Schandpfahl - Stefan Barz - E-Book

Schandpfahl E-Book

Stefan Barz

4,6

Beschreibung

Grausame Ritualmorde in der Eifel? Ein Aufschrei geht durch die Eifel: Am historischen Pranger im Freilichtmuseum Kommern wird nachts ein Mann hingerichtet. Das Opfer ist der Bauunternehmer Andreas Berger − und niemand kann sich vorstellen, wer den beliebten, tiefgläubigen Mann töten wollte. Der Schöngeist Jan Grimberg wird im Rahmen seiner Polizeiausbildung in diesen bizarren Fall hineingeworfen und Kommissar Steiner zur Seite gestellt − seinem neuen Mentor, der ihm auf Anhieb unsympathisch ist. Jan will sich in den Ermittlungen behaupten, wird von Steiner jedoch kaum ernst genommen. Schon kurze Zeit später wird ein weiteres Opfer an dem symbolträchtigen Schandpfahl aufgefunden. Gequält, erniedrigt, grausam getötet. Welches Geheimnis verbindet die beiden Opfer? Das Krimi-Debüt von Stefan Barz wurde vom nordrhein-westfälischen Eifel-Landkreis Euskirchen mit dem Jacques-Berndorf-Preis 2014 ausgezeichnet, der im Rahmen des Festivals "Nordeifel Mordeifel" als Förderpreis für Eifelkrimis verliehen wird.

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Stefan BarzSchandpfahl

Stefan Barz, geboren 1975 in Köln, wuchs in Kommern auf und lebt heute in Wuppertal. In Bonn studierte er Germanistik und Philosophie und arbeitete nebenbei als freier Journalist. Nach dem Studium wurde er Lehrer und begann mit dem Schreiben fiktionaler Texte. 2011 erschien seine erste Kurzgeschichte »Klassenzimmer«, 2014 sein erster Kurzkrimi »Erbsünde«, mit dem er für den Agatha-Christie-Krimipreis 2013 nominiert wurde.

Stefan Barz

Schandpfahl

Originalausgabe© 2014 KBV Verlags- und Mediengesellschaft mbH, Hillesheimwww.kbv-verlag.deE-Mail: [email protected]: 0 65 93 - 998 96-0Fax: 0 65 93 - 998 96-20Umschlagillustration: Ralf KrampRedaktion: Volker Maria Neumann, KölnDruck: CPI books, Ebner & Spiegel GmbH, UlmPrinted in GermanyPrint-ISBN 978-3-95441-188-7E-Book-ISBN 978-3-95441-203-7

Für Kirsten

»So will ich denn annehmen, […] irgendein böser Geist, derzugleich allmächtig und verschlagen ist, habe all seinenFleiß daran gewandt, mich zu täuschen.«

René Descartes, Meditationes de prima philosophia

INHALT

Vorwort der Jury

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

Nachwort

Vorwort der Jury

Verehrte Leserin, verehrter Leser,

liebe Krimifans,

nach den durchweg guten Erfahrungen beim ersten »Jacques-Berndorf-Preis« im Jahr 2012 wurde der Förderpreis für Eifelkrimis nun schon zum zweiten Mal ausgelobt. Wieder sahen wir uns bei einer Vielzahl interessanter Einsendungen mit teils sehr unterschiedlichen Ausrichtungen und einer enormen Bandbreite an Kreativität zu langen, manchmal auch hitzigen Diskussionen veranlasst. Kurz gesagt: Es ging hoch her! Und es war schwierig, eine Entscheidung zu treffen. Das lag sicher an der bunten Vielfalt der Einsendungen, vor allem aber daran, dass uns jeweils nur ein Exposé und eine zwanzigseitige Leseprobe zur Beurteilung des Textes vorlagen.

Diese ist eine Besonderheit des vorliegenden Buchs: Der Jacques-Berndorf-Preis, Förderpreis für Eifelkrimis geht an einen Text, der zum Zeitpunkt der Preisvergabe noch gar nicht geschrieben ist. Und nach der großen Freude über den Gewinn des Preises kommt für den Autor die noch größere Arbeit: Denn nun gilt es, in enger Abstimmung mit dem Lektorat einen ganzen Kriminalroman zu schreiben, von dem man bisher nicht viel mehr als eine Grundidee hatte. Und hierbei sitzt dem Autor nicht nur ständig der Lektor im Nacken, sondern vor allem auch die Zeit: Der Termin der Veröffentlichung steht fest, weit bevor der letzte Satz geschrieben ist.

Wir gratulieren Stefan Barz, dass er diese Klippen heil umschifft und seinen Text zu einem spannenden Ende gebracht hat. Und dem Leser wünschen wir neben interessanten Einblicken in die Besonderheiten eines Förderpreisgekürten Kriminalromans natürlich vor allem dies: ein spannendes Vergnügen beim Lesen!

Jacques-Berndorf-Preis-Jury, im August 2014

1. Kapitel

8./9. September 2013

Er erinnerte sich für einen Augenblick an den Tag, als sein Vater ihm die Angst vor Gespenstern hatte nehmen wollen. Er war fünf Jahre alt, und sie waren zusammen in den Keller gegangen, vor dem er sich so fürchtete, weil er die schaurigsten Gestalten dort vermutete. »Kannst du hier irgendein Gespenst sehen?«, hatte sein Vater ihn gefragt. Er hatte den Kopf geschüttelt, und sein Vater hatte gesagt: »Sie verstecken sich vor dir. Du bist viel stärker als alle bösen Gespenster auf dieser Welt. Wenn du ihnen zeigst, wie mutig du bist, werden sie dir nie zu nahe kommen, weil sie sich vor dir fürchten. Du brauchst keine Angst vor unheimlichen Wesen zu haben, mein Junge, denn du wirst nie welche zu Gesicht bekommen.« Und er hatte seitdem nie wieder Angst vor schrecklichen Gestalten gehabt.

Doch sein Vater hatte sich geirrt, heute war diese Angst zurückgekommen.

Er konnte nur seinen Kopf bewegen, aber das nützte ihm nicht viel. Die Steine flogen wie aus einer Tennis-Ballkanone auf ihn zu und trafen ihn im Gesicht, am Oberkörper, im Genitalbereich. Immer wieder drehte er das Gesicht zur Seite, sodass das ein oder andere Geschoss ihn verfehlte. Doch die meisten Würfe waren harte Treffer. Er hätte so gerne geschrien, laut geschrien wegen der Schmerzen, die ihm angetan wurden, aber man hatte ihm den Mund zugebunden. Eine dicke Flüssigkeit rann in seine Augen. Eigelb. Zuerst war er mit Eiern beworfen worden, mit alten, faulen Eiern. Nun trafen ihn Steine. Härter, schmerzhafter. Immer wieder hatte er verzweifelt versucht, sich zu befreien, hatte seinen Körper gegen die Ketten gepresst, die ihn hielten, hatte seinen Rücken gegen die Steinsäule gerieben, an die er gefesselt war – aber langsam verließ ihn die Kraft. Allmählich ahnte er, dass er hier nicht lebend wegkommen würde.

Er versuchte, sich abzulenken und die Umgebung wahrzunehmen. Aber die Nacht ließ das kaum zu, er sah in der Dunkelheit nur Umrisse von Häusern, die er irgendwo schon einmal gesehen hatte, aber er wusste trotzdem nicht, wo er war. Die Häuser waren leblos wie in einer Geisterstadt, und er hatte keine Hoffnung, dass Anwohner das Martyrium bemerken könnten. Auch Autos kamen hier nicht vorbei, es waren überhaupt keine befahrenen Straßen zu hören.

Ein weiterer Stein traf ihn, und seine Gedanken waren wieder ganz bei seinen Schmerzen. Diesmal hatte der Werfer direkt auf seine Nase gezielt, die knackend brach.

Er wimmerte. Es konnte nicht wahr sein, was er hier erlebte. Und immer die gleichen Fragen in seinem Kopf: Wer war dieser Mensch? Und warum tat der ihm das an?

Die Gestalt, die ihn quälte, hatte ihr Gesicht unter einer schwarzen Kapuze versteckt, die ihr ganzes Gesicht verbarg. Sie glich einem mittelalterlichen Henker.

Er versuchte, sich daran zu erinnern, wie er hierhergekommen war. In Panik rasten seine Gedanken in tausend dunkle Richtungen. Doch es fiel ihm nicht mehr ein. Er war aus der Bewusstlosigkeit erwacht und hatte sich am Pfahl wiedergefunden. Das war doch ein gutes Zeichen, dachte er kurz: Es könnte bedeuten, dass er träumte. Seine letzte Hoffnung war, dass das ganze Leben nur ein Traum war. Es war ihm tatsächlich im ersten Moment so vorgekommen, als wäre er in einem wirren Traum erwacht, der erste Schrecken des Albtraums war wie eine große Spinne über ihn gekrabbelt – oder hatte er tatsächlich eine Spinne auf seinem Gesicht gespürt? Er hatte zuerst geglaubt, er wäre in einem riesigen Spinnennetz gefangen, als er seine Bewegungslosigkeit spürte.

Wieder traf ihn ein Stein, knapp neben dem Auge.

Er quiekte wie ein Schwein vor der Schlachtung. Er hatte sich immer gefragt, ob Schweine wissen, was ihnen bevorsteht, wenn sie sich gegen ihre Hinrichtung wehren. Warum musste er jetzt an Schweine denken? Aber er wusste auch nicht, woran er sonst denken sollte – im letzten Moment seines Lebens.

Ein Stein verfehlte ihn, traf knapp über seinem Kopf auf die Säule, an der er festgebunden war.

Nein, das war kein Traum. Das war die grausame Wirklichkeit.

Er wollte verdammt noch mal wissen, womit er das verdient hatte. Er war ein guter Christ und ging jeden Sonntag in die Kirche. An Weihnachten spendete er für Not leidende Kinder. Und er glaubte fest an Gott.

Aber was war das für ein Gott, der ihn 35 Jahre lang ein sorgloses Leben führen ließ, um ihn dann so plötzlich, so völlig ohne Grund von der Geborgenheit der Welt in diesen Abgrund zu stoßen?

Der Henker kam auf ihn zu. Langsam. Er schnitt ihm mit einer Klinge viele Male in die nackte Brust, nicht besonders tief, nur so, dass es schmerzte. Dann ging dieser Unmensch um den Pfahl herum, bis er hinter ihm stand.

Ein schneidender Schmerz in seinem linken Handgelenk. Der Schnitt war tief. Es brannte wie Feuer. Dann der gleiche Schnitt ins andere Handgelenk.

Und dann hörte er, wie sich Schritte von ihm wegbewegten. Er wartete darauf, dass der Henker weitermachte. Und das Warten war beinahe noch schlimmer als die Schmerzen. Was würde als Nächstes kommen?

Es kam nichts mehr. Die Gestalt war verschwunden. Aber er war nicht erlöst, und er würde auch nicht mehr erlöst werden.

Er spürte, wie das Blut aus seinem Körper floss. Der Henker hatte ihm die Pulsadern aufgetrennt. Das Leben verließ ihn nun. Dies hier war sein Ende.

In einem der dunklen Häuser, nicht weit von seinem Pfahl entfernt, öffnete sich plötzlich eine Tür. Eine junge Frau kam heraus, sie war fast noch ein Kind. Eine ganze Weile stand sie einfach da, dann hob sie die rechte Hand und zeigte mit dem Finger auf ihn. Sie öffnete den Mund, als wollte sie ihm irgendwas sagen, aber er konnte keinen Laut hören. Sie schrie stumm in die Nacht hinein, und da wusste er, dass er halluzinierte.

Dann fühlte es sich an, als löste sich sein Bewusstsein in Nebel auf.

2. Kapitel

9. September 2013

Der Schrei war durchdringend und auf jeden Fall mehrstimmig. Das konnten nur die Mädchen aus der 8b sein, dachte Frau Schöller und prüfte, wer aus der Klasse nicht mehr da war. Maike, natürlich, und Pia, außerdem Hanna und Chantal. Jetzt bemerkte Frau Schöller, dass auch die drei Plagegeister fehlten: Jerome, Leon und Joshua, die alle drei das Kevinismus-Syndrom hatten: schwer erziehbare Taugenichtse mit neumodischen Namen.

Frau Schöller rannte los in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war. Der Tag hatte schon miserabel angefangen. Völlig lustlos waren die 64 Teenagerbeine der 8b durch das Freilichtmuseum Kommern geschlurft, und keiner ihrer Schüler hatte auch nur annähernd Interesse an den historischen Bauten gezeigt, an den Vorträgen von Frau Rosenberger, der Museumsführerin, und den Handwerkern, die ihr Können eindrucksvoll vorführten. Die Schüler hätten den Wandertag lieber im Kino verbracht statt im Freilichtmuseum. Den Gipfel der Frechheit hatte sich Jerome erlaubt, als Frau Rosenberger die Zehntscheune vorgestellt hatte. »Kennen Sie Wayne?«, hatte Jerome gefragt, und seine Clique hatte dreckig gelacht, während Frau Rosenberger diesen Hormonprotzer freundlich-fragend angeschaut hatte, als müsste sie diesen »Wayne« kennen.

Frau Schöller hatte sich so sehr für ihre Schüler geschämt, für die Bildung keinen Wert hatte. Wayne das interessiert … Dabei erschloss sich die heutige Alltagskultur nur, wenn man ihre Geschichte kannte, fand sie. Das heutige Bildungswesen, die Wirtschaft, das Rechtssystem – alles verstand man besser, wenn man es aus der Perspektive des historischen Wandels betrachtete. Und das Freilichtmuseum bot alles andere als trockene Schulbuchtexte, nämlich anschauliche, lebendige Geschichte. Eigentlich viel zu schade für die heutige Jugend, hatte Frau Schöller gedacht und sich gefragt, warum sie keinen aufregenderen Beruf ergriffen hatte. Wenn sie sonntags den Münsteraner anschaute, wäre sie gerne die Assistentin von Professor Börne. Sie liebte die souveräne und witzige Art, wie der kluge Rechtsmediziner seine Leichen sezierte.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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