Schwarze Katze und der Mordsommer - Elvy Jansen - E-Book

Schwarze Katze und der Mordsommer E-Book

Elvy Jansen

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Beschreibung

In diesem Fall hat Laila, die kleine, freche, schwarze Katze das Heft fest in ihrer Pfote. Ohne sie und ihre Freunde wären Kommissar Wieland und sein Kollege völlig hilflos. Der Nachbar von Laila wird brutal in seinem Haus zusammen geschlagen und schwer verletzt. Aber es kommt noch schlimmer. Ein junger Mann wird eiskalt ermordet! Und eine Spedition scheint eine zentrale Rolle zu spielen. Mit viel Witz und Humor hat Elvy Jansen einen bis zum Schluss spannenden Kriminalfall zu Papier gebracht.

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für Rolf!

Das Leben mit Dir ist das beste Ding!

Ich lag hier auf meiner Terrasse, die Sonne schien, alles war gut. So könnte es bleiben. Oskar, der riesengroße schwarzweiße Kater, mein bester Freund und Mitbewohner saß mit Sam der feuerroten Bordeauxdogge an unserem Teich. Während jeder genüsslich ein halbes, stinkendes Schweineohr zerbiss unterhielten sie sich mit unseren Piraten, den Goldfischen über dies und das. Die Namenlose flirtete mit Sebastian und wie üblich kochte ich wieder vor Eifersucht.

Laura und Sebastian sind meine Menschen, ich hatte sie mir ausgesucht und meine Wahl war gut. Die Namenlose ist eine unglaublich attraktive, grau getigerte Katze, die sich niemals fest an eine Familie bindet und sie ist die Mama von Oskar.

Mein Name ist Laila.

Ich bin eine wahnsinnig gutaussehende etwas zu klein geratene schwarze Katze und meine Menschen behaupten, dass ich zu neugierig wäre. Meine Freunde behaupten genau das gleiche, ich würde sie in Situationen bringen, an die sie als Otto Normalkatze noch nicht mal denken würden. Aber man ist doch nicht schuld, wenn man sich für alles interessiert, was in seinem Umfeld so passiert.

Oder doch?? Vielleicht ein klein wenig, aber meiner Meinung nach nicht der Rede wert, die Leute regen sich viel zu viel auf.

Herr Altmeyer ging in seinen Garten um seine Kaninchen zu füttern. Er öffnete den Futtersack mit dem frischen Gras, das er jeden Morgen schneiden ging. Er war Rentner und die Kaninchen waren sein Hobby. Seine Frau war vor ein paar Jahren gestorben und sein einziger Sohn saß im Gefängnis. Thomas Altmeyer, sein Sohn, hatte mehrere Einbrüche begangen und sein Diebesgut im Geräteschuppen versteckt. Wenn Herr Altmeyer vorher schon ein Einzelgänger und nicht leicht im Umgang mit anderen Menschen war, wurde es, seit sein Sohn im Gefängnis saß, nicht unbedingt besser. Er hatte vor den Geräteschuppen für seine Kaninchen auszubauen, damit sie im Winter warm saßen. Die Kaninchen freuten sich über das frische Futter und machten sich darüber her. Herr Altmeyer schloss sorgfältig jede Stalltür ab und empfand doch tatsächlich so etwas wie Zufriedenheit. Er ging auf seinen Geräteschuppen zu.

„Die Tür ist offen? Da habe ich wohl gestern vergessen abzuschließen“, sagte er leise zu sich selbst.

Er betrat den Geräteschuppen und war entsetzt. Alles lag auf dem Boden. Seine Regale die er liebevoll aufgeräumt hatte waren leergefegt. Sein komplettes Werkzeug und die Gartenutensilien lagen durcheinander. Der Schrank war aufgebrochen, und der Inhalt, in Form von Schrauben und anderen kleinen Sachen, lagen auf dem Boden.

„Ich verstehe das nicht“, murmelte Herr Altmeyer fassungslos und begann seine Schrauben aufzuheben.

„Vor dem Aufräumen sollte ich zunächst die Polizei informieren“, Herr Altmeyer drehte sich um und wollte den Geräteschuppen verlassen.

„Das würde ich mir an deiner Stelle genau überlegen.“

Herr Altmeyer registrierte, dass die Stimme hinter der Tür des Geräteschuppens zu hören war. Er versuchte den Schuppen zu verlassen, aber die Stimme war schneller.

Zu der Stimme gehörte ein großer Mann in schwarzer Kleidung und über das Gesicht hatte er eine Sturmhaube gezogen.

„Sag deinem Sohn dass ich wiederkomme, er wird wissen was er dir zu sagen hat.“

Herr Altmeyer wollte etwas entgegnen, als er einen starken stechenden Schmerz an der Schläfe empfand. Er wollte sich am Türgriff festhalten, aber sein Blickfeld wurde rasend schnell kleiner und der Schmerz raste in seinem Kopf wie ein wütender Dämon. Der Mann mit der Sturmhaube war unzufrieden und setzte mit dem Baseballschläger noch einen gezielten Schlag gegen den Kopf des älteren Mannes.

Herr Altmeyer hatte das Gefühl, dass der Dämon in seinem Kopf ständig gegen seine Schädeldecke rannte. Er versuchte die Situation zu ordnen, aber sein Verstand warf das Handtuch und eine tiefe traumlose Schwärze umfing ihn und überließ Herrn Altmeyer sich selbst und seiner Ohnmacht.

„In dem Haus von Frau Diener tut sich was“, warf ich in die Runde. „Sollen wir uns das mal ansehen?“

„Ich weiß nicht so recht“, meinte Oskar. „Die ganze Ecke behagt mir nicht so besonders, es ist zu viel passiert. Andererseits würde ich das Haus schon gerne wiedersehen wo ich mit Frau Diener gelebt habe. Ach, ich weiß nicht richtig, was ich will.“

Sam meinte, wenn er eine Katze wäre, würde er gerne dabei sein. Die Namenlose reckte und streckte sich ausgiebig, dann gähnte sie, dass man den Mageninhalt erkennen konnte.

„Laila hat Recht, ich bin auch neugierig, was mit dem Haus los ist, sollen wir?“

Sam meinte er bliebe noch ein wenig am Teich sitzen und warte darauf, was wir ihm erzählen.

„Könntet ihr bitte unser Geschirr abräumen. Wer das von euch macht, Laura oder Sebastian, ist mir egal, Hauptsache meine Puppentasse steht heute Abend wieder frisch gespült auf ihrem Platz.“

Die Puppentasse war das erste Geschenk von Laura an mich, und ich war mächtig stolz auf mein Geschirr.

„Du bist wirklich unmöglich Laila!“ schimpfte die Namenlose, „Du kannst dich doch mal für den schönen Sonntagnachmittagsmilchschaum bedanken.“ Sie strich schnurrend meinen Menschen um die Beine.

„Meine Güte, was für ein Wort, Sonntagnachmittagsmilchschaum, da musst du vorher tief Luft holen, damit du es in einem aussprechen kannst. Aber die Namenlose hat recht, das habt ihr fein gemacht, Laura und Sebastian. Genug der Worte, Oskar soll sich selbst bedanken, können wir jetzt?“

Ekki saß in seinem Garten und genoss den herrlichen Sommernachmittag. Er beobachtete träge die Schwalben und einen Schmetterling, der dicht vor seiner Nase herum flatterte.

„Du hast Glück, das es heute so warm ist,“ warnte er den Schmetterling, „sonst würdest du schon lange an meiner Pfote hängen und ich würde nachsehen wie du von innen aussiehst.“

Ekki war ein Kater mit roten, schwarzen und weißen Flecken und irgendjemand hatte das Gerücht in die Welt gesetzt, dass er ein Glückskater wäre. Er machte sich auf den Weg in den Garten von Herrn Altmeyer um dessen Kaninchen zu besuchen. Zu dieser Zeit war Herr Altmeyer meist nicht in seinem Garten und Ekki hatte genügend Zeit die Kaninchen zu begutachten und ein wenig zu ärgern.

Nur ein bisschen.

Ekki setzte mit einem Sprung über den großen Zaun und war im Garten des Herrn Altmeyer. Irgendetwas stimmte hier nicht. Die Kaninchen waren unruhig. Die Tür zum Geräteschuppen stand offen. Ein seltsamer Geruch hing in der Luft. Irgendwie nach Metall und leicht süßlich.

„Das gefällt mir nicht! Ich glaube, ich sollte besser gehen.“ Ekki war schon auf dem Rückweg.

Er hörte wie ein Mann etwas sagte und dann folgte ein dumpfer Schlag. Kurz darauf stürzte ein schwarz gekleideter Mann mit einer komischen Mütze, die sein ganzes Gesicht verbarg, aus dem Geräteschuppen. Er sah hektisch nach hinten und rannte dann durch den Keller nach draußen. Ekki hatte sich hinter dem Schuppen versteckt und wartete eine Zeit lang. Als kein Laut mehr zu hören war, wagte er sich nach vorne und entdeckte den bewusstlosen, stark blutenden Herrn Altmeyer.

Laura und Sebastian wollten noch ein wenig in ihrem Garten herum werkeln. Gegen Abend wollten sie noch eine kleine Radtour machen, vielleicht auch noch Marion und Holger besuchen.

„Das ist eine gute Idee“, meinte ich. „Wenn wir uns das Haus von Frau Diener ansehen, kommen wir auch bei Marion, Holger und Franziska vorbei. Mal sehen was der Tag noch so bringt.“

Franziska war eine kleine, schwarze, französische Bulldogge, mit der wir uns sehr gut verstanden. Es war ein richtig, schöner heißer Sommertag. Es begegneten uns wenig Menschen, viele waren bestimmt am kleinen See um sich zu erfrischen. Sam wollte mit Wolfgang und Helga, das sind seine Menschen, auch zum See um eine Runde zu schwimmen. Das macht Sinn. Wenn man Wasser mag.

Holger und Marion waren samt Franziska nicht zu Hause. Auch gut, dann sehen wir uns das Haus von Frau Diener eben direkt an. Oskar hatte bei Frau Diener bis zu ihrem Tod gelebt.Aber er hatte es am Schluss nicht leicht. Durch ihr hohes Alter vergaß sie ihn immer öfter regelmäßig zu füttern und ihn raus zu lassen. Aber mein Oskar blieb bei ihr, bis sie ihr Leben ausgehaucht hatte.

Er ist ein richtig toller Kerl.

Wir setzten uns in den Vorgarten von Frau Diener´s Haus und sahen uns alles an.

Neue Fenster waren eingebaut und drinnen hörten wir jemand arbeiten. Die Haustür war auch neu und sie stand offen. Auf einmal stand ein niedliches, weißes Etwas in der Tür. Es war so groß wie die Namenlose und hatte viele weiße Löckchen. Das niedliche Etwas roch wie ein Hund, sah aber aus wie ein Schafkind.

„Wer oder was bist du?“ fragte ich fasziniert.

Hinter dem Schafkindhund oder was auch immer, tauchte eine Frau auf. „Ach, sieh mal einer an. Da hast du ja direkt drei Spielkameraden, Sissi. Mit denen kannst du auch Schmetterlinge fangen, und du kannst ihnen zeigen, dass du als Pudel auch Mäuse fangen kannst.“

Die Frau setzte sich hin um uns nacheinander zu streicheln. Die Frau war ca. 40 Jahre alt und hatte hüftlanges schwarzes Haar und blaue Augen. Der Schafskindpudel mit Namen Sissi sah uns an. Auf einmal konnte ich mich nicht mehr beherrschen und ging auf Sissi zu setzte mich vor sie und berührte mit der Pfote ihre schneeweißen Locken.

„Kommt her, Oskar, Namenlose, das müsst ihr fühlen, wie sanft und weich das Fell von diesem Ding ist. Vielleicht ist die Mutter ein Schaf und der Vater ein Hund, oder umgekehrt.“

„Wisst ihr“, sagte die Frau, „Sissi ist ein Pudelmädchen, aber sie glaubt, sie wäre eine Katze. Ich lebte mit einem Mann zusammen der zwei Katzen hatte, und Sissi ist praktisch von den beiden Katzendamen großgezogen worden. Aber die Beziehung ging in die Brüche und leider hat er seine Katzen mitgenommen.“

Aha.

Wir wollten uns ebenfalls vorstellen, als wir lautstark unterbrochen wurden.

„Bin ich froh euch zu sehen“, Ekki stand vor uns und musste vor lauter Aufregung niesen.

„Ich muss euch was zeigen, kommt schnell. Seit wann hält man Schafe in der Wohnung?“

„Das ist kein Schaf, das ist ein Schafskindpudel, der sich für eine Katze hält, und seine Locken sind butterweich“, erklärte Oskar fachmännisch.

„Das wird mir jetzt zu kompliziert, mit dieser Pudelkatze oder was auch immer. Gehen wir durch die Gärten“, drängelte Ekki, „ da sind wir schneller.“

Wir marschierten gemeinsam hinters Haus und durchquerten die Gärten bis zu Altmeyers Haus. Die Kellertür stand offen, das war schon sehr ungewöhnlich. Wir brauchten nicht über Zäune zu springen und standen direkt im Garten, Ekki lief aufgeregt vor und zeigte uns was er gefunden hatte.

Herr Altmeyer lag bewusstlos mit klaffender Wunde auf der Seite, und der typische metallische Geruch von frischem Blut lag in der Luft. In Erinnerung was er mit Herrn Altmeyer schon Schlimmes erlebt hatte sagte Oscar, „Ich gehe jetzt, nachher heißt es wieder ich wäre es gewesen.“

„Ich habe den Mann gesehen der das getan hat, seinen Geruch hab ich fest in der Nase.“

Erst jetzt bemerkte ich, das Ekki stark zitterte. „Hol erst mal tief Luft, Ekki! Mit einer extra Portion Maus kriegen wir dich wieder hin.“

„Bei dem Mann hier hilft auch keine Extraportion Maus, er braucht menschliche Hilfe,“ stellte die Namenlose fest. „Wie kriegen wir das hin?“

Keiner von uns hatte bemerkt, dass Sissi mit uns gelaufen war.

„Ich hole mein Frauchen,“ und weg war sie.

Laut bellend lief sie immer wieder vom Haus weg in unsere Richtung. Beim vierten Mal hatte ihr Frauchen kapiert und lief Sissi hinterher.

„Ich soll in ein fremdes Haus gehen, also ich weiß nicht?!“

„Für solche unwesentlichen Spitzfindigkeiten, wie mein und dein und so ein Quatsch, haben wir jetzt wirklich keine Zeit, Frauchen!“ Sissis winzige Pfötchen rannten noch einen Tick schneller.

„Ist ja schon gut, ich komme ja schon.“

Die Frau kam in den Garten, und fand den bewusstlosen Herrn Altmeyer. Sie versuchte Herrn Altmeyer anzusprechen, und fühlte seinen Puls.

„Der Mann braucht dringend einen Arzt. Können sie mich hören? Alles wird gut.“

Die Frau kramte in ihrer Hosentasche nach dem Handy und telefonierte.

Herr Altmeyer stöhnte ganz leise.

„Ich weiß nicht was ihnen für schreckliche Sachen passiert sind, aber Hilfe ist bereits im Anmarsch.“

Kurze Zeit später hörten wir einen infernalischen Lärm, wie ein klagendes Heulen eines riesengroßen Tieres. Das Heulen gehörte zu zwei Auto´s mit Blaulichtern auf dem Dach. Das Frauchen von Sissi stand schon bereit und zeigte den Leuten aus dem Heulauto wo der Verletzte lag. Aus dem zweiten Heulauto stiegen eine Frau und ein Mann in Uniform aus und wollten Herrn Altmeyer fragen, was passiert ist. Aber Herr Altmeyer konnte keine Antwort geben. Die Herrschaften in den schreiend gelben Klamotten luden Herrn Altmeyer vorsichtig auf eine Trage und trugen ihn zu ihrem Auto und fuhren los. Wieder mit diesem aggressiven Heulton.

„Können die nicht normal fahren?“, schimpfte ich. „Muss denn unbedingt jeder wissen, was ihr Auto für einen Lärm machen kann? Und für Herr Altmeyer ist der Krach bestimmt auch nicht gut.“

„Wenn die hier alle weg sind, sehen wir uns das genau an, vielleicht kriegen wir auch noch eine Spur des Täters mit.“

Die Namenlose machte einen langen Hals und eine spitze Schnute um ein paar Duftmoleküle einzufangen.

„Mir gefällt das hier nicht,“ maulte Oskar. „Ich will nach Hause!“

„Ist dir eigentlich klar, dass du Altmeyer wahrscheinlich das Leben gerettet hast, Ekki?“

„Ich weiß gar nicht ob ich das wollte, Laila. Manchmal macht man auch die dümmsten Sachen.“ Ekki verdrehte die Ohren nach hinten, weil ihm der Heulton in den Ohren schmerzte.

Sissi´s Frauchen unterhielt sich noch mit den Menschen in Uniform, dann verließen wir alle das Haus. Wir begleiteten Sissi und ihr Frauchen noch bis zu ihrem Haus.

„Jetzt wird es aber Zeit, das wir uns vorstellen, ich bin die Namenlose, das schwarzweiße Ungeheuer hier ist mein Sohn Oskar, die kleine, schwarze Freche ist Laila und der Bunt-gescheckte hier mit der sozialen Ader ist Ekki.“

„Ich weiß ja nicht wie ich euch einschätzen soll“, das Frauchen von Sissi setzte sich zu uns auf den Boden, „aber ich glaube dass ihr eine ziemlich durchgeknallte Truppe seid. Mein Name ist Irene und Sissi habt ihr ja schon kennengelernt. Jetzt wollen wir nur hoffen, dass unsere gemeinsame Aktion dem netten Nachbar auch hilft. Aber ich frage mich, wer will einem älteren Menschen so etwas Schreckliches antun?“

„Ich wüsste da ein paar, einschließlich mir,“ meinte Oskar trocken.

„Er mag keine Katzen, deshalb habe ich auch regelmäßig seine Kaninchen geärgert.“

Ekki war gespannt wie Sissi darauf reagierte.

„Und trotzdem warst du es die sein Leben gerettet hat, du bist eine Glückskatze!“

Sissi sah Ekki ernst und würdevoll an.

„Das hat gerade noch zu meinem Glück gefehlt, noch jemand der Ekki diesen Spleen in den Kopf setzt. Wieso spricht das Schaf unsere Sprache? Was habe ich gehört?

Jemand hat versucht Altmeyer um die Ecke zu bringen? Und ist es gelungen?“

„Hallo Zorro“, schmunzelte ich, „schön dich zu sehen.“ Zorro war der Boss einer Katerbande, und Ekki war einer davon. Oskar machte Zorro mit Sissi bekannt.

„Also das ist so, Sissi ist genau genommen eine Schafkindpudelkatze, so richtig komme ich da auch nicht mit, aber sie versteht unsere Sprache. Alles andere kann sie dir selber sagen. Alles klar?“

„Nein?!“ Zorro´s Gesichtsausdruck wirkte so intelligent wie Trockenfutter.

„Wie ich schon sehe, Sissi, Spielkameraden hast du hier genug. Ich muss wieder ins Haus zurück und weiter renovieren, wenn wir Glück haben können wir morgen schon in ein Zimmer einziehen.“ Irene stand auf und ging zurück ins Haus.

„Du meinst dass ich wirklich eine Glückskatze bin?“ Ekki sah Sissi hoffnungsvoll an.

„Selbstverständlich, allein schon von der Farbgebung. Auch wenn verschiedene Herren das hier nicht glauben!“

„Was bildet sich dieses magersüchtige Frettchen mit Dauerwellen eigentlich ein?“

motzte Zorro und stellte seine Rückenhaare auf.

„Bist du nur hier um meine Leute verrückt zu machen?“

„Wir beruhigen uns alle erst mal und lassen die Ereignisse auf uns einwirken.“

Die Namenlose schlug einen ganz sanften Ton an und Zorro´s Rückenhaare wurden wieder weicher und legten sich.

„Ich hoffe nur für dich, dass ein Frettchen ein schönes Tier ist, sonst bin ich mächtig sauer.“ sagte Sissi und ging hocherhobenen Hauptes mit ihrem Frauchen in ihr Haus zurück. „Und ich bin nicht magersüchtig, nur ernährungsbewusst!“

Zorro war der Boss einer Bande und außer Ekki gehörten noch drei Kater dazu.

„Wir können uns gemeinsam den Geräteschuppen ansehen. Das ist besser als hier sinnlos herum zu streiten.“ Ich fand meine Idee gut um das Gezanke zu beenden, und ging schon vor.

Die anderen trotteten hinter mir her.

„Den Geruch von dem Mann der Altmeyer überfallen hat habe ich noch genau in der Nase, so schnell werde ich den nicht vergessen.“

Ekki war immer noch ziemlich angespannt. Zorro erfuhr erst jetzt das Ekki bei dem Überfall anwesend war und wurde ein wenig umgänglicher. Wir ließen am Geräteschuppen Ekki den Vortritt, ob er die Spur des Mannes ausfindig machen konnte.

„Was hat der Mann gesucht?“ fragte ich, „Dasselbe Werkzeug hat Sebastian und er hat gesagt, dass es wahnsinnig teuer war. Aber das hat diesen Kerl überhaupt nicht interessiert. Er hat alles auf den Boden geworfen und liegenlassen.“

„Kommt her“, rief Ekki, „ an dieser Kiste ist eine kleine Spur, nicht mehr viel, aber noch wahrnehmbar.“ Nacheinander versuchten wir uns die Spur einzuprägen.

„Habt ihr das viele Blut gesehen, könnte doch ziemlich eng werden für Altmeyer!“

Oskar war ziemlich durch den Wind als er die riesige Blutlache sah.

Kommissar Wieland betrat am nächsten Tag nach dem Überfall das Krankenhaus und suchte die Station auf der Herr Altmeyer lag. Er hatte am Tag zuvor nicht mit Herrn Altmeyer sprechen können, weil sein Gesundheitszustand es nicht zuließ. Er konsultierte zuerst den Stationsarzt ob Herr Altmeyer heute vernehmungsfähig wäre.

„Er hat zwei böse Schläge auf den Kopf abbekommen, aber Lebensgefahr besteht nicht mehr. Weil er relativ schnell gefunden wurde, konnten wir den Blutverlust schnell stoppen, wer weiß wie das sonst ausgegangen wäre.“

Kommissar Wieland bedankte sich bei dem Arzt und betrat das Krankenzimmer.

Die große Platzwunde an der Schläfe von Herrn Altmeyer war genäht und mit einem dicken Verband versehen. Sein linkes Auge war blau und geschwollen.

„Guten Morgen, Herr Altmeyer kennen sie mich noch?“ sprach Kommissar Wieland den Patienten an. Verwirrt drehte Herr Altmeyer den Kopf zu Kommissar Wieland dann festigte sich sein Blick. Kommissar Wieland hatte dafür gesorgt, dass sein Sohn, Thomas Altmeyer ins Gefängnis kam, er hatte mehrere Einbrüche begangen und das Diebesgut im Geräteschuppen versteckt.

„Wie sollte ich sie jemals vergessen können!“ Herr Altmeyer hatte Mühe die Worte auszudrücken und sprach ganz leise.

„Warum hat er mich nicht erschlagen, dann hätte ich keine Sorgen mehr.“

„Konnten sie was an dem Mann erkennen, kam er ihnen bekannt vor?“

„Nein.“

„Der Mann hat augenscheinlich nichts gestohlen, können sie sich vorstellen, was er gesucht hat?“

Kommissar Wieland beobachtete wie Herr Altmeyer kurz angstvoll die Augen aufriss.

„Nein, würden sie bitte gehen.“

„Vor wem oder was fürchten Sie sich, Herr Altmeyer?“

„Gehen Sie bitte.“

Irene trug Müllsäcke mit Tapetenresten nach draußen, und rannte Kommissar Wieland beinahe über den Haufen.

„Kann ich Ihnen helfen?“ fragte Irene.

Der Kommissar zückte seinen Ausweis und stellte sich vor.

„Kann ich fragen, was Sie gestern Sonntagnachmittag bewogen hat ins Haus von Herrn Altmeyer zu gehen? Ohne ihre Hilfe hätte er das wohl nicht überlebt.“

„Wenn ich Ihnen das erzähle, lachen Sie mich aus, oder halten mich für verrückt.“

Sissi stand inzwischen in der Tür und beäugte neugierig den Kommissar.

„Drei Katzen haben ihn gefunden und Sissi hat mich gerufen.“

Der Kommissar grinste leicht.

„Sehen Sie, ich habe ja gesagt, dass Sie mich für verrückt erklären.“ Irene setzte die Müllsäcke ab und setzte sich auf die Treppe.

„So eine kleine Schwarze, ein schwarzweißes Riesenmonster und eine getigerte Katze?“

„Ja?!“ Irene starrte den Kommissar entgeistert an.

„Es wundert mich, dass Sam nicht dabei war, die arbeiten sonst immer im Team.“

„Was?“

„Ich kann´s nicht erklären, aber diese drei mischen sich ständig in meine Ermittlungsarbeit ein und Sam ist eine riesige Bordeauxdogge und ein hervorragender Spürhund.“

Sissi bemerkte dazu, dass die Bordeauxdogge namens Sam bestimmt furchtbar groß wäre und stinken würde wie alle Hunde und rümpfte arrogant ihr winziges Näschen.

„Haben Sie sonst noch was beobachtet?“ fragte der Kommissar.

„Die Kellertür stand offen, ich hatte zunächst Skrupel, das fremde Haus zu betreten, aber meine kleine Madame hier ließ mir keine Zeit zum überlegen und die Katzen maunzten auch ungeduldig.“

„Haben Sie Personen gesehen, vor dem Haus, oder in der Nähe?“

„Nein, wahrscheinlich auf Grund der Hitze war niemand auf der Straße.“

„Die Kellertür und der Geräteschuppen wurden gewaltsam geöffnet. Haben Sie etwas gehört?“

„Nein, aber wer füttert jetzt die Kaninchen? Seit gestern habe ich niemand mehr das Haus betreten sehen. Können sie Herrn Altmeyer anrufen, ich würde mit seiner Erlaubnis, die Tiere füttern.“

Der Kommissar holte sein Handy rief das Krankenhaus an und ließ sich zu Herrn Altmeyer durchstellen. Herr Altmeyer erklärte sich nach einigem Zögern bereit und erklärte wo der Ersatzschlüssel liegt.

„Gehen Sie bitte nur tagsüber hin, am liebten wäre mir, wenn Sie nur in Begleitung hingehen würden,“ sagte der Kommissar und verabschiedete sich.

„Ich bin keine große, stinkende, furchterregende Bordeauxdogge, aber ich kann mein Frauchen verdammt gut verteidigen.“ Zur Bekräftigung ihrer Aussage stampfte sie mit ihrer ein Cent großen Pfote mit Nachdruck auf den Boden.

Am nächsten Tag besuchten wir das Haus von Altmeyer erneut. Nachdem wir alles im Gerätehaus inspiziert hatten, setzten wir uns ins Gras und dachten erst mal nach. Der Geruch des unbekannten Mannes war immer noch im Gerätehaus zu spüren.

„Was wird aus den Kaninchen“, fragte Zorro. „Wäre schade wenn sie niemand füttert, abgemagert schmecken sie bestimmt wie die komischen Schweineohren von der roten Riesentonne.“

Der rote Richie, der gestreifte Robert und der graue einäugige Pirat saßen auf der Mauer.

„Was macht ihr hier?“ fragte Richie. „Und wie sieht es hier aus, und vor allen Dingen, wie riecht es hier? Habt ihr Altmeyer endgültig platt gemacht?“

„Nein, das war nicht unser Ding.“ Zorro, der Boss moserte. „Klar, jetzt wo die Arbeit so gut wie erledigt ist, taucht ihr auf. Macht dass ihr herunterkommt! Hier wurde eingebrochen und der Einbrecher hat Altmeyer flach gelegt. Aber das ist noch nicht alles, unser aller Glückskatze Ekki war dabei und hat diesem Altmeyer zu allem Überfluss auch noch wahrscheinlich das Leben gerettet und sich vor lauter Angst ins Fell gemacht.“

„Nein das hat er nicht!“ rief ich ziemlich sauer. „Er hat sich versteckt und gewartet, dann hat er Hilfe geholt.“

„Ja ich finde auch, das war sehr mutig von ihm!“ meinte die Namenlose.

„Vielleicht wäre es mutiger gewesen keine Hilfe zu holen, wo er doch immer so nett zu uns war, der Herr Altmeyer. Was ist mit ihm?“ wollte Pirat wissen.

„So ein heulendes Auto hat ihn ins Krankenhaus mitgenommen, da wird er wieder Stück für Stück zusammengesetzt. Hoffentlich sagt er nicht, ich wäre es wieder gewesen.“ Oskar blieb skeptisch. Herr Altmeyer hatte behauptet, dass Oskar zwei seiner Kaninchen gerissen hatte, aber wir konnten ihm beweisen, dass Oskar nichts damit zu tun hatte. Plötzlich hörten wir, wie ein Schlüssel in der Kellertür bewegt wurde, und wir versteckten uns. Altmeyer konnte es nicht sein... gespannt warteten wir wer durch die Tür kommen würde.

„Ihr braucht euch gar nicht zu verstecken, euer Geruch hängt bleischwer in der Luft.“

Sissi tänzelte mit winzigen Schritten durch das Gelände direkt auf den Schuppen zu.

Hinter ihr kam Irene mit einer großen Tasche voll mit Löwenzahn. Nacheinander kamen wir alle aus unserem Versteck. Irene fing an die Kaninchen zu füttern.

„Dieses weiße Etwas da, mit der großen Klappe, was soll das darstellen,“ wollte Richie wissen.

„Genetisch ist sie ein Hund, hält sich aber für eine Katze, so in der Art, alles klar?“

meinte Zorro.

„Nein???“

Ich war in der Zeit wieder im Geräteschuppen. Unter dem Werkzeugschrank war eine intensive Spur und ich ging ihr nach. Ich hangelte mit meiner Pfote einen seltsamen Gegenstand heraus. Ekki kam hinzu, „ das Ding riecht voll nach dem Typ, aber was ist das?“

„Keine Ahnung, aber wir werden es auf alle Fälle mitnehmen.“

Wir machten uns daran das komische Ding unter dem Schrank hervor zu holen.

Vor dem Geräteschuppen schauten wir uns das Ding genauer an. Dadurch wurden wir auch nicht schlauer. Sissi meinte das Ding hätte nichts zu sagen und wir würden überreagieren. Irene bemerkte unser Interesse, unterbrach ihre Arbeit und kam zu uns. Wir überhörten Sissi´s Kommentar und warteten ob ihr Frauchen Besseres zu bieten hatte.

„Was habt ihr denn da? Das sieht aus wie so ein Ding vom Schlüsseldienst. Weißt du noch Sissi, als wir uns aus ausgesperrt hatten, mussten wir den Schlüsseldienst holen, um die Eingangstür wieder auf zu kriegen. Das werde ich so schnell nicht vergessen. Die überaus stattliche Summe die ich dem Dienst bezahlen musste für zwei Minuten Arbeit.“

„Aber selbstverständlich habe ich das Ding sofort erkannt. Ich wollte euch nur testen. Das sieht man doch, dass das so ein Schlüsseldings ist,“ meinte Sissi arrogant.

„Hör mal zu du weiße Küchenrolle mit Löckchen, du gehst uns ziemlich auf die Nerven mit deinen hochtrabenden Kommentaren, geht’s auch eine Nummer kleiner?“

Zorro war stinksauer.

„Ich kann nichts dafür wenn ihr meiner Intelligenz nicht folgen könnt.“ meinte Sissi schnippisch.

„Also entweder bezieht dieses weiße Ding von dem niemand so recht weiß was es ist, einschließlich sie selbst, eine ordentliche Tracht Prügel, oder sie geht zum Psychotherapeuten in eine Selbsthilfegruppe, verdammt noch mal!“ meinte Richie.

„Was ist ein Psyschopeut?“, fragte Ekki.

„Die Frau von meinem Menschen geht da manchmal hin, wenn sie mit dem Leben so ihre Probleme hat. Aber hinterher geht es ihr immer besser.“ erklärte Richie.

„Ich wusste gar nicht, dass sich deine Menschenfrau für eine Katze hält. Da kann man mal sehen.“

„Ekki!“

„Ja, Boss.“

„Halt die Klappe!“

Irene nahm ihr Handy und rief Kommissar Wieland an. Sie nahm ihre Tätigkeit wieder auf und fuhr fort die Kaninchen weiter zu füttern. Zwischen uns Katzen und Sissi herrschte peinliches Schweigen. Zorro hatte genug und verschwand mit seinen Leuten.

„Kommt, Jungs. Verschwinden wir hier! Lass uns was Vernünftiges machen. Was haltet ihr davon wenn wir die reizenden Katzendamen vom Nachbarrevier besuchen?

Ich hätte da noch so ein paar Gene, die ich gerne weitergeben möchte!“

Es wurde ruhig, die Stille wurde nur unterbrochen von den Kaugeräuschen der Kaninchen. Eine bleierne Hitze lag über allem. Plötzlich nahm ich im Fenster neben dem Balkon, eine Bewegung wahr. Jemand beobachtete und Sissi bemerkte es ebenfalls und wollte ihr Frauchen daraus aufmerksam machen. Irene blickte nach oben und sah den Schatten hinter dem Fenster verschwinden. Kurz darauf hörte man jemand die Treppe herunterpoltern und dann fiel die Haustür ins Schloss.

Kommissar Wieland fuhr sich durch die dunklen Haare. Er zog genüsslich an seine Zigarette, während er auf dem Weg zum Haus von Herrn Altmeyer war. Sein Auto war klimatisiert und der Mitvierziger genoss die Fahrt. Er hatte eine CD von ZZ-Top eingelegt, eine bessere Musik zum Nachdenken gab es seiner Meinung nach nicht.

Was stimmte an dieser Geschichte von Herrn Altmeyer nicht? Was hatte er zu verbergen? Herr Altmeyer war kein umgänglicher Typ, aber kriminell war er bestimmt nicht.

Bei seinem Besuch im Krankenhaus hatte er Angst registriert. Wer setzte Altmeyer so zu? Sein Handy klingelte. Er drückte auf die Freisprechanlage.

„Hallo Herr Wieland! Ich bins wieder, Irene Mannsfeld. Ich habe wollte nur melden dass jemand im Haus war. Hinter dem Fenster beobachtete ich einen Schatten und kurz darauf hörte ich wie er die Treppe benutzte und durch die Haustüre weglief.“

„Ich bin gleich da.“ Der Kommissar bog in die Straße ein und hielt die Augen offen, ob sich Personen auf der Straße befanden. Aber alles war menschenleer. Frau Mannsfeld stand schon auf der Straße und wartete auf ihn.

„Haben Sie die Person hinter dem Fenster erkennen können, oder haben Sie jemand weglaufen sehen?“

„Nein, es ging so schnell, als ich auf die Straße rannte war niemand mehr da.“

„Haben Sie gehört, ob ein Auto kurz darauf wegfuhr?“

„Nein, da bin ich ganz sicher, es fuhr kein Auto weg.“

„Also dieser jemand war entweder zu Fuß oder mit einem Fahrrad da.“

„Ich habe nirgendwo ein Fahrrad gesehen.“

„Könnte er nicht gekommen sein, als Sie mit dem Füttern der Kaninchen beschäftigt waren?“

„Das kann sein, aber irgendwie hatte ich den Eindruck, dass er schon da war, ich denke Sissi hätte reagiert, wenn jemand in unserer Anwesenheit das Haus betreten hätte.“

„Was denkt ihr denn, meine Alarmanlage funktioniert hervorragend, ihr hättet taube Ohren bekommen von meinem Lärm“, mischte Sissi sich ein.

Der Kommissar und Irene gingen in den Garten.

„Ja, hallo! Da sind ja meine Hilfssheriff´s, kommt her und lasst euch knuddeln.

Oskar schon mal über eine Diät nachgedacht?“

„Nicht eine Sekunde!“ freute sich Oskar und ließ sich streicheln. Die Namenlose und ich liefen abwechselnd unter seiner Hand durch und quatschten ihm die Ohren voll.

Staunend beobachtete Irene den ganzen Vorgang und Sissi war eifersüchtig.

„Dann zeigt doch mal her, was ihr da gefunden habt.“ Mit einem Stöckchen hob er den Bund auf.

„Ich schätze damit hat der Einbrecher die Türen aufgeschlossen, er wird nicht glücklich sein es verloren zu haben. Jetzt muss ich Herrn Altmeyer wieder anrufen. Wir müssen ins Haus rein. Der Mann bekommt keine Ruhe.“

„Wohin kann man zu Fuß verschwinden, wenn man keine Katze ist?“ fragte ich.

„Indem man in der Nähe bleibt, oder wohnt!“ folgerte die Namenlose.

Wir fanden die Spur des Menschen der Hals über Kopf geflüchtet war. Es war nicht schwer sie ausfindig zu machen. Eine strenge Note seines Fußschweißes wehte wie eine Fahne vor uns her und wir brauchten ihr nur zu folgen.

„Mit dem Duft kann der Mensch sich nicht in geschlossenen Räumen aufhalten, Seine Mitmenschen können das unmöglich überleben.“ Ich versuchte so gut als möglich mein Jakobsorgan, also meine zweite Nase sozusagen, gegen diese brutalen Sinneseindrücke zu schützen.

„Hör mal Kommissar, wir sehen mal nach wo das hinführt. Ihr könnt in der Zeit die Bude des Herrn Altmeyer auf den Kopf stellen. Man sieht sich. Sagst du Nasi Goreng und Chop Suey diesen bescheuerten Siamkatern nebst ihren Damen bitte schöne Grüße von uns?“

Schließlich bin ich eine kleine feine Katzendame und weiß was sich gehört.

„Sag mal,“ meinte Oskar, „du hast einen seltsamen Vornamen... Kommissar, habe ich noch nie gehört.“

„Also Leute, ich muss in die Wohnung rein, vielleicht hat derjenige Spuren hinterlassen, ich habe schon Kollegen angefordert.“

Kommissar Wieland steckte sein Handy wieder in die Hosentasche. Irene hatte ihre Arbeit an den Kaninchen beendet und Sissi stand schon am Ausgang. Der Kommissar streichelte uns noch einmal alle drei, dann machten wir uns auf den Weg der stinkenden Spur hinterher. Wir folgten der Straße Richtung Norden und der Kommissar sah uns nachdenklich hinterher.

„Sagt ihr mir Bescheid, wenn ihr was neues wisst,“ rief Sissi uns hinterher.

„Natürlich,“ sagte die Namenlose kopfschüttelnd, „für wen hältst du uns, wir sind nicht so hoch gestochen.“

„Also ich halte mich schon für ziemlich gut,“ meinte ich selbstbewusst.

Die Namenlose und Oskar kicherten. Nachdenklich sah Kommissar Wieland uns nach.

Irene trat mit Sissi den Heimweg an. Ein Zimmer hatte sie fertig und wollte die nächsten Tage einziehen. Irene war Künstlerin und wollte die Zimmer zum Garten als Atelier umbauen, weil die Lichtverhältnisse ihrer Meinung nach dort nahezu perfekt waren.

Da sie alles in Eigenarbeit machte, ging es langsamer voran als gedacht.

Sissi drehte ihre Runde durch den Garten, das Näschen aufmerksam witternd, ob alles in Ordnung war und setzte sich in die offene Eingangstür, weil sie hier den besten Überblick hatte.

Der Kommissar wartete auf seine Kollegen. Einer der Kollegen war im Krankenhaus bei Herrn Altmeyer und hatte den Haustürschlüssel mitgebracht.

„Wozu Schlüssel?“ dachte Kommissar Wieland, wenn hier jeder rein und rausgehen konnte wie es ihm gerade in den Kram passte.

Er würde Herrn Altmeyer nahelegen, die alten Schlösser auszuwechseln. Sie betraten die Wohnung und suchten als erstes das Zimmer zum Garten auf ,wo Irene den Schatten gesehen hatte. Dem Anschein nach, war es das Zimmer von Thomas, dem Sohn von Altmeyer. Das Bett war in Unordnung, die Matratze lag auf dem Boden, der Schreibtisch und die Schränke durchwühlt und der Inhalt lag auf dem Boden verstreut. Hier wurde offensichtlich etwas gesucht. Aber was? Das Diebesgut hatten sie alles sicher stellen können, zumindest alles was im Geräteschuppen war. Im Haus hatten sie nichts finden können. Wurde etwas Wichtiges von ihnen übersehen?

Das Diebesgut, die Tablet´s, Handy´s und Laptop´s konnten alle zugeordnet werden, den Geschäften und früheren Besitzern zurückgegeben werden. Von seiner Seite war der Fall Thomas Altmeyer und seinem Komplizen erledigt. Sie waren beide in staatlichen Einrichtungen an denen die Fenster mit Eisenstäben verziert waren und waren sozusagen außer Gefecht. Im Wohnzimmer hatte der Einbrecher angefangen, und hatte seine Tätigkeit eingestellt, weil er im Garten offensichtlich Geräusche hörte.

War der Einbrecher derselbe, der Herr Altmeyer niedergeschlagen hatte? In welcher Gefahr schwebte Altmeyer, wenn er das Krankenhaus verlässt und ganz allein und schutzlos hier lebte? Das waren keine guten Zukunftsaussichten für Herrn Altmeyer.

War Frau Mannsfeld auch in Gefahr, wenn sie die Hasen fütterte? Er und seine Kollegen würden gute Arbeit abliefern müssen, damit der oder die Täter gefasst werden.

Ich fühlte mich auf der Straße nicht wohl. Mir wäre lieber gewesen, wir wären durch die Gärten gegangen, aber Menschen haben nun mal die Angewohnheit über diese fürchterlichen Wege neben der Straße zu gehen. Sie nennen sie Bürgersteig, was für ein Name. Bei jedem Auto was vorbeifuhr wäre ich am liebsten die Häuserwände hoch geklettert.

„Eigentlich geht uns das alles gar nichts an!“ nörgelte ich. „Wenn ich mir das genau überlege könnten wir durch die Gärten zurück gehen und uns eine fette Maus fangen.

Mein Magen ist leer wie eine ausgeräumte Einkaufstüte.“

„Hör dir das an, Mama,“ feixte Oskar. „Bis eben hielt sich Laila noch für richtig gut.“

Während ich noch am überlegen war, ob die Freundschaft mit Oskar noch lange bestehen würde, meldete sich die Namenlose zu Wort. „Diese grausamen Stinkefüße sind nicht identisch mit der Spur aus dem Geräteschuppen. Wisst ihr was das heißt?“

„Das der andere keine Stinkefüße hatte und es zwei gibt, die sich plötzlich für das Haus interessieren.“

„Das ist wahr, Oskar, der andere ist bestimmt durch die Gärten gegangen, wir sollten nachsehen“, sagte ich hoffnungsvoll.

„Wir nehmen dich in die Mitte, Oskar schirmt dich von der Straße ab und ich bin auf der anderen Seite, dann kriegen wir das schon hin, aber es wäre zu schade, wenn wir jetzt aufgeben würden.“

Im Prinzip hatte die Namenlose recht und das ärgerte mich. Die geruchsintensiven Spuren überquerten die Straße. Das war zu viel für meine ohnehin schon arg strapazierten Nerven. Ich erinnerte mich an meine Streunerzeit, in der ich nur durch Zufall heil über die Straßen gekommen war. Mein Problem war, die Geschwindigkeit der Autos richtig einzuschätzen. Ich spürte wie langsam aber sicher die Hysterie von mir Besitz ergriff.

„Leute, das wird nichts mehr, ich klinke komplett aus“, piepste ich.

„Oskar bleib bei Laila, ich gehe über die Straße und sehe nach wo die Spur hinführt.

Geht die Spur viel weiter, brechen wir für heute ab.“

Die Namenlose setzte sich unter ein parkendes Auto und wartete ab, bis die Straße frei war. Mit eleganten Sätzen hechtete sie über die Straße.

Ich starb tausend Tode, Oskar und ich drückten uns eng aneinander. Gegenüber war ein kleiner Kiosk. Drei Menschen standen davor hatten ein Getränk in der Hand und unterhielten sich mit der Frau vom Kiosk. „Schau mal, was für eine schöne Katze, soll ich dich auf ein Bier einladen?“ sagte ein Mann und versuchte die Namenlose anzulocken. „Ein andermal vielleicht,“ sagte die Namenlose höflich, und zu uns gewandt brüllte sie über die Straße, „Ich komme zurück. Wenn die Straße frei ist, bin ich gleich wieder da.“ Mir wurde ganz schlecht vor Angst um die Namenlose.

„Pass gut auf dich auf, Kleine,“ sagte die Frau vom Kiosk.

Die Namenlose beobachtete den Verkehr und als sie eine Lücke fand, spurtete sie über die Straße. Meiner Meinung nach viel zu knapp, denn die Autos wurden kein Stück langsamer. Ich wollte vor lauter Angst und zur Erleichterung, dass die Namenlose diese gefährliche Straßenüberquerung überstanden hatte an Ort und Stelle ihre Ohren waschen. „Ist ja schon gut,“ sagte sie, „ich bin ja wieder da. Die Spur führt übrigens wieder zurück. Anscheinend hat er nur den Kiosk besucht. „Die Spur ging nicht weiter Richtung Stadt, die Stinkefüße gingen augenscheinlich wieder zurück, wo sie hergekommen waren.

Toll!

Wir hatten also unter Einsatz unseres Lebens, zumindest das der Namenlosen, jemand verfolgt der sich ein Bier oder sonst was am Kiosk holte. Wir verfolgten die intensive Spur und stellten erstaunt fest, das sie zurück in die Straße führte, in der Herr Altmeyer und Sissi wohnte. Ich blieb ununterbrochen am Maulen, dass wir uns wegen ein paar Stinkefüße so einer Gefahr aussetzten, und das auch noch freiwillig.

Altmeyers Wohnung war schon in Sichtweite, da lenkte uns die Spur zu dem Haus an dem wir gerade vorbei kamen. Es war ein zweistöckiges Haus und im Erdgeschoss stand ein Fenster offen. Auf der Fensterbank standen Schuhe und der Gestank nebelte uns förmlich ein. Ich versuchte mich gegen den Wind zu stellen, um nicht soviel von dieser intensiven Duftmarke zu spüren.

„Soll ich euch was sagen? Mit Sam wäre das nicht passiert. Er hätte gemerkt dass die Spur zum Haus gehört. Ich kann nicht fassen wie dämlich wir sind.“

„So dämlich sind wir gar nicht“, rechtfertigte sich die Namenlose. „ Immerhin konnten wir diese Spur durch die belebte Straße verfolgen. Das ist eine reife Leistung!“

„Selbst wenn wir ohne Nasen auf die Welt gekommen wären, hätten wir nur diesen Nebelschwaden zu folgen brauchen, und der Gestank wäre sicherlich irgendwann durch die Ohren zu uns gedrungen“, konterte ich.

„Es ist doch egal“, meinte Oskar. „ Wir haben jedenfalls festgestellt, dass die Stinkefüße wahrscheinlich zu diesem Haus gehören.“

Der Kommissar fuhr mit seinem Auto vorbei und sah uns am Haus sitzen.

Er hielt an, und kam zu uns.

„Wird das hier nicht zu gefährlich für euch? Geht euch doch lieber eine schöne Maus holen, das ist bestimmt besser für euch.“

Wir wollten ihm gerade erklären, dass wir eine wichtige Ermittlungsarbeit hinter uns hatten als vom Fenster ein satter Fluch kam.

„Scheiße, was will der Typ von mir? Das ist bestimmt ein Bulle! Ich muss hier weg!“

Die Haustür wurde aufgerissen und ein junger Mann, ca. 25 Menschenjahre alt, rannte Hals über Kopf los. Dieses mal wählte er eine andere Richtung und rannte an Sissi´s Haus vorbei. Der Kommissar setzte ihm instinktiv nach und hatte ihn fast erreicht.

„Der hat unseren Kommissar „Bulle“ genannt,“ meinte Oskar. „Sind das nicht die riesigen Dinger auf der Weide, mit den Hörnern auf dem Kopf, also ich meine die Jungs davon. Hast du gewusst, dass das alles Polizisten sind?“

„Können wir das später ausdiskutieren?“ brüllte ich zu Oskar, „helfen wir lieber dem Kommissar!“ Das versprach interessant zu werden und wir liefen hinterher.

Sissi beobachtete uns von ihrem Haus aus und schloss sich dieser ungewöhnlichen Hatz an. Der junge Mann rannte wie der Teufel, aber Kommissar Wieland war auch nicht schlecht in Form.

„Was ist eigentlich los,“ fragte Sissi. „Soll ich ihn überholen und stoppen?“

„Der Mensch war im Haus als ihr die Hasen gefüttert habt,“ schnaufte Oskar zu Sissi rüber. Der Flüchtende bog nach rechts ab und wurde abrupt abgebremst. Sam stand da in voller Pracht und versperrte den Bürgersteig. Wolfgang und Helga, Herrchen und Frauchen von Sam, holten langsam auf und staunten nicht schlecht, was sich da vor ihnen alles abspielte. Der junge Mann versuchte abzubremsen und knallte voll auf seinen Hosenboden. Der Mann saß auf dem Boden und Sissi rannte um ihn herum und verbellte ihn ordentlich. Kommissar kam atemlos an, half dem jungen Mann auf, hielt ihn aber am Arm fest.

„Danke, Sam,“ sagte der Kommissar, und rang nach Luft.„ Wie üblich, der richtige Hund am richtigen Ort.“

„Das ist ja wohl das letzte,“ ereiferte sich Sissi.„ Ich habe den Kerl gestoppt! Ich ganz allein!“

„Wir beide sollten uns mal unterhalten,“ der Kommissar hielt den Mann immer noch am Arm fest. „Warum sind sie weggelaufen, können sie mir das sagen? Wie ist ihr Name?“ Der Mann sagte nichts und schaute nur auf den Boden.

„Es verbessert ihre Situation nicht unbedingt, wenn Sie nicht antworten. Also noch einmal wie ist ihr Name?“

„Sie können mir gar nichts wollen“, nuschelte der junge Mann ziemlich leise.

Kommissar Wieland nahm sein Handy und telefonierte. Ein paar Minuten später kam ein Polizeiauto und Kommissar Wieland gab den Polizisten Anweisungen was zu tun war. Der Mann musste in das Polizeiauto einsteigen, dann fuhr das Auto davon.

„Was war denn los, Herr Kommissar?“ Wolfgang reichte dem Kommissar die Hand.

„So sieht man sich wieder.“

„Sie werden lachen, ich habe keine Ahnung. Ich habe meine kleinen Hilfssheriff´s vor einem Haus in dieser Straße gesehen“, der Kommissar grinste und zeigte dabei auf uns. „Mir hat es nicht gefallen, dass sie hier auf der Straße rumliefen und blieb mit meinem Auto stehen, und habe sie angesprochen. Plötzlich ging die Haustür auf und der Mann rannte weg. Das ist im Moment alles. Im Präsidium kann ich ihn besser befragen und kann sehen ob er schon einmal mit der Polizei Kontakt hatte. Vielleicht hat er was mit dem Überfall auf Altmeyer zu tun. Ich weiß es wirklich nicht.“

„Da ihr ganz offensichtlich die stinkenden Füße von dem Typen nicht riechen könnt, fragt doch uns, er war in der Wohnung. Wir haben seine Spur verfolgt.“ rief ich Kommissar Wieland entgegen.

„Geht das wieder los“, fragte Helga besorgt, „was heckt ihr drei schon wieder aus?

Jetzt ist mir auch klar, warum Sam unbedingt in diese Straße wollte.“

Vor einiger Zeit jagten wir vier und viele andere Katzen mit Kommissar Wieland einen Verbrecher der jahrelang Katzen gefangen und grausam getötet hatte.

So was prägt. Wir haben auch keine Ahnung was ein Hilfssheriff ist, aber es hört sich verdammt gut an. Sam fragte, ob wir bemerkt hätten, was der Typ für eine Duftmarke mit sich herumträgt, und überlegte ob er eine Runde im Weiher schwimmen sollte um seine Nase zu neutralisieren.

„Weißt du was uns am meisten aufregt, Sam?“ maulte ich. „Der Typ war im Haus und die Menschen sind wieder einmal voll begriffsstutzig und wir wissen nicht, wie wir es ihnen erklären können. Das heißt die ganze Arbeit bleibt wieder an uns hängen.“

Kommissar Wieland unterhielt sich noch ein wenig mit Wolfgang und Helga, und schmuste mit Sam. Sam ließ verlauten, er hätte keine Probleme damit auch ein Hilfssheriff zu sein. Ferner wollte Sam dass wir ihn dieser reizenden, kleinen, weißen, süßen Hundedame mit den reizenden, kleinen, weißen Löckchen vorstellten.

„Wage es nicht mit diesem roten, fürchterlich stinkenden, Riesending von einem Köter auch nur in die Nähe zu kommen“, giftete Sissi.

„Er ist kein Hund, ganz bestimmt nicht“, versuchte Oskar die Situation zu retten.

„Seine Mutter war ein Eichhörnchen, deshalb die rote Farbe, und bei seinen Vorfahren war auch ganz bestimmt eine Katze, deshalb kann er sich so gut mit uns verständigen.“

„Glaubt ihr, dass ich noch ein Katzenbaby bin, und ihr mir solche Geschichten auftischen könnt?“ Sissi war außer sich vor Wut. „Was wollt ihr mir hier verkaufen?

Dieses rote Ungeheuer hier stinkt zum Himmel, ist groß wie ein Pferd und wiegt soviel wie ein Auto. Ich kenne keine Katzen in dieser Größenordnung. Er ist und bleibt ein Köter. Außerdem habe ich den Mann gestellt. Mir allein gebührt die Ehre und selbstverständlich bin ich ein besserer Hilfssheriff als ihr alle zusammen!“

Sam schaute mich traurig an, ließ den Kopf hängen und sagte zu Wolfgang und Helga, dass er gern nach Hause wolle.

Wolfgang und Helga verabschiedeten sich vom Kommissar, und fragten uns ob wir mitkommen wollten.

„Geht ruhig schon vor, wir sind gleich da, wir müssen hier noch so einiges klarstellen.

Sam, du musst wissen, dass du unser bester Freund bist und immer bleiben wirst.

Egal was diese weiß gelockte, komische Pudelkatze hier von sich gibt.“

Sam trottete vor Wolfgang und Helga her, ließ den Kopf noch tiefer hängen und gab keine Antwort. Der Kommissar streichelte uns noch einmal, dann stieg er in sein Auto und fuhr weg.

„Wie geht es jetzt weiter,“ fragte Sissi unternehmungslustig.

„Mit dir geht gar nichts weiter.“

Im Moment war ich zu wütend und traurig zugleich.

„Wie meinst du das?“ Sissi war sich keiner Schuld bewusst.

„Du bist zu weit gegangen, Sissi!“ sagte die Namenlose.

„Was heißt das, ich bin zu weit gegangen? Ich habe mich nur wie eine normale Katze benommen.“

„Nein, das hast du nicht. Dein Verhalten Sam gegenüber war das absolut Allerletzte.

Sam ist unser bester Freund, sogar der Jungensclub ist stolz darauf, mit ihm befreundet zu sein. Er ist was ganz besonderes, vom ersten Tag an dem wir uns kennenlernten, wuchs unsere Freundschaft. Er ist in der Lage mit uns zusammen zuarbeiten, auch wenn er nicht so frei herumlaufen kann wie wir. Seine Freundschaft ist für uns sehr wichtig, und so traurig wie er heute weggegangen ist, das wird nie mehr passieren. Das schwöre ich dir!“

Ich war noch lange nicht fertig mit Sissi, aber ich musste mal Luft holen.

„Du bist arrogant und oberflächlich, aber am liebsten magst du dich selbst und zuhören kannst du auch nicht. Mir ist schleierhaft, wie dein Frauchen mit dir zurechtkommt. Ich will mit dir nie wieder etwas zu tun haben.“

„Darüber solltest du mal nachdenken, Sissi.“ hakte die Namenlose nach.

„Hätte schön werden können, schade.“ Oskar schüttelte traurig den Kopf.

„Wo läufst du wieder herum, Sissi? Man kann dich nicht eine Minute allein lassen.“

Irene stand auf dem Bürgersteig die Hände in die Hüften gestemmt. Sissi saß nur da, und sprach kein Wort. Irene sah uns nach und dann zu Sissi.

„Irgendwie habe ich das Gefühl, dass da etwas nicht in Ordnung ist. Warst du vielleicht wieder einmal zu vorlaut? Komm nach Hause, dann essen wir zu Abend.“

Irene merkte das Sissi nicht bei der Sache war.

„Sollen wir heute schon das erste mal in unserem Haus schlafen, was meinst du?

Schlafsack und dein Körbchen habe ich dabei, das wäre doch ein Abenteuer.“

„Ja, das wäre toll.“ murmelte Sissi und trottete teilnahmslos hinter Irene her.

Kommissar Wieland saß in seinem Büro und ihm gegenüber der Mann, der es so eilig hatte. Er hatte den Mann erkennungsdienstlich unter die Fittiche genommen, Fingerabdrücke und so weiter. Er trug ein altes Shirt und verwaschene Jeans. Besonders groß war er nicht und trug den Kopf kahl rasiert.

Es stellte sich heraus, das der Mann Gerd Schwender hieß, und bei der Polizei kein Unbekannter war. Er war im Computer eingetragen mit mehreren Diebstählen undEinbrüchen. Aber die letzte Zeit war er nicht auffällig geworden. Das einzig Auffällige an ihm, war sein Geruch. Der Kommissar öffnete diskret das Fenster. Bei manchen Füßen müsste man Turnschuhe verbieten, dachte sich der Kommissar. Er hätte sich wahnsinnig gerne ein Zigarette angezündet, aber Rauchen war nicht gestattet.

„Da muss ich durch, wie ein ganzer Kerl,“ sagte er ganz leise zu der Zimmerpflanze auf der Fensterbank, „ ich werde es mit flacher Bauchatmung probieren, mal sehen ob das klappt. Würde ich dir auch empfehlen, wenn du irgendwo einen Bauch haben solltest!“ Er holte noch einmal tief Luft am offenen Fenster.

„Warum sind Sie weggelaufen, Herr Schwender? Was gab es für einen Anlass?“

„Ich dachte Sie wollten mir wegen einem alten Kram am Zeug flicken, da bin ich durchgedreht und weggelaufen.“

Der Kommissar hütete sich zu sagen, dass es mehr oder weniger Zufall war, dass er vor dem Haus gestanden hatte.

„Haben Sie etwas mit dem Überfall auf Herrn Altmeyer zu tun? Wo waren sie am Sonntagnachmittag dem fünften Juli zwischen zwölf und siebzehn Uhr? Waren sie heute Nachmittag in der Wohnung von Altmeyer?“

„Was für ein Überfall? Damit habe ich nichts zu tun. Ich bin am Sonntag spät aufgestanden und wollte mir am Kiosk frische Brötchen holen. Da habe ich einen alten Bekannten getroffen, und habe mit ihm den ganzen Nachmittag verquatscht.“

„Den Namen von dem Bekannten brauche ich, das wäre sehr hilfreich für sie, und die Adresse, aber nur wenn es nicht so viel Mühe macht.“

Kommissar Wieland musste immer öfter ans offene Fenster gehen, weil das mit der Bauchatmung doch nicht so richtig funktionierte.

„Ich weiß nicht mehr wie er heißt, und weil ich nicht weiß wie er heißt, weiß ich auch nicht wo er wohnt.“

„Gut. Also noch einmal, wo waren sie heute Nachmittag?“

„Zu Hause.“

„Kann das jemand bestätigen, haben sie Zeugen?“

„Aber ja doch, meine Freundin.“

Ein Polizeibeamter betrat das Büro und überreichte Kommissar Wieland ein Schreiben.

„Das ist nett, dass du das extra vorbeibringst, du hättest es mir auch auf den Schirm schicken können, Jordi.“

„Wenn ich gewusst hätte wie es hier riecht, hätte ich davon rücksichtslos Gebrauch gemacht. Madre mia, muy malo! Ich habe noch mehr zu sagen, aber das werde ich am Telefon erledigen. Sei nicht böse, wenn ich radikal die Flucht ergreife. Aber für manche Füße sollte man Turnschuhe verbieten.“

Jordi verließ umgehend das Büro.

Kommissar Wieland nahm das Schreiben mit ans offene Fenster und studierte es.

„Das ist ja interessant.“

Er drehte sich zu Schwender um und sah ihn herausfordernd an.

„In der Wohnung von Herrn Altmeyer sind Fingerabdrücke von Ihnen gefunden worden. Wie stehen sie dazu?“

Schwender grinste ihn unverschämt an.

„Das ist kein Wunder. Thomas, also der Sohn von Altmeyer und ich sind Schulfreunde.

In meiner Wohnung finden sie bestimmt auch jede Menge Fingerabdrücke von Thomas. Wir hingen halt viel zusammen. Im Moment ist er ja leider verhindert.“

Der Kommissar musste sich beherrschen, damit ihm vor Enttäuschung nicht die Kinnlade herunterfiel.

„Was ist das für ein Saustall hier?“, brüllte von draußen eine weibliche Stimme, die ungefähr den gleichen angenehmen Ton hatte wie eine Alarmanlage.

„Wie lange wollen sie meinen Freund noch festhalten, ihr seid die Verbrecher, nicht wir. Unschuldige Leute auf der Straße verhaften, wo leben wir denn?“

Der Kommissar öffnete die Tür.

„Sind sie die Freundin von Herrn Schwender? Wie ist ihr Name und wo wohnen Sie?“

„Da hört sich doch alles auf. Ich bin hier um meinen Freund abzuholen, das ist alles.“

„Wenn Sie nicht bestätigen können, wo er gestern Nachmittag war, bleibt er eben noch ein bisschen hier. Wir haben Zeit.“

„Also gut, mein Name ist Nicole Reimer, ich bin sechsundzwanzig Jahre alt, im Moment arbeitslos und wohne in der Bernadettenstraße.“

Nicole Reimer war groß, extrem schlank, und hatte schulterlanges weißblond gefärbtes Haar

„Jordi, kommst du bitte mal?“

Jordi und der Kommissar besprachen kurz das weitere Vorgehen. „Jordi, gehst du mit Frau Reimer in das Vernehmungszimmer, ich will nicht, dass die beiden sich sehen.“

„Kommen Sie bitte mit, Frau Reimer, mein Name ist Montroig, ich bin Kommissar und hätte ein paar Fragen an Sie.“

Nach einer Viertelstunde kam Jordi raus.

„Sie bestätigt, dass Herr Schwender den ganzen Tag zu Hause war, und von gestern Sonntag, weiß sie angeblich nichts, weil sie bei ihrer Freundin war.“

„Dann müssen wir den Schwender laufen lassen. Ich werde morgen zu dem Kiosk fahren, Schwender war angeblich den ganzen Nachmittag dort. Vielleicht kann sich der Kioskbetreiber erinnern. Aber die Freundin scheint keine Nase zu haben, wie hält sie das aus? Wenn du in unserem Büro schwarze Punkte auf dem Boden siehst, dann sind es tote Fliegen, die diese Geruchsattacke nicht überlebt haben. Sobald die beiden weg sind, werde ich mir mindestens zwölf Dosen Raumspray anschaffen und unser Büro für die nächsten Stunden unter Quarantäne stellen. Außerdem sollte man die Zimmerpflanze ein paar Stunden evakuieren!“

„Aber jetzt mal im Ernst, Stefan, ich glaube, der Schwender verschweigt uns was.“

„Ja, das glaube ich auch, aber lassen wir ihn das Protokoll unterschreiben, damit ich lüften kann.“

Wir legten einen ordentlichen Spurt hin, um Sam noch einzuholen. Als wir um die Ecke bogen, konnten wir die drei schon sehen. Sam ging ohne Leine, aber nichts interessierte ihn. Er setzte keine Duftmarken und schnüffelte auch nicht wie sonst.

Wolfgang und Helga spürten die Veränderung. Sie ahnten wohl, dass es was mit dem kleinen weißen Pudel zu tun hatte.

„Hallo Sam“, rief ich von hinten, „was hältst du davon, wenn wir uns an den Teich setzen und den Piraten alte Witze erzählen?“

„Ich habe noch ein uraltes, exzellentes, altes Schweineohr. Das würde gut dazu passen!“ steuerte Oskar bei „Meine blaue Maus kannst du auch haben, die alten Witze kennt die bestimmt noch nicht.“

„Während Laila alte Witze erzählt und Oskar mit dir sein Schweineohr teilt, könnte ich deine Ohren waschen, na wie wäre das?“

„Das ist eine gute Idee, Mama. Was hältst du davon, Sam?“

Aber Sam ging einfach weiter, und ab und zu rollte eine Träne über seine Nase.

Allein wegen diesem Anblick hätte ich Sissi gerne die Locken lang gezogen, und ihrem Gesicht eine neue Form gegeben, irgendwie runder, oder besser gesagt geschwollener, mit ein paar hübschen Beulen verziert. Laura und Sebastian saßen mit Holger und Marion auf der Terrasse und genossen den schönen Sommerabend.

Franziska, die kleine, süße, schwarze französische Bulldogge hatte wie immer ihren Stoffhasen dabei, und freute sich uns zu sehen. Sam sah sie nur traurig an, ging nach nebenan in sein Haus und verkroch sich in sein Körbchen. Verwundert sahen ihm alle nach.

„Was ist mit ihm?“ fragte Laura. „Warum ist er so traurig?“

Wolfgang und Helga erzählten was vorgefallen war, von der Flucht des jungen Mannes, und wie Sam schließlich die Flucht vereitelte.

„Aber das ist nicht der Grund warum Sam so traurig ist. Es war ein kleiner, weißer Pudel dabei, und wir haben das Gefühl, dass diese Pudeldame zu diesem Gefühlschaos bei getragen hat.“ Wolfgang hob resigniert die Schultern.

„Du meinst, er ist verliebt?“ hakte Laura nach.

„Das ist gut möglich,“ meinte Helga. „ Aber das Pudelmädchen war gar nicht gut auf Sam zu sprechen!“

Mein Sam, verliebt in eine andere Frau? In dieses in sich selbst verliebte Miststück?

Ich konnte es nicht fassen, und wollte umgehend mit der Namenlosen darüber sprechen.

„Man kann nicht vorher bestimmen in wen man sich verliebt. Das musst du doch am besten wissen, Laila. Erinnere dich mal an Mephisto, weißt du noch? Du hast dich dagegen gewehrt, aber hat es was genützt?“

„Nein, und ich finde immer noch, dass er der schönste Kater auf der ganzen Welt ist.“

„Siehst du. Aber ich glaube hier geht es nicht nur um´s Verliebtsein. Sissi kann sich fast so frei bewegen wie wir. Sam hat das Gefühl, das er nicht richtig dazu gehört und das Sissi letzten Endes recht hat. Er wird immer nur in Begleitung von Menschen unterwegs sein können.“

„Aber seine Menschen sind gut für uns,“ meinte Oskar. „Unsere Menschen sind gut für uns, ohne sie wäre es das letzte Mal mit diesem Katzenkiller nicht gut ausgegangen.“

Franziska setzte sich zu uns und meinte, sie würde Sam ihren Stoffhasen für eine Nacht ausleihen. Morgen würde es ihm dann mit Sicherheit besser gehen.

„Das nenne ich Freundschaft, Franziska,“ sage ich respektvoll. Der Stoffhase war neben ihren Menschen das wichtigste für Franziska, und sie trennte sich nie von ihm.

Wolfgang und Helga hatten auf der Terrasse Platz genommen und Sebastian servierte ihnen ein Getränk. Sie sprachen zusammen mit den anderen über Herrn Altmeyer und sein unglückliches Schicksal.

Franziska ging mit ihrem Stoffhasen durch den Garten zu Sam´s Haus, legte kommentarlos den Stoffhasen in Sam´s Körbchen und kam gleich darauf zurück. Sam nahm mit den Pfoten den Stoffhasen an sich und legte seinen riesigen Kopf darauf. Helga wollte aufstehen und den Stoffhasen zurück holen. Aber Marion wehrte ab.

„Das geht schon in Ordnung. Ich habe das Gefühl, dass das für Franziska sehr wichtig war, und Sam tut es auch gut.“

Am nächsten Tag war Kommissar Wieland auf dem Weg zum Kiosk. Im Auto lief nicht gerade geräuscharm eine CD von Metallica. Neben ihm saß Jordi und drehte das Radio noch einen Stich lauter. Als sie am Haus von Altmeyer vorbei kamen, sahen sie, dass die Kellertür aufstand und blieben stehen.

„Das sehen wir uns an, Altmeyer ist ja die nächste Zeit noch im Krankenhaus, mal sehen wer da ist, Jordi.“

Hinter der Kellertür kam ihnen Sissi entgegen und bellte zur Begrüßung. Irene versorgte die Kaninchen und säuberte die Ställe. Als Sissi bellte unterbrach sie ihre Arbeit und drehte sie sich um.

„Darf ich vorstellen, das ist mein Kollege Kommissar Jordi Montroig. Er ermittelt ebenfalls in diesem Fall.“

„Que tal, Senor. Sie haben einen schönen katalanischen Namen.“

„Ja, das stimmt, Frau Mannsfeld. Ich bin von Barcelona. Vor über zwanzig Jahren bin ich mit meinen Eltern nach Deutschland gekommen. Es gefällt mit sehr gut hier.“

Montroig war etwas größer als Wieland, siebenunddreißig Jahre alt, hatte schwarze Haare und dunkle Augen. Er war schmal gebaut und trug ein rotes Shirt und Jeans.

„Sie sprechen spanisch?“ fragte Kommissar Wieland neugierig.

„Nicht so gut, ein paar Brocken. Ich war viel in Madrid und Barcelona und hatte meine Sachen auf Ausstellungen präsentiert.“

„Sind sie Künstlerin?“ fragte Montroig interessiert.

„Ja, ich versuche es zumindest. Ich habe in München und Berlin studiert, und war anschließend noch für zwei Jahre in Frankreich, in der Provence. Bilder und Plastiken sind mein Metier.“

„Sie sollten nicht alleine hier sein. Wir wissen immer noch nicht, was der oder die Einbrecher gesucht haben. Der Mann, der ein paar Häuser weiter Hals über Kopf aus seiner Wohnung flüchtete, mussten wir wieder laufenlassen. Aber es könnte trotzdem sein, dass er mit dieser Sache zu tun hat.“

„Das ist richtig Herr Montroig. Aber die Kaninchen müssen versorgt werden, wie soll das gehen? Sollen sie vielleicht ins Tierheim?“

„Wir haben hier oft zu tun, und schauen ab und zu vorbei.“ sagte Montroig.

Die Kommissare verließen den Garten und Sissi begleitete sie.

„Ich passe auf Frauchen auf, auf mich könnt ihr euch verlassen!“

„So, so, wir haben hier also viel zu tun“, grinste Wieland.

„Ihre Augen! Ich habe noch nie so schöne blaue Augen gesehen, ingredibile!“

Sie suchten in der Nähe des Kiosk einen freien Platz und machten sich auf den Weg.

Die Kioskbesitzerin hatte geöffnet und war dabei die Werbeschilder für die Zeitschriften aufzustellen.

„Guten Morgen, ich bin Kommissar Wieland und das ist mein Kollege Montroig.

Dürfen wir ihnen ein paar Fragen stellen? Gibt es bei ihnen frischen Kaffee?“

Die Kommissare zeigten beide ihre Ausweise.

„Frischen Kaffee bekommen Sie bei mir auch ohne Ausweis. Hätten Sie noch eine Frage?“

Kommissar Wieland zeigte ein Foto von Schwender. „Können sie sich an diesen Mann erinnern?“

Die Kioskbetreiberin stellte zwei dampfend heiße Kaffee auf die Theke und sah sich das Foto an.

„Ja, klar. Das ist Gerd. Er kommt sogar ziemlich oft vorbei.“

„Wissen Sie, wann er das letzte Mal da war?“ Jordi nahm einen ordentlichen Schluck von dem Kaffee und nickte anerkennend.

„Ja, ziemlich genau sogar. Am Sonntagmittag, so ca. zwölf Uhr tauchte er hier auf.

Eine Viertelstunde später traf er hier einen Mann, mit dem er sich lange unterhielt, das heißt der Andere hat auf ihn eingeredet, und Gerd hat zugehört. Über was sie sich unterhielten, kann ich leider nicht sagen, ich hatte noch andere Gäste.“

„Wie sah der Mann aus, können Sie ihn beschreiben?“ Stefan kramte seinen kleinen Notizblock aus der Tasche und wartete.

„Er war ungefähr einmeterfünfundsiebzig groß, ich schätze so zwischen dreißig und fünfunddreißig Jahre, schlank, kurze blonde Haare, modern gestylt. Seine Klamotten sahen ziemlich teuer aus, also vom Erscheinungsbild her wollte er nicht so recht zu Gerd passen..“

„Sie haben eine sehr gute Beobachtungsgabe, würden Sie den Herrn wieder erkennen? Konnten Sie sehen was er für ein Auto hatte?“

„Den würde ich auf alle Fälle wieder erkennen. Aber sein Auto konnte ich leider nicht sehen. Tut mir leid.“

Stefan hatte fleißig Notizen gemacht.

„Haben Sie sonst noch was für uns interessantes gesehen?“

„Hier an meinem Kiosk erlebe ich so manches. Es kommen viele Rentner die ihren Kaffee trinken, und aus ihrem Leben erzählen. Aber auch Arbeitslose, wie eben Gerd.

Er lässt sich schnell für etwas begeistern, ist ziemlich labil und war bei der Auswahl seiner Freunde leider oft naiv. Aber das wissen Sie bestimmt, er hat ja auch schon eingesessen. Richtig interessant war für mich, dass ich gestern Besuch von einer Katze bekam. Das müssen Sie sich vorstellen, auf dieser Hauptverkehrsstraße. Zwei andere Katzen saßen auf der gegenüberliegenden Straßenseite und trauten sich nicht die Straße zu überqueren. Sie hat sich hier umgesehen, als ob sie was suchen würde, dann lief die hübsche, getigerte Katze zu den anderen zurück. Ich war heilfroh, dass nichts passiert ist. Ich weiß gar nicht warum ich ihnen das erzähle, das interessiert Sie bestimmt nicht.“

„Die Katzen auf der anderen Straßenseite, war das eine kleine Schwarze und ein riesengroßer, Schwarzweißer den man auch schon mal für einen Hund halten könnte?“

Die Kioskbetreiberin sah Stefan ungläubig an.

„Ja, genau.“

Stefan grinste.

„Beim nächsten Kaffee, bringen wir mehr Zeit mit, dann kann ich was erzählen.“