Say It With A Love Song - Katharina Katz - E-Book

Say It With A Love Song E-Book

Katharina Katz

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Beschreibung

"Ein Setting zum Wegträumen und eine bittersüße Liebesgeschichte, die mich zum Lachen, zum Weinen und zum Nachdenken gebracht hat." SPIEGEL-Bestseller-Autorin LILLY LUCAS Sie will gefallen, vor allem ihm. Er kämpft gegen seine Familie und flieht vor der Liebe.  Zauberhafte Second-Chance-Romance zum Thema People Pleasing und den Weg der emotionalen Heilung.    Als Emilie nach Brighton zieht, soll für sie mit dem Praktikum in einer angesagten Chocolaterie ein neues Kapitel beginnen. In einem Club trifft sie den sexy Schlagzeuger Jake. Auf den ersten Blick scheint sein Leben ein einziger Rausch aus Partys und Mädchen zu sein, doch hinter der Fassade kämpft Jake mit Problemen. Emilie möchte ihn näher kennenlernen, mehr sein, als nur eine seiner flüchtigen Affären. Sie ändert ihren Style, begeistert sich für Dinge, die Jake mag - und vergisst dabei, wer sie eigentlich ist. Emilie verschiebt ihre Grenzen - für Jake, für ihren Job, für eine bessere Version von sich selbst. Als sie schließlich realisiert, was sie alles aufgegeben hat, um Jake nah zu sein, zieht sie einen radikalen Schlussstrich. Sie sucht das Gespräch mit einem Personal Coach, zeigt in der Chocolaterie endlich, was in ihr steckt und gestaltet ihr Leben in Brighton nach ihren eigenen Vorstellungen. Für Jake ist Emilie zunächst nur eine beliebige Ablenkung, eine Möglichkeit dem elterlichen Druck zu entfliehen. Er genießt ihre Nähe, doch mehr ist für ihn nicht drin - bis er kurz davor ist, sie endgültig zu verlieren. Haben die beiden eine zweite Chance, oder wird Emilie sich für den charmanten Kobe entscheiden? Kann ein Song nochmal alles verändern? Eine Geschichte voller Leidenschaft, Selbstfindung, unerwarteter Wendungen - und der Erkenntnis: wahres Glück bedeutet, sich selbst treu zu bleiben.   Dieses Buch ist perfekt für dich, wenn du diese Tropes liebst:  - She fell first, but he fell harder  - Music Romance  - Second Chance

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Seitenzahl: 565

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Impressum

© eBook: 2024 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

© Printausgabe: 2024 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Verbreitung nur mit schriflicher Genehmigung des Verlages. Die automatisierte Analyse des Werkes, um daraus Informationen insbesondere über Muster, Trends und Korrelationen gemäß § 44b UrhG (»Text und Data Mining«) zu gewinnen, ist untersagt.

Projektleitung: Ariane Hug

Lektorat: Katrin Fillies

Bildredaktion: Simone Hoffmann, Petra Ender

Covergestaltung: ki36 Editorial Design, München, Bettina Stickel, Anika Neudert

eBook-Herstellung: Liliana Hahn

ISBN 978-3-8338-9497-8

1. Auflage 2024

Bildnachweis

Coverabbildung: Adobe Stock, iStockphoto

Illustrationen: GU/Anja Karboul; Adobe Stock; Getty Images; iStockphoto; Shutterstock

Syndication: www.seasons.agency

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Sie hat es auch gespürt.

Da war dieser Moment, in dem ich sie fast geküsst hätte. Wir waren uns so nah, auf einer so anderen Ebene so nah, ich hätte gern gewusst, wie sich diese vollen Lippen anfühlen, die so kluge und witzige Dinge sagen. Aber dann war der Moment vorbei. Und irgendwie denke ich jetzt: Ein Glück! So ein Kuss hätte alles durcheinandergebracht. Mein dummes Herz klopft wie verrückt. Aber es gibt ja noch meinen Kopf, in dem noch ein Funken Vernunft vorhanden zu sein scheint und der mir sagt, dass ich erst einmal meinen Scheiß auf die Reihe kriegen muss, bevor ich mich direkt in das nächste Abenteuer stürze.

Playlist

The Kooks –Seaside

Smoke City – Underwater Love

The Cardigans – Lovefool

Taylor Swift – Love Story (Taylor’s Version)

Elton John – Your Song

Ed Sheeran – Perfect

Eric Clapton – Wonderful Tonight

Elvis Presley – Can’t help Falling in Love

Lewis Capaldi – Someone you loved

Adele – Make you feel my love

Queen – Crazy little thing called love

Alicia Keys – No One

Florence and the Machine – You’ve got the love

The Beatles – Something

Sam Smith – Stay with me

Harry Styles – As it was

Beyoncé – Best Thing I Never Had

Ramones – I Wanna Be Your Boyfriend

Liebe Leser:innen,

ich freue mich von ganzem Herzen, dass ihr mein Buch in den Händen haltet. Bevor ihr in die Geschichte von Emilie und Jake eintaucht und die Reise euch nach Brighton führt, ein wichtiger Hinweis:

Es ist möglich, dass mein Buch Aspekte enthält, die euch belasten. Deshalb findet ihr auf > eine Info zu sensiblen Themen. Achtung: Diese enthält Spoiler für die gesamte Geschichte.

Die psychologischen Ratschläge in meinem Buch, die dazu dienen, meinen Charakteren das Leben zu erleichtern, wurden von Pia Kabitzsch sorgfältig geprüft. Pia ist Psychologin, Speakerin und Bestseller-Autorin. Danke für deine Unterstützung, liebe Pia!

Ich wünsche euch viel Freude beim Lesen – passt gut auf euch auf!

Eure Katharina & euer GU-Team

»HALT!« Eine Hand umschließt meinen Arm und zieht mich mit einem Ruck zurück. Im letzten Moment packe ich noch mein Handy, das mir bei dem plötzlichen Stopp fast aus der Hand gefallen wäre, und dann rast auch schon eine rote Wand an mir vorbei. Schwer atmend starre ich dem Doppeldeckerbus hinterher, der mich ganz sicher erwischt hätte, wäre ich auch nur einen Schritt weitergegangen. Mein Herz klopft wie wild, während ich dem hupenden Bus hinterherblicke. Die fremde Hand liegt noch immer schwer auf meinem Arm. Als ich mich umdrehe, steht vor mir ein dunkelhaariger Typ mit den grünsten Augen, die ich je gesehen habe. Kurz treffen sich unsere Blicke. Er hebt die Augenbraue, was ihm einen überraschten Ausdruck verleiht. Mit einer schnellen Bewegung nimmt er die Hand von meinem Arm und steckt sie in die Tasche seiner Lederjacke. Obwohl der Bus längst weitergefahren ist, klopft mein Herz noch immer viel zu schnell. Ich sollte etwas sagen. Los, Emilie, sag was. Irgendwas.

»Danke.« Wow, nicht gleich alle Worte auf einmal verbrauchen, was? Mein Blick wandert auf den Boden. Ich spüre, wie mir die Röte die Wangen hinaufklettert. Vor mir an dem Übergang der Straße sind große weiße Buchstaben auf den Boden gepinselt. Der Blick des Typen folgt meinem.

»›Look left‹!, steht doch sogar da, damit ihr Touristen euch nicht umbringt«, sagt er mit tiefer Stimme. Ein amüsiertes Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus und bringt seine Augen zum Leuchten. Schnell sehe ich woanders hin.

»Stimmt«, stottere ich. »Ich bin noch ganz neu in der Stadt und ich äh, ich habe gerade etwas auf meinem Handy gesucht und dabei wohl auf nichts anderes mehr geachtet.«

»Das habe ich gemerkt. Du hast genau einmal hochgeschaut. Und dann auch noch in die falsche Richtung. So schwer ist das mit dem Linksverkehr ja nun wirklich nicht.« Wieder dieses amüsierte Lächeln.

»Ja, danke«, murmele ich abgelenkt und starre auf mein Handy, das hier anscheinend auch nicht wirklich klarkommt. Ich werfe erneut einen Blick auf den kleinen blauen Punkt auf meiner Google-Karte, der hektisch hin und her hüpft. Statt mir die richtige Richtung anzuzeigen, dreht er sich sekündlich im Kreis und macht mich total kirre. So komme ich nie ans Ziel. Ob der Typ wohl die Chocolaterie kennt? Ich ziehe unschlüssig eine meiner Locken lang und wickele sie um meinen Finger.

Aber da hat er sich auch schon umgedreht und ist im Begriff zu gehen. Noch ein Blick auf den hektisch blinkenden Pfeil und ich werfe meinen letzten Rest Würde über Bord.

»Warte doch mal!«

»Was denn noch?« Er wendet sich etwas widerwillig in meine Richtung und schaut dabei auf seine Armbanduhr.

»Kennst du die Chocolaterie Bittersweet?«

»Vielleicht.« Er zieht eine Augenbraue hoch. »Brauchst du auf den Schock erstmal was Süßes?«

Ich ignoriere seinen Einwand. »Könntest du mir eventuell zeigen, wo ich langmuss?« Ich schlucke, es kostet mich Überwindung, ihn danach zu fragen, aber ich irre hier schon seit einer halben Ewigkeit herum.

»Also gut, du gehst einmal hier gerade aus in die Queens Gardens, dann zweimal links und einmal rechts und dann bist du schon da.« Ich lächele ihn dankbar an. »Schaffst du es allein über die Straße, Curly?«, setzt er noch hinterher und grinst.

»Danke, das sollte ich hinbekommen«, sage ich und werde rot. »Ich heiße übrigens Emilie«, füge ich noch hinzu. Er tippt sich an die Cap und überquert vor mir mit einem demonstrativen Blick nach links die große West Street.

Linksverkehr und leichte Orientierungslosigkeit … Das fängt ja alles schon so richtig gut an. Aber es nützt ja nichts. Mit einem Schulterzucken setze ich mich in die Richtung in Bewegung, die mir der Typ gezeigt hat. Wenige Minuten später laufe ich durch das Gewirr aus schmalen Gassen. Die meisten sind gerade mal so breit, dass zwei erwachsene Menschen sich aneinander vorbeischieben können. Jede Gasse sieht aus, als wäre sie direkt aus einem Sherlock-Holmes-Buch gefallen, fast schon erwarte ich Gehstöcke, Lupen und Pfeifen im Schaufenster, und tatsächlich gibt es hier zahlreiche Herrenausstatter mit Seidenschals, Cord- und Tweedjacketts in der Auslage, Juweliere, Süßigkeitenläden, Souvenirgeschäfte, kleine Handarbeitsshops und irgendwo eben auch die berühmte Chocolaterie Bittersweet. Ich betrete die die Queens Gardens und biege an der nächsten Ecke links ab. Noch einmal links und tatsächlich sehe ich schon von Weitem das Schild Bittersweet. Erleichterung macht sich in mir breit. Ich komme nicht zu spät. Und ich habe sogar noch genug Zeit für einen Kaffee und ein Croissant, bevor ich meinen ersten Arbeitstag beginne. Schräg gegenüber ist ein Café. North Laine Café steht in dunklen schwarzen Buchstaben darüber und im Schaufenster türmen sich Brote, Croissants und kleine Plunderteilchen. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen und ich strecke die Hand aus, um die Klinke herunterzudrücken.

Das Klingeln einer Glocke ertönt, als ich die Tür aufdrücke und das Café betrete. Der Raum vor mir ist klein und sehr gemütlich eingerichtet. Genau mein Ding. Wackelige Holztische stehen im Raum verteilt, an denen die ersten Frühstücksgäste Baked Beans und Toast genießen, auf ihren Tischen thronen bauchige Teekannen und kleine Kännchen mit Milch. Typisch englisch eben. Das sieht alles so lecker aus, dass sich sofort mein Magen bemerkbar macht. Schnell trete ich an die Theke und schenke der jungen Frau dahinter ein Lächeln. »Hi, ich hätte gern einen Café Latte und ein Croissant.«

Ping!, macht das kleine Glöckchen erneut, das an einer dünnen Schnur über der Tür befestigt ist. Und dann höre ich eine spöttische Stimme, die mir vage bekannt vorkommt. »Verfolgst du mich etwa, Curly?« Erschrocken ziehe ich die Luft ein und drehe mich mit einer schnellen Bewegung um. Und wirklich, es ist tatsächlich der Typ, der mich gerade eben noch vor dem Doppeldeckerbus gerettet hat. Der Mann mit den grünsten Augen, die ich je gesehen habe. Und mit genau diesen Augen zwinkert er mir gerade zu und lehnt sich provokant langsam neben mich an den Tresen. Er schaut mich an und zieht schon wieder die Augenbraue auf eine Weise hoch, die ich irritierend sexy finde und die mich gleichzeitig wahnsinnig macht.

»Ich heiße Emilie«, sage ich und werde zu meinem eigenen Ärger rot. »Und ich war vor dir hier.« Ich hasse es, rot zu werden. Das sieht immer wie ein Schuldeingeständnis aus. Als ob ich Zeit hätte, ausgerechnet heute Morgen irgendwelchen Kerlen hinter­herzulaufen. Trotzdem denkt er das. Und ich könnte im Boden versinken.

Ohne auf meine Worte einzugehen, wendet er sich an die Barista, lehnt sich über den Tresen und begrüßt sie mit einem Küsschen auf die Wange. »Hello Love, machst du mir das gleiche wie immer?«

»Sorry Jake, das letzte Croissant habe ich gerade verkauft.« Sie zeigt bedauernd auf mich. Spätestens jetzt kann ich mich von einer halbwegs normalen Gesichtsfarbe verabschieden, ich glühe inzwischen so sehr, ich könnte den Laden damit beleuchten. Mann Emilie, nun reiß dich aber mal zusammen!

Er dreht sich zu mir und sieht mich mit seinem durchdringenden Blick an. »Du willst mir das Croissant nicht zufällig als Dank für meine Rettung überlassen und dafür eines dieser herrlichen Plunderteilchen probieren?«, fragt er und grinst mich an.

»Nein, danke. Du wirst bestimmt etwas anderes finden. Mal was anderes probieren, von Routinen abweichen, soll ja gut sein«, sage ich und hoffe inständig, dass sich meine Gesichtsfarbe inzwischen wieder in einem normalen Spektrum bewegt. Flirte ich etwa gerade mit diesem, zugegeben sehr attraktiven, Kerl? Mein Blick fällt auf die große runde Uhr hinter dem Tresen. Mist. Ich muss jetzt wirklich los. Wie lange dauert der Kaffee denn noch?

Doch die Barista hat mich scheinbar direkt nach dem Auftauchen von diesem Typen vergessen. Jedenfalls steht die Tasse mit meinem fertigen Kaffee noch immer unter der Kaffeemaschine. Stattdessen macht sie sich eifrig daran, seinen Cappuccino zuzubereiten. Ich räuspere mich, um die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. »Sorry, ich muss gleich weiter, machst du mir meinen Kaffee doch zum Mitnehmen?« Jetzt sieht sie mich genervt an und schüttet den Kaffee aus der Tasse in einen Pappbecher. Ich hatte eigentlich auf einen frischen gehofft, aber das traue ich mich nicht mehr zu sagen. Während ich umständlich versuche, den Plastikdeckel auf meinem To-go-Becher zu befestigen, fragt der Kerl gegen das laute Zischen des nun wieder einsetzenden Milchschäumers:

»Habe ich dich verärgert, Curly? Oder hast du den Weg noch immer nicht herausgefunden?«

»Wie schon gesagt, ich heiße Emilie«, murmele ich. »Und danke der Nachfrage, ich weiß genau, wo ich jetzt hinmuss.«

»Dachte ich es mir doch, bist ein cleveres Mädchen«, sagt er und nickt mir schmunzelnd zu. In dem Moment reicht ihm die Frau seinen Kaffee über den Tresen. Er nimmt ihn mit einem lässigen »Thanks Love« entgegen und schnappt sich mit einer schnellen Bewegung mein Croissant. »Wir sehen uns morgen!«, verabschiedet er sich von der Barista, blickt mir noch einmal kurz in die Augen, beugt sich etwas vor zu mir und sagt leise: »Danke für das Croissant, Curly! In der Chocolaterie bekommst du sicher noch etwas Gutes zum Frühstück.«

Ich öffne den Mund, um etwas zu erwidern, doch ich bin so überrumpelt, dass mir nichts Passendes einfällt.

Die Barista grinst breit. »Mach dir nichts draus, so ist er eben. Jake Albright bekommt immer, was er will.« Dann dreht sie sich um und ich verlasse mit knurrendem Magen und einem lauwarmen Kaffee den Laden.

Fünf Minuten später stehe ich vor der Chocolaterie Bittersweet und streiche mir zum siebten Mal meine dunkelbraunen Locken im Schaufenster glatt. Noch ist alles dunkel. Ist hier keiner? Und ich habe mich so beeilt. Ich nehme den letzten Schluck Kaffee.

Ist es wirklich erst drei Tage her, dass ich in London Gatwick gelandet und in den Zug nach Brighton gestiegen bin? Dreißig Minuten dauerte die Fahrt in mein neues Leben. Währenddessen klebte ich mit der Nase an der Scheibe, um auch ja nichts von dem zu verpassen, was da draußen vor sich geht. Ein Jahr würde England mein Zuhause sein. Ich konnte es noch immer nicht fassen. Vor fast genau drei Monaten hatte ein Brief alles verändert. Als ich den grauen Umschlag im Briefkasten entdeckte, war mir gleich klar: Hier kommen keine guten News. Gute Neuigkeiten kommen nicht in grauen Umschlägen. Dieser war von der zentralen BAföG-Stelle, die mir höflich mitteilte, dass ich für eine Unterstützung durch Auslands-BAföG leider nicht infrage kommen würde. Das Leben ist einfach nicht fair. Meine Mutter hat kein Geld oder Möglichkeiten, um mir das Auslandspraktikum zu finanzieren, das ich brauche, um an der Baker Academy angenommen zu werden – und meinen Vater wollte ich nach all den Jahren, in denen es ihm egal war, was aus mir wird, bestimmt nicht um Geld bitten. Es musste eine andere Möglichkeit geben. Ich weiß noch genau, wie ich verzweifelt »Alternative Auslands-BAföG« in die Suchleiste meines Handybrowsers eingetippt habe. Und dann diese eine Anzeige erschien.

Die Stadt Bremen vergibt erstmals ein Stipendium für ausgelernte Fachkräfte, die ihre Kenntnisse in einem Auslandsaufenthalt vertiefen möchten, um sich so beruflich und persönlich weiterzuentwickeln.

Mein Herz klopfte wie wild, als ich auf den Link klickte. Schnell flog ich über den Text:

ein Jahr in einem Praktikumsbetrieb der eigenen Wahl im englischsprachigen Ausland.

Teilnahmevoraussetzungen:

Unter 25 Jahre alt – CHECK!

Ausgelernte Fachkraft – CHECK!

Keine weitere Förderung z. B. durch Auslands-BAföG – DOPPELCHECK!

Auf freiwilliger Basis gab es die Möglichkeit, sich während dieser Zeit durch ein Online-Coaching begleiten zu lassen. »Um sein bestmögliches Potenzial zu entwickeln« stand da. Ich hatte länger überlegt, ob ich diesen Haken setzen sollte oder nicht, habe es dann aber gemacht. Vielleicht will die Organisation diese Bereitwilligkeit sehen, dachte ich.

Anmeldefrist: Endet heute!

Das war es, mein Zeichen! Eigentlich bin ich nicht so der spontane Typ, habe immer Angst, eine falsche Entscheidung zu treffen, aber da war auch mir klar: Jetzt oder nie! Vier Wochen später lag wieder Post in meinem Briefkasten. Ein weißer, dicker Brief. Diesmal öffnete ich ihn mit meiner besten Freundin zusammen. Juli und ich sind seit dem Kindergarten unzertrennlich. Wir haben uns als Teenager die Haare in unmöglichen Farben getönt, haben uns die Hand beim ersten Liebeskummer und die Haare beim ersten Rausch gehalten. Und auch im Job haben wir einen gemeinsamen Weg eingeschlagen: Während sie die Menschen als Köchin mit gutem Essen verwöhnt, backe ich süße Köstlichkeiten, die Herzen zum Schmelzen bringen. So hat es zumindest Juli einmal ausgedrückt.

Wir hatten einen Plan! Sie würde nach der Meisterschule auf eine Culinary School hier in Bremen gehen, um sich auf die vegane Küche zu spezialisieren, und ich mein Glück in England versuchen, um danach einen Platz an der Baker Academy zu ergattern.

Juli hielt meine Hand, die vor Aufregung so sehr zitterte, dass ich fast den Umschlag nicht aufbekommen habe. »Girl, ich drücke dir fest die Daumen, und wenn das klappt, komme ich dich ganz oft besuchen und wir mischen die Engländer mal so richtig auf!« Sie strahlte mich zuversichtlich aus ihren blauen Augen an.

Ich konnte nur nicken, mein Hals war wie zugeschnürt.

»Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können …«

Julis Kreischen ließ mich zusammenfahren. »Emmi, du hast es wirklich geschafft!«

Ich las den Satz noch dreimal und stieg dann in ihr Freudengeheul ein.

Drei Wochen später fuhr mein Zug in Brighton ein. Wahnsinn, es sah genau so aus, wie ich es mir vorgestellt hatte! Die Leute schoben mich den Bahnsteig entlang und ich konnte den Blick nicht von dem wunderschönen alten Bahnhof wenden. Ein Dach aus Stahlstreben und Bögen, überall waren kleine Stände, an denen man heißen Kaffee und butteriges Blätterteiggebäck kaufen konnte. Ich zog meinen schweren Koffer weiter durch die kleine Eingangshalle, hinaus auf den Bahnhofsvorplatz und quietschte vor Freude auf, während mein Herz verrückt spielte. Vor mir fuhren bestimmt zehn rote Doppeldeckerbusse ab. Das war ja wie im Film! Ein schnelles Selfie für Juli und ich reihte mich in die Schlange für die Taxis ein. Ich sog alles auf, was um mich herum geschah: Ich war tatsächlich in England. Bisher war ich mit meiner Mutter ein paar Mal in Pauschalreisebunkern in Spanien gewesen, aber das hatte sich nie so angefühlt wie dieser Moment am Bahnhof. Alle um mich herum sprachen Englisch, mit diesem herrlichen britischen Singsang.

»Wohin darf es gehen, Miss?«, unterbrach mich in dem Moment der Taxifahrer.

»Ich … ähm … St. James Street 14«, antwortete ich und hielt ihm mein Handy mit der Adresse hin. Der Taxifahrer schnaubte und lud grimmig meine Gepäckstücke in den Kofferraum. Was hatte ich denn nun falsch gemacht? War ich unfreundlich gewesen oder warum hatte sich seine Laune direkt so verschlechtert? Ich setzte mich auf die Rückbank und konnte mich gerade noch anschnallen, bevor er ruppig anfuhr. Wie irre es aussieht, auf der falschen Seite Auto zu fahren. Linksverkehr. Sagt einem vorher jeder, fühlt sich aber mit jeder Pore meines Körpers falsch an. Ich klammerte mich an den Griff, während der Fahrer einen kleinen Berg hinunterholperte. Ich entdeckte gleich drei Pubs nebeneinander. Alle holzvertäfelt, mit üppigen Blumenampeln, die sich vor dem Namensschild im Wind leicht hin und herbewegten. Es folgten ein Handyshop, zwei indische Restaurants, und als der Fahrer an einem Kreisel mit einem großen Uhrenturm in der Mitte abbog, sah ich es: Das Meer! Da unten befand sich tatsächlich das Meer! Der Fahrer hielt ruckartig am Straßenrand vor einer kleinen Bar an. Ich blickte mich um. Keine Ampel.

»Wir sind da«, knurrte er.

Und plötzlich wusste ich, warum er so schlecht gelaunt war. Das war eine Fahrt von nicht einmal fünf Minuten. Mir wurde heiß.

»Sorry, ich wusste nicht, dass es so eine kurze Strecke ist«, entschuldigte ich mich und entschied, es mit einem großzügigen Trinkgeld wiedergutzumachen.

Das laute Ping! der Türglocke holt mich zurück in die Gegenwart. Vor mir betritt eine Frau die Chocolaterie, in der ich das nächste Jahr arbeiten werde. Ob das Carol ist? Drinnen gehen die Lichter an. Ich versuche durch das Schaufenster einen Blick ins Innere zu erhaschen. Er bleibt an der üppigen Auslage hängen. Der Wahnsinn! Hier präsentieren sich mehrstöckige Torten neben Schokoladenfiguren, Macarons und Pralinen, die perfekt glänzen. Die Torten, die Figuren, einfach alles ist so überbordend, so lebendig, so kreativ. Mein Herzschlag erhöht sich sofort und ich spüre, wie meine Hände schwitzig werden. »Ich bin nicht so gut«, schallt es in meinem Kopf, so etwas haben wir auf der Konditorenschule nicht gelernt. Ping!, unterbricht die Türglocke meine Gedanken.

»Bist du Emilie?«, fragt die Frau und steckt ihren Kopf wieder zur Tür heraus. Sie ist vielleicht Anfang vierzig, hat kurze schwarze Haare, trägt eine Brille und ist komplett in Schwarz gekleidet.

»Jajaaa!«, stottere ich und bin mit ein paar schnellen Schritten an der Eingangstür. »Hi!«, strahle ich sie an.

»Hallo. Na komm schon rein!«, antwortet die Frau und verschwindet wieder im Inneren.

Ich erwische die Tür noch gerade so, bevor sie zufällt. Der ganze Verkaufsbereich ist dunkelgrün gestrichen, an den Wänden hängen Bilder von Blumen oder Pflanzen in schweren goldenen Brokatrahmen. Feine Lichterketten sorgen dafür, die wahnsinnigen Schokoladenkreationen, die Motivtorten und die Skulpturen ins rechte Licht zu rücken. Diese stehen in krassem Gegensatz zu dem düsteren Dekor. Sie sind bunt, glänzend und haben fast alle ein Motto. Mexikanische Totenmasken, zarte chinesische Kirschbaumblüten, Figuren aus Filmen, mir leuchtet das Gold eines riesigen Schnatz mit Flügeln entgegen, daneben liegt Fuchur, der Drache aus Die unendliche Geschichte, und ich entdecke drei kleine Tische mit jeweils zwei Stühlen und niedlichen Spitzendeckchen zwischen all den Torten. Dort können die Gäste bestimmt die Kreationen probieren, bevor sie eine eigene Torte in Auftrag geben. Das hatte ich auf der Website gelesen.

»Kommst du?«, fragt eine Stimme aus dem Raum hinter dem Verkaufstresen.

Ich beeile mich, schlängele mich an den Schokokreationen und Torten vorbei, peinlich darauf bedacht, bloß nichts umzustoßen, und betrete die Backstube.

Hier ist es im krassen Gegensatz zu dem dunklen Verkaufsraum hell, fast schon steril. In der Mitte des Raumes entdecke ich eine große stählerne Kücheninsel, umlaufend befindet sich eine Küchenzeile mit einem großen Gasherd mit sechs Flammen, zwei großen Öfen und mehreren Rührmaschinen. Alles wirkt, als wäre es in einem Top-Zustand und blitzblank geputzt. Nur die Frau vor mir fällt in ihrer komplett schwarzen Aufmachung ein bisschen aus dem Rahmen. Ich beeile mich, meine Jacke aus­zuziehen, und hole meine Schürze aus der Tasche, die ich mir sicherheitshalber eingepackt hatte. Ich streiche sie verlegen glatt, da sie durch den Transport ganz verknittert ist.

»Ihr habt es wohl nicht so mit Hygienestandards in Deutschland, was?«, knurrt die Frau, die sich mir immer noch nicht vorgestellt hat, von der ich aber ziemlich sicher bin, dass sie die Inhaberin Carol Bings ist. Ich traue mich aber nicht zu fragen.

»Ich, äh, wie bitte?«, antworte ich nicht sehr eloquent.

»Die Personalumkleide ist da.« Sie zeigt auf eine kleine Tür, die neben den Öfen von der Backstube abgeht. »Straßenkleidung wird dort ausgezogen.« Sie deutet auf meine Jacke und geht voraus in die kleine dunkle Umkleide. »Hier kannst du deine Jacke und deinen Rucksack aufhängen und dort findest du saubere Schürzen in einer Hygieneverpackung. Hier nimmst du dir bitte jeden Morgen ein frisches Exemplar und lässt dieses …« Sie nimmt meine weiße, saubere Schürze, die ich extra noch gebügelt hatte, mit spitzen Fingern hoch. »… Ding bitte in Zukunft zu Hause.« Sie atmet hörbar ein und wieder aus, was ihren Unmut nur unterstreicht. »Mein Name ist Carol und wir werden in den nächsten Wochen hauptsächlich zusammenarbeiten. Ich bitte um pünktliches Erscheinen, ich entscheide, welche Musik läuft, ich dulde keine Handys in der Backstube, und da ich gehört habe, dass du bereits in Deutschland als Konditorin gearbeitet hast, erwarte ich viel von dir und deiner Leistung. Wir haben immer mehr Aufträge als Stunden Zeit, um sie abzuarbeiten. Also, machen wir uns ans Werk. Fragen?«

Etwa eine Million. Aber das sage ich nicht. Ich ziehe mir lieber meine neue Schürze über. Mein Herz klopft wie wild. Ich hatte gehofft, ich könnte heute zunächst einmal alles kennenlernen, einen entspannten ersten Tag haben.

»Hrmhrm«, Carol räuspert sich und deutet auf meine Haare. »Bitte mach dir einen Knoten, ich möchte keine Haare in der Schokolade haben. Ansonsten müsstest du dir ein Haarnetz besorgen. Dort ist die Toilette.« Sie zeigt auf eine weitere Tür, die von dem kleinen Raum abgeht.

Ich werde rot. Ich bin erst fünf Minuten hier und fühle mich wieder wie in meinem ersten Lehrjahr. Mit zittrigen Händen drehe ich meine Locken zu einem engen Knoten, gehe danach mit weichen Knien zum Waschbecken, um mir gründlich die Hände zu reinigen, und trete dann erneut neben Carol in die Backstube.

»Wir beginnen immer mit unseren Backwaren, die vorne in den Verkauf gehen. Danach machen wir uns an die Torten und die Schokoladenkreationen. Aber ich möchte erst einmal sehen, wie dein Kenntnisstand wirklich ist. Du findest alles im Schrank.«

Wortlos legt sie mir ein Rezept hin.

Ich überfliege die Zutatenliste und werde blass.

Dripping Chocolate Scones

YIELD: 8 LARGE SCONES

1 and 2/3 cups all-purpose flour1/3 cup unsweetened cocoa powder

Schon jetzt habe ich keine Ahnung, worum es geht. Was ist all-purpose flour und wie messe ich noch mal in cups? Was für cups? Teetassen? Kaffeetassen? Suppentassen? Hilfe!

1/2 cup granulated sugar2 and 1/2 teaspoons baking powder1/2 teaspoon salt1/2 cup unsalted butter, frozen1/2 cup + 1 tablespoon heavy cream

Heavy cream. Was ist heavy cream? Cream ist Sahne, heftige Sahne macht keinen Sinn. Meine eigentlich ganz guten Englischkenntnisse scheinen sich in Puderzucker aufgelöst zu haben. Ich hätte jetzt wirklich gern mein Handy, um kurz zu googeln. Meine Hände werden schwitzig und ich merke, wie diese Unruhe immer weiter in mir aufsteigt. Das ist immer so, wenn ich überfordert bin, nicht weiß, was ich jetzt tun soll. Am liebsten würde ich mich dann in einer Höhle verkriechen und abwarten. Aber hier ist keine. Immer schneller fliegen meine Augen über das Rezept. Auch die Anleitung hilft mir kein bisschen weiter.

INSTRUCTIONS

Whisk flour, cocoa powder, sugar, baking powder, and salt in a large bowl. Grate the frozen butter with a box grater. Add it to the flour mixture and mix it with your fingers until it comes together in small crumbs.

Was ist ein box grater? Und warum ist die Butter gefroren? Frozen heißt doch gefroren oder gekühlt? Mir bricht der Schweiß aus. Ich habe wirklich keine Ahnung, was die hier von mir wollen. Ich spüre Carols Blick auf mir. Ich scanne die Zutaten und die Zubereitung und merke, wie erneut die Panik in mir hochkriecht. Ich verstehe nur die Hälfte des Rezeptes. Einige Zutaten kenne ich gar nicht und diese Mengenangaben helfen auch nicht weiter. Ich hole tief Luft. »Carol? Ich habe da doch noch eine Frage.«

»Hm?« Sie hebt nicht einmal den Kopf, sondern knetet weiter einen großen Hefeteig, den sie soeben aus einer Schüssel geholt hat.

»Was ist heavy cream? Und was ist granulated sugar? Wie groß sind eure cups?«

Sie seufzt und holt mir die gewünschten Zutaten aus Schrank und Kühlschrank. Ich bin erleichtert, heavy cream ist Schlagsahne und der granulated sugar ist ganz einfacher Zucker. Okay. Ich gehe mit meinem Rezept durch die Küche und suche mir die anderen Zutaten zusammen. Dann baue ich mir meinen Platz auf, finde eine Waage und sogar einen Messbecher – auf dem Gott sei Dank auch cups als Maßeinheit vermerkt sind.

Irgendwie kriege ich das Rezept zusammen und schaffe es sogar, die Scones zu backen. Sie sind vielleicht noch nicht perfekt, aber sie sind fluffig und saftig und die Schokolade tropft herrlich daran herunter. Carol hat in der Zwischenzeit wunderbar duftende Chocolate Swirls gebacken und dekoriert gerade eine Torte, die übersät ist mit kleinen Monstern.

»Bist du fertig?«, fragt sie ungehalten.

Ich nicke. Es müsste doch schon Mittagszeit sein, mein Magen knurrt auf jeden Fall inzwischen vernehmlich.

»Gut, dann mach bitte den Laden vorne auf, gleich kommen die ersten Kunden für eine Tortenprobe.« Ich nicke wieder. Traue mich nicht, nach einer Pause zu fragen. Stattdessen gehe ich in den Verkaufsraum und habe nicht die geringste Idee, wo ich anfangen soll. Der Tisch und die Stühle stehen an ihrem Platz. Ich könnte heulen, weil ich das hier so gern gut machen möchte und gerade das Gefühl habe, Carol nur so richtig krass auf die Nerven zu gehen.

Ping! Oh, oh. Das war die Türglocke. Die Gäste sind da und ich habe immer noch keine Ahnung, was ich tun soll. Hallo sagen, nach hinten gehen und Carol holen? Wie eingefroren stehe ich hinter dem Verkaufstresen und blicke den Gästen entgegen. Zwei Frauen, ich schätze etwa in Carols Alter. Die eine hat lilafarbene aufgetürmte Haare und trägt ein schwarzes Kleid mit einem wippenden Fünfzigerjahre Rock. Die andere trägt einen Anzug und einen Spazierstock mit einem goldenen Löwen als Knauf. Sie lächeln mir freundlich zu und ich spüre, wie sich meine Mundwinkel zu einem gequälten Lächeln nach oben verziehen.

Bevor ich mich noch weiter zum Idioten machen kann, nimmt Carol mir die Entscheidung ab. Sie schiebt sich an mir vorbei und tritt mit einem strahlenden Lächeln auf die beiden Frauen zu. »Beth, Lil, wie schön, euch zu sehen, ich habe euch ein paar wundervolle Tortenproben vorbereitet, da ist ganz sicher etwas für eure Hochzeit dabei.«

Sie scheucht mich mit einer Handbewegung in die Backstube. Dort stehen auf einem Tablett aufgereiht fünf verschiedene Torten. Alle aus Schokolade und doch unterschiedlich. Neben den bereits portionierten Probierstückchen liegt jeweils ein Zettel, der die Geschmacksrichtung beschreibt. Die rosafarbene Torte ist zum Beispiel aus Ruby Chocolate mit Goji-Flavour und rotem Pfeffer. Hier ist wirklich nichts einfach oder traditionell.

Ich helfe Carol beim Teekochen, serviere die Stücke und schaffe es sogar, ihr weder im Weg zu stehen noch ihr total auf den Keks zu gehen. Als sich die Gäste zufrieden verabschieden, ist es 15 Uhr und ich bin so hungrig, dass ich gleich umfalle.

»Eine halbe Stunde Lunch!«, ruft Carol und beißt in ihr mitgebrachtes Sandwich.

Ich habe nichts dabei und will auf keinen Fall zusammen mit Carol essen. Schnell ziehe ich mir meine Jacke über die Schürze und stürme hinaus.

Was für ein beschissener Morgen. Ich rolle mich mit einem Stöhnen aus meinem großen Bett, um das die Klamotten der letzten Nacht verteilt sind. Mein Kopf dröhnt und mir ist schwindelig. Ich stütze mich mit einer Hand an dem Designertisch ab, der unter dem Fenster eigentlich als mein Schreibtisch fungieren soll. Er ist über und über mit Kram bedeckt. Der Stapel mit sauberer Wäsche, die unsere Haushälterin Matilda dort für mich abgelegt hat, gerät gefährlich ins Wanken. Probeweise hebe ich eine schwarze Jeans vom Boden auf und lasse sie direkt angeekelt wieder fallen. Die Klamotten riechen nach Bier, nach Qualm und nach Pub. Ich ziehe eine andere schwarze Jeans aus dem Schrank, schnappe mir ein schwarzes Bandshirt und einen ebenfalls schwarzen Hoodie und schlurfe in Boxershorts über den Flur unserer Einliegerwohnung ins Bad.

»Guten Morgen, Sonnenschein«, tönt Amys für diese Uhrzeit eindeutig zu fröhliche Stimme aus unserer gemeinsamen Küche. Seit unsere Eltern uns den Keller ihrer Villa zu einer kleinen Wohnung ausgebaut haben, leben wir hier in einer Geschwister-WG. Im Gegensatz zu mir kann Amy nach unserer Schicht in der Bar jedoch ganz entspannt in den Tag starten. Sie muss nicht wahllos Zahlenreihen hintereinander setzen, um Codes zu generieren, wie ich es seit zwei Semestern in meinem IT-Studium tue. Ich betrete die geräumige Wohnküche, die von einer Kücheninsel aus dunklem Marmor dominiert wird.

»Morgen«, brumme ich.

»Der letzte Shot war wohl schlecht«, grinst Amy und lässt die Beine von der Arbeitsplatte baumeln, auf der sie einen ihrer merkwürdigen grünen Säfte trinkt. Ich drücke den Knopf unserer vollautomatischen Kaffeemaschine. Während die Milch in dem Schäumer ihre Kreise zieht, sehe ich dabei zu, wie die heiße braune Flüssigkeit in meinen Becher tropft. Ohne Koffein wird das hier heute nichts. Auf dem weißen Becher prangt in großen schwarzen Lettern »Not my Circus, not my Monkeys«. Fühle ich. Heute habe ich wirklich so gar keinen Bock auf diesen ganzen Zirkus. Ich kippe die warme Milch auf den Kaffee, trinke einen großen Schluck und schlurfe ins Bad. Die Dusche wird es schon richten. Hoffe ich wenigstens. Nach fünfzehn Minuten Regendusche sehe ich zumindest wieder ein bisschen aus wie ein Mensch. Ich sollte mir angewöhnen, nicht mit jedem Gast einen Shot zu trinken.

Seufzend ziehe ich mich an und werfe einen Blick auf meine Armbanduhr. Die Zeit sollte noch für ein schnelles Frühstück in meinem Lieblingscafé in den Lanes reichen, wenn ich mich jetzt ein wenig beeile. Schnell stopfe ich die noch nassen Haare unter eine Cap, schnappe mir einen Schlüssel, den Rucksack mit Laptop und Co. und verlasse das Haus. »Bye Amy, bis heute Abend!«

Kurz drehe ich mich um und werfe einen Blick auf die große, weiß gestrichene Villa, vor der bereits die Ginsterbüsche blühen. Es riecht nach Frühling. Ich biege in die nächste Straße ein, die mit ihren kleinen altenglischen Häuschen so friedlich aussieht. Fast wie in einem dieser Kinderbücher, die Mum uns früher vorgelesen hatte. Jedes Haus ist in einer anderen Farbe gestrichen, die Haustüren sind aus dickem Holz, mit alten schmiedeeisernen Türknäufen. Brighton ist eindeutig schöner als London, das stelle ich jeden Tag aufs Neue fest. Und es hat zwei Gesichter: pittoreskes Seebad mit kleinen Cafés und Buchläden am Tag, und nachts eine echte Partymeile. Selbst aus London kommen Freunde von mir manchmal zum Feiern nach Brighton. Am liebsten in den Tide Night Club, den Laden, in dem ich mir seit ein paar Monaten die Nächte um die Ohren schlage. Fröstelnd ziehe ich die Schultern hoch und klappe den Kragen meiner Lederjacke nach oben. Immer wenn ich den kleinen Hügel, auf dem unser Haus liegt, nach unten laufe, gibt es diesen Moment, in dem man das Meer förmlich spüren kann. Auf einmal schreien die Möwen lauter, ein leichter Wind kommt auf und es riecht nach Salz. Eine Mischung, von der ich auch nach dem Jahr, das wir inzwischen hier leben, nicht genug bekomme.

Ich überquere den Churchill Square, einen kleinen runden Platz, in dessen Mitte der Clocktower steht, ein Denkmal mit einer großen in Stein eingelassenen Uhr, die mir einmal mehr anzeigt, dass ich mich allmählich beeilen sollte. Ich will gerade in die Lanes abbiegen, als ich ein Mädchen mit dem Handy vor den Augen direkt auf die große West Street zusteuern sehe. Nicht schon wieder. Ich beobachte noch kurz, ob sie selbst auf die Idee kommt, mal nach rechts und links zu schauen. Dann sprinte ich los.

Sechs Stunden später. Ich atme tief durch. Endlich raus hier. Wieder einen halben Tag Lebenszeit verschwendet. Diese Woche glich einem einzigen Albtraum. Jeden Tag diese dämlichen Kurse, in denen ich nichts, aber auch gar nichts lerne, das mich nur für fünf Cent interessiert. Ich frage mich, warum ich immer noch in die Uni fahre. Jeden Tag quäle ich mich aus dem Bett, um Dinge zu lernen, die nichts mit mir, meinem Leben oder dem, wie ich mir vorstelle, wie mein Leben mal aussehen könnte, zu tun haben.

Die Holztür der altehrwürdigen Brighton University knallt hinter mir zu. Wie symbolisch. Die hat auch keinen Bock auf mich. Ich bin unglaublich hungrig und brauche Soul Food, bevor es gleich zur Probe geht. Die nächste Straße biege ich ab und laufe die Seafront entlang. Das ist noch immer das Allerschönste an unserem Umzug nach Brighton, so nah am Meer zu sein. Ich atme tief ein: salzige Meeresluft und ein Hauch Fish & Chips, vermischt mit dem zuckrigen Duft von gebrannten Mandeln, der vom Pier zu mir herüberweht. Der Pier ist die große Amüsiermeile Brightons. Fahrgeschäfte, Spielautomaten, Donut-Läden und Eiscremeshops reihen sich nebeneinander auf einem langen Steg mitten im Meer. Schon jetzt hört man Kinder kreischen, die in kleinen Metallwagen die Achterbahn hoch- und runterrasen. Über mir schreien Möwen, neben mir rollen Wellen an den steinigen Strand und überall sitzen kleine Gruppen von Menschen auf Picknickdecken oder den zahlreichen Holzbänken und genießen ihre Mittagspause. Die ersten sonnigen Tage des Jahres haben diesen Effekt auf Menschen. Raus! Luft! Sonne! Freiheit. Da vergessen sie doch glatt, dass sie gleich wieder in ihre stickigen Büros zu ihren stinklangweiligen Jobs zurückmüssen. Welch ein Albtraum!

Ich klappe den Kragen meiner Lederjacke hoch und halte auf den kleinen Fish-&-Chips-Laden The Copper Clam direkt an dem alten Pier zu, der als verbranntes Holzskelett neben dem neuen Pier aus dem Wasser ragt. Hier gibt es die leckersten Fish Buns in ganz Brighton. Natürlich bestelle ich wieder meine Lieblingskombination: Muscheln und Mayonnaise auf einem butterigen Bun, dazu ein kaltes Bier. Es ist Freitag, heute Abend spiele ich mit der Band ein Konzert im Tide Night Club, und so langsam bessert sich meine Laune. Ich setze meine Sonnenbrille auf, beiße in das Sandwich, sodass mir die Soße fast auf meine Jeans tropft, kaue und genieße. Die Mischung aus dem weichen, süßlichen Brioche-Brötchen, der würzigen Mayonnaise und den salzigen Muscheln ist das beste Essen der Welt.

Ein letztes Bimmeln der kleinen Glocke über der Tür erklingt und ich verlasse das Bittersweet. Ich bin völlig erledigt. Carol hat eine so eigene Art zu arbeiten. Oft habe ich mich in den letzten Tagen gefragt, warum sie tut, was sie tut. Häufig kam ich mit den Maßeinheiten nicht zurecht und habe Fahrenheit falsch in Grad Celsius umgerechnet, weshalb die Schokolade zu niedrig temperiert war und nicht glänzte. Die erste Woche war wirklich kein Zuckerschlecken. Zum Glück ist jetzt Wochenende und ich muss mich erst am Montag wieder damit auseinandersetzen.

Zu Hause habe ich so gern in meinem Beruf gearbeitet. Klar, Konditorin sein, heißt früh aufstehen, aber mir gefällt die Kreativität, die Arbeit mit den Lebensmitteln und mit meinen Händen. Einen typischen Bürojob konnte ich mir nie vorstellen. In Bremen war ich Top of my Class im Abschlussjahrgang, weshalb ich ja auch den Stipendiumsplatz bekommen habe. Chocolaterie, Brighton, England, das klang alles nach großer weiter Welt und Abenteuer. Gerade fühlt es sich aber eher nach erstem Lehrjahr bei einer ausgesprochen biestigen Ausbilderin an. Dabei ist Carol nicht einmal meine Ausbilderin. Ich bin ausgelernt. Ich bin gut. Das haben mir alle gesagt. Nur glaube ich es nicht mehr so wirklich. Und wenn sie sich nun getäuscht haben? Wenn ich maximal Durchschnitt bin. Was mache ich denn dann? Schicken sie mich zurück?

Mein Gedankenkarussell läuft auf Hochtouren und wie immer drehen sich die einzelnen Karussellwagen hauptsächlich darum, was ich alles hätte besser machen können. Ich spüre erst jetzt, wie hungrig ich bin. Das Supermarkt-Sandwich, das ich mir heute Mittag schnell im Gehen in den Mund gestopft habe, war weder nahrhaft noch lecker. Meine Beine sind schwer vom vielen Stehen, und mein Kopf dröhnt von all den neuen Informationen, die auf mich eingeprasselt sind. In Bremen hätte ich mich jetzt mit Juli getroffen und wir hätten irgendwo einen Wein getrunken und über das Leben im Allgemeinen und Carol im Speziellen gelästert. Meine Hand greift in meine Jackentasche und tastet nach dem Handy. Ich öffne mein Nachrichtenprogramm und drücke auf das kleine Mikrofon.

EMILIE

Hey Juli, wie geht es dir? Was macht Bremen? Ich vermisse dich heute total. Die ersten Tage waren nur so mäßig. Ich weiß, ich weiß, du würdest dir ein Bein ausreißen, um an meiner Stelle zu sein. Aber mir fehlt einfach noch Anschluss, jemand zum Quatschen. Du eben! Ich hoffe, du sitzt gerade vor einem deiner Kochbücher und brütest über neuen Rezepten. Aber vergiss nicht: Ich möchte als Erstes deine neuen Kreationen probieren. Ich drück dich!

Mit einem Seufzen lasse ich das Handy zurück in meine Jackentasche gleiten. Es ist Freitagabend und wunderschönes Frühlingswetter, die Cafés, Bars und Restaurants haben ihre Stühle nach draußen gestellt und überall liegt ein Gewirr aus Gelächter und Gesprächsfetzen in der Luft. In meinem Bauch ziept es, ich würde jetzt auch gern mit jemandem hier sitzen, ein kühles Glas Rosé in der Hand und ein paar Tapas auf dem Tisch. Aber allein? Nein danke. Stattdessen mache ich mich auf den Rückweg zu meiner WG. Ich werde unterwegs irgendwo beim Supermarkt anhalten und mir eine Tiefkühlpizza holen oder an einem der zahlreichen Take-Away-Läden etwas mitnehmen.

Ich wandere den kleinen Berg der West Street hinauf, an der mich an meinem ersten Arbeitstag fast der Doppeldeckerbus überfahren hätte. Wenn dieser Typ mich nicht aufgehalten hätte. Ich kann mich nicht einmal an seinen Namen erinnern, obwohl die Barista im Café ihn ganz sicher gesagt hat … Und auch sonst weiß ich nichts über ihn, außer, dass mich diese grünen Augen ganz schön aus dem Konzept gebracht haben.

Zahlreiche Boutiquen preisen gerade im Frühlings-Sale die besten Deals in ihren Schaufenstern an. In einem Laden für Kinderspielzeug stolpere ich fast über meine eigenen Füße, als ich den Preis für das »Angebot« sehe. Ein Schaukelpferd im Wert meines halben Monatsgehaltes. Als ich den Clocktower am Churchill Square schon fast erreicht habe, bleibt mein Blick an einem großen schwarz gestrichenen Haus hängen. Ein Water­stones! Einer der größten Book Stores in Großbritannien. Genau das brauche ich jetzt, ein bisschen nach Büchern stöbern, in der Masse untertauchen, nicht reden, nicht nachdenken müssen.

Der Waterstones erstreckt sich über drei Stockwerke, das Haus ist alt, mit niedrigen Decken und Holzbalken. Als ich den Laden betrete, knarzen die Holzdielen und ich nehme den Duft von frisch gebrühtem Kaffee wahr, vermischt mit dem nach Papier und Büchern. Mein Magen erinnert mich daran, dass ich eigentlich etwas essen wollte. Im unteren Bereich sind Romane und Thriller, im ersten Stock die Kinder- und Sachbücher. Ich steige weiter die Stufen hinauf und schnappe nach Luft, hier bin ich richtig! Vor mir eröffnet sich ein Paradies voll mit Koch- und Backbüchern und mittendrin: Ein kleines Café! Ich kann mein Glück gar nicht fassen. An bunt durcheinandergewürfelten Tischen, auf tiefen speckigen Ledercouchen und in gemütlich aussehenden Sesseln sitzen bereits andere Kunden mit Stapeln von Büchern und schauen sie bei einem Cappuccino und einem Stückchen Kuchen durch. Ein kleines Mädchen krabbelt gerade bei ihrem Opa auf den Schoß und lässt sich ein Buch vorlesen. Ein großer Typ kommt hinter mir die Treppe hinauf, schiebt sich an mir vorbei und steuert zielstrebig auf einen der freien Tische am Fenster zu. Er hat eine frappierende Ähnlichkeit mit Regé-Jean Page, dem eleganten Herzog aus der Bridgerton-Serie. Ich spüre, wie ich rot werde, als er in meine Richtung blickt. Meine Güte, laufen in Brighton heiße Männer herum. Erst der Typ mit den durchdringend grünen Augen und jetzt dieser gut aussehende Kerl. Er nickt der Barista zu, sie nickt zurück und während ich mich noch staunend in diesem Bücherparadies mit den hohen Regalen umschaue, stellt sie eine dampfende Tasse Tee vor ihm auf den Tisch. Er scheint also öfter hier zu sein. Jetzt zieht er ein zerlesenes Taschenbuch aus dem Rucksack und vertieft sich darin.

Ich suche mir einen ganzen Stapel Backbücher zusammen und stelle mich an die Schlange am Cafétresen an. »Hi, was kann ich für dich tun?«, fragt mich die Barista routiniert. Ich bestelle mir einen großen Milchkaffee und einen heißen Panino mit Cheddar, Zwiebeln und Pickles. »Den Kaffee stelle ich dir hier auf den Counter und den Panino bringt dir mein Kollege gleich an den Tisch. Wo sitzt du denn?«

Suchend lasse ich den Blick schweifen und bleibe an dem Bridgerton-Typ hängen. Der Platz neben ihm wird gerade frei.

»Wie wär’s mit Tisch drei?«, sagt sie da und zeigt in seine Richtung. Ich werde schon wieder rot. Die Barista notiert sich die Tischnummer auf meinem Bestellzettel und ich steuere mit meinem Cappuccino und den Backbüchern auf den freien Platz zu. Verstohlen blicke ich an den Nebentisch. Keine Reaktion, der Typ ist voll und ganz in sein Buch vertieft. Ich nehme einen Schluck von dem Kaffee und merke, wie ich mich ein wenig entspanne. Herrlich! Mein Handy vibriert in meiner Hosentasche. Eine neue Nachricht von Juli.

JULI

Girl! Ich trete dir jetzt durch das Telefon in deinen niedlichen kleinen Hintern. Du bist in England, Baby! Und du hattest deine erste Woche im neuen Job, da kann doch gar nicht alles perfekt laufen. Wirklich, Emmi, du musst dich unbedingt mal entspannen! Sonst verpasst du alles. Grüß das Meer von mir, hörst du?!

Ich grinse. Jeder sollte eine beste Freundin wie Juli haben! Als dann noch mein Panino gebracht wird und einen köstlichen Duft nach Käse und karamellisierten Zwiebeln verströmt, läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Mein Handy vibriert erneut und ich beiße genüsslich in mein Sandwich, während ich mich auf eine weitere Prep-Talk-Nachricht von Juli einstimme. Doch die Nachricht ist von einer unbekannten Nummer. Ich lege meinen Pa­nino auf den kleinen Teller vor mir, wische meine Hände an der Serviette ab und lese neugierig:

UNBEKANNTE NUMMER

Liebe Emilie Michels. Ich freue mich auf unseren ersten Coaching-Termin am morgigen Samstag um 14 Uhr, alles Weitere besprechen bei unserem Videocall, den Einwahllink erhältst du mit einer separaten Mail. Ich freue mich darauf. Deine Isabelle Winter von Workchangenow.

Den Termin hatte ich ganz vergessen. Natürlich war mir klar, dass die Einladung kommen würde, schließlich hatte ich bei »Online-Coaching erwünscht« einen Haken gesetzt. Die Organisation hat mich bei der Suche nach einem geeigneten Arbeitsplatz unterstützt, bezahlt mein Zimmer für ein Jahr in Brighton und stellt mir einen Coach. Aber ich habe noch nie ein Persönlichkeitscoaching gemacht und keine Ahnung, was da auf mich zukommt. Mein Herz klopft schnell, ich habe Bammel vor diesem Termin. Rasch öffne ich den Browser auf dem Handy und gebe »Isabelle Winter« in die Suche ein.

Ich lande auf der Webseite Workchangenow.de Dort werden die Coaches für das Stipendium vorgestellt und meines findet anscheinend bei Dr. Isabelle Winter statt.

Isabelle Winter ist zertifizierte Systemische Coachin für Positive Psychologie. Sie arbeitet seit mehr als zehn Jahren mit jungen Erwachsenen daran, Resilienz im (Berufs)-Alltag zu entwickeln, um mit ihrem Alltag und beruflichen Herausforderungen besser umgehen zu können.

Nervös beiße ich erneut in meinen Panino. Eine kribbelige Anspannung macht sich in mir breit. Vielleicht hilft mir das Coaching ja sogar, besser mit Carol und der Arbeitssituation umzugehen. Allein wenn ich an Montag denke, wird mir wieder ganz flau im Magen. Aber jetzt ist noch nicht Montag! Ich spüle die letzten Bissen mit einem großen Schluck Kaffee herunter und wende mich erst mal den Backbüchern zu, die sich noch immer auf meinem Tisch stapeln.

Zwei Stunden später habe ich mich für ein Basic-British-Back­buch entschieden. Der Bridgerton-Typ mit seinem zerlesenen Taschenbuch nickt mir zum Abschied zu. Ich werde schon wieder rot, nicke aber zurück. Beim Hinausgehen überspringe ich einige Stufen auf der alten geschwungenen Holztreppe, wie früher als Kind. Ich muss lächeln. Wird schon alles, Emilie!

Als ich den Schlüssel im Schloss zu meiner WG umdrehe, ist es draußen bereits dunkel, innen brennt gemütliches Licht. Ich schließe vorsichtig die Haustür hinter mir und steige die fünf Treppenstufen zur gemeinsamen Wohnküche hinauf. Der erste Blick in dem Wohnzimmer fällt auf den schönen alten Kamin, der in die Wand gegenüber der bunt gestrichenen Küchenzeile eingelassen ist. Davor steht eine kleine braune Couch mit einer grob gestrickten Wolldecke und kleinen Kissen. Die Wände sind hell gestrichen und behangen mit gerahmten Kunstdrucken. Meine Mitbewohnerin Polly hat mir schon bei meinem Einzug stolz erzählt: »Die Bilder sind von einigen Künstlern, die unten an der Seafront ihre Werke zeigen. Ich mag es, ein bisschen lokalpatriotisch zu sein, daher wirst du in der Wohnung viel aus Brighton finden. So wie mich.« Sie kicherte. »Ich bin nämlich auch ein echtes Original, born and raised hier, das findest du wirklich selten, sage ich dir!«

Polly und ich hatten einen etwas holprigen Start, da mir bei meiner Ankunft der Code für die Schlüsselbox, in der Polly den Haustürschlüssel für mich hinterlegt hatte, nicht mehr einfallen wollte und ich den Mechanismus nicht begriffen habe. Sie musste extra wegen mir eine Pause bei ihrer Arbeit einlegen, um vorbeizukommen und mich hereinzulassen. Wir hatten davor nur einmal gezoomt, dabei hatte sie mir die Wohnung gezeigt und mir etwas über sich erzählt. All diese Infos waren an mir vorbeigerauscht, weil ich so darauf konzentriert war, wie sehr ich dieses Zimmer haben wollte.

Hinter dem Kamin geht eine schmale Treppe nach oben. Auf der nächsten Etage sind zwei Zimmertüren. Die linke gehört mir, die rechte führt in das gemeinschaftlich genutzte Bad. Pollys Zimmer ist noch ein Stockwerk über meinem. Obwohl sie bei meinem Einzug unter Zeitdruck stand, hat sie mir alles gezeigt. Ihr Zimmer ist etwas größer als meines. Die Vorhänge waren zugezogen, auf ihrem Schreibtisch leuchtete ein Bildschirm. Daneben lagen Tastatur, Maus, Kopfhörer und zahlreiche Chipstüten. Polly hob die Schultern. »Wie du siehst, liebe ich Gaming und Chips und ich habe es nicht so mit aufräumen.«

Ich grinste und antwortete ihr: »Ich habe noch nie ein Computerspiel zu Ende gespielt, esse aber ebenfalls gern Chips und finde, nur die Intelligenten beherrschen das Chaos.« Damit war das Eis zwischen uns gebrochen.

Auch wenn wir erst ein paar Tage zusammenwohnen, kann ich schon sagen: Polly ist eine Erscheinung. Sie ist eine dieser Frauen, nach der sich jeder Mann auf der Straße umdreht, weil sie einfach umwerfend schön ist, und mit der jede Frau befreundet sein möchte, weil sie unfassbar cool ist. Sie ist fröhlich und unbeschwert, man kann sich in ihrer Gegenwart eigentlich nur wohlfühlen. Trotzdem oder gerade deswegen sorgen Frauen wie Polly bei mir auch schnell für ein Gefühl der Unsicherheit. Wie soll man sich neben einem solchen Atomkraftwerk voll positiver Energie auch nicht unscheinbar und verloren fühlen?

Heute sitzen drei mir unbekannte Menschen um unseren Tisch vor der Küchenzeile und spielen, wie es scheint, ein Brettspiel. Aus der Entfernung kann ich es nur schwer erkennen. Jeder hat ein Glas Wein vor sich stehen und laute Musik begleitet ihre Anfeuerungs- und Jubelrufe. Pollys trägt wieder einen lilafarbenen Onesie mit kleinen Ohren an der Kapuze. Jetzt dröhnt ihr fröhliches Lachen durch den Raum. Ich habe noch nie jemanden so laut und gleichzeitig einnehmend lachen gehört. Die Freunde sind bestimmt lustig und nett, aber ich bin so unfassbar kaputt von meinem Tag, dass ich mir einfach nur ein bisschen Ruhe und eine heiße Dusche herbeisehne. Das Letzte, was ich jetzt möchte, ist, Smalltalk mit fremden Leuten zu halten und mir womöglich noch ein neues Brettspiel erklären zu lassen. Reflexartig taste ich nach einer meiner Haarsträhnen und wickele sie um meinen Finger. Noch immer stehe ich unschlüssig an der Eingangstreppe.

»Hey Emilie«, begrüßt Polly mich und dreht sich zu mir um. »Steh da nicht herum, komm her, ich stelle dir die anderen vor!« Sie zieht den Stuhl neben sich heran. Dann fordert das Spielgeschehen erneut ihre Aufmerksamkeit. Ihre grünen Augen blitzen. »Nein, Ben, das geht gar nicht, nimm die Karte wieder auf, du ruinierst mich«, ruft sie.

Ich weiß jetzt nicht so richtig, was ich machen soll. Eigentlich möchte ich nur in mein Bett und noch eine Runde lesen. Aber wäre das nicht unhöflich? Ich möchte auf keinen Fall desinteressiert wirken. Zögerlich gehe ich in den Küchenbereich und setze heißes Wasser für einen Tee auf. Keiner beachtet mich mehr so richtig, sie sind alle in ihr Spiel vertieft. Neben dem Toaster steht ein kleines braunes Paket. Es ist aus Deutschland und an mich adressiert. Neugierig drehe ich es hin und her, während ich darauf warte, dass mein Wasser kocht. Hinter mir bricht Jubel aus, ich mustere die Spieler noch einmal genauer. Polly ist wie immer fröhlich und zwinkert mir zu, als sie sieht, dass ich zu ihnen hinüberblicke. Sie würde sich wahrscheinlich freuen, wenn ich mich ein bisschen dazusetze. Der blonde Typ sieht eher verbissen aus. Gerade wirft er die Karten auf den Tisch und schenkt sich mit einer schnellen Bewegung noch mal nach.

»Mann, Polly, wie kann man nur so ein verdammtes Glück haben?« Während sie ihn anlächelt, knurrt er: »Du kannst froh sein, dass ich dich so gern mag, sonst würde ich nicht mehr mit dir spielen.«

Das andere Mädchen im Bunde starrt den blonden Typen unverwandt an. Sie hängt an seinen Lippen und als er sich Zustimmung suchend zu ihr umdreht, nickt sie, dass ihre Haare nur so fliegen. Piep. Mein Wasser kocht.

Polly taucht neben mir in der Küchenzeile auf. »Ist vorhin für dich gekommen«, sagt sie und zeigt auf das Paket.

»Ja, danke«, antworte ich. Weil ich auch nicht so richtig weiß, was ich sonst sagen soll.

»Hattest du einen guten Tag in der Chocolaterie?«, fragt Polly freundlich weiter.

»Ich, ja, es lief schon ein bisschen besser.« Ich muss ihr ja nicht direkt auf die Nase binden, dass ich heute eine Rezeptur verbockt habe und am liebsten direkt gekündigt hätte, so sehr hat Carol mich eingeschüchtert. »Und ihr spielt?«, frage ich, um auch etwas zum Gespräch beizutragen.

»Ja, habe ich ganz vergessen dir zu sagen. Freitags treffen wir uns immer hier zum Zocken. Meine letzte Mitbewohnerin hat sich ständig darüber beschwert. Ich hoffe du bist cool damit? Du kannst auch gerne mitspielen, wenn du magst!«

»Klar, macht ruhig.« Ich versuche, ganz locker zu wirken. »Und gern beim nächsten Mal, ich muss heute noch was für die Arbeit lesen und bin ziemlich fertig von der Woche«, sage ich und zucke bedauernd die Schultern. Und irgendwie stimmt das ja auch.

Ich nehme mir meine Tasse Tee, klemme mir mein Paket unter den Arm und steuere auf die kleine Treppe zu, die zu meinem Zimmer führt. »Viel Spaß noch, Leute!«, rufe ich und winke unbeholfen. Die anderen wünschen mir einen schönen Abend und ich kann endlich in die Ruhe meines Zimmers fliehen.

Zwei-Drei-Vier! Ich zähle den Takt ein und wir legen mit dem ersten Song los. Endlich Freitag, endlich Wochenende. Endlich wieder Ich-selbst sein. Ich liebe es, mit der Band aufzutreten. Mit Kraft und Hingabe auf die Drums zu schlagen, den Beat durch die Füße pulsieren zu spüren und Maleks Stimme, die mir immer wieder einen Schauer über den Rücken rieseln lässt. Unter dem Namen B.Heights spielen wir seit knapp einem Jahr in dieser Formation. Ich bin noch immer so unglaublich froh, in der Bar den Aushang der Band gesehen zu haben, in der sie einen neuen Schlagzeuger suchten. Ein Treffen und wir wussten, der Beat stimmt, die Chemie stimmt. Seitdem spielen wir jeden zweiten Freitag und Samstag im Tide Night Club und haben bereits eine kleine Fanbase. Der Laden ist einer der größten Nachtclubs an der Seafront. Er besteht aus zwei Räumen, dem großen vorderen Raum mit dem Dancefloor und dem kleineren Liveroom, in dem eine provisorische Holzbühne steht, auf der Malek gerade seine Gitarre spielt, Liam seinen Bass zupft und ich auf meinen Drums den Takt vorgebe. Ich mag dieses Gefühl, auf einer Bühne zu stehen, die Menschen schauen zu dir auf, die Mädels himmeln dich an. Ich lasse die Sticks durch die Luft wirbeln und fange sie gekonnt wieder auf. Auf der Bühne kann ich alles loslassen und vergessen: Wie sehr ich mein Studium hasse, wie sehr mir der Druck meiner Eltern auf den Keks geht, einfach alles. Ich vergesse die schlechten Noten und ich will einfach nur Spaß haben. Und den habe ich nicht nur auf der Bühne. Schon während des Sets schaue ich mir unauffällig die Mädels in den ersten Reihen an. Heute hat es mir eines der Girls in Reihe zwei angetan. Sie hat lange blonde Haare und lächelt mich an. Grübchen. Süß. Ich zwinkere ihr zu. Nach der Hälfte des Sets machen wir eine kleine Pause. Mit einem lässigen Sprung von der Bühne lande ich im Publikum und schiebe mich durch die Zuschauer Richtung Bar. Im Vorbeigehen zwinkere ich der süßen Blonden noch einmal zu und hoffe, sie folgt mir, damit ich sie ansprechen kann.

Ich lehne mich lässig an die Theke, die die komplette linke Raumseite einnimmt. Hier wirbeln zwei Barkeeper hinter dem Tresen, nach dem zweiten Set werde auch ich sie wieder unterstützen. Dann wird der große schwere Samtvorhang gelüftet und die beiden Räume so miteinander zu einer großen Tanzfläche verbunden. Nachdem Amy mich absichtlich zwei Minuten ignoriert hat, wirft sie ihre langen Haare nach hinten und poliert mit einem süffisanten Grinsen das Pintglas in ihrer Hand. »Na, wer darf es denn heute sein?« Sie stellt das Glas auf die Ablage hinter dem Tresen und beugt sich grinsend zu mir vor. Meine Schwester sieht aus wie immer, wenn sie hier arbeitet: Sie trägt Jeans, ein schwarzes lässiges Shirt und knallroten Lippenstift. Ich weiß, wie viele Kerle in diesem Club auf sie stehen, sie hat diese Ausstrahlung, die andere in den Bann zieht. Vor allem, weil sie sich genauso mag, wie sie ist, und das merkt man ihr an.

»Falsche Frage, Schwesterherz. Du musst mich fragen, WAS es denn sein darf«, kontere ich. »Ein Pint Camden Lager.« Sie kennt mich einfach zu gut. Natürlich weiß sie, dass ich meinen Ruf als »heißer Drummer« gern dazu nutze, um mir das ein oder andere kleine Abenteuer mit einem der Mädels aus dem Publikum zu gönnen. »Und wenn ich Glück habe, gibt es zum Pint die süße Blonde da vorn noch dazu.« Amy verdreht die Augen und reicht mir mein Bier rüber. »Schick mir eine Nachricht, falls ich Oropax brauche. Du weißt, ich mag meinen Schönheitsschlaf.«

Als ob sie jemals Oropax brauchen würde. So weit gehe ich nun auch nicht. Ab und zu ein heißer Flirt, etwas Knutschen, vielleicht auch mal mehr. Ich will im Moment einfach ein bisschen Spaß haben, ohne Verpflichtungen. Und das mache ich den Mädels auch immer sehr klar. Keine falschen Versprechungen, keine falschen Hoffnungen. Für alle einvernehmlich, ganz easy.

Als ich mich wieder umdrehe, sehe ich die Blondine mit den Grübchen direkt auf mich zusteuern. »Hi! Ich bin Tammy.« Sie blickt mich von unten aus gesenkten Wimpern an und macht einen Schmollmund.

Ich schenke ihr mein schönstes Lächeln. »Hi Tammy, schön, dich kennenzulernen. Wie gefällt dir das Konzert bisher?«

Ehrlicherweise sind es meist ähnliche Gespräche. Man lernt sich oberflächlich kennen und beide wissen eigentlich schon, was sie am Ende voneinander möchten. So einfach ist es manchmal. Und genau das finde ich daran so angenehm. Genau mein Ding.

»Jake! Mann, beweg deinen Hintern hier rüber, es geht gleich weiter!«, höre ich Malek rufen. Seufzend stoße ich mich mit einem Fuß von der Bar ab, an der ich bis eben noch so lässig gelehnt habe, und mache Amy ein Zeichen, mir noch ein Pint zu zapfen.

»Sorry Terry, ich muss jetzt leider weiterspielen. Sehen wir uns nach der Show?«, frage ich. Sie sieht von Nahem noch besser aus und duftet leicht nach einem blumigen Parfum, als ich mich zu ihr herüberbeuge, um ihr ins Ohr zu flüstern. »Ich würde mich freuen …« Doch irgendwas geht schief. Ihr Blick verdunkelt sich und sie sieht mich wütend an.

»Tammy. Ich heiße Tammy.«

Shit. Oh nein, nicht schon wieder. Ich habe es nicht so mit Namen. Ich kann sie mir einfach nicht merken. Aber das ist jetzt wirklich superpeinlich.

»Oh Mann, sorry. Tammy natürlich. Es war gerade so laut und da habe ich es wohl nicht ganz richtig …« Doch da hat sie sich schon umgedreht, wirft ihre Haare in den Nacken und zeigt mir in der Luft noch den Mittelfinger, während sie abhaut. Verdient. Mann Jake, du Idiot!

Fuck.

»Na Jakey, das lief wohl nicht so, wie du wolltest«, flötet Amy zuckersüß und drückt mir breit grinsend mein Pint in die Hand. »Ich habe dir schon tausendmal gesagt, du sollst dich nicht wie ein Arsch benehmen, das zieht nicht bei den Mädels. Lässiger Rockstar: gut. Versoffener Drummer-Arsch: nicht gut. Ist ganz leicht zu merken. Sogar für einen Holzkopf wie dich.«

Ich muss lachen. Sie hat ja recht. »Ist notiert: Lässiger Rockstar, kein Drummer-Arsch. Ich versuch es mal, danke für den Tipp«, erwidere ich sarkastisch und schnappe mir mein Bier. Ich lande mit einem lässigen Sprung wieder auf der Bühne und schaffe es sogar, dabei nicht die Hälfte des Pints über dem Boden zu verteilen.