Rote Herzchen fressen Hirn - Robert Deuml - E-Book

Rote Herzchen fressen Hirn E-Book

Robert Deuml

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Beschreibung

Rote Herzchen fressen Hirn! So eine Situation sollte Ihnen nicht fremd vorkommen. Oder? Wir können davon ausgehen, dass dieser Satz in heutiger Zeit aktueller ist als das, was unsere Vorfahren erlebt haben. Wir - also die modernen Menschen - kämpfen tagtäglich einen Kampf gegen alle Widrigkeiten, die uns das Leben mit seinen Schikanen bescheren. Das beginnt schon bei den zwischenmenschlichen Themen. Um es klar auszudrücken, spielt uns die Erotik so manch üblen Streich. Und die Pharmaindustrie mit ihren potenzfördernden Arzneien verdient sich eine goldene Nase an unseren müde gewordenen Gliedern. Nur die Erotik? Nein wo denken Sie hin? Auch die allgegenwärtige Technik tut das übrige, um uns Gequälte nervlich auf Trab zu halten. Glauben Sie nicht? Na, dann versuchen Sie doch mal für Ihre Frau einen PC zu programmieren! Ja genau, so ein Hightechgerät mit beiliegender Gebrauchsanleitung. Und? Merken Sie, worauf ich aus bin? Auch wenn uns die Industrie verspricht, dass es ein Kinderspiel sei, einen Computer zu installieren, so sind es immer die Männer, die an solcher Pionierarbeit - wie einen PC in Gang zu bringen - scheitern. Jetzt kommt es endlich ans Licht, warum wir Männer um einige Jahre früher den Löffel abgeben als die Frauen. Und wie ergeht es denjenigen, die in himmlischer Abgeschiedenheit das Leben eines Heiligen führen? Ich vermute sehr, dass unser Schöpfer seine Ewigkeit zumeist beim Wiederherstellen eines abgestürzten Computerprogramms verbringt. Und deshalb erkennt Gott nicht das weltweite Drama, das uns Männern in den Wahnsinn treibt. Männer! Ach was sind wir doch zerbrechliche Wesen! Und trotzdem hat man als Mann die Pflicht, als ewiger Held in den Geschichtsbüchern mit großartigen Taten zu glänzen. Nur Memmen drücken sich vor jenen ehrwürdigen Aufgaben wie das Programmieren eines Technikteiles. Mann, diese Burschen sind wohl die glücklichsten von uns allen!

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Inhaltsverzeichnis

Meine allerliebsten Feinde

Anpfiff zum S

Ich liebe dich

Frühstück am Sonntag

Der Wetterbericht

Ungeziefervernichtung auf hohem Niveau...

Stammtischgehabe

Ein Freudenhaus, das keines war

Die Stones ohne mich

Das irdische Fegefeuer

Das Rendezvous der blauen Augen

Herr, gib den Dummen ein Zeichen

Vorsicht! Sensible Mächte

Frühlingserwachen im Karnickelstall

Im Wartezimmer meines Arztes

Madame Coco

Die lieben Kleinen Kinder!

Ein Frühschoppen für die Katz

Kampf um jeden Brösel

Zum Buch

Robert Deuml (Vita)

1 Meine allerliebsten Feinde

Kennen auch Sie das Gefühl, wenn man meistens von unliebsamen Zeitgenossen umgeben ist? Ja? Dann mein Lieber sollten wir gegen diese ungesunden Zeiträuber vehement das Kriegsbeil ausgraben. Es ist eine Tatsache, jawohl eine Tatsache, dass das Volk der ewigen Schwätzer und Möchtegernintellektuellen in den öffentlichen Einrichtungen wie Cafés, Bars, Eisdielen oder anderswo beheimatet ist. Dort lauern die arbeitsscheuen Kerle wie hungrige Werwölfe auf gutmütige Seelen, denen sie ihren Diskussionsmüll andrehen können. Und Sie? Sie werden zu keiner Zeit zu Wort kommen. Garantiert? Garantiert! Und so mancher wird sich fragen:

„Wenn der Wortfetischist schon die Welt - und vor allem die Menschheit - vor dem nahenden Untergang retten will, warum muss es ausgerechnet ich sein, der seinen unsinnigen Monologen lauschen darf?"

Das kann ich gerne erklären! Mein Herr, Sie haben an diesem Tag das Glückslos gezogen, und Ihr Gegenüber hat Sie zu seinem zuhörenden Opfer erklärt. Nicht für Minuten, sondern für Stunden! Und glauben Sie mir, ein solch geistiger Schöngeist bringt es fertig, dass man entweder vor Langeweile ins Traumland überwechselt oder im schlimmsten Falle kurz davorsteht, einen Massenmord zu begehen.

Ein sinnloses Unterfangen! Selbst dann, wenn Sie dem Herrn mit beiden Händen die Sauerstoffzufuhr unterbinden, indem Sie ihn würgen, wird der noch mit dem rechten Zeigefinger seinen Weltrettungsplan (?) in den Sand malen.

Woher ich das weiß? Pure Erfahrung!

Ich kann anhand selbst erlebter Situationen erklären, wovon ich rede.

Zweimal die Woche gehe ich - um etwas unter die Leute zu kommen in eine Eisdiele. Meistens sitze ich da und ruhe vor mich hin. Ist doch toll, mal die Seele baumeln lassen.

Aber nur so lange, wie keiner dieser nervigen Plauderer vor Ort ist, der mir meine Ruhe missgönnt! Doch diese Typen sind wie lästiges Ungeziefer. Unausrottbar! Eine Plage! Meistens ist das Lokal überbevölkert mit diesen nervtötenden Individuen. Dort sitzen sie wie die Hühner auf der Stange und warten auf einen gutmütigen Narren, den sie nach Herzenslust belabern können.

Es bleiben nur zwei Optionen! Entweder einsam zu Hause vor der Glotze sitzen oder mich als Freiwild für diese Monolog-Geier zu opfern. Aber wie so oft entscheidet man sich für die ungesündere Variante und man begibt sich in Teufels Obhut.

Der Schlimmste von allen ist Josef M.! Seines Zeichens allwissender Pädagoge, der alles weiß und alles kann. Doch jeder halbwegs vernünftige Zeitgenosse ist froh, ihm beim Verlassen des Lokals zuzusehen. Josef ist der geborene Pessimist, der am liebsten alles Bunte und Positive mit schwarzer Farbe übermalen würde. Ein Sonnyboy, der sich nur Regenwetter wünscht. Jeder im Lokal - ja sogar in der ganzen Stadt - kennt ihn nur unter dem Pseudonym „Suizid-Josef".

Meistens beginnt er das Gespräch mit belanglosem Zeug! Ungefähr so:

„Hallo, wie geht es so?"

Und wenn Sie antworten,

„Es geht mir gut, und Dir?", dann haben Sie schon die Arschlochkarte einstecken, denn dann schmiert sich Josef die Zunge und macht sich bereit, Sie oder mich zu frustrieren. So wie letzten Sommer, als er mir einen sonnigen Julitag, den schönsten Tag des ganzen Jahres, versaute.

„Na ja", antwortete er vorerst noch kleinlaut, „es geht so lala. Aber eigentlich, wenn ich ehrlich bin, hat der Tag beschissen angefangen!"

Neugierig fragte ich:

„Aber Josef, welcher Elefant ist dir auf die Leber getreten?"

Das hätte ich besser nicht gefragt, denn jetzt befand sich Suizid-Josef in seinem Element.

„Deuml", sagte der zu mir, „es war nicht nur ein Elefant, nein, es waren unzählige!"

Shit! Das hab ich befürchtet! Am liebsten würde ich mir selbst einen Tritt in den Hintern verpassen. Jetzt gehöre ich dem Josef alias Suizid-Josef. Warum muss ich auch so neugierig sein! Jetzt kann ich mir für die nächsten Stunden seine katastrophalen Morgenszenerien anhören. Natürlich könnte man sich sagen, „na dann hör ich halt nicht hin, was der Josef von sich gibt!", aber das kann man sich, nachdem man sich als Zuhörer angeboten hat, in die Haare schmieren. Toll, Ich sitze wie eine unglückliche Maus in der Falle und warte auf das Eintreffen der hungrigen Katze. Mann, ihr Unwissenden habt gut reden! Als wenn die Flucht vor diesem Kerl so einfach wäre! Lasst mich erzählen.

„Als Erstes", sagte Josef, "sollte mein Pech gleich nach dem Klingeln des Weckers seinen Anfang nehmen! Gestern Abend bin ich in unserem Stammlokal bei einer hitzigen Politdiskussion länger als normal anwesend gewesen, was dazu führte, dass ich zum ersten Mal seit zwei Jahren tatsächlich um fünf Minuten verschlafen habe!"

„Wau", dachte ich mir, „ganze fünf Minuten! Na, wenn das nicht erwähnenswert sei!"

„Weißt du, das kommt bei mir eher selten vor", sprach Josef weiter, „aber die anderen Gäste glaubten ich hätte dabei mehrere Biere intus gehabt. Das stimmt so nicht, mein Freund. Es waren nur drei Gläser! (Nur drei Bier! Aha, unser Suizid-Josef säuft also wie ein Loch)! Dabei war es mir so, so wichtig, auf dem Wochenmarkt zwei Pfund Kartoffeln zu kaufen!"

(Kartoffeln? Was kann es Wichtigeres geben)

„Und", fragte ich, „hast du deine Kartoffeln bekommen?"

„Nein", sprach er, „das ist ja das Problem! Erst am Marktstand bemerkte ich das Malheur! Mein Portemonnaie lag zu Hause auf dem Küchentisch und wartete auf mich."

Oh Gott! Jetzt müsste ich echt Mitleid mit ihm haben. Keine Kartoffeln! Da hat das Schicksal ohne Gnade zugeschlagen. Der arme Wicht muss nun Nudeln statt Kartoffeln essen!

Der Josef redete weiter wie ein Wasserfall! Zuerst über die verpassten fünf Minuten, dann war auch noch der Kaffee alle, kein Geld für Kartoffeln, und als absolute Krönung bemerkte er, dass kein Aspirin im Hause war. (Also doch! Der Josef säuft! Aber kein Aspirin im Haus? Das ich echt hart!)

Und ich als zum Zuhörer Degradierter sitze da und hör mir seinen Seelenscheiß an. Dabei komme ich mir vor als sei ich die gutherzige heilige Mutter-Theresa.

„Josef, mein Freund", sagte ich, „dein Pech möcht ich haben. Dein ganzer Weltschmerz besteht aus fünf verschlafenen Minuten, zwei Pfund Kartoffeln und dem Fehlen schmerzlindernder Tabletten. Mann, es verhungern Kinder, es werden Menschen in unsinnigen Kriegen totgeschossen! Und die Umwelt kämpft ums Überleben! Na, was sagst Du dazu, die Eisbären in der Arktis sitzen hungernd auf dem Trockenem! Und was macht der edle Herr? Der kackt sich einen ab wegen lächerlichen fünf Minuten. Darauf kann ich nur eines sagen:

DU ARMER SENILER KLEINGEIST!"

Das war dem Josef dann doch zu viel. Ohne sich von mir zu verabschieden, ließ er mich hocherfreut alleine zurück. Aber wenn Sie nun denken, dass wenn ein solcher wie der Suizid-Josef das Weite sucht man nun seine Ruhe haben wird, dann haben Sie sich gewaltig geirrt. Es ist so wie bei den Kakerlaken, geht der Eine, kommt auch schon der nächste Wichtigtuer angetanzt.

Vielleicht will ein weiterer Fachmann von Nichts Ihnen einen weitreichenden Erotikratschlag erteilen. Hören Sie nur ruhig zu, spätestens nach einer solch lehrreichen Unterweisung wissen Sie, wie man eine gut funktionierende Beziehung nur mit tierischem Sex und ekelhafter Pornografie am Leben erhält. Es kann auch sein, dass der Kerl mit seinen amourösen Abenteuern, die nie und nimmer stattgefunden haben, vor allen Leuten im Lokal prahlt.

Es gibt ein solches Exemplar! Glauben Sie nicht? Ich beweise es Ihnen! Alfons! Dieser Held wird von uns allen nur mit Alfonso-Adonis angesprochen. Und der wird Sie mit seinen Ansichten in Bezug auf Sexualität bis rauf zu Ihrem Haarscheitel zu dichten. Aufstehen und das Lokal verlassen? Hahaha, das können Sie ab diesem Zeitpunkt vergessen. Sie sind dem Kerl ohne Aussicht auf Flucht ausgeliefert.

Sie sind Single? Ja? Dann wird Alfonso-Adonis mit seiner unendlichen Erfahrung bezüglich einer gesunden Beziehung mit Rat und noch viel mehr Irrsinn zur Seite stehen. Denn der kennt sich aus! Der weiß genau, wie man erfolgreich eine Ehe ins Minus führt. Muss er auch, denn schließlich war dieser Erotomane dreimal verheiratet und genauso oft stand er vor dem Scheidungsrichter. Laut seiner Reden dreht sich bei diesem Herrn alles nur um Sex. So einer kann es sich nicht vorstellen wie eine bekleidete Frau aussieht! Schließlich zog er jede, die seinen Weg kreuzt, mit seinen gierigen Augen bis auf die blanke Haut aus. Interessant? Nein! Aber Sie als geduldiger Zuhörer werden - ob Sie wollen oder nicht - vom Sexbold des Jahrhunderts(?) in die Welt des Kamasutras eingeweiht. Reine Fassade, nur um sich wichtiger als wichtig zu machen.

Warum reden bestimmte Männer über Themen von denen sie am wenigsten verstehen? Alfonso-Adonis, der soll ein erfahrener Erotikheld sein? Ha, die ganze Stadt lacht doch über ihn! Der Loser hinkt seinen letzten amourösen Abenteuern seit Jahren hinterher.

Ist auch besser so, denn nach ewiger Abstinenz kann es leicht passieren, dass das liebe Herz solchen Anstrengungen nicht standhält. Und außerdem beichtete mir die Bedienung unserer Eisdiele - die ein paar Wochen eine kurze Liaison mit Alfonso-Adonis hatte - dass er nur dann bumsen konnte, wenn seine Partnerin voll bekleidet im Bett lag und dabei gelangweilt auf seine XXXL-Gurke wartete. (Seine Worte! Richtigstellung: Zwölf Zentimeter beim Anblick einer schönen Frau, und bei zehn blätterte er in einem Pornoheft). Hinge die Menschheitspopulation allein von der Potenz Alfonso-Adonis' ab, bräuchte unser Globus nicht erst auf eine verheerende Klimaerwärmung warten, um der Gattung Homo sapiens den Rest zu geben.

Meist versucht er seine auserkorenen Opfer mit einem belanglosen Kauderwelsch einzufangen.

„Mein Herr", wird er mit seinem Opfer ins Gespräch kommen, „Sie sehen aus als würden Sie auf eine niveauvolle Unterhaltung hoffen!"

„Hey Alfonso-Adonis", würde ich an meiner Stelle antworten, „ich kenn Dich! Also lass mich im Ruhe. Und außerdem brauch ich Deine Hardcore-pornografischen Thesen nicht! Mein Sexualleben ist total in Ordnung."

„Bist Du Dir da so sicher? Du bist doch Single?" quält mich Alfonso-Adonis weiter.

„Nein Freund", antwortete ich, „obwohl es dich gar nichts angeht, ich habe eine Freundin!" (Ja, ja, du alter Schwätzer, is' ja schon gut, du hast mich ertappt, meine Ex hat also über mich ausgeplaudert. Toll! Ich lebe zurzeit allein. Bla, bla, und noch mal bla).

„Glaub mir", sprach die weitbeste Poppmaschine, „man kann nicht genug über das menschliche Miteinander lernen. Und wer käme da besser in Frage, als einer der seit frühester Kindheit die Psyche der Frauen studiert hat?"

Ich winkte von alledem angewidert ab! Ich wollte doch nur meinen Kaffee genießen und mir nicht sein Endlosreferat anhören über das, was sich unter der Gürtellinie befindet.

Doch dieses Exemplar von einem Mannsbild war hartnäckiger als eine Horde ausgehungerter Filzläuse. Aufgeben? Nein! Nur über seine Leiche!

„Also mein Freund", löcherte mich Alfonso-Adonis, „wie soll unsere weitere Konversation aussehen?"

„In dem Du das Maul hältst!", denke ich mir. Aber mein Anstand verbietet es mir, es ihm ins Gesicht zu schreien. Ohne gefragt zu werden, ließ mich Alfonso-Adonis an seinen umfassenden Belehrungen über die menschliche Sexualität teilhaben. Er redete mir ein Loch ins Ohr. Nach seinen Erläuterungen war er auf diesem Gebiet eine Weltmacht! Selbst der ehrwürdige Herr Casanova sei in Alfonso-Adonis wirrer Vorstellung nur ein onanierender Pubertätspickel. Nach einer geschlagenen Stunde, in der ich von Alfonso-Adonis beinah in den Wahnsinn gelabert wurde, dröhnte mir der Kopf wie nach einem vierzehn tägigen Marathon Saufen. Lauter als sonst schrie ich dem Dauerredner entgegen: „Mann, halt doch endlich das Maul! Geh nach Hause und wichs Dir meinetwegen zehnmal einen runter!"

„Mein Freund", waren Alfonso-Adonis letzte Worte, „das werde ich nicht tun, dafür ist mein Schatz zuständig! Aber trotzdem bleib locker und halt den Pimmel steif."

Wie durch ein Wunder stand Alfonso-Adonis auf und verließ zu meiner Freude die Eisdiele.

„Uff", dachte ich erleichtert, „vielleicht kann ich jetzt ungestört in der Zeitung lesen!"

Und wie ich mich da getäuscht hatte!

Ich habe vergessen einen weiteren Anwärter des sinnlosen Redens zu erwähnen! Rainer! Unser Rainer, im Sternzeichen eine Jungfrau. Obwohl? Nicht nur sein Sternbild, sondern auch sein sexueller Status sollte seinem Sternzeichen weitgehend entsprechen.

Keine normal denkende Frau wäre bereit gewesen, sich dem Rainer und seiner anhaftenden Paranoia hinzugeben. Paranoia? Ja! Rainer war der Inbegriff des Geizes. Selbst Dagobert Duck, die reichste Komikente aus Entenhausen, konnte von unserm Rainer noch das eine oder andere lernen um noch mehr Geld anzuscheffeln. Nur dass Rainer reales Geld - und das laut Insiderwissen nicht zu knapp - zur Verfügung hatte.

Ein kleiner Auszug aus seinem Sparfimmel:

Seine Kleidung ersteht er auf einem Flohmarkt oder in einer sozialen Kleiderkammer und was seine Nahrung betrifft, so kauft er nur jene Lebensmittel, die sich seit langem von der Mindesthaltbarkeit verabschiedet hatten. Oder er klaut wie 'ne Elster. Manchmal kann man ihm auch an einer Klosterpforte beim Betteln zusehen. Dabei sieht er so schäbig aus, dass jede Klosterschwester bei seinem ärmlichen Anblick zutiefst berührt ihre Augen zu Boden sinken lässt.

„Meine Damen", sprach die Leiterin des Ordens voller Mitleid, „passt mir nur auf den armen Herrn mit der zerrissenen Jeans auf! Gebt ihm zu Essen, so viel er zum satt werden braucht!"

Das tat er wohl! Und was Rainer nicht sofort verschlingen konnte, wanderte verstohlen in seine Taschen. Eigentlich ist der Kerl das, was man einen widerlichen Geizhals und Schnorrer nennt. Talente sucht man bei ihm vergebens. Eigentlich ist er der geborene Depp, der es jedes Mal aufs Neue versteht, in die für Deppen ausgelegten Fettnäpfe zu treten. Seine wenigen Freunde (seine Schwester Martha, seine Tante Olga, deren Wellensittich sowie das in ihn verliebte Moppelchen Frieda) bekamen es - außer der Frieda - mit der Angst zu tun, wenn es wieder Mal hieß:

„Wir wollen eine nette Familienfeier im kleinen Kreis abhalten!"

Denn dann wussten die Damen, dass ihr geliebter Rainer als erster mit mehreren leeren Aldi-Tüten vor ihrer Tür stehen würde. Aldi-Tüten? Ja! Wo sonst ließen sich die Reste des Festtagsbratens und die Kartoffelklöße sowie das leckere Blaukraut verstauen.

Irgendwann, so erzählte man mir, wurde es der Tante doch zu viel. Sie schwor sich beim heiligen Georg, nie wieder einen solchen verfressenen Kerl wie den Rainer bei sich am Tische haben zu wollen. Den ganzen Tag stand sie in der Küche und quälte sich mit Knödeln, Schweinebraten, Soßen und süßen Krapfen ab, nur um dann am Abend zusehen zu dürfen, wie sich der Rainer alles Köstliche in den Mund stopfte. Und am Ende der Feier hatte die geizige Kröte nicht mal ein obligatorisches Dankeschön für seine alte Tante übrig.

Mit leeren Tüten rückte er an und mit vollen verließ er das Fest. Die biblischen Heuschrecken im Alten Testament waren nicht annähernd so gefräßig wie unser Rainerle. Nur eine war stets glücklich ihm bewirten zu dürfen. Frieda! Die alte Amazone mit ihren fünfundsiebzig Jahren war total spitz auf den Rainer. Mit ihrer mickrigen Rente käme er ihr gerade recht, er hatte Geld und sie selber punktete mit ihrem adretten Aussehen. Doch für ein Happy End war es noch zu früh, sie wusste, mit Geduld und Zeit würde sie es sicher schaffen, den Rainer von ihren ernsten Absichten zu überzeugen. Die Dame hatte in der Vergangenheit leider keine allzu großen Chancen, ihm näherzukommen, denn Rainer wusste genau, dass Frieda mit Geld leichtsinnig um sich warf. Mit welchen Geld? Seinem! Und genau dieser Minustyp mit seinem fanatischen Sparzwang stand vor mir und wollte mir seine Leidensgeschichte (Frieda) auf die Ohrmuschel drücken.

„Deuml", begann Rainer mit mir zu sprechen, „du kennst doch die alte Frieda. Du weißt schon, die in früheren Jahren in Sachen Männer nichts anbrennen hat lassen?"

„Ja, kenn ich! Warum fragst du?", gab ich Antwort.

„Na die Alte verfolgt mich!"

„Und? Was will sie von Dir?", fragte ich

„Mich und mein Geld!"

Ich sah dem Rainer von oben bis unten fragend an, (wie kann einer, der so schäbig aussieht, Geld haben?)

„Äh, hm, hast du überhaupt Geld?"

„Aber ja doch Deuml", sprach Rainer, „genügend! Die Tucke Frieda hat es auf mein Vermögen abgesehen. Deuml, die will mich in Richtung Bettelstab dirigieren. Mann, was soll ich nur tun?"

Ausgerechnet mich fragte er! Als wenn ich - der das ganze Jahr hindurch vom Pleitegeier gequält werde, das wüsste.

„Sag ihr", sagte ich, „du hättest ein paar ledige Kinder und deren Unterhaltszahlung zwingt dich jeden Monat in die Knie!"

„Deine Ratschläge", sprach Rainer leicht wütend., „sind rein für die Katz! Die Frieda hat sich schon längstens mit meiner Tante zusammengetan, die weiß doch, dass ich noch nie eine Freundin hatte!"

„Das glaub ich jetzt nicht!", sagte ich total verblüfft, „du erzählst mir du hättest noch nie??? Hm? O.k.! Rainer, wenn das so ist, tut es mir unendlich leid für dich."

Ich musste mir von dieser Jungfrau ganze zwei Stunde anhören wie scharf die Frieda auf sein Geld aus wäre.

Und das von Rainer geschluckte Bier - drei an der Zahl, lockerte seine Zunge noch mehr. Was sich an seiner Aussprache leicht erkennen ließ.

„I brauch ka Feundin", lallte er, „Mutti hat imme gesacht Frauen wolle nur mei Geld. Aba da ham de Mädel aba geirrt, i behalt mei Money nu für mi!"

„Rainer", sagte ich, „eine Nacht mit einer aufregenden Frau ist das Schönste, was Gott uns gab; willst du es dir dein ganzes Leben selber machen?"

„Abe ja doch Wenn's sei soll", antwortet Rainer.

„solang i zwo gsunde Händ ham kummt ma kanne dieser Amasonen ins Haus! Vastanden!"

Und das Bier in Rainers Blutbahn tut sein Übriges. Der Alki ist mittlerweile so blau wie eine Horde Chinesen auf dem Oktoberfest. Eigentlich erfreuenswert. Die Unterhaltung mit ihm sollte mir immer mehr Spaß bereiten. Man konnte über seinen Unsinn sogar lachen.

Doch diese Gefühlsregung sollte mir zum Verhängnis werden. Wie das? Mein Gesprächspartner fiel durch seinen Bierkonsum animiert unter den Tisch. Eigentlich nicht allzu schlimm möchte man meinen! So was tun Besoffene gerne. Aber im Normalfall bezahlen sie auch, was sie sich einverleibt hatten. Doch unser Rainer mit seinem Geiz machte da eine Ausnahme. Nachdem ihn die Bedienung wieder halbwegs auf die Beine stellte, rückte er raus mit der Wahrheit.

„Deuml! Du bist do mei guder Freind, oiso i bin pleite kannst ma net mei Zech übanehma? Des wa sehr nett vo Dir"

Scheiße! Seine Worte beendeten meine gute Laune. Ich wurde von einer Jungfrau über den Tisch gezogen.

„Mann", schrie ich, „ruf doch deine Frieda an, damit die dich auslöst. Von mir hast du nichts zu erwarten."

Rainer übergab dem Betreiber der Eisdiele die Telefonnummer jener Dame, und die hatte nichts Eiligeres zu tun als ihren Rainerle aus seiner ungünstigen Situation zu befreien. Wahrscheinlich musste der Rainer das Versprechen an die Dame abgeben, sie nach Ablauf des Jahres zu heiraten. Und genauso geschah es! Die Beiden heirateten! Geiz trifft auf Verschwendungssucht, wenn das mal keine fruchtbare Verbindung hervorbringt. An diesem Tag wurde ich regelrecht von Psychopathen umzingelt. Ich hatte die Schnauze voll! Ich zog es lieber vor, zu Hause einsam und gelangweilt vor der TV-Dödelkiste zu sitzen als mich von diesen Deppen länger ärgern zu lassen. Besonders solche Nerv-Terroristen gehen mir auf den Sack, die mir mit ihrem seelenlosen Gerede meine wohlverdiente Samstagsruhe rauben. Als Single will ich ganz andere Dinge hören, als dass die Welt kurz davorsteht, zerstört zu werden. Natürlich bin auch ich gegen diese Zerstörung! Aber was würden solche Schwätzer wie Suizid-Josef, Rainer und Alfonso-Adonis zu deren Rettung beitragen. Eines ist sicher, mit ihrem Gerede konnten diese Burschen jede Menge Staub aufwirbeln! Ansonsten aber zerreißen diese Loser nicht mal 'ne einzelne Seite einer nassen Zeitung.

2 Anpfiff zum S...

Eine Story eigens für unsere Fußballfreunde

Ein Ehepaar, das seit nahezu zwanzig Jahren verheiratet ist, versteht sich - möchte man meinen - ohne viel Worte. Meist genügen bestimmte Gesten, der andere weiß Bescheid, was ihn in naher Zukunft erwartet und die ausgesendeten Signale fruchten meist schon beim gemeinsamen Frühstück. Da sitzt der Mann vor einer Tasse heiß dampfendem Kaffee, liest gespannt in seiner Tageszeitung und die Dame des Hauses steht im Morgenmantel und mit Lockenwicklern vorm Herd und brät ihrem Alten seine Eier. Äh, ich sollte zur Vorsicht betonen, dass es sich dabei um Spiegeleier handelt.

Wer den Beiden bei ihrem morgendlichen Ritual zusieht, erfährt die eheliche Harmonie. Zum besseren Verständnis nennen wir die Dame Lisa-Mausi und den Herrn Fredi-Bärli. Wie das? Diese Kosenamen haben sich die Eheleute selbst ausgedacht und keiner hat das Recht, es zu ändern. Wieso auch, solche Namen zeugen doch von inniger Zweisamkeit. Und so steht die ewig unausgeschlafene Lisa-Mausi schlaftrunken wie jeden Morgen in der Küche und zaubert ein exklusives Frühstücksdinner für ihren Gatten hervor. Damit gibt sie ihrem Fredi-Bärli zu verstehen, wie sehr sie ihn doch liebhat. Und jedes Mal, wenn sie zu den Eiern einige Streifen Speck hinzufügt, gibt Lisa-Mausi das Zeichen, dass sie abends mehr will, als dass man um zwanzig Uhr auf dem Familiensofa einschläft. Genau, Sie haben richtig geraten! Die Dame will mit ihren lieblichen Gesten zu verstehen geben, dass sie zur späteren Stunde von ihrem Gatten vernascht werden will. Jetzt wird sich mancher denken wie eine Dame die unter massivem Schlafminus leidet solche Gedanken hegen könne. Warum nicht, schließlich hatte sie die ganze Nacht hindurch Zeit gehabt schweinisches Zeug mit ihrem Gatten zu träumen. Und das ist nicht verboten denn man war ja seit zwanzig Jahren verheiratet.

Doch wie so oft im Leben eines Mannes sind seine Erotikantennen in Laufe der Jahre der langjährigen Ehezeit etwas eingerostet, und um diesen auf die Sprünge zu helfen, kam also der Speck ins Spiel!

„Oh Gott", musste Fredi-Bärli zu seinem Entsetzen feststellen, „auf den Eiern liegt Speck, das heißt, meine Alte will Sex! Ich glaub, mich tritt ein Pferd! Ausgerechnet heute Abend, wo doch in der Sportschau das Superderby HSV gegen Bayern München stattfindet."

Und während Fredi-Bärli entmotiviert seine Frühstückseier verschlang, fuhr die Lisa-Mausi dem Gatten verliebt durchs Haar, denn auch sie wusste, dass ein Fußballspiel bevorstand.

Doch gegen eine starke Persönlichkeit wie die Lisa-Mausi ist selbst das gesamte Bayern-Team machtlos. Um ihrem Gatten das kommende Finale schmackhaft zu machen, ließ sie sogar ihren wohlgeformten Busen frech aus dem Morgenmantel hervorschauen. Dabei dachte sich das verkommene Miststück,

„Wetten, das wird meinen Fredi-Bärli zu mehr Appetit anheizen."

Für das Frauenzimmer stand unverrückbar fest, dass am Abend statt Fußball Sex auf der ehelichen Programmtafel stehen würde. Und tatsächlich ließ Ihr Gatte für einen kurzen Moment seine Augen am Oberkörper seiner Liebsten umherschweifen, und er müsste lügen, wenn er behaupten würde, dass das, was er sah, ihm nicht gefiele. Der Arme befand sich in einem Gewissenskonflikt, was sollte er tun? Die halbe Nacht hindurch vögeln bis ihm die Zunge bis zum Boden raushängt oder Fußball gucken und nebenbei einen üblen Streit mit der Lisa-Mausi produzieren. Was für eine schwere Entscheidung! Es spielt immerhin Bayern München gegen den HSV.