Schicksal eines siebenbürgisch-sächsischen Dorfes - H.Otto Dück - E-Book

Schicksal eines siebenbürgisch-sächsischen Dorfes E-Book

H.Otto Dück

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Beschreibung

Als gebürtiger Siebenbürger Sachse führt der Autor seine Leser in einen wenig bekannten Teil deutscher Geschichte ein, indem er den Versuch unternimmt, ihnen am Beispiel seines Heimatortes das Schicksal dieses relativ kleinen Volkstamms, der sich vor rund 800 Jahren im Südosten Europas ansiedelte und sich dort in der Hochebene des Karpatenbogens mit der Gründung von ca. 300 ursprünglich rein deutscher Dörfer und Städte eine neue Heimat aufbaute. Er zeigt mit welch ausdauernd auf-wendigem Kraftaufwand und eisern unbeugsamem Willen sich dieser deutsche Stamm, der unter dem Namen Siebenbürger Sachsen besser bekannt ist, seit dem Mittelalter bzw. seit ihrer Besiedelung dieses Raumes, nicht nur ihre neue Heimat, sondern darüber hinaus auch ganz Westeuropa gegen das Vordringen östlicher Völker über mehrere Jahrhunderte hinweg erfolgreich verteidigten und sich ihre deutsche Lebensweise erhalten konnten und dass es erst zweier Weltkriege bedurfte, bis sie endlich politisch kraftlos gemacht, lieber ihre so heiß geliebte und verehrte Heimat schließlich doch endgültig verließen, anstatt ihr Deutschsein aufzugeben, sich aber auch heute noch um den Fortbestand ihrer selbstgeschaffenen kulturellen Werte in ihrer alten Heimat über mehrere Ländergrenzen hinweg bemüht bleiben.

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Widmung

Dieses Buch widme ich vor allem meinen Nachkommen, aber auch allen ehemaligen, heutigen und künftigen Bewohnern Weidenbachs, völlig unabhängig ihrer jeweiligen Nation und Religion. Mögen sie in Frieden und Eintracht weiterhin in Weidenbach zusammenleben, den wahren Wert ihres Heimtortes erkennen und ihn pfleglich für die Nachwelt erhalten.

Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort

Einführung

Vorgeschichte aus Ortschroniken

Das Dorfleben vor dem Ersten Weltkrieg

Entwicklung der Landwirtschaft im 18. und 19. Jh.

Siebenbürgen wird rumänische Provinz

Soziale Belastungen der Sachsen

Anpassung der Wirtschaftsstrukturen

Demokratische Dorfharmonie

Parteipolitische Entwicklungen

Folgenschwere deutsch-rumänische Staatsverträge

Wiener Schiedsspruch als Vorbereitung des 2. Weltkriegs

Die Kapitulation Rumäniens am 23.August 1944

Die totale Enteignung und Versklavung der Sachsen

Darben unter Ceausescus Größenwahn

Schlussfolgerungen

Weidenbach nach der Revolution von 1989

Erstes Treffen der Weidenbächer in ihrem Heimatort

Urbanisierungsplan Weidenbachs

Anhang: Studie einer Revitalisierung der Kirchenburg

Ende

Marktplatz Weidenbachs mit Kirchenburg, Rathaus und Gemeindegasthof - im Hintergrund der Zeidner Berg (Aufnahme von 1905)

Vorwort

Der Grund für diese neue, verbesserte Buch-Version ist es, aus dem bisherigen E-Book ein anspruchsvolleres Taschenbuch zu erstellen. Außerdem sollen bei der Gelegenheit mittlerweile notwendig gewordene Korrekturen bzw. einige Berichtigungen vorgenommen, vor allem aber aktuellere Fortschritte hinsichtlich der Ortsentwicklung und des Ausbaus des Internationalen Flughafens Kronstadt/Weidenbach als besonders wichtige Veränderungsfaktoren eingearbeitet werden.

Gleichzeitig soll mit diesem Buch auch etwas mehr Licht in die bisher nur oberflächlich behandelte Geschichte der NS-Zeit Siebenbürgens eingebracht werden, indem detaillierter auf die politische Einbindung der Ortsverwaltungen und einzelner sächsischen Amtswalter in das alltägliche Leben der Gesamtbevölkerung eingegangen werden. Gleichzeitig sollen aber auch die wahren Gründe, die den langsamen aber stetig fortschreitenden Exitus des Sachsentums in Siegenbürgen beleuchtet und offengelegt werden.

Dieses Buch ist kein schöngeistiges und auch kein wissenschaftliches Werk – es stellt vielmehr eine Sammlung einzelner Texte dar, die ich als ein sowohl an der Geschichte als auch an der aktuellen weiteren Entwicklung meiner Heimat sehr interessierter Mensch für andere Zwecke verfasste und die ich nun für dieses Buch in einer stimmigen Zeitfolge so aneinander gereiht habe, dass die Leser daraus ohne weitere Erklärungen die jeweiligen historischen Einschnitte für die Entwicklung meines Heimatortes deutlich nachvollziehen können. Daraus ergibt es sich, dass sich eventuell manche Textstellen wiederholen bzw. sich zumindest sinngemäß ähneln können. Dafür bitte ich um Nachsicht.

Im ersten Teil dieses Buchs befasse ich mich mit meiner überaus glücklichen Kindheit, die ich zunächst auf dem Hof der elterlichen Landwirtschaft und dann drei Jahre lang ab meinem 11. Lebensjahr, als Gymnasialschüler in der damaligen Ostmark zuerst in der Nähe von Wien, danach im österreichischen Waldviertel erlebt habe. Schließlich war ich danach kriegsbedingt in den drei Jahren 1944 – 1951, d. h. ab meinem 15. Lebensjahr als Jugendlicher wieder zu Hause. Dabei endete die glückliche Schülerzeit abrupt während meiner Sommerferien, die ich in meinem Heimatort Weidenbach verbringen wollte, als im August 1944 die sowjetische Rote Armee in Rumänien einmarschierte und Siebenbürgen fast kampflos überrollte. Mein Anliegen ist es. den Lesern - vor allem den siebenbürgischsächsischen Nachkommen, welche bisher nur eine geringe oder vielleicht auch gar keine Kenntnisse von Siebenbürgen und seinen deutschen Bewohnern, die man als Siebenbürger Sachsen bezeichnet, haben. Mittels selbst erlebter und von anderen Zeitgenossen authentisch erzählter Kurzgeschichten versuche ich alles besonderes typisch Siebenbürgisch-sächsische, sowie auch das Land und die Leute meiner engeren Heimat – das Burzenland - allen interessierten Lesern näher zu bringen.

Meine Reminiszenzen an den Heimatort, an meinen Elternhof und an meine Familie, die ich im zweiten Teil des Buchs in mehrere lebendige Kurzgeschichten gefasst habe, vermitteln sowohl einen Einblick in die Historie Weidenbachs und seiner Bewohner als auch in die Geschichte meiner Familien aus langer Vorzeit. Indem ich auf das Leben meiner sächsischen Nation in meiner Heimatgemeinde eingehe und auch das gemeinsame Zusammen- bzw. das tolerante Nebeneinanderleben der verschiedenen Volksgruppen und Religionen in der Gemeinde beschreibe, vermittelt das Buch gleichzeitig auch einen Überblick über die wechselvolle Geschichte Siebenbürgens und seiner Bewohner. In einfachen und nüchternen Worten schildere ich auch meine Erlebnisse und darüber hinaus meine selbst gemachten Erfahrungen während meines einjährigen, kurzen Aufenthaltes als Gymnasialschüler in zwei Nationalpolitischen Erziehungsanstalten - kurz NAPOLA genannt - den damaligen Eliteschulen des Großdeutschen Reiches bzw. der ehemaligen Ostmark (heute wieder Österreich), sowie auch den Schulbetrieb unter kommunistischer Herrschaft, den ich selbst bis zu meiner Umsiedlung nach München praktisch erleben bzw. überleben durfte.

Einführung

Nachdem ich bereits mehrere Bücher zum Thema Siebenbürgen geschrieben habe, hatte ich eigentlich nicht mehr vor, diesen noch ein weiteres nachfolgen zu lassen. Der Zufall aber wollte es, dass ich vor einiger Zeit wieder einmal im Internet www.Primeria [email protected] anklickte und dabei auf etwas für meinen früheren Heimatort ganz Erstaunliches, gleichzeitig aber auch etwas sehr Erfreuliches erfuhr nämlich, dass die Stadt Weidenbach/Ghimbav eine international aktive Unterneh-mens-Beratungsgesellschaft mit einer zukunftsweisenden Urbanisierungsplanung beauftragt. Gemeinsam mit diesem, auf Stadtplanung spezialisierten Planungsbüro hat die Stadt Weidenbach unter dem Titel „Ghimbavul Gradina Tara Birsei“ (Weidenbach der Garten des Burzenlandes) ein wirklich exzellentes, sehr professionelles und allumfassendes Stadtentwicklungskonzept in Form einer Machbarkeitsstudie für die künftig weitere Entwicklung des Ortes erarbeitet. Ziel dieses Konzeptes ist es, die Stadt Weidenbach zur attraktivsten und wohlgefälligsten Stadt Rumäniens umzugestalten. Dabei umfasst das Konzept nicht nur den Ort an sich, sondern die gesamte Gemeindeflur – dem Hattert – wie diese in Siebenbürgen genannt wird. Dies soll in einer Art geschehen, dass für eine landwirtschaftliche Nutzung nur noch eine relativ kleine, nicht überbaute Fläche als landwirtschaftlich nutzbarer Grund übrigbleibt. Größere Flächen werden dem Flugplatz Kronstadt/ Weidenbach einschließlich der dafür bestimmten Infrastruktur, sowie dem Gewerbe und der Industrie zugedacht. Für den dadurch zu erwartenden starken Bevölkerungszuwachs ist ebenfalls eine beachtliche Fläche für den Wohnungsbau vorgesehen worden.

Mein Elternhof befindet sich in Weidenbach, einem vor dem Zweiten Weltkrieg noch kleinen Ort im Zentrum der ca. 30 qkm großen Burzenländer Hochebene, umgeben von weiteren vierzehn sächsischen Siedlungen. Weidenbach liegt nur 8 km zum Zentrum Kronstadts, dem Hauptort des Burzenlandes an der Hauptverbindungsstraße zwischen Hermannstadt und Bukarest. Hier lebten vor dem Kriege in zwei durch den Weidenbach voneinander getrennten Ortsteilen rund 1800 Menschen. Zwei Drittel davon waren Siebenbürger Sachsen, die das Zentrum des ca. 1214 gegründeten antiken rein sächsischen Ortes bewohnten. Durch den Weidenbach getrennt, entstand ein zweiter Ortsteil, der erst ab dem 16. Jahrhundert stetig von Rumänen und Zigeunern * besiedelt und bewohnten wurde. Heute, rund 78 Jahre nach Kriegsende und 32 Jahre nach der großen Aussiedlungswelle der Sachsen nach Deutschland im Jahre 1990 zählt die Gemeinde gerade noch knapp 30 Deutsche, die

Bezeichnung keineswegs für eine Beleidigung oder gar eine Diskriminierung – dafür gibt es meines Erachtens absolut keinen Grund! jetzt gemeinsam mit ca. 7000 Rumänen und nur wenigen Ungarn und Roma den Ort, der vor wenigen Jahren zur Stadt erklärt wurde, bewohnen. In naher Zukunft ist infolge der im September 2022 erfolgten Inbetriebnahme des Internationalen Flughafens Kronstadt/Weidenbach und nicht zuletzt auch infolge der sehr raschen Industrialisierung des Ortes – mit einer weiteren rasanten Zunahme der Einwohnerzahl zu rechnen.

In meiner Eigenschaft als erfahrener Unternehmensplaner habe ich mich mehrere Tage mit dieser faszinierenden Stadtentwicklungsplanung befasst, was mich nachdenklich werden ließ und was mich schließlich überzeugte und dazu veranlasste, doch noch einmal ein Buch über das Schicksal meiner unvergessenen Heimatgemeinde Weidenbach zu schreiben. Denn diese zu erwartenden Veränderungen der Gemeindestruktur bedeutet schließlich einen weiteren tiefen Eischnitt auf die Gesamtentwicklung der heutigen Stadt und seiner Bewohner. In ihrer bald 900-jährigen Geschichte, hat die Stadt mehrere Wandlungen erfahren, ohne dass diese ihren historischen Charakter verändert haben. Nunmehr aber, sollte die obige Planung verwirklicht werden, wird sie danach ihr bisheriges Aussehen und ihre Bedeutung völlig verändert haben.

Als ich 1929 in diesem Dorf, welches in unserer deutschen Sprache Weidenbach, rumänisch Ghimbav und ungarisch Vidombak heißt, das Licht der Welt erblickte, herrsche eine weltweite Inflation, die in Europa gerade ihren Höhepunkt erreicht hatte. Dies wiederum war Ausdruck einer schwierigen gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Situation großen Ausmaßes, die sich natürlich auch in Siebenbürgen, also auch in Weidenbach bemerkbar machte. Insgesamt löste sie weltweit eine wahre Katastrophe mit den Folgeerscheinungen von darniederliegenden Volkswirtschaften und der daraus entstandenen trostlosen Arbeitslosigkeit. Sie betraf fast alle Länder und setzte die Menschen der ganzen Welt in eine fast hoffnungslose Depression. Das Dorf aber, in dessen Gemeinschaft ich in dieser Zeit hineingeboren worden war, litt, wie man feststellen wird, weniger an der Inflation und an Arbeitslosigkeit, vielmehr litten die Menschen aller siebenbürgisch-sächsischen Dörfer zu dieser Zeit auch noch nach zehn Jahren an den Folgen einer noch nicht überstandenen, gewaltigen Umstellung, die der erzwungene Wechsel ihrer bürgerlichen Staatszugehörigkeit ihnen abverlangte. Vor zehn Jahren noch waren seine Bewohner ungarische Staatsbürger gewesen. In dieser Eigenschaft verfügten sie als deutsche Minderheit Siebenbürgens über staatlicherseits zugesicherte diverse Privilegien, welche ihnen neben ihrer gewohnten, deutschen Lebensart und ihrer deutschen Sprache bzw. ihres hier entwickelten siebenbürgisch-sächsischen Dialekts, sowie verschiedener anderer Rechte, für deren Erhalt ihre Vorfahren 800 Jahre lang erfolgreich gerungen hatten, erfolgreich absicherten.

Den Erhalt dieser Rechte und Privilegien hatte ihnen auch der 1918 geschlossene Vertrag von Karlsburg, welcher zwischen den Volksführern der Siebenbürger Rumänen und Sachsen für den Fall der Vereinigung Siebenbürgens mit dem Staat Rumänien verbindlich zugesichert. Darin wurde vereinbart; dass die Sachsen ihre bisherigen Privilegien und Sonderrechte behalten sollten, wenn sie sich freiwillig dem Anschluss Siebenbürgens an den rumänischen Staat bekennen würden und sie damit auch dem Wechsel der Staatsbürgerschaft freiwillig zustimmen würden. Nach dem vollzogenen Wechsel jedoch enttäuschte sie der neue Staat, zu dem sie zum Zeitpunkt meiner Geburt (1929) nunmehr schon zehn Jahre lang angehörten, indem er ihnen bei jeder sich bietenden Gelegenheit ihre Rechte auf diese Privilegien permanent streitig machte. Was war geschehen, bzw. was waren die Ursachen dafür, dass sie sich derart hintergangen fühlen mussten?

* verwende diese Nationalitäten-Bezeichnung deshalb hier und im weiteren Text, weil sie Ich historisch gesehen die richtige ist und weil sie m. E. von den dortigen Betroffenen und allen Mitbewohnern bevorzugt wird. Wie die Betroffenen selbst, halte auch ich diese historische

Aus Ortschroniken

Aus den ersten zwei Jahrhunderten ihrer Siedlungszeit sind keine schriftlichen Zeugnisse erhalten geblieben. Aus der Geschichte des Deutschen Ritterordens und aus der Geschichte Ungarns aber wissen wir, dass das Burzenland in einem Vertrag von 1211 zwischen dem Ungarnkönig Andreas II und dem Papst Innozenz III dem Deutschen Ritterorden, der damals unter dem Kommando des Ordensmeisters Hermann von Salza stand, beliehen wurde und dass der Orden sich im Gegenzug verpflichtete das Land zu besiedeln, um damit die Ostgrenze des Abendlandes gegen eindringende Ostvölker abzusichern bzw. die Südostgrenze Ungarns mit Verteidigungsanlagen zu schützen, um damit das Eindringen fremder Banden aus dem Osten abzuwehren. Der Orden war darüber hinaus verpflichtet, das Land explizit mit deutschen Siedlern zu besiedeln, die außer Kampferfahrungen auch im Burgenbau und in der Landbestellung Erfahrungen mitbringen sollten. In innerhalb nur weniger Jahre schaffte es der Orden das Burzenland mit Siedlern aus Westeuropa zu besiedeln. Die Siedler und Ihre Familien kamen vor allem aus dem großen Gebiet zwischen Flandern, und Bayern/Thüringen, vorwiegend aber aus dem moselfränkischen Gebiet. Die Siedler gründeten und bewohnten bereits insgesamt 14 deutsche Ortschaften, als er bereits 12 Jahre später, weil die Ritter vertragsbrüchig geworden waren, von gleichem König wieder vertrieben wurden. Die Siedler aber blieben zurück, rodeten und kultivierten die Böden und bauten Burgen und Wehranlagen für die Landesverteidigung. Eine dieser Gemeinden ist der hier zu behandelnde Ort Weidenbach.

Vor dem Krieg stellte diese sächsisch gewordenen Landschaft, die nach dem Fluss, der sie von West nach Nord durchquerte, Burzenland genannt wurde, eine prosperierende Region dar, die von einem gesunden Wohlstand geprägt war., Dem bäuerlichen Dorf Weidenbach, das zu Zeitpunkt meiner Geburt von rund 1800 Einwohnern bewohnt wurde. verlieh der evangelische Bischof Siebenbürgens Georg Friedrich Teutsch das besonders erhebende Prädikat „Schmuckkästchen.

Damals war Weidenbach eines von weiteren 14 sächsisch und 5 rumänisch geprägten Dörfern, die mit dem Hauptort Kronstadt zusammen das Burzenland, den südöstlichsten Teil Siebenbürgens bildeten. Dieses Burzenland, das ringsum von Bergen und Wäldern umgeben ist, glich damals mit seinen immer wunderbar gepflegten Äckern eher einer wunderschönen Parklandschaft, als einem einfachen agrarisch genutzten Agrarland.

Genau in seiner Mitte dieser Landschaft befindet sich mein Heimatort, von dem hier die Rede ist. Bewohnt wurde dieses Dorf bis Ende des Zweiten Weltkriegs, das man zu Deutsch Weidenbach, rumänisch mit Ghimbav und ungarisch mit Vidombak bezeichnete zu zwei Dritteln von Deutschen bzw. von den so genannten Siebenbürger Sachsen und zu einem Drittel mit Rumänen und etwa 20 - 30 Zigeunern sowie einer ganz kleinen Anzahl von Ungarn bzw. Szeklern.

Herkunft der Siebenbürger Sachsen

Besiedlung des Zentrums Siebenbürgens, d.h. Königsbodens sowie des südlich davon gelegenen Burzenlandes und des im Norden gelegenen Nösnerlandes

Alle vier Nationen zusammen bildeten eine relativ friedliche Gemeinschaft, wenn auch bei recht unterschiedlicher Lebensweise und unterschiedlichem Wohlstand. Die wohlhabenderen Sachsen waren überwiegend Bauern und Handwerker. Fast alle Rumänen führten ein bescheideneres Leben als Kleinbauern, während die Zigeuner als Tagelöhner und Hirten ihr Leben meisterten. Die kaum nennenswerte Anzahl Ungarn, hatten sich jeder einer der drei anderen Nationen anschlossen und weshalb wir sie als Nation Weidenbachs in weiteren Ausführungen zum Ort Weidenbach nicht mehr extra nennen wollen.

Hinsichtlich des Wohlstands der Nationen ergaben sich zwei Ausnahmen, nämlich einen sehr fleißigen und einfallsreichen rumänischen Bauern, der als solcher auch den Gemüseanbau in größeren Stil betrieb und nebenher auch einen Laden als Gemischtwarenhandel betrieb. Er galt eben aufgrund der Diversifizierung seines Bauernbetriebes, seines Fleißes und seiner Ideen auch als der reichste Bauer im Ort. Die zweite Ausnahme, die sich ebenfalls markant von allen übrigen Bewohnern abhob, war eine Zigeunersippe, die nur während der wärmeren Jahreszeiten immer als bettelnde Wanderzigeuner durchs Land zog und die nur im Winter ihren Heimatort Weidenbach aufsuchte, um dort in der eigenen Erdhöhle, die sie selbst in das Steilufer des Weidenbachs hinter der Mühle zwischen dem Weidenbach und dem Mühlenkanal gegraben hatten, zu überwintern und nur gelegentlich als Abdecker toter Tiere etwas Geld verdiente, vegetierte eigentlich nur am Rand eines Existenzminimums. Hinzu kamen etwa 15 sesshaft gewordene Zigeunerfamilien, die von Gelegenheitseinkommen als Tagelöhner oder als Hirten der Viehherden am Rande des Existenzminimums lebten. Neben diesen drei Ausnahmen waren alle übrigen Bewohner relativ kleine bis mittelständische Bauern, zu denen auch noch einige - etwa 20 - Familien mittelständische Handwerker zählten, sowie drei - vier Familien, die jede eine mittelständische sächsische Fabrik betrieben, was sie von der Gesamtmenge der Bewohner auf einen etwas höheren Lebensstandard abhob.

Alle drei Nationen, Sachsen, Rumänen und Zigeuner (letztere sahen sich selbst in ihrer Lebensart als Teil der rumänischen Nation), fühlten sich jeweils einem eigenen Kulturkreis und einer eigenen Religionsgemeinschaft angehörig. Beide, Rumänien und Sachsen unterhielten ihre eigene Kirche und ihre eigene Schule. Die Sachsen sind ausnahmslos lutherische Protestanten. Ihre Kirche ist die evangelischlutherische, Augsburgischen Bekenntnisses (AB). Ihre deutsche Schule wurde von der Kirche als Privatschule unterhielten. Beide Institutionen, Kirche und Schule, wurden vor 1945 von den Sachsen allein, d.h. ohne nennenswerte staatliche Hilfe getragen und geleitet und von der allein von Sachsen dafür aufzubringenden Kirchensteuer finanziert. Die Rumänen und mit ihnen die wenigen, sesshaften und im Ort ansässigen Zigeuner bekannten sich zur Griechischorthodoxen Religionsgemeinschaft und unterhielten eine griechischorthodoxen Kirche. Ihre Kinder schickten sie in die staatlich finanzierte rumänische Schule. Daraus ergaben sich im dörflichen Zusammenleben zwischen beiden Nationen sehr deutliche Trennungen, die auch das gesellschaftliche Leben entscheidend bestimmten.

Den eigentlich trennenden Unterschied aber lieferte die Siedlungsgeschichte. Zum Zeitpunkt der Landnahme des Burzenlandes durch den Deutschen Ritterorden im Jahre 1211 und die von diesem hier angesiedelten deutschen Siedler, lebten in den 15 von Sachsen gegründeten Ortschaften des Burzenlandes nachweislich noch keine Walachen, wie die Rumänen zu der damaligen Zeit in alten Urkunden bezeichnet wurden. Zumindest ergaben die Volkszählungen bis ins 16. Jahrhundert hinein keinen überlieferten Nachweis für ihr Vorhandensein. Es gibt aber Spuren, die auf vormalige Völker schließen lassen. Ob es sich dabei auf frühere Besiedlung des Raumes durch Goten oder Geten, Daken, Avaren, Kumanen und Bissenen oder auch um Walachen handelte, oder ob sich diese Völker für längere Dauer oder nur kurzzeitig als Wandervölker hier aufgehalten haben, ist heute nicht mehr feststellbar. Mit ziemlicher Sicherheit wissen wir, dass es in anderen Gegenden Siebenbürgens schon vor der Besiedlung des Landes durch Sachsen auch andere Volksgruppen gelebt haben müssen. In Weidenbach wurden die ersten Walachen erst im 16. Jahrhundert nachgewiesen. Bis gegen Ende des 19. Jahrhundert wurden die Rumänen mit dem völkischen Namen Walachen bezeichnet. Erst nachdem sich die beiden walachischen Fürstentümer – Moldau und Muntenien – zum Königreich Rumänien zusammengeschlossen hatten, nannten sich seine Staatsbürger Rumänen. Von den Burzenländer Sachsen werden sie gewohnheitshalber aber auch heute noch in ihrem sächsischen Dialekt „Blochen“ (der sächsische Ausdruck für Walachen) genannt. Weidenbach war also über mehr als drei Jahrhunderte ein rein sächsischer Ort. Für die deutschen Siedlungsgebiete, d.h. für alle auf dem Königsboden, dem Nösner- bzw. Bistrizerland und dem Burzenland galt bis 1784 das Gesetz, wonach es anderen Nationen nicht erlaubt war, auf sächsischem Ortsgebiet zu siedeln, bzw. sich in sächsischen Orten niederzulassen und Häuser zu bauen. Das hatten sich die Sachsen von den ungarischen Königen in ihren Siedlungsbedingungen immer wieder bestätigen lassen, was erst durch die Einführung der so genannte Konzivilität Kaisers Josef II, dem Sohn Maria Theresias im 19 Jahrhundert geändert wurde. Dadurch erst wurde es anderen Nationen erlaubt, Bürger geschlossener deutscher Ortschaften zu werden. Ab diesem Zeitpunkt konnten demnach auch Nichtdeutsche das Bürgerrecht in deutschen Siedlungen erwerben. Vorher konnten sie ggf. außerhalb der geschlossenen Ortschaften siedeln. Für Weidenbach führte diese Änderung dahin, dass sich der am rechten Ufer des Weidenbachs, schon ab dem 16. Jh. bestehende zunächst nur kleine rumänischer Ortsteil, der von Rumänen und Zigeunern (Roma) bewohnt wurde, nach und nach, aber laufend vergrößerte. Die ersten Rumänen, die sich in Weidenbach niedergelassen hatten, waren Tagelöhner und Hirten. Die Hirten wurden von der Gemeinde zur Betreuung des Weideviehs angestellt und hatten dadurch ein geregeltes Einkommen, auf das die Tagelöhner weitgehend verzichten mussten. Von ihrem geringen Verdienst aber konnten auch die Hirten und Taglöhner dann Grund erwerben und einen kleinen Bauernbetrieb gründen, sobald sie sich das nötige Geld dafür über mehrere Jahre durch Anstelligkeit und Fleiß erspart hatten, was den Allermeisten auch gelang.

Den zunächst von den Sachsen als Hirten und Tagelöhner beschäftigten Rumänen und Roma wurde erstmals nach der Aufhebung der Konzivilität aus dem der Evangelischen (deutschen) Kirche enteigneten Vermögen, in einem bescheideneren Umfang bäuerlicher Grund zugeteilt. Dieser Vorgang wiederholte sich 1876 nach der Aufhebung der Sächsischen Nationsuniversität und ein drittes Mal 1923, vier Jahre nach dem Anschluss Siebenbürgens an Rumänien, nachdem weiteres sächsisches Kirchenvermögen durch die rumänische Regierung enteignet und an rumänischen Mitbürger verteilt wurde.

Weidenbach besaß schon vor dem Zweiten Weltkrieg mehrere Gewerbebetriebe und Fabriken. Dies führte zu einem stetigen Zustrom hauptsächlich rumänischer Arbeitskräfte und dadurch zu einem starken Wachstum der rumänischen Bevölkerung. Dieser Trend verstärkte sich infolge der intensiven Industrialisierung Weidenbachs nach 1945 rasant.

Schon vor 1848, vor allem aber nach 1876, dem Verlust der Sächsischen Nationsuniversität (Oberste Instanz der Gesamtheit der sächsischen Nation), bis zum Ende des Ersten Weltkrieges fühlten sich die Sachsen einem starken Magyarisierungsdruck ausgesetzt, der sie schließlich 1919 dazu bewog, sich für den Anschluss an Rumänien, das ihnen ihre Minderheitenrechte, d. h. ihre bisher immer von allen Regierungen bestätigten Privilegien vertraglich zusicherte, zu entscheiden. Dieses vertraglich zugesicherte Recht konnte oder besser gesagt wollte die Regierung in Bukarest jedoch nicht einhalten, vielmehr sahen sich die Sachsen nach dem Staatenwechsel nunmehr einem sogar verstärkten Romanisierungsdruck ausgesetzt, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg auf unerträgliche Art noch weiter verstärken sollte.

Der Selbsterhaltungstrieb der Sachsen bestimmte über mehr als 850 Jahre das Zusammenleben der Nationen Siebenbürgens zu strenger Trennung. Dieses aber galt nur für das Privatleben, in dem sich die unterschiedlichen Kulturen (Sitten, Sprache, Bräuche), und vor allem die unterschiedlichen Religionen und der unterschiedliche Bildungsstand der Nationalitäten

widerspiegelte. Neben der evangelisch-lutherischen Kirche der Sachsen gab es auch eine griechisch-orthodoxe Kirche, zu der sich die rumänische Bevölkerung bekannte. Die Gemeindeverwaltung (Rathaus), an der die Nationen sich entsprechend dem sächsischdemokratischen System proportional beteiligten, die beiden Schulen, die Kaserne, die Gendarmerie-Station, die im Ort vertretenen Fabriken und alle sonstigen Gewerbebetriebe befanden sich vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs – 1945 - innerhalb des sächsischen Ortsteiles. Die Wohn- und Wirtschaftsgebäude der Sachsen waren regelmäßig größer und wohlhabender ausgestattet, als die etwas Kleineren der Rumänen, die aber ansonsten Nachahmungen des sächsischen Baustils ausweisen. Ein ähnliches Gefälle in dieser Richtung bestand zwischen Rumänen und Zigeunern. Ich spreche hier mit voller Absicht, aber keineswegs in der Absicht, jemanden zu beleidigen, immer von Zigeunern, weil diese, d. h. die in Rumänien lebenden Zigeuner selbst diese Bezeichnung lieber haben, als den künstlich entstandenen Begriff „Roma“ oder gar „Sinti“. Ihr politisches Oberhaupt ist der Zigeunerkönig Bulibascha, der von seiner Residenz in Hermannstadt aus, wo er mit seiner Familie eine große Villa bewohnt und in einer (geduldeten) Art residiert.

Um manche Darstellungen in den Folgetexten besser zu verstehen, seien hier schlaglichtartig die wichtigsten historischen Daten und Ereignisse, die den Ort Weidenbach irgendwie betreffen, genannt. Dazu greifen wir zuerst auf die Ortschronik und danach auch auf die Geschichte Siebenbürgens zurück und entnehmen daraus die Daten und Ereignisse, welche geeignet sind, die Entstehung und Entwicklung des Ortes Weidenbach verständlicher zu machen.

Die siebenbürgisch-sächsische Gemeinde Weidenbach liegt im geologischen Zentrum des Burzenlandes an der nordwestlichen Stadtgrenze Kronstadts. Der Name Weidenbach wird vom Fluss gleichen Namens abgeleitet, der das Burzenland von West nach Ost durchfließt. Gleiches trifft für den Namen Burzenland zu, das ebenfalls fast parallel zum Weidenbach vom Burzenfluss durchflossen wird. Beide Flüsse münden in kurzem Abstand voneinander zwischen Brenndorf und Marienburg in den Altfluss, welcher die im Südosten zum Szeklerland und im Nordwesten zum Fogarascher Gebiet die Grenze bildet. Das Stadtzentrum des Hauptortes Kronstadt erreicht man auf der Hauptverbindungsstraße Nr.1 Bukarest/Hermannstadt in einer kurzen Entfernung von ca. 7 km.

Während man früher davon ausging, dass die deutschen Siedler bei ihrer Ankunft und Besiedlung des Burzenlandes ein unbewohntes, ödes Land vorgefunden hätten, beweisen spätere Grabungsfunde, dass dies nicht ganz zutreffen kann. Die bei geologisch gezielt erfolgten Grabungen haben ergeben, dass es doch, zumindest teilweise schon früher, besiedelt gewesen sein muss und zwar mit deutschen Siedlern, die schon viel früher dieses Land bewohnt haben müssen. Das lässt dahingehend folgern, dass es sich dabei um Splittergruppen solcher Siedler handeln könnte, die eigentlich den Königsboden nördlich vom Burzenland hätten besiedeln sollten, aber aus irgendwelchen, uns unbekannten Gründen weiter nach Süden gezogen sind und dann schließlich im Burzenland gesiedelt haben. Bei den damals herrschenden Zuständen könnte es aber durchaus geschehen sein, dass einzelne Siedlergruppen sich auf dem langen Weg von Westeuropa hierher, wie auch immer, verlaufen hatten und das es sich um Siedler handelte, die eigentlich dazu bestimmt waren, auf dem Königsboden zu siedeln. Dieser Aspekt macht die relativ zügige Besiedlung und die rasche Prosperität des Burzenlandes innerhalb nur weniger Jahrzehnte nach der Besiedlung durch die Siebenbürger Sachsen glaubhafter. Es ist auch anzunehmen, dass die Besiedlung des Landes schon um einiges früher einsetzte. Mit Sicherheit weiß man; dass hier im frühen Mittelalter germanische Stämme – die Goten oder Gethen - für längere Zeit gelebt haben.

Sicherlich gab es nicht gleich von Anfang an die Kirche die wir heute kennen und erstrecht noch keine Burgen. Der Bau der Kirche und der Burg wurde erst nach dem ersten Mongoleneinfall im 13.Jh. in Angriff genommen und galt im 16. Jh. als weitgehend vollendet. Die dreischiffige Basilika Weidenbachs, die den Aposteln Petrus und Paulus geweiht ist, wurde zunächst im romanischen Stil errichtet und erst später gotisch ausgebaut. Daneben entstand zu einem unbekannten Zeitpunkt die mehrfach in alten Schriften genannte Heiligleichnamskapelle, deren Reste beim Ausbau der Staatsstraße an der Stelle gefunden wurden, wo sich heute die Ortseinfahrt, von Kronstadt herkommend, von der Staatsstraße gabelt, bzw. etwa 200 m südlich des Evangelischen Friedhofs. Möglicherweise war diese Kapelle das erste Gotteshaus Weidenbachs.

•1225 ist der Orden, nachdem er vertragsbrüchig geworden war, von Andreas II aus dem Burzenland vertrieben worden. Daraufhin übernahm er im Norden Europas die Aufgabe die Pruzzen zu christianisieren und deren Land für längere Zeit als preußisches Hoheitsgebiet zu beherrschen.

•1242 - 85 wurde Siebenbürgen wiederholt von Mongolenstürmen heimgesucht, wobei auch das Burzenland und das gerade erst gegründete Weidenbach und die übrigen Ortschaften immer wieder verheert wurden.

•1342 Die erste urkundliche Erwähnung Weidenbachs findet sich in einer in Kronstadt in diesem Jahrverfassten Schenkungsurkunde. Darin wird der Pfarrer Konrad von Widinbach als Zeuge genannt. Bekannt aber ist, dass Weidenbach als Spätgründung des Ritterordens von einer Hundertschaft von Neusiedlern, die wehrkraftgemäß zur Rosenauer Einheit gehörte, gegründet wurde. Da der Orden das Burzenland schon nach 14jähriger, erfolgreicher Aktivität schon wieder verlassen musste, muss die Gründung wohl etwa um die Zeit von 1220 bis 1224 erfolgt sein.

•1351 Im Konflikt zwischen dem Kronstädter Kapitel und dem Grafen von Kronstadt wird das Kapitel durch den Pleban „Christian de Weidenbach“ vertreten.

•1357 Gräf Simon von Weidenbach vermacht seinen ererbten Besitz in Weidenbach dem Grafen Jakobus, Sohn Nikolaus des Grafen von Rosenau und entschädigt die Witwe und die beiden Töchter des Simon mit Geld.

•1377 wurde in einem königlichen Privileg festgelegt, dass der Hauptort Kronstadt und die weiteren 13 Gemeinden des Burzenlandes zu einer Gerichts- und Verwaltungseinheit zusammengefasst werden sollen.

•1397 Der König beglaubigt Urkunden über Mühlrechte, die Christian von Weidenbach und seiner Gattin Margaretha, Tochter des Rudolf und Enkelin des Nikolaus von Neustadt haben.

•1405 Die Söhne des Grafen Christian von Weidenbach verkaufen ihre Mühlenrechte der Nikolauskirche in Neustadt.

•1413 Aus der Urkunde über eine Stiftung für die Kapelle des heiligen Leichnams ist ersichtlich, dass die Weidenbächer Kirche dem Apostel Paulus geweiht war und dass es außerdem im Ort eine Heiligleichnamskapelle gab.

•1420 verpflichtete König Sigismund, der zu dieser Zeit in Kronstadt residierte und von hier aus sein riesiges Reich regierte, die Bewohner Weidenbachs, Petersbergs, Brenndorfs und Honigbergs, beim Wiederaufbau Kronstadts, das von den Türken und Mongolen zerstört wurde, durch Spanndienste zur Anfuhr von Baumaterialien aller Art mitzuhelfen.

•1420 fielen die Türken erstmals im Burzenland ein und verwüstenden Kronstadt und die 13 Gemeinden, zu der Zeit als weder die Stadt, als auch die Dörfer noch unzulänglich befestigt waren, der Zahlung des Martinszinses.

•1421 König Sigismund erlässt den Bewohnern von Kronstadt, Weidenbach und fünf anderen Burzenländer Gemeinden den Martinszins wegen der durch die Türkeneinfälle erlittenen Schäden.

•1422 fielen die Türken erneut im Burzenland ein, verwüsteten und entvölkerten die Orte Weidenbach, Wolkendorf, Heldsdorf, Brenndorf und Honigberg erneut, woraufhin König Sigismund diese Gemeinden für zehn Jahre von Steuerabgaben befreite. Damit sie sich wirtschaftlich wieder erholen konnten und um den Zuzug neuer Siedler zu erleichtern, wurden sie für diese Zeit vom so genannten Martinszins befreit.

Gefangenen Sklaven auf ihrem Weg zum Sklavenmarkt

•1422 König Sigismund befreit die Orte für weiter zehn Jahre von der Steuer.

1454 König Ladislaus befiehlt den Einwohnern von Weidenbach und drei anderen Gemeinden erneut die Mithilfe beim Ausbau der Befestigungsanlagen von Kronstadt verpflichte

1469 wurde Weidenbach von einer großen Feuersbrunst heimgesucht. Auf Bitten der Bewohner befreite diesmal König Matthias die Gemeinde für zwei Jahre von allen Steuerabgaben.

•1469 König Matthias befreit Weidenbach wegen Brandschadens für zwei Jahre von allen Steue1510 Bei der ersten uns bekannt gewordenen Volkszählung lebten im Jahre 1510 in Weidenbach 133 „Hauswirt“ (Hofbesitzerfamilien), 11 Wittiben (Hofbesitzerinnen mit Familien, aber ohne Mann), 10 „arme Leut“, 6 Hirten, 2 Müller, 1 Schulmeister. 1 Glöckner und 1 “Scheffent Dyener“ (Gemeindediener), daneben 5 wüste (leerstehende) Häuser. Damals zählte Weidenbach neben den vier Marktflecken zur größten und steuerkräftigsten Gemeinde des Burzenlandes.

•1521 brannte die Kirchenburg infolge eines Blitzschlags ab.

•1586 brannte der gesamte Ort ab. Auch im Jahre 1599 brannte es ein weiteres Mal völlig ab, nachdem es „des Mihaly Woda, Fürst der Wallachen“ angesteckt hatten.

•1599 Truppen Michaels des Tapferen zünden das Dorf an.

*1602/1693 Im jahrelangen Streit um den siebenbürgischen Fürstenthron wählte der kaiserliche General Basta 1602 und nochmals 1603 für sich und seine Truppen Weidenbach, Neustadt und Rosenau als Winterquartier. Von hier aus raubten und plünderten diese alle Burzenländer Dörfer und die Vororte von Kronstadt aus und richteten dabei großen Schaden an.

•1611 Nur wenige Jahre später fiel Fürst Gabriel Bathori mit seinen Truppen im Burzenland ein und brannte Weidenbach und mehrere andere Burzenländer Gemeinden zum wiederholten Male nieder.

•1612 Die Kirchenburg wird Fürst Bathori kampflos übergeben.

•1629 vernichtete eine Feuersbrunst mit Ausnahme der Kirchenburg und einigen wenigen Häusern wiederum den ganzen Ort.

•1642 Durch Blitz wird die Kirchenburg angezündet.

•1658 Am 25. August fielen Türken und Tataren plündernd und mordend ins Dorf ein. Ca. 65 Menschen retteten sich durch die Flucht in die Wälder. 909 Menschen hatten sich in die Kirchenburg geflüchtet, die bei der Einnahme der Burg zum Teil verbrannten, erstochen und gehängt oder in die Gefangenschaft weggeführt wurden. Von den Gefangenen wurden von den Kronstädtern ca. 155 Weidenbächer, die unterhalb der Stadtmauer zum Kauf angeboten wurden, freigekauft, wobei für ein Kind 2 und für einen Erwachsenen 10 Taler bezahlt werden mussten; die restlichen gefangenen Weidenbächer wurden als Sklaven in die Türkei verschleppt. Dieser Tag, an dem die Bevölkerung Weidenbachs von 960 auf 230 Bewohner dezimiert wurde, ist als der Schreckenstag in die Geschichte Weidenbachs eingegangen

•1703 – 1711 Während des achtjährigen Kurutzenkrieges verheerten die Horden des Generals Bem das Burzenland auf besonders grausame Art, worunter wieder einmal Weidenbach das Kronstadt am nächsten liegt, und das von diesen Horden nicht eingenommen werden konnte, besonders betroffen war. Den Weidenbächern stehlen sie unter vielen anderen Dingen 200 Pferde.

•1718/19 starben 96 Einwohner an der Pest. Übrigens: Fast alle Überfälle und interne Kriege waren fast immer auch von mörderischen Pestepidemien begleitet, die ihres zur weiteren Dezimierung der Ortsbevölkerungen beitrugen.

Nach dem endgültigen Sieg über die Türken hatte Österreich die Herrschaft über das Großfürstentum Siebenbügen übernommen. Der österreichische Kaiser war somit gleichzeitig auch Großfürst von Siebenbürgen. Während die Sachsen immer treu zum Hause Habsburg standen, entwickelte sich zwischen 1848 und 1849, von der Französischen Revolution ausgehend, unter den siebenbürgischen Ungarn und den Szeklern Bestrebungen, die darauf abzielten, Siebenbürgen dem Königreich Ungarn einzugliedern und Ungarn von Österreich unabhängig zu machen. Mit diesen Bestrebungen stellten sie sich direkt gegen den Kaiser und gegen die dem Kaiser treu ergebenen Sachsen. Im Zuge dieser Entwicklung kam es 1849 zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Parteien, die in einem schrecklichen Bürgerkrieg ausarteten und bei dem die Truppen der ungarischen Freiheitskämpfer unter ihrem General Bem die Mehrzahl aller sächsischen Orte, darunter auch Weidenbach fürchterlich verheerten und dabei große Schäden in den Orten verursachten. Hierüber berichten alle vier Nachbarschaftsbücher Weidenbachs. Zwar konnte Österreich aus dieser so genannten „Wiener Revolution“ als Sieger hervorgehen, aber diese Ereignisse waren dennoch erst der Beginn der Loslösung Ungarns von Österreich und der Unabhängigkeit des Fürstentums Siebenbürgen. 1867 war es dann soweit, dass Ungarn - zwar unter einem Habsburger als König von Ungarn seine Unabhängigkeit erhielt und Siebenbürgen ungarisch wurde. Im Ersten Weltkrieg von 1914 –1918, nahmen alle wehrfähigen Männer Weidenbachs als Soldaten in ungarischen Einheiten teil.

Rückblickend kann festgestellt werden, dass während der ungarischen Regierungszeit das gesamte Wirtschaftswesen und das kulturelle Leben der Siebenbürger Sachsen beginnend im 15. Jahrhundert bis zum Ende des 17. Jahrhunderts fast ununterbrochen durch die anhaltenden Türken und Tatarenkriege schwere Schäden davongetragen hatte. Die danach um den Fürstenthron Siebenbürgens zwischen den Habsburgern und den von der Pforte gestützten Anwärtern aus dem ungarischen Adel, gefolgten, kriegerischen Streitigkeiten vernichteten sie beinahe vollständig. Man darf es deshalb fast als ein Wunder betrachten, dass sich die Wirtschaft und die Lebensweise der Sachsen aus einem Nichts, d. h. aus einem Null-Niveau heraus innerhalb eins Jahrhunderts wieder soweit entwickeln konnte, dass beides bereits gegen Ende des 18. Jahrhunderts wieder Anschluss an das Niveau Westeuropas fand. Dass diese Entwicklung einem wahren Wunder gleichkommt, kann man erst verstehen, wenn man weiß, gegen welche unglaublichen Widerstände des ungarischen Adels und der beiden Regierungen in Budapest und Wien die Sachen dabei anzukämpfen gezwungen waren. Zunächst aber wollen wir uns ansehen, wie sich das Leben in den Dörfern Siebenbürgens bzw. des Burzenlandes vor dem ersten Weltkrieg entwickelt hatte.

Das Dorfleben vor dem Zweiten Weltkrieg

Nationen, Religionen und Kirchen

Wer osteuropäische Geschichte verstehen will, der muss wissen, dass man dort in den Vielvölkerstaaten im Unterschied zu Westeuropa und Amerika, wenn von einer Person oder einer Volksgruppen die Rede ist, zwischen Staatszugehörigkeit bzw. Staatsbürgerschaft, Nation und Religionsgemeinschaft unterschieden wird, d. h. Nation und Staatsbürgerschaft sind dort zwei verschiedene Begriffe, die man zu trennen hat. Ein rumänischer Mensch ist selbstverständlich als Staatsbürger des Rumänischen Staates ein Rumäne, aber Menschen anderer Nationen sind nicht einfach nur deshalb Rumänen, weil sie rumänische Staatsbürger sind, vielmehr bleiben sie Deutsche oder Ungarn, aber grundsätzlich immer mit der zusätzlichen Nennung der Nation, also Deutsche mit rumänischer Staatsbürgerschaft oder Ungar rumänischer Staatsbürgerschaft ist. Um dies verständlicher zu mahnen, merke man sich, dass ein Apfel der von einem Apfelbaum abstammt, für alle Ewigkeit immer ein Apfel bleibt, auch wenn er zufällig einmal in einem Birnengarten zwischen lauter Birnenbäumen gepflanzt wurde und dort aufgewachsen ist und solange er nicht um gepfropft wird, um danach andere Früchte zu tragen. Es ist falsch, wenn man das Umpfropfen lediglich mit einem Wechsel der Staatsbürgerschaft gleichsetzt, weil dafür die totale Umwandlung der Familie und Erziehung fehlt.

Die Religionen

Weiter vorne wurde ausgeführt, dass es zu der Zeit als Siebenbürgen zu Österreich kam, es dort vier rezipierte, also staatlich anerkannte Religionen gab, nämlich die katholische, die evangelisch-lutherische, die evangelisch calvinistische und die katholisch-orthodoxe oder Unitarier Religion. Zusätzlich gab es noch zwei geduldete Religionen nämlich die griechisch-orthodoxe und die mosaische bzw. jüdische Religion. Interessant ist es zu wissen, dass sich fast regelmäßig jede der in Siebenbürgen ansässigen Nation sich zu einer bestimmten Religion bekennt und dass deshalb oft Religion und Nationalität als Synonym gebraucht werden kann bzw. tatsächlich auch gebraucht wird. Deshalb bekennen sich ungarischer Adel und diejenigen Madyaren, die auf dem Gebiet des Adelsboden leben, zur katholischen Religionsgemeinschaft. Die Szekler der Gebiete Scik und der Haromsek bekennen sich zur calvinistischen Religionsgemeinschaft und die Siebenbürger Sachen zur evangelisch-lutherischen bzw. protestantischen Religion. Die große Zahl der Rumänen, die in allen genannten Landesteilen leben, bekennt sich zu einem kleineren Teil zur Unierten bzw. zur Katholisch-orthodoxen Kirche, während sich die Mehrheit der Rumänen aber zur Griechisch-orthodoxen Kirche bekennt. Diese Zuordnungen haben sich auch nach dem Anschluss Siebenbürgens an Rumänien nicht verändert.

Die Kirchen

Die heutige evangelische Kirche Weidenbachs wurde um 1300 aus Sand- und Tuffstein als dreischiffige Basilika zunächst im romanischen Stil gebaut und erst später gotisch umgestaltet. Sie wurde dem Apostel Paulus geweiht. Nach Osten hin erhielt sie einen Chor mit zwei Seitenschiffen. Nach Süden hin entstand eine Vorhalle und nach Norden hin die Sakristei. Der Turm, der nach der Zerstörung am Schreckenstag von 1658 nicht mehr in seiner ursprünglichen Höhe aufgebaut wurde, befindet sich auf der Westseite.

Die Decke der Südvorhalle verfügt über zwei Kreuzgewölbe. Von ihnen öffnen sich drei Spitzbogenarkaden zu den drei Schiffen der Kirche. In den Räumen, die den Turm flankieren, sind Rippengewölbe und gotisch Maßwerkfenster erhalten, Chor- und Schiffswände werden von abgesteppten Strebepfeilern gestützt. Der Chor wird innen Ausgemalt 1902 sind Wandmalereien freigelegt worden, sie wurden jedoch wieder übermalt. Der Glockenturm ist wehrtechnisch ausgebaut, wer misst bis zum Dachstuhl 19 m. Er ist mit Schießnischen für Bogenschützen ausgestattet. Im Erdgeschoss messen die Mauern 2,6 m. Den oberen Abschluss bildet ein Pyramidendach, darüber eine hölzerne Schallgalerie, gekrönt von einem Spitzhelm.

1658 wurde der Ort einschließlich der Kirche und der Burg von den eigefallenen im Verbund mit Ihren diversen grausamen Vasallen vollständig zerstört. Die Kirche wurde in den folgenden zwei Jahren mit Hilfe vielen Spenden wieder im heutigen Zustand neu aufgebaut.

1775 Das Schiff des Gotteshauses erhält ein Gewölbe. Die alten Dienste erhalten barocke Kapitelle, auf denen die Kreuzgewölbe mit spitzbogigen Schildbogen und Quergurten ruhen. Eine steinerne Westempore wird eingebaut An die Errichtung der Gewölbeerinnert eine Inschrift auf dem Dachboden.

1976 brennt der Dachstuhl ab und wird in Folgejahr neu ausgebaut. Die Profilierung verläuft ohne Kapitelle von der Seitenwandung zum Portalbogen. Auf dem Tympanon ist ein Dreipass angeblendet. Das Portal wird von Fialen flankiert.

Chor der Kirche mit Altar

Der klassizistische Altar wird durch die Christusfigur auf der Weltkugel dominiert. Den oberen Abschluss bildet ein breites Hauptgesimse. Das Mittelfeld wird von je drei Säulen flankiert.

Die Krönung des Altars bilden zwei Engelfiguren und ein Strahlenoval. Der Altar ist 1848 nach dem Plan des Heinrich Pop, Maler aus Kronstadt, gebaut worden. Von einem älteren Altar sind fünf beschädigte Holzfiguren erhalten: ein Kruzifix, Maria, Johannes und zwei Apostel. Sie gehören der Renaissancekunst um1550 an. Im Chor der Kirche ist eine dreiteilige gotische Altardecke vorhanden. Die drei Felder werden durch zwei Säulen getrennt, drüber in jedem Feld ein Dreipassornament.Die Klassizistische Kanzel ist 1812 im Biedermeierstil heergestellt worden. Der Kanzelkörper hat Tafeln mit Stuckornamenten. Der Baldachin trägt eine Holzfigur, welche einen Pelikan darstellt. Das Barocke Taufbecken wurde laut Inschrift von Kurator Johann Dick 1744 gestiftet.

Die Vorhalle der Kirche ist mit einem spätromanischen, zisterziensisch geprägten Portal versehen. Der Chor erhält ein quadratisches Kreuzgewölbe. Er hat die Maße 13,5 x 8m. Das Chorgewölbe ruht auf Diensten mit rundem Querschnitt, die an die Chorwände angefügt