Sämtliche Werke, Briefe und Dokumente. Band 8 - Friedrich Hölderlin - E-Book

Sämtliche Werke, Briefe und Dokumente. Band 8 E-Book

Friedrich Hölderlin

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Beschreibung

Mit dieser Ausgabe schließt der Herausgeber, der als einfacher Leser begann, seine Arbeit ab. Sie enthält auf 3.000 Seiten das Resultat der 1974 begonnenen Arbeit, die für ihn von Anfang an keinen anderen Zweck hatte als den hier vorgelegten, gegenüber allen früheren und noch im Handel erhältlichen Ausgaben wesentlich erweiterten und korrigierten Text …

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Inhaltsverzeichnis
 
VIII
 
1799. Fortsetzung.
 
Copyright
VIII
Das Geld ist alle und auch das Papier. Die hundert Gulden, welche die Mutter von den fünftausend seines Eigentums losmachen wollte, trafen nicht ein. Schon im Frühjahr, mit dem Plan zur Iduna und den ersten Gedanken an eine unabhängige Existenz, hatte er diskret auf den Rechtstitel hingewiesen, unter welchem er Anspruch auf das ihm zugefallene, gemäß Verfügung nach dem Tod des Vaters, sicher anzulegende Erbe machen könnte. Die beiden Briefe, die er jetzt, in höchster Verzweiflung, schreibt, mußte er, aus Mangel an Papier, dem bei der Ankunft in Frankfurt angelegten Faszikel der nicht fortgesetzten philosophischen Briefe entnehmen. Dadurch ging deren Anfang, zwei vorn angebogene Blätter, verloren.
 
Das Geld trifft ein und endlich auch Schillers Antwort, der ihm vom Journalplan abrät. Den sehr höflichen, im Konditional gehaltenen Briefschluß mißversteht er gründlich: Wie sehr wünschte ich, daß ich Ihnen nicht blos meinen Rath ertheilen, sondern auch die Mittel erleichtern könnte, denselben auszuführen. Wenn Sie mich mit Ihrer jetzigen Lage bekannt machen wollen, so bin ich vielleicht eher im Stande etwas vorzuschlagen, was Ihren Wünschen gemäß ist. Mehr als zwei Monate wartete er auf einen Ruf in die Nähe Schillers. Auf seinen diesen Irrtum Zeile für Zeile verratenden Brief erhält er keine Antwort. Auch auf den letzten Bittbrief nicht, den er im Sommer 1801 noch schreibt.
 
In jenem Heft rückwärtsgehend, entstehen Odenentwürfe von O Hofnung holde, gütiggeschäftige… bis zu In hesperischer Milde glänzt das Jahr…, der entrückend schönen Huldigung für Prinzessin Auguste von Homburg - die ihn aus tiefem Herzen liebt (wovon er, wie sie hofft, nichts weiß). Ihr Dankbillet, scheu und ermunternd, ist vollends wunderbar. Ihre Schwester Marianne, die Prinzessin von Preussen, erfährt es 1819, vor ihrer späten Heirat mit dem Großherzog von Mecklenburg Die beiden sind es, die eine in Schwerin, die andre in Berlin, die Leutnant Heinrich von Diest zur Sammlung der Gedichte Hölderlins ermutigten. Erst dessen Druckvorlage weckte Württemberg aus festem Schlaf. Seine Ahnen mütterlicherseits jedoch sind thüringisch. Aus Friemar, Wechmar benachbart, aus dem ein anderer Trost der Welt - Johann Sebastian Bach herstammt.
 
Endlich erscheint der von der Wiener Bücher-Zensur lange zurückgehaltene zweite Band des Hyperion. Die poetologische Grammatik gewinnt im Odenfaszikel Gestalt. In einem anderen Heft entsteht der Grund zum Empedokles, Entstehung und unerstiegener Gipfel dialektischen Denkens, von welchem Hegels nur der ungelenke Abklatsch ist. Und unversehens ereignet sich das eben Konzipierte. Buonaparte wird eine Art Dictator. Im Dezember dann der dritte Empedokles-Entwurf. Anfang 1800 Das untergehende Vaterland … Nach Ende der Affaire Steinkopf / Neuffer Wenn der Dichter einmal des Geistes mächtig … Sodann Vorbereitung einer eigenen Ausgabe. Der Abschied von Frankfurt: Geh unter schöne Sonne, sie achteten / Nur wenig dein …
1799. Fortsetzung.
23. August. An Johann Friedrich Steinkopf. Zitate und Regest Gustav Schlesiers.
Homburg vor der Höhe, den 23. Aug. 99.
„Ich zögerte nur deßwegen mit dem versprochenen Briefe so lange, weil ich von Tage zu Tage hoffte, Ihnen eine vollständige Anzahl von Mitarbeitern nennen zu können. Mit Gewißheit kann ich Ihnen nun folgende sagen.
Conz.
Jung (Verf. einer Übersezung des Ossians).
Sophie Mereau.
Heinze (Verf. des Ardinghello).
Prof. Neeb (Verf. mehrerer interessanter philosophischer Schriften)
Prof. Schelling
Prof. Schlegel
Von Ebel und Humboldt in Paris hoffe ich baldige Antwort. So glaube ich auch, daß Lafontaine nicht fehlen wird. Von Matthisson werden Sie schon Antwort haben, da er sich, wie ich höre, in Stutgard aufhält. An Schiller’s Theilnahme zweifle ich. Übrigens würde sehr viel auf den Charakter und Gehalt der ersten Hefte ankommen, um vielleicht ihn und Andere noch zur Theilnahme zu bestimmen.“
Er wünscht deshalb, ganz prononcirt den philosophisch poetischen Karakter des Journals zu bekennen.
„Haben Sie nun die Güte, mich so schnell, wie nur immer möglich ist, Ihren Entschluß wissen zu lassen, damit ich die Mitarbeiter nicht lange in Ungewißheit lassen muß, und meinem Lebens- und Geschäfftsplan seine Richtung geben kann. Die Ankündigung schike ich Ihnen, wenn Sie die Sache, so wie sie steht, vortheilhaft finden sollten, unmittelbar nach Empfang ihres Briefes.“
„Da Sie besonders das gütige Vertrauen gegen mich geäußert haben, meine Producte mit der Zeit vieleicht eigens herausgeben zu können, so werden sie auch von diesen lieber einen anderen, als blos ephemeren Werth verlangen.“
„Möchten Sie vieleicht auch HE. Haug zu einigen Beiträgen auffordern? oder soll ich es thun, wenn es Ihnen gut dünkt? Empfehlen Sie mich ihm, auch Herrn Matthisson, wenn Sie ihn sprechen sollten.“
„Ich lege Ihnen hier ein Manuscript von einem jungen Dichter bei, der sich, wie Sie finden werden, in Schillers Allmanach ausgezeichnet hat, und auch von Schiller selbst, wie ich weiß, sehr vortheilhaft beurtheilt worden ist. Wollen Sie es vieleicht verlegen?“
 
24. August. Von Friedrich Schiller. Der am 26. abgesandte Brief ist durch zwei Abschriften und den hier wiedergegebenen Druck Chr. Th Schwabs überliefert.
24. August 1799
Gern, mein werthester Freund! würde ich Ihr Verlangen wegen der Beyträge zu Ihrer Zeitschrift erfüllen, wenn ich nicht so arm an Zeit und so eng an mein gegenwärtiges Geschäft gebunden wäre, daß ich selbst meinen Musenalmanach dieses Jahr ohne Beyträge lassen, oder doch sehr mager damit ausstatten werde, und ihn für die Zukunft vielleicht ganz aufgebe, weil ich mich von jedem Geschäfte, das sich mit meiner absoluten Unabhängigkeit nicht verträgt, lossagen muß. Die Erfahrungen, die ich als Herausgeber von periodischen Schriften seit 16 Jahren gemacht, da ich nicht weniger als 5 verschiedene Fahrzeuge auf das klippenvolle Meer der Literatur geführt habe, sind so wenig tröstlich, daß ich Ihnen als ein aufrichtiger Freund nicht rathen kann, ein Aehnliches zu thun. Vielmehr komme ich auf meinen alten Rath zurück, daß Sie sich ruhig und unabhängig auf einen bestimmten Kreis des Wirkens concentriren möchten. Auch selbst in Rücksicht auf das Lucrative, die wir Poëten oft nicht umgehen können, ist der Weg periodischer Werke nur scheinbar vortheilhaft und bey einem unbedeutenden Anfänger von Verleger, ohne einen gewissen Rückhalt von eigenem Vermögen, der ihm verstattet, einen kleinen Stoß zu verschmerzen, ist es vollends nicht zu wagen.
Wie sehr wünschte ich, daß ich Ihnen nicht blos meinen Rath ertheilen, sondern auch die Mittel erleichtern könnte, denselben auszuführen. Wenn Sie mich mit Ihrer jetzigen Lage bekannt machen wollen, so bin ich vielleicht eher im Stande etwas vorzuschlagen, was Ihren Wünschen gemäß ist. Leben Sie wohl und seyen Sie von meiner treuen Ergebenheit versichert.
Der Ihrige Schiller.
 
27. August. An Johanna Christiana Gock. Aus Papiermangel wird ein Blatt am Schluß des sonst noch leeren, für die philosophischen Briefe vom Frühjahr 1796 angelegten Foliofaszikels entnommen, als Quartdoppelblatt beschrieben und mit dem Petschaft des Hausherrn, Glasermeisters Wagner gesiegelt. Bei diesem den Umschlag sparenden Verfahren werden die Ränder der leergelassenen vierten Seite überlappend nach innen gefaltet, die Enden der so entstandenen Hülle umgeschlagen, ineinandergesteckt und gesiegelt. Bei Abriß des Siegels entsteht zuweilen Papier- und geringer Schriftverlust an den äußeren Rändern der beschriebenen Seiten. Zum zweiten Satz des Briefs notiert die Mutter am unteren Rand: ich erhielt aber nur 2 hiervon.
Homburg. d. 27 Aug. 99.
Liebste Mutter!
Es sind schon wieder zehn Tage vorbei, daß ich auf einen Brief von Ihnen warte, und immer umsonst. Diß ist der vierte seit Anfang des Julius, den ich schreibe, ohne daß ich auf einen hätte Nachricht von Ihnen erhalten. Ich suche alle mögliche Ursachen auf, um mir dieses gänzliche lange Stillschweigen der l. Meinigen zu enträthseln; aber ich finde keine, die mir es ganz erklärte, wenn anders nicht Ihre und meine Briefe verloren gegangen sind. Ich habe aber von Stutgard indeß andre Briefe erhalten, auch Sinklair; und ich muß deßwegen denken, daß die Posten doch sicher gehn.
Darf ich Sie bitten, liebste Mutter! mir das Geld jezt zu schiken; ich habe nicht darauf gerechnet, daß unsre Korrespondenz würde 2 Monathe unterbrochen bleiben, sonst hättt’ ich mich darauf eingerichtet, das Geld länger entbehren zu können; ich habe meinen Hauszins vorausbezahlt, auf dieses Vierteljahr, auch sonst Ausgaben gemacht, die ich hätte noch aufschieben können, und so bin ich wirklicher in einiger Verlegenheit, wenn es noch eine Weile anstehn sollte, bis ich das Geld von Ihnen erhalte. Vor allem aber bitte ich Sie, so gewiß ich Ihrer bisherigen Güte täglich würdiger zu werden suche, mich doch nicht länger in dieser Unruhe über Ihr Befinden zu lassen die mich wirklich nicht mit den Kräften, die mir nötig sind, mein Tagesgeschäfft treiben läßt. Ich habe schon manchmal nach Verlauf einer Woche von Ihnen Antwort auf meinen Brief erhalten; und wenn Sie diesen Brief erhalten, und ich muß noch länger als anderthalb Wochen umsonst auf Antwort warten, so weiß ich wirklich nicht, wie ich mir aus dieser täglichen Unruhe heraushelfen soll. Ich habe auch dringend an den l. Karl geschrieben, daß er mir doch Nachricht geben möchte von Ihnen, im Fall Sie diesen Brief auch nicht bekämen. Wenn Sie nur wohl sind!
Wie immer Ihr getreuer Sohn Friz.
 
 
Um 30. August.An Suzette Gontard-Borckenstein (volle 8 Wochen nach dem Einladungsschreiben vom 5. Juli an Schiller). Wahrscheinlich wird der Brief nach Erhalt von dessen jetzt eintreffender Antwort abgebrochen und durch einen neuen ersetzt. Abschrift von Gustav Schlesier mit dem Vermerk: So bricht der Bogen ab, u. das Folgende fehlt!
Theuerste!
Nur die Ungewißheit meiner Lage war die Ursache, warum ich bisher nicht schrieb. Das Project mit dem Journale, wovon ich dir schon, nicht ohne Grund, mit so viel Zuverlässigkeit schrieb, scheint mir scheitern zu wollen. Ich hatte für meine Wirksamkeit und mein Auskommen und meinen dasigen Aufenthalt in deiner Nähe mit so viel Hoffnung darauf gerechnet; jetzt hab’ ich noch manche schlimme Erfahrung machen müssen zu den vergebenen Bemühungen und Hoffnungen. Ich hatte einen sichern anspruchlosen Plan entworfen; mein Verleger wollte es anders glänzender haben; ich sollte eine Menge berühmter Schriftsteller, die er für meine Freunde hielt, zu Mitarbeitern engagiren, und wenn mir gleich nichts Gutes hiebei diesem Versuche ahndete, so ließ ich Thor mich doch bereden, um nicht eigensinnig zu scheinen, und das liebe allgefällige Herz hat mich in einen Verdruß gebracht, den ich dir laider! schreiben muß, weil wahrscheinlich meine zukünftige Lage, also gewissermaaßen das Leben, daß ich für dich lebe, davon abhängt. Nicht nur Männer, deren Verehrer mehr als Freund ich mich nennen konnte, auch Freunde, Theure! auch solche, die nicht ohne wahrhaften Undank mir eine Theilnahme versagen konnten - ließen mich bis jetzt - ohne Antwort, und ich lebe nun volle 8 Wochen in diesem Harren und Hoffen, wovon gewissermaaßen meine Existenz abhängt. Schämen sich denn die Menschen meiner so ganz?
Daß diß nicht wohl der Fall vernünftiger weise seyn kann, zeugt mir doch dein Urtheil, Edle, und das Urtheil einiger weniger, die mir auch wahrhaft treu in meiner Angelegenheit sich zugesellten, z. B. Jung in Mainz, dessen Brief ich dir beilege. Die Berühmten nur, deren Theilnahme mir armen Unberühmten zum Schilde dienen sollte, diese ließen mich stehn, und warum sollten sie nicht? Jeder, der in der Welt sich einen Nahmen macht, scheint ja dem ihrigen einen Abbruch zu thun; sie sind dann schon nicht mehr so einzig und allein die Götzen; kurz, es scheint mir bei ihnen, die ich mir ungefähr als meines gleichen denken darf, ein wenig Handwerksneid mitunter zu walten. Aber diese Einsicht hilft mich nichts; ich habe fast 2 Monathe unter Zubereitungen zu dem Journale verloren, und kann nun, um mich nicht von meinem Verleger länger herumziehen zu lassen, wohl nichts besseres thun als ihm zu schreiben, ob er nicht lieber die Producte, die ich für das Journal bestimmt hatte, geradezu annehmen wolle, was dann freilich in jedem Falle meine Existenz mir nicht hinlänglich sichern würde.
Und so hab’ ich denn im Sinne, alle Zeit, die mir noch bleibt, auf mein Trauerspiel zu wenden; was ungefähr noch ein Vierteljahr dauren kann und dann muß ich nach Hauße oder an einen Ort, wo ich mich durch Privatvorlesungen, was hier nicht thunlich ist, oder andere Nebengeschäffte erhalten kann.
Verzeih, Theuerste! diese gerade Sprache! Es ist wäre mir nur schwerer geworden, dann dir das Nöthige zu sagen, wenn ich das, was mein Herz gegen dich,Liebe, äußert, hätte laut werden lassen, und es ist auch fast nicht möglich, in einem Schiksaal, wie das meinige ist, den nöthigen Muth zu behalten, ohne die zarten Töne des innersten Lebens für Augenblike darüber zu verlieren. Eben deßwegen schrieb ich bisher
 
3. September. An Johanna Christiana Gock. Für diesen Brief wurde das vorletzte Blatt des Foliofaszikels entnommen. In Zeile 16 wagt Hölderlin es nicht, der Mutter von seinem Gang nach Frankfurt zu schreiben.
Homburg. d. 3. Sept. 99.
 
Tausend Dank, theuerste Mutter! für die Freude, die mir Ihr lieber Brief gemacht, hat, da ich nun doch wieder Nachricht von den l. Meinigen habe, und in der Ungewißheit wegen Ihnen, liebste Mutter nicht mehr leben muß. Ich glaube, nach allem, was ich von dem Gange der Post verstehe, und nach den Erkundigungen, die ich diesen Abend bei dem hiesigen Postmeister eingezogen habe, daß wir wegen des Gelds so ziemlich ruhig seyn können. Es ist nemlich sehr möglich, daß der Postwagen seit dem 20sten August noch gar nicht in Frankfurt angekommen ist, und daß er indessen irgendwo unterwegs geblieben ist, vieleicht in Heidelberg. Nur, denk ich, muß der Postmeister in Stutgard durch die Briefpost Nachricht von dem Postwagen erhalten haben, es wird ihm also nicht unmöglich seyn, Ihnen Nachricht zu geben, wo das Geld liegt. Sie können wohl die Anfrage machen, vorerst, ohne daß diese Anfrage schon wie die Forderung um Rechenschaft aussieht; ich werde mich morgen in Frankfurt erkundigen, durch meinen Hausherrn, der dahin geht, ob der Postwagen seit dem 20sten Aug. schon einmal in Frankfurt angekommen ist, woran ich aber zweifle. In jedem Falle, will ich Ihnen morgen oder übermorgen wieder schreiben, auch aus dem Grunde, daß Sie um so sicherer wenigstens Einen Brief von mir erhalten, und da ich Ihnen vieleicht im nächsten Briefe etwas näheres über die Sache schreiben kann, so bitte ich, noch einige Tage mit dem Briefe an den Postmeister zu warten. Der Postschein gilt ein ganzes Vierteljahr lang, und ich höre, daß er Sie sicher entschädigen müßte, wenn das Geld verloren gienge. Es kann auch gar nicht fehlen, daß er nicht erfährt, wo und durch wen es verloren gegangen ist; aber ich bin ziemlich ohne Sorge über diese Möglichkeit.
Ich danke Ihnen indessen herzlich, liebste Mutter für diese gütige Unterstüzung und ich hoffe daß Sie so bald nicht mehr durch mich in eine solche beträchtliche Ausgabe gesezt werden. Ich kann mir wohl denken, wie wenig Ihnen bei den izigen Umständen entbehrlich ist.
Bis izt habe ich, was meine gewöhnliche Lebensart noch nicht einzuschränken gebraucht und ich hoffe mit der ansehnlichen Summe, die Sie mir zugeschikt haben, so lange auszureichen, bis sich eine Aussicht auf ein sicheres Auskommen für mich findet. Mit der Herausgabe meines Journals ist es noch immer nicht entschie- den; Schiller schrieb mir neulich, daß er mir zu einer solchen Beschäfftigung, die meinen Arbeiten gar zu viel Abhängigkeit geben würde, nicht ganz rathe, ich möchte ihm aber etwas bestimmtes von meiner Lage schreiben, vieleicht könne er mir etwas vorschla- gen, was mehr meinem Wunsche gemäß wäre. So viel über meine Lage, liebe theure Mutter. - Sinklair, der diesen Abend bei mir war, dankt Ihnen herzlich für das gegen ihn geäußerte Zutrauen; ich kann sicher im Nothfall auf ihn rechnen; - auch hat mein braver Hausherr, wie er hörte, daß mir Geld ausgeblieben sei, sich gleich von freien Stüken erboten, mir auszuhelfen, wenn ich seiner benö- thiget wäre. Die guten Leute sorgen äußerst redlich für mich und sind mir ohne Eigennuz ergeben.
Wie sehr bedaure ich den guten HE. Schwager, u. meine theure Schwester! So mußte doch meine Sorge nicht ganz ungegründet seyn! Ich hoffe für den edlen Mann u. meine Schwester u. für uns alle.
Ihr Friz.
Nachschrift an den Rändern der ersten und letzten Seite.
Ich hoffe, liebste Mutter, daß Sie in Nürtingen es so ziemlich ruhig behalten werden. Nur die Lage von Blaubeuren beunruhiget mich ein wenig. Aber ists doch bisher immer noch gut gegangen. Bei uns in Homburg u. der Gegend ist es ganz ruhig.
Übersicht Odenfaszikel 2. Nach Entnahme des vorletzten Blatts und vmtl. auch eines dritten, nicht oder nur kaum beschriebenen Blatts am Schluß des dadurch fragmentarisierten (im Februar 1796 Immanuel Niethammer als Neue Briefe zur ästhetischen Erziehung des Menschen angekündigten) philosophischen Entwurfs sind von diesem Faszikel noch elf leere Blätter übrig. Sie werden von September bis Novembererst von hinten nach vorn, dann - nach vier zunächst vmtl. für den Plan Schiller. Götter zogen dich auf… freigehaltenen Seiten - in entwurfsbedingt unterbrochener Reihe von vorn nach hinten beschrieben. Dieses zerstreut überlieferte, nach seinem Hauptinhalt als Odenfaszikel II geführte Manuskript enthält, in editorisch erschlossener Chronologie, die Einträge:
1-8Fragment philosophischer Briefe30Vorstufen zu Bitte / An die Hoffnung29Wohl geh’ ich täglich …28.27An / Singen möcht ich von dir…26.27Muth des Dichters; Vorstufe zu Dichtermuth / Blödigkeit25.24Götterrecht / Palinodie später, auf p 25 unten das Segment Die Entscheidung xx22.23Mein Eigentum21Schiller10Konzepte zu Der Frieden11Konzept zu Der Winter12Konzept und Vorstufen zu Gesang des Deutschen21.16.9Vorstufen zu Gesang des Deutschen13Konzept einer Ode an Buonaparte (dann überschrieben Sybille)15Konzept Gestalt und Geist; Epigramm Π ρ ο ς ε α υ τ ω ν9.15.14Entwurf zu Der Prinzessin Auguste von Homburg13Konzept Der Baum; Marginalentwurf Aber die Sprache…13-15Poetologische Tafeln.
Vmtl. im Anschluß an den Brief an die Mutter, im Odenfaszikel I, p. 30. Nach dem Konzept O Hoffnung, du Himmelskind / - / - / - / Wo bist du, wo bist du - Sorge entsteht der nicht ganz ausgeführte fünfstrophige Entwurf zu Bitte / An die Hoffnung.
O Hofnung, holde, gütiggeschäftige Die du das Haus der Trauernden nicht verschmähst, Und immerdienend, Edle, von den Göttern zu Sterblichen niederkehrest,
 
Wo bist du? Himmelsbotin! umsonst nicht erwacht Mein Auge mir des Morgens nur mich weht kalt Die Zukunft an, und ach! gesanglos Birgt sich das schaudernde Herz im Busen.
 
Im grünen Thale, dort wo der Wasserquell Vom Berge täglich rauscht und die liebliche Zeitlose mir am Herbsttag aufblüht, Dort in, der Stille, du Holde, will ich
 
Dich suchen oder im Dunkel die Blumen birgt, Und droben
 
O du des Aethers Tochter! erscheine dann Aus deines Vaters Gärten und darfst du nicht Mir sterblich Glük verkünden, schreke Nur mit Unsterblichem das Herz mir.
 
4. September. An Johanna Christiana Gock. Auf neuem Papier.
Homburg. d. 4. Sept. 99.
Liebste Mutter!
Eben habe ich das Geld und Ihren schäzbaren Brief vom 15ten Aug. erhalten. Diese gütige Hülfe, und der Mutterseegen, womit sie begleitet ist, wird wohl nicht ohne Früchte seyn; und ich kann Ihnen keinen besseren Dank sagen, als daß ich das Empfangene dazu verwenden werde, um noch einige Zeit in täglichem Fleiße zu leben, besonders dem Werke, das ich unter den Händen habe, noch alle Vollkommenheit zu geben, die in meinen Kräften liegt; und kann ich auch für dißmal nicht die Aufmerkamkeit meines deutschen Vaterlands so weit verdienen, daß die Menschen nach meinem Geburtsort und meiner Mutter fragen, so will ich es, so Gott woll! in Zukunft noch dahin bringen. Denn das ist doch eigentlich der einzige, auch der süßeste Gewinn für alle Verläugnung und alle die liebe, Mühe, ohne die der Schriftsteller nichts werden, kann, daß er sich und den Nahmen der Seinigen unter sein Volk und unter die Nachwelt bringt. Und das sind keine Worte, theure Mutter! Sorgen Sie auch nur für meine Gesundheit nicht! Ich weiß es wohl, der Geist nimmt dem Körper Kräfte, aber er giebt sie ihm auch, und eine einzige Stunde, wo man mit Zufriedenheit nach der Arbeit ausruht, ersezt vieleicht eine Woche, wo es einem etwas sauer werden mußte. Überdiß bin ich jezt, besonders gesund, und danke es dem gütigen Himmel, der mir meine Jugendkräfte unter manchem Laide bis hieher so weit noch erhalten hat. Wäre nur meine gute Schwester außer Sorge und ihr lieber Mann gesund! Oder könnte ich nur denken, daß es nicht gefährlich ist! Schreiben Sie doch Ihm und Ihr von meiner herzlichen Theilnahme. Dürft’ ich hoffen, daß Worte von mir den edelen Mann etwas erheitern könnten, so würd’ ich gerne diese Tage ihm recht viel schreiben. Ich habe ohnediß schon manchmal dieses in Gedanken gethan. Sie haben wohl recht, daß ein paar brüderliche Worte von unsrem Karl schon genug sind, um mir Freude zu machen. So sehr mich jeder Fortschritt seiner Geistesbildung und jede seiner Überzeugungen und Kenntnisse interessirt, so ehr ich doch das Herz, und meines Bruders Herz zu sehr, als daß mir nicht genügen könnte, was aus diesem kommt. Er wird schon aber etwas öfter ans Briefschreiben kommen, wenn er etwas älter geworden ist, dieser karge Briefschreiber. Sie wissen auch wohl, wie ichs sonst damit hielt. Ohne unzärtlich gegen die Seinigen zu seyn, ist man doch in seinen schönen Jahren etwas mehr sich selbst genug. Aber wenn man eine Weile in der kalten Welt hin und her gelebt hat, dann wird man erst einer so treuen Theinahme, wie die zwischen Eltern und Kindern und Geschwistern ist, recht bedürftig. Wenigstens ist diß meine Erfahrung. Es freut mich, daß die gute Lebret einen so guten Mann sich wählte, wie Ostertag ist. Sie wird glüklicher mit ihm seyn, als sie es mit mir geworden wäre. Wir taugten nicht recht zusammen, und es ist das traurige bei solchen jugendlichen Bekanntschaften, daß man sich erst kennen lernt, wenn man sich schon gegenseitig attachirt hat. So sehr ich ich diß, bei meinem lezten Aufenthalt in Wirtemberg fühlte, so war ich doch, wie selber wissen, fest gesonnen nicht leichtsinnig abzubrechen. Aber sie sah es selbst ein, sie mußte sich auch wohl erinnern, daß sie mir noch in Tübingen Beweise genug gegeben hatte, daß sie sich in mein Wesen nicht recht zu finden wußte, und daß wir beede schon damals mehr aus gegenseitiger Gefälligkeit, als aus wahrer Harmonie die Bekantschaft fortsezten. Überdiß wollte es sich nicht recht zu meinem Lebenspflan und zu den Umständen, unter denen wir leben, schiken, daß ich so frühe Bräutigam seyn sollte. So wie ich jezt mich und unsere Zeit kenne, halte ich es für Nothwendigkeit, auf solches Glük, wer weiß, wie lange Verzicht zu thun, und ich weiß aus Erfahrung, daß man auch ein Hagestolzenleben mit Würde führen kann. Wenn ich auch Pfarrer würde, so würde ich, wenn es anders nicht ganz gegen Ihre Wünsche wäre, lieber noch unverheurathet, leben, und wenn Sie sich zur Hausmutter entschließen könnten, oder ich doch in Ihrer Nähe lebte, so wäre diß mir genug.- Ich hoffe, liebste Mutter! daß der Krieg Sie und die lieben Unsrigen wenigstens nicht in der Nähe beunruhigen wird. Wie unser armes Land unter Abgaben u.s.w. leiden, muß, weiß ich freilich nur zu gut, und ich denke jedesmal auch an Sie dabei, denn wenn schon Ihre Einkommen so gering nicht ist, so hält es doch immer schwer, blos von Zinsen des Kapitals neben den Haushaltungskosten noch so viel andere Ausgaben zu bestreiten, und es ist ein trauriger Trost, daß jezt die halbe Welt auf diese und noch andere Art leidet. Ich hoffe den Frieden von Herzen, und halte ihn auch aus den allgemeinsten Gründen für nöthig und heilsam und von unabsehlicher Wichtigkeit. Vieleicht ist er auch so entfernt nicht, als es scheint. Doch ist diß eben eine Vermuthung von mir. -
Unter den jezigen Umständen wird es freilich nicht rathsam seyn, eine Reise nach Wirtemberg zu machen. Wie sehr es mein Wunsch ist, Sie, liebste Mutter und die lieben Unsrigen nach so langer Zeit einmal wieder zu sehen, können Sie sich wohl denken. Vieleicht finden sich aber bald günstigere Zeiten. Noch muß ich Ihnen sagen, daß Sie, so viel ich mir denken kann, sich keine Unruhe wegen des Konsitoriums machen dürfen. Man weiß wahrscheinlich, daß ich hier privatisire, und ist so billig, mich ruhig zu lassen, weil man doch erfahren kann, daß ich meine Zeit nicht verschwende.-
Der l. Fr. Grosmamma taus. herzl. Empf.
Ihr Friz.
 
5. September. Schluß des am 8. August begonnnenen Tagebuchbriefs von Suzette Gontard-Borckenstein.
Donnerstag den 5 ten September
 
Diese Blätter wirst du wohl etwas sehr trübe finden, mein Bester, darum muß ich dir noch sagen daß ich jetzt wieder viel heitrer bin, und wenn ich dich sehe wie ändert sich mein ganzes Wesen! - - - O! behalte mich immer lieb! Und bliebe unsere Liebe auch ewig unbelohnt, so ist sie durch sich selbst, in uns ganz stille doch so schön, daß sie uns immer unser liebstes, einziges, bleiben soll, nicht wahr mein Guter! so ist dir auch, und unsere Seelen begegenen sich immer und ewig! - -
 
Vmtl. bald nach der Rückkehr aus Frankfurt, im Odenfaszikel II, p. 29, Entwurf einer fünfstrophigen Abschiedsode. Zwei spätere Striche mit der Federfahne markieren die aufgegebenen Ansätze zu v. 1 Alle / Jeden Tag und disponieren damit die Übernahme des Motivs in der mit Täglich geh’ geh ich heraus…anhebenden, im Mai 1800, vor der Rückkehr nach Württemberg entstandenen, später Menons Klagen um Diotima überschriebenen Elegie.
Wohl geh’ ich täglich andere Pfade, bald Ins grüne im Walde, zur Quelle bald, Zum Felsen, wo die Rosen blühen Blike vom Hügel ins Land, doch nirgend
 
Du Holde, nirgend find ich im Lichte dich Und in die Lüfte schwinden die Worte mir Die frommen, die bei dir ich ehmals
 
Ja ferne bist du, seeliges Angesicht! Und deines Lebens Wohllaut verhallt von mir Nicht mehr belauscht, und ach! wo seid ihr Zaubergesänge, die einst das Herz mir
 
Besänftiget mit Ruhe der Himmlischen? Wie lang’ ist‘s! o wie lange! der Jüngling ist Gealtert, selbst die Erde, die mir Damals gelächelt, ist anders worden.
 
Leb immer wohl! es scheidet und kehrt zu dir Die Seele jeden Tag und es weint um dich Das Auge, daß es helle wieder Dort wo du säumest, hinüberblike.
Über die vorhergehenden Seiten verteiltes Stichwortkonzept. Das anfangs auftaktige alkäische Metrum geht auf der zweiten Seite in ein asklepiadeisch oder elegisch zu deutendes Versmaß über. Dort auch der Ansatz zur Überschrift. Auf der ersten Seite Tränentropfen und ein Tränensee. Wie die des vorigen Entwurfs gehen auch die Motive dieses Konzepts in Elegie / Menons Klagen um Diotima über.
An.
 
Singen möcht ich von dir
 
Aber nur Thränen.
 
Und in der Nacht in der ich wandle erlöscht mir dein
 
Klares Auge!
himmlischer Geist.
 
Elysium
 
Dort find ich ja
 
Zu euch ihr Todesgötter
 
Dort Diotima Heroen.
10. September. Von Siegfried Schmid. Regest und Zitate Gustav Schlesiers, der zum unten genannten, dem Homburger Freundeskreis angehörenden und 1809 in der Schlacht von Wagram gefallenen Jacob Zwilling bemerkt: Auch Muhrbeck machte auf einen Ausflug nach Schwaben dieses Zwilling’s Bekanntschaft u. war ganz entzückt von ihm, wie Sinclair Nov. 1798 an Höld. nach Homburg schreibt. Vielleicht ist es der Zuruf O komm heraus…, an den Hölderlin in der Schmid gewidmeten Elegie Stutgard erinnert: … und höre das Wort, das / Eins mir in himmlischer Kunst Leiden der Liebe geheilt.
Kappel im Toggenburgischen, den 10. Sept. 1799.
 
„Um etwas auszuruhen, hat man uns hier in das Thal um die Thur verlegt.”
Er lebe in der Gegenwart u. beschränke sich darauf, so gut wie die Andern, die neben ihm stehn, u. in ihrem Leben nie die unendliche Dichterkraft gefühlt haben u. nie fühlen werden.
„Warum versuchst du nicht Ähnliches, Theurer, Lieber? Hier scheint mir die Quelle Deiner Klagen, die mich erschüttern, und deren Natur ich zu gut kenne, um die entfernteste Ähnlichkeit mit gewöhnlichen zu finden. Du kannst dir den Eindruck nicht zu tief vorstellen, den es auf mich machte, als du mir sagtest, daß die Kluft zwischen Dir und den Deinigen mit jedem Jahre größer würde. O komm heraus, Liebster, heraus ins Leben, stürze dich hinein, von welcher Seite du willst, und lebe mit den Alltäglichen, wie einer der Alltäglichsten; das wirst Du freilich nie können; aber eben darum zwinge dich, so viel es geht, das Göttliche kann doch nie blos Irdisches werden, es ist nur um des Extremes willen, um dem Irdischen nicht ganz zu entfliegen, um für die gemeinste Naturerscheinung sich empfänglich zu erhalten, wie für die größte.
”Schickt ihm 2 Gedichte: Auf dem See. - Glück der Liebesverblendung.
Mit Zwilling hat er einige angenehme Tage verlebt; „ich soll Dich von ihm grüßen.”
„Wenn etwas Wichtiges in der gelehrten Welt vorgeht, so theile mir es doch mit. Ist Schiller’s Wallenstein erschienen? Was sagt man davon?
„Bei den letzten Affairen hat unser Regiment wenig gelitten. Wir haben keine Ebenen zum Agiren. Soviel ich Uneingeweihter von Operationen wissen kann, wird es, bis Du diesen Brief erhältst, heiß zugehn.”
H. soll ihm, sobald er könne, das bestimmte über die Erscheinung seiner Gedichte mittheilen, wegen Verwendung einiger Exemplare.
 
 
Vmtl. Mitte September, nach Erhalt des Briefs von Siegfried Schmid und vor der aufgeschobenen, jetzt überfälligen Antwort auf Schillers Brief, wird auf p. 26. 27 des Odenfaszikels II, in drei unterscheidbaren Phasen, die hier noch Muth des Dichters überschriebene Vorstufe zur asklepiadeischen Ode Dichtermuth / Blödigkeit entworfen.
Muth des Dichters.
 
Auf und wandle nur wehrlos Fort durchs Leben und sorge nicht!
 
Was geschiehet es sei alles geseegnet dir, Sei zum Besten gewandt! oder was könnte denn Dich belaidigen, was denn Dir begegnen, du liebend Herz?
 
Von der Wiege vertraut war mit den Lebenden Allen, eh’ er sie noch nannte, der ahnende Geist, und alle sind günstig Und es nähret, damit sie nicht
 
Des Gesanges entbehr’ selber die furchtbare Schiksaalsgöttin zum Dienst weise den Dichter sich, Reicht die Schaale voll Thränen Wunderheilsam dem Genius.
 
Wie durch heimliche Thal oder auf luftgem Pfad Hoch an schäumender Kluft Immerglüklich ein junger Alpenwandrer, so gehn vergnügt
 
Wir die Dichter des Volks jeglichen Lebenspfad, Böses kennen wir nicht, nimmer siehet den Tod Unser Auge, wie sängen Sonst wir jedem den eigenen Gott?
 
Wenn denn einer auch wohl liebend des feindlichen Ugenbliks nicht gewahrt, der in das furchtbare Wilde Leben ihn weht und Der Mänadische Reigentanz
Ihn ergreift, und der Strom das Haupt des Zerissenen Und sein Saitenspiel wälzt Schuldlos fiel er und edel Starb in edlem Beruf er doch.
Mitte September. Entwurf zur Antwort auf Schillers Brief vom 24. August. Der Brief trifft am 20. in Jena ein. Schiller wird diesen und auch den letzten vom Sommer 1801 unbeantwortet lassen.
Ich kann Ihnen den Dank nicht ausdrüken, Verehrungswürdigster, für die Grosmuth, womit Sie mir meine unschikliche Bitte beantwortet haben, und ich darf Sie versichern, daß die gütigen Worte, womit Sie mich erfreuten, so gut reeller Gewinn für mich sind, als irgend eine andere Hülfe, die ich wünschen konnte. Der Seegen eines großen Mannes, ist für die, die ihn erkennen oder ahnden, die beste Hülfe, wenigstens bedurft’ ich diese von Ihnen am ersten. Ich habe lange darinn, gefehlt, daß ich immerhin Ihren Umgang, Ihre gütige Theilnahme immer erst verdienen wollte; ich entzog mich deßwegen Ihrer Gegenwart, und behielt mirs es vor, mich Ihnen einmal zu nähern, wenn ich gerechteren Anspruch auf die Aufmerksamkeit machen könnte, deren Sie mich würdigten, und habe mich durch diesen falschen Stolz um den wohlthätigen Einfluß Ihrer Belehrung und Aufmunterung gebracht, deren ich weniger als andre entbehren konnte, weil mein Muth und meine Überzeugungen nur zu leicht durch ungünstige Einwirkungen des gewöhnlichen Lebens geirrt und geschwächt werden.Den schäzbaren, Rath, den Sie mir schon vor einiger Zeit gegeben, und in Ihrem lezten Briefe wiederhohlt haben, ließ ich mir nicht ganz umsonst gesagt seyn, und so viel ich durch Neigung und Nachdenken entschieden seyn kann über den Ton und die Art des Dichtens, suche ich mich alles Ernsts in dem Tone vorzüglich auszubilden, der ohne kapricios zu seyn meiner natürlichen ungestörtesten Sinnesart am nächsten zu liegen schien, und ich habe es mir zur Maxime gemacht, erst in irgend einer Art des Dichtens vest zu werden, und Karakter zu gewinnen, ehe ich nach einer Gewandtheit strebe, die nur dessen Eigentum seyn kann, der einmal einen sichern Standpunct gewonnen hat. Ich glaubte jenen Ton, den ich mir vorzüglich zu eigen zu machen wünschte, am
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eISBN : 978-3-641-01120-8
 
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