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Savitri ist Sri Aurobindos poetisches Hauptwerk in knapp 24 000 mantrischen Versen. Im vorliegenden Buch erscheint der Erste Teil einer neuen Übersetzung von Wilfried Huchzermeyer mit der Zielsetzung, den teils sehr schwierigen Text inhaltlich korrekt und in ansprechender, zeitgemäßer Sprache wiederzugeben. Sri Aurobindos spirituelle Mitarbeiterin, die Mutter, nannte Savitri „dieses wundervolle prophetische Gedicht, das die Menschheit zu ihrer künftigen Verwirklichung führen wird.“ Als Grundlage diente die Legende von Savitri und Satyavan im indischen Epos Mahabharata. Mittels einer symbolischen Deutung und Ausarbeitung dieser alten Sage schildert Sri Aurobindo die tiefe spirituelle Suche und Transformation der aufstrebenden Seele des Menschen.
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Seitenzahl: 438
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Sri Aurobindo
Savitri
Eine Legende und ein Gleichnis
Erster Teil
edition sawitri
Karlsruhe
Verlag W. Huchzermeyer
Lessingstraße 64
D-76135 Karlsruhe
www.edition-sawitri.de
Deutsche Übersetzung von Wilfried Huchzermeyer mit freundlicher Genehmigung des Sri Aurobindo Ashram Trust. Redaktionelle Mitarbeit: Ursula Guthörl
Cover-Foto: Copyright Sri Aurobindo Ashram Trust
1. E-Book-Aufl. 2021
ISBN 978-3-931172-51-0
© 2021 für die deutsche Ausgabe:
edition sawitri - Verlag W. Huchzermeyer, Karlsruhe
Inhalt
Erster Teil
Erstes Buch
Symbol der Morgendämmerung
Die Aufgabe
Der Yoga des Königs: Der Yoga der Befreiung der Seele
Das Geheimwissen
Der Yoga des Königs: Der Yoga der Freiheit und Größe des Spirits
Zweites Buch
Die Welttreppe
Das Reich der feinstofflichen Materie
Glorie und Fall des Lebens
Die Königreiche des Kleinen Lebens
Die Gottheiten des Kleinen Lebens
Die Königreiche und Gottheiten des Größeren Lebens
Der Abstieg in die Nacht
Die Welt der Falschheit, die Mutter des Bösen Und die Söhne der Finsternis
Das Paradies der Lebensgötter
Die Reiche und Gottheiten des Kleinen Geistes
Die Reiche und Gottheiten des Größeren Geistes
Die Himmel des Ideals
Im Selbst des Geistes
Die Weltseele
Die Reiche der Größeren Erkenntnis
Drittes Buch
Das Streben nach dem Unerkennbaren
Die Anbetung der Göttlichen Mutter
Das Haus des Spirits und der Neuen Schöpfung
Die Schau und die Gnadengabe
Glossar
Anmerkungen des Herausgebers und Übersetzers
Erster Teil
Bücher I-III
Erstes Buch
Das Buch von den Anfängen
Erstes Lied
Symbol der Morgendämmerung
Es war die Stunde, bevor die Götter erwachen.
Über dem Pfad des göttlichen Ereignisses lag
Der große ahnungsschwangre Geist der Nacht, allein
In ihrem lichtlosen Tempel der Ewigkeit,
Reglos ausgestreckt an der Stille Saum.
Fast fühlte man, dunkel, undurchdringlich,
Im düstren Sinnbild ihrer blinden Versunkenheit
Den Abgrund des unverkörperten Unendlichen;
Eine unergründliche Null erfüllte die Welt.
Eine Kraft gefallenen grenzenlosen Selbstes wach
Zwischen dem ersten und dem letzten Nichtsein,
Gedenkend des finsteren Schoßes, von dem sie kam,
Ließ ab vom unlösbaren Mysterium der Geburt
Und dem gemächlichen Lauf der Sterblichkeit
Und erstrebte ihr Ende im leeren Nichts.
Wie in einem dunklen Anfang aller Dinge
Wiegte ein formlos-stummes Abbild des Unbekannten –
Auf immer den unbewussten Akt wiederholend,
Auf immer den nichtsehenden Willen verlängernd –
Die kosmische Schläfrigkeit unwissender Kraft,
Deren schöpferisch bewegter Schlummer die Sonnen entfacht
Und unsere Leben in ihrem schlafwandlerischen Wirbel trägt.
Durch die gewaltige, nichtige Trance des Raumes,
Seine formlose Starre ohne Geist oder Leben,
Ein Schatten, wirbelnd durch eine seelenlose Leere,
Einmal mehr zurückgeworfen in undenkbare Träume,
Kreiste die Erde verloren in hohlen Schlünden,
Vergaß ihren Geist und ihr Geschick.
Die teilnahmslosen Himmel waren blank und still.
Dann regte sich etwas im unergründlichen Dunkel;
Eine namenlose Bewegung, eine ungedachte Idee,
Beharrlich, unbefriedigt, ohne ein Ziel,
Etwas, das sein wollte, ohne zu wissen wie,
Reizte das Unbewusste, zu erwecken Unwissenheit.
Ein Schmerz, der kam und eine bebende Spur hinterließ,
Gab Raum einem unerfüllten alten und müden Verlangen,
Friedvoll ruhend in seiner unbewussten mondlosen Höhle,
Das Haupt zu heben und nach dem fehlenden Licht zu suchen,
Geschlossene Augen verflossener Erinnerung mühend,
Wie jemand, der nach dem vergangenen Selbste sucht
Und nur den Leichnam seines Begehrens trifft.
Es war, wie wenn selbst in dieser Tiefe des Nichts,
Selbst in dieser letzten Auflösung Kern,
Eine selbstvergessene Wesenheit schlummerte,
Überlebende aus gelöschter und begrabner Vergangenheit,
Verurteilt, neu aufzunehmen Mühsal und Schmerz,
Auflebend in andrer entmutigender Welt.
Ein ungeformtes Bewusstsein begehrte Licht
Und vage Ahnung sehnte sich nach fernem Wandel.
So als würde eines Kindes Finger, auf die Wange gelegt,
Die unachtsame Mutter des Alls erinnern
An der Dinge endloses Bedürfnis,
Erfasste ein junges Sehnen die düstre Weite.
Unmerklich begann irgendwo ein Durchbruch:
Eine lange einsame Linie zögernder Färbung
Reizte den fernen Saum des dunklen Lebensschlafes
Wie ein leises Lächeln, das lockt ein einsames Herz.
Eingetroffen von der anderen Seite der Grenzenlosigkeit,
Durchdrang ein Gottesauge die stummen Tiefen;
Ein Späher auf Erkundung von der Sonne,
Schien es inmitten schweren kosmischen Schlafes,
Der Starre kranker und überdrüssiger Welt,
Nach einem einsamen und verlassenen Spirit zu suchen,
Der zu sehr gefallen ist, zu erinnern einstige Freude.
Eintretend in ein seelenloses Universum,
Durchstrich seine Botschaft die widerstrebende Stille,
Rief nach dem Abenteuer von Bewusstsein und Freude,
Eroberte der Natur ernüchtertes Herz
Und bewirkte erneute Zustimmung, zu sehen und zu fühlen.
Ein Gedanke wurde gesät in die unergründete Leere,
Ein Gefühl wurde geboren tief in der Dunkelheit,
Eine Erinnerung bebte im Herzen der Zeit,
Als würd’ eine Seele, lange tot, zum Leben erweckt:
Aber das Vergessen, das dem Falle folgt,
Hatte die engbeschriebenen Tafeln der Vergangenheit getilgt,
Und alles, was zerstört war, musste neugeschaffen,
Eine alte Erfahrung einmal mehr erarbeitet werden.
Alles lässt sich vollbringen, wenn der Gottkontakt besteht.
Eine Hoffnung keimte, die kaum zu sein wagte
Inmitten der einsamen Gleichgültigkeit der Nacht.
Als wenn inständig ersuchte in einer fremden Welt
Mit scheuer und gewagter unwillkürlicher Anmut,
Verwaist und hinausgetrieben, um ein Heim zu suchen,
Ein umherstreifendes Wunder ohne Lebensstätte,
So gelangte in einen fernen Winkel des Himmels
Die leise Anrufung einer langsamen, wundersamen Geste.
Das beständige Erschauern durch eine verwandelnde Berührung
Bekehrte die träge, schwarze Reglosigkeit
Und wundersame Schönheit schreckte die Felder Gottes auf.
Eine wandernde Hand fahlen verzückten Lichtes,
Das glühte entlang einem schwindenden Moment,
Versah mit Goldtäfelung und schillerndem Scharnier
Ein Traumtor, angelehnt an des Mysteriums Saum.
Ein leuchtender Winkel enthüllte verborgene Dinge
Und brachte der Welt blinde Unermesslichkeit zur Sicht.
Die Dunkelheit schwand und glitt wie ein fallendes Gewand
Vom zurücklehnenden Körper eines Gottes.
Dann strömte durch einen fahlen Spalt, der zunächst
Kaum ein Träufeln von der Sonne erlaubte,
Die Offenbarung und die Flamme.
Das kurze ewige Zeichen kehrte oben wieder.
Ein Glänzen von unerreichten Transzendenzen,
Schillernd mit der Herrlichkeit des Ungesehenen,
Wie eine Botschaft vom unbekannten unsterblichen Licht,
Das flammte auf der Schöpfung bebendem Rand,
Schuf die Morgendämmerung ihre Aura prächtiger Farben
Und grub der Herrlichkeit Saat in die Stunden.
Eines Augenblicks Besucher, strahlte die Gottheit.
Auf des Lebens schmaler Kante stand eine Weile die Vision
Und neigte sich über die sinnende Stirnrundung der Erde.
Eine verborgene Schönheit und Wonne wiedergebend
In farbigen Hieroglyphen mystischen Sinns,
Schrieb sie die Zeilen eines bedeutsamen Mythos,
Kündend von einer Größe spirituellen Erwachens,
Wie leuchtende Chiffren verfasst auf des Himmels Leinwand.
Fast offenbarte sich an jenem Tag die Epiphanie,
Von der unsere Gedanken und Hoffnungen wie Leuchtsignale künden.
Ein einsamer Glanz vom unsichtbaren Ziel
Wurde fast auf das undurchdringliche Nichts geworfen.
Einmal mehr störte ein Schritt die leeren Weiten;
Das Zentrum der Unendlichkeit, ein Antlitz verzückter Ruhe,
Teilte die ewigen Lider, die zum Himmel hin öffnen;
Eine Gestalt ferner Glückseligkeiten schien zu nahen.
Als Botschafterin zwischen Ewigkeit und Wandel
Lehnte sich die allwissende Göttin über die Weiten,
Die die schicksalhaften Reisen der Sterne in sich bergen,
Und sah die Räume bereit für ihren Schritt.
Einmal noch schaute sie halb zurück nach ihrer verschleierten Sonne,
Dann machte sie sich achtsam an ihre unsterbliche Arbeit.
Die Erde fühlte nahe das Schreiten des Unvergänglichen:
Das wachende Ohr der Natur hörte ihre Schritte,
Weite richtete ihr grenzenloses Auge auf sie
Und, verstreut in versiegelte Tiefen, entfachte
Ihr leuchtendes Lächeln die Stille der Welten zu Feuer.
Alles wurde zu Weihung und zu Ritus.
Die Luft war ein vibrierendes Band zwischen Erde und Himmel;
Die weitschwingige Hymne eines großen priesterlichen Windes
Hob an und verstummte auf den Altarhügeln;
Die hohen Äste beteten an einem Offenbarungshimmel.
Hier, wo unsere halbhelle Unwissenheit die Abgründe säumt
Auf der stummen Brust der zwiespältigen Erde,
Hier, wo man den nächsten Schritt nicht einmal kennt
Und die Wahrheit thront auf des Zweifels schattigem Rücken,
Auf diesem geplagten und riskanten Feld des Mühens,
Gebreitet unter einen weiten gleichgültigen Blick,
Unparteiischer Zeuge unseres Glücks und Leids,
Trug hingestreckt unser Boden den erweckenden Strahl.
Die Vision und der kündende Glanz erhellten auch hier
Zu Wundern gemeine bedeutungslose Formen;
Dann zog sich die göttliche Eingebung, erschöpft, zurück,
Unerwünscht, entschwindend aus des Sterblichen Sphäre.
Eine heilige Sehnsucht verblieb in ihrer Spur,
Die Anbetung einer Gegenwart und Kraft,
Zu vollkommen, um bewahrt zu werden von sterblichen Herzen,
Das Vorherwissen einer wunderbaren kommenden Geburt.
Nur ein wenig kann das Gottlicht verweilen:
Spirituelle Schönheit, die menschliche Sicht erhellend,
Zeichnet ihre Leidenschaft und ihr Mysterium auf der Materie Maske
Und verschwendet Ewigkeit auf einen Zeit-Impuls.
Wie wenn eine Seele der Geburtsschwelle nahe rückt,
Sterbliche Zeit der Zeitlosigkeit anknüpfend,
Ein Funken von Gottheit, verloren in der Materie Gruft,
Und ihr Glanz sich verflüchtigt in den unbewussten Ebenen,
So löste nun jenes vergängliche Glühen magischen Feuers
In heller gewohnter Atmosphäre sich auf.
Die Botschaft ging zu Ende und der Bote entschwand.
Der einmalige Ruf, die unbegleitete Macht,
Zog zurück in eine weit ferne, geheime Welt
Die Farbe und Pracht des höchsten Strahls:
Sie blickte nicht mehr auf unsere Sterblichkeit.
Das Übermaß an Schönheit, das der Gott-Art eigen ist,
Konnte nicht ihren Anspruch auf zeitgeborene Augen bewahren;
Zu mystisch-real für Raum-Bewohnerschaft,
Wurde ihr verklärter Körper vom Himmel getilgt:
Das kostbare Wunder lebte nicht mehr.
Das war das gewöhnliche Licht des irdischen Tags.
Befreit von der Pause der Ermüdung,
Verfolgte einmal mehr der Lärm hastenden Lebens
Die Zyklen ihrer geblendeten Suche.
Alle eilten zu ihren gleichen täglichen Taten;
Die tausend Völker von Baum und Boden
Gehorchten dem ahnungslosen Drang des Augenblicks,
Und der Mensch, Führer hier mit seinem unsicheren Geist, allein,
Der in das verhüllte Antlitz der Zukunft starrt,
Hob die Bürde seines Schicksals an.
Auch Savitri erwachte unter diesen Stämmen,
Die eilten, mit anzustimmen des strahlenden Rufers Gesang,
Und, verlockt durch die Schönheit der Wege des Scheins,
Ihren Anteil flüchtiger Freude lobpriesen.
Verwandt der Ewigkeit, von der sie kam,
Nahm sie keinen Anteil an diesem kleinen Glück;
Ein mächtiger Fremder im menschlichen Bereich,
Reagierte der verkörperte Gast im Inneren nicht.
Der Ruf, der den Sprung des menschlichen Geistes auslöst,
Seine bewegte eifrige Bestrebung,
Seine nervös gefärbte Illusion des Begehrens,
Besuchte ihr Herz wie ein süßer, fremder Ton.
Der Zeit Botschaft kurzen Lichts war nicht für sie.
In ihr war die Qual der Götter,
Gefangen in unserer vergänglichen menschlichen Form,
Das Todlose bezwungen vom Tod der Dinge.
Einer weiteren Natur Freude war einst ihr zu eigen,
Konnte aber nicht lange ihre goldene, himmlische Färbung bewahren
Oder stehen auf dieser brüchigen irdischen Basis.
Eine enge Bewegung am tiefen Abgrund der Zeit,
Leugnete die zerbrechliche Kleinheit des Lebens die Kraft,
Die stolze und bewusste Weite und die Wonne,
Die sie mit sich in die menschliche Form gebracht,
Die stille Freude, die eine Seele mit allen verknüpft,
Den Schlüssel zu den flammenden Toren der Ekstase.
Das Element der Erde, das die Würze von Genuss und Leid benötigt,
Wies den Segen der unsterblichen Wonne zurück:
Dargeboten der Tochter der Unendlichkeit,
Schenkte sie ihre Passionsblume von Liebe und Verhängnis.
Vergeblich schien jetzt das großartige Opfer.
Eine Verschwenderin ihrer reichhaltigen Göttlichkeit,
Hatte sie ihr Selbst und alles, was sie war, den Menschen geliehen,
Hoffend, ihr größeres Wesen ihnen einzupflanzen
Und diesem Leben ihrer Körper einzugewöhnen,
Auf dass der Himmel heimisch würde auf sterblichem Boden.
Schwer ist es, die Erd-Natur zum Wandel zu bewegen;
Sterblichkeit trägt schwer des Ewigen Kontakt:
Sie fürchtet die reine göttliche Intoleranz
Jenes Einstürmens von Äther und von Feuer;
Sie murrt über dessen sorgenloses Glück,
Weist fast mit Hass das Licht, das es bringt, zurück;
Sie zittert vor seiner nackten Wahrheitskraft
Und der Macht und Süße seiner absoluten Stimme.
Des Abgrunds Gesetz den Höhen aufzwingend,
Befleckt Sterblichkeit mit ihrem Schlamm die Boten des Himmels:
Ihre Dornen gefallener Natur sind die Verteidigung,
Die sie gegen die rettenden Hände der Gnade richtet;
Sie tritt den Söhnen Gottes mit Tod und Schmerz entgegen.
Eine Glorie von Blitzen, die über die Erde flackern,
Ihre Sonnengedanken verdunkelt von unwissenden Gemütern,
Ihr Werk verraten, ihr Gutes in Übel verkehrt,
Das Kreuz ihr Lohn für die Krone, die sie gaben,
Hinterlassen sie nur einen glänzenden Namen.
Ein Feuer rührte der Menschen Herz an und ging;
Einige wenige entflammten und stiegen zu höherem Leben auf;
Zu unähnlich der Welt, zu deren Hilfe und Rettung sie kam,
Lastete ihre Größe auf deren unwissender Brust,
Und von ihren tiefen Abgründen kam eine düstre Reaktion,
Ein Teil ihrer Sorge, ihres Kampfes und Falles.
Mit Kummer zu leben, Tod auf ihrem Weg zu konfrontieren –
Des Sterblichen Los ward des Unsterblichen Part.
So gefangen in der Falle irdischer Bestimmungen,
Sah sie der Stunde ihrer Probe entgegen,
Verbannt von ihrer natürlichen Glückseligkeit,
Des Lebens dunkles irdisches Gewand akzeptierend,
Sich selbst verbergend sogar vor jenen, die sie liebte,
Die Gottheit größer durch ein menschliches Geschick.
Ein düsteres Vorwissen trennte sie
Von allen, deren Stern und Stütze sie war;
Zu groß, um die Gefahr und das Leid mitzuteilen,
Hielt sie in ihren Schmerzenstiefen den künftigen Kummer.
Wie jemand, der über blind gebliebene Menschen wacht
Und die Last einer ahnungslosen Rasse aufnimmt,
Einen Feind beherbergend, den sie mit ihrem Herzen nähren muss,
Unbekannt ihr Handeln und das Verhängnis, dem sie entgegen sah,
Muss sie allein die Zukunft sehen und fürchten und wagen.
Der lang vorausgewusste schicksalsschwere Morgen war gekommen
Und brachte einen Mittag, der wie jeder Mittag schien.
Denn die Natur schreitet auf ihrem mächtigen Pfad,
Achtlos, wenn sie eine Seele, ein Leben bricht;
Erschlagenes zurücklassend bewegt sie sich weiter voran:
Allein der Mensch nimmt wahr und Gottes all-sehende Augen.
Selbst in diesem Augenblick der Verzweiflung ihrer Seele,
Im grimmigen Rendezvous mit Tod und Furcht,
Entwich kein Schrei ihren Lippen, kein Ruf um Hilfe;
Niemandem verriet sie das Geheimnis ihres Schmerzes:
Ruhig war ihr Antlitz und Mut ließ sie schweigen.
Doch litt und strebte nur ihr äußeres Selbst;
Sogar ihr Menschsein war halb göttlich:
Ihr Spirit öffnete sich dem Spirit in allem,
Ihre Natur fühlte alle Natur als ihr eigen.
Gesondert, im Inneren lebend, trug sie alle Leben;
Erhaben, trug sie in sich selbst die Welt:
Ihre Angst war eins mit der großen kosmischen Angst,
Ihre Kraft gründete sich auf den kosmischen Mächten;
Der universellen Mutter Liebe war ihre.
Gegen das Übel an den bedrängten Wurzeln des Lebens,
Dessen persönliches Zeichen ihre eigene Not war,
Machte sie aus ihrem Leiden ein mystisches scharfes Schwert.
Ein einsames Gemüt, ein welt-weites Herz,
Stieg sie zum einsamen Werk des alleinigen Unsterblichen empor.
Zuerst sorgte sich nicht das Leben in ihrer bürdeschweren Brust;
Auf dem Schoße der ursprünglichen Schläfrigkeit der Erde
Träge, befreit in die Vergesslichkeit,
Ruhte es hingestreckt, unbewusst auf des Geistes Saum,
Gefühllos und still wie der Stein und der Stern.
In einer tiefen Kluft der Stille zwischen zwei Bereichen
Lag sie fern von Kummer, unzerrissen von Sorge,
Erinnerte sich nicht der Trübsal hier.
Dann regte sich eine langsame schwache Erinnerung
Und seufzend legte sie ihre Hand auf die Brust
Und erkannte den nahen und verweilenden Schmerz,
Tief, ruhig, alt, und seiner Stätte naturalisiert,
Wusste aber nicht, warum er da war und woher er kam.
Die Kraft, die der Geist entfacht, war noch im Hintergrund:
Schwer, unwillig waren des Lebens Bedienstete
Wie Arbeiter ohne Lohn der Freude;
Düster, weigerte sich die Fackel der Sinne zu brennen;
Das auf sich selbst gestellte Gehirn fand nicht seine Vergangenheit.
Nur eine vage Erdnatur stellte den Rahmen.
Aber nun regte sie sich, ihr Leben teilte die kosmische Last.
Auf Geheiß des stimmlosen Rufes ihres Körpers
Reiste ihr starker, weit-schwingender Spirit zurück,
Zurück zum Joch von Unwissenheit und Schicksal,
Zurück zur Mühe und Anstrengung sterblicher Tage,
Einen Pfad ausleuchtend durch seltsame Symbolträume
Über die ebbenden Meere des Schlafs.
Ihr Natur-Haus fühlte eine ungesehene Kraft,
Erleuchtet waren rasch des Lebens verdunkelte Räume,
Und die Fenster der Erinnerung öffneten sich den Stunden
Und die müden Füße des Denkens traten an ihre Tore heran.
Alles kam zurück zu ihr: Erde und Liebe und Verhängnis,
Die alten Gegner, umzingelten sie
Wie Riesengestalten, ringend in der Nacht:
Die Gottheiten, aus dem trüben Unbewussten geboren,
Erwachten zum Kampf und göttlichen Schmerz,
Und im Schatten ihres flammenden Herzens,
Im finsteren Zentrum der unheilvollen Debatte,
Starrte ein Hüter des ungetrösteten Abgrunds,
Erbend die lange Agonie des Globus,
Eine versteinerte Gestalt von hohem und göttlichem Schmerz,
In den Raum mit festen, achtlosen Augen,
Schauend die zeitlosen Tiefen der Sorge, nicht jedoch des Lebens Ziel.
Gepeinigt von seiner herben Göttlichkeit,
An seinen Thron gebunden, erwartete er ungestillt
Das tägliche Opfer ihrer ungeweinten Tränen.
Die grimmige Frage des Menschen-Daseins tat sich wieder auf.
Das Opfer von Leid und Begehren,
Welches die Erde darbringt der unsterblichen Ekstase,
Begann erneut unter der ewigen Hand.
Wach, erduldete sie der Augenblicke Schreiten
Und blickte auf diese grüne lächelnde gefahrvolle Welt,
Und hörte den unwissenden Schrei lebendiger Dinge.
Inmitten der trivialen Laute, der unveränderten Szene,
Erhob sich ihre Seele und stellte Zeit und Schicksal sich entgegen.
Reglos in sich selbst, sammelte sie Kraft.
Dies war der Tag, an dem Satyavan sterben musste.
Zweites Lied
Die Aufgabe
Zurückgezogen in verborgenen Gedankenfeldern,
Bewegte ihr Geist sich eine Weile in bildreicher Vergangenheit,
Die aufs Neue lebte und ihr Ende nahen sah:
Sterbend, lebte sie unvergänglich in ihr;
Vergänglich und schwindend von vergänglichen Augen,
Unsichtbar, ein schicksalhafter Abglanz von Selbst,
Trug er die Zukunft auf seiner Phantombrust.
Entlang dem weit gezogenen Schweif des flüchtigen Ereignisses
Wich zurück der Strom der beharrlichen Stunden,
Und am Ufer der geheimnisvollen Flut,
Voller geliebter, jetzt nicht mehr gesehener Formen,
Und subtiler Bilder von Dingen, die einst waren,
Stand ihr Zeugengeist und überschaute Zeit.
Alles, was sie einst gehofft, was sie erträumt und gewesen war,
Flog an ihr vorbei mit Adlerschwingen durch der Erinnerung Himmel.
Wie in einem vielfarbigen flammenden inneren Erwachen,
Lagen ihres Lebens breite Landstraßen und seine lieblichen Nebenpfade
Aufgezeichnet vor ihrem sonnenklaren erfassenden Blick,
Vom hellen Land der Tage ihrer Kindheit
Und von den blauen Bergen ihrer aufstrebenden Jugend
Und den Paradiesgrotten und Pfauenschwingen der Liebe
Bis zur Freude, ergriffen unter dem stillen Schatten des Verhängnisses
In einer letzten Wende, wo der Himmel mit der Hölle um die Wette lief.
Zwölf leidenschaftliche Monate mündeten in einem Schicksalstag.
Eine absolute übernatürliche Dunkelheit befällt
Den Menschen manchmal, wenn er sich Gott nähert:
Eine Stunde kommt, wo alle Mittel der Natur versagen;
Vertrieben aus der schützenden Unwissenheit
Und zurückgeworfen auf sein schieres Urerfordernis,
Muss er nun endlich seine Oberflächenseele von sich weisen
Und die unverhüllte Wesenheit im Inneren sein:
Diese Stunde war über Savitri nun gekommen.
Einen Punkt hatte sie erreicht, wo Leben nichtig sein muss,
Oder, wach in ihrem ungeborenen Element,
Muss ihr Wille ihres Körpers Bestimmung aufheben.
Denn nur des Spirits ungeborene zeitlose Kraft
Kann heben das Joch, auferlegt von Geburt in Zeit.
Nur das Selbst, das diese Form des Selbstes errichtet,
Kann die feste, endlose Linie löschen,
Die diese sich wandelnden Namen und zahllosen Leben verknüpft,
Diese neuen vergesslichen Persönlichkeiten,
Und weiter lauern lässt in unseren bewussten Taten
Den Schweif alter verblichener Gedanken und Handlungen, –
Kann ausschlagen das Vermächtnis unserer vergrabenen Selbste,
Das belastende Erbe unserer vergangenen Formen,
Blind akzeptiert von Körper und Seele.
Eine Episode in einer nicht erinnerten Erzählung,
Deren Anfang verloren ist, verborgen ihr Motiv und Handeln,
Hat eine einst lebendige Geschichte unser jetziges Geschick,
Kind vergangener Energien, vorbereitet und geschaffen.
Die starre Beständigkeit der kosmischen Sequenzen,
Fixiert mit unentrinnbaren, unsichtbaren Bindegliedern,
Muss sie brechen, vertreiben mit ihrer Seelenkraft,
Ihre Vergangenheit, ein Block auf der Straße des Unsterblichen,
Zur tabula rasa machen und ihr Schicksal neu gestalten.
Ein Kolloquium der Urgötter,
Die sich treffen an den Grenzen des Unbekannten,
Muss ihrer Seele Debatte mit verkörpertem Nichts
Auf einem gefährlichen, düstren Hintergrund ausgetragen werden:
Ihr Wesen muss sich seiner formlosen Ursache stellen,
Gegen das Universum sein alleiniges Selbst in die Waagschale werfen.
Auf dem kahlen Gipfel, wo Selbst allein mit dem Nichts ist
Und das Leben keinen Sinn hat und die Liebe keinen Standplatz,
Muss sie für ihre Sache einstehen auf der Auslöschung Rand,
In der Todesgrotte der Welt des Lebens hilflosen Anspruch bewahren
Und verteidigen ihr Recht zu sein und zu lieben.
Geändert werden muss die grobe Ökonomie der Natur;
Befreiung muss sie erlangen von überkommenen Fesseln,
Ein altes Konto des Leids abtragen,
Der Seele gehäufte Schuld von der Zeit tilgen,
Und die schweren Unterwerfungsrechte der karmischen Götter,
Die langsame Rache des erbarmungslosen Gesetzes
Und die tiefe Notwendigkeit universellen Schmerzes
Und hartes Opfer und tragische Konsequenz.
Aus einer zeitlosen Barriere muss sie herausbrechen,
Mit Gedankentiefe durchdringen die monströse Stille der Leere,
In die einsamen Augen des unsterblichen Todes blicken
Und mit ihrem schieren Spirit des Unendlichen Nacht durchmessen.
Der große, schmerzliche Augenblick war nun nahe.
Wie ein gepanzerter Trupp seinem Verhängnis entgegen schreitend,
Zogen die letzten langen Tage mit schwerem Tritt vorüber,
Lange, und doch zu schnell vorbei, das Ende zu nah.
Allein inmitten der vielen geliebten Antlitze,
Bewusst unter unwissenden glücklichen Herzen,
Wachte ihr gewappneter Spirit über die Stunden
Und lauschte auf einen vorausgewussten gewaltigen Schritt
In der abgeschiedenen Schönheit der menschenfeindlichen Wildnis.
Eine Kämpferin in stillen, furchtbaren Regionen,
Stand sie ohne Wissen der Welt für die Welt:
Keinen Helfer hatte sie außer der inneren Kraft;
Es gab keinen Zeugen mit irdischen Augen,
Oben die Götter und unten allein die Natur
Waren Zuschauer jenes mächtigen Unterfangens.
Um sie herum waren die kargen, gen Himmel ragenden Hügel,
Und die grünen, weiten, rauschenden gedankenverlorenen Wälder
Murmelten unaufhörlich ihr gedämpftes Zauberwort.
Ein dichtes, herrliches, farbiges, selbstverhülltes Leben,
Gekleidet in der Blätter lebendigem Smaragd
Und arrangiert mit bunten Sonnenstrahlen und fröhlichen Blüten,
Umgab den abgelegenen Schauplatz ihres Schicksals.
Dort war sie gewachsen zur Größe ihres Spirits:
Der Genius titanischer Stillen,
Ihre Seele in seiner weiten Einsamkeit versenkend,
Hatte ihr ihres Selbstes reine Wirklichkeit gezeigt
Und sie verbunden mit ihrer Umgebung.
Deren Einsamkeit erhöhte ihre Menschenstunden
Mit einem Hintergrund des Ewigen und Einzigen.
Eine Kraft schlichter direkter Notwendigkeit
Reduzierte den schweren Rahmen menschlicher Tage
Und die erdrückende Masse äußerer Erforderrnisse
Auf ein schmales Minimum des naturgegebenen Grundbedarfs,
Und die mächtige Wildheit der uranfänglichen Erde
Und die brütende Menge duldsamer Bäume
Und die sinnende Saphirmuße des Himmels
Und die ernste Schwere der langsam verstreichenden Monate
Hatten in ihr tiefen Raum für Denken und Gott belassen.
Dort wurde der strahlende Prolog ihres Dramas gelebt.
Ein Flecken für des Ewigen Wandeln auf Erden,
Gelegen im klösterlichen Sehnen der Wälder
Und beobachtet von der Sehnsucht der Gipfel,
Erschien durch eine goldene Öffnung in Zeit,
Wo Stille lauschend das ungesprochene Wort erspürte
Und die Stunden vergaßen, in Kummer und Wechsel überzugehen.
Mit der Plötzlichkeit, die göttlichem Geschehen eigen ist,
Das Wunder der ersten Herabkunft wiederholend,
Die dumpfe irdische Routine in Wonne verwandelnd,
Kam Liebe zu ihr und verbarg den Schatten, Tod.
In ihr mag fürwahr sie einen vollkommenen Schrein entdecken.
Seitdem erstmals das Erd-Wesen gen Himmel zu wachsen begann
Durch die langwährende Prüfung der Rasse,
Trug nie ein ungewöhnlicheres Geschöpf seinen Strahl,
Jene brennende Gottheitsprobe in unseren Räumen,
Ein Blitz von den Höhen auf unseren Abgrund.
Alles in ihr wies auf edlere Art.
Nahe der Erdenweite, eng vertraut dem Himmel,
Reiste ihr junger, weitschauender Spirit, schnell und erhaben,
Durch Welten des Glanzes und der Stille,
Überflog des Denkens Wege zu ungeborenen Dingen.
Begeistert war ihr Wille, fest und fehllos in sich ruhend,
Und ihr Geist, ein Meer weißer Aufrichtigkeit,
Leidenschaftlich strömend, trug keine trübe Woge.
Wie in einem mystischen und dynamischen Tanz
Eine Priesterin reiner Ekstasen,
Inspiriert und geleitet vom Offenbarungsgewölbe der Wahrheit
Sich in einer Propheten-Grotte der Götter bewegt,
Bewohnte ein Herz der Stille in den Händen der Freude
Mit reichen schöpferischen Schlägen
Einen Körper wie ein Gleichnis der Morgendämmerung,
Der wie eine Nische für verhüllte Gottheit schien
Oder ein goldenes Tempeltor für jenseitige Dinge.
Unsterbliche Rhythmen schwangen in ihren zeitlichen Schritten;
Ihr Blick, ihr Lächeln, erweckten himmlischen Sinn
Selbst im Erdstoff, und deren tiefe Freude
Erfüllte der Menschen Leben mit höchster Schönheit.
Ein weites Sich-Selbst-Geben war ihr ureigenes Tun:
Eine Großherzigkeit wie des Meeres oder Himmels
Umhüllte mit ihrer Größe alles, das kam,
Und gab ein Gefühl wie von erhabener Welt.
Ihre Herzenssorge war eine süße sanfte Sonne,
Ihre hohe Leidenschaft eines blauen Himmels Ausgeglichenheit.
Wie eine Seele gleich einem gejagten Vogel flöge,
Mit müden Schwingen einer Sturmeswelt entrinnend,
Und eine Stille erreichte wie ein erinnertes Herz,
So konnte man im Hort der Geborgenheit und herrlich-sanften Ruhe
Das Leben wieder aufnehmen in Strömen von Honig-Feuer,
Die verlorene Gewohnheit des Glückes wiederfinden,
Ihrer strahlenden Natur wunderbare Umhüllung fühlen,
Und Freude hegen in der Obhut ihrer Wärme und Farbe.
Ein tiefes Mitgefühl, ein stilles Sanktuarium,
Öffnete ihre innere Hilfe ein Tor im Himmel;
Die Liebe in ihr war weiter als das Universum,
Die ganze Welt konnte Zuflucht finden in ihrem einzigen Herzen.
Die große unerfüllte Gottheit konnte weilen hier:
Frei von des Zwergenselbstes umschlossener Luft
Konnte ihr Gemüt seinen höheren Spirit-Atem bergen,
Der alle Dinge vergöttlichen kann.
Denn selbst ihre Abgründe waren verborgene Felder des Lichts.
Zugleich war sie die Stille und das Wort,
Ein Kontinent von selbststrahlendem Frieden,
Ein Ozean regungslosen unberührten Feuers:
Die Kraft, die Stille der Götter waren ihr zu eigen.
In ihr fand er eine Weite gleich seiner eigenen,
Seinen hohen warmen feinen Äther fand er wieder
Und bewegte sich in ihr wie in seinem angestammten Heim.
In ihr fand er die eigene Ewigkeit.
Bislang blockierte keine Düsternis den Strahl.
Seit auf der zarten Brust dieser ungewissen Erde
Ihr universeller Blick in diesem atemgebundenen Haus
Sich auftat, mitfühlend mit glücklicheren Sternen,
Wo Leben nicht leidvollem Wandel unterliegt,
Und sich an Schönheit erinnerte, fremd unseren sterblichen Augen,
Und mit Staunen schaute auf diese Welt zerbrechlicher Formen,
Getragen auf Leinwandstreifen schimmernder Zeit,
War die Unschuld noch ungeborener Kräfte ihr zu eigen.
Obgleich sie sich beugte, die menschliche Last zu tragen,
Bewahrten ihre Schritte doch der Götter Maß.
Der Erde Hauch vermochte nicht dieses glänzende Glas zu trüben:
Frei vom Staub unserer sterblichen Atmosphäre
Spiegelte es noch des Himmels spirituelle Freude.
Fast sahen jene, die in ihrem Lichte lebten,
Ihren Spielgefährten in den ewigen Sphären,
Herabgekommen von seinen unerreichbaren Höhen
In der leuchtenden Spur ihrer lockenden Ankunft,
Den weißfeurigen Drachenvogel endloser Wonne,
Mit flammenden Schwingen über ihren Tagen schwebend:
Des Himmels regloser Schild beschirmte das entsandte Kind.
Ein strahlender Lichtkreis war ihre frühe Zeit,
Jahre wie goldene Gewänder vorüberziehender Götter;
Ihre Jugend thronte in stiller Glückseligkeit,
Aber Freude kann nicht fortdauern bis zum Ende:
Es ist eine Dunkelheit in irdischen Dingen,
Die nicht lange einen allzu frohen Klang erdulden will.
Auch sie umschloss die unentrinnbare Hand:
Das bewehrte Unsterbliche trug die Schlinge der Zeit.
Es nahm sich ihrer Jener an, der die bebürdeten Großen trifft.
Zuweiser der Probe und des Pfades,
Der in dieser Feuerprobe der Seele
Tod, Fall und Sorge als des Spirits Treibstöcke wählt,
Die zweideutige Gottheit mit ihrer Fackel des Schmerzes
Erleuchtete den Schlund der unvollendeten Welt
Und rief sie auf, mit ihrem weiten Selbst den Abgrund auszufüllen.
Erhaben und mitleidlos in seiner ruhigen Betrachtung,
Des Ewigen furchtbare Strategie noch erhöhend,
Bemaß er die Schwierigkeit mit der Kraft
Und grub tiefer die Kluft, die alle überqueren müssen.
Ihre göttlichsten Elemente angreifend,
Machte ihr Herz er dem strebenden menschlichen Herzen verwandt
Und zwang ihre Stärke auf ihren vorbestimmten Weg.
Dafür hatte sie sterblichen Atem auf sich genommen,
Um mit dem Schatten zu ringen, war sie gekommen,
Und muss dem Rätsel des menschlichen Daseins sich stellen
Und des Lebens kurzem Kampf in stummer Materie-Nacht.
Entweder Unwissenheit und Tod hinzunehmen
Oder die Wege der Unsterblichkeit bahnen,
Das göttliche Spiel für den Menschen gewinnen oder verlieren –
Dies war ihrer Seele Frage, aufgeworfen vom Würfel der Bestimmung.
Aber nicht sich zu beugen und zu leiden ward sie geboren,
Zu führen, zu befreien war ihre glorreiche Rolle.
Hier war kein Stoff von irdischer Herkunft
Für eines Tages Gebrauch seitens geschäftiger, achtloser Kräfte.
Ein Bild flatternd auf der Leinwand des Schicksals,
Halb animiert für eine vorübergehende Schau,
Oder ein Gestrandeter auf dem Ozean des Begehrens
Im erbarmungslosen Spiel in die Wirbel geworfen
Und geschleudert entlang den Schlünden des Umstandes,
Ein Geschöpf, geboren, um dem Joch sich zu beugen,
Eine Habe und ein Spielzeug der Herren der Zeit,
Oder ein weiterer Bauer, der kommt, um geschoben zu werden
Einen langsamen Zug weiter auf unermesslichem Brett
Im Schachspiel der Erdenseele mit dem Verhängnis –
Solcherart ist die Menschenfigur, bewegt von der Zeit.
Ein bewusster Rahmen war hier, eine selbstgeborene Kraft.
In diesem Rätsel der Abenddämmerung Gottes,
Diesem langsamen und seltsamen, unbehaglichen Kompromiss
Der begrenzenden Natur mit einer grenzenlosen Seele,
Wo alles sich bewegen muss zwischen geordnetem Zufall
Und achtloser blinder Notwendigkeit,
Wagt zu hoch nicht aufzuflammen das spirituelle Feuer.
Wenn es einmal träfe auf die intensive ursprüngliche Flamme,
Könnte eine Reaktion alle gemachten Maße sprengen
Und die Erde niedersinken unter des Unendlichen Gewicht.
Ein Kerker ist diese immense materielle Welt:
Jeder Weg wird blockiert von einem steinäugigen Gesetz,
An jedem Tor patrouillieren die großen, düstren Wächter.
Ein graues Tribunal der Unwissenheit,
Eine Inquisition der Priester der Nacht
Sitzt über die Abenteurer-Seele zu Gericht,
Und die Doppeltafeln und die karmische Norm
Zügeln den Titan in uns und den Gott:
Schmerz mit seinem Peitschenhieb, Freude mit ihrer silbernen Lockung
Bewachen die kreisende Reglosigkeit des Rades.
Eine Fessel ist auferlegt dem aufstrebenden Geist,
Ein Siegel dem zu großen, weit offenen Herz;
Der Tod bremst den reisenden Entdecker, Leben.
So ist der Thron des Unbewussten gesichert,
Während gemächlich die Zeitalter sich abspulen
Und das Tier weidet im heiligen Gehege
Und der goldene Falke die Himmel nicht mehr durchkreuzen kann.
Doch Eine erhob sich und entfachte die grenzenlose Flamme,
Angeklagt von der dunklen Macht, die alle Seligkeit hasst
Im grausigen Gerichtshof, wo das Leben für Freude zahlen muss,
Verurteilt vom mechanischen Rechtsprecher
Zur schmerzenden Strafe menschlicher Hoffnungen,
Beugte ihr Haupt sich nicht dem starren Beschluss
Und legte ihr Herz nicht hilflos bloß dem Schicksalsschlag.
So beugt sich zwangsläufig der geistgeborene Wille im Menschen,
Gehorsam den fixierten Geboten aus alter Zeit,
Und lässt ohne Einspruch die niederen Götter zu.
In ihr streute das Übermenschliche seine Saat.
Unfähig, seine mächtigen Fittiche des Traumes zu schließen,
Weigerte ihr Spirit sich, am gemeinen Boden zu haften,
Oder findend, dass dem Leben alle goldene Bedeutung entrissen,
Wollte sich nicht mit Irdischem mischen, gelöscht von der Sternenliste,
Oder mit düsterer Verzweiflung das gottgegebene Licht ersticken.
Ihr Wesen, gewöhnt an das Ewige und Wahre,
Sich bewusst seiner göttlichen Quellen, erbat nicht
Von sterblicher Schwäche des Schmerzes Linderung,
Kittete nicht mit Versagen Handel oder Kompromiss.
Ein Werk hatte sie zu tun, ein Wort zu sprechen;
Sie schrieb die unvollendete Geschichte ihrer Seele
In Gedanke und Handlung, eingraviert ins Buch der Natur,
Und akzeptierte nicht, die leuchtende Seite zu schließen
Und ihren Umgang mit Ewigkeit einzustellen
Oder mit leiser Zustimmung gegenzuzeichnen
Die grobe Bilanz des Tauschmarktes der Welt.
Eine Kraft in ihr, die sich mühte seit Anbeginn der Erde,
Im Leben den großen Weltplan vollbringend,
Nach dem Tod unsterbliche Ziele verfolgend,
Weigerte sich, der Verzweiflung öde Rolle zuzulassen,
Die Bedeutung ihrer Geburt in Zeit zu verwirken,
Der Herrschaft beiläufiger Fakten zu gehorchen
Oder ihr hohes Los flüchtigem Zufall zu überlassen.
Ihre hohe Zuflucht fand sie im eigenen Selbst;
Das eherne Gesetz konfrontierte sie mit eigenem souveränen Recht:
Ihr alleiniger Wille stand gegen die kosmische Ordnung.
Die Räder des Unheils zu stoppen, erhob sich diese Größe.
Ihre Kraft, erhöht durch Blitzeskontakt,
Erwachte vom Schlummer in der Tiefe ihres Herzens,
Als das Ungesehene pochte an den verborgenen Toren.
Von jenem, das tötet und rettet, ertrug sie den Schlag.
Entlang der furchtbaren Wegstrecke, die kein Auge sehen kann,
Blockierend den grausigen unverrückbaren Pfad,
Trat sie der kosmischen Maschinerie entgegen;
Ein Herz stellte sich den Triebrädern in den Weg:
Ihr Riesengetriebe hielt inne vor einem Geist,
Ihre festen Konventionen trafen auf einer Seele Flamme.
Eine magische Hebelkraft wird plötzlich erfasst,
Die den zeitlosen Willen des verschleierten Unsagbaren bewegt:
Ein Gebet, eine Meistertat, ein königlicher Gedanke
Kann des Menschen Kraft mit einer transzendenten Macht verbinden.
Dann wird das Wunder zur gemeinen Regel,
Eine alleinige mächtige Tat kann den Lauf der Dinge ändern;
Ein einsamer Gedanke wird allmächtig.
Alles erscheint jetzt wie die konzentrierte Maschinerie der Natur;
Eine endlose Verknechtung an die materielle Herrschaft
Und die starre Kette langer Vorbestimmung,
Ihre festen unveränderlichen Bräuche, die Gesetz nachahmen,
Ihr Reich unbewussten geschickten Mittels
Annullieren den Anspruch des freien Willens des Menschen.
Auch er ist eine Maschine unter Maschinen;
Ein Kolbenhirn stößt die Gedankenformen aus,
Ein pochendes Herz stanzt Arten von Gefühlen;
Gefühllose Energie stellt eine Seele her.
Oder die Gestalt der Welt offenbart die Zeichen
Eines gebundenen Zufalls, der die alten Schritte wiederholt
In Kreisen um die Schnürpflöcke der Materie.
Eine beiläufige Reihe wirrer Ereignisse,
Denen Vernunft trügerischen Sinn verleiht, besteht hier,
Oder die instinktive Suche des empirischen Lebens,
Oder das kolossale Werk eines weiten unwissenden Geistes.
Doch Weisheit kommt und Vision wächst im Inneren heran:
Dann krönt sich der Natur Instrument als deren König;
Er fühlt sein Zeugenselbst und seine bewusste Kraft;
Seine Seele tritt zurück und schaut das höchste Licht.
Eine Gottheit steht hinter der groben Maschine.
In einem Feuertriumph brach diese Wahrheit herein;
Ein Sieg wurde gewonnen für Gott im Menschen,
Die Gottheit offenbarte ihr verborgenes Antlitz.
Die große Weltenmutter stand nun auf in ihr:
Lebendige Wahl wendete des Schicksals kalten leblosen Lauf,
Bekräftigte gegenüber Umständen des Spirits Schritt,
Drängte zurück das sinnlose furchtbare Rad
Und stoppte den stummen Marsch der Notwendigkeit.
Eine flammende Kriegerin von den ewigen Gipfeln
Ermächtigt, das versagte und versperrte Tor aufzuzwingen,
Entriss dem Antlitz des Todes sein stummes Absolutes
Und sprengte die Grenzen von Bewusstsein und Zeit.
Drittes Lied
Der Yoga des Königs,
Der Yoga der Befreiung der Seele
Einer Welt Begehren erwirkte ihre sterbliche Geburt:
An vorderster Spitze der unvordenklichen Suche,
Protagonist des mysteriösen Spiels,
In dem sich der Unbekannte selbst durch Formen verfolgt
Und seine Ewigkeit durch die Stunden begrenzt
Und die blinde Leere sich müht, zu leben und zu sehen,
Ein Denker und Werker in des Ideals Atmosphäre,
Brachte stummer Erdnot er Ihre strahlende Macht.
Sein war ein Spirit, der von höheren Sphären kam
In unseren Bereich ephemerer Schau,
Ein Kolonist aus der Unsterblichkeit.
Ein Richtstrahl auf den unsicheren Straßen der Erde,
Hielt seine Geburt ein Symbol und ein Zeichen hoch;
Sein menschliches Selbst wie ein transparentes Gewand
Verhüllte den All-Weisen, der die blinde Welt führt.
Verbunden mit kosmischem Raum und kosmischer Zeit
Und Gottes Schuld hier begleichend an Erde und Mensch,
War eine höhere Sohnesschaft sein göttliches Urrecht.
Obwohl er sterbliche Unwissenheit akzeptierte,
Hatte sein Wissen teil am unsagbaren Licht.
Eine Kraft der ursprünglichen Permanenz,
Verstrickt in den Augenblick und seinen Fluss,
Behielt er die Schau der Weiten dahinter:
Eine Kraft war in ihm vom Unerkennbaren.
Ein Archivar der Symbole des Jenseitigen,
Ein Schatzmeister übermenschlicher Träume,
Trug er die Prägung mächtiger Erinnerungen
Und warf ihren herrlichen Strahl auf menschliches Leben.
Seine Tage waren ein langes Wachsen zum Höchsten.
Ein himmelwärts gerichtetes Wesen, das seine Wurzeln nährt
Von Mitteln aus okkulten spirituellen Quellen,
Stieg durch weiße Strahlen zu ungesehener Sonne empor.
Seine Seele lebte als Gesandte der Ewigkeit,
Sein Geist war wie ein himmelstürmendes Feuer,
Sein Wille ein Jäger auf den Pfaden des Lichts.
Ein ozeanischer Impuls erhöhte jeden Atemzug;
Jede Handlung hinterließ eines Gottes Fußabdrücke,
Jeder Augenblick war ein Schlagen mächtiger Schwingen.
Das kleine Areal unserer Sterblichkeit,
Berührt von diesem Siedler aus den Höhen,
Wurde zu einem Spielfeld des lebendigen Unendlichen.
Diese körperliche Erscheinungsform ist nicht alles;
Die Form trügt, die Person ist eine Maske;
Tief verborgen im Menschen können himmlische Kräfte wohnen.
Sein zerbrechliches Schiff trägt durchs Meer der Jahre
Ein Incognito des Unvergänglichen.
Ein Spirit, der eine Flamme Gottes ist, weilt,
Als feuriger Anteil des Wunderbaren,
Künstler seiner eigenen Schönheit und Wonne,
Unsterblich in unserer sterblichen Armut.
Dieser Bildhauer der Formen des Unendlichen,
Dieser verhüllte unerkannte Bewohner,
Eingeweihter seiner eigenen verschleierten Mysterien,
Verbirgt in kleinem, stummem Keim sein kosmisches Denken.
In der wortlosen Kraft der okkulten Idee
Bestimmend prädestinierte Form und Handlung,
Passagier von Leben zu Leben, von Ebene zu Ebene,
Wandelnd sein Eigenbild von Form zu Form,
Sieht er die Ikone wachsen durch seinen Blick
Und schaut im Wurm den kommenden Gott voraus.
Endlich gelangt der Reisende auf den Pfaden der Zeit
An die Grenzen der Ewigkeit.
Gekleidet in das vergängliche Symbol von Menschheit,
Fühlt er seine Substanz unsterblichen Selbstes
Und verliert seine Verwandtschaft mit Sterblichkeit.
Ein Lichtstrahl des Ewigen trifft sein Herz,
Sein Denken dehnt sich in Unendlichkeit:
Alles in ihm wendet sich Spirit-Weiten zu.
Seine Seele bricht heraus, mit der Überseele sich zu einen,
Sein Leben ist überflutet von jenem Über-Leben.
Er hat getrunken von den Brüsten der Weltenmutter;
Eine unermessliche Übernatur erfüllt seinen Rahmen:
Sie nimmt seines Spirits immerwährenden Grund
Als Sicherheit ihrer sich wandelnden Welt
Und formt die Gestalt ihrer ungeborenen Mächte.
Unsterblich konzipiert sie sich in ihm,
Im Geschöpf wirkt unverschleiert die Schöpferin:
Ihr Antlitz erscheint durch seines, ihre Augen durch seine Augen:
Ihr Wesen ist seines durch weite Identität.
Dann tritt im Menschen das offenbare Göttliche zutage.
Eine statische Einheit und dynamische Kraft
Kommen in ihn herab, die Siegel der integralen Gottheit;
Seele und Körper empfangen die lichtvolle Prägung.
Eine lange düstre Vorbereitung ist des Menschen Leben,
Ein Kreis von Mühe und Hoffnung und Krieg und Frieden,
Vom Leben gefurcht in den dunklen Boden der Materie.
Bei seinem Aufstieg zu einem Gipfel, den kein Fuß je betrat,
Sucht er durch einen flammenbestrahlten Halbschatten
Eine verschleierte Wirklichkeit, halb erkannt und stets verfehlt,
Eine Suche nach etwas oder jemandem, nie gefunden,
Kult eines Ideals, hier nie realisiert,
Eine endlose Spirale von Aufstieg und Fall,
Bis schließlich erreicht wird der riesige Punkt,
Durch den die Glorie dessen erstrahlt, für den wir gemacht sind,
Und wir vordringen in die Unendlichkeit Gottes.
Über die Grenzen unserer Natur entrinnen wir
In der Übernatur Sphäre lebendigen Lichts.
Dies wurde bezeugt jetzt in jenem Sohn der Kraft,
In ihm legte jener hohe Übergang sich den Grund.
Als ursprüngliche und höchste Immanenz,
Von der alles Naturgeschehen die gestaltende Kunst,
Machte verborgen der kosmische Arbeiter sich ans Werk,
Um dieses schwache irdene Instrument in Himmels Dienst zu stellen.
Eine Gegenwart wirkte hinter dem dunklen Schleier:
Sie hämmerte seinen Grund, um eines Titanen Gewicht zu tragen,
Schliff halbgehauene Blöcke natürlicher Kraft
Und formte seine Seele zur Gott-Gestalt.
Der Kunsthandwerker des magischen Stoffes des Selbstes,
Der an seinem hohen und schwierigen Plan arbeitet
In der weiten Werkstätte der wunderbaren Welt,
Modellierte in innerer Zeit seine Rhythmen.
Dann kam das abrupte transzendente Wunder:
Die maskierte unbefleckte Herrlichkeit konnte,
Wirkend im okkulten Schoß des Lebens,
Die geträumte Herrlichkeit künftiger Dinge umreißen.
Eine Krone der Architektur der Welten,
Ein Mysterium von vermählter Erde und Himmel
Annektierte Göttlichkeit dem sterblichen Plan.
Ein Seher wurde geboren, ein leuchtender Gast der Zeit.
Für ihn endete des Geistes begrenzendes erhabenes Firmament oben.
An der Greifvogel-Front von Nacht und Tag riss auf
Eine Lücke im allverbergenden Gewölbe;
Die bewussten Enden des Wesens rollten sich zurück:
Die Wegzeichen der kleinen Person fielen,
Das Insel-Ich verschmolz mit seinem Kontinent:
Überschritten war diese Welt starrer, beengender Formen:
Des Lebens Barrieren öffneten sich ins Unbekannte.
Abgeschafft waren die Konventionen der Begrifflichkeit,
Die rigorose Klausel der Unterwerfung ward entfernt
Und annulliert der Seele Vertrag mit der Natur Unwissenheit.
All die düstren Verbote fielen,
Und es zerbrach des Intellektes harte, leuchtende Schale;
Ungeteilte Wahrheit fand immensen Himmelsraum;
Eine empyreische Schau sah und wusste;
Der begrenzte Geist wurde zu einem grenzenlosen Licht,
Das endliche Selbst paarte sich mit Unendlichkeit.
Sein Vormarsch erhob sich nun zu einem Adlerflug.
Aus der Lehrzeit mit Unwissenheit
Erhob ihn Weisheit zu ihrem Meister-Gewerbe
Und machte ihn zum Ursteinmetz der Seele,
Zu einem Erbauer des verborgenen Hauses des Unsterblichen,
Einem Aspiranten auf höchste Zeitlosigkeit;
Freiheit und Herrschaft riefen ihn von hoch oben;
Über des Geistes Zwielicht und des Lebens Sternennacht
Glitzerte die Morgenröte eines spirituellen Tags.
Indem er so hineinwuchs in sein größeres Selbst,
Bestimmte Menschsein immer weniger seine Schritte;
Ein größeres Wesen sah eine größere Welt.
Ein furchtloser Wille zur Erkenntnis wagte zu löschen
Der Vernunft Absicherungen, die den Aufflug
Des Geistes blockierten, der Seele Sprung ins Unendliche.
Schon seine ersten Schritte brachen unsere kleinen Erdenschranken
Und wanderten in einer weiteren, freieren Luft.
In Händen, gestützt von einer verwandelnden Macht,
Erfasste er leicht, wie eines Riesen Bogen,
Insgeheim ruhend in versiegelter geheimer Höhle,
Die Kräfte, die ungenutzt im Menschen schlummern.
Wunder machte er zu normalem Tun
Und wandelte zu göttlicher Werke üblichem Teil,
Herrlich natürlich auf dieser Höhe,
Anstrengungen, die erschüttern würden sterblicher Herzen Kraft,
Verfolgte in souverän-mächtiger Leichtigkeit
Ziele, zu erhaben für den Alltagswillen der Natur:
In Fülle kamen des Spirits Gaben zu ihm;
Sie waren seines Lebens Muster und Privileg.
Eine reine Wahrnehmung verlieh transparente Freude:
Ihre innige Schau hielt nicht zum Denken inne;
Sie umfing alle Natur in einem einzigen Blick,
Sie schaute in das ureigene Selbst der Dinge;
Nicht länger von der Form betrogen, sah er die Seele.
Sie begriff in Wesen, was ungewusst in ihnen sich verbarg;
Sie erfasste den Gedanken im Geist, den Wunsch im Herzen;
Sie entriss den düstren Falten der Verborgenheit
Die Motive, die die Menschen vor sich selbst verbergen.
Er fühlte das pochende Leben anderer Menschen
In sich dringen, mit ihrem Glück und ihrem Kummer;
Ihre Liebe, ihr Ärger, ihre unausgesprochenen Hoffnungen
Flossen in Strömungen oder flutenden Wellen
In den reglosen Ozean seiner Stille.
Er hörte den inspirierten Klang seiner eigenen Gedanken
Widerhallend im Gewölbe anderer Geister;
Der Welt Gedankenströme reisten in sein Blickfeld;
Sein inneres Selbst kam anderen Selbsten nahe
Und trug einer Verwandtschaft Gewicht, ein gemeinsames Band,
Und war doch unberührt, König seiner Selbst, allein.
Ein magischer Einklang belebte und stimmte ein
Zu ätherischen Symphonien die alten irdischen Saiten;
Er erweckte die Diener von Geist und Leben,
Dass sie glückliche Partner bei der Seele Antwort waren,
Gewebe und Nerv wurden zu fühlsamen Fasern,
Empfänger von Glanz und Ekstase; er machte
Des Körpers Mittel zu des Spirits Ministranten.
Eine himmlischere Funktion feinerer Art
Erleuchtete mit ihrer Anmut des Menschen äußere Irdigkeit;
Der Seele Erfahrung ihrer tieferen Schichten
Schlummerte nicht mehr, betäubt von der Materie Dominanz.
In der leblosen Mauer, die uns vom größeren Selbst abschließt,
Öffnete sich in eine Verborgenheit scheinbaren Schlafes,
Die mystische Region jenseits unserer Wachgedanken,
Eine Tür, eingebaut durch der Materie Kraft,
Und setzte Dinge frei, die unerfasst vom irdischen Sinn:
Eine Welt ungesehen, ungekannt vom äußeren Geist,
Erschien in den stillen Räumen der Seele.
Er saß in geheimen Kammern und blickte hinaus
In die leuchtenden Länder des Ungeborenen,
Wo alle Dinge, die vom Geist erträumt, gesehen und wahr sind,
Und alles, was das Leben ersehnt, nahegebracht wird.
Er sah die Vollendeten in ihren Sternenheimen,
Die Herrlichkeit einer todlosen Form tragend,
Gelegt in die Arme des Friedens des Ewigen,
Verzückt in den Herzschlägen von Gottekstase.
Er lebte im mystischen Raum, wo Denken geboren
Und Wille genährt wird von einer ätherischen Macht
Und von der weißen Milch der Kräfte des Ewigen,
Bis er hineinwächst in das Ebenbild eines Gottes.
In des Zeugen okkulten Räumen mit geistgebauten Wänden
Öffneten sich die Fenster der inneren Schau
Verborgenen Innenhöfen, versteckten Gängen.
Er besaß das Haus ungeteilter Zeit.
Den schweren Vorhang des Fleisches anhebend
Stand er auf einer Schwelle, schlangenbewacht,
Und spähte in endlose glitzernde Korridore,
Still und lauschend im stillen Herzen
Auf die Ankunft des Neuen und Unbekannten.