Runen für Anfänger - Das Praxisbuch: Wie Sie die Mythologie und Symbolik der alten Schriftzeichen leicht verstehen und Schritt für Schritt in Ihrem Alltag anwenden - inkl. Anleitung zum Runenstellen - Sophia Waldeck - E-Book + Hörbuch

Runen für Anfänger - Das Praxisbuch: Wie Sie die Mythologie und Symbolik der alten Schriftzeichen leicht verstehen und Schritt für Schritt in Ihrem Alltag anwenden - inkl. Anleitung zum Runenstellen E-Book und Hörbuch

Sophia Waldeck

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Beschreibung

Runenzeichen - Ein Raunen aus altnordischer Vergangenheit Geheimnisvolle Zeichen, archaische Ritzereien in Stein, Kunde von alten Sitten und magischen Ritualen. Eine Schriftsprache, Buchstaben, ein Alphabet – aber längst nicht nur: Runen, die Schriftzeichen der alten Germanen. Heute findet man sie in unterschiedlichstem Kontext, auf Plattencovern einschlägiger Rockbands, auf historischen Fundstücken, in alten Texten oder als mythisch anmutende Dekoration. Aber kaum jemand ist sich des ganzen Bedeutungsumfangs dieser Zeichen bewusst, obwohl sie eine ganz besondere Spur unserer Geschichte sind und faszinierende, reichhaltige Erzählungen bergen. Also tauchen Sie ein die die sagenumwobene, geheimnisumwitterte Welt nordischer Geschichte und Mythologie! Runen sind zunächst einmal Schriftzeichen. In ihrer Bedeutung gehen sie jedoch weit hinaus über die Verwendung eines bloßen Alphabets: Sie sind zugleich auch Worte, Begriffe für komplexe Ideen und magische Formeln, die sich einst nur wenigen Auserwählten offenbarten. Die germanischen Stämme schrieben mit ihnen Widmungen, Grabinschriften und beschwörende Zauberworte und kein Zeichen wurde je achtlos oder ohne Bedeutung geritzt, sondern war stets ein Verweis auf weite, mythische Welten. Und so beschäftigen sich heute Menschen auf der ganze Welt nicht nur mit der wörtlichen Entschlüsselung einzelner Inschriften, sondern auch mit der magischen Kraft, die dahintersteckt und den Germanen als höchstes kultisches Ritual galt. Magische Rituale, Meditationen und Runenyoga – Wie die Macht der Zeichen auch im 21. Jahrhundert wirkt Dieses Buch zeigt Ihnen die weite Welt der germanischen Mythologie, Geschichte und Schrift. Lernen Sie den geschichtlich-kulturellen Hintergrund kennen, vor dem die Runen entwickelt wurden, tauchen Sie ein in die faszinierende germanische Mythologie und finden Sie heraus, woher die Schriftzeichen stammen. Entdecken Sie die Bedeutung der einzelnen Runen, ihre kultische Verwendung und lernen Sie, ihre spirituelle Kraft selbst zu erfahren und einzusetzen. Alles Hokuspokus? Probieren Sie's aus und spüren Sie die Energie der uralten Symbole. Erfahren Sie in diesem Buch alles über ... ✓ die spannende Entstehungsgeschichte der Runenzeichen ✓ den sagenumwobenen Kosmos der germanischen Mythologie und wie die Runen ihm entsprungen sind ✓ die Bedeutung der einzelnen Zeichen und wie sie, selbst für Anfänger, leicht zu lesen sind ✓ Ihre eigenen Möglichkeiten, Runen anzuwenden und ihre Wirkung für sich zu nutzen ✓ die erstaunliche Verbindung von Runen mit Yoga, Ritualen und Meditationen ✓ die Bedeutung und große Macht der Zeichen im 21. Jahrhundert ✓ und vieles mehr … Lassen Sie sich von diesem mitreißend geschriebenen und vielfältigen Buch entführen in altnordische Welten. Ob Sie sich nun vornehmlich für Mythologie interessieren, die Schriftsprache erlernen möchte, etwas über die magische Verwendung herausfinden oder die Runen gar selbst anwenden, hier finden Sie eine Fülle an nützlichen Informationen und werden hineingesogen in sagenhafte Erzählungen. Ganz gleich, ob Germanenkundiger oder interessierter Laie – es warten spannende und überraschende Informationen auf Sie. Wenn Sie dem Geheimnis der Runen auf die Spur kommen wollen, das kulturelle Erbe unserer nordischen Vorfahren erforschen und Ihre eigenen spirituellen Kräfte freisetzen, dann scrollen Sie jetzt nach oben und klicken Sie auf den Button"In den Einkaufswagen", um zum Runenexperten zu werden!

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Seitenzahl: 153

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Zeit:4 Std. 39 min

Sprecher:Mario Kunze
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Runen für Anfänger

Das Praxisbuch

Wie Sie die Mythologie und Symbolik der alten Schriftzeichen leicht verstehen und Schritt für Schritt in Ihrem Alltag anwenden

Sophia Waldeck

Alle Ratschläge in diesem Buch wurden vom Autor und vom Verlag sorgfältig erwogen und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Eine Haftung des Autors beziehungsweise des Verlags für jegliche Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist daher ausgeschlossen.

Runen für Anfänger

Copyright © 2020 Sophia Waldeck

www.inselliebe-verlag.de

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

Auflage 2020

INHALT

Raunende Zeichen aus der Vergangenheit

Von was erzählt dieses Buch?

Runen in der nordischen Mythologie

Die Edda

Die Philosophie germanischer Schöpfungsgeschichte

Die Weltesche Yggdrasil

Der Kult der germanischen Stämme

Die Welt der nordischen Heldensagen

Der germanische Götterhimmel

Die Bedeutung und Verwendung von Runen

Runensammlungen

Das ältere Futhark und seine Nachfolger

Runenschlüssel – Runenalphabet und Numerologie zur Namensdeutung nutzen

Die Anwendung von Runen

Kein Missbrauch der Runen zu schädlichen Zwecken

Fehlende Wachsamkeit – fehlende Kontrolle

Gegner des Runenanwenders

Verschiedene Runen für verschiedene Zwecke

Unkombinierbarkeit bestimmter Zeichen

Klarheit, Selbstkontrolle, Wille – drei Schlüsselelemente zum Erfolg

Kategorisierung der einzelnen Runen

Magie und Energetik der alten Runen

Praktische Rituale für die Runenarbeit

Wohin möchte ich gehen? Ein Ritual für Phasen des Übergangs

Runenmagie im keltischen Jahreskreis

Bonus: Einführung in das Runenstellen

Runen im Alltag – oder nur ein Leseabenteuer?

Weiterführende Literatur

Raunende Zeichen aus der Vergangenheit

Runen – das Wort nur vor sich hinzusprechen, vielleicht in leisem, murmelndem Ton, weckt schon einiges des Geheimnisvollen und Rätselhaften, was mit den alten Ritzzeichen in Verbindung gebracht wird. Verwitterte Steine am Rande alter Moore in Dänemark oder Norddeutschland, versehen mit rätselhaften Zeichen, ein dunkel verhangener Gewitterhimmel, Landschaften, die wirken, als ob über ihnen ein alter Zauber läge – es ist diese Art von Bildern, die der Gedanke an Runen hervorruft, und dafür gibt es gute Gründe. Denn auch, wenn Wissenschaftler heute Zeichenreihen entschlüsselt haben und in der Lage sind, alte Inschriften etwa auf Kultsteinen oder Gräbern zu lesen, so haben sie längst noch nicht begriffen, um was es dabei wirklich ging. Die Einfachheit der Zeichen gepaart mit der Seltenheit ihrer Funde macht es schwer, herauszufinden, welche Absichten wirklich hinter ihrer Verwendung steckten. Kurze Inschriften, mal ein Name, mal die Bezeichnung des beschrifteten Gegenstandes, legen nahe, dass es eine Ebene hinter der bloßen Schrift gegeben haben muss. Kultische Handlungen? Opfergaben? Widmung an alte Gottheiten, Erflehen von Schutz, Ausübung magischer Kräfte? Vieles liegt bis heute im Dunkeln und lässt Raum für Fantasie, allerdings ist auch nicht weniges mittlerweile bekannt über die Urheber dieser rätselhaften Funde. Machen wir uns also auf zu einem Streifzug durch die Lebens- und Glaubenswelt der alten Germanen, wandern wir durch ihre reichhaltige und faszinierende Sagenwelt und finden wir heraus, was es mit der Macht der alten Runenzeichen auf sich hat.

Von was erzählt dieses Buch?

Entsprechend der geheimnisvollen Weite der Welt der Runen ist auch der Inhalt dieses Buches breit gefächert. Denn wir haben es mitnichten mit einem bloßen Alphabet zu tun, das dem schriftlichen Festhalten von Daten und Erzählungen dient. Ganz im Gegenteil sind die Runen ohne ihren mythischen und auch kultischen Hintergrund nicht begreifbar. Darum tasten wir uns von der Seite ihres Ursprungs langsam an sie heran. Am Anfang steht ein Überblick über die fantastischen Mythen und Sagen der nordischen Stämme, eng verwoben mit dem weitgefächerten Götterhimmel, auf dem ihre Existenz fußte. Yggdrasil, die Edda, Odin – all die alten, immer wieder verwendeten und doch nicht wirklich bekannten Begriffe werden eingeordnet und erklärt, sodass ein gutes Fundament für das Verständnis der Germanen, ihrer Lebensweise und auch ihres Glaubens gelegt wird. Genau daher stammen dann auch die Zeichen, denen dieses Buch schließlich gewidmet ist: die Runen. Woher kommen sie, wie sehen sie aus, wie haben sie sich verändert und was steckt letztlich hinter jedem Zeichen? Der ausgeprägt kultische und magische Hintergrund der Schrift führt dann zum nächsten Themenbereich: Welche Kräfte stehen mit den Runen in Verbindung und wie wurden sie von ihren Urhebern genutzt? All das führt schließlich auch zur Frage nach der zeitgenössischen Relevanz der Zeichen. Wie kann die Kraft der Runen auch heute noch genutzt werden? Hier ermöglicht sich ein sehr weit gefasster Zugang. So können Runen in einer Art Meditation erfasst und verwendet werden und sind somit interessant für Menschen, die vielleicht bereits Meditieren oder Yoga betreiben. Aber auch, wer sich in tiefere spirituelle Ebenen vertiefen möchte und einen ganzheitlich-göttlichen oder gar magischen Zugang sucht, wird im Feld der Runen fündig. Auf welche Art sie genutzt werden, liegt letztlich beim Anwender selbst – in der Weite ihrer Geheimnisse bergen Runen für alles Platz. Detaillierte Erklärungen zu den einzelnen Zeichen, Anleitungen für Rituale, Meditationen und Runenyoga ermöglichen einen direkten Zugang und ausführliche, leicht verständliche Erklärungen erlauben auch dem Anfänger, seine ersten Versuche in der praktischen Anwendung zu unternehmen.

Runen in der nordischen Mythologie

Warum nun erst einmal Mythologie, wenn es doch eigentlich um Runenzeichen gehen soll? Diese Frage ist durchaus berechtigt und wer sich etwa daran versuchen würde, das kyrillische Alphabet zu erlernen, würde dafür nicht unbedingt mit alten sibirischen Sagen anfangen. Bei der Runenschrift ist der Fall jedoch etwas anders gelagert: Runen sind nicht einfach tote Buchstaben, sondern stehen in einem unauflöslichen Zusammenhang mit der kultisch-mythischen Welt derer, die sie verwendet und uns hinterlassen haben. Für die nordischen Stämme, die wir heute unter der Bezeichnung Germanen kennen, waren sie untrennbar mit ihren Göttern verbunden und natürlicher Teil des komplexen Kosmos aus Menschen-, Götter- und Unterwelt. Mit Runen beschworen sie die himmlischen Mächte und wehrten die finsteren ab, sie suchten darin Rat und Schutz und verehrten diejenigen, die Wissen über die geheimnisvollen Kräfte dieser Zeichen hatten. Und so gilt auch heute, dass jeder, der sich mit Runen beschäftigen möchte, nicht umhinkommt, ihren göttlichen Hintergrund und letztlich auch Ursprung zu kennen. Es ist also an der Zeit, einmal tief einzutauchen in diesen unermesslich reichen, geheimnisvollen Schatz der Erzählungen unserer Vorfahren.

DIE EDDA

Die sogenannte Edda bietet hierfür einen guten Anfangspunkt. Wem sie lediglich ein flüchtiger Begriff ist, der verbindet damit oftmals uralte germanische Dichtung, die Jahrtausende zurückliegt, das ist allerdings nicht ganz zutreffend. Tatsächlich stammen diese Dichtungen nämlich aus der hochmittelalterlichen Zeit, wir sprechen von Texten, die vornehmlich dem Island des 13. Jahrhunderts zuzuordnen sind und damit einer christlichen Zeit – vielmehr noch einer Bevölkerung, die seit mehr als zwei Jahrhunderten dem christlichen Glauben anhing. Dass die Götter- und Heldensagen der Edda-Texte die Glaubensrealität ihrer Niederschreiber abbildete, ist also nicht anzunehmen, allerdings beschäftigen sie sich mit Inhalten und Texten aus weitaus länger zurückliegender Zeit, nämlich bis etwa zum 4. Jahrhundert. Heute werden zwei Texte in altisländischer Sprache mit dem Begriff der Edda bezeichnet, die sogenannte jüngere und die ältere Edda, deren Zuordnung in Teilen aber schwierig und nach wie vor nicht vollständig geklärt ist. Was die jüngere Edda angeht, ist die Urheberschaft allerdings nicht mehr anzuzweifeln: Sie wurde von Snorri Sturluson verfasst, der von 1178/79 bis 1241 in Island lebte, und ist letztlich eine Art Handbuch für Dichter. Der Text hat den Zweck, die Poeten der damaligen Zeit – die Skalden – mit ihrem Handwerk vertraut zu machen. Deshalb finden sich in dieser Sammlung sowohl Dichtungen als auch Prosatexte. So werden zum einen verschiedene dichterische Techniken erläutert, zum anderen wird jedoch – und das macht den Text heute für Mythologieinteressierte so besonders – eine umfassende Sammlung an Erzählungen der altnordischen, heidnischen Mythologie zur Verfügung gestellt. So sollten die zeitgenössischen Dichter das gedankliche Material kennenlernen, mit dem sie sich anschließend in ihrer Dichtung beschäftigten. Hier findet sich erschöpfend die gesamte nordische Kosmologie, die vollständige Geschichte von der Entstehung der Welt bis zur Schilderung ihres Untergangs. Zur Erläuterung verwendete Snorri zahlreiche Zitate in Form alter Gedichte und Lieder, die bis dahin allerdings kaum bekannt waren.

Also wurde bald gefolgert, es müsse einen noch älteren Text geben, auf den die Snorri-Edda sich bezog, und um 1643 glaubte man, diesen gefunden zu haben: Dem isländischen Bischof Brynjólfur Sveinsson fiel ein Buch in die Hände, das zahlreiche Dichtungen enthielt, die auch aus Snorris Edda bekannt waren. Deshalb nannte man auch dieses Werk Edda, und zwar, um einer Verwechslung mit der snorrischen Textsammlung vorzubeugen, Ältere Edda. In Abgrenzung zur Snorri-Edda wird sie oftmals auch als Lieder-Edda bezeichnet, da sie im Unterschied zum Dichterhandbuch tatsächlich nur eine Sammlung von Gedichten ist und darin keine Erklärungen in Prosasprache zu finden sind. Als Urheber wurde lange der Gelehrte und Priester Sæmundr Sigfússon vermutet, der von 1056 bis 1133 lebte. Mittlerweile weiß man allerdings, dass diese Sammlung höchstwahrscheinlich erst um 1270 herum verfasst wurde (ein ebenfalls vermuteter Vorgängertext auch nicht vor 1250), womit die Ältere Edda also jünger wäre als die des Snorri und ohnehin nicht vom vermuteten Verfasser stammen könnte. Die Existenz der Texte ist übrigens im sogenannten Codex Regius bezeugt, einem Text aus dem Jahre 1270, und aufgrund der Unklarheiten im Ursprung und zudem der inhaltlichen Verwandtschaft geht man mittlerweile mit dem Begriff der Edda anders um: Man spricht von Edda-Liedern als eine Art Gattungsbegriff, der alle Dichtungen bezeichnet, die nach Art der Lieder im Codex Regius verfasst sind. So viel zur Theorie um diese altehrwürdigen Texte, die nicht immer ganz einfach ist. Allerdings ist dies vielleicht kein Wunder, wenn man an die fabelartigen, geheimnisvollen Inhalte denkt, die darin behandelt werden, was den Leser zur wohl interessanteren Frage leitet: Was steht denn nun drin in diesen Texten?

Je nach Ausgabe und Sammlung unterscheiden sich die genauen Inhalte, die Unterschiede haben aber für dieses Buch keine Bedeutung, denn grundsätzlich erzählen sie alle von der Geschichte der nordischen Mythologie. So finden sich zunächst eine große Zahl an Götterdichtungen, die den Leser mit der Götterwelt der Germanen vertraut machen. Anschließend bieten einige Sammlungen Spruchweisheiten an, mit denen allgemeingültige Verhaltensregeln und Sitten vermittelt werden sollten. Hier findet sich unter anderem eine Einweisung in die Runenkunde, welche für dieses Buch natürlich von besonderem Interesse ist. Woher stammen die Runen? Wie kamen sie von den Göttern zu den Menschen? Wo sind sie zu finden? Und schließlich: Wie sind sie zu verwenden? Auf all diese Fragen gibt das Lied von der Runenlehre Antworten, die in späteren Kapiteln ausführlich beleuchtet werden. Auf die Spruchweisheiten folgen die vielfältigen Heldengesänge. Hier finden sich die Helge-Lieder, die Ermenrich-Lieder und die Nibelungen-Lieder sowie vereinzelt einige zusätzliche. Vor allem die Nibelungendichtung genießt heutzutage – nicht zuletzt dank Richard Wagner – große Bekanntheit, auch unter vielen Menschen, die sonst mit der nordischen Mythologie nicht allzu viel am Hut haben. Diese Inhalte werden nun in den Edda-Liedern behandelt, bleibt zum Abschluss noch eine Frage: Was bedeutet eigentlich Edda? Auch ist die Forschung noch uneins: Manche führen den Begriff auf das altnordische Wort „edda“ zurück, das mit „Urgroßmutter“ übersetzt wird, andere Autoren schlagen vor, es von einem alten Wort für „Dichtung“ bzw. „Gesang“ herzuleiten, und schließlich steht auch die Idee im Raum, es sei von der Ortschaft Oddi in Südwestisland hergeleitet, aus der Snorri stammt. Die Edda bleibt also auch in ihrer Namensgebung so mythisch und rätselhaft, wie ihr Inhalt dem heutigen Leser erscheint.

DIE PHILOSOPHIE GERMANISCHER SCHÖPFUNGSGESCHICHTE

Im Hinblick auf die vielleicht wichtigste Frage, mit der sich alle Kulturen zu allen Zeiten beschäftigten, spielt erneut die Edda eine wichtige Rolle: die Frage nach der Herkunft der Menschen und schließlich der ganzen Welt. Jedes Volk, jede Kultur kennt ihre eigenen Schöpfungsmythen und hat oftmals kunstvolle, fantastische Erzählungen entwickelt, die die eigene Entstehungsgeschichte beschreiben. So sind uns heute oft die komplexen antiken Mythenwelten der Griechen, der Römer und der Ägypter bekannt, weil Spuren davon sich in Museen, Sehenswürdigkeiten und alten Texten, jedoch längst auch in der Popkultur finden, beispielsweise in Fantasyliteratur oder Hollywoodfilmen. Aber auch der indische oder persische Kulturraum hat seine eigenen Schöpfungsmythen und tatsächlich lassen sich solche Geschichten für nahezu jedes Volk, jede Stammesgruppe, jeden Kulturraum finden, und zwar aus einem einzigen Grund: Den Menschen hat es zu allen Zeiten gedrängt, zu wissen, woher er kommt. Es ist dabei ganz gleichgültig, ob er sich im regnerischen Grau der britischen Inseln durchs Leben schlägt oder in der kargen Eisöde Nordrusslands, ob er mit der flirrenden Hitze arabischer Wüstenregionen kämpft oder den fruchtbaren Überfluss tropischer Waldregionen kennt, das süße Leben mediterraner Küsten oder die dünne Luft felsiger Andenregionen: Der Mensch strebt nach einer Erzählung, die ihm seinen Platz in der Welt zuweist. Er dürstet nach seiner eigenen Geschichte, und zwar tut er dies, weil sie ihm gleichzeitig Erklärung bietet für alles, was ihm in seinem Leben widerfährt. Er lernt über die Gründe seiner Existenz, hört von göttlichen Mächten, die ihn erschaffen haben und also seine Existenz erwünscht und erzwungen haben, er stellt sich selbst in die lange Geschichte seiner Vorfahren und verleiht sich Wurzeln in der Vergangenheit, ebenso wie er sich Ausblick in die Zukunft verschafft. Der Mensch fände keinen Frieden ohne eine Erzählung seiner Herkunft. Auch der westliche Kulturraum kennt dieses Verlangen, auch das uns so vertraute Mitteleuropa – die Menschen kennen es heute, wie sie es in den vergangenen Jahrhunderten kannten.

Für eine lange Zeit dominierte hierzulande die christliche Schöpfungsgeschichte, wie sie in der Bibel steht. Gott erschuf die Erde und alles, was darauf existiert, in den sieben Tagen einer Woche. So rief er am ersten Tag Licht in die Welt, die bis dahin ein finsterer Ort des Nichts war, am zweiten Tag teilte er Himmel und Erde, später folgten Wasser, Land, die Gestirne, Pflanzen, Tiere und schließlich als Krönung der Mensch. Am siebten Tag ruhte er von den Anstrengungen seiner Schöpfung und gab also den Menschen den Sonntag zum Ruhetag. Und auch, wenn die biblische Schöpfungsgeschichte in dieser Aufteilung und Präzision sehr spezifisch ist, so finden sich doch die entscheidenden Elemente ebenfalls in sämtlichen anderen Schöpfungsmythen, allen voran die Beschreibung eines letztlich unvorstellbaren Zustands des Nichts vor Anbeginn der Schöpfung, also vor Anbeginn der Zeit. In der Bibel ist davon die Rede, dass zunächst einmal das Licht von der Finsternis geteilt werden musste, die Griechen sprechen von einer Art vagem Nebel, den sie chaos nennen, Aristoteles und später die Alchemisten des Mittelalters verwendeten auch den Begriff der materia prima, einer Art Urstoff, der war, bevor es irgendetwas Bestimmbares gab. Auf ein ganz ähnliches Bild greifen nun die Erzählungen der Germanen zurück: Sie beginnen ihre Erzählung von der Entstehung der Welt mit der Zeit, in der nichts war, bezeichnet als Ginnungagap, das gähnende Nichts. Davon berichtet die Edda in der Vǫluspá, der Schilderung einer Seherin, die von den Anfängen der Welt erzählt.

In diesem Nichts waltete der Geist des Allvaters, der nun als Erstes Nord und Süd voneinander trennte, Niflheim als Reich der Kälte und Finsternis von Muspelheim, dem Land aus Feuer und Hitze. Im Norden entsprang der Erzählung zufolge ein tosender Quell, der sich in den gähnenden Abgrund (auch dieser wird in der Mythologie oft als Ginnungagap bezeichnet) zwischen Nord und Süd ergoss, wo er vollständig zu Eis gefror. Aus der Hitze Muspelheims jedoch fielen Funken auf das Eis und diese tauten zunächst einen Riesen daraus auf, dessen Name Ymir war, und danach eine riesenhafte Kuh, Audhumbla, die mit ihrer Milch den Riesen nährte. Unter den Armen Ymirs, den Snorri in seiner Edda mit dem Riesen Aurgelmir gleichsetzt, wuchsen zwei Wesen, ein Mädchen und ein Junge, und durch Zusammenschlagen seiner Füße erzeugte er ein sechsköpfiges Riesenwesen mit dem Namen Wafthrudnir, von dem alle künftigen Frostriesen abstammen. Audhumbla, das Urrind (dessen Idee sich übrigens ebenfalls in anderen Schöpfungsmythen wiederfindet), hingegen leckte solange am Eis des Abgrunds zwischen Nord und Süd, bis es daraus einen Mann freigelegt hatte, sein Name war Bur. Dieser wiederum zeugte einen Sohn namens Borr, der mit der Riesin Bestla drei Söhne hatte: Odin, Wili und We (An dieser Stelle sei angemerkt, dass sich für viele der hier auftauchenden Namen auch abweichende Schreibungen finden, z. B. Bör oder Vili.). Diese drei Söhne nun hatten herausragende Bedeutung für die Geschichte der Menschheit: Sie waren die drei Erstgeborenen des mächtigen Göttergeschlechts der Asen und bis heute noch ist Odin vermutlich einer der bekanntesten Namen aus der altnordischen Mythologie. Und diese drei nun bemächtigten sich der gesamten Schöpfung, indem sie den Riesen Ymir erschlugen und aus seinem Körper die Welt erschufen. Aus Ymirs Blut wurde alles Wasser der Welt, worin bis auf einen Einzigen – Bergelmir – sämtliche Frostriesen ertranken, sein Fleisch wurde zu Erde, seine Haare bildeten die Bäume und so fort. Anschließend kümmerten die Asen sich um die Himmelsordnung und sandten eine Riesentochter als schwarz-verschleierte Nacht mit ihrem ebenfalls pechschwarzen Pferd Hrimfaxi in Abwechslung mit ihrem Sohn, der hellen Tag verkörpert, durchs Himmelsgewölbe.

Sein weißes Ross hörte auf den Namen Skinfaxi, zudem wurden zwei Riesen zu Sonne und Mond gemacht. Ihre Namen sind Sol und Mani, mit ihnen fuhren zwei Kinder, Bil und Hinki. Gejagt wurden sie von den Wölfen Hati und Sköll, deren Schrecken immer wieder die Gesichter der Gestirne erbleichen ließen, wodurch Sonnen- und Mondfinsternis entstehen. Auch die Entstehung des Menschen lag in den Händen der Götter: Odin war in Begleitung auf einem Spaziergang, als die drei Ask, die Esche, und Embla, die Ulme, erblickten und beschlossen, aus ihnen Mann und Frau zu erschaffen. Später dann stieg der Gott Heimdal unter dem Namen Rigr vom Himmel hernieder und zeugte mit jeweils einer anderen Frau die drei Stände. Seit diesem Zeitpunkt kennt der Mensch Sklaven, Bauern und Adlige. Den so erzeugten Stammvater der Adligen, seinen Sohn Jarl, liebte er ganz besonders – sogar so sehr, dass er ihn in die Runenkunde und ihre Geheimnisse einführte. Auch in der ursprünglichsten Mythologie spielten diese Schriftzeichen also bereits eine große Rolle, und zwar eine, die durchgehend mit dem Geheimnisvollen in Verbindung stand. Die gesamte Schöpfungs-mythologie der Germanen kennt nun noch viele weitere Details, die leicht ganze Bücher füllen können und Runeninteressierten sehr ans Herz zu legen sind. Für unsere Zwecke ist die grundsätzliche Botschaft hinter den Geschichten jedoch entscheidender: Sie erklärten den Menschen nicht nur, wer sie waren und woher sie kamen, sondern ihre gesamte Welt. Wetter und Schicksal, Tag und Nacht, sogar Phänomene wie die Mondfinsternis werden hier in einen großen, ursächlichen Zusammenhang gebracht und ein ganz grundsätzliches Prinzip, das sich in Schöpfungsmythen überall auf der Erde wiederfindet, taucht auch hier auf: Eine Welt, die zunächst von groben, urtümlichen Wesen bevölkert ist, die dann von Göttern getilgt werden, welche schließlich den Menschen erschaffen.