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Etterdorf 1932. Ein Mann brachte Kinder um. Sein Motiv war Rache. Ein Vater schnappte ihn. Der Mörder wurde verhaftet. 35 Jahre später ... An einem Sonntag kam ein Mann in den Ort. Kurz darauf wurde ein Kind ermordet. Ist der Kerl der Killer, fragten sich drei Freunde. Dann kamen sie ihm auf die Spur. Doch es verlief anders, wie sie geplant hatten ...
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Opas Geheimnis
Der neue Lehrer
Wandertag
Der Waldschrat
Grausame Funde
Totenschädel im Wald
Todessturz vom Felsen
Abscheulicher Kofferraumfund
Der erste Verdacht
Die Schuppenleiche
Die Schlinge wird enger
Die Falle schnappt zu
Geständnis
Epilog
Jeden Sonntagmorgen unternahmen Klaus und sein Großvater eine Wanderung. Nur bei Regenwetter blieben sie Zuhause. Meistens wanderten sie in den nahe gelegenen Wäldern. Oft auch mal zum Gründsee. Auf dem Weg dorthin kamen sie an der Weide vorbei, auf der im Sommer ihre Rinder grasten. Dort sahen sie dann gleich nach dem rechten. Hin und wieder liefen sie sogar mal zu einem entfernten Ausflugslokal, der Waldschänke. Davon durfte aber Oma nichts erfahren, da sein Opa dort meistens mehr wie ein Bier trank. Damit Klaus zuhause schwieg wie ein Grab, bekam er ein Eis spendiert.
Bei den Ausflügen nahmen sie immer etwas Proviant mit. Den trug Klaus auf seinem Rücken in einem kleinen Rucksack. Die beiden liefen stets allein. Die zwei Hausfrauen bereiteten in der Zwischenzeit das Mittagessen vor. Sein Vater erledigte Arbeit, zu der er unter der Woche keine Zeit hatte.
Es war an einem warmen Sonntagmorgen im Mai 1961. Die beiden setzten sich bei ihrem Waldspaziergang auf einen dicken umgestürzten Baumstamm. Dann verspeisten sie ihre belegten Brote. Großvater trank wie gewöhnlich eine Flasche Bier und Klaus Limonade. Hierbei erzählte der ihm immer Räubergeschichten. Die meisten hatte er frei erfunden. Doch an diesem Tag bekam er eine wahre, zu jeder Zeit von ihm geheim gehaltene Begebenheit zu hören ...
«Es war im Jahr 1932. Ein Mann praktizierte in unserem Dorf sein mörderisches Treiben. Er hieß Arthur Heinze, war Anfang dreißig und der Dorfschullehrer. Dass er ein Doppelleben führte, war für uns alle unvorstellbar. Insgesamt hatte er acht Mädchen auf dem Gewissen. Er erlangte Ruhm als Phantom von Etterdorf, bis man ihn fasste.
Alles fing an, nachdem seine Frau ermordet wurde. Deine Mutter war grade sechs und noch nicht in der Schule. Es war Juni, die Heuernte hatte angefangen und wir holten das Heu vom Rodland ein. An diesen Tag waren nicht nur deine Mutter, sondern ebenfalls Tanten, Onkels und ein Mädchen aus der Nachbarschaft dabei. Die Rasselbande spielte Verstecken im Wald. Nachdem wir das Heu aufgeladen hatten, lief Oma in das Waldstück, um die Kinder zu rufen. Alle kamen wieder zurück. Nur das Nachbarmädchen nicht.
Wir schrien uns die Lunge aus dem Hals, aber sie gab keinerlei Antwort. Dann fuhren wir nachhause und meldeten es der Polizei. Die kamen sofort und durchsuchten den Wald. Sie fanden das Mädchen aber nicht. Erst drei Tage später wurde die kleine zwei Kilometer entfernt in einem Steinbruch tot aufgefunden. Ein Arbeiter entdeckte sie. Die Obduktion ergab, dass sie missbraucht und erwürgt wurde.
So ereignete sich ein Mord nach dem anderen. Einige nährten längst den Verdacht, dass nur der Lehrer in Frage kam. Seit dem Tag, an dem seine Frau verstarb, wurde der zum Einzelgänger und nahm nicht mehr am Dorfleben teil. Grenzte sich ab. Dessen ungeachtet war er ein sehrguter Lehrer. Niemand war aber zu diesem Zeitpunkt in der Lage das zu beweisen. Doch eines Tages wurde ihm seine triebgesteuerte Mordgier zum Verhängnis ...
An einem Morgen kam ein Mädchen einige Minuten verspätet ins Klassenzimmer. Auf den Weg zur Schule fiel ihr ein, dass sie ein Schulheft vergessen hatte. Sofort rannte sie nach Hause, um es zu holen. Leider kam sie aus diesem Grund unpünktlich an ... Das war in der alten Dorfschule gegenüber der Dorflinde. Da wurden noch die Schüler von der ersten bis zur achten Klasse in einem Raum unterrichtet. Das war nicht so wie heute, in der neuen Schule. Da sind die unteren und oberen Schulklassen getrennt und es gibt jetzt zwei Lehrer ...
Wie sie ankam, raunzte der Schullehrer sofort die kleine an. Er ordnete eine Nachsitzstunde für sie an. Nach den Schulstunden verließen alle das Klassenzimmer nur das Mädchen nicht. Nachdem ihre Geschwister nachhause kamen, sagten sie es der Mutter. Wenig später kam der Vater von der Frühschicht und erfuhr davon. Daraufhin war er erbost von der Willkür des Lehrers und hatte vor ihn zur Rede zu stellen. Er lief sofort los. Auf dem Weg zur Schule traf er seinen Nachbarn und erzählte ihm davon. Der sagte spontan, dass er mitgeht, falls es zum Streit kommt. Er war einer derjenigen, der den Lehrer in Verdacht hatte.
Nachdem die beiden dort ankamen, war der Klassenraum abgeschlossen. Dann liefen sie hastig die Treppe nach oben. Dort war die Lehrerwohnung. Der Vater sah, dass die Wohnungstür nur angelehnt war. Hier stimmt was nicht, sagte er zu seinem Nachbarn.
Leise betraten sie die Wohnung und hörten ein Geräusch aus einem der Zimmer. Diese Tür war auch nur angelehnt. Der Vater warf einen Blick durch den Türschlitz und sah, dass es das Schlafzimmer war. Vorsichtig und lautlos öffnete er die Tür. Dann sah er Entsetzliches ...
Auf dem Bett lag ... seine Tochter. Die war vollkommen unbekleidet. Gefesselt an Händen und Füssen am Bettgestell. Ihre Augen waren verdeckt mit einem Schal. Der Mund war mit einem Handtuch zugebunden, sodass sie nicht in der Lage war, um Hilfe zu rufen. Sofort stieß der Vater mit einem Ruck die Tür vollständig auf. Er sah, dass der Schullehrer ebenfalls hüllenlos auf dem Bett zwischen ihren Beinen kniete. Der Vater rannte ins Zimmer und schrie, das er eine Drecksau ist ...
Der Lehrer erschrak, hatte aber keine Chance mehr zur Flucht. Ihr Papa erfasste dessen Oberkörper und riss den Kerl sofort vom Bett auf den Fußboden. Erwartungsgemäß wehrte der sich mit Händen und Füssen. Aber es nützte ihm nichts. Fuchsteufelswild über das gesehene packte der Nachbar mit an und schlug auf ihn ein.
Der Vater zwang ihn zum Aufhören, sonst hätte der ihn totgeschlagen. Im Anschluss fesselten ihn die zwei. Dann legten sie eine Decke über den entblößten. Sofort band der Vater das weinende Kind los. Der Nachbar rief von dem Telefonapparat auf der Stelle die Polizei an ... So einen Apparat gab es damals nicht überall.
Bevor du mich jetzt fragts, wer der Kindsvater ist, hier meine Antwort: Der Vater war ich ... und das Mädchen deine Tante Emma. Sie war überängstlich, weinte und starrte apathisch vor sich hin. Da sagte ich ihr, dass es nur ein Spiel war und ihr nichts passiert wäre. Dann verdonnerte ich sie zur Verschwiegenheit. Erst recht Mutter gegenüber.
Der Nachbar war dein Onkel Heinrich. Er versprach mir ebenfalls zu schweigen. Dann suchten wir ihre Sachen zusammen. Ich half ihr dabei sie anzuziehen.
Kurz darauf kamen zwei Schutzpolizisten und verhafteten den Lehrer. Denen erzählten wir, dass er grade versucht hatte sich an ihr zu vergreifen. Er schwieg zuerst dazu, hatte aber kein Argument auf die Frage, warum er unbekleidet am Boden lag. Letztendlich gab er es zu und ebenfalls das er die anderen Morde verübt hatte. Wie man ihn abführte, schien es mir, dass er erleichtert darüber war, dass alles vorbei ist. Nicht auszudenken wenn wir nur eine Minute zu spät gekommen wären. Das Geheimnis bleibt aber unter uns. Ich habe es bisher niemanden erzählt. Erst recht nicht deiner Oma. Da die das nicht verkraftet hätte. Und Tante Emma schwieg ebenfalls.
In der Folge kehrte wieder Ruhe in den Ort ein und wir bekamen einen neuen Lehrer.»
«Dann bist du ja ein Held, Opa. Da du den Mörder geschnappt hast», sagte Klaus bewundernd.
«Nein, ich habe nur meine Pflicht getan. Und im Übrigen war das nur reiner Zufall. Aber ich denke mir, dass es nur eine Frage der Zeit war, dann hätte ihn die Polizei auch überführt. Das sagten sie mir damals zumindest so.»
«Das ist mir egal, für mich bist und bleibst du ein Held.»
«Dann bin ich das in deinen Augen eben, Klaus. Aber jetzt begeben wir uns schnellstens auf den Heimweg ... Oh, ja. Wir sind schon spät dran, sonst kommen wir verspätet zum Mittagessen. Dann bekommt der Held wieder einen auf die Mütze. Und gehörigen Ärger.»
«Stimmt, Opa!» Und beide lachten herzhaft.
Sofort standen sie auf. Klaus packte ihre Siebensachen ein und dann liefen sie auf dem direkten Weg nach Hause ...
Klaus lebte im fünfhundert Seelen Ort Etterdorf. Seine Eltern lernten sich auf der hiesigen Dorfkirmes kennen. Nachdem seine Mutter in anderen Umständen war, heiraten die beiden. Sein Vater zog von Haselstein nach Etterdorf. Er arbeitete in der nahegelegenen Zeche unter Tage. Dort war er Maurer. Seine Mutter war Hausfrau, kümmerte sich um den Garten und ums Vieh.
Im gemeinsamen Haushalt lebten seine Großeltern, denen das Anwesen gehörte. Seine Oma kam gebürtig aus Hoppenfeld. Sein Opa war früher ebenfalls im Bergbau beschäftig. War aber jetzt Rentner. Er hatte insgesamt acht Kinder. Nachdem seine Frau kurz nach der vierten Geburt verstarb, heiratete er ein weiteres Mal.
In dieser Ehe wurde die Mutter von Klaus als achtes Kind geboren. Sie betrieben eine kleine Landwirtschaft mit Kühen, Hühnern und Schweinen. Hatten einige Hektar Ländereien auf dem Getreide, Kartoffeln und Rüben angebaut wurden. So wie Wiesen für Gras und Heu.
Seine Großeltern väterlicherseits lebten beide in Haselstein im Elternhaus von seinem Vater. Er sah sie aber nur an einigen Tagen im Jahr. Meistens zu Geburtstagen. Dann wurden sie von einem Onkel abgeholt. Der lebte in Feldlohr. Der Ort lag etwa fünfundzwanzig Kilometer in westlicher Richtung. Wenn der zu seinen Eltern fuhr, lag Etterdorf fast auf dem Weg. Von Beruf war der Metzgermeister. Da er ein Auto hatte, holte er sie immer ab und brachte sie wieder zurück.
Sechs Jahre später ...
An einem herrlich warmen Sonntagmorgen im Mai 1967 saß Klaus mit seiner Cousine Elke und Cousin Stefan auf einem Baumstamm. Es war derselbe, auf dem er mit seinem Opa vor sechs Jahren saß. Da hörte er von ihm die Geschichte vom Kindermörder. Leider verstarb der vor zwei Jahren. In der Folge verbrachte er seine Freizeit meistens mit Elke und Stefan. Auch die Spaziergänge am Sonntag. Klaus erzählte an diesem Morgen den beiden die mörderische Geschichte. Nur verschwieg er, dass es sein Großvater war, der den Mörder überwältigte.
Es vermochte sich keiner der drei vorzustellen, dass so etwas nochmal passiert. Doch es kam anders ...
In der Zwischenzeit hatte Klaus es in die Oberstufe geschafft. In der Dorfschule gab es zwei Lehrer. Herr Nickel unterrichtete die Unterstufen eins bis vier. Herr Asbrand die von fünf bis acht.
Auf dem Schulgelände gab es ein Haus, in dem die Lehrer wohnten. Die untere Wohnung bewohnte Herr Nickel mit seiner Frau. Die obere Herr Asbrand mit Ehefrau. Herr Nickel war Anfang vierzig. Im Haushalt lebten außer seiner Frau die zwei Töchter Christine und Bärbel. Beide besuchten in Aunet die höhere Schule, um das Abitur zu erlangen.
Herr Asbrand war Anfang sechzig und lebte allein mit seiner Frau. Da der schwer erkrankt war, wurde dringend eine Vertretung gesucht.
Eines Tages kam an einem Sonntag ein älterer Mann ins Dorf. Der mietete in der Dorfkneipe ein Zimmer. Da der Wirt voller Neugier war, fragte er, ob ihn berufliches nach Etterdorf führt. Der Mann antwortete, dass er der neue Aushilfsschullehrer ist, und stellte sich mit Manfred Seitz vor. Am Montagmorgen nach dem Frühstück trat er den Weg zur Schule an, um sich dort vorzustellen. Da das Schulgelände nicht weit entfernt, das Wetter trocken und sonnig war, lief er zu Fuß los. Er kam so an, dass grade die große Pause war.
Dort traf er die beiden Lehrer Nickel und Asbrand an. Er stellte sich ihnen vor. Das Schulamt hatte ihn schon angekündigt. Herr Asbrand freute sich darüber auf äußerste. Bis zum Ferienbeginn. Der am vierzehnten Juli war, blieben die Asbrands in der Wohnung. In dieser Zeit hatten sie die Möglichkeit, sich eine andere Wohnung zu suchen. Nach den Ferien kam eine Lehrerin.
Nachdem das erledigt war, lief Herr Seitz in die Dorfkneipe zurück. Er verlängerte bis zum fünfzehnten Juli. Der Wirt war hoch erfreut, verirrten sich doch nur wenige Urlaubsgäste im Jahr ins Dorf.
Am Nachmittag wurde Herr Seitz von den Asbrands eingeladen. Zuerst wurde Kaffee getrunken. Dazu gab es ein Stück Kuchen. Dann sprachen sie über den Lehrstoff für den Rest des Schuljahres.