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"Rue des Citronniers" - Ein Roman, der die Sinne betoert und das Herz beruehrt. Paula, schwer verletzt und ohne Erinnerung, erwacht in einem fremden Zimmer in Frankreich. Ihre Begegnung mit Wenzel, einem Mann aus dem Jenseits, fuehrt sie auf eine Allee mit Zitronenbaeumen - ein Weg zurueck ins Leben. Im Dorf trifft sie Marie, deren Seifen nicht nur duften, sondern auch den Schluessel zu Paulas Vergangenheit bergen. Als Seifenherstellerin lernt Paula, die Fragmente ihrer Erinnerung zusammenzusetzen und steht bald vor dem groessten Abenteuer ihres Lebens: Eine Zeitreise, die sie zu einem verborgenen Mord und zu Wenzel fuehrt, dessen Schicksal mit ihrem untrennbar verbunden ist.
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Sämtliche Handlungen, Charaktere und Dialoge in diesem Buch sind rein fiktiv. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen und deren Reaktionen sind rein zufällig.
Prolog
Kapitel Eins
Kapitel Zwei
Kapitel Drei
Kapitel Vier
Kapitel Fünf
Kapitel Sechs
Kapitel Sieben
Kapitel Acht
Kapitel Neun
Kapitel Zehn
Kapitel Elf
Kapitel Zwölf
Kapitel Dreizehn
Kapitel Vierzehn
Kapitel Fünfzehn
Es gab sie, es gab die einzig wahre, große Liebe, die den Tod überdauerte. In den stillen Stunden der Nacht, wenn die Sterne am Himmel flackern und der Mond sein silbernes Licht auf die Erde wirft, erzählt das Universum von einer Liebe, die jenseits von Raum und Zeit existiert! Es ist eine Liebe, die nicht an vergängliche Körper gebunden ist, sondern an die unsterbliche Essenz der Seelen.
Diese Liebe ist wie ein altes Buch, dessen Seiten von den Fingern der Zeit vergilbt sind. Sie erzählt von Begegnungen in vergangenen Leben, von Augenblicken der Ekstase und des Schmerzes, von Versprechen, die im Wind verweht wurden, und von einem Band, das niemals zerrissen ist!
Die wahre große Liebe ist ein Tanz zwischen zwei Seelen, die sich in einem endlosen Kreislauf begegnen! Sie finden einander in verschiedenen Gestalten, in unterschiedlichen Zeiten und an verschiedenen Orten! Manchmal sind sie Liebende, manchmal Freunde, manchmal Feinde!
Doch immer sind sie füreinander bestimmt!
Diese Liebe ist wie der Duft von Zitronenblüten, der die Luft erfüllt und die Sinne betört! Weil sie unbesiegbar ist und mit unendlicher Freude und Glück erfüllt!
Er verblasst nie, selbst wenn die Blüten verblüht sind. Er bleibt in der Erinnerung, im Herzen, in den Träumen!
Die wahre große Liebe ist ein stilles Versprechen, das über den Tod hinausreicht! Sie ist das Licht, das die Dunkelheit durchdringt, der Anker, der uns in stürmischen Zeiten festhält!
Sie ist das Lied, das wir in unseren Herzen singen, wenn wir allein sind!
Warum überdauert diese Liebe den Tod? Weil sie nicht aus Fleisch und Blut besteht, sondern aus Energie, aus Schwingungen, aus dem unsichtbaren Band der Verbundenheit!
Sie ist das Geheimnis, das die Sterne bewahren, dass die Bäume flüstern und dass die Vögel singen.
Die wahre Liebe ist ein Wunder, das uns daran erinnert, dass wir mehr sind als nur Körper. Sie ist der Schlüssel zu unserer Seele, zu unserer Bestimmung, zu unserem ewigen Sein!
Es roch anders, Paula erkannte den Geruch, obwohl eine Erinnerung daran weit entfernt und kaum greifbar war.
Der Duft von Lavendel und Zitronenblüten wurde vom Mistral herübergetragen, während die französischen Fenster geöffnet waren und leichte weiße Vorhänge im Wind wehten.
Paula spürte Schmerzen in ihrem Körper. Jeder Atemzug fühlte sich an, als würde ein Messer in ihre Rippen stechen. Sie richtete sich im alten Messingbett auf und spürte den steifen Widerstand ihrer Muskeln. Als sie die Bettdecke hochhob und auf ihren Bauch blickte, sah sie Verbände an der Stelle, wo die Schmerzen am intensivsten waren. Als sie den Verband entfernte, sah sie zwei wulstige Narben, die grob zusammengenäht wirkten. Es war ihr unklar, was hier passiert war oder wie sie nach Frankreich gekommen war.
Ihr Kopf fühlte sich leer an, als hätte jemand alle Erinnerungen ausgelöscht. Paula fragte sich, woher die Narben stammten. Sie spürte jedoch eine Entschlossenheit in sich aufsteigen. Was auch immer passiert war, Paula würde es überwinden. Trotz der Schmerzen fühlte sie sich stark – ein Überlebensinstinkt, der sie antrieb.
Paula verspürte einen dumpfen Schmerz in ihrem Schädel, als sie tief einatmete. Die Umgebung war fremd. Wer hatte sie hierhergebracht? Und vor allem: Warum? Die Erinnerungen waren wie Nebel, flüchtig und nicht zu fassen. Ihre Hände tasteten über die raue Bettkante, während sie versuchte, die Puzzleteile zusammenzusetzen.
War es ein Unfall? Eine Entführung? Oder lag die Lösung in einer noch unerklärlicheren Ursache? Irgendwo in ihrem schmerzenden Körper und ihrem leeren Kopf musste die Antwort zu finden sein. Paula zwang sich aufzustehen, ihre Beine zitterten vor Anstrengung.
Die Wände des unbekannten Zimmers waren in einem pastellgelben Farbton gehalten, während die alten Dielen unter ihren Füßen ein knarrendes Geräusch von sich gaben. Paula schaute sich im Zimmer um und nahm alles in sich auf. Die pastellgelben Wände wurden von großen, eleganten französischen Fenstern durchbrochen, welche vom Boden bis zur Decke reichten und Tageslicht in den Raum ließen. Ihre schmalen Holzrahmen waren kunstvoll verziert und gaben den Blick nach draußen frei.
Die Wände waren mit Kunstwerken des berühmten Impressionisten Pierre-Auguste Renoir geschmückt. Eines der Werke, „Bal du moulin de la Galette“ aus dem Jahr 1876, zeigte einen Sonntagnachmittag in der Moulin de la Galette, einer Windmühle auf dem Montmartre, die als Restaurant und Guinguette genutzt wurde. Ein weiteres bemerkenswertes Gemälde ist „La Colazione dei canottieri” aus den Jahren 1880–1881, das eine Gruppe von Freunden des Malers beim Mittagessen auf der Terrasse eines Restaurants in Chatou zeigt.
Unter den Gästen befanden sich auch Renoirs spätere Frau Aline Charigot und sein impressionistischer Kollege Gustave Caillebotte.
Der Boden war mit einem bunten Flickenteppich bedeckt. Die einzelnen Stoffstücke waren auf kunstvolle Weise zusammengenäht und verliehen dem Raum eine behagliche Atmosphäre. Sie nahm den kleinen Spiegel, welcher auf dem kleinen Tisch neben ihrem Bett stand.
Paula betrachtete ihr Spiegelbild und sah einen Albtraum. Ihr rechtes Auge war zugeschwollen, die Haut um ihre Lippen aufgeplatzt und mit blutigen Krusten bedeckt. Hämatome zogen sich über ihr Gesicht und die Schwellungen verliehen ihr eine entstellte Erscheinung. Trotz des Schocks, den ihr Spiegelbild auslöste, spürte sie eine seltsame Selbstbewusstheit. Sie war verletzt, aber entschlossen. Die Verletzungen an ihrem Körper ignorierte sie vorerst.
Entschlossen näherte sie sich langsam der hohen, weißen Tür und öffnete sie leise. Paula betrachtete den Flur.
Die Holzdielen, offene Fenster und die Wände in Lavendelfarbe verleihen dem Ambiente eine besondere Note.
In einer Entfernung von weniger als drei Metern befand sich ein Mann, der mit dem Rücken zu ihr sprach, während er einer Frau gegenüberstand. Paula öffnete die Tür und ging zu ihnen. Sie berührte den Mann an der Schulter. Er drehte sich zu ihr um. Paula konnte es nicht fassen.
„Wenzel, du, wie kannst du hier sein? Du bist tot!“
Paula wurde von einem Strudel aus leuchtenden Spektren erfasst, der Schwindel erzeugte. Gleichzeitig wurde sie erneut vom Duft von Zitronen umgeben.
Sie befand sich auf einer sonnendurchfluteten Allee, die von Zitronenbäumen gesäumt wurde. Sie trug ein leichtes Sommerkleid und Sandalen, ihr langes Haar war zusammengebunden.
Die schmale Allee wies eine leichte Steigung auf und in der Ferne waren Häuser mit Terracotta-Dächern erkennbar.
Es war offensichtlich, dass sie sich weiterhin in Frankreich befand, vermutlich im Hinterland der Côte d’Azur.
Paula ging durch die sonnendurchflutete Allee, die von Zitronenbäumen gesäumt war.
Der Duft ihrer Blüten umhüllte sie wie ein vertrautes Versprechen. Die Hitze drückte auf ihre Haut und der Durst nagte an ihr. Es war, als würde sie zwischen zwei Welten wandeln - die eine von Schmerz und Verwirrung, die andere von sonnendurchfluteter Schönheit.
Ihr Herzschlag beschleunigte sich, als sie die Häuser mit den Terracotta-Dächern in der Ferne sah. Warum war sie hier? Warum führte sie dieser Weg?
Und vor allem: Wie konnte es sein, dass sie zuerst mit einem malträtierten Körper aufwachte und nun ohne einen Kratzer in der Provence stand?
Die Farben der Häuser wirkten wie ein Gemälde – Sonnenblumengelb, Terrakotta und Himmelblau. Die Fensterläden waren geschlossen, um die Mittagshitze draußen zu halten, und die Fassaden waren von wildem Wein und Bougainvillea überwuchert. Paula spürte, wie ihre Emotionen Achterbahn fuhren. Verwirrung, Neugierde und Angst vermischten sich zu einem Strudel aus Gefühlen.
Plötzlich hörte sie das leise Klappern von Geschirr aus einem der Fenster und roch den Duft von frischem Brot aus einer nahegelegenen Bäckerei. Paula fühlte sich wie eine Fremde in diesem malerischen Dorf, und doch war da etwas Vertrautes. War es der Duft von Lavendel und Zitronenblüten? Oder die Erinnerung an Wenzel, der plötzlich vor ihr stand, obwohl er verstorben war? Wieso konnte sich daran erinnern, aber ansonsten blieb ihr jede Erinnerung verwehrt?
Sie wusste nicht, wohin dieser Weg sie führen würde, aber sie folgte ihm. Möglicherweise würde sie im Dorf Antworten finden. Vielleicht würde sie herausfinden, wer sie war und wie sie hierher gelangt war.
Sie setzte ihren Weg fort, vorbei an alten Türen mit verwitterten Holzrahmen und schmiedeeisernen Gittern. Die Hitze flimmerte über den Dächern. Paula spürte, wie der Staub unter ihren Sandalen knirschte.
Sie hatte keinerlei Erinnerung an ihr Leben, wusste nicht, wieso sie in Frankreich war, und was passiert war.
Dennoch meinte sie, sich zu erinnern, dass sie Hitze nicht mochte. Es war viel zu heiß und wenn sie nicht bald etwas zu trinken fand, würde sie umkippen!
Erneut bog sie in eine kleine Gasse ab, die ein wenig Schatten spendete, alte Pappeln standen vereinzelt vor den Häusern. Paula steuerte die einzige Bank an, um sich ein wenig auszuruhen, sie war nass geschwitzt. Sie setzte sich auf die Bank und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die Hitze war unerträglich, und sie sehnte sich nach einem kühlen Getränk.
Als sie den Kopf hob, sah sie eine kleine Holzkommode vor einem der Häuser stehen. Auf der Kommode standen bunte Seifenstücke in verschiedenen Formen und Farben.
Neugierig erhob sich Paula und ging auf das Haus zu.
Die Tür stand offen, als Paula eintrat. Vor einem großen Waschkrug stand eine alte Frau in einem schlichten Kleid und rührte mit einem Holzlöffel in duftendem Lavendelwasser.
„Ah, du bist also die Neue“, sagte die alte Frau und lächelte Paula freundlich an. „Ich bin Marie. Willkommen in meinem kleinen Seifenatelier.“
Marie führte Paula zu einem kleinen Tisch unter einem blühenden Zitronenbaum im Schatten. Sie reichte ihr ein Glas mit eiskaltem Zitronenwasser, in dem Zitronenscheiben schwammen und dessen Duft Paula in die Nase stieg.
Marie sagte: "Trink, es wird dir guttun." Paula nahm einen Schluck und spürte, wie die erfrischende Flüssigkeit ihren Durst löschte. „Kennen sie mich? Sie sagten, ich sei die Neue!“
Marie erklärte, „Manchmal führt uns das Leben auf unerklärliche Wege. Aber du bist hier, weil du eine besondere Gabe hast.“
Paula runzelte die Stirn, „Eine besondere Gabe? Was meinen Sie damit?“
Marie und deutete auf die Seifenstücke auf der Kommode. „Du siehst die Welt anders“, erklärte Marie. „Du siehst die wahre Schönheit, die unter der Oberfläche liegt. Die Farben, die Geschichten, die Erinnerungen. Du nimmst anders wahr, du siehst Dinge, lange bevor andere diese bemerken. Du bist intuitiv, du hast eine andere Wahrnehmung!“
Paula wischte Maries Worte unwirsch beiseite. Die Vorstellung, eine besondere Gabe zu haben, war absurd. Sie hatte genug mit ihrem eigenen Überleben zu tun. "Das ist alles in Ordnung", sagte sie sachlich. „Könntest du mir bitte erklären, wie ich vor wenigen Augenblicken noch misshandelt und schwer verletzt war und jetzt plötzlich hier in der Provence stehe?“ fragte Paula.
Marie antwortete geduldig: „Manchmal führt uns das Leben auf unerklärliche Wege.“
Paula reagierte skeptisch: „Eine besondere Gabe?" Ich habe keine Zeit für solche Geschichten. Bitte sag mir, was mit mir passiert ist“, sagte Marie.
„Deine Gabe ist ein Geschenk“, erklärte sie. „Du siehst die Welt anders. Du erkennst die wahre Schönheit, die unter der Oberfläche liegt. Die Farben, die Geschichten, die Erinnerungen und du erkennst das Böse!.“
Paula runzelte die Stirn. „Und was hat das mit meinen Verletzungen zu tun?“, fragte Paula.
Marie antwortete leise, „Ich kann dir keine Antworten geben. Aber vielleicht findest du sie hier, in diesem Dorf zwischen den Zitronenbäumen und den duftenden Seifen. Du bist hier aus einem bestimmten Grund, Paula. Vertraue auf deine Gabe.“
Paula nickte, es wäre auch zu einfach gewesen, wenn sie hier Antworten auf ihre Fragen bekommen würde.
Sie schaute Marie an, „Wo soll ich jetzt hin, was soll ich machen?“
„Meine Liebe, du bleibst natürlich bei mir, ich habe dir ein Zimmer hergerichtet. Du ruhst dich aus, wir essen etwas und dann sehen wir weiter!“
Marie führte Paula durch einen schmalen Flur zu einem gemütlichen Zimmer im provenzalischen Stil.
Hier würde Paula für eine Weile Zuflucht finden. Die Wände waren in sanften Pastelltönen gestrichen, die an die Farben der Provence erinnerten. Ein antiker Holzschrank stand neben dem Bett.
Auf dem Nachttisch befand sich ein duftendes Bouquet aus Lavendel und Rosmarin.
Das Bett war mit einer gestickten Tagesdecke bedeckt, die von der Sonne angestrahlt wurde.
Paula ließ sich auf das Bett sinken und atmete den beruhigenden Duft der Lavendelblüten ein. Die Fensterläden waren halb geöffnet und boten einen Blick auf einen kleinen Innenhof mit einem Brunnen, umgeben von blühenden Oleanderbüschen.
Marie lächelte. „Hier wirst du dich sicherlich wohlfühlen“, sagte sie. „Die Provence hat eine besondere Art, die Seele zu berühren.“
Paula ruhte sich kurz aus, bevor Marie zum Abendessen rief.
Gemeinsam gingen sie in die kleine Küche, wo der Duft von frischen Kräutern und Gewürzen in der Luft lag. Auf dem Tisch stand ein provenzalisches Gericht, das die Sinne betörte, Ratatouille – ein köstlicher Gemüsetopf aus Tomaten, Zucchini, Auberginen, Paprika und Kräutern. Die Aromen vermischten sich zu einem harmonischen Ganzen, das nach Sonne, Erde und mediterraner Leichtigkeit schmeckte. Dazu reichte Marie knuspriges Baguette und einen einfachen, aber köstlichen Salat aus frischen Blattsalaten und Olivenöl.
Paula nahm einen Bissen von dem duftenden Ratatouille und schloss die Augen. Es war, als würde sie die ganze Provence auf der Zunge spüren – die Sonne, die Kräuter, die Erde. Hier, in diesem kleinen Zimmer, fand sie nicht nur Zuflucht, sondern auch einen Hauch von Magie.
„Was hat es mit den besonderen Gaben auf sich?“
Marie lächelte und nahm einen Schluck von ihrem Wein. „Meine besonderen Gaben“, begann sie, „sind ein Erbe meiner Familie. Wir stammen aus einer langen Linie von Kräuterfrauen und Heilern.“ Marie lehnte sich zurück und blickte in die Ferne, als würde sie in Erinnerungen schwelgen. Ihre Stimme war sanft und tief, getragen von den Jahren, die sie auf dieser Erde verbracht hatte.
“Meine Familie stammt aus der malerischen Provence”, begann Marie. “Dort, wo die Sonne golden auf den Lavendelfeldern liegt und der Duft von Rosmarin und Thymian in der Luft liegt. Unsere Wurzeln reichen weit zurück - Generationen von Frauen, die das Wissen um die Heilkraft der Natur in sich trugen.”
Sie streicht mit ihren knorrigen Fingern über den Rand ihres Glases und fährt fort, “Ich erinnere mich an meine Großmutter, eine weise Frau mit leuchtenden Augen.
Sie lehrte mich die Geheimnisse der Kräuter, die Kunst des Sammelns und die Magie des Mischens.
Wir durchstreiften die Hügel und Wälder, sammelten Beifuß für die Träume, Kamille für die Ruhe und Baldrian für die Nerven”. Marie schloss die Augen und atmete tief durch. “Die Menschen kamen zu uns, wenn sie krank waren oder wenn ihnen das Herz schwer wurde. Wir kochten Tees, Salben und Tinkturen - alles aus den Schätzen der Natur. Und oft genug saßen wir einfach nur da, hörten zu und spendeten Trost. Das Leben geht seltsame Wege”, fährt sie fort. “Manchmal führte uns das Schicksal zu Menschen, mit denen wir nicht gerechnet hatten. Ein verletzter Vogel, ein einsamer Wanderer, ein Kind mit Fieberträumen - sie alle fanden den Weg zu uns. Und wir haben geholfen, so gut wir konnten.”
Marie schlug die Augen auf und sah mich an. “Das Leben ist ein ständiger Fluss, mein Kind. Manchmal sanft wie ein Bach, manchmal wild wie ein reißender Strom.
Unsere Gaben sind ein Geschenk, aber auch eine Verantwortung. Wir müssen sie ehren und weitergeben - an die nächste Generation, an die, die Hilfe brauchen.”
Paula spürte die Weisheit in ihren Worten und die Tiefe ihrer Erfahrung.
Marie war mehr als eine Kräuterfrau - sie war eine Hüterin des Wissens, eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Zukunft.
Marie gestikulierte mit den Händen, während sie sprach. „Wir haben die Fähigkeit, die Seele der Dinge zu sehen. Die Farben, die Energien, die Geschichten. Es ist, als ob wir einen Blick hinter den Vorhang werfen können.“
Paula lauschte aufmerksam. „Und was sollen mir diese Gaben bringen?“
Marie seufzte. „Das ist eine gute Frage“, sagte sie. „Manchmal sind sie ein Segen, manchmal ein Fluch. Wir können die Schönheit der Welt sehen, aber wir tragen auch die Last ihrer Geheimnisse.“
Paula dachte an ihre eigene Situation. „Und was ist mit mir? Warum habe ich diese Gabe plötzlich?“
Marie zuckte mit den Schultern. „Das kann ich nicht sagen“, antwortete sie. „Aber vielleicht bist du hier, um etwas zu finden. Etwas, das dir gehört.“
Paula dachte an die duftenden Seifenstücke auf der Kommode. Vielleicht war das der Schlüssel zu ihren Erinnerungen. Vielleicht konnte sie in den Farben und Geschichten der Seifen Antworten finden.
„Kannst du mir beibringen, wie man Seifen herstellt und kennst du Wenzel?“, fragte Paula.
Maries Gesicht verschloss sich für einen kurzen Augenblick, bevor sie lächelte und antwortete: „Natürlich bringe ich dir die Seifenherstellung bei, deswegen bist du doch hier!“
„Und was ist mit Wenzel?“
Marie zerpflückte ihr Brot in kleine Stücke, „Wer kennt Wenzel nicht!?“
„Du kennst Wenzel, wie kann das sein?“
Marie stand auf und begann den Tisch abzuräumen, „Mädchen, lass uns für heute Feierabend machen, ich bin müde und ich kann dir nicht alle Fragen beantworten!“
Paula blieb sprachlos zurück, nahm sich noch ein Stück Brot und ging in ihr Zimmer. Etwas schien hier nicht zu stimmen.
Sie konnte sich immer noch an nichts erinnern, außer an ihren Namen und dass Wenzel schon seit Jahren tot war. Außerdem hatte sie angeblich besondere Gaben, an die sie sich nicht erinnern konnte. Es war unklar, wie Marie von diesen Gaben wusste und warum Paula hier war, um die Seifenherstellung zu erlernen.
Nach einem typisch französischen Frühstück zeigte Marie ihr das Seifenatelier. Marie war eine begabte Seifenherstellerin und brachte Paula die Kunst der Seifenherstellung bei.
Sie verbrachten Stunden in der Seifenwerkstatt, wo Paula lernte, ätherische Öle zu mischen, Seifenformen zu füllen und die Seifen nach dem Trocknen zu verpacken. Marie erzählte von den verschiedenen Kräutern und Pflanzen, die sie für ihre Seifen verwendet.
„Paula, das Seifensieden ist eine wunderbare Kunst, die uns mit der Natur verbindet. Es ist Magie, du könntest eine Vollmondseife herstellen, sie wird dir helfen deine Intuition zu stärken und deine Erinnerungen freisetzen. Oder eine Bärlauch Seife, sie wird dich schützen und deine Verbindung zu Wenzel stärken. Aber lass mich dir die einzelnen Schritte erklären. Zuerst sammelst du alle Zutaten und Werkzeuge, die du brauchst. Du brauchst Fette oder Öle, zum Beispiel Olivenöl oder Kokosöl, Lauge oder Soda, ätherische Öle für den Duft und Wasser. Der eigentliche Zauber passiert beim Verseifen. Man mischt die Lauge mit Wasser und gibt sie zu den geschmolzenen Fetten oder Ölen. Seife und Glyzerin entstehen. Jetzt wird es kreativ! Du kannst verschiedene ätherische Öle mischen, um den perfekten Duft für deine Seife zu kreieren. Zum Beispiel Lavendel für Entspannung oder Zitrusöle für Frische.
Nun gießt du die flüssige Seifenmasse in deine Seifenform. Es gibt unzählige Formen, von einfachen Rechtecken bis hin zu fantasievollen Silikonformen. Die Seife muss nun einige Tage ruhen, damit sie fest wird. Dann kannst du sie aus der Form nehmen. Zum Schluss verpackst du deine schönen Seifenstücke.
Du kannst sie in Zellophan Folie wickeln, in Seidenpapier einschlagen oder in hübsche Schachteln stecken. Paula, das Seifensieden ist eine Kunst, die Naturverbundenheit und Kreativität in sich vereint.“
„Ich verstehe immer noch nicht, welche Gabe mir beim Seife herstellen helfen soll!“
„Die Seifen spielen eine tiefere Rolle deinen Erinnerungen und deiner Suche nach Antworten. Jedes Stück Seife, dass du herstellen wirst, enthält nicht nur ätherische Öle und Kräuter, sondern auch einen Teil deiner eigenen Seele.“
Marie erklärt Paula, dass die Seifen eine Verbindung zu ihren verborgenen Erinnerungen und Gefühlen herstellen können. Wenn Paula die Seifen benutzt, kann sie in die Farben und Geschichten eintauchen, die sie enthalten. Die Düfte wecken Erinnerungen, die sie längst vergessen hatte.
Paula begann, ihre eigenen Seifen zu entwickeln - mit Lavendel, Zitrone, Rosmarin und anderen Kräutern.
Jedes Stück war ein kleines Kunstwerk, das ihre Begabung widerspiegelte. Sie spürte, wie die Seifen sie den Antworten, die sie suchte, näherbrachten.
Marie lächelte, als Paula ihr neuestes Seifenstück in den Händen hielt. „Die Seifen sind der Schlüssel“, sagte sie. „Sie werden dir den Weg zeigen.“
Paula spürte, wie die Seifenstücke in ihren Händen pulsierten, als hätten sie ein Eigenleben. Marie führte sie zu einem alten Spiegel an der Wand. „Schau“, sagte Marie, „schau genau hin.“
Paula blickte in den Spiegel und sah sich - aber nicht so, wie sie es erwartet hatte. Ihr Gesicht war von einem zarten Schimmer umgeben, und ihre Augen leuchteten in einem tiefen Blau. Die Seife hatte etwas in ihr freigesetzt, dass sie lange unterdrückt hatte.
„Du bist eine Seelenwanderin“, flüsterte Marie. „Du kannst die Erinnerungen anderer Menschen sehen und fühlen. Du kannst ihre Geschichten lesen.“
Paula starrte ihr Spiegelbild an. „Aber warum?“, fragte sie. „Warum ich?“
Marie legte Paula eine Hand auf die Schulter. „Ich weiß es nicht“, sagte sie. „Aber vielleicht ist es deine Aufgabe, die verlorenen Erinnerungen zu finden und die Geschichten zu erzählen, die im Verborgenen liegen.“
Paula nickte. Vielleicht war das der Grund, warum sie hier war - nicht nur, um ihre eigenen Erinnerungen zu finden, sondern auch, um anderen zu helfen, ihre verlorenen Geschichten zu entdecken.
„Die Seifen werden dir den Weg zeigen“, sagte Marie. „Vertraue ihnen.“
Paulas Gedanken wirbelten wie die Seifen, die sie festhielt. Sie versuchte, ihre innere Unruhe zu besänftigen, während der Duft von Lavendel und Zitrone sie umhüllte. Die Seifen hatten in ihr eine verborgene Erinnerung ausgelöst, die sie nicht greifen konnte. Es war, als würde sie auf ein Puzzlestück warten, das den Nebel ihrer Vergangenheit lichten würde.
Und dann war da Wenzel. Ein Name, den sie kannte, dessen Bedeutung jedoch im Dunkeln lag.
War er ein Freund, ein Verwandter oder vielleicht ein Fremder, der ihr auf irgendeine Weise vertraut war? Als sie ihn im Flur sah, durchzuckte sie ein vertrautes Gefühl.
Ein Echo aus der Vergangenheit, dass sie nicht einordnen konnte. Vielleicht war es ein Funke der Erinnerung, der sich langsam entzündete. Paula fragte sich, wie das alles zusammenpasste, da sie wusste, dass Wenzel tot war.
Sie fragte sich auch, warum sie anderen helfen sollte, ihre verlorenen Geschichten zu finden, wenn sie ihre eigene nicht einmal kannte.
Paula schloss die Augen und suchte Ruhe und Schlaf. Die Seifen gingen ihr auf die Nerven.
Sie verspürte inneren Widerstand. Sie wollte nicht die verlorenen Geschichten anderer finden, sondern nur ihre eigene. Sie drehte sich auf die Seite, zog die leichte Decke über den Kopf und schlief ein.
Paula und Wenzel saßen auf einer alten Steinbank im Garten von Maries Seifenwerkstatt.
Die Landschaft wurde von der Sonne in warmes Licht getaucht und der Duft von Lavendel und Zitrone hing in der Luft. Paula verspürte Anspannung, als sie Wenzel ansah.
Seine Augen waren tief und voller Geheimnisse, ähnlich wie ihre eigene Vergangenheit. Sie hielt inne und atmete tief durch.
Paula zögerte und begann dann zu sprechen: "Wenzel, ich erinnere mich an dich. Aber es ist so verwirrend.
Warum haben wir uns aus den Augen verloren? Wieso sehen wir uns?“
Wenzel legte seine Hand auf Paulas und sah sie ernst an. "Paula, unsere Liebe war immer anders.
Intensiver, aber auch komplizierter.
Wir waren Seelenverwandte, aber manchmal sind Seelenverwandte nicht füreinander bestimmt."
Paula nickte. Paula schaute Wenzel in die Augen und plötzlich durchfuhr es sie wie ein Blitz. Die Erinnerungen brachen hervor. Wenzel war der Mann, den sie gekannt hatte und der vor Jahren gestorben war.
Die Träume, die sie von ihm hatte, hatte sie verdrängt, weil sie zu schmerzhaft waren und ihr Angst gemacht hatten. Doch jetzt, in diesem Moment, sah sie ihn wieder und die Gefühle überwältigten sie.
"Wenzel", flüsterte Paula. "Du bist tot!"
Sie flüsterte: „Ich habe dich immer gespürt“, selbst nach deinem Tod. „Warum?“, fragte Paula.
Wenzel lächelte traurig. „Vielleicht, weil unsere Seelen miteinander verbunden sind. Vielleicht, weil wir eine Aufgabe haben. Du und ich.“
„Welche Aufgabe soll das sein?“, fragte Paula neugierig.
Wenzel blickte in die Ferne. „Die Seifen“, sagte er. Sie sind der Schlüssel. Sie werden dir den Weg zeigen.
Sie werden verlorene Geschichten finden, deine eigene und die von anderen. Und vielleicht, wenn du genug verlorene Geschichten gefunden hast, wirst du die Welt verändern.“
Paula betrachtete die Seife in ihrer Hand. Sie fragte sich, wie sie ihre Aufgabe erfüllen sollte.
Völlig übermüdet erschien Paula zum Frühstück, Marie biss herzhaft in ein Croissant.
„Guten Morgen, so wie du aussiehst hast du nicht gut geschlafen!“
Paula wischte sich mit den Händen durchs Gesicht,“ Ich hatte einen seltsamen Traum. Wenzel war darin, er sagte wir seien Seelenverwandte und so wie ich es verstanden habe, waren wir ein Liebespaar, offensichtlich ein unglückliches. Ach ja, im Traum wusste ich, dass er sich umgebracht hat und er sagte, wir hätten eine Aufgabe!“ Paula nahm einen kräftigen Schluck Kaffee, „Und wenn das nicht reichen würde, soll ich mit meinen Seifen verlorene Geschichten finden, um somit die Welt zu verändern, welchen Part er dabei einnimmt, hat er allerdings nicht erwähnt!“
Marie legt das Croissant beiseite und schaut Paula ernst an.
“Paula, das ist außergewöhnlich. Seelenverwandte, ein unglückliches Liebespaar und eine Mission - das klingt nach einer tiefen Verbindung. Und diese Seifen ... sie könnten der Schlüssel zu allem sein.”
Paula nickte. “Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, Marie. Aber ich kann nicht aufhören, daran zu denken.
Und ich habe das dringende Bedürfnis, mehr über Wenzel zu erfahren. Warum hat er sich umgebracht?
Und welche Geschichten sollen meine Seifen finden?”