Schleichwege der Vorsehung - Johann Meierlohr - E-Book

Schleichwege der Vorsehung E-Book

Johann Meierlohr

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Beschreibung

Im Mittelpunkt steht die Zofe der vorletzten Königin von Heinrich VIII. Ihr Schicksal nimmt in diesem Roman abweichend von der Realität ein günstiges Ende auf Seiten der Kirche. Guter Einblick in das Klosterdasein früherer Zeiten (vor dem 2. Vatikanischen Konzil). Gesellschaftliche Praxis vor 500 Jahren in der starren Klassenordnung des Mittelalters.

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Johann Meierlohr

Schleichwege der Vorsehung

© 2023 Johann Meierlohr

ISBN Softcover: 978-3-347-83881-9

ISBN Hardcover: 978-3-347-83881-9

ISBN E-Book: 978-3-347-83882-6

Druck und Distribution

im Auftrag des Autors:

tredition GmbH,

An der Strusbek 10,

22926 Ahrensburg

Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile,

ist urheberrechtlich geschützt.

Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich.

Jede Verwertung ist ohne seine

Zustimmung unzulässig.

Die Publikation und Verbreitung

erfolgen im Auftrag des Autors,

zu erreichen unter

tredition GmbH,

Abteilung „Impressumservice“,

An der Strusbek 10,

22926 Ahrensburg,

Deutschland

Inhalt

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Vorwort

Historischer Hintergrund

Im Liebesrausch

Frivole Spiele

Der König kehrt zurück

Das Zorngericht

Auf dem Schafott

Zerstrittene Kommission

Königliches Verhör

Verbannung in ein Schloss

Umzug ins Kloster

Klosterleben

Folgenreicher Brief

Neue Herausforderung

Verhängnisvolle Konstellation

Unerwartetes Wiedersehen

Das entscheidende Gespräch

Lebensbeichte

Endlich eine Braut Christi

Nachwort

Anmerkung

Schleichwege der Vorsehung

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Urheberrechte

Vorwort

Historischer Hintergrund

Anmerkung

Schleichwege der Vorsehung

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Schwarz-Weiß-Aufnahme des Hobby-Autors

Vorwort

Dieses Werk ist der erste Versuch des Hobby-Autors, einen Roman zu schreiben, um seine Fähigkeiten und Grenzen auf diesem literarischen Gebiet zu erkennen. Die Handlung hat die beiden letzten Ehen des exzentrischen englischen Herrschers Heinrich VIII. als Hintergrund, weicht aber von der geschichtlichen Realität ab. Die religiösen Auseinandersetzungen unter der Herrschaft dieses so unbeherrschten Regenten werden ignoriert. Es stehen die Schicksale von Frauen im Vordergrund. Hauptperson ist eine der beiden Zofen, die abweichend von der geschichtlichen Realität nur mit viel Mühe und Glück einem tragischen Ende entrinnt und den gesellschaftlichen Wiederaufstieg schafft.

Der letzte Teil dieses Romans wird bei säkularisierten Lesern wenig Freude auslösen, da in ihm kirchliche Abläufe und Praktiken in salbungsvollen Worten geschildert werden, wie sie im religiösen Bereich üblich sind. Der Autor will auf die Ära der Klöster hinweisen, die mehr als tausend Jahre das geistige Klima in Europa prägten. Eine aktive Bildungspolitik seitens des Staates gibt es nämlich erst seit weniger als zweihundert Jahren. Der Aufstieg der Klöster begann mit Karl dem Großen. Er erkannte die Bedeutung der Religion für das Funktionieren einer Gesellschaft und die Unfähigkeit der Amtskirche, dem Christentum zum Durchbruch zu verhelfen. Deshalb förderte er den Bau von Klöstern. Diese Praxis übernahm bald der gesamte europäische Adel. Immer mehr Orden wurden gegründet mit unterschiedlichen Zielsetzungen.

Der Niedergang dieser von Frömmigkeit geprägten Kultur ging in mehreren Schüben vonstatten. In England wurden die Klöster bereits im 16. Jahrhundert verstaatlicht. Vor 250 Jahren schloss Maria Theresia in Österreich alle Abteien ohne sozialen Nutzen. Bald danach wurde für 40 Jahre vom Papst der Jesuitenorden verboten. Die französischen Revolutionäre bekämpften das religiöse Leben in Frankreich so gründlich, dass es sich kaum mehr erholte. Die Oktoberrevolution brachte das Ende der Klöster und Kirchen in Russland mit sich. In Italien und Spanien fielen die Standorte der Orden dem Zweiten Vatikanischen Konzil zum Opfer. Dieses erlaubte nämlich das Aufheben der Gelübde und sogar der Priesterweihe. Davon wurde reger Gebrauch gemacht.

Auch die Macht der Könige ist vorbei. England machte den Anfang. Das Königshaus beschränkt sich seit Jahrhunderten auf repräsentative Aufgaben. In Frankreich wurde das Königtum von Gottes Gnaden durch die Revolutionäre abgeschafft. Der 1. Weltkrieg beendete die Adelsherrschaft in Mittel- und Osteuropa. Die vorhandenen Königshäuser erfüllen nur noch repräsentative Aufgaben und dienen meist als gesellschaftliche Klammer. Staat und Gesellschaft werden heutzutage von Verfassungen und Gesetzen geprägt. Die Flut an Vorschriften ist außer Kontrolle geraten. Sie bietet hinterlistigen Personen und Unternehmen reichlich Gelegenheit zu betrügerischen Manövern, was eine wachsende Unzufriedenheit zur Folge hat. Deshalb wird letzten Endes der Versuch scheitern, ohne Religion und Moral zu regieren.

Ohne Eigenverantwortung der Bürger auf moralischer Basis kann eine Gesellschaft auf Dauer nicht funktionieren. Die Moral kann aber nur von einer Religion kommen und nicht von den eigensüchtigen oder gar verdorbenen Vertretern des Staates. Die Renaissance der Kirche ist nur eine Frage der Zeit und des Reformwillens. Allerdings muss sie ihren Anhängern nicht nur eine himmlische Perspektive bieten. Wer heute die Moralvorstellungen der katholischen Kirche konsequent anwenden wollte, würde binnen kurzer Zeit zu einem Außenseiter werden. Deshalb sind die Kirchen so leer.

Das Werk des Autors sollte dem Anspruch der Gediegenheit gerecht werden in Form einer konsequent fortschreitenden Handlung mit überzeugenden Charakteren. Nur ein Teil der beteiligten Personen haben einen Namen, und zwar nur die meisten Frauen. Alle anderen müssen sich mit der funktionalen Bezeichnung begnügen. So soll der Widerspruch zwischen den individuellen Wünschen/Gefühlen und den Zwängen der Gesellschaft unterstrichen werden. Es geht nicht ohne Staatlichkeit. Diese führt aber zwangsläufig zu einer Domestizierung des Menschen. Aber wie viel davon darf es sein? Diese Frage beschäftigt seit Jahrtausenden die Menschheit, ohne dass eine überzeugende Lösung gefunden wurde. Machthunger und Bürokratismus werden immer wieder zu einer so großen Plage, dass es zum Niedergang oder gar zu Aufständen kommt. Zu der Zeit, in der dieser Roman spielt, waren fast alle Bürger Leibeigene des Adels oder der Kirche. Das Leben war entbehrungsreich, weil es keine Maschinen gab, wie das heute selbstverständlich ist.

Historischer Hintergrund

König Heinrich VIII. zählt zu den bekanntesten Regenten Englands, dem nur drei Königinnen das Wasser reichen können, die alle lange Zeit regierten: Elisabeth I., Viktoria und Elisabeth II. Dieser Herrscher brachte es auf sechs Ehefrauen nacheinander, von denen keine glücklich wurde. Sie wurden der Staatsräson geopfert, weil dem Gatten die Geburt eines männlichen Thronfolgers über alles ging. Ironischerweise kamen dann doch die Töchter auf den Thron. Katharina von Aragon war erst mit dem älteren Bruder verheiratet, der jedoch sehr früh starb. Mit Dispens des Papstes durfte der neue Regent sie zur Frau nehmen. Da sie keinen Thronfolger zur Welt brachte und zahlreiche Fehlgeburten hatte, wollte der Monarch die Ehe annullieren lassen. Das Verfahren zog sich lange hin, und wurde schließlich durch einen Parlamentsentschluss beendet, der zur Abspaltung der anglikanischen Kirche führte. Es folgte Anne Boleyn durch eine heimliche Heirat. Auch sie brachte nur eine Tochter zur Welt und wurde wegen angeblicher Untreue enthauptet. Die dritte Ehefrau starb bei der Geburt des Sohnes im Kindbett. Der wurde später Thronerbe und starb kurze Zeit nach der Krönung. Anna von Kleve wurde nach nur sechs Monaten verstoßen und fand sich mit diesem Schicksal ab. Die fünfte Frau Catherine Howard war 30 Jahre jünger und mit den ehelichen Darbietungen des Gatten so unzufrieden, dass sie sich lieber mit einem Kammerdiener vergnügte, was den Tod durch Enthauptung zur Folge hatte. Es folgte Catherine Parr, die nach zwei kinderlosen Ehen Witwe war und sich als geschäftstüchtig im Sinne des Staates erwies. Ihr wäre beinahe der religiöse Eifer zum Verhängnis geworden. Eine Anklage wegen Ketzerei seitens der Kirche konnte sie nur mit viel Mühe verhindern. Sie überlebte den königlichen Ehemann um wenige Jahre. Der war anfangs beim Volk beliebt, verfiel aber dem Machtwahn, und war zuletzt ein kaum noch berechenbarer Faktor in Sachen Politik. Launisch und fettleibig geworden, musste er sich glücklich preisen, dass ihn seine letzte Ehefrau einem attraktiveren Verehrer vorzog, den sie nach seinem Tod ehelichte.

Geschieden, geköpft, gestorben, geschieden, geköpft, überlebt! Mit diesem Spruch spotten viele Briten noch heute über diesen eigenartigen Regenten, der ohnegleichen in der Weltgeschichte ist.

Hinweise

In diesem Roman spielen Dialoge eine große Rolle. Die Textpassagen sind eher knapp gehalten. Das entspricht dem literarischen Stil des Autors. Noch weniger gewohnt ist die Darstellung der Sprechtexte in Tabellenform.

Hauptperson ist die Zofe der vorletzten Königin Catherine Howard von König Heinrich VIII. mit dem ungewöhnlich großen Altersunterschied von dreißig Jahren. Beide wurden wegen des sündigen Lebenswandels der Herrin hingerichtet. Der Tod der Zofe war wohl unbegründet. In der hier beschriebenen Handlung kann sie ihren Untergang durch ihren Einfallsreichtum verhindern. Sie macht auf seiten der Kirche eine imaginäre Karriere im Kloster.

Heinrichs Lordkanzler Oliver Cromwell war ein Sympathisant des deutschen Protestantismus. Er ließ fast alle Klöster konfiszieren und auflösen. Außerdem vermittelte er Heinrichs vierte Ehe mit einer deutschen Adeligen lutherischen Glaubens, welche vom Herrscher verstoßen wurde. Cromwell büßte mit seinem Leben für diese Torheit.

Da der Papst der Scheidung Heinrichs VIII. von seiner ersten Ehefrau nicht zustimmen wollte, kam es zur Abspaltung der Anglikanischen Kirche von Rom. Der Monarch hatte eine Abneigung gegen die Lehren Martin Luthers. Deshalb verfolgte er dessen ohnehin wenigen Anhänger in seinem Reich. Die religiösen Inhalte der beiden Kirchen unterscheiden sich nur in wenigen Punkten. Sie betreffen in erster Linie die neueren Dogmen (Unfehlbarkeit des Papstes, Marienverehrung). Seit wenigen Jahrzehnten können in England auch Frauen Priester werden, jedoch nicht Bischof.

Im Liebesrausch

Der König glaubt, endlich die richtige Frau fürs Leben gefunden zu haben. Er widmet sich deshalb dem jungen unbekümmerten Wesen mit großer Hingabe. Leider zwingen ihn die Amtsgeschäfte zu einer längeren Reise in mehrere Städte. Seine Gemahlin will ihn nicht begleiten. Sie scheut die Strapazen auf den holprigen Wegen und will nicht stundenlang in der Kutsche durchgeschüttelt werden. Außerdem hasst sie den penetranten Geruch der Pferde und stark verschwitzter Menschen. Der König entschließt sich daher, seine Tochter aus erster Ehe mitzunehmen. Die ist beim Volk beliebt und sucht daher den Kontakt zu den Untertanen. Der Jubel und Trubel um ihre Person lässt sie die Anstrengungen vergessen, welche mit den langen Reisen verbunden sind. Außerdem rivalisiert sie mit der Tochter des Königs aus einer späteren Ehe. Sie stünde an erster Stelle der Thronfolge, wenn man weibliche Nachkommen des Königs dafür zuließe. Eine gewisse Weitsicht kann also nicht schaden.

Der König gibt zum Abschied ein Fest für den Hofstaat, um diesen bei Laune zu halten. Er zieht sich aber schon bald mit seiner Gattin zurück, um mit ihr Liebesfreuden zu genießen. Der Monarch weiß um ihren unstillbaren Liebeshunger und schätzt ihre unbekümmerte Art, mit der Sinnlichkeit umzugehen. Auch er ist kein Kind von Traurigkeit in diesen Dingen. Catherine imponiert ihm dank der weichen frischen Haut, die sie sorgsam pflegt. Ihre lebhaften Reflexe tun ein Übriges und bringen den König meist schnell in Stimmung. In Liebesdingen ist sie ihm ohnehin deutlich überlegen, da sie schon recht früh das Wohlgefallen an Liebhabern fand und sich von mehreren galanten Herren oft verführen ließ. Doch das weiß der König nicht.

Die Beiden kommen schnell zur Sache. Catherine weiß ihre Reize gezielt einzusetzen, um den Herrscher Englands in einen Liebesrausch zu versetzen. Nackt und entblößt hüpft sie im Zimmer herum und verleitet den König zu einem Fangspiel. Ihre Schüchternheit ist aber nur vorgetäuscht, weil das dem königlichen Liebhaber gefällt. Deshalb lässt sie sich auf eine Hetzjagd ein. Der Jagdinstinkt des Gatten erwacht, an dem sie schnell Gefallen findet.

König Mein Häschen wird sich opfern müssen.

Königin Erst musst Du es einfangen, stolzer Jäger.

König Der Jäger hat Appetit auf frisches Fleisch! Er wird deshalb das Häschen bis zur Erschöpfung jagen.

Königin Mal sehen, wer die größere Ausdauer hat.

König Amors Pfeile sind treffsicher. Das ist bekannt!

Königin Treffen sie auch ins Herz oder nur den Körper?

König Ein verwundetes Häschen kommt nicht mehr weit.

Königin Ich will sehen, wie treffsicher der Jäger ist?

König Er wird ihm mit dem Stachel der Liebe den Todesstoß versetzen, sobald es ermüdet.

Königin Will es der Jäger gar verspeisen?

König Er wird es mit Genuss verzehren!

Königin Was sind das für barbarische Sitten!

Wieder entwischt sie dem König, der deutlich hörbar atmet.

König Mach dir keine Hoffnung Häschen, du wirst dem intimen Todesstoß nicht entrinnen.

Königin Dann zeig mal deine Jagdkunst, stolzer Jäger! Es ist schon mancher leer ausgegangen.

König Du hast es mit keinem Anfänger oder Stümper zu tun, der mit Amors Bogen nicht umgehen kann.

Königin Erst wenn der Liebespfeil das gejagte Wesen mitten ins Herz trifft, hast du gewonnen.

König Es sind viele Pfeile im Köcher, übermütiges Geschöpf!

Scheinbar aufgeregt und lebhaft springt sie herum, ihre weiblichen Reize geschickt einsetzend.

Königin Wie steht es um die Kunst des Bogenschützen? Ich wette, der erste Schuss geht ins Leere.

Der König mimt einen Bogenschuss und zielt absichtlich neben seine kesse Gemahlin. Dieses Spiel gefällt ihm.

Königin Ich habe es dir gleich gesagt! Deine Treffsicherheit lässt zu wünschen übrig.

König Würde jeder Pfeil treffen, dann könnte ich die ganze Welt beherrschen. Unsere starken Bogenschützen sind gefürchtet. Halb Frankreich zittert vor ihnen.

Königin Ich bin aber nicht so schüchtern wie die Franzosen und wohl auch wendiger.

Der König macht den nächsten Versuch, der ebenfalls ins Leere geht.

Königin So wirst du die Welt nie erobern! Vielleicht solltest du dich in der Tugend der Bescheidenheit üben. Du kommst nicht einmal mit einem schwachen Häschen zurecht.

Dem König gefällt die schnippische Art seiner Gemahlin beim Liebesspiel. Er wechselt die Taktik.

König Dann werde ich das scheue Rehlein eben einfangen.

Königin Ob Rehlein oder Häschen, du erwischt es nicht. Ängstliche Rehlein verstecken sich nämlich vor den Jägern.

Die Königin versteckt sich hinter dem Vorhang. Als der König nach ihr greift, entwischt sie auf der anderen Seite.

Königin Es gibt auch leere Verstecke, unbeholfener Jäger. Du wirst die Suche fortsetzen müssen.

Inzwischen hat sie sich in eine dunkle Ecke zurückgezogen. Der König tut so, als würde er nach ihr tasten. Die Königin schweigt und genießt das Schauspiel.

Königin In der Dunkelheit haben es die Jäger schwer, das Opfer zu finden. Deshalb sollten sie tagsüber jagen!

Die Königin huscht schnell in eine andere Ecke des Raumes.

König Wehe, wenn das gejagte Opfer erlahmt! Dann wird es seinem Schicksal nicht entrinnen.

Absichtlich tappt der König in der falschen Ecke herum. Dort ist seine Gemahlin nicht zu finden. Enttäuscht stellt er fest:

König Das Rehlein scheint anderswo zu grasen.

Königin Es ist hungrig und will sich sättigen.

König Für das Opferlamm gibt es keinen Ausweg. Früher oder später ist es an der Reihe. Dann ist es dem Tod geweiht.

Königin Mag sein, aber wäre es nicht klüger, erst die älteren Tiere zu schlachten und die jungen noch am Leben zu lassen?

Der König wendet sich in die Richtung, aus der die Sprache kommt, doch seine Gemahlin verkriecht sich unter dem Bett.

König Das Fleisch dieser Tiere ist mir zu zäh und hat einen penetranten Geschmack im Vergleich zu dem junger Lämmer, die nur von der Muttermilch leben. Wo ist das Opferlamm jetzt? Es ist nirgends zu sehen.

Der König hält jetzt seinen Atem an und horcht aufmerksam in den Raum. So kann er die Atemgeräusche seiner Gattin hören. Sie hat sich also unter dem Bett versteckt. Da kann sie ihm nicht so leicht entwischen. Vorsichtig nähert er sich und ergreift seine Ehefrau am Arm. Triumphierend stellt er fest:

König Da ist es ja, das lebenshungrige Opferlamm. Seine letzte Stunde hat geschlagen!

Etwas widerstrebend lässt sich Catherine aus dem ungemütlichen Versteck herausziehen und heuchelt:

Königin Au, du tust mir weh. Wo bleibt dein Zartgefühl?

König Das Opferlamm ist auch noch wehleidig! Fürchtet es sich vor seinem Schicksal?

Catherine tut so, als würde sie vor Angst zittern. In Wahrheit ist sie ziemlich erregt. Das muntere Spiel hat ihre Leidenschaft geweckt.

König Das Opferlamm ist durch die Todesangst wie gelähmt.

Königin Muss es wirklich sterben, grausamer Jäger?

König Es kann nicht mit Mitleid rechnen. Am besten sollte es sich freiwillig opfern.

Königin Das könnte dem mordlustigen Jäger so passen!

Sie versucht, sich zu befreien, jedoch vergebens.

König Gefangen und geschlachtet, das ist das unausweichliche Schicksal aller Opferlämmer!

Königin Wie grausam ist doch diese Welt! Alles Mitleid ist entschwunden.

König Jetzt wird es zur Schlachtbank geführt. Da hilft kein Jammern und Wehklagen.

Catherine täuscht einen Fluchtversuch vor, der natürlich scheitert.

Königin Ich muss mich also in mein Schicksal fügen.

König Das wird dir nicht erspart bleiben.

Geschickt versucht die Königin, den Gatten durch Hautkontakt in Erregung zu versetzen. Sie kennt seine Ungeduld, wenn er sie in die Arme nimmt. Leider ist er von der schnellen Truppe. Für das Seelenleben und die Gefühlswelt seiner Partnerin fehlt ihm das Gespür.

Königin Ich fürchte mich vor der Schlachtbank. Muss denn so viel Blut fließen?

König Vielleicht geht es auch ohne Blutvergießen ab, wenn du dich liebevoll opferst.

Königin Das ist ja wie bei den Mäusen, wenn sie von der Katze erwischt werden. Die lassen sie dann zum Schein laufen und weiden sich an der Todesangst ihrer Beute.

König Daran solltest du dir ein Beispiel nehmen! Eine gewisse Todesangst würde dir gut stehen.

Königin Du lässt mir also keine Chance?

König So weit geht die Nächstenliebe nicht. Diesen Leckerbissen lasse ich mir nicht entgehen.

Königin Gefräßig bist du auch noch. Ich sehe meine Felle davon schwimmen.

König Das Fell interessiert mich aber nicht so sehr.

Königin Was dann?

König Der intime Todesstoß ist der höchste Genuss des liebeshungrigen Jägers.

Königin So grausame Gedanken beherrschen deine Gefühle?

König In der Antike hat man sich an der Todesangst der Gladiatoren ergötzt. Die Arenen waren bis auf den letzten Platz gefüllt, so groß war der Blutrausch der Massen.

Königin Jetzt verstehe ich, warum Kriege geführt werden. Das Töten ist wohl eine unersättliche Lust von euch Männern.

Der König hat seine Gemahlin ans Bett geführt und drückt sie sanft in die Kissen.

Königin Was hat der siegreiche Jäger jetzt vor?

König Er wird dir den Stachel der Liebe ins Fleisch drücken ohne jede Nachsicht.

Königin Die Todesangst überkommt mich.

König Ich kann ja das Opferlamm aufmuntern.

Er küsst ihre Brüste und streichelt zärtlich über die weiche Haut, was ihn noch mehr in Erregung versetzt. Außerdem haben es ihm die lebhaften Reflexe Catherines angetan. Die dürfen beim Liebesspiel nicht fehlen. Die Königin kommt deshalb immer mehr außer Atem, wie es vom erregten Gatten beabsichtigt ist. Lüstern stöhnt sie:

Königin Du lässt dein Opferlamm zu sehr zappeln. So arg treiben es nicht einmal die Katzen mit den gefangenen Mäusen.

König Das Opferlamm sollte seinen sinnlosen Widerstand aufgeben. Sein Ende ist nahe.

Königin Wenn das nicht zu vermeiden ist, dann ergebe ich mich in mein trauriges Schicksal. Dem leidenschaftlichen Jäger ist das schwache Häschen nicht gewachsen. Es muss sich der Beutegier fügen.

Lustvoll drückt der hoch erregte Liebhaber den Stachel der Liebe, wie er es gern und häufig nennt, in die erwartungsvolle Liebeshöhle. Heftig geht sein Atem. Catherine bekommt kaum noch Luft, so stürmisch übermannt der übergewichtige König seine Gemahlin. Sie spürt mit Erleichterung, wie der Samen des Gatten ausströmt. Darauf hat sie gewartet, weiß sie doch, dass die Potenz des Gemahls jetzt schnell zusammenbrechen wird. Keuchend und ein wenig leblos liegt dieser auf ihrem erschöpften Körper. Der König genießt gern die Zeit der Nachfreude, wie er sie nennt, ehe er sich aufrichtet. Beide atmen schnell und tief.

Königin Mein Gemahl will mich morgen verlassen. Bleibt er lange Zeit weg? Ich vergehe vor Sehnsucht nach seinen Küssen. Nur in seinen Armen bin ich glücklich.

König Ich muss verreisen, Liebste. Die Amtsgeschäfte lassen mir keine andere Wahl.

Königin Halte dich nicht unnötig lange auf. Sonst muss ich zu sehr schmachten. Ohne Zärtlichkeiten sind es verlorene Tage.

König Die Hofdamen werden für Zerstreuung sorgen.

Nach einigen heißen Küssen entfernt sich der König und seine Gemahlin fällt in einen tiefen Schlaf. Anderntags setzt sich der Tross in Bewegung, der den Monarchen begleitet. Er macht sich Sorgen um die Loyalität einiger Regionen und Städte. Seine Macht steht auf eher wackligen Füßen, denn der selbstbewusste Hochadel will seine Privilegien verteidigen.

Frivole Spiele

Der König ist abgereist und wird erst in Wochen oder gar Monaten wieder zurückkehren. Catherine macht sich Sorgen um das kranke Bein ihres Gemahls. Es wird auf den holprigen Wegen stark mitgenommen werden. Womöglich vergrößert sich der Abszess und muss dann operativ behandelt werden. Dieser Eingriff ist sehr schmerzhaft, weil es keine wirksamen Betäubungsmittel gibt. Meistens verzichtet der Monarch dann auf Annäherungsversuche und sie muss auf die körperliche Gemeinschaft mit ihm verzichten, die sie sich so sehr ersehnt. Sie ist ein sensibles Wesen und leidet unter dem ehelichen Entzug umso mehr, je länger er dauert. Ihr bleibt vorerst nur der Umgang mit den vier Hofdamen, die ihr Gesellschaft leisten und für Zerstreuung sorgen sollen, wie es ihr Gemahl bezeichnet. Außerdem steht ihr eine diensteifrige Zofe zur Verfügung, mit der sie sich gut versteht und der sie vertrauen kann. Die Zofe ihrerseits weiß das zu schätzen und hält sich an den Grundsatz: Es muss Menschen geben, denen man vertrauen kann. Das hat eine Schicksalsgemeinschaft zur Folge, die ihr später noch sehr zu schaffen machen wird.

Catherine hat sich erst spät vom Bett erhoben und sich dann mithilfe der Zofe zurechtgemacht. In der Regel lässt sie sich von der Zofe ausgiebig bedienen und begnügt sich mit wenigen eigenen Handgriffen. Das führt natürlich zu einem sehr vertraulichen Umgang zwischen den beiden Frauen, ohne dass die Zofe ihr zu nahe kommt. In letzter Zeit lässt sie die Königin fast uneingeschränkt gewähren. Die Morgentoilette hat fast den halben Vormittag in Anspruch genommen. Catherine genießt das. Die Zeit spielt ja keine Rolle. Sie ist eine Königin und leitet davon das Recht ab, verwöhnt und umsorgt zu werden. Die Zofe weiß über die Wünsche des verwöhnten Geschöpfs bestens Bescheid und lässt es ihrer Herrin an nichts fehlen. Deshalb kennt sie diese auch besser als ihr Gemahl, der sich ihrer Meinung nach zu wenig um das zarte Wesen kümmert, das er geheiratet hat. Catherine ist nämlich ein sensibles und sinnliches Geschöpf, das sich nach vertrautem Umgang mit dem Ehemann sehnt. Die Königin klagt nicht, fühlt sich aber vernachlässigt.

Das Mittagessen nimmt sie allein in ihrem Gemach ein. Nach einer kurzen Ruhepause sucht sie die Gesellschaft ihrer Hofdamen. Sie trifft diese im Gesellschaftsraum. Jede der vier Hofdamen hat ein eigenes Zimmer. Ein luxuriöses Bad mit Wanne gibt es auch im Frauengemach, das aber nach dem Brauch der damaligen Zeit nicht jeden Tag benutzt wird. Es steht der Königin allein zur Verfügung. Für die Hofdamen und die Zofe gibt es ein Zweites, das nicht so komfortabel ausgestattet ist.

Catherine betritt den Gemeinschaftsraum und trifft dort drei der vier Hofdamen an. Lydia, die Jüngste von ihnen, fehlt. Sie ist nicht voll integriert. Die drei anderen Hofdamen Alice, Eliza und Sarah spielen mit Karten, um sich die Zeit zu vertreiben. Jedenfalls denkt sich das die Königin. Sie verneigen sich vor ihrer Herrin. Die gibt ein Zeichen zum Weitermachen. Sie selbst begnügt sich mit dem Zuschauen, da sie die Regeln nur teilweise kennt. Trotzdem überlegt sie, ob sie mitspielen soll, um sich die Langeweile zu vertreiben. Ihr fällt auf, dass sich die Hofdamen gelegentlich mit den Augen zuzwinkern. Offenbar wird schon mal falsch gespielt, fragt sich nur, auf wessen Kosten. Gelingt der Trick, kichern die beiden anderen. Na ja, denkt die Königin, wenn es sonst nichts ist. So kann man schlechte Karten aufwerten. Das macht die Sache spannender.

Das Spiel zieht sich hin. Die Siegerin bekommt jedes Mal eine Murmel. Sie zählt den Besitzstand der Beteiligten. Noch ist alles offen, was dem Eifer der drei Damen offenbar förderlich ist. Jede hat den Ehrgeiz zu siegen. Sonst wäre es nicht interessant. Schließlich mischt sich die Königin ein und äußert den Wunsch, am Spiel beteiligt zu werden. Die Hofdame Alice wehrt enttäuscht ab: „Majestät, wir sind bald fertig. Aber wenn sie es wünschen, dann fangen wir trotzdem von vorn an.“

Sie führt den ‚Harem’ an und ist entsetzt über diesen Wunsch der Königin, weil diese gar nicht weiß, worum es geht. Catherine glaubt nämlich, ihre Hofdamen führten ein keusches Leben, wie es seit Generationen üblich ist. In Wahrheit haben sie einen gemeinsamen Liebhaber, einen wohlbekannten Schürzenjäger bei Hofe. Das Spiel soll entscheiden, wem der Frauenschwarm in der nächsten Nacht seine Gunst schenken wird. Das führt zu einer gewissen Eifersucht zwischen den Hofdamen, da jede das Herz des gemeinsamen Liebhabers für sich gewinnen will. Die Königin darf das nicht wissen, sonst werden sie aus dem Frauengemach verbannt und müssen womöglich auch den Hofstaat verlassen. Alle Mühe war umsonst, wenn sie mit dem Spiel von vorn anfangen und die Königin beteiligen müssen. Außerdem müssen sie dann auf den Besuch des Liebhabers verzichten, außer sie lassen den gegenwärtigen Spielstand gelten. Doch der ist nicht zugunsten der Anführerin.

Alice Was machen wir, liebe Mitspielerinnen? Lassen wir es bei diesem Stand oder brechen wir ganz ab.

Man einigt sich schließlich auf den Abbruch ohne Ergebnis. Die Königin wundert sich ein wenig über diese Diskussion, setzt sich aber mit dem Wunsch durch, eine neue Serie von Spielen zu beginnen. Sie erntet einen enttäuschten Blick der vermeintlichen Favoritin auf den Gesamtsieg, nimmt ihn aber nicht ernst.

Alice Also fangen wir von vorn an ohne Einsatz.

Königin Ist es dann nicht langweilig, meine Hofdamen? Wieso machen wir es nicht so wie vorhin? Das war doch spannend, euerem Eifer nach zu urteilen.

Die Hofdame Alice zieht verzweifelt die Augenbrauen hoch und zuckt verlegen mit den Schultern.

Eliza Wir können unsere Herrin nicht einfach abweisen. Wahrscheinlich verliert sie ohnehin, ihr fehlt ja die Übung. Sie tut mir jetzt schon leid.

Sarah Mir ist es egal. Entscheidet ihr das!

Nun wird es der Königin zu dumm und sie entscheidet:

Königin Entweder mit Einsatz oder gar nicht!

Alice sieht den anderen in die Augen. Die nicken kurz und überlassen ihr die Entscheidung.

Alice Also, dann lasst uns beginnen! Alle Murmeln kommen in diesen Topf. Sobald er leer ist, ist die Sache entschieden. Majestät, sie geben die ersten Karten, dann kommt der Reihe nach jede dran.

Königin Gut, aber erklärt mir vorsichtshalber noch die Regeln.

Alice Sie kennen sicherlich die Bedeutung der Karten. Die höchste Karte oder der beste Trumpf sticht. Es spielen immer die gegenüberliegenden Personen zusammen. Nach jedem Spiel wechseln wir die Sitzordnung. Dann ist niemand im Nachteil. Zu dritt spielte jeder für sich.

Königin Einverstanden und nun lasst uns beginnen.

Während die Königin mit dem Ausgeben der Karten beschäftigt ist, gibt Alice den beiden anderen Hofdamen ein Zeichen. Der Sieg solle ihr zufallen. Uneinigkeit sei jetzt nicht angebracht, damit die Königin nichts merkt. Die beiden anderen schauen sich in die Augen und nicken. Unbemerkt von Alice blinzeln sie sich zu. Sie sind ihr um das Vorrecht neidisch. Siegesgewiss beginnt Alice das Spiel. Doch die beiden anderen Hofdamen spielen falsch zugunsten der Königin. Alice wird mürrisch und versucht vergebens, durch heimliche Zeichen die beiden Kameradinnen von ihrem Tun abzubringen. So erringt die Königin den Gesamtsieg und erklärt stolz:

Königin Seht ihr, ich bin gar nicht so schlecht! Mir steht der Siegespreis zu. Worum ging es denn überhaupt?

Die Anführerin der Hofdamen versucht, das Unheil abzuwenden.

Alice Eigentlich um nichts, Majestät.

Königin Ihr habt mich also angeschwindelt. Das müsst ihr büßen. Ich werde jede von euch züchtigen.

Eliza Wie soll das geschehen?

Alice Jede von uns küsst der Herrin beide Füße.

So viel Demut ist der Hofdame Sarah zuwider.

Sarah Können es nicht die Hände sein?

Königin Ihr macht euch falsche Hoffnungen. Ich denke an eine andere Strafe. Jede von euch bekommt sechs Hiebe auf das Hinterteil. Ich gehe jetzt in mein Gemach, und dann kommt ihr einzeln zu mir.

Alice Wir beugen uns ihrem Urteil, Majestät.

Das geht noch einmal gut, denkt sie. Jetzt müssen wir nur noch den Schürzenjäger warnen. Die Königin verlässt den Raum und klingelt nach der Zofe. Diese erkundigt sich nach dem Wunsch der Herrin.

Zofe Die Herrin ruft mich. Welchen Wunsch soll ich erfüllen?

Königin Dieser Wunsch wird sie überraschen, getreue Dienerin. Ich brauche eine Zuchtrute oder einen längeren Stock.

Zofe Wen wollen sie damit bestrafen? Das ist doch ihr Plan.

Königin Ich kann sie beruhigen. Sie sind nicht betroffen.

Die Zofe sucht eine Zeit lang im Frauengemach, bis sie schließlich einen Stock findet, welcher der Königin für die geplante Züchtigung genügen dürfte. Es wird wohl eine Hofdame treffen. Dieses dumme Luder, wie konnte sie die Königin herausfordern. Natürlich muss die sich Respekt verschaffen, notfalls eben mit handgreiflichen Methoden. Was im Frauengemach vorgeht, das geht nämlich den Hofstaat nichts an. Hier regiert und bestimmt allein die Königin. Sie übergibt der Herrin den Stock.

Zofe Mit diesem Stab können sich Majestät Respekt verschaffen. Werden die Hofdamen neuerdings aufmüpfig?

Königin Mischen sie sich da nicht ein! Ich erledige das selber. Rufen sie jetzt die Hofdame Alice, die gern den Ton angibt.

Die Zofe geht zum Gesellschaftsraum und findet dort die drei Damen mit dem amourösen Geheimnis, von dem die Zofe nichts weiß. Hoffentlich schöpft diese keinen Verdacht, denken die. Es ist wohl das Beste, sie hinters Licht zu führen.

Alice Ich habe beim Kartenspiel verloren und bekomme den verdienten Lohn.

Eliza Wir haben beim Kartenspiel gemogelt und müssen nun für diese Missetat büßen.

Zofe Dann geschieht euch recht! Es darf ruhig etwas weh tun. Dann seid ihr in Zukunft ehrlicher zu euerer Herrin.

Die Zofe verlässt den Raum. Alice folgt ihr. Die Zofe klopft an die Tür des königlichen Gemachs.

Zofe Darf die Hofdame Alice eintreten, Majestät?

Königin Sie soll zu mir kommen.

Alice betritt das Gemach der Königin und sieht sich um. Die Hofdamen haben nämlich keinen Zutritt zu diesem Raum und wüssten nur zu gern, wie komfortabel ihre Herrin wohnt. Es bleibt ihr nicht viel Zeit, die Neugier zu befriedigen, denn die Königin fordert sie auf:

Königin Ziehen sie den Rock hoch, damit ihr Hinterteil frei ist. Das Höschen können sie anbehalten. Zählen sie mit, wenn ich jetzt zur Sache komme!

Alice Eins, zwei drei, es tut weh, vier, fünf, sechs.

Königin Damit ist die Sache aus der Welt geschafft. Verzichten sie auf jeden Groll und sorgen sie dafür, dass nichts nach draußen dringt!

Alice Habe ich das Vertrauen ihrer Majestät verloren? In diesem Fall sollten sie die Züchtigung wiederholen.

Königin Das ist nicht nötig. Es war ja nur ein Spiel. Außerdem habe ich das Falschspiel bemerkt, aber nichts gesagt.

Alice Beim nächsten Mal spielen wir ehrlich, Majestät. Das Mogeln sollte nur den Reiz erhöhen.

Königin Es ist euch auch gelungen, wie ihr seht. Holen sie jetzt die anderen Hofdamen!

Eliza macht sich auf den Weg und will wissen, ob es sehr weh tut. Ihre Kameradin zuckt nur mit den Schultern. Diese Erfahrung soll sie selbst machen. Als sie den Raum betritt, staunt sie über die Ausstattung. Ganz so feudal hatte sie sich diese nicht vorgestellt. Heimlich beneidet sie die Zofe, die sich täglich hier aufhält und offenbar das Vertrauen der Königin besitzt.

Königin Ich behandle euch drei gleich. Legen sie sich auf das Bett und ziehen sie das Kleid hoch, bis das Gesäß frei ist.

Eliza ist über diese Wendung nicht unglücklich. Einmal im Bett der Königin liegen, davon hat sie schon immer geträumt.

Königin Zählen sie mit bei jedem Schlag, und zwar laut!

Eliza Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs.

Königin Tapfer, meine Tochter! Hegen sie keinen Groll gegen die Herrin! Das schickt sich nicht. Rufen sie jetzt die letzte Spielerin!

Die Hofdame Sarah tut wie befohlen. Auch sie drückt die Neugier über die Ausstattung des königlichen Gemachs, hat aber wenig Gelegenheit zum Staunen, weil sie sich sofort der Züchtigung unterziehen muss. Sie weint beim Aufstehen.

Königin War es so schlimm? Die beiden anderen haben es tapfer ertragen. Oder kränkt sie die Demütigung?

Sarah Ich werde die Züchtigung in Demut hinnehmen. Aber war sie notwendig?

Königin Ich denke schon. Was treibt ihr sonst noch hinter meinem Rücken? Ich werde in Zukunft wachsamer sein.

Sarah verlässt den Raum. In diesem Augenblick geht Lydia vorbei und schaut neugierig in das Gemach der Königin.

Königin Ah, da sind sie ja, Jüngste, kommen sie herein!

Lydia Verzeihen sie meine Abwesenheit, Majestät! Was machen sie mit diesem Stock?

Königin Züchtigen! Im Frauengemach herrschen zu lockere Sitten.

Die jüngste der Hofdamen glaubt, die amourösen Abenteuer der anderen drei seien aufgeflogen und beteuert:

Lydia Ich habe mit diesen Herrenbesuchen nichts zu tun, Majestät, und halte mich streng an den Brauch der Keuschheit im Dienst.

Königin Herrenbesuche! Habe ich richtig gehört? Es gibt Herrenbesuche in unserem Frauengemach. Berichten sie mir davon, oder ich prügle die Wahrheit aus ihnen heraus!

Lydia Majestät, sie wissen das nicht? Oh je, ich habe mich verplappert. Das lassen mich die anderen büßen. Werden die jetzt gefeuert?

Königin Wer von den anderen hat einen Verehrer?

Lydia Alle drei, und zwar denselben. Es wagt sich ja nur einer in unseren Teil des Schlosses.

Königin Wen besucht der liebeshungrige Kavalier? Wird das durch ein Kartenspiel entschieden?

Lydia So ist es, Majestät. Jene Hofdame, die die meisten Siege erringt, darf sich mit dem Schürzenjäger vergnügen.

Königin Wie kommt er hierher? Es gibt Wachen auf den Gängen.

Lydia Das ist sein Geheimnis. Er gibt es nicht preis, um Konkurrenz zu vermeiden.

Königin Wie findet er das richtige Zimmer? Wartet die Auserwählte auf dem Flur?

Lydia Diese verzichtet auf das Absperren der Tür. Der nächtliche Besucher braucht nur jede Klinke zu drücken. So landet er im richtigen Zimmer. Es ist eine Frage der Ehre, dass nur eine Tür nicht verschlossen ist. In diesem Punkt sind sich die Drei einig.

Königin Ich danke für diese Auskunft. Zum Schein werde ich sie jetzt auch züchtigen. Sagen sie den anderen Hofdamen nichts von diesem Geständnis! Das Geheimnis muss unter uns bleiben.

Nach der linden Züchtigung zieht sich Lydia in ihr Gemach zurück, um lästigen Fragen aus dem Weg zu gehen. Die Warnung des Liebhabers misslingt und so schleicht dieser nachts in das Frauengemach. Die Königin hat absichtlich darauf verzichtet, ihre Tür abzuschließen. Als der Lustmolch durch den Gang schleicht, ruft sie:

Königin Hierher, und zwar leise!

Der verdutzte Schürzenjäger flüchtet sich in den Raum der Königin und staunt über die Ausstattung. Schnell wird ihm klar, wer vor ihm steht. Seine erotischen Abenteuer mit den Hofdamen sind also aufgeflogen. Zum Glück ist der König auf Reisen. Vielleicht lässt sich seine Gemahlin vor dessen Rückkehr besänftigen.

Königin Ich habe vom heimlichen Nachtleben im Frauengemach Kenntnis bekommen. Die Hofdamen vergnügen sich hinter meinem Rücken nachts und empfangen Herrenbesuche. Das ist gegen jede Tradition bei Hofe.

Der Schürzenjäger entschließt sich zur Vorwärtsstrategie.

Kavalier Majestät, sie haben eine besonders weiche Haut. Der ganze Hofstaat spricht darüber. Fast alle Höflinge beneiden den Gemahl um seine Liebhaberin.

Königin Meine Haut und mein Körper gehen außer meinem Gatten niemand etwas an. Der könnte allerdings mehr Gebrauch davon machen. Derzeit ist er unterwegs. Hoffentlich kehrt er bald von seiner Reise zurück.

Kavalier Alle beneiden die Königin um ihre Stellung und erkennen nicht, dass sie oft wochenlang wie eine Nonne leben muss.

Königin Das ist der Preis für die Ehre, Königin zu sein. Man wird bewundert und zieht die Blicke auf sich.

Der Kavalier entscheidet sich, die Konversation auszudehnen. So kommt er vielleicht glimpflich davon.

Kavalier An diese Schattenseiten denkt kaum jemand. Das ging bisher auch mir so. Die Last der Einsamkeit drückt also schwer auf ihren Schultern.

Er nutzt die Gelegenheit, diese zu streicheln, und legt den Arm über ihre Schultern, um so in den Genuss der Hauteigenschaften zu kommen. Die Königin lässt ihn gewähren.

Königin Ich habe die Hofdamen. Die sorgen für Unterhaltung und Zerstreuung. Sie leben nicht so einsam wie ihre Herrin.

Kavalier Ist das nicht erlaubt oder nur eine Tradition bei Hofe?

Königin Eigentlich ist es nur eine Tradition. Aber der König darf es nicht erfahren. Er würde es nicht dulden und seinem Zorn freien Lauf lassen.

Der Kavalier neigt sein Haupt gegen das Ohr der Königin und flüstert mit leiser Stimme:

Kavalier Von mir wird er es bestimmt nicht erfahren und sonst hat ja niemand Zugang zum Frauengemach.

Königin Ich verurteile das Verhalten der lüsternen Hofdamen, will sie aber nicht bloß stellen. Womöglich würde ihretwegen das ganze Frauengemach unter Quarantäne gestellt werden. Das würde meinem Ruf schaden.

Kavalier Majestät zürnt also den Hofdamen. Die lassen sich von der Unsittlichkeit bei Hofe anstecken. Es leben bei Weitem nicht alle so keusch, wie sie denken. Meistens entschuldigen die Betroffenen ihr Verhalten als Austausch von Zärtlichkeiten wie diese.

Er nutzt diese Gelegenheit, ihren Rücken zu streicheln. Seine Hände gleiten wiederholt über die Schultern und durch das lange Haar.

Königin Wenn es nicht mehr wäre, könnte man es dulden.

Der Schürzenjäger wittert Morgenluft. Anerkennend meint er:

Kavalier Majestät, sie haben einen schlanken Körper. Der Monarch hat sicher Gefallen an ihm.

Königin Das will ich nicht leugnen.

Der Kavalier küsst die Hand der Königin.

Kavalier Die zarten Gliedmaßen dieser Hand suchen ihresgleichen.

Er fährt fort, die Hand der Königin zu küssen und zu streicheln. Sie dreht ihm den Kopf zu und es kommt zum ersten Kuss auf die Wange. Catherine weicht leicht zurück mit dem Kopf, dreht ihn und wartet auf den anderen Kuss. Der bleibt nicht lange aus. Schließlich berühren sich die Lippen. Sie öffnet etwas den Mund und der Kavalier lässt langsam seine Zunge zwischen den Lippen hin und her wandern. So genießt sie diese sinnlichen Eindrücke und duldet es, dass er sie in die Arme schließt, Schüchternheit vortäuschend. Seine Hände gleiten über ihre Arme, den Nacken entlang und über den Rücken, immer wieder. Wie zärtlich kann so ein Kavalier mit Erfahrung sein, denkt die Königin und duldet diese Berührungen. Schließlich streicht der Frauenheld behutsam über die Taille, lässt die Hände langsam höher wandern und umfasst ihre Brüste. Die Königin müsste ihm jetzt auf die Finger klopfen, damit der Frauenschwarm seine Annäherungsversuche