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"Puh, ist das heiß hier! Und mitten im Dschungel den perfekten Platz für ein neues Netz zu finden, ist für Kreuzspinne Karl-Heinz und Stubenfliege Bisy auch keine einfache Aufgabe. Ihre Adoptivtocher, die Vogelspinne Mia, ist ihrer eigenen Wege gegangen und nun müssen die zwei Freunde allein in den Tropen überwintern. Eines Tages fliegt ein Flyer vom Ferienclub Insektario auf sie herab. Doch was ist das? Mia ist auf einem Foto zu erkennen – gefesselt an die Zielscheibe eines Messerwerfers! Karl-Heinz und Bisy befürchten das Schlimmste: Ihre Tochter schwebt in Gefahr! Sie begeben sich auf den Weg in den Club, um Mia zu retten, einige Abenteuer zu erleben und ganz nebenbei auch ein wenig Urlaub zu machen. Endlich! Band 5 der Reihe um Bisy und Karl-Heinz! (""Du spinnst wohl!"")"
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Seitenzahl: 80
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© 2022 Tulipan Verlag, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München.
Text und Bilder: Kai Pannen
ISBN 978-3-641-32921-1V001
www.tulipan-verlag.de
Nichts ist, wie es sein sollte
Wanderlandschaft
Am Ziel der Träume
Willkommen im Paradies
All you can eat!
Wer suchet, der findet
Totale Entspannung
Rumba Summmba
Zacharias Zwickel
Karl-Heinz, der Partylöwe
Die Spur ins Nichts
Das Ferienparadies
Ausflug in den Dschungel
In die Falle getappt
Kein Entkommen
Die Buschpilotin
Die Blattschneider
Endlich wieder eine Familie
Das letzte Abendmahl
Ommm
»Ich halts nicht aus. Gestern 37 Grad im Schatten, heute 37 Grad im Schatten, morgen 37 Grad im Schatten. Jeden Tag die gleiche, unerträgliche Hitze«, jammerte Karl-Heinz, der dicke fette Kreuzspinnerich.
»Du magst es doch, wenn sich nichts verändert«, stichelte Bisy, die Stubenfliege.
»Na eben. Und deswegen wäre ich auch viel lieber in der Buchenhecke geblieben. In unserem gemütlichen Spinnennetz. Auf meinem Sofa zwischen den Kissen«, brummte Karl-Heinz.
»Immer das Gleiche mit dir, wie langweilig ist das denn?«, stöhnte Bisy.
»Gar nicht langweilig«, grummelte Karl-Heinz vor sich hin.
Es war schon sehr ungewöhnlich, dass ausgerechnet eine Kreuzspinne und eine Stubenfliege die allerbesten Freunde waren, denn eigentlich passten sie überhaupt nicht zueinander. Spinnen haben Fliegen zwar zum Fressen gern, aber im Allgemeinen nur, wenn sie es wörtlich nehmen dürfen. Doch Karl-Heinz war Bisy zuliebe sogar zum Vegetarier geworden. Noch ungewöhnlicher war es für die beiden Freunde, dass sie inmitten eines feuchten, heißen Dschungels, der in einem riesigen Glashaus wucherte, vor sich hin schwitzten. Und während es hier drinnen viel zu heiß für sie war, herrschte außerhalb dieses Tropenhauses der eisige Winter. Viel zu kalt für die beiden.
»Mia hat sich in der Buchenhecke auch sehr wohlgefühlt. Wir waren doch glücklich«, jammerte Karl-Heinz.
»Hast du etwa die Wespen vergessen? Die hätten Mia um ein Haar ins Heim gesperrt, wenn wir nicht hierhergeflogen wären.«
In einem kleinen Flugzeug mit Tretantrieb und einem Ahornsamenpropeller waren sie gereist. Karl-Heinz hatte beim besten Willen keine Freude am Fliegen. Doch war ihm nichts anderes übrig geblieben, als zusammen mit Bisy und Mia in dieses Flugzeug zu steigen. In dunkler Nacht waren sie schließlich oben auf dem Glasdach gelandet, wo sie den Wespen mit knapper Not durch eine offene Lüftungsklappe entkamen.
Mia, so hatten sie ihre Adoptivtochter getauft, war ihnen einst in einem Paket zugeschickt worden. Da war sie noch ein Ei. Kurze Zeit später schlüpfte daraus ein kleines Wasauchimmer, von dem man nicht genau sagen konnte, zu was für einem Tierchen es sich entwickeln würde. Nur das Wasauchimmer war von Beginn an fest davon überzeugt, eine Fliege zu werden, so wie Bisy.
»Was unser kleiner, dicker Brummer jetzt wohl macht?«
»Karl-Heinz, sie ist nicht klein und sie ist kein Brummer. Sie ist eine Vogelspinne. Sie hält sich nur für eine Fliege. Kapier das mal.«
»Ach, du immer mit deinen pingeligen naturwissenschaftlichen Unterscheidungen«, grollte Karl-Heinz. »Sie könnte sich ruhig mal melden. Einfach so mit diesem Vogelspinnenjungen abzuhauen, ohne sich von uns zu verabschieden …«
»Hoffentlich ist der wenigstens nett zu ihr«, sagte Bisy.
»Bei Vogelspinnen wäre ich mir da nicht so sicher«, grummelte Karl-Heinz. »So einer ist doch kein Umgang für unsere Mia.«
»Eine Vogelspinne hat nun mal Umgang mit anderen Vogelspinnen, das ist normal«, belehrte Bisy seinen Freund.
»Quatsch, Vogelspinnen sind auch nur Spinnen. Große Spinnen halt, aber egal. Spinnen sind Einzelgänger!«
Bisy musste sich eingestehen, dass Karl-Heinz wahrscheinlich recht hatte. »Und wenn wir noch ein bisschen weitersuchen?«
»Vergiss es, viel zu heiß!«, stöhnte Karl-Heinz, der bereits seit Stunden mit den Füßen im Wassertrichter einer Bromelie hockte und sich nicht dazu bewegen ließ, weiterzukrabbeln.
»Ach ja, und der Herr Spinnerich ist wohl der Einzige, der hier schwitzt.«
»Ich bin eben nicht für die Tropen geschaffen.«
»Andere Leute kommen extra von weit her, um hier Urlaub zu machen und sich die Gegend anzuschauen.«
»Ist deren Problem. Ich bin eine Spinne. Und als Spinne wartet man in seinem Netz, dass die Leute oder meinetwegen auch die Gegend vorbeikommen. Das weißt du doch!«
»Wie soll das denn gehen? Eine Gegend kommt ja wohl nicht einfach vorbei, die bleibt da, wo sie eben ist. Da muss man sich schon hinbegeben.«
Der quirlige Bisy wäre am liebsten den ganzen Tag herumgeflogen, um die unbekannte Umgebung zu erkunden. Doch Karl-Heinz war nicht zu bewegen. Er hatte die Nase endgültig voll. Und das, obwohl überall exotische Blüten wunderbar dufteten und köstliche Früchte zum Probieren lockten. Aus dem dichten Blättergrün tönte das Konzert der Zikaden, begleitet vom tiefen Brummen schillernder Kolibris, die kaum größer als eine Hummel waren. Immer wenn so ein hübscher Vogel eine Blüte anflog, versank Karl-Heinz sicherheitshalber bis zum Hals in seinem Bromelien-Pool.
»Kolibris essen nur Nektar, die sind harmlos für uns«, stöhnte Bisy.
»Pfff, bis einer kommt und nur so tut, als ob. Und happs, weg sind wir.«
Nein, Karl-Heinz hatte es gründlich satt, herumzulaufen. Er brauchte dringend ein festes Zuhause, ein solides Spinnennetz. Nur da fühlte er sich sicher.
»Vögel sind gefährlich! Wie alles hier«, war sich Karl-Heinz sicher. »Und obs dir gefällt oder nicht, genau an dieser Stelle werde ich jetzt unser Netz spannen, basta!« Er kramte in seiner Hosentasche und zog ein großes Knäuel Spinnfäden hervor. »Einen besseren Platz finden wir sowieso nicht. Planschbecken, Blüten mit Nektar, zwei passable Äste.« Und zwischen denen spannte Karl-Heinz nun ein hübsches kleines Netz.
»Wie wollen wir Mia jemals finden, wenn wir nur faul rumhängen?«, fragte Bisy.
»So auf Spinnenart, würde ich vorschlagen. Wir warten im Netz, bis sie eines Tages von selbst vorbeikommt«, sagte Karl-Heinz.
»War ja klar, Hauptsache der Herr Spinnerich hat seine Ruhe.«
»So bin ich halt. Das ist nun mal meine Natur«, grummelte Karl-Heinz und verknotete die Fäden absichtlich so fest zwischen den beiden Ästen, dass sie garantiert nicht mehr zu lösen waren. Denn er hatte nicht die Absicht, dieses Netz zu verlassen, bevor der Winter vorüber war und sie sich wieder auf den Weg zu ihrer guten alten Buchenhecke machen würden.
Karl-Heinz erwachte und blinzelte in das helle Sonnenlicht. Er hatte die Nacht über tief und fest im neuen Netz geschlummert, bis es wie jeden Morgen mit einem Schlag hell wurde. Verschlafen rieb er sich die Augen und drehte sich auf die andere Seite, um noch ein bisschen weiterzudösen. Aber irgendwas machte ihn stutzig. Wo war diese praktische Pflanze mit dem Wassertrichter geblieben? Auch die süßen, roten Beeren waren spurlos verschwunden. Stattdessen pikste er sich an einem dornigen, dünnen Ast, als er ein Bein aus seiner Hängematte schwang.
»Aua, was ist das denn für ein garstiges Gestrüpp? Bisy, wach auf, schnell!«, zeterte Karl-Heinz.
»Was gibts denn so schrecklich Wichtiges?«, murrte Bisy.
»Sie sind weg. Die Pflanzen und Blüten, meine ich. Die ganze Landschaft, einfach über Nacht davongelaufen.«
»Landschaften können nicht einfach so davonlaufen, versteh das endlich«, stöhnte Bisy schlaftrunken.
»Guck halt selber. Das ganze Dornengestrüpp war gestern jedenfalls noch nicht da.«
Nun blinzelte auch Bisy und sah sich verwundert um.
»Hab ichs nicht gesagt, dass wir einfach nur warten müssen, bis die Landschaft zu uns kommt?«, meinte Karl-Heinz mit einer gewissen Genugtuung.
»Unmöglich. Wie soll das denn gehen?«
»Keine Ahnung. Hier in den Tropen ist schließlich alles so, wie es nicht sein sollte.«
»Dir müsste das doch gefallen: Im Netz abhängen und trotzdem reisen.«
»Kommt ganz auf die Gegend an. Die von gestern mit den leckeren Beeren schmeckte mir deutlich besser.«
Tatsächlich gab es in dem stacheligen Gestrüpp nichts Essbares zu entdecken. Dafür flatterten dort ein paar bunte Papiere oder Prospekte, die sich in dem dornigen Gewirr verfangen hatten.
»Eine Schande, einfach seinen Müll in die Gegend zu schmeißen«, knurrte Bisy, während Karl-Heinz sich eines der Flugblätter schnappte.
»Hm, sieht aus wie ein Werbeprospekt.«
»Noch schlimmer«, sagte Bisy und griff sich ebenfalls eines.
»Urlaub im Paradies«, las er vor. »Besuchen Sie unsere exklusive Ferienanlage Club Insektario und genießen Sie Ihren Urlaub zusammen mit Gästen aus aller Welt.«
»Gäste aus aller Welt? Hört sich gruselig an, nichts für mich«, wehrte Karl-Heinz ab und zerknüllte seinen Prospekt.
»Planschen Sie unbeschwert in unseren Pools oder lauschen Sie unserer Rumba-Band bei einem Cocktail und lassen sich dabei, so oft Sie wollen, von unserem reichhaltigen Buffet überraschen«, las Bisy weiter.
»Buffet, wieder so eine heimtückische Tierart«, stöhnte Karl-Heinz.
»Das ist doch keine Tierart, du Schlaumücke. Das ist ein langer Tisch voller Speisen«, erklärte Bisy.
»Hm, hört sich das gut an.« Karl-Heinz’ Interesse war geweckt. »Wenn nur nicht diese anderen Gäste wären.«
»Ein richtiger Urlaub in einem Ferienclub«, schwärmte Bisy. »Das wollte ich immer schon mal machen.«
»Essen, so viel man kann«, hauchte Karl-Heinz und leckte sich die Lippen.
Gedankenverloren blätterte Bisy weiter durch den bunten Katalog, bis er plötzlich wie vom Blitz getroffen hochfuhr. »Das ist ja Mia! Unsere Mia ist in diesem Ferienclub?«
Karl-Heinz schnappte sich seinen zerknüllten Prospekt und fand das Bild. »Mia, tatsächlich! Aber wieso ist sie denn an diese Scheibe gefesselt? Und was hält dieser komische Typ da in der Hand?«