Schweinerei - Robert Deuml - E-Book

Schweinerei E-Book

Robert Deuml

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Beschreibung

Eine Schweinerei ist das! Jawohl, was Herr Deuml hier schreibt, gehört wohl in jene Schublade, die dem Namen des Buchtitels gerecht wird. Aber was soll's? - Mir gefällt, was der Deuml aufs Papier zaubert! Und da ich diesen Lauser seit nahezu sechzig Jahren kenne, habe ich mich daran gewöhnt von ihm jedes mal aufs Neue überrascht zu werden.

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Inhaltsverzeichnis

Psycho-Affen auf Freigang

Liebe, Sekt und andere Katastrophen

Männer Abende

Tierisches Drama

Flirttipps von einem Profi

Im Himmel werden die Karten neu gemischt

Liebe Deinen Nächsten

Pthirus pubis

Rapunzel, du bist'ne schöne Schlampe

Titanic 2

Halber Preis

Mit der Börse kann man all sein Geld verlieren...

Im Amazonen-Camp

Jedem seine Droge

Hurra, ich stürz ab

Muttis Liebling

Die Musterung

Liebe schmeckt ja so gut

Angstschweiß rettet Leben

Puff – Abo

So ein Affenhaus

Der Puff-Handwerker

Zum Buch

Zum Schluss:

Robert Deuml (Vita)

1 Psycho-Affen auf Freigang

„Nehmt die Menschen so wie sie sind, denn andre gibt es nicht!“

Dies waren die seligen Worte des ersten deutschen Bundeskanzlers Konrad Adenauer. Eigentlich hätte er Recht damit gehabt, nur wie soll sich die Menschheit vor denen schützen, die jeden Tag unsere Nerven strapazieren? Ich meine damit erzkonservative Spießbürger oder staatlich anerkannte Faulenzer. Diese Herren haben alle eines gemeinsam: sie haben die Tendenz, alles besser zu wissen! Und was ist ihr tatsächliches Wissensgebiet? Sie wissen nur eines. Entweder nichts, oder und das ist schlimmer als alles andere, sie geben sich regelmäßig Ratschläge mit dem Motto:

„Wie bescheißt man die Sozialkasse unseres tollen Landes?“

Sie schimpfen über den Sozialstaat Deutschland, leben aber auf Kosten der Steuer zahlenden Bürger.

Das illustre Völkchen der Nervenmörder bewegt sich vornehmlich in Institutionen in denen ihre Pseudo-Wissenschaften über die derzeitige Politik unters das Volk bringen kann, oder sie debattieren über die Rettung unseres Planeten.

Am besten lässt es sich bei Bier, Wein und Schnaps diskutieren. Und manchmal ziehen die sich die eine oder andere Haschtüte rein. Die psychedelische Wirkung jenes Krautes verstärkt das Wissen über „Nichts“.

Nur sollte auf ihrem Weg keine Möglichkeit bestehen, dass man sie mit dem widerwärtigen Wort Arbeit konfrontiert. Sein Geld mit Rückgrat schindender Beschäftigung zu verdienen ist wahrhaft nur für jenen Herrschaften vorbehalten, die zu dumm sind, ihren Lebensunterhalt auf unehrenhafter Weise zu verdienen.

Einen solchen Ort der von diesen nutzlosen Geiern zuhauf bevölkert wird gibt es in unserer beschaulichen Kleinstadt.

Eine Eisdiele mit dem Namen Piccolino.

Das Piccolino ist der Treffpunkt aller chronischen Nervensägen die zudem auch noch mit einer ausgiebigen Arbeitsscheu gesegnet sind. Einen solchen Herrn des sinnlosen Wortes ausfindig zu machen ist sehr einfach. Man setze sich an einem leeren Tisch und legt sein allerliebstes Seelchengesicht auf. Dann heißt es warten. Es wird nicht allzu lange dauern, dass sich ein solcher Wortterrorist bemüht, Sie kennenzulernen. Sich hier einen Kaffee zu bestellen bedeutet dass man mit nackten Füßen auf glühenden Kohlen umherirrt.

Es beginnt damit, dass ein solcher hochgeistiger Penner mit eingeschränkter Gehirnmasse fragt,

„Mein Herr, darf ich mich Ihnen vorstellen? Ich heiße Franz. Ist es mir erlaubt, sich zu Ihnen an den Tisch zu setzen?“

Bis jetzt haben Sie noch die Möglichkeit, dem bevorstehenden Chaos zu entrinnen. Vorsicht sei geboten, wenn Sie jetzt ja sagen. Glauben Sie mir, der Kerl hat Sie als sein nächstes Opfer anvisiert.

Sie Armer, Sie stehen kurz davor wie eine wehrlose Fliege im Netz einer hungrigen Kreuzspinne zappelnd um Hilfe zu schreien.

Ein solches Martyrium wurde mir in letzten Sommer mitten im August zuteil. Um Sie vor einem solchen Nervenmörder zu bewahren, erzähle ich euch diese Story.

Ich war mit dem Gedanken in einer wohlbehüteten Traumwelt als mich dieser besagte Herr Franz bat, an meinem Tisch Platz zu nehmen. Hätte ich gewusst, was mich von diesem Pennbruder erwartet, hätte ich glatt „Nein“ gesagt. Aber, was soll ich sagen? Manchmal geht meine Gutmütigkeit mit mir durch! Ich sagte: „Ja!“

Mit einer weiteren belanglosen Frage wagte sich der Angreifer erneut in Ihr Leben:

„Mein Herr“, wird er noch in einem sensiblen Unterton beginnen,

„wie wird das Wetter die nächsten Tage? Bleibt es schön oder könnte es sein, dass es irgendwann zu regnen beginnen wird?“

(Was für eine scheinheilige Frage, wo doch keine einzige Wolke am Himmel zu sehen war).

Für mich ist Vorsicht geboten! Ich weiß aus Erfahrung, wenn ich mich in das Gespräch des Typen einklinke und antworte, habe ich verloren.

„Och, ob es regnet oder schön bleibt, weiß ich nicht“, antwortete ich aus purer Höflichkeit.

Spätestens jetzt habe ich dem wortgewandten Redner das Zeichen erteilt, dass er mich mit seinem Seelenmüll über alles, was in dieser Welt schiefgeht, zutexten darf. Natürlich ist das heutige Wetter nur eine weitere Folge menschlichen Versagens. Scheint die Sonne, gibt es nach Meinung des Quatschers eine unlösbare Klimaerwärmung (als ob wir das noch nicht wüssten) und regnet es, bedeutet dies, dass eine verheerende Sintflut über die Menschheit hereinbricht. Egal wie das Wetter gerade ist, es hat immer was mit dem nahenden Weltuntergang zu tun!

„Mein Guter“, fragte der Besserwisser,

„Sie trinken ja Kaffee?“

„Ja, warum nicht“, gab ich logischerweise Antwort.

„Wissen Sie eigentlich, wie viel Wasser für ein Kilo Kaffeebohnen verbraucht wird?“

„Nein“, sagte ich.

„Viel zu viel!“, antwortete mir mein Gegenüber. Immer noch unwissend fragte ich weiter,

„Ja, um wie viel Liter handelt es sich nun?“

„Mehrere hundert Liter bestimmt! Die genaue Menge konnte anhand wechselnder Niederschläge nicht genau errechnet werden. Aber auf der anderen Seite unseres Globus müssen die Beduinen in der Sahara mit gerade mal zwei Liter Wasser am Tag auskommen. Jetzt wissen Sie Bescheid, was so ein Kaffeestrauch an der weltweiten Natur alles anrichten kann!“

„Aha“, denke ich mir.

Auf einmal sieht mich dieser Kerl mit weit aufgerissenen Augen an. Wie aus der Pistole geschossen, schreit der Kerl um sich:

„Mann, was seh ich da, Sie geben Milch in ihrem Kaffee!“

„Ja, warum nicht?“, fragte ich,

„was soll so verkehrt daran sein, wenn man seinen Kaffee mit Milch veredelt?“

„Milch aus dem Supermarkt ist ein Frevel für die Milch produzierenden Milchbauern. Dieser gebeutelte Berufsstand bekommt gerade mal zweiunddreißig Cent für den Liter bester Almmilch. Überlegen Sie mal, bei diesen Preisen müssen die Bauern wohl verhungern.“

„Aber ich nehm' doch nur ganz wenig“, entschuldigte ich mich.

„Auch das wenige ist immer noch zu viel“, wurde ich von Gesprächspartner zurechtgewiesen.

„Allein, wenn ich daran denke, was alles an Chemie in unserer Milch ist, bekomme ich einen Kotzanfall. Mein Lieber, Sie sollten anstatt Supermarktmilch Biomilch verwenden! Da.....“

„Um welche Chemie handelt es sich?“, fragte ich.

„Mein Herr, bitte unterbrechen Sie nicht andauernd meine Erläuterungen“, wurde ich von Herrn Franz angefahren.

Ich wusste es, ich werde keine weitere Chance mehr bekommen um freche Antworten zu geben. Der Herr gegenüber erlaubte mir nur noch, dass ich bejahend mit dem Kopf nickte.

Zuhören und den Mund zuhalten war von nun an angesagt!

„Mein Guter“, sprach der Kerl,

„glauben Sie mir, in diesem Metier kenne ich mich aus. Ich weiß was Chemie alles an Krankheiten verursachen kann. Schließlich habe ich an der Münchner Uni Medizin studiert!“

„Wie, Sie sind ein Mediziner“, fragte ich den Herrn respektvoll.

„Nur etwas“, gab der Angesprochene zur Antwort.

„Ich hab nach zwei Jahren das Studium hingeworfen.“

„Warum?“

„Ich wurde von der Uni gefeuert. Wahrscheinlich war ich den Dozenten zu Intelligent. Was auch immer, nur weiß ich von den Machenschaften der Chemielobby Bescheid. Gesundes Essen? Ha, das ich keinen Lachkrampf bekomme! Wenn Sie nur wüssten was alles in unserer Nahrung so alles Ekelhafte rumdümpelt, würden Sie das hochgiftige Zeug nicht mal einer hungrigen Ratte anbieten. In der Milchjauche schwimmen sämtliche Schwermetalle wie Blei, Kadmium, und Zink. Wer im Gottes Namen will sein Kind mit dieser widerlichen Brühe vergiften? Und die armen Milchkühe erst! Diese edlen Geschöpfe werden wie ein mechanisches Gerät ausgebeutet. Von wegen glückliche Tiere die auf einer paradiesischen Almwiese grasen. Bla, bla, bla.“

Der Kerl redet sich in Rage. Und ich? Ich durfte seinen temperamentvollen Erläuterungen ohne zu unterbrechen zuhören.

In einer kurzen Unterbrechung fragte mich der vergeistigte Redner:

„Mein Herr, ich bin momentan etwas klamm was meine Finanzen betrifft, würde es Ihnen allzu viel Probleme bereiten, mich zu einem Bier und einem Korn einzuladen?“ (Ha, der Halbzeitakademiker kann nicht nur flotte Reden schwingen er kann auch gut saufen.)

Natürlich werde auch ich als gutmütiger Narr vom Mutter Theresa-Gen ergriffen und gerne bereit sein, seinem Hobby Nahrung zu bieten.

Nur, und das ist Tatsache, wird es bei einem Bierchen, und Schnäpschen nicht bleiben! Am Ende des Abends wird der Schlucki besoffen und ich werde pleite sein. Aber bis dahin vergeht noch einige Zeit.

Das erste Bier kann er nur mit Strohhalm trinken. Warum?

Wegen der Bierflecken auf seiner Hose, hervorgerufen durch zittrige Hände. Aha, ein alles wissender Alki! Nach der ersten Halbe Bier kommt dem Franz eine weitere Leidenschaft des Herrn Franz zu Tage. Mit der linken Hand greift Franz in seine Westentasche fummelt einige verrauchte Kippen heraus, die er sicher zuvor auf den Straßen eingesammelt hatte, öffnet sie, bröselt das Kraut in ein Zigarettenpapier und lässt den Rauch durch seine Lungenflügel ziehen. Der Kerl ist sich zu gar nichts zu schade! Nach einigen Zügen begann er seine Wortkanonen fortzuführen:

„Ich sag' Ihnen was! Dass die Meere über und über mit Wohlstandmüll verdreckt ist, ist die Schuld von der Kunststoffindustrie. In naher Zukunft stirbt alles Leben darin. Und wir? Wir sind schuld daran. Wenn wir nicht bald, bla, bla, bla ............! die Menschheit stirbt aus, sag ich Ihnen!“

Ich verstand kein einziges Wort, was mir der Schluckspecht Franz an Endzeitszenarien prophezeite. Erst beim näheren Hinsehen bemerkte ich, was für ein quasselnder Narr er war. Er, der Schöngeist, trägt doch tatsächlich eine Plastikeinkaufstüte unterm Arm!

Nach einem weiteren Bierchen, das natürlich ich bezahlen durfte versprach er mir, das er sich irgendwann revanchieren werde und bis es soweit ist sollte ich mich glücklich schätzen, in ihm einen solch Intellektuellen Gesprächspartner gefunden zu haben!

„Mein Herr, sagen Sie doch auch mal was! Sie dürfen gerne der Kellnerin zuwinken das sie mir ein

Bier an den Tisch bringt. Danke!“

Wau, ich darf auch mal reden! Wenn auch nur zu Gunsten meines neugewonnenen Kumpels!

„Wo war ich stehengeblieben?“, fragte mich Herr Franz.

„Sie schimpften auf die Kunststoffindustrie“, antwortete ich.

Mit einer Inbrunst und Beharrlichkeit, die nur kastrierten Ochsen zu Eigen sind, redete dieser krankhafte Schwätzer wie ein lebendes Dudenlexikon auf mich ein.

Und ich verdrehte vor Langeweile und Frust meine Augen in alle Richtungen. Ich bin ja selber schuld, warum musste ich auch jenem Herrn erlauben, sich zu mir an den Tisch zu setzen? Mit der Zeit hatte ich das Gefühl, meine Ohren würden zu glühen beginnen.

Ein Solcher ist eine wahre hirnfressende Schwätzmaschine!

Doch das Highlight des Tages sollte erst noch kommen. Einer von dieser Sorte ist schon viel, aber zwei?

Herr Franz sah von weitem einen Kollegen, ohne Chance einer Gegenwehr rief er ihm zu uns an den Tisch. Ich denke mal, es ist ein Nachbar von Herrn Franz. Wahrscheinlich leben die Beiden im Stadtpark und teilen sich eine Parkbank.

Mit diesen Helden habe ich mit beiden Händen in die virtuelle Tombola aller Pechvögel gegriffen und dabei die berühmte Arschkarte gezogen.

Geschieht mir recht so, Gutmütigkeit gehört eben bestraft!

Herr Franz nennt seinen Freund, der sicher vor kurzem in der Jauchegrube gebadet hatte, Egon. Ohne schüchtern zu sein, ergriff Egon sofort das Wort:

„Mein Herr, finden Sie nicht auch, dass wir in Deutschland zu viele Asylanten und Ausländer durchfüttern?“

Vorsicht ist nun angebracht, denn jetzt heißt es das richtige Wort zu finden! Ich zuckte mit den Schultern, versuchte, schaffte aber nur einen halben fast unhörbaren Satz:

„Nein, das finde ich nicht, ich.....“

Wie Sie sich denken können, wurde meine Rede jäh unterbrochen. Da ich mich jetzt an zwei Meinungen orientieren kann, wird man mich mit unlauteren Vorwürfen überschütten.

„Wie?“, rief Herr Franz,

„Mehr haben Sie zu diesem heiklen Thema nicht zu sagen?“

Wie denn, man lässt mich doch keinen einzigen zusammenhängenden Satz sagen! Ich zuckte ein weiteres Mal mit den Schultern, so als würde ich sagen wollen:

„Bitte, bitte, lasst mich auch was sagen!“

„Kann es sein, dass Sie ein verkappter Ausländerfeind sind?“, rief Herr Franz mir wutentbrannt zu.

„Wenn ja, schäme ich mich, dass ich mir von Ihnen ein Bier aufschwatzen hab' lassen.“

„Aber Franz“, mischte sich Egon ein, „hat er vielleicht nicht Recht damit? Die nehmen uns doch nur die Arbeitsplätze weg!“

„Mann“, herrschte Franz seinen Freund an.

„Was willst du überhaupt, du hast doch noch nie einen Tag gearbeitet!“

Und der Egon schrie zu Franz:

„Natürlich arbeite ich! Würde ich nicht nächtelang durch die Parks wandern und dabei jede Menge Pfandflaschen sammeln, hätten wir Beide staubtrockene Kehlen. Ich, mein Freund, verdiene das Geld für unsern Schnaps!“

Franz musste seinem Kumpel Recht geben. Demütig erhob er sich von seinem Stuhl und schritt um den Tisch herum zu Egon und drückte ihn liebevoll an seine Brust.

„Egon“, sagte Franz kleinlaut,

„mein Busenkumpel, verzeih mir. Du hast ja sowas von Recht! Du bist der, der Geld heranschafft!“

Ich derweil tippte nervös mit den Fingern auf die Tischplatte. In mir gärte es gewaltig. Ich hatte meine Nase bis runter zu den Nebenhöhlen gestrichen voll.

Ich schrie:

„Was erlaubt ihr euch, mich in einem Licht darzustellen, das nicht der Wahrheit entspricht! Ich bin beileibe kein Feind unserer ausländischen Mitbürger! Verstanden!“

Vergebene Müh'! Meine Worte wurden von diesen Schluckenten rigoros überhört. Auch wenn man sich noch so vehement gegen diese Anschuldigungen wehrt, ist man diesen Anfeindungen jener Herrn auf

Verderb ausgeliefert.

Die Lage entspannte sich etwas, warum?

Herr Franz gab mir ein unmissverständliches Zeichen. Mit der Zunge leckte er sich um seine Lippen, er brauchte ein neues Bier. Pech für mich, auch Egon plagte das finanzielle Fegefeuer, ich musste ein weiteres Mal zwei Biere eins für Herrn Franz und eines für seinen Kompagnon ordern. Die Zwei sogen das Bier auf, als bestünden ihre Lebern aus einem Schwamm.

Die Beiden feierten mitten im Sommer Silvester und zugleich Neujahr. Und ich als heiliger Samariter darf den Exzess bezahlen! Bei diese Gelegenheit beugte sich Egon an den Nachbartisch und fingerte sich einige Zigarettenstummel aus dem Aschenbecher. Das war der berüchtigte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

Mir wurde speiübel. Jetzt war endgültig Schluss mit Lustig. Ich hatte die Schnauze voll! Ich bezahlte das Bier der Beiden Suffköpfe und verschwand.

Am Ende meines tragischen Eisdielenbesuchs hielt ich Ausschau nach einem tragfähigen Baum. Nach dieser lehrreichen Unterhaltung mit Herrn? Franz und seinem Leidensgenossen Egon habe ich beschlossen, mich an diesem Gewächs aufzuhängen. Nur sollte es fernab jeder Zivilisation sein! Ich war sauer! Ich wollte dort nur noch in Ruhe und Abgeschiedenheit rumhängen.

War natürlich nicht ernst gemeint! Sich an einem Baum aufzuhängen bedeutet, dass man zuerst auf einen solchen klettern muss. Geht nicht, mich quält die Höhenangst!

Aber sagen wir nur rein hypothetisch „ich würde“.

Es wäre sicher interessant zu erfahren, was meine Kontrahenten aus der Eisdiele zu meinem übereilten Entschluss sagen würden. Diese Deppen würden sich sicher über mein Tun aufregen!

„das ist doch die Höhe!“, höre ich Herrn Franz sagen,

„Wie kann es der Kerl verantworten, dass er unsere schöne Natur mit seiner Leiche verunstaltet?!“

„Genau“, würde sein Freund Egon antworten, „bevor er ging hätte er ruhig noch einige Biere springen lassen können.“

2 Liebe, Sekt und andere Katastrophen

In meinen jungen Jahren war ich ein aufgeweckter Filou, der nichts anbrennen ließ. Jede Möglichkeit Dummheiten zu begehen war mir recht. Oft feierte ich mit meinen Freunden von Montag an bis weit über das Wochenende hinaus. Unsere Antwort auf das Jungsein lautete: Die Nächte sind zum Abfeiern da!

Arbeiten? Diese ehrlose Beschäftigung, bei der man sich die Knochen brechen kann, hob ich mir für spätere Zeiten auf.

Mit meinem damaligen Partyfreund Rainer zog ich von einer verkommenen Kneipe zur nächsten. Eine zukünftige Schwiegermutter warnte ihre Töchter vor uns, nur die Wirte strahlten jedes Mal quer über ihr Gesicht, als sie uns Beiden den Gastraum betreten sahen.

Denn ab jetzt wussten sie, dass jede Menge Geld in ihren Kassen landen würde. Sie wussten aber auch, dass Sie an jenem Abend Schwerstarbeit leisten mussten. Rainer und ich erfreuten uns am Bier. Und der Wirt? Der Arme schuftet, bis ihm ein Buckel wächst.

Eine weitere Leidenschaft war das Rauchen von Substanzen, die der liebe Staatsanwalt verboten hatte.

Wer jetzt noch nicht verstanden hatte, den kläre ich gerne auf. Wir, also Rainer und ich, kifften auf Teufel komm raus, was oft dazu führte, dass jeder für sich in fremden Betten wach wurde. Natürlich waren Mädchen zugegen, die uns liebevoll in den Schlaf wiegten. Mann, war das geil!

Eine solche Prinzessin war die flotte Angie. Diesen Schatz lernte ich in unserer Stammdisco Bauhaus kennen.

Als Rainer und ich die Dame zum ersten Mal erblickten, fiel uns die Kinnlade bis runter zu den Knien. Ein südländischer Typ von einer Frau, pechschwarze Haare, die bis zum Po reichten, rehbraune Augen, und ein Body, der uns Beiden Helden die Hose enger werden ließ. Wir hingen wie lästige Flöhe an der Angie. Ich sprach sie als Erster an:

„Hallo, dich hab ich noch nie im Bauhaus gesehen!

Ich bin der Deuml und der unrasierte Herr neben mir ist mein Freund Rainer. Dürfen wir deinen Namen erfahren?“

„Angie“, antwortete die Angesprochene.

Mit einem verstohlenen Kennerblick musterte ich ihre appetitlichen Rundungen. Es brannte mir in den Fingernägeln, ich musste diese Lotusblume um jeden Preis kennenlernen!

„Angie“, sagte ich.

„Darf ich dich zu einem Drink einladen?“

Natürlich durfte ich.

Dem Rainer erging es nicht besser, er war wie hypnotisiert. Auch er ließ seine Augen an ihr auf und abwandern.

Manche werden mich für einen verkommenen Macho halten! Sie irren, ich war immer schon gerne mit Frauen zusammen! Nur was sollte ich tun? Die Angie sah einfach zum Anbeißen aus!

Ich sollte ihr Favorit des Abends werden. Armer Rainer! Obwohl? Der sah sich um und fand auch eine Braut.

Nur war die Meinige um Welten hübscher. Einen Wermutstropfen gab es bei dieser zukünftigen Verbindung. Meine Amazone wusste ganz genau, wie gut sie aussah. Das Resultat jenes Wissens kostete mich mehrere Cocktails. Die Wahrheit ist: sie soff wie eine, die seit Tagen ohne Flüssigkeit auskommen musste!

1:0 für Rainer. Seine Eroberung nippte ganze zwei Stunden an einem Bier.

Angie und Rainers neue Freundin drängten uns nach Hause zu gehen.

Dem Rainer und mir sollte die Ungeduld der beiden Grazien nur recht sein. Um zuhause weiterfeiern zu können, deckten wir uns an der Tankstelle mit Tabak, Bier und einer guten Flasche Sekt ein.

In Rainers Bude leerten wir zuerst das Bier und rauchten zur Entspannung einige Joints.

Durch die gerauchte Harmonie ging ich mit der hübschen Angie ins Schlafzimmer nebenan. Noch schmusten wir etwas zaghaft, langten aber nicht schlecht beim Sekt zu. Mit der Zeit flog, weil vom Grass und Alkohol beflügelt, ein Kleidungsstück nach dem anderen aus dem Bett.

Nach einer ausgiebigen Erkundungstour an unseren Geschlechtsteilen war ich es, der die Angie fragte:

„Hey Baby, ich bin rostiger als ein unkastrierter Straßenhund. Komm, lass es uns tun!“

„Ok“, bekam ich zur Antwort.

„Aber bevor wir loslegen lass uns nur noch ein Glas Sekt schlürfen!“

Vor überschäumender Freude, was gleich kommen sollte, langte ich aus dem Bett und wollte meiner Angie und mir Sekt in die jeweiligen Gläser schütten, was sich als sehr schwierig erwies.

Mit meiner Megalatte versuchte ich an die Sektgläser zu kommen, doch eine Gottheit verwehrte mir den Spaß meiner Angie unter die Haut zu gelangen. Genau in dem Augenblick, als ich mich aus dem Bett lehnte, verlor ich das Gleichgewicht und landete mit dem Kopf in einem Sektglas. Dabei erntete ich eine Platzwunde an meiner Stirn! Als Angie mein Missgeschick sah, bekam sie einen fürchterlichen Lachkrampf. Und ich? Ich bekam von einer Krankenschwester einen Kopfverband.

Toll! Für mich war klar:

„Das war's, aus mit lustiger Vögelei!“

3 Männer Abende

Diese Situation ist allen Männern bekannt. Ich rede von den Abenden, die wir in geselliger Runde bei Bier und Kartoffelchips vor der Glotze verbringen. Gerade jetzt, wo die Fußballweltmeisterschaft in vollem Gange ist. In dieser turbulenten Zeit durchlebt die Männerwelt einen Ausnahmezustand: jedermann des edlen Geschlechts ist dann im gewissen Sinne unzurechnungsfähig! Und niemand hat das Recht, diesen erhabenen Zustand zu boykottieren. Besonders dann wird es für die meisten von uns interessant, wenn die eigene Nationalmannschaft das Spiel für Deutschland bestreiten darf. Nach so einem gewichtsträchtigen Turnier kann es leicht passieren, dass fünfzig Prozent der fußballfanatischen Patrioten besoffen und dem Delirium nahe am Boden liegen.

Am Morgen danach:

Den armen Ehefrauen bleibt nichts anderes übrig, als den Schweinestall mit all den Schweinen darin zu säubern.

Jedoch am Tage danach triumphiert die Familie. Die rettende Aspirintablette wurde von den Damen unauffindbar entsorgt. Die Männer sollen auch das, was am Tag danach kommt, noch uneingeschränkt genießen dürfen. Und um die Harmonie zu steigern, erlaubten die Mütter zum ersten Male, dass die Kinder am Frühstückstisch das Trommelspiel üben dürfen. Um das ganze Idyll zu steigern, durften die lieben Kleinen dabei laut und deutlich ihre Kindergartenlieder singen - so laut und falsch, dass den gestörten Papis der Kopf zu bersten drohte.

Was dem einen seine Freud ist, ist dem andern sein Leid!

Aber - und das ist unwiderruflich erwiesen - die Leidtragenden bei jenem Fußball-Event sind die einsamen, vernachlässigten Ehefrauen und die lieben Kinderlein.

Die Frauen trifft es am härtesten! Diese armen, sich für Kinder, und betrunkene Ehemänner aufopfernden Geschöpfe müssen für mehrere Wochen auf ihre angetrauten Helden verzichten. Keiner der Supermänner war zur Stelle, wenn es hieß:

„Schatz, bitte trag doch endlich den Müll runter! Und zerquetsch doch bitte die widerliche Kreuzspinne im Schlafzimmer!“

Einfühlsame Ehemänner bei einer Fußballweltmeisterschaft? Ha, das können sich die Ehefrauen getrost aufs Butterbrot schmieren! Solche Exemplare gibt es nur in der Fabelwelt!

Nicht nur am Tag, sondern auch in der tiefdunklen Nacht waren die Damen völlig auf sich gestellt. Da gab es keine Einschlafrituale, wie etwa liebevolle Zärtlichkeiten oder gar den Kreislauf stärkenden