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Was für Testdieb Rainer Maria Schlaicher ein Routineauftrag sein sollte, gerät auf einer Ladies Night im Lörracher Karstadt außer Kontrolle: Eine der Damen braucht nach einer Kosmetikbehandlung die letzte Salbung. Während Kommissar Schlageter eine schnelle Lösung des Falls anstrebt, verfolgt Schlaicher eine gefährliche Spur. Die lässt ihn über einen Türken stolpern, der eine besondere Salamitaktik anwendet. Schlaichers siebter Fall steuert gnadenlos auf ein furioses Finale zu und geht regelrecht unter die Haut.
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Seitenzahl: 443
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Ralf H. Dorweiler, geboren 1973 in Nastätten im Taunus, wuchs in der Nähe der Loreley auf und studierte in Köln Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft. Seit zwölf Jahren lebt er mit seiner Familie und dem »echten« Basset Dr. Watson im Wiesental. Er arbeitet für eine badische Tageszeitung.www.dorweiler.de
Dieses Buch ist ein Roman. Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind nicht gewollt und rein zufällig.
© 2013 Hermann-Josef Emons Verlag Alle Rechte vorbehalten Umschlagmotiv: fotolia.com/ksuksa Umschlaggestaltung: Tobias Doetsch eBook-Erstellung: CPI – Clausen & Bosse, LeckISBN 978-3-86358-257-9 Der Badische Krimi Originalausgabe
»Auch das schönste Grün wird einmal Heu.«
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»Hey, Mann. Sei gefälligst vorsichtig mit dem Koffer! Was da drin ist, kannst du nicht bezahlen.« Der in einen grellgrünen Anzug mit Firmenlogo gezwängte Steward des Fernbusses ignorierte den Ton seines jungen Kunden. Mario Merzoni überwachte noch einen Moment, wie der Sechzigjährige das Gepäck der Mitreisenden verstaute, bis er sicher sein konnte, dass sein Koffer rutsch- und stoßfest zwischen den anderen verkeilt war, und zwinkerte einem ziemlich hübschen Mädchen zu, das seinen rosafarbenen Koffer abgab. Leider war es mit seinem Freund da, wie er schnell erkannte. Mario ging ein paar Schritte zur Seite, weg vom Gedränge der Wartenden. Hier konnte er sogar die Spitzen des Kölner Doms sehen. Er holte einen vorgedrehten Joint aus der Tasche, zündete ihn mit seinem goldfarbenen Zippo an und inhalierte kräftig. Das Gras war einfach phänomenal. Es verschaffte ihm sofort ein beruhigendes Kribbeln in der Bauchgegend, sorgte für einen sanften Druck im Kopf und zauberte ein leichtes Lächeln in sein Gesicht. Und das Coolste daran war, dass es nicht nur Marke Eigenanbau, sondern sogar eine eigene Züchtung war. »Sense of Heaven« hatte er es genannt. Schnellwüchsig, voller fetter Blüten und mit absolut krasser Wirkung. Neben ordentlich viel Eigenspaß würde es ihm einen gehörigen Batzen Geld einbringen, wenn die Infrastruktur erst einmal stand.
Minuten später sank er benebelt auf einen freien Zweierplatz des Fernbusses. Außer ihm wollten heute, an einem Mittwoch, wohl hauptsächlich Studenten von Köln nach Frankfurt reisen. Mario war nicht an der Uni, sah aber genauso aus wie die Jungakademiker: khakifarbene Chinos, ein einfaches graues T-Shirt, kurze schwarze Haare und eine Brille mit dicker dunkler Fassung. Kaum dass sie ihre Plätze eingenommen hatten, holten die meisten von ihnen ihre Smartphones, Tablets oder Computer heraus und interessierten sich bald darauf nicht mehr für ihre Umgebung. Mario sah selig lächelnd aus dem Fenster. Der Bus fuhr los.
Mario hörte dem Getratsche der beiden jungen Frauen hinter sich zu. Die eine hatte Probleme mit ihrem Freund, der sich nicht genug um sie kümmerte, die andere mit ihrem Germanistikprofessor, der sie angeblich immer mit Blicken auszog und sie um jeden Preis ins Bett bekommen wollte. Mario drehte sich um und starrte die Mädels an. Für das Verhalten der beiden Typen konnte er kein Verständnis aufbringen. Die mit dem Professor war potthässlich, die mit dem lahmen Freund hingegen ziemlich süß. Um die würde er sich gern mal intensiv kümmern.
»Hast du ein Problem?«, blaffte die »Süße« ihn aggressiv an. Mario drehte sich achselzuckend zurück, die Frauen unterhielten sich jetzt leiser. Er schloss die Augen, um etwas zu schlafen.
Mario erwachte vom immer lauter werdenden Klingelton seines Handys, der Melodie von »Mr.Saxobeat«.
»Ja?«
»Mario, bisch du’s?«
Es dauerte eine Sekunde, bis er die Stimme seinem Großvater zuordnen konnte. »Ja, genau«, brachte er benommen heraus.
»Mrsaid g’fälligschd si Name, wenn mr ans Delifon gohd.«
»Ja, genau, tut mir leid. Was gibt’s Wichtiges?«
»S’Wädder wär gued zum Maaje. Wenn chunnsch z’rugg?«
Mario hatte das Gefühl, als müsse alles, was sein Großvater sagte, erst einmal eine dicke Schicht Watte durchdringen, bevor er es richtig verstand.
»Morgen, Opa, ich mäh dann am Abend.«
»Wenn numme s’Wädder do au no gued isch. As miesst mr uusgerechnet jetz in Urlaub goo. Das will dr Oma au nid in Chopf goo.«
»Grüß sie und Onkel Michael schön. Ich muss jetzt auflegen.«
Den Großeltern hatte er gesagt, dass er Freunde besuchte. Mario belog die beiden nicht gern, aber sie mussten nicht alles wissen. Schon gar nicht, dass Mario zur Begleichung der aufgelaufenen Rechnungen einen lukrativen Nebenjob angenommen hatte. Noch ein paar Touren, dann würde er genug Kohle zusammen haben, um sein Gras richtig professionell zu züchten und an den Mann zu bringen. Dann wäre er bald ein gemachter Mann. Nach dem geschäftlichen Teil des Tages wollte er sich in ein nobles Hotel einquartieren und das leicht verdiente Geld feiern. Einen dicken Joint, ein dekadentes Essen auf dem Zimmer, ein cooler Film und danach noch ein bisschen das Frankfurter Nachtleben austesten, wenn er noch wach genug war. Er schlief wieder ein.
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