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Rubinstern Die junge Jessica hegt eine große Vorliebe für Vampire und Rubine. Mithilfe eines neu erstandenen Sternrubins lenkt sie die Aufmerksamkeit des attraktiven Vampirs Kristian auf sich. Überarbeitete Neuauflage 2021
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Seitenzahl: 52
Veröffentlichungsjahr: 2016
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Jessica Ravenwood
Gedankenverloren schlenderte ich an diesem verregneten Freitagnachmittag durch unsere sonst so romantische Altstadt. Das miese Wetter und die tief hängende Wolkendecke drückten enorm auf meine ohnehin schlechte Stimmung.
Ich hatte wieder einmal eine herbe Enttäuschung hinter mir. Mein Freund hatte sich letzte Woche von mir getrennt. Da ich den Kopf freikriegen wollte, hatte ich beschlossen, einen Stadtbummel zu machen. Doch dieser Spaziergang munterte mich auch nicht auf. Ich zog meine Zigaretten aus der Tasche und zündete mir eine an. Beim Versuch, sie zurück in die Tasche zu stecken, ließ ich sie jedoch fallen. Ich bückte mich, um sie aufzuheben, und dabei fiel mein Blick auf ein Schaufenster auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Dieser Laden war mir nie zuvor aufgefallen.
Ich überquerte die Straße und blickte ins Schaufenster. Es war geschmückt mit Grablichtern, Kerzenständern, Büchern und allerhand magischen Symbolen. Schon seit meiner Kindheit war mein Interesse an Okkultem groß. Über die Jahre entwickelte ich mich zur Okkultismus-Expertin. Ich hatte ein Händchen fürs Kartenlegen, deutete die Runen und beschäftigte mich mit Edelsteinen und Heilkräutern. Die Mythologie der alten Germanen und Kelten faszinierte mich, aber Vampirismus war meine wirkliche Leidenschaft!
Über der Eingangstür stand in großen Lettern „Exorial“. Den gleichen Titel trug eines meiner Lieblingsbücher. Als ich die Tür öffnete und eintrat, stieg mir eine Wolke von Patchouliduft entgegen. Unzählige Kerzen tauchten den Laden in ein mystisches Licht, und es kam mir vor, als würde ich die Schwelle in eine andere Welt übertreten.
Ich sah mich um und entdeckte verschiedene Bücher zu unterschiedlichen magischen Themen. Es gab Tarot-Decks, Runen, Pendel, Edelsteine, Kräuter und Räucherwerk. Da fiel mein Interesse auf eine Vitrine, in der sich verschiedene Talismane und Amulette befanden. Ich ging darauf zu, und ein lilafarbener Stein, der an einer silbernen Kette hing, fiel mir sofort ins Auge.
Der Rubin war ebenfalls in Silber gefasst, in Tropfenform geschliffen, und in seinem Innersten schimmerte ein kleiner Stern.
Ein Sternrubin – König der Korunde!
Ich bewunderte ihn und wusste, ich hatte endlich „meinen“ Stein gefunden. Ich wandte mich an die Verkäuferin und deutete ihr an, dass ich etwas kaufen wolle. Sie kam bereits lächelnd auf mich zu.
„Ich möchte bitte diese Kette“, sagte ich und zeigte auf den Rubin.
Sie nahm die Kette aus der Vitrine und legte sie mir um.
Ich sah in den Spiegel und war zufrieden.
Endlich, endlich habe ich meinen Stein, dachte ich.
Der Sternrubin war nach alter Überlieferung auch ein Symbol für Vampire und Astralvampirismus.
Insgeheim sehnte ich mich nach diesen untoten Geschöpfen. Nach einem Leben in Dunkelheit und Leidenschaft. Nach einem Wesen der Nacht, das mir meine Sterblichkeit raubt und mich in die Schönheit der Nacht trägt.
Mein Leben war übersät von Enttäuschungen und Rückschlägen, doch es gab auch Glücksmomente wie diesen. Der Anblick des Steins versetzte mich in Euphorie, und meine Traurigkeit war vergessen, zumindest für den Augenblick.
„Diese Kette ist wie für dich gemacht“, bestätigte mich die Verkäuferin in meiner Entscheidung.
Ja, das war sie wohl. Ich verließ mich meistens auf meine Intuition, meine Träume und Visionen. Ich bezahlte, verließ das Geschäft und machte mich auf den Nachhauseweg.
*
Kurze Zeit später betrat ich meine Wohnung. Zwei Zimmer, Küche, Bad, die ich mein eigen nannte. Ich zog mich um und ging ins Wohnzimmer, um eine CD einzulegen. Da ich hungrig war, machte ich mir ein paar Brote und stellte den Teller auf dem Wohnzimmertisch ab. Ich ging ins Schlafzimmer, nahm ein Buch aus dem Bücherregal, verzog mich damit auf die Couch und schlug ein bestimmtes Kapitel auf.
„Stella Rubea“
Ein Ritual, das einer alten Vampirgottheit geweiht war und mit dem ich meinen Sternrubin weihen wollte. Ich las die betreffenden Passagen und verputzte die Brote nebenbei. Da klingelte es an der Haustür, ich stand auf und öffnete. Es waren meine Freundinnen Denice und Isabell.
„Hey Jessy“, sagte Denice freudig und drückte mir zwei Flaschen Wein und ein Video in die Hand. „Bereit für einen Abend mit beißwütigen Vampiren? Wir haben uns ‚Die Königin der Verdammten‘ besorgt. Dieser Stuart Townsend ist ja so was von heiß. Der dürfte an mir nur allzu gern mal knabbern“, sagte Isabell, und beide machten es sich auf dem Sofa gemütlich.
Natürlich zeigte ich ihnen gleich meine neueste Errungenschaft und verschwand in der Küche, um Kaffee aufzusetzen.
Dann machten wir es uns gemütlich, dämpften das Licht und genossen den Film bei Kaffee, Rotwein und diversem Knabberzeugs.
Knapp drei Stunden später verabschiedeten sich die beiden und fuhren nach Hause.
Es war bereits nach Mitternacht, und da ich die Kette noch heute Nacht weihen wollte, bereitete ich schnell alles vor. Ich arbeitete als Fotografin für eine hiesige Zeitung und hatte gerade Urlaub. Hätte ich am nächsten Tag arbeiten müssen, hätte ich das Ritual verschoben, denn eine gute Stunde würde es in Anspruch nehmen.
In einem kleinen Schrank im Schlafzimmer befand sich, vor neugierigen Blicken geschützt, mein Altar. Ich nahm die Kette ab und begann mit dem Ritual.
Eine gute Stunde später war ich fertig. Ich legte die Kette wieder an, räumte alles weg und ging ins Bett. Ich las noch ein paar Romanseiten und löschte müde das Licht.
*
Feuchte Nebelschwaden überzogen die Gräber. Der Mond warf silbern schimmernd sein Licht auf zahlreiche Grüfte und Statuen. Der Wind spielte mit den Ästen wie ein Marionettenspieler mit seinen Puppen.
Knorrige Äste warfen tanzende Schatten auf die steinernen Monumente, und ein Blätterhaufen wirbelte vor meinen Füßen umher. Langsam schritt ich über den mit Efeu überzogenen Boden. Plötzlich hatte ich das Gefühl, beobachtet zu werden. Hinter jedem Grabstein, Baum oder Busch huschten schwarze Schatten umher. Mit einem Mal lösten sich zwei Schatten aus der Dunkelheit. Die Umrisse nahmen allmählich Gestalt an, und ich erkannte ein Pärchen, das in meine Richtung kam. Die hübsche, zierliche Frau war höchstens achtzehn Jahre alt und hatte kurzes knallrotes Haar.
Der Mann an ihrer Seite war einen Kopf größer als sie. Er hatte langes blondes Haar, trug einen knielangen Ledermantel und war ganz in Schwarz gekleidet. Sein Haar schimmerte wie das eines Engels. Die Strahlen des Mondes spiegelten sich in seinen markanten Gesichtszügen und betonten die Wildheit seiner Augen.