Schöne Welt des Erebus excelsus - Harry Gaus - E-Book

Schöne Welt des Erebus excelsus E-Book

Harry Gaus

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Beschreibung

Im Jahr 2222 gelingt es der Menschheit, eine Expedition zu einem rätselhaften Planeten zu entsenden, der wahrscheinlich vielfältiges Leben trägt, das der bereits ausgelaugten Unterhaltungsindustrie auf der Erde neue Erkenntnisse, neue Ideen und Geschichten und auch neue Schlagzeilen liefern könnte. Ein KI-geführtes Raumschiff soll dieses Leben erforschen und auch belauschen, um kommerziellen Nutzen für eine übersättigte irdische Gesellschaft zu generieren. Man muss erkennen, dass diese zunächst paradiesisch erscheinende Welt von schrecklichen Konflikten beherrscht ist, in die sich die eher technisch ausgerichtete KI des Raumschiffes hineinziehen lässt – hilflos, orientierungslos, überfordert. So bleibt die Frage offen, ob diese gefährliche Expedition erfolgreich oder gar nützlich war oder exemplarisch für die Fehlbarkeit unserer Spezies homo sapiens und deren als ihr Ebenbild geschaffene Künstliche Intelligenz.

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Harry Gaus

Schöne Welt des Erebus excelsus

Streit auf Erden, so am Himmel

AUGUST VON GOETHE LITERATURVERLAG

FRANKFURT A.M. • LONDON • NEW YORK

Die neue Literatur, die – in Erinnerung an die Zusammenarbeit Heinrich Heines und Annette von Droste-Hülshoffs mit der Herausgeberin Elise von Hohenhausen – ein Wagnis ist, steht im Mittelpunkt der Verlagsarbeit.Das Lektorat nimmt daher Manuskripte an, um deren Einsendung das gebildete Publikum gebeten wird.

©2022 FRANKFURTER LITERATURVERLAG

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FRANKFURTER VERLAGSGRUPPE GMBH

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D-63065 Offenbach

Tel. 069-40-894-0 ▪ Fax 069-40-894-194

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Medien- und Buchverlage

DR. VON HÄNSEL-HOHENHAUSEN

seit 1987

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Titelbild: P. Gong: Königin Galathee

Lektorat: Gerrit Koehler

ISBN 978-3-8372-2663-8

Inhaltsverzeichnis

Schöne Welt des Erebus excelsus

Schöne Welt des Erebus excelsus

Diese Geschichte beginnt mit großem Streit und Zerwürfnissen hier auf der Erde und setzt sich fort mit Krieg und Grausamkeit weit entfernt im Universum; man sollte besser darüber schweigen, denn es gibt auch ohne diese Erzählung hinreichend Angst vor düsterer Zukunft, drohendem Untergang hier und überall, wachsend in unserer Fantasie.

Doch Politik und Forschung liebten schon immer das, was „die Götter gnädig verdecken in Nacht und Grauen“, wie es ein nahezu vergessener Denker einmal beschrieb. Dieser Denker aber grübelte über Geheimnisse unter unseren Füßen, im Wasser unter dessen sanft gekräuselter Oberfläche, nicht über das ferne Weltall, vor dem unsere Fantasie hilflos wirkt; denn diese ist auf endlose Variationen des bereits bekannten oder naheliegenden beschränkt. Doch gerade in der Begrenzung und Fehlerhaftigkeit unseres Denkens und der Fantasie liegt ein Reiz, darüber hinauszuwachsen, Neues zu finden auf neuen Wegen, mögen auch Wege und Ziele fehlerhaft sein, erkannt stets erst am Ende der Straße.

Die Menschen fragten seit ihrem Beginn, was die großen und die kleinen Lichter über ihren Köpfen eigentlich bedeuten. Nur durch fortschreitende Erkenntnisse über ähnliche Phänomene hier unten kamen sie zu Erklärungen für dort oben. Das Feuer brachte die erste verstandene Lichterscheinung in unsere Welt, damit auch das Modell für Sterne und ihre Figuren, die Nachtlager umherschweifender Heimatloser vielleicht so wie wir, die bei Tage ihre Feuer löschten, um weiter zu wandern und für die Nacht wieder an der gleichen Stelle die Schlafplätze einzurichten. Ihre Feuer bedeuteten Schutz gegen böse andere Wesen, so könnte man es gedeutet haben, der immer gleiche Schlafplatz brachte den Vorteil der Ortskenntnis, der Fluchtwege, eben genau so, wie wir es kennen. Wir setzen also voraus, dass es dort und überall so grässlich zugeht wie bei uns, oder gar noch grässlicher?

Wir Menschen sind sehr erfahren mit Grässlichkeiten; unsere Romane, Filme, Berichte enthalten alles, was hierüber denkbar ist, doch bei aller Anstrengung der Autoren und Medien scheint das Thema ausgeschöpft, die Menschheit dürstet nach schauderhaften Sensationen, niemand bringt dem düsteren Verlangen neuartige Leckerbissen, Nachschub an Vitaminen für das Verwerfliche in finsteren Winkeln unseres Denkorganes oder der Seele, wie wir das angeblich Gute in uns ehrfurchtsvoll nennen.

Die Lösung ist aber naheliegend: Wenn nicht hier, dann anderswo; Expeditionen sind zu organisieren, Fahrten und Flüge ins Weite, ins Grenzenlose hinaus, das Universum scheint endlos, irgendwo muss sich das Ersehnte finden lassen; auf Festplatten könnte es lebensnah zurück kommen zu den vom Sehnen erschöpften Menschen, die enttäuscht und depressiv vor den gewölbten Bildschirmwänden dösen, harren, ihrer Hoffnungen beraubt.

Die großen Staaten und Organisationen der Erde haben seit vielen Jahrzehnten die Voraussetzungen geschaffen, Nachrichten über ferne Welten zu erspähen, auch unbemerkt von ihren Bewohnern, sie heimlich zu belauschen, uns Geheimes zuzustecken, dadurch eine Herrschaft des Wissens zu errichten, sie gegen diese anzuwenden, aber auch gegen uns selbst.

Expeditionen zu unternehmen, ist vordergründig eine Frage des Geldes, doch genauer hingesehen, eine Frage des Interesses; gäbe es ein großes Verlangen, die nervenden Krimi-Serien des TV endlich nahrhaft anzureichern, wäre ein Flug sensationshungriger Roboter mit künstlicher Fantasie finanzierbar wie ein Eis am Stiel; die TV-Betreiber entwickelter Nationen würden sich aber auch grenzenlos verschulden für die Erfüllung einer großen Hoffnung ungezählter Mitmenschen, die sich allabendlich mit Gerstensäften zu trösten versuchen.

So kam es im Jahr 2222 nach Christus zu einer viel beachteten Kongregation einer Gegenbewegung zur Film- und Fernsehindustrie, „advanced horror motion“ in einer Höhle mit dem Namen „Le Grand Inquisiteur“ irgendwo nahe der Filmstadt Cannes, ohne die Schönen und Reichen dieses Mal, doch mit grimmig Entschlossenen, die abendlichen Schauergeschichten zu einer neuen Blüte zu führen.

Die Teilnehmer hatten sich sorgfältig gekleidet und geschminkt, es wirkte wie eine fortgeschrittene Rocky Horror Picture Show, man aß und trank schrecklich Anmutendes, vermied jede traditionelle Tischsitte, die Berichterstatter betonten unisono, diese Bewegung könne eine neue Kultur der Unterhaltung hervorbringen, wenn auch vieles noch zu sehr dem Gewohnten verhaftet sei.

Man müsse Künstliche Intelligenz einsetzen, war die überwiegende Meinung, sich von der Beschränktheit des Menschen endlich befreien, nur maschinelle Gedanken könnten Fortschritte bringen, die menschliche Vorstellungskraft sei erschöpft, ausgewrungen, der Homo sapiens sollte sich mit seiner verbleibenden Rolle als Konsument bescheiden, ein Empfänger nur noch, kein Sender mehr; Augen, Ohren und Mund permanent geöffnet, keine Häppchen zu verpassen für Verdauung und Gehirn.

Man wurde sich nach einer Fress- und Sauforgie bald einig; eine Expedition in das weite Universum müsse durchgeführt werden, neue Erfahrungen zu suchen und heimzubringen auf diesen Planeten, so wie man vor endloser Zeit die Banane fand, fernab, und heimbrachte zu den hier Eingeborenen.

Einerseits erforderte dieser Flug in das Ungemessene Fähigkeiten, die ein Mensch nicht aufbringen könne, andererseits dürften die heimgebrachten Geschichten dessen Auffassung und Horizont nicht übersteigen. Die Experten suchten einen Mittelweg, die KI des Flugroboters auf höchstes Level zu stellen, die KI der Beobachter-Bots aber auf Level zero, damit die Berichte für den daheim gebliebenen Homo sapiens verständlich blieben.

Über die Ziele der Expedition gab es lange internationalen Streit; dutzende Teleskope im erdnahen Weltraum lieferten divergierende Daten über bekannte und erreichbare Planeten, ihre Habitabilität, ihre Biomarker, Atmosphären, Reisezeiten zu ihnen und vieles mehr, das Erfolg oder Misserfolg bestimmen könnte.

Eine andere Streitfrage betraf den Antrieb dieses Raumschiffes, das auch ohne lebende Besatzung möglichst schnell fliegen sollte, da das anerkannte Relativitätsgesetz nach Adam Smith die Zeit und das Geld als ein Äquivalent ansetzt mit kosmologischer Rendite.

Ein konventioneller chemischer Antrieb würde den lebenden Akteuren den verdienten Lohn entreißen und ihn den unbeteiligten Erben und Nachfolgern in den Schoß legen, nicht akzeptabel in einer gerecht denkenden Gesellschaft. Ein kernphysikalischer Antrieb würde als Zeitraffer wirken, die ersten Fusionsreaktoren waren bereits in Betrieb, wenn auch mit gelegentlichem Husten und zerstörerischem Pupsen; auch der ungewollte Abriss einer großen Stadt in einer Lagune war deshalb zu beklagen, obgleich diese Stadt ohnehin auf dem Wege des Versinkens war.

Ungeachtet solcher internationaler Kontroversen hatten Astronomen etwas Rätselhaftes entdeckt: einen planetenartigen Himmelskörper, der in der habitablen Zone einen sonnenähnlichen Stern umläuft, der aber eine stark variable Gestalt zeigt, eine dichte Atmosphäre mit Sauerstoff und anderen Biomarkern, eine elektrisierende Nachricht; könnte hier das Ersehnte gefunden sein, unvorstellbar grausames und zugleich leidendes Leben in erschütternd feindlichen Landschaften und Meeren, Bestien, wie sie in alten Darstellungen der Hölle zu finden sind, wenn auch heute belächelt, nicht schrecklich genug für uns Fortgeschrittene.

Doch der Start eines nuklearen Raumschiffes, mit seelenloser KI vollgestopft, erhielt vorläufig keine Starterlaubnis von der Internationalen Space-Agentur, zu riskant erschien das Vorhaben angesichts seines gering eingeschätzten Nutzens; wie wichtig sollten Schauergeschichten für das TV denn eingestuft werden angesichts der großen Gefahr, eine weitere historische Stadt durch die Kraft der Gluonen, denen die raffinierte Wissenschaft schöne Farben als verführerisches Make-up angedichtet hatte, zu verlieren?

Das Zerwürfnis spitzte sich zu, Delegationen trafen sich und beschimpften einander, verdächtigten einander der Korruption, eigentlich eine Kontroverse der gutgenährten Biertrinker vor den Glotzen gegen die mageren, hungernden TV-Losen in den wachsenden Mega-Slums.

Die Investoren dieser extraplanetaren Exkursion, Kulturschaffende, dachten über Ränke nach, ohne Erlaubnis doch noch zu starten, etwa durch einen „Fehlstart“ infolge einer Störung des Flug-Bots bei starkem Sonnenwind, dann die kostbaren Videos zu übertragen und das wertlos gewordene Raumvehikel in den internationalen Schrottplatz Jupiter stürzen zu lassen; alle Betreiber ohne Schuld, ein Unfall mit gutem Ausgang, einer begehrten Auszeichnung würdig, erste Vorbereitungen hierfür, dort an der Kante des Mittelmeeres.

Inzwischen hatten Astronomen weiteres über das erwähnte Objekt erkannt: eines der größeren Teleskope hatte Hintergrundsterne inmitten des Planeten entdeckt; wie konnte das sein, war dieses Ding durchsichtig, aus Glas oder gar Diamant; nein, das Spektrum zeigte eindeutig, dass dieses Sternenlicht eine Schicht aus Sauerstoff, Stickstoff und Kohlendioxid durchlaufen hatte, also der irdischen Luft ähnlich; hatte dieser Planet Löcher, war er ein Schweizer Käse der Galaxis, aus der Milch dieser Straße ursprünglich entstanden? Auch Wasser war entdeckt worden, eine Signatur im Infraroten; sofort wurde dem künstlich-intelligenten Flug-Bot diese Nachricht übermittelt; er konnte rechtzeitig vor Verlassen des Orbits die neue Flugbahn berechnen und das Fusionstriebwerk darauf einstellen. Diese Nachricht ging an die genannte Höhle des „Großen Inquisitors“, dort knallten die Champagner-Korken gegen die Decke, man war ganz sicher und unerwartet auf einem großen Trip.

Große Kosmologen hatten schon vor Jahrhunderten berechnet, wie Grausamkeiten und andere Übel mit dem Gehalt an Sauerstoff, Wasser, Kohlendioxid sowie der mittleren Temperatur auf einem Planeten zusammenhingen; demnach war dieser astronomische Fund vielversprechend.