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GLÜCKSWEG ist der zweite Teil einer abenteuerlichen Biografie des Autors nach der durch Krieg zerstörten Kindheit in Pommern. Er berichtet vom bewegten Leben eines sich findenden Paares im aufblühenden Westen Deutschlands, das sich an der sonnigen Adria findet und vertrauend das Ehe- und Arbeitsleben annimmt. Das Geschehen entwickelt sich zu einem philosophierenden Schelmenroman mit einem gefundenen Glück, das, wie an der Ecke wartend, eine geträumte, hoffnungsvolle Zukunft für uns Menschen ermöglichen möchte.
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Seitenzahl: 298
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Und das Licht leuchtete
Einleitung
Kapitel I
Kapitel II
Kapitel III
Kapitel IV
Kapitel V
Kapitel VI
Kapitel VII
Kapitel VIII
Kapitel IX
Kapitel X
Kapitel XI
Kapitel XII
Kapitel XIII
Kapitel XIV
Kapitel XV
Kapitel XVI
Kapitel XVII
Kapitel XVIII
GLÜCKSWEG ist der Bericht über den Fortgang einer Lebensgeschichte, deren erster Teil mit dem Titel: „Eine Kindheit und Jugend im 20. Jahrhundert“ im Dezember 2014 bei BoD als Buch erschienen ist. Namen und Ereignisse aus dem ersten Teil werden also mitunter erwähnt.
Diese Ausgabe ist eine durchgesehene und überarbeitete Neuauflage mit Einfügung des Kapitel XVI, in dem gedanklich darüber diskutiert wird, wie nah das Glück am Unglück liegen kann und seine Entstehung, aber auch Gestaltungsmöglichkeit, noch einmal beleuchtet werden.
Die Leserinnen und Leser erfahren neben romantischen und wirklichkeitsnahen Ereignissen, wie zum Beispiel dem sich langsam anbahnenden Begegnen der beiden Protagonisten, (dem Autor und seiner Frau), auch Entwicklungen aus der Arbeitswelt und zudem werden interessante Bezüge zum politischen Leben und zu der harten beruflichen Wirklichkeit in der Bundesrepublik Deutschland hergestellt.
Das Ganze erscheint manchmal wie mit Ironie betrachtet und wird dadurch sozusagen zu einem lebensfrohen Zeitroman aus der späten zweiten Hälfte des gerade vergangenen 20. Jahrhunderts bis hinein ins 21. Jahrhundert der Bundesrepublik Deutschland. Es ist aber auch ein Bericht darüber, wie Glück gedeutet werden kann, erblühend aus dem Verborgenen, und somit den Zauber unserer Welt ausmachend.
Klaus Grunenberg
Im Sonnenschein auf der Bank zu sitzen und den Garten genießen, den Amseln zuzunicken, auf Geräusche aus dem Nachbargarten zu lauschen, oder ob ein Auto kommt, das kann sehr viel sein im Leben. Und heute früh, gleich nach dem Wachwerden der aufschreckend ominöse Satz im Gehirn: Der Tod wirft uns den Anker fürs Leben zu! Mein lieber Scholli, das ist etwas Anderes, das geht einem nach, ist zugängig den ganzen Tag. Ich habe es gleich meiner Frau erzählt. Sie hat gelacht und dazu genickt. Eben macht sie sich einen Tee. Zeit für ein Gedicht:
Der Tag erscheint mir gar nicht lang,
Ich sitz auf meiner Rentnerbank,
Im Kopf, da wirbelt ein Gedicht,
Die Sonne lacht mir ins Gesicht,
Und alles scheint sehr licht und klar,
So sonnenhell, so sonderbar.
Ich erzähle euch jetzt etwas: Im Sommer hatte ich – bei wärmendem Sonnenschein auf nackter Haut - Moos von den Kieselsteinen des flachen Garagendachs gepflückt, oben sitzend auf einem hölzernen Schemel, mit einer kleinen Harke in der Hand und, weil einen die Sonne gerade so schön neckte, daran gedacht, wie gut man es doch hat und ob man nicht lieber mal wieder etwas Anderes zupfen sollte, schwarzen Krauser zum Beispiel, und nicht nur Moos vom flachen heißen Garagendach, Herrschaftszeiten! Und bei bald acht Milliarden Menschen auf unserer Erde überall diese Revolten weltweit gegen die Systeme, zwar von hier oben betrachtet weit weg, aber immer zugegen in meinem Kopf. Somit wäre fürs erste verkündet, was wichtig ist.
Ich sage euch noch etwas: Das hier ist erzählte Geschichte vom Leben und vom Daneben, ist Sahnekirsch, Rohkost, ist wie der Blick in einen großen Spiegel aus alter Zeit, ist wie Gartenerde, siebenmal geharkt und gesiebt, ist ein Leben in zeitweiliger Freude trotz Arthritis, verkalkter Herzkranzgefäße und was es sonst noch gibt an Verunsicherung, ist Nachbargeplauder, Kunstwerk und Alltag, ist Lebkuchenteig, irgendwann einmal als köstliches Gebäck herumgereicht, womöglich am frühen Morgen, bevor die Säge aufschreit und Gott gerade dabei ist, aufzuschimmern. Und es ist das Wirken von Mann und Frau, ist Ehe und Familie mit Kindern in langanhaltender Freude, ohne den Sog in moderne Tristesse, weil vielleicht der Bezug zur Ewigkeit fehlt, ist Sorge und Not, ist das gemeinsame Gebet um Rettung und die freudige Gewissheit danach, wenn man kindhaft geglaubt hat und es noch glauben kann, dass Gott einem hilft. Also lest es, ihr WLAN-Anbeter! Es ist auch für euch gemacht und es ist preisverdächtig.
In meinem Keller finde ich beim Herumstöbern im PC eine Geschichte, vor langer Zeit schon erstellt, und gleich daneben andere Gedanken schriftlich fixiert, die ich jetzt einmal zusammenfügen könnte zu einem Ganzen, zu einem kleinen Etwas, einer Novelle, einem Roman vielleicht. Eine dieser Notizen hat den Titel:
Einzeln geh`n wir durch die Welt, bis es uns nicht mehr gefällt.
Der Text dazu lautet folgendermaßen:
„Manchmal scheint es wirklich so zu sein, als erschienen Heinzelmännchen und hülfen den Menschen. Meistens aber geschieht das im Märchen. Im wirklichen Leben, da existieren andere, eher sonderbare Personen, die durch unsere schöne Welt stolpern wie, zum Beispiel die Einzelmännchen. Wie bitte? Gut, da fehlt ein H in der Bezeichnung des Objekts, äh, des Subjekts, der Person, vielmehr deren Mehrzahl, der Personen. Aber das ist nicht alles. Heinzelmännchen treten nämlich in der Mehrzahl auf. Einzelmännchen dagegen erscheinen meist als einzelne Personen, wie es der Bezeichnung dieser Objekte, Subjekte oder Personen zukommt:
Einzelmännchen, wie`s gefällt, leben einzeln in der Welt. Oftmals hat man sie geseh`n, einsam durch die Wälder geh`n.
Und während es neben den Einzelmännchen auch gesellige Mainzelmännchen gibt, wie wir wissen, sind Einzelfrauen nicht oft anzutreffen. Das ist auch nicht verwunderlich, denn Mädchen und Frauen sind meist ebenso gesellige Wesen wie die aus Mainz:
Einzelfrauen sah man selten, dass sie einzeln sich gesellten, Stehen beieinander gern, loben sich und Gott, den Herrn.
Und wie das Leben sich abspielt, meist in weiblicher und in männlicher Eigenart nämlich, genau so gestalten beide Arten auch ihr Trachten, ihr Wissen, ihre eigene Art und geben sich gemäß, wobei heute, also im Moment zumindest, das Gleichgeschlechtliche gleichfalls seine Berechtigung im Beieinandersein erwirkt, nur nicht überall auf unserer Erde anerkannt oder beliebt, wie man weiß:
Man kann Einzelmännchen seh`n, wie sie bei sich selber steh`n,
Und sie liebten schon als Kind, Sonne, Sand, das Meer, den Wind.
Dabei geht es den Einzelnen der männlichen Gattung oftmals um das Schöne, das Gute und das Hehre, den Sieg und die Ehre und das posaunen sie in die Welt. Manchmal auch singen sie; dann allerdings gerne im Verein mit anderen Einsamen:
Oft hört man vom Einzelmann, dass er sehr schön singen kann. Einen löblichen Choral? Bitte, ruft man: noch einmal!
Oft auch sieht man es, ahnt oder hört es sogar an den Stimmen, erkennt es an der Mode, der Haartracht, dem Schuhwerk, den Taschen, den Täschchen, man riecht es sogar am Einzelnen, ob es Mann ist oder Frau. Und in Gesprächen, wobei man nicht ungern alle verschiedenen Fernsehanstalten ansprechen möchte, palavern diese und jene, also alle - auch die vermeintlich Gleichgeschlechtlichen, - oft puren Mist:
Einzelmann und Einzelfrau, beide kennt man meist genau, Er ist er und sie ist sie, ob am Abend oder früh.
Nicht nur Hunger, auch Durst plagt manchen Mann, obwohl heutzutage auch die Frau einen guten Zug hat. Das kann man erleben, wenn zum Beispiel im Fernsehen auf`s Oktoberfest hinüber geschaltet wird. Da schwingen die Dirndl-Röcke leicht dahin und mit kräftiger Hand wird die Maß gepackt, dass es eine Lust ist, allein schon bei Zuschauen. Doch abhängig wird wohl eher der Einzelmann:
So ein Einzelmännchen hat, selten wird er davon satt, Einen Sixpack Bier bei sich, meistens mehr auch sicherlich.
Aber, wenn er es alleine nicht mehr mit sich selbst aushält, wird der Einzelmann besonders einsam und rettet sich ins Poetische, in die Poesie bricht er dann richtiggehend ein, was ihn meist erfreut, aber oft nicht die Leserinnen oder Leser, geschweige denn die Zuhörer seiner Gebilde:
Einzelmann ist gerne Dichter, edle Texte schreibt er nicht mehr, Sagt er, die schrieb Hölderlin, er streift lieber durch Berlin.
Berlin steht hier als Metapher für Heimat, für Haus und Hof (!), also für Geborgenheit, obwohl nachts in Berlin alleine auf einem der zugigen Bahnhöfe, ich weiß nicht! Doch Einzelmann gibt nicht auf, schließlich hat auch er seine edle Seite und ist gar nicht so egozentrisch, wie wir denken würden. Für einen kleinen und guten Spruch ist er immer zu haben und das lieben selbst die Einzelfrauen mitunter:
Denn in dieser großen Stadt trifft er, was im Sinn er hat, Findet seine Einzelfrau und sie lieben sich. Genau!“
So also ist es mit dem Schreiben. Etwas wird ausgedacht, hingeschrieben, einwenig geprüft, hier und da noch etwas zurecht gezupft und dann wird es langsam wirklich gut und beim Lesen, da wirkt es vielleicht in einem nach, weil schließlich etwas herauskommt wie dieses gerade hier. Und wenn es sich zudem noch reimt, ist es wie ein kindliches Gedicht, es kitzelt und ist unwillkürlich witzig mitunter. Denn irgendwann fängt es an mit den Gedankenspielen, schon im Kindesalter. Man kann es nicht genau sagen, wann es beginnt, aber irgendwann ist es soweit.
Siehst du dort hinten die Buchen?
Die brauchst du nicht mehr zu suchen.
Aber die blühenden Linden,
Die darfst du suchen und finden.
So klang es aus fröhlichem Kindermund und Mutti war ganz außer sich. Unser Klauschen, ein Dichter verkündete sie, mein Gott! Und auch später immer wieder:
Kalte Sophie zieht vorbei,
Es ist Frühling und zwar Mai,
Zieht vorbei in kalter Nacht,
Noch bevor du aufgewacht.
Und unser Ersatzvater, ehemals kaiserlicher Artillerist und späterer SA-Mann im Warthegau, lächelte vieldeutig in sich hinein und ich war glücklich, den Faden des Erfolges zum Glück gefunden zu haben. Da lag es also, das geistige Brot, das mich nährte schon lange und das mich begleiten sollte ein Leben lang.
So sollte es also sein, mein schönes Leben: eher humorvoll und gediegen, vielleicht auch fromm, wie im Konvikt zu Speyer gelehrt. Wie es etwa Gaudi war und es zum Ausdruck bringen wollte? Antonio Gaudi, ihr kennt ihn, den frommen Architekten aus Barcelona! Seine SAGRADA FAMILIA, dieser enorme Bau, der nicht fertig werden will, ist vielleicht Zeuge seiner kindlichen Frömmigkeit. Und so ist dieser Bau ein Beispiel für die Unmöglichkeit, Gott zu erfassen, gefüllt mit einem erhabenen Glauben, wie es auch das Kunstwerk der katholischen Liturgie ist, in dem sich die Eucharistie versteckt. Dass ihr es nur wisst! Der Glaube spukt im Gehirn herum, ist eine geistige Übung, richtet dies und das an und manchmal ermöglicht er Halt, genau wie die Poetik.
Was es nicht alles gibt. Und die Leser werden sich daran erinnern, dass sie in ihrer Kindheit oder noch in ihrer Jugend etwas geglaubt haben, an ein schönes Etwas sich hielten. Ein Kind, wenn es glücklich ist, glaubt an das Glück, es lebt davon.
Und klar, es hätte ja stimmen können, also das, was man glaubte. Weil es nämlich so fühlbar schön war und sichtbar fast, als man noch glaubte. Immer wenn die Sonne lacht, glauben die guten Menschen, dass es besser wird, als es gerade ist.
Dabei ist es selbst heute im Allgemeinen gar nicht schwer, etwas zu glauben. Gut, Heidegger hilft uns da, wenn er sagt, sinngemäß sagt, dass es kein unsinniges Nichts gibt (hoppla, sogar im Nichts wäre also etwas Sinnvolles!) und dass es somit einen Sinn, besser ein Sein im Sinn (hätte ich fast gesagt), im Nichts gibt (natürlich), so muss es heißen! Aber Heidegger war einmal so und dann wieder so, wie man heute weiß.
Gut, das mag sein, aber wenn man den nächtlichen Sternenhimmel betrachtet, sieht man das Sternenreich gleich neben dem schönen Nichts, dem dunklen Etwas, und denkt sich seinen Teil (des Seins), man überlegt unwillkürlich: Dies alles soll ein Nichts sein? Das ist doch unmöglich ein absolutes Nichts!
Genau wie unser Mann Alexander Gerst im Oktober 2014 Es im Weltraumlabor empfunden haben mag, wenn er tagsüber einmal in seiner Kanzel sitzen durfte und das Weltall vor Augen hatte, dunkel, wie er sagt, sehr dunkel und er schaute dann ganz gespannt und versonnen auf unseren blauen Erdball und dachte sich etwas, ein Etwas dachte er sich, was er uns aber nicht verraten hat. Was denkt ihr denn?
Und dieser eben erwähnte denkbare oder irgendwie auch dankbare Teil des Sinnvollen im Nichts (oho!) macht mich friedlich für den Moment, so glücklich, wie eine gelungene Steuererklärung die Steuerfachfrau oder den Fachmann für Steuerrecht oder wie vielleicht der Kauf einer schönen Handtasche für die Dame von Welt, der Erwerb eines iPhone, dem man gerade die Türen öffnet, damit man einströmen kann wie in einen Glückshafen, hahaha! Das alles aber kann garantiert nicht erfüllter sein als der Glaube an ein Etwas im Nichts, he, oder wie oder was? Genau, denn: sind wir alle etwa ein Nichts oder doch eher ein Etwas?
Und dann fragen wir uns außerdem manchmal neugierig, woher alles kommt (oder woher kommt das Etwas?) und warum es so ist, wie es ist, nicht wahr, Ihr Jogger? Das aber wäre dann eher eine wissenschaftliche Angelegenheit, die aufgerollt werden müsste und die Entscheidungsfrage definitiv, und ist ganz gewiss nicht unser Bier. Deshalb soll es auch genug sein für den Moment mit den verzwickten philosophischen Gedankenspielen.
Aber als Student das erste Mal unter dem Mikroskop die Dynamik innerhalb der Blaualgen gewahr werdend, ach du lieber Himmel, welch ein Gewimmel. Und etwas später bei nur 600-facher Vergrößerung die einzelligen Hefezellen zu betrachten, sie vielleicht auszulesen für ein gutes, ein sehr gutes Bier, das war schon ein eigenartiges Gefühl von Gläubigkeit im Allgemeinen. Wie produzieren diese kleinen Zellen, ausgeprägte Einzeller, das Geschenk für uns Menschen, den Alkohol? Und dann später immer wieder: Das Glücklichsein im bloßen Sein, singend im Sein zu schweben, überhaupt der Hammer, nicht nur bei Sonnenschein, Herrschaftszeiten!
Aber die SAGRADA FAMILIA von Gaudi in Barcelona ist doch etwas Anderes, oder? Vielleicht ist sie etwas anderes und somit ein Abbild des Schöpfers, falls man jetzt an ihn glauben möchte und nicht nur an Gaudi, den Schöpfer der SAGRADA FAMILIA. An einen mächtigen Schöpfer zu glauben und an eine Sonne zum Beispiel, die uns hier unten tüchtig aufheizt und erst in Milliarden von Jahren verglühen wird, oder an eine tatkräftige Natur, an die langsame Entwicklung der Steine, mehr noch der Erde, die auch Gebirge hervorgebracht hat (und immer noch bringt), das berührt uns, genau wie die herrliche hohe und hehre Landschaft, die sich hinter dem Kloster Montserrat in Spanien befindet und der SAGRADA FAMILIA so ähnlichsieht. Dort hat Gaudi wahrscheinlich abgekupfert.
Es ist ja, wenn man es recht betrachtet, überhaupt die Frage des Lebens: Führt man ein Sinn-beglückendes Leben, sagen wir alleine, oder in einer Ehe. Und ist die Ehe nicht das, was sie seit über anderthalb tausend Jahren hier im christlichen Westen, im Abendland, vorgibt zu sein, nämlich ein Sakrament für das ganze Leben und vielleicht darüber hinaus, oder nur ein Vertrag wie jeder andere auch? Und Letzteres scheint sie für viele Menschen zu sein, was nicht verwundert bei der als einfältig bezeichnenden Bezogenheit auf das, was dann oft folgt und wo dann gerne Langeweile einziehen wird, um lange im Haus zu verweilen. Gut das sind jetzt Gedanken und mehr nicht, Gedanken aus der Überlieferung oder aus der Romantik übernommen und in unsere Zeit gebracht, in unser Jahrhundert. Doch diese Gedanken allein ins 21. Jahrhundert herüber zu retten, das wäre es vielleicht.
Das hier ist also die Summe von Beobachtungen, ist wie ein Tagebuch, wie ein Bericht von mir und den Meinen, von Menschen, von Dörfern, Städten, vom Bier, von der Pharmaindustrie. Es wird vielleicht ein kleiner Roman werden, ein erzählender Tagebuchbericht mit dem Inhalt eines romanhaften, immer wieder ausufernden Erzählens. Trotzdem ist es kein richtiger Roman, eher ein Lebensbericht, ein inneres Gemälde. Es ist halt immer wieder das Gleiche, wenn man berichtet. Man schreibt, wie um sich zu erinnern, sich zu heiligen, zu heilen, Himmelherrgott!
Im Moment sind wir in der Mitte des Oktober 2014. Ich schreibe das, um zu zeigen, in welcher Zeit wir uns befinden und dass heutzutage nicht nur der FC Bayern Sorgen hat mit einem seiner Manager, geringe natürlich gegenüber denen des 1.FC Nürnberg zurzeit oder gar der politischen Situation in der Ukraine oder im nahen, dem sehr Nahen Osten.
So nennt man ihn doch, den Landstrich, nicht weit von uns, den Nahen Osten, vielleicht auch den Mittleren. Die Gegend, wo eigentlich Milch oder Honig fließen sollte, es aber nicht tut. Und ein russischer Präsident in der Schmollecke, nachdem er sich die Krim geholt hat, he? Ein unglaublich verwackeltes Bild. Es passt doch gar nicht in unsere Aufgeklärtheit hinein, in unsere von Vernunft beseelte Welt, der Schröderwelt, wenn man so will. Und schon wieder ist ganz woanders, aber nahe bei uns, ein Boot - voll mit Flüchtlingen - gekentert, wie man es lesen kann (und sehen sogar), ein Boot vor Lampedusa. Lampedusa aber ist eine kleine Insel zwischen Nordafrika und Europa, und diese ist auch sehr nahe bei uns.
Ach, wir hören schon gar nicht mehr richtig hin, was alles passiert und die Gesichter der Politiker, sowie der Politikerinnen, falls Sie, liebe Leser und Leserinnen auf diese Unterscheidungen Wert legen, werden immer unschlüssiger. Ja, unsere Minister oder Ministerinnen, sie scheinen überarbeitet oder auch überfragt zu sein. Kurzum, es brennt.
Vor einigen Abenden erst, die Sendung „Hart aber fair“ mit dem Thema Islam und dessen Aggressivität. Ein Scheich, der in Leipzig lebt, war dabei, bei dem war ich mir unschlüssig, ob er nicht doch ein ganz allgemein gültiger Deutscher war, also einer von der Sorte, die jetzt im Jahr 2014 wieder abenteuerlich denken. So ähnlich wie bei uns vor 80 Jahren? Er meinte zudem, alles ginge nur über die Scheiche oder Imame, die in den Moscheen Einfluss auf die muslimische Gemeinde hätten, natürlich auch auf die Jugendlichen. Im Guten wie im Bösen. Da hat er wohl recht gedacht, der Scheich. Er stammt aber aus Syrien, das fand ich im Internet heraus. Man soll ihn aber, wie ich höre, jetzt aus der Moschee hinauskomplimentiert haben.
Gut, wir in Deutschland, die wir schon lange in diesem Land seit Generationen wohnen, wir sind gebrannte Kinder, klar. Auch wenn wir es manchmal vergessen. Vor achtzig Jahren sind wir in nicht geringem Maße einer Hysterie aufgesessen, einer Dämonie, einer Manie, einer Religion fast, mit der man gegen die „ganze Welt“ anging, gegen eine Wand lief und sich wunderte, dass die Wand mit gleichem Druck antwortete, hahaha. So eigenartig war diese Manie in ihren manchmal sogar gesungenen Liedern und Gedankenverwicklungen, in ihren Worten und Werken, dass man heute nur mehr sagen kann: Donnerwetter! „Und morgen die ganze Welt“. Aufmüpfig gegen die Welt wollten wir sogar „weitermarschieren, wenn alles in Scherben fällt“.
Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen, ich meine hier und jetzt, bloß einmal musikalisch betrachtet, allein diese Phrase: “alles in Scherben fällt“ oder kürzer noch: „Scherben fällt“. Summt das bitte mal musikalisch - und zwar wiederholt -: „Scherben fällt – Scherben fällt – Scherben fällt“. Merkt ihr den dummen Ton? Und in der Wiederholung, vielleicht zwanzig oder fünfzig Mal (macht es wirklich einmal solange!), dann erkennen wir die beknackte Dummheit dieser Phrase ganz deutlich. Das ist er doch, das ist er, unser schöner volkstümliche Ton, das ist er doch!
Auf der Suche nach dem verborgenen Glück bin ich während einer Sonntagsmesse im Steigerwalddom einer reizenden Stadt in Unterfranken, in Gerolzhofen, auf ein schönes Lied gestoßen: „Danket Gott, denn er ist gut, Halleluja!“ aus dem neuen geräumigen Gesangbuch „GOTTESLOB“ der Diözese Würzburg. Die Musik stammt von Robert Williams. Man kann es bei YouTube anhören, ein passabler Organist spielt es und es wird auch gesungen. Es klingt ein bisschen nach: „Alle Vögel sind schon da“, also kindhaft, und das soll es wohl sein und kindliches Fröhlichsein verbreiten. Habe es auf meinem Elektroklavier sofort einmal nachgespielt. Meine Frau schüttelt lachend den Kopf. Da bekommt die katholische Kirche zurzeit nicht die Kurve, denkt man, und dann betört sie uns mit derartigen Liedern im neuen Gesangbuch, für dessen musikalischen Inhalt der Bischof von Würzburg besonders engagiert war, wie man lesen kann. Friedhelm sei mit euch!
Die Peschmerga, also die kurdischen Kämpfer im Norden des Irak, so hört und sieht man es zum Ende des Jahres 2014 immer wieder, warteten sehnsüchtig auf versprochene Waffen aus Deutschland. Dabei waren zwei oder gar drei Flugzeuge, die alles heranschaffen sollten, nicht einsatzfähig. Aber vor geraumer Zeit, am 25. September 2014 kam unsere sportlichdrahtige Verteidigungsministerin von der Leyen zu den Kurden und versprach, indem sie die schönen Augenbrauen vielsagend hochzog, entschuldigend sozusagen, dass bald Rettung naht. Da lud sie der Kurdenchef zu sich ins Haus ein.
Danach kommt die Meldung per Fernsehen ins Haus, dass ein großes Flugzeug mit Waffen im Norden des Irak angekommen ist. Unglaubliche Angst wird danach bei uns geschürt. Es kommt jetzt etwas auf uns zu, was gefährlich sei, heißt es. Trotzdem wird erst einmal weiter konsumiert, dass die blauen Säcke mit Kleidung und Schuhen jedes halbe Jahr gefüllt werden könnten mit dem, was weggeworfen wird an Mode oder an anderem Zeug, das nicht mehr modern ist. „Und in die blauen Säcke geht eine Menge“, sagte unlängst ein junges Mädchen im Fernsehen.
Das Verzwickte mit der Glückssuche ist so, stelle ich mir vor: Man wartet und dann findet man plötzlich etwas, das einem unglaublich behagt, einen innerlich sozusagen umhaut. Gut, Ernst Jünger mag da eine spezielle Meinung haben, wenn er von seinen eigenen Glücksmomenten in extremen Situationen des ersten Weltkrieges berichtet. Bei mir war es so, dass uns, also meiner Mutter, mir und meinen beiden kleinen Brüdern auf der Flucht im Jahr 1945 ein auftauchender Panzer, wie um eine Böschung herum erscheinend – und voll gepackt mit jungen sonnenbraunen Männern in erdfarbenen Uniformen und Stiefeln, Russen sozusagen – nicht sofort und zügig überfuhr, sondern quietschend anhielt. Glück gehabt! Dazu flog ein in Papier gewickeltes Etwas an meine dürren Beine und beim Aufheben merkte ich, dass es ein Bonbon war. Da war sofort, und lange noch danach, ein glückliches Gefühl in mir, gerade eben erst wieder in der Erinnerung emporkommend.
Unerwartet kommt oft etwas daher gewackelt, das überrascht. Es kam aber immer wieder, das gute und schöne Glück, es kam wie erwartet, denn da war ein Licht, das leuchtete und es brannte geradezu für den wartenden Menschen. Immer, wenn man es brauchte, war es da und rief: Da bin ich!
So wollen wir auch den Kurden und allen, die von Fanatikern irgendwo auf unserer Erde verfolgt oder gequält werden, Glück wünschen, oder vielmehr das Glück des Tüchtigen. Dafür müssen wir einstehen, dafür müssen wir laut einstehen, deutlich und immer wieder. Wir, die wir vieles wissen und es bereits einmal erlebt haben, und wie! Es ist wirklich noch gar nicht allzu lange her, achtzig Jahre ungefähr.
Glück zu haben bedeutet ja wohl nichts Anderes als für sein Glück zu streiten. Es zeigt sich dann der Erfolg. Oft lugt er schon um die Ecke und wir merken es bloß nicht. Aber nur etwas Geduld und Mut, auch der Friede kommt einmal wirklich auf unsere arme Erde, und er wird dann nicht nur angesungen oder angeträllert von irgendeiner Nicole oder Helene. Nein, wie ein Mairegen wird er kommen, überraschend während kaum mehr ertragbarer Dürre, und er wird die Menschen erfrischen. Dann, wenn die „Geistdynamik“ endlich ihren Sieg erringen wird, also die Dynamik unserer inneren Kraft, unseres Mutes, diese ganz spezielle Kraft, die wir oft Gott, Allah oder Jahwe nennen oder Revolution.
Doch die Entwicklung hier auf der Erde ist eher der Evolution verpflichtet und somit wohl einem automatischen Überleben von etwas, das irgendwie geschützt werden soll, weil es wertvoll ist. Und diese Auswahl - denkt man gern - geht so vonstatten, dass eine Steuerung überhaupt nicht notwendig sei, weil alles sowieso von alleine geht, denkt man. Das trägt man denkend in sich hinein und vor sich her, stolz auf das, was man so denkt. Da sei aber doch gleich einmal angemerkt, dass eine Auswahl, also auch ein Aussortieren von nicht Widerstandsfähigem doch irgendwie gesteuert sein muss, sonst wäre diese Auswahl ja gar nicht so möglich, einfach nicht da, oder wie oder was? Aber egal: Steuerung ja oder nein: Die Wissenschaft wird es vielleicht einmal erklären können, eventuell schon bald.
Es werden vielleicht sogar wir irgendwann einmal, wir, die im Moment Rastlosen und Ratlosen zur Besinnung kommen, ruhiger werden, uns einander angleichen womöglich und nicht etwa brutal aussortieren, wenn endlich das erreicht wurde, was sich die Menschen überall wünschen: ein Auskommen mit dem, was sie für sich erwirtschaften können. Dafür - und für das sicherlich immer noch versteckte Glück darin - werden die Regierungen wohl weltweit arbeiten müssen und durch Zusammenschlüsse politischer und wirtschaftlicher Gebilde sorgen, dass die Gemüter, die momentan etwas zur Panik neigen und Flüchtlingsströme auslösen (Wut auf Systeme, auf der Suche nach dem Glück, nach Sicherheit und dergleichen mehr) beruhigt werden. Eher nicht? Wobei doch dringend zu hoffen wäre, dass so manch aggressiver Führer zur Räson gebracht werden wird, wenn man mit ihm sprechen würde, wenn sozusagen die Welt ihm zeigte, dass er ernst genommen wird, aber natürlich nicht zu ernst. Was haltet ihr von diesen Gedankengängen? Ich kann es mir denken.
Gut, wir haben zurzeit noch einen Obama, der Grenzen überwindet und Wege gehen kann, die man nicht sobald hätte erwarten können. Aber man weiß nicht, was nachkommt. Und Kriege stehen wohl immer wieder zur Verfügung, Krieg auf die eine oder andere Art. Und das ist schädlich für uns alle, nur nicht für den Sieger, wie es scheint. Einmal aber werden wir alle Sieger sein.
Wobei man im Moment geradezu dafür beten müsste, dass die Dynamik des Geistes es wirklich bald schafft, dass wir zur Besinnung kommen und den Krieg endgültig ächten. Krieg als Spielzeug für Jungen und Männer, Vater aller Dinge, er hat, so denke ich, irgendwann einmal gänzlich ausgedient und dämmert im Moment nur noch dahin als Vehikel einer grausamen Vergangenheit mit blutig befleckter Aussicht auf Erfolg, auf Umwälzung und schäbige Selbstbestätigung (auch für Verrückte), wie wir wissen.
Oder träume ich einen Traum, der niemals in Erfüllung gehen wird? Ist es noch lange nicht zu Ende mit dem verderblichen Krieg, mit den Vorbereitungen dazu, mit der jugendlichen Freude an einem heldenhaften Streit, mit der verzweifelten Freude an ihm, am Heldentum eben, an zu vollbringenden furchtbaren Taten, ohne dafür bestraft zu werden für mögliche Verbrechen oder Vergehen, die den Irrsinn der Welt, unserer Welt, beleuchten und weiterhin beleuchten werden, bis sie endlich einmal erkannt werden, um der Öffentlichkeit berichtet zu werden?
Ach, unsere verrückte Welt, nicht nur im Nahen und Fernen Osten, nicht nur an den Rändern Russlands, nicht nur hier und da im Jetzt, nein schon immer seit es uns Menschen gibt. Und gerade wir im Westen, zumal in Europa, haben eine Ahnung davon, wie es geht und wie es misslingen kann, haben Reiche gegründet, waren Kaiser in Indien und wo noch alles, als herbe Kolonialisten und haben Reiche, große Reiche, zerstört und zwar ohne Scheu. Und heutzutage bombardieren wir fremde Länder, fremde Menschen und sagen vielleicht: Gott stehe uns bei, Allah oder Jahwe! Unheil kommt eines Tags über uns, wenn wir so denken, Unheil und zu späte Reue!
Reden ist daher angesagt, herauskitzeln, was der Nachbar will, die Menschen neben uns. Jeder Mensch möchte in Frieden leben auf unserer schönen Erde, nehme ich einmal an, vielleicht sogar mit einer (klitzekleinen) Freude am Nächsten, vielleicht sogar sehr und schon bald. Wir Deutschen, denkt man, können hier ein Beispiel geben, wenn wir nur unser Bestes in uns wachrufen: Die alte Tapferkeit in der Gefahr.
Mit verbrecherischem Krieg aber, mit daraus folgendem Sieg und der entstehenden Macht (errungen mit Geld, das man den ahnungslosen Menschen womöglich noch gestohlen hat) und dem (oftmals idiotischen) Willen, diesen Sieg grandios dem jeweils bedauernswerten Unterlegenen aufzuzwingen und zu einer immerwährenden Politik zu gestalten, das spukt, wie wir sehen, in den Köpfen manch unsauberer Macher herum. Das geht soweit, dass man womöglich ein armes Land wie Griechenland der Gier und dem Geld opfern könnte, wenn man es ganz schlau anstellte. Das führte nach der hoffnungsvollen Wende zwischen Ost und West im Jahr 1989 zu erneuten Verwerfungen wegen der immer gleichen Ungeduld, nach einem eben errungenen Sieg nun einen zweiten endgültigen Sieg zu erringen, einen Sieg der eigenen Vorstellung von Macht und von Geld, also des Teufels-Mist, wie es der jetzige Papst Franziskus genannt hat. Und es führt dazu, dass sich so etwas wie Revolten, ja direkte Revolutionen überall auf unserer Erde gegen die sogenannten „Systeme“ ausbreiten, zuerst mit einiger Aussicht auf Erfolg, um dann im Gegenschlag bald schon als völlig komplizierte verbrecherische Gewaltkriege auszuarten, wie man sie zurzeit leider erlebt.
Ist ja schon gut, denken jetzt bestimmt einige Leserinnen und Leser, das alles ist wahr, aber es ändert sich bestimmt bald, denn wir werden einsichtig. Das war einmal - denkt vielleicht auch der Philosoph - doch der wird ausgelacht.
Sieh mal, da fährt ein Bus aus Bamberg am frühen Morgen los und die Fahrt geht in den Süden. Der Bus ist voll und die Reisegesellschaft ist bunt. Mit einigen Erwartungen geht es in den Süden, der Sonne entgegen. Und es war nicht einfach, mich zu überreden, diesmal mitzukommen, denn eigentlich bin ich gern in Bamberg und trinke dort in Ruhe mein Bier. Ich - gerade dem bischöflichen Konvikt zu Speyer entsprungen und die Hauptrolle des Brutus in Shakespeares Julius Cäsar auf der heimischen Bühne in Speyer sowie das Nationaltheater in Mannheim ausgeschlagen, hahaha -, ich habe lieber ein Praktikum als Bierbrauer in Bamberg begonnen, um demnächst in Weihenstephan studieren zu können.
Außerdem bin ich gerade dabei, mich dem Leben zuzuwenden, dem echten Leben wohlgemerkt, denn ich hatte zuvor etwa sieben Jahre lang mein armes Leben in einem katholischen Heim zugebracht mit Meditationen, Latein, Altgriechisch und so weiter. Das lag nun hinter mir, genau wie meine verwirrte Kinderzeit während der Kriegsjahre und der Flucht, der vollzogenen Vertreibung eher. Und nun bin ich endlich dem echten Leben zugeneigt.
Dabei wohne ich noch mit meinem jüngeren Bruder Dieter bei unserer Mutter und besuche ab und zu in Bamberg meine Freunde, die im Kolpinghaus sich auf das Abitur oben bei den Karmeliten vorbereiten. Außerdem bin ich mit meinem intelligenten Freund Jörg zusammen als Dichter zugange, sodass es regelrecht schon zu einigen kleinen wunderlichen Ergebnissen gekommen ist und trainiere (aufgemerkt!) als zarter Leichtathlet beim FC Bamberg, wo die Amerikaner die Helden sind. Doch die Brauerei ist jetzt mein wahrer Aufenthalt, der mich dem echten Leben zuführen soll, nachdem ich es schweren Herzens aufgegeben hatte, einmal ein großer Musik-Clown zu werden. Das muss man sich einmal vorstellen.
Ich habe schon die ersten Henry Miller-Romane gelesen, auch E.T.A. Hoffmanns „Kater Murr“, bzw. dessen Lebensabsichten, wahrscheinlich sogar die frühen eigenwilligen literarischen Gebilde im Bamberger Dialekt von Gerhard C. Krischker und zu meinem Ergötzen wohnt über uns eine attraktive junge Frau mit zwei kleinen Kindern, die es gerne sieht, wenn ich zu ihr heraufkomme, um ein wenig zu plaudern.
Ja, wir saßen oft schon in bunter Runde ab und an vor dem Fernseher und bestaunten die jeweiligen Tanzveranstaltungen, egal ob es nun deutsche, europäische oder Meisterschaften auf Weltniveau waren. Einmal half ich ihr sogar beim Aufräumen im sommerlich überhitzten Dachzimmer – Auge in Auge auf dem Boden hockend - und es kam dabei leider zu keinem Übergriff meinerseits, weil ich in Gedanken wieder mal näher bei meinem lieben Gott war. Da war die einmalige Chance vorbei und sie dankte es mir nachher oftmals, indem sie sagte – sogar bei einsamen Spaziergängen im Hain - ich sei ihr Schutzengel. Danach durfte ich wieder meditieren, super!
Vor einem Jahr habe ich mir eine gebrauchte Posaune gekauft und tröte nun damit ganz wunderbar, bin Mitglied im Jugendblasorchester Gaustadt, mit dem wir sogar schon mal einen ersten Preis in Bad Windsheim erspielt haben, als wir so schön die Ouvertüre zur „Diebischen Elster“ spielten. Aber am meisten begeistern mich die amerikanischen Militärmusiker, wenn sie zum Domreiterlauf aufspielen. Wunderbare Jazzmusik wurde gerade erst wieder in die frühlingshafte Luft geschleudert, das gefiel mir sehr.
An den Wochenenden gehe ich mit meinem Kollegen Klaus Schneider, der ebenfalls in der Bürgerbräu lernt, erst einmal samstagabends in eine dieser kleinen Bamberger Brauereien zum Abendessen, dann machen wir uns auf den Weg in eine Spätvorstellung im Kino und danach auf den langen Rundkurs durch die Bars, wo wiederum die Amerikaner zugange sind und viele Frauen dem Tanz frönen, wie auch wir. Vorher haben wir uns mit den wunderbarsten Zigarren der Marke Brasil eingedeckt, die wir, sofort nach dem Abendessen, auf dem Weg durch die Stadt, schmauchen. Ja, ich bin jetzt in der Tat soweit, dass ich dem Leben entgegenspringen will, mit vollem Anlauf, wenn mich nur jemand auffangen würde. Das ist der Zustand, den muss man wissen.
Ist es denn die Möglichkeit, dass ein junger Mensch, nach all dem, was er erlebt hat, jetzt wirklich mit dem Bus in die weite Welt hineinfährt, oder sollte er in dieser Zeit nicht lieber allein zu Hause ausspannen? Ausspannen im Kino, ja, das ginge an, das wäre eine gute Möglichkeit, das ließe man sich gefallen, aber mit dem Bus?
Nun komm schon mit, stell dich nicht so an, sagte meine Mutter und unser Ersatzvater, Gentleman, ehemaliger kaiserlicher Artillerist und danach SA-Mann, mir und meinem Bruder bis dato ein tüchtiger Erzieher, tat sein Bestes und lockte ebenfalls. Jetzt, da er wieder mit seiner Frau zusammen war, muss es gesagt sein, das muss man sich einmal vorstellen, wo er doch früher tat, als sei er frei.
Es ging die Reise weit über die Alpen hinaus und hinten im Bus, das heißt, nicht ganz hinten, aber schon im hinteren Teil, also rechts hinter der zweiten Tür, wenn man sich den Bus in seiner Fahrtrichtung vor Augen hält (und sich, vorne links sitzend, umdrehte!), wenn man aber von vorne kam und durch den Bus nach hinten ging, natürlich hinten links, direkt hinter der zweiten Tür also, da saß Sie.
Ich hatte sie sofort entdeckt in ihrem sportlichen Reisekostüm, sie mich auch, doch nur irgendwie peripher, wie sie mir später erzählte. Hastend wäre ich dahergekommen, meinte sie, und schwitzend bereits am frühen Morgen. Mit zwei großen Koffern. Die elegante Mutter in Stöckelschuhen hinterdrein, mit wehendem Schal. Spät kommen sie, aber sie kommen, hätte unser Ersatzvater Heinrich Hacker, Gentleman usw. - im Bus schon wie fest angewachsen - lautstark verkündet und seine Gattin zum Nicken gebracht. Sie war eine Baltin und früher einmal als Schönheit in der „Gartenlaube“ abgebildet gewesen, berichtete er uns jetzt zuweilen. Ja, es war inzwischen erkennbar doch eine „menage a trois“, ein enges Dreiecksverhältnis entstanden, innerhalb dessen wir uns alle bewegten. Da kamen wir also, Mutter und ich, setzten uns endlich hin und der Bus fuhr ab. Im Nachhinein betrachtet ein Glücksweg.
In Toblach - oder auch Dobbiaco - war Rast. In den 60-er Jahren des letzten Jahrhunderts gab es dort ordentlich Stress. Fernleitungsmasten und anderes mehr wurden gesprengt, um den Italienern zu zeigen, wer der Herr im Hause ist und heute sind sie in Südtirol wirklich zufrieden, in einer starken Autonomie nämlich. Anne stieg hier aus für die nächsten 14 Tage, sie hatte die Mädchenrunde hinten im Bus bisher andauernd unterhalten. Jetzt war Ruhe dort angesagt, wo Sie inzwischen ruhig schlafend saß. Ab und zu wurde gehalten. Ich hatte mich hinter sie gesetzt, es war ja nun mehr Platz im Bus. Einmal nahm ich ihr ein ziemlich großes Insekt von ihrem Rücken – von ihrem gelb strahlenden und kunstvoll gehäkelten Oberteil -. oh Gott, oh Gott! Fragte sie aber vorher, ob es gestattet, zeigte ihr sogar das krabbelnde Ding, damit sie meine Ehrlichkeit spürte und sie lächelte. Ach, du liebe Zeit!
In Jesolo ging es bei schönem Wetter Tag für Tag so dahin. Gutes Essen zu Mittag und auch am Abend. Sie saß an einem Tisch in der Nähe und mischte für die ganze Runde den Salat, zwinkerte mit dem Auge herüber und forderte mich auf, ebenfalls tüchtig zu essen. An den Strand kam sie manchmal einwenig später als wir, ab und zu sogar mit der kleinen Tochter des Hauses an der Hand, aufgehend in der Sonne wie Venus, den kleinen Amor neben sich, aber doch eher wie eine antike Amazone, die prüfend umherschaut und Luft einsaugt. Mit den anderen Mädchen scherzte sie angenehm und sie machten dann zusammen jeweils für den Abend aus, dass sie zum Tanzen gingen.