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Wenn Krieg und Vertreibung als kindliche Erlebnisse später in epischen Texten verarbeitet werden, kann es sein, dass ein solch grausames Erleben sich in Traum-Bildern wiederfindet. So naiv diese Bilder auch sein mögen, die eine lange Zeit von etwa 1943 bis 2022 widerspiegeln, es wird im Grunde gegen eine animalische Kriegslust angeschrieben, die uns auf ein Narrenschiff befördern könnte. Einem deutschen literarischen Bemühen steht es gut an, dagegen anzuschreiben, auch wenn es sich der Satire mitunter zuneigt. Walter Kempowski vermutet dahinter eher einen versteckten Ernst. Die ersten drei Bücher: KINDER DES KRONOS, DER WASSERMANN und HELLES LAND waren es, die mich nach meiner schrecklichen Kindheit beruhigen konnten. Die darauffolgenden Texte spiegeln ähnliche Empfindungen wider, aber auch erlebte Zufriedenheit in Beruf, Familie und Natur. Dass zudem Einiges zu retten sei in unserer Welt, wenn wir Kriege und die Versuchung danach als das absolut Böse,wie auf Seite 47 beschrieben, ächten würden und auch eine gefährliche Erderwärmung durch Gier nicht mehr ermöglichten, ist uns ja wohl einst aufgetragen worden. Der Welt ein Lachen Auf geht`s, Erlösung wartet am Abgrund und Sein und Zeit stehen uns zur Seite, seitdem Es heißt, wir könnten uns freuen, da wir längst Frei seien durch eine fröhliche Botschaft! Klaus Grunenberg
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Seitenzahl: 350
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Wenn ich mit dem Untertitel „Deutscher Gesang" meine Lyrik zu krönen scheine, so mag das vielleicht wie eine unzulässige Überhöhung wirken. Ich lasse es aber gerne so stehen, weil - selbst aus gefahrvoller Tiefe – auch in den warnenden Texten der letzten 80 Seiten immer wieder das Gesicht der Hoffnung aufscheint, unsere wohl beste deutsche Tugend.
K.G.
„Manchmal scheint es mir, als ob 'der Ernst des Lebens ' eben doch ernster ist, als es hinter der z. T. heiteren Fassade Ihrer Verse hervorscheint."
Walter Kempowski (Brief 1987)
„So zaghaft wie der erste Vogelschlag, ein Blatt er lispeln und Zypressenduft - herbei strömt uns die frühe Morgenluft -, wird aus der Nacht ein federleichter Tag, der einschwebt aus dem Traum von jungen Vögeln, auf der Terrasse findest du die Spur
Klaus Grunenberg
KINDER DES KRONOS
DER WASSERMANN
HELLES LAND
Erläuterungen
„Aus meinem Sudhaus"
„Traumbilder"
„Spaziergang"
Neue Gedichte ab 1995
Blutenlese
Neueste Texte
Nachwort des Autors
Es leuchtet dort
das Auge des Fauns,
Farnkraut wurde zu Bäumen,
Atmet der Mensch weit
mit voller Brust.
Und als die Kinder fragten:
Was tust du, Vater?
Antwortete er:
Lasse euch rinnen die Zeit,
schütte den Regen,
die Flügel der Biene erschuf ich in all ihrer Zartheit.
Die Zungen der Feuersalamander machte ich mir zum Werkzeug,
malte der Spinne das Kreuz auf den Rücken.
Und als sie begann ins Tal zu rollen, entlang der Berge,
tannenbehangen, voll Nebel und
Abrahams Tochter vom Schlaf erwachte,
da war es Zeit, das Lied zu beginnen,
zu fühlen und singen, was geschah.
Roter Klatschmohn sprang aus den Feldern herüber,
hell und zart im frohen Gewand und aus des hohlen
Baumes Grund jagte das Eichhörnchen,
blumengeschmückt, in leuchtendem Vlies.
Aber außerhalb der Bergkämme, dort, wo der
Mond seine Herde zu weiden pflegt, ragte die
Kälte heran, grimmig vor Lust.
Unter dem Ast einer Eiche sitzt der Geblendete,
singend, summend ein Lied voll Sehnsucht aus der
entschwundenen Zeit.
Nur der Geruch einer Walnuss, zerzaust von der
wilden Bergluft, rühmte sich - immerfort zagend - weit
in die Lüfte empor.
Neptun stand drohend am Abgrund, Dreizack
schwingend gen Hellas und auf schäumendem Ross
saß schwankend Laertens Kind*.
Vom Dach herab glitten Schafe mit frohem Geblök auf
die Weide und der Geruch von Kuhstall - Fliegen an
Wänden - kam auf.
* Odysseus
Frühling im Mai an der Ostsee wehte berauschend
herüber, dürstend entschwanden die Kinder, suchten
das Glück bei den Blumen.
Eines Tages, da brachten sie Hector, das Auge
gebrochen, voll Blut der Mund, hatte das Feldkleid
noch an, den Kranz aus Lorbeer, Geschenk der
Brigade, schräg über der Stirn.
Hector, ach, Hector, hättest du nur, Blumen im Haar,
mit den Deinen gezecht.
Ohne Last der bitteren Schmerzen wären die Tage
vergangen im Flug.
Hättest gespielt mit den Kindern im Sand du, oder die
Hütte erbaut am See,
oder dem Wallach die Nüstern gestreichelt (der dir so
treu den Kopf geboten),
niemand von uns wäre heute noch traurig.
Jedoch die Rute mit Schnur und mit Haken lehnt an
der Wand und wartet vergebens,
und Euphrosyne mit schimmerndem Haar (das du
gesucht in eiskalten Nächten)
stirbt jeden Tag aufs Neue.
Hoch auf der Amme des Ostens ritt schäumend einher das Einaug',
braunes Hemd, dekoriert mit wehendem Grimm,
vaterlandsingend,
verkaufte es all seine Habe.
Wirre Gestalten flohen gehetzt über Felder, stoben
mit Kindern davon,
scheu in die Wälder als Zuflucht.
Doch die Verstecke gewährten den fliehenden
Weibern nicht Rettung,
starr, wie von Fiebern geschüttelt, erklomm sie ein hastiger Tod.
Den Kindern geschah nichts Böses, Hunger erbarmte sich ihrer.
Oft kamen Reiter geflogen, graue Kanonen auf
Schienen und in den Nachthimmel brannten sie hurtig
fliehende Blitze.
Lagen in Rüben,
beschattet vom Grün,
sahen spät die Kraniche zieh 'n.
Am nassen Morgen wie Frösche wir sprangen,
wer wird uns heut oder morgen fangen?
Aus dieser Qual erhob sich der Dämon im Flug, emsig
erklomm er des Wagens hintere Seite,
ergoss sich dann stinkend herab auf fliehende Gleise.
Unter der Herbstsonne dann standen die Scharen im
Dorf, wurden zur Arbeit geholt, mauleseltreibend.
Es konnten die Kinder spielen, fischen in
schäumenden Seen, laufen auf ziehenden Pfaden,
armlange Aale fangen.
Die polnische Bauersfrau dort in rosiger Frische, sie spricht:
Wohin hat Gott uns verschlagen? Wehe uns armen Gesellen!
Der Frau dort am Wald wird niemals ein Leid mehr
geschehen, enden soll all unsre Qual!
Harte Gestalten zeigten im Herbst ihr graues Gesicht,
hölzerne Wagen wurden zum Treck gebildet,
über den Oderfluss ging es, der Steg war verhalten
gebaut, und von geölten Brettern sprangen Bettler ins Nass.
Eine Nuss voll Lametta wollt ich dir schenken,
Wenn du mich liebtest wie Eva den Mond,
Gelbe Narzissen ins Abendrot lenken,
Wo am Gestade das Leben sich lohnt.
Doch die Gefühle, gefüllt auch in Wannen,
Rinnen von dannen, rinnen von dannen!
Und dort die Erde,
Sie mästet den Biber,
Lautlos hinkend hinter dem Dieb,
Elflein hangelt am Winde vorüber,
Gesprenkelter Gnom in lähmendem Trüb.
Drüben aber lagert die Scheune - gehörnte Giebel –
bewacht sie die Felder, darin zu lagern ist nun den
Armen grausames Schicksal in einer Nacht.
In dieser Nacht gingen viele unvollendet und schnell
zum Hades, hingen die scharfen Schwerter von
Theben drohend herab in furchtbarer Kälte.
Auf der gebogenen Schiene der Mitternachtssonne
flogen wir hin zur leuchtenden Festung Berlin,
brannte das Auge im Zugwind und bald - von oben zu
schauen von hohem Gefährt – die herrliche Stadt im
Abendlicht, glimmende Trümmer und Rauch.
Turbulentes Gefieder durchwob mit Gesang die
Straßen, tausend Trümmer in Nöten, durchdrang uns sengender Qualm.
Und auch der Sieger – in Pose mit lärmender
Elefantenmütze - gab hohnlachend Einstand.
Wochen in Not.
Behände versuchten sie nun den Läusen und Wanzen
zu wehren und der Geruch entsteh'nden Ozons
durch drang die Bretter,
Brot, warmes Wasser zerschmeckten zerlaugte Gemüter,
Zungen aus Nichts zerrannen im tauben Gehör.
Doch mit der wärmenden Sonne des ziehenden Tages
trugen sie Stephanus heim, den zweijährigen Sohn der Witwe,
beide Lungen erfroren ergab er sich tapfer der Erde.
Drossel sang atmend im Unterholz,
ringelnde Natter zerbiss schon wieder Gestein,
Duftwolke fliedert empor und bringt in die Räume das Leben.
Aufatmend sah der Verbannte schon wieder Reichtum entstehen,
westwärts des Untergangs Lieder im Dämmerlicht schweben,
des grausamen Winters Erbarmen brannte in ihm viele Monde,
bevor ihm die Heimat versprochen, das Rad sich
drehte im Wind.
Singvogel sprang aus den Wiesen zu mir,
pirschte sich dicht an mein Ohr und sang:
Hilfe, Hilfe aus fernem Dorf,
richte die Sachen,
halt dich bereit!
Verstecktes Bemühen der Witwe brachte Erlaubnis zur Ausfahrt.
Euphrosynens Geplauder durchwuchs mit Schläue den Wall.
Federleicht schwamm der gepolsterte Bus über Hügel und Felder,
landete sicher durch die Charybdis zur Milch.
USA-Weißbrote lockten, Kakao-Düfte durchzogen die
Lunge, der Union-Jack
wehte Willkommen uns zu und:
Tanten, getüncht in Linnen, kochlöffelschwingend, begannen.
Fremde Sprache redete wohlfeil, im Garten der
Heimat ertönte uns Gruß,
tausendfach schöner als träumend erhofft, es füllte
sich das Glas mit Schaum.
Und Treue begann zu flehen im Garten der
Großmutter, selbstgestrickte Stollen, Rosinen und
Butter und Hühner und Ei.
Danach das Grün des Gartens, ein Quittenbaum
beugte den Rücken, Stechmücken suchten das Licht,
Wespen umflogen die Nesseln, Zuteilung wurde zur Freude.
Kühe bestaunten mit großen Augen den Tag. Draußen
im Hain lag Walter, hütete freundlich das Vieh.
Vielerlei Wirrwarr im Winter,
versteckte Fouls auf dem Eis,
jubelnde Kinder vergnügt,
kreischten das Weh aus der Welt.
Spät am Abend kam Egon,
Euphrosynens Oheim,
lautlos ergriff er den Stab,
begann zu rumoren und husten.
Und als der Wal so grässlich stöhnte,
Rissen sie ihm den Speck aus der Flanke:
„Wäre ich nur am Pol geblieben!"
Da wollte sich Larry schier nicht mehr kriegen.
Ilion zersprang, der Kranz der Sterne wankte und
Äsche fiel auf die Gemüter,
fad war der Gaumen, doch der Stolz, er glomm noch
in den Augen, den Helm
aufs Haar gepresst und Amok laufend durch die Gassen.
Es kühlten schon die Fluten Fieberglut, des Volkes
Menge strömte fort, derweil ein
siegestrunkenes Heer den steilen Weg zum Tempel
fand. Dort trafen die Gefährten
auf Andromache, die lehnend an der Säule mit dem
Bildnis stand, das schützend sie
vorm Ansturm retten sollte, derweil die Meute meiner
Leute sie umgarnte, sie, die einst
Hector spann ins eigne Garn. Und schon begann die
Tapfere zu ahnen, was meine Schar
im Schilde führte, nachdem Astyanax, ihr Söhnchen,
von hoher Mauer sie geworfen bitterlich!
Barbarische Eitelkeit, tragen das gleiche Gesicht –
auch heute – Völkergemisch, jetzt aber
Ledernacken, den Helm mit Reisig grün geschmückt,
schwarz das Gesicht, den Stechschritt nur nicht blind
erhoben mehr zur drohenden Gebärde. Der Libanon
erdröhnt, wenn wilde Lust der Troer Feuer speit.
Gesicht, im Spiegel siehst du dich, erkennst mit
Grausen deines Volkes Schicksal einst.
Es war das dunkle Spiel der Augen, Glanz aus den
Augenkugeln, abgelegt die Goldpantoffeln, und
grausam schritt der Erzherzog.
Die Grenzen standen fest, die Waffen klirrten, der
bärt'gen Schar am Abgrund stand die
Folter stets zur Hilfe.
Aufschrie das Pferd, geschändet Kalb und Hirsch, den
Tabak selbst gestohlen, ja Verbrecher
waren sie den Göttern.
Ein starkes Volk, die Leberwurst im dunklen Blut,
bereit zur Fairness, jedoch auch den starken Worten
stets gehorchend und der Herrscherpose.
Unbändig wild vor Zeiten, ihr Sitz der Freiheit
eingeschnürt von Nichtsen, besitzanhäufend
bis zum Überfluss.
Es ist der alte Weg in eine Frömmigkeit der engen
Selbsteinschätzung, ewig wähnend des
Schicksals Mitleid auch auf krummen Pfaden.
Und wenn ein liebes Kind im Badedress sich nebenan
auf der Terrasse sonnt, schon schnuppert dort Ernst–
Heinrich Reibekuchen.
Der wilden Panik HERDENUNWESEN, Leidhammels
Leid und Untergang, gemeinsam,
das ist ihr Vorbild, eingebrannt seit Ewigkeit.
Ein Rab' auf einem Baume saß,
sein schwarzes Fell war pitschenass,
da nahet sich - und zwar von hinten –
ein Jägersmann mit seiner Flinte.
Quakt da der weise Enterich:
Mein Lieber, sowas tut man nicht.
Lass doch die dummen Scherze
Im Mai und auch im Märze!
Hattest den Stier bei den Hörnern gepackt,
dich leiten lassen
vom vorwärtsdrängenden Tier.
Wie bald, wie bald in Trübsal geraten,
in Verstrickung und in
Verbannung und Wahnsinn
alle deine Helden.
„Lobt froh den Herrn, ihr jugendlichen Chöre!"
Im Hause des Herrn ist Wohnung für euch.
Den Alten wird Hilfe zuteil.
Allen, die Geld besitzen, wird der Tisch gedeckt.
Launen der Bankiers regieren das Lachen.
Saß auf bemoostem Dach zur österlichen Zeit, die
Nachtausgabe spendete mir Segen
und auf der dritten Seite, Seite drei von heut, die
ganze bunte Seite voll mit Spiel und
Festlichkeiten im verträumten Bungalow. -
Und wenn man näherschreitet, ist nur Schweigen.
Und wenn man weiter fragt:
Die Handbewegung: Kies.
Und wenn man Glück hat, einen Schmatz aufs Auge,
und wenn man Pech hat,
nicht mal diesen, sondern Schmerz als Huckepack.
Großartig ist der Mensch in der Armseligkeit der
eignen Grenzen, nur ja nicht vorwärts, stets den
eignen Zaun vor Augen.
Und wenn man fragt: Was willst Du, sprich es aus:
Dann Achselzucken und geschürzt den Kirschenmund.
Und wenn man geht, dann Lachen hinterm Rücken.
Den eignen miesen Weg zu gehen, das wird
angestrebt. Inzwischen rast heran die Woge der Ernüchterung.
Du aber, drohend das Schwert des Schicksals erhoben
im Namen der Gerechtigkeit: Wehe, wehe uns allen!
Wälzt dich im blutigen Bad, den Garaus tobender
Ungetüme peitschest du an, wehe uns allen!
Herzen allmächtiger Haie schlagen den Takt, lachen
die Flut hinauf, in der unser Glücksfisch schwamm,
Freiheit uns zu bringen, erscheint aus der Flut das
traurige Haupt des Ulysses.
Und das Erbarmen ertrinkt in der Technik der Herzen.
Jubelnder Unsinn feiert satanischen Sieg, Zwerge des
Hochmuts, Hasdrubals Söhne, Clausewitz'
Hintergedanken, den Keim des schnöden Hasses
allzeit nur verspritzend, auf goldenen Kanonen, wehe uns allen!
Am Abend der Gerechtigkeit, beim Ertrinken, Zukunft
nur den Haien!
Es flüsterte der Schwanenhals des Flusses, der Erlen
immergrüne Plappermäuler aufgeregt,
der Mücke Flugtanz in dem frühen Strahl der Sonne
traf das Auge Egons, der am Ufer saß.
Und unter einer Pappel dieser Morgen. Es winkt aus
regem Weinberg die Kapelle, ein heller Laut,
kaum trifft er mürbe Ohren: „War erst vor kurzem hier
zur Pilgerfahrt!"
Hinter der Laube, im Besengestrüpp, saß Egon,
glatzköpf'ger Schurke.
Honigfarben sein stoppliger Bart,
das Auge schien mir verhangen.
Dank euch, geölte Stimmen aus Raps und wildem
Mohn, Söhne und Töchter froher Gefilde, den
Schimmel, den Schimmel spannt an!
Wehret den Heuchlern!
Hattest das Herz schon verloren im Staub der
verwilderten Steppe, der Betonlöwen gähnendes
Maul stand bereit.
Danke dem Strom, danke dem wogenden Strom,
Hüter der Sehnsucht, gebt Acht!
Zuflucht derer, die hofften, nachdem der Boden
bereitet von Schwarzen, erdnussfarben das Land.
Aus der Tiefe ihrer Seelen träumten Lieder, träumten
Tänze. Alte Träume, meilenweit über dem Meer die Antwort hörend.
Jedoch der Ton der Macht ist schrill. Es rostet dort das
alte Schiff der Hoffnung und die Verdammten nagen
um die Wette das süße Holz als Zukunftsbrot.
Erwache, spricht der Herr, aus der Betulichkeit. Der
Reichtum Weniger ist Wahrheit nicht für alle!
Es baut ein Ghetto sich der Ängstliche, den Zaun, um
Armut seines Geistes abzuschirmen.
Und aus der Sicherheit der eignen Knechtschaft treibt
er mit Schläue seine Ränkespiele.
Der Himmel hat ein Einseh'n mit der Qual und allzu
schnell, am freien Nachmittag des nächsten
Osterfestes, folgt der Friede.
Die Taube zögert nicht, ihr Ruf lockt schon den Falken
in den Bau der sanften Ruhe.
Es sprudelt dort die Quelle, wo der Sand sonst weht,
nicht der Gazelle flinke Fuß
scharrt froh am See, der Kranich sucht dort nicht nach
nasser Beute, flambieren ab das Gas.
Der Fackelschein zeigt uns bei Nacht des Volkes Reichtum an.
Im Wettlauf mit der Zeit halt - KRONOS – ein und lass
uns Atem schöpfen!
Sie wollen kaufen: Krankenhaus und Universität und
Städtebauamt, Sonderschulen, Turnhallen.
Die Augen glänzen, Strahlenblick, wenn Huber kommt.
Der, mit dem Panzer im Gepäck.
Und in der Hitze spanisch Pizza, garniert, gewürzt und
gut gesalzen und alcofree-beer aus Old Germany, das
ich gebraut als Braumeister in Franken.
O, ich liebe diese schönen Nächte, mein Herz schlägt
für Bier, deutsches Bier:
„Bier her, Bier her, oder ich fall um, juche, Bier her,
Bier her, oder ich fall um!"
Das Geld, es häuft sich schon, auf allen Banken sind
sie daheim, haben den Anteil überall,
stecken den Kopf durch den Spalt der Tür, die zum
Reichtum führt, der sie berauscht.
Den Finger halten sie am Abzug zur Gerechtigkeit und
ich hör sie schon singen:
„Sich besaufen und mit Omar ins Klein-Häuschen und
die erste und der zweite Bibl'othek!"
Vor uns der Turm,
Im Mantel strahlend wie
Des Helden Kleinod, ein
Symbol der Macht.
Sie strömen darauf zu,
So wie vor Zeiten in die Feueröfen,
Strömen ins selbstgemachte Riesenbett.
Hoch sind die Mauern,
Kein Entkommen dort.
Frankfurt und London, auch
New-York verkauft sich gut.
Und vor den Toren standen andere, die schon so bald,
bald aus dem ewg'en Paradies herausgetrieben
wurden, hoffnungslos. –
Doch als Ersatz für alles Elend wuchsen Wurzeln, des
Geistes Zweige, die den Sauerstoff des Witzes zündeten.
Und wie die Flammen aus dem Dornenbusch, das
kleine Lämpchen auch, voll Ruß und Öl (das Wanderer
in ihrem Marschgepäck zu tragen pflegen, wenn Zelte
sie in dunkler Nacht abbrechen müssen, um zu leben)
so leuchtet still die Zuversicht des Herrn.
Nehmt sie, nehmt sie an eure Hand, des Freundes
Innigkeit weckt Freude doch!
Wer nicht den Hain sucht,
hört Pirole nicht,
sieht niemals dort
der Schlange Glitzerstreifen,
das Farnkraut merkt er nicht,
niemals der Buchen Blätter Sprache.
Sah Mäuse schon auf Bäume kriechen,
als noch der Fluss in seinem Bette schwamm,
indes lässt Frau Irene ihren Bräutigam am Rande
dieser Stadt an Einsamkeit ertrinken.
Frommer Freund, lebst eine Weile, krakelst vielleicht
ein Blättlein voll, singst deine Weise „tragend und
leise", während der Fuß im Schlamme steckt, wälzt im
Hirn gewundene Pfade, kriechen durchs Gebüsch die
Träume lang nicht mehr.
Nie mehr, nie mehr gifte du arme Menschen an! Hütte
aus Lehm, dort zum Heil, lass sie stehn!
Weiße Missionare nimm weg vom langen Weg!
„Ausland kann alles." Welt blieb stehn im Morgenland.
Es sehen die Menschen, das Fernsehen bringt es:
Ganz kleine Kinder, es glänzt das braune Auge dort,
leuchtet der Schwanz des Zuchtbullen auf für kurze
Zeit, den man am Morgen zur Arbeit geführt.
Wald stirbt, Haus fällt. Hütte bleibt bestehen.
Und als die Knaben sie fragten: „Sibylle, was willst
du?", antwortete sie: „apotanein tello", sterben will
ich". Nachen fährt den Strom hinab, während
Schlagwort weiter wurzelt. Tranken aus gehöhltem
Kürbis Pombe. Elena strich unterdessen mit der Hand
das grüne Kleid: „Hier zu sitzen ist eine Notwendigkeit,
um zu verkündigen: Nairobi dort, die Arbeit hier ist
widerlich und auch die Armut!"
„Warte nur, bald", bald hast du Land! „Das Land
gehört der Regierung in Nairobi!"
Aberwarte nur, bald! „Wir geben den Menschen nicht
mehr als die Zeit, verbringen mit ihnen die Zeit."
Zusammenschluss afrikanischer Priester, Afrikaner
haben Arbeit, Ausdrucksweise für Afrika.
Gesteh' es, du hast nicht gewusst, wie's geschah,
geahnt vielleicht, traurig den Schlusspunkt gesetzt!
Doch der Weg aus dem Nichts begann viel früher. Eh
du's gedacht, schleppten Esel die Lasten.
Gesteh' es, du hast nicht erlebt, dass Abrahams
Tochter vom Schlaf erwachte, nie gespürt den Hauch,
der Zellen öffnet.
Doch alle Tage vergingen im Flug, derweil wir mit
halber Kraft gebetet, den Trost nie nahmen, dauernd gereicht.
Nun wird nicht erst seit heute Leben verkauft, nicht
seit gestern werden Menschen missbraucht. Der drei
Jünglinge Lobgesang lasst uns hören, den die Heiligen
im Feuerofen gesungen, dem Herrn zum Preis und
lasst uns endlich jetzt anfangen!
Sieh doch: Die Zeit! Atmend zeugt sie den Pulsschlag,
ruft uns: Nicht lange mehr rinn ich zur Seite, lasse die
Frucht euch wachsen am Baum!
Schwermut lud mich am Abend ein, Wasser zu holen,
das lange ersehnt. Sah neulich Augen leuchten, sah
das Lachen an Engelsmündern, Freude gab es,
verheißene Hoffnung.
Erkenntnis haben die Brüder schon, Schwestern
nennen sich treu. Sieger bleibt das Leben, Opfer aber zugleich.
Die Wahrheit suche ich, nackt, wie der Tod sie schuf,
zwar unrasiert nicht minder schön, jedoch nicht
hinterm Vollbart sich verstecken müssen. 0, diese
Pillenherrlichkeit, die uns verdreht.
Es kocht der Koch, die Mücke tanzt, derweil stirbt dort
ein Kind in seinem Fieber und lachend flieht es diese
kalte Welt, hält seinen Daumen noch im Mund, der
selig träumt. Die Wahrheit und der Tod, sie sitzen Arm
in Arm auf den Kanonen.
„Es soll nie wieder, dieses sei uns zum Vermächtnis!"
Und aus dem Auge dringt die falsche Träne.
„Drüben, jenseits des Atlantiks!", sprach der junge Mann,
„Drüben soll der Krieg, wenn's sein muss!"
Wenn's denn sein muss? „Da war er doch immer!"
Suchet den ewigen Frieden nicht, nicht dort im Licht
Ihr, dort an des Berges lehmigem Rand sucht ihn!
Nicht, wo die Pinien ragten im Mai und einst des
Hirten Lied erklang.
Lauft vielmehr und bringt euch in Sicherheit. Wo die
Schicksals-Posaunen ertönen, gibt es kein Heil!
Jammern nur und Weinen und hustende Kinder. Klang
nicht das Blech schon herüber?
Von leichter Hand der Geige Ton, immer schon war er schwächer,
Töne der Celli, vertraut als Bringer des Glücks, klingen so selten.
Stampfen den Boden wieder,
stampfen den Rhythmus,
gleißende Strahlen und Tod,
versteinert, versteinert schon Alles,
das Wort entfloh zu den Göttern
Kinder lasst spielen, sie bringen das Heil leuchtender
Augen, lasst sie leben noch!
Und wie schwere Mehlsäcke wälzen Meere die Wellen
berghoch und Felder bersten, Städte jaulen vor Angst,
faucht krachende Glut, wie uns versprochen,
verdampft der Mensch zu Stein. NEIN!
Du hörst das leise Weinen der Wale, das Stöhnen der
geschändeten Kälber und siehe: Auch deines Bruders
Blut fließt, Schwestern kriechen zu Kreuze.
Wie eh und je. –
Vernunft, wo ist dein Sieg?
Hattest die Hoffnung, die
Hoffnung ins Land gestellt.
Unzählige Mal. -
Und Treue fachten wir an.
Mut und Liebe und Glaube
Und Gnade und Wahrheit.
Was ich sehe, ist hastende Zeit.
Lawinen aus fahrbaren Ungetümen, bereit, uns
Wohlstand zu bringen. Tag und Nacht, Tag und Nacht
rast der Wohlstand, wird vollbracht, was uns
Menschen dienlich ist, was dem Menschen dienlich ist?
Nun machen wir wieder in Rüstung und Bomben. Und
wieder in Bomben und Rüstung und Wirtschaft und
Bomben und wieder in Bomben und aus!
Früher konnte man noch retten,
heute rast der letzte Atemzug.
Trotz der vielen Perspektiven,
trotz der vielen Paragraphen,
reicht es nur zum Untergang.
Brüder, überm Sternenzelt wohnt doch... Brüder,
Schwestern, Mütter, Väter, glaubt doch einmal
wirklich! Dieses Mal! Lasst der Vernunft den Raum!
Wollen helfen, wollen dienen, wollen leben,
weitergeben unser Leben hier auf Erden. Es soll alles
anders werden!
Unter dem Tuch, das die Zeit uns spannt,
abgrundtief, über kahlem Geäst,
dort, wo der Himmel zur Erde flieht,
im Herbst des Falken hoher Flug sich zeigt,
dort, wo ich stand im gläsernen Krug aus Habsucht,
hatte der gelbe Leu, Lunte riechend,
das rechte Bein in die Höhe gestreckt,
den Frieden dieser Welt hinweg zu schwemmen,
dumm, voll Habsucht, wie schon so oft.
Aufgezogen wie die Perlen an dem immergrünen Faden
und mit blitzendem Gewehre, stolz das Bajonett erhoben,
also steht das stramme Heer, eng sortiert wie Bücklinge,
den Geruch nach Räucherfischen nur lässt man vorerst noch missen.
Die Tribüne ist geschmücket, traute Fahnen flattern drüber
und der Chor der Eingeweihten räuspert sich an hehrer Stelle.
Plötzlich helle Stoßtrompete, Trommelwirbel wie zum Abschied
und es tröten blanke Hörner, die mit Bändern man umwunden.
Am Balkone zeigte sich eine dicke bleiche Mannsperson,
wirft mit schnöder Handbewegung Zeichen in die trübe Menge,
darauf antwortet im Chore höchst ekstatisch diese Herde
und mit hochgehob'nem Fuße schreitet Reih um Reih vorüber.
Trätet nur, ihr blanken Hörner und ihr Trommeln rühret fleißig!
Wie einst Hannibal die Alpen mit dem Heer der Elefanten
sinnlos zog nach Rom und Pisa, wanken jetzt auch diese Männer,
denn im Schwung des ersten Angriffs ist der Rückzug schon enthalten.
Fragt man, die dabei gewesen, nach dem Sinne dieses Schauspiels.
kann man eine Antwort hören, die dem Märchenbuch entnommen.
Während dessen stößt der Fette, dem das Ganze hat gegolten,
seinem Nebenmann die Seite, dieser zwirbelt froh den Schnurrbart.
Rastlos, wie das Licht des Tages, wie der Mücke flinker Flugtanz,
lässt ein gnadenloser Spieler sich bei Tag die Karte zeigen,
steckt mit bunten Nadelköpfen ab den riesengroßen Friedhof
und im Nebenraume lässt er seine pralle Blähung flieh'n.
Krault mit zarter Handbewegung seine Hündin, die ihm zu jault,
krümelt ihr vom Honigkuchen ein paar saft'ge Brocken hin.
Aber mit der Abendsonne, die den letzten Strahl versendet,
nimmt er seine Schlafpastillen, um dem Albtraum zu entgehen.
Und dann wundern sie sich alle, die zum Schauspiel war'n geladen
und sie halten Gottesdienste in den hohen Domen ab.
Halten ab auch die Gedanken, die der Wahrheit schon so nahe,
mit viel Umstand wird zerredet, wo ein wahres Wort am Platz wär'.
Wahre Worte können immer, grad in unserer Zeit gesprochen,
aus dem Keller edler Herzen oder auch der Einfalt wegen,
könnten, ach, so viel erreichen, hätten wir nur die Antenne,
es zu hören, zu verstehen, was dem Menschen wirklich dienlich.
Dann war es Nacht, als er um zwei erwachte
und neben ihm in leisen Zügen, lag das Kind,
von dem er träumte, dass es ihm gegeben sei vom Mond,
der immer freundlich lächelnd ihn verstand.
Dann war es Morgen und die blinde Schwere lag
wie nasse Blätter auf dem faltigen Leib.
Nicht konnt' er springen mehr wie noch vor Jahren,
wo schnellen Fußes er den Mond zum Schmunzeln brachte.
Und als er räkelnd sich nach rechts bewegte,
da atmete das Kind aus weiten Nasenlöchern,
Heda! Er drehte sich gemach nach links
und lauschte nach dem leisen Wecker hin.
Dann fanden ihn die heißen Fingerchen und
Freude strömte durch sein dürres Hirn,
sodass er gleich nach sechs die Brötchen holen wollte,
obwohl die Müdigkeit ihn glatt zu übermannen drohte.
Kronos sah alles,
das Meer,
sein Spiegelbild,
war schon so rot.
Es schreckte ihn das Jammern seiner Lieblinge
und auch die Gischt,
sie flutete ihn an:
Ach, hab Erbarmen!
Das schmutzige Kleid des alten Aberglaubens: Krieg
gewinnt das Spiel, das Grün entweicht der Welt, die
Menschlichkeit - auch Kronos schüttelt nun sein Haupt
– Ilions Zerstörung nicht als Abschreckung, Fanal zum
Angriff für den Sieger, der Sieger drängt zur Macht.
Dann Sauberkeit, nachdem sie alles fortgeschafft. Ich
fragte einen, der dabei gewesen: Wie und wo? Er
winkte ab und meinte: Am besten mit Ketchup, so
wirkt es richtig klebendig, nicht?
Weitab von Augustin, weitab von Cicero, wo frischer
Geist den Weg verkündete (obwohl auch Einiges noch
zu erörtern wäre), lässt Trägheit heute ihre Finger tropfen.
Er gab sich hin, der Stamm des Kreuzes troff vom Blut
und davon ging ein Flüstern um die Welt, der Mensch der Liebe.
Jedoch zugleich, und das nicht minder stark, des
bösen Geistes Wendigkeit im Wettstreit der Gefühle
mit der Wahrheit. Und dieser wehte stark, er
übernahm nach ein'ger Zeit das Schicksal aller Lebenden.
Zum Mond den schlimmen Finger ausgestreckt, zum
Mars geflogen schon, ein Stück der Ewigkeit jetzt
nahe. Und dann die Ruhe, traut ihr nicht. Gott in uns,
halt: noch nicht? Und doch: Der Käfer ruhige
Bewegung soll uns Zeichen sein, so ist es gut!
Und als das alte Spiel des Krieges ausgereizt, nicht mal
'nen Pfennig wert war und die Menschen dann
zusammenkrochen und zusammenwuchsen, da
fühlten sie des Andern warme Hand, die vorher kalten
Finger griffen nun ins Haar und wühlten kräftig drin,
der Tanz der Sterne war ihr Vorbild nun.
Und Kronos sah's und schmiedete zusammen das
Böse und das Gute, alles kam zu der Bedeutung, die
ihr zugedacht und göttergleich begannen sie zu schmausen.
Dann habe ich selbst Odysseus angesprochen,
er saß auf einer Klippe, nahe dem Hellespont.
„Sag was!" forderte ich ihn auf.
Er aber schüttelte nur sein Haupt.
(Nach dem Besuch am Grab von Walther von der
VogeIweide im Würzburger Lusamgarten)
„Er hat sich ein Weltsystem ohne Liebe geschaffen
und ich bin dabei, die Rache der beleidigten Göttin
Libido an ihm zu vollziehen."
Und es geschah, dass, als es Abend wurde,
der Chor der Eingeweihten, der sich nun zurückzog,
um das Tagwerk zu lobpreisen - und in die Kirche
ging der Zug, sie zelebrierten dort den Jahrestag von
Bruno - dass also Wunderbares sich begab.
Als er noch lebte, war die Zeit zwar leer schon,
jedoch nun, ohne ihn noch leerer, wie es schien.
Drum trauerten gemeinsam sie um ihn.
Und draußen lachte hell die Sonne, lief noch
der zarte Schauder im gelockten Haar, die
Goldsandale zeigte sich, als Abend kam und in dem
Lusamgarten schlief der Dichter-König, die linke Hand
an seiner Wange und das mächt'ge Schwert bei Fuß,
aus dem die Fahne seiner Kühnheit rauchte.
Der Tag hat sich geneigt und als der Tau beginnt zu
fall'n, kommt er zurück, sie strickt ihm seinen Gulasch,
den er brav zermalmt, und in dem Auge hängt die falsche Träne.
Darauf das Tischgebet: Die Tagesschau und Omas
Filzpantoffel riecht und Hasdrubal, der Köter kommt
inzwischen näher mit schiefem Maul, die Backen
voller Schmalz: „Hast du die Leiche gut vergraben, Freund?"
Als auch noch Eva antanzt mit dem Schulheft, die
halbwegs gute Note anzupreisen, rutscht ihm doch
glattweg eine Plombe in den Schlund, die vorher
schon im Pornofilm gewackelt.
Der blinde Emil sieht den Tag nicht mehr und hört bei
Nacht nur noch den Wecker ticken.
„Naja, und sonst?"
„Ach Gott, es geht!"
Die Angst, die Arbeit zu verlieren, sie steckt seit
Monaten in ihm. Der Fußball bringt es auch nicht
mehr. Die Kinder? Nur jetzt den Mut nicht auch noch
zu verlieren, das wäre falsch, denkt er, doch sagt er's nicht.
Und müde faltet dann der alte Griesgram seine
Bratwurstfinger - die zwar gewaschen schon, doch
immer rau – und grabscht so sacht wie früher rüber in
die weichen Kissen, wo weiche Haare liegen, so wie
immer und alles Schwere fällt von ihm wie Blei.
Und als die Sonne unterging, so glutrot unterging im
Westen, so grässlich unterging überm Meer,
die Blattfinger den Faden hielten, den einzigen Faden,
der die Welt noch klebte,
das Raffen der Zwerge ein immerwährendes Grollen
verursachte (die Spötter waren lang schon still!),
bewegte sich der Bauch der Erde sachte.
Im Rhythmus dunkler Atemzüge, wie sie von Indios
durch schwere Flöten oftmals dargestellt an
Feiertagen gern erschallen, sang der Wind.
Die schwere Welle rast heran, das ew'ge „Aus" erhält
den Auftrag. Klagend gurgelt nun der letzte Laut.
Hinweg der Spinne Netz, ihr Zeichen nun am Firmament.
Nicht mehr das Schimmern in den Augen der
Kartenschlägerin, das Klingen ihrer Ohrringe, der
schicke Schlitz im Kleid, der Gang in hohen Schuhen.
Der alten Amme Wiegesang nur, tausend feine Blasen
sprechen das Gebet.
Ha, springt dort nicht Job Kleidermann, gerettet,
gerettet, die Taschen voll mit Gold!
Draußen - im klirrenden Schiff unter der strahlenden
Sonne - saßen die Knaben,
lockige Mädchen zur Seite, es raste der Strom,
Gasdruckfederung, das Beste
auf dem Markt, das Boot war voll, der Atem ging und
auf der Flucht die Massen
in den Süden.
„PLO fight on in Beirut's heaviest day of shelling".
Aber: Es geht noch, eine Runde noch, für uns ist heute
Zeit. Dicke Menschen mit
klebrigen Ärschen verbringen in Villen viel Zeit, viel Zeit.
Denn sie haben den Maßstab des Geldes gefressen,
verschlungen vor Gier den steifen Stab.
Nehmet hin und fresset, fresset den Maßstab des
Geldes, erbrecht eure Schäbigkeit haufenweis!
Erkennen kann man sie am steifen Gang, die Reihe
scharfer Zähne elegant verhüllt,
von Zeit zu Zeit die Absicht, zuzubeißen, wenn es nottut.
Die Zeit, sie reicht noch hin, um alles zu zermalmen.
Verraten Freunde, stecken ihre Frauen auch schon
mal in eine Anstalt. Hinweg mit Kindern, die im Wege
steh'n und mit dem Hund,
der sich den Teppich krallt, geh'n sie zu Bett am
Abend, wenn die Träume nah'n.
Doch Peter Pan erscheint nicht mehr, weil mit dem
rechten Fuß das Video – und auch nicht Scipio, der
Ratte gelber Zahn nur, klebend noch vom Honigseim,
den löffelnd sie vom rost'gen Fass bekam, als mit dem
Bauche sie den Unrat fegte.
Und Mutter Martha zieht die Schürze aus. Kalkutta ist
nicht mehr, das Regiment führt jetzt der Rattenfürst.
Zur Tageszeit, wenn Hektik kommt und nur das Sagen
dieser aufgeblähten Zwerge zählt,
der Mensch sich duckt, damit hinüber streicht das
Schicksal, siehst du die Lampe der Erwartung nicht
mehrflackern?
Das Grubenlicht der Hoffnung nimmt man dir, indem
sie nun die Schimmer- Stunde senden.
Sie drehen dich im Kreise, bis du schwindelst und ihre
Absicht merkst du nicht.
Indes, wenn dort ein Finger zeigt auf Jan und Frantizek
(die mit der roten Fahne schon den Brudersinn
verteidigen, das Brot zu teilen mit den Armen, das
Brot als Sinnbild aller Wirklichkeit) dann werde wach!
Es wiehert schon das Ross, im weißen Kleid erscheint
sein Bild aus alter Zeit, wo es, – bisher stets
totgeschwiegen –, lachend nur die Hufe scharrte.
Und seine Mähne rauscht herbei im Lied.
Die Ohren werden aufgestoßen. Der Tag hat schon
sein Werk getan. Nun gilt es, auszuruhen.
Das Zeichen unsrer Zeit, das Brot, ist nur ein Zeichen,
niemals je Fanal.
Zum Donnerwetter, schlagt doch mal den Krieg tot!
Damit sein böses Haupt dann - abgeschlagen – in
Finsternis begraben, endlich ruhen kann.
Es sucht den Frieden selbst der Krieg jetzt (merkt ihr's
nicht?) und nur die Hektik dieser nimmersatten
Schicksalsspieler zieht ihn aus den verstaubten
Requisiten hoch.
Verbannt das Vorspiel auch, den strammen
Gleichschritt, das blöde Schimmerspiel, zerstört es auf
der Stelle, lasst bunte Fahnen wehen für die Kinder,
den Zuckerhut des Witzes zündet an!
Vom Weihnachtsbaum die roten Kugeln werft jetzt zu
den Sternen, lasst eure Zungen spüren, dass ihr
durstig seid. Jetzt höret endlich auf, die Kreuze euch
zu brechen, euch selbst, die Tiere, die Natur zu treiben
in die Finsternis der letzten Stunde!
Und wie der Blitz aus der gegeb'nen Spannung die
Erde beben lässt, so seid jetzt endlich frei!
Schlagt doch dem Krieg den Kopf ab, löscht ihn aus!
Begraben, begraben muss er dann ruhen, den Kindern
ein grauser Schrecken.
Trau dich! Schau, wem er nützt. Heil, Heil nur für Zwerge.
Blättere nach! Du findest: Früchte des Zorns, der Dummheit und Gier.
Gefangene suchen den Tod. Tod dem Krieg, es darf sein!
Er sprach zu mir,
derweil die Augen tränten
und Blut von seiner Stirn hernieder rann:
Pass auf, dass deine Brüder nicht
vergessen,
weswegen ich auf Erden einst
gewesen.
Als Beispiel gab ich euch
mein Leben (seht es an!).
Es ist genug,
sieh zu, dass sie
das Lachen wiederfinden!
Pass auf! Da sind zwei junge Mädchen, gehen
sonntags in die Kirche, nehmen dort das Brot.
Ich sitze vorne in der Bank, sitze immer vorne mit
meiner Frau (die Kinder kommen lang schon nicht mehr mit).
Früher, da war es anders. Immer mit dabei die
Knaben. Und wie die Weiber tratschten:
„Wie machen die das nur, immer alle zusammen. Und
immer vorne in der zweiten Bank!"
Jetzt sitzen wir da, meine Frau und ich und singen die
Lieder. Aber: Immer, wenn es das Brot gibt, kommen
die beiden Mädchen mit den breiten Nasenflügeln, in
knappen Jeans und sportlich ist ihr Gang. Und dann
die Augen. Sagt meine Frau neulich: „Guck nicht so
hin, sie merken es schon!" Ok, denk ich, was soil's,
klar, dass sie's merken, aber warum nicht.
Pass auf! Als ich mein kleines Brüderchen beerdigte
(war erst ein Jahr alt), lag auf Schlummerkissen aus
Papier und dann hinein ins kalte Loch. Hatte auch
solche Augen, hatte auch solche Nasenlöcher, lachte auch so.
Als ich mein erstes Kind in meinen Armen hielt und als
es dann im Kissen neben mir so ruhig schlief, aus
weiten Nasenlöchern atmete und sachte knarzte, war
ich in meinem Leben niemals je so froh gewesen.
Deshalb. Deshalb kann ich den Blick so schwer nur
wenden. Beim nächsten Mal werd' ich das Buch
aufschlagen und ein wenig lesen, so tun, als ob ich
mich versteckte und natürlich wieder linsen.
Nacht war's, es hatte vergeblich versucht der Hain,
den segelnden Gnom zu fangen, saß auf der Brücke
von Heidelberg Waltraut, das Kind, und hatte den
Finger im Munde.
Lange saß sie, der Tag war schon weit, kam mit der
Stille die fremde Stadt, dort aus dem Dunkel des
Stadt-Karussells das Jammern nach Geld, umflackert von Kerzen.
Es glänzt dort das Auge der jungen Frau. „Weiß nicht,
warum!" strahlt das Gesicht, umfliedert von Gegenwart.
Denk nicht so viel! Zeit strickt Muster, nach denen du
lebst! Kronos hält im Netz des Vertrauens: Neue
Menschen, sie spielen wie Kinder. Und dürfen lieben
und feiern die Feste zusammen.
Gefüllt der Krug, das Fass läuft über, nicht nötig, dass
es gehoben wird. Speise wächst uns aus Verteilung von Gütern.
Und von dem Überfluss nun endlich: Her zu mir und
hin zu dir und her zu mir und hin zu dir, zu mir, zu dir,
zu mir, zu dir!
Nacht war's, es hatte vergeblich versucht der Hain,
den segelnden Gnom zu fangen, saß auf der Brücke
von Eschnapur Waltraut das Kind und hatte den Finger im Munde.
Dich da, am Stahlofen, dich meine ich, schrei dir nicht
die Lunge aus dem Leib, bleib ruhig und wach!
Du da, am Kochtopf, die Kinder um die Beine, lass dir
die Lust nicht nehmen, den Spaß am Leben. Benutz
deinen Kopf, wenn du redest, dein Herz, wenn du
handelst am Tor der Verweigerung!
Gefährlich ist Schlaf in Folge schlimmer Taten, die man uns anmutet.
Wehr dich, noch hast du Zeit, bist nicht allein, die
Fessel sitzt noch nicht so stramm. Bist nicht allein,
man hört dich gut beim Schrein, sieht deine Tränen,
wenn du weinst.
Trau dich, und wenn's sein muss, schwemm' es auch mal runter!
Zwinge deinen Lehrer, dich zu hören, zwinge deinen
Meister, etwas abzugeben, zwinge deinen Pfarrer,
seine Augen zu öffnen, den Finger an die Wunde zu
legen. Und wenn ein Kind dich anlacht, lach zurück!
Pflüg jetzt den Acker, reiß die Furchen auf, die Zeit der
Ernte kommt.
Und fange heute an, denn zwanzig Jahre sind genug,
um alles noch zu retten.
Ihr hasst dies Land, ach, tut es nicht, denn
Freunde findet ihr auch hier.
Und wenn die Menschen kalt sind,
liegt es oft am Wetter,
und wenn sie schweigen, haben sie die
Worte nur verloren.
Ein wenig Wärme, und sie werden leben.
Ein wenig näher rückt! Der Eine und der Andere
nimmt seine Maske gerne vom Gesicht,
wenn er den Freund nur spürt.
Doch den Verrat lasst euch nicht länger bieten!
Lasst euch nicht länger stopfen nur mit Geld und
sucht die Augen in dem Antlitz eures Gegenüber,
damit ihr seine Schläue schnell erkennt!
Die Sonne kam und unter Glitzern trat der Fluss
herauf, ein Kahn zog prustend rechts vorbei, das
Kirchlein oben winkte fröhlich: „Weißt nichts, sprichst
nichts, doch ich hör dir zu!"
Da flüsterte der Maulwurf, in sein Nest sprang da der
Iltis, der Fledermäuse graue Schar schwebte vorbei.
Der Reiter - dort am Ufer - zwang sein Pferd, das er
aus warmem Stall herausgetrieben hatte, durch eine
enge Stelle. Diese nahm er, wie ein Kamel das
ominöse Nadelöhr, und rammte seinem Falben derbe
Stöße in die Flanke (mit seinen spitzen Schuhen voller
Hässlichkeit!), dass der die Vorderfüße hob und kräftig schnaubte.
Er aber hämmerte wie wild die Spitze seines
Halbschuhs in die Seite seines warmen Kobolds und
wie von Gier erzwungen troff der Schleim dabei aus
seinem Munde.
Ein wahres Spiegelbild der nimmersatten Raffer, die
immer meinen, mit Gewalt das zu erreichen, was auch
ein sanftes Wort bewirken kann.
Nicht weit weg raste ähnliche Verblendung den
schmalen Weg der Hoffnung immer weiter
und ließ sich blenden durch die breite Straße, die
frisch geteert war, um von neuem Last zu tragen.
Sie treiben's, bis der Geist, der sie gerufen, aufsteht.
Und jetzt erkennen sie sich alle wieder als eines
Schöpfers Kinderschar und nehmen sich am Arm und
stützen sich, denn es ist kalt geworden und die
Wärme tut jetzt gut. Die Stimme spricht, es gilt das Wort:
Im Weinberg des Glücks zu stehen,
zu arbeiten im Garten der Empfindungen,
zu gießen und pflegen die Pflanze der Lust,
die Brennnessel des Segens anzunehmen!
Auf stiller Wiese, nahe dem Orangenfluss,
geschmückt mit einer Weide, die den Frühling stahl,
und auch am Abend, wenn der Herbstlaubkäfer
kommt, die endlos langen Fühler aus legt, um den Tau
zu lecken, begeht die Mutter Erde ihren Ernte-Tag.
Es humpelt dort die Einfalt in der Kälte,
am Arm den Ziegenpeter und den Wasserfloh
und auf den Fußballfeldern schimmert Abseits,
derweil der stramme Emil sich den Fuß verrenkt.
Gleichwohl sitzt dort der Lehrer in dem Wolldress,
isst – selbstgeschneidert – Blätter aus dem Haufen
von Unrat, der den Tisch einnimmt,
bläst Rauch aus übervollen Backen,
inzwischen läuft die Hälfte seiner Klasse Schlittschuh.
Was denn, den Rahmen immer noch vor Augen?
Das große Ganze einzukreisen ist doch Pflicht,
das Leben dort zu suchen, wo es emsig pocht,
am Fuß des Kreuzes hingeschüttet für uns alle!
Es kracht das Eingeweide mir zu stark und auch der
Ballast scheint mir viel zu schwer,
schon bricht die erste Stelle ein, doch vorsichtig
versucht Ernst-Hugo dort den Fuß auf glattem Eis
voran zu schieben.
Aus ist der Traum, geworden aus dem Nichts ein
Albtraum, der mich schreckt. Und auch der Mond, den
man heut schon behängt, er weigert sich, die dumme
Last zu tragen.
Es rinnt das Wasser nicht wie einst, schon schrei' n die
Bäume hilfesuchend, der ems' ge Karl indes, er setzt
noch heute auf Neuseeland.
Dann braust der Vogel von der Piste hoch und mit der
Geste eines Papageienschnabels wischt sich ein junges
Mädchen Staub aus seinem Auge.
Der kühle Strahl der frechen Düse über mir verschafft
als Resultat den steifen Rücken.
Viel lieber hätt' ich steif ein ander' Ding und wäre
gern bei Dir auf schöner Erde jetzt.
Markusplatz, venezianisches Muster aus Alabaster,
gleißender Spielplatz, der schönen Romantik
erhabenes Haupt, wachst oder schläfst du?
Geschlossene Augen ins Licht getaucht: Plätschere lautlos!
Von leichter Hand die Hüften bedeckt mit Perlen,
Gondoliere, sing dein helles Lied ohne Zaum!
Und die Zeugin winkt selig mir immerfort zu,
Gedanken am Aug.
Lass dich nicht täuschen,
Mozart beißt nicht mehr,
es ist sein wacher Geist,
der heute spricht!
Werden wie die Blumen, werden wie tausend Sonnen,
den Buckel zugewandt dem Wind, dem Regen, nassen Blättern gleich.
Gewitter, wenn sie kommen, lass sie! Werden tanzen
den Reigen des Erfolges feiste Bäuche, - den Nabel
des Erfolges glänzend vorgestreckt–, salbeiduftender
Zander schwimmt in der Hoffnung Soße.
Sieh dort: Gestank der Abgase, er kommt vom
kriechenden Wagen. Das Baby direkt am Rohr des Dieselmotors.
„Gestatten Sie, Herr Eberhard von Bubenheim, ich
möchte, dass sie niederknien, die Höhe jenes Kindes in
dem Wagen dort annehmen und setzen Sie sich bitte
in den Rollstuhl jetzt, wir fahren mal gemeinsam durch die Altstadt!"
(Und jedes Mal, wenn Stau die Schlange stoppte, hielt
ich direkt vor einem Riesenauspuffrohr, das seitlich
vorgezogen war und kräftig schnaubte).
Und als wir kamen in den grünen, grünen Wald, wo
einstmals Heino seine schönsten Lieder sang, da
Mauerwerk bis an die Himmelsgrenze. Und hinter
dieser Mauer roch es nach Natur, jedoch die Mauer
war – wie schon gesagt – so grässlich hoch.
Da lebt ein Mensch: die Flut der Zeit beginnt ihn
auszulöschen, in wicht ' gen Instituten rechnen sie
und sagen, dass es weiter so nicht gehen kann. Die
Rechnung aber legen sie beiseite. Flink rast man um
die Ecke, um noch einmal zu verschnaufen.
Wenn 'ne Milliarde Kinder heut das Leben lernt, dann
kann die Liebe schon in zwanzig Jahren siegen.
Das Glück zu retten mit Stumpf und Stiel, zu ziehen
aus der Vergangenheit den Frevler Frohsinn, hinüber
zu retten uns aus dem Unterholz der Lüge, sei der Befehl!