckmann, scharf durch gekniffene Lider blickend. Mit mir is eemal schlecht Kirschen essen. Was ich will bei am Weibe, das setz' ich o durch.

Rose, höhnisch. Na hee!!

Streckmann. Na hee! Was wett mer, Rosine! Du hast woll o oft schonn nach mir geschielt. Er hat sich ihr genähert und will sie umfassen.

Rose. Bild d'r nischt ein, Streckmann! – Bleib mer vom Leibe.

Streckmann. Wersch doch ...

Rosestößt ihn zurück. Streckmann!! – Ich hab' dirsch gesagt! – Ich will von euch ganzem Mannsvolk nischt wiss'n. – Geh deiner Wege.

Streckmann. Was tu' ich d'r denn? – – – Nach einigem Stillschweigen, mit halb boshaftem, halb verlegenem Lachen.