Schwarze Katze...und die Erinnerung aus dem Jenseits - Elvy Jansen - E-Book

Schwarze Katze...und die Erinnerung aus dem Jenseits E-Book

Elvy Jansen

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Beschreibung

Mehrere junge, bildhübsche Frauen werden auf bestialische Art und Weise umgebracht, misshandelt, und auf einem Grab eines alten Friedhof deponiert. Man weiß nichts über ihre Identität, und in der Kleinstadt sind sie völlig unbekannt. Die Kommissare Wieland und Montroig tappen im Dunkeln. Gibt es in ihrer Stadt einen Serientäter? Und warum wurden die jungen Frauen umgebracht? Immer wieder taucht eine junge Frau namens Josefine auf, die anscheinend genau in das Beuteschema der Morde passt. Ist auch ihr Leben in Gefahr? Wieland und Montroig tauchen tief in die Vergangenheit ein, um dem Wesen des Verbrechens näher zu kommen. Und sie müssen mit Entsetzen feststellen, dass das Verbrechen nicht vor ihrer Haustür stehen bleibt! Laila, die mittlerweile wohl bekannte, schwarze, kleine, freche Katze, und ihre durchgeknallte Katzengang werden in diesem Fall mehr oder wenig freiwillig involviert. Laila durchlebt eine Identitätskrise die sich gewaschen hat. Aber sie wäre nicht Laila, wenn sie diese durchaus extreme schwierige Situation, nicht für sich, und die Kommissare nutzen würde. Es gelingt ihnen unter "gewissen Umständen" Licht in das geheimnisvolle, und mystische Dunkel zu bringen. Aber es ist nicht ungefährlich und dieser Fall verlangt von ihnen große Opfer...

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Dieses Buch ist der Liebe gewidmet...

Sie ist das tragischste, traurigste, tiefgreifendste, und zugleich schönste Element in unserem Leben...

Sie ist das Erste, was uns schon beim ersten Atemzug begegnet, und wenn wir ganz viel Glück haben, auch bei unserem letzten.

Mit verbissener Entschlossenheit wurde die Arbeit am Computer erledigt. Alles war perfekt. Der Mann starrte fasziniert auf den Computerbildschirm.

„Wie viele bezaubernde und schöne Frauen es doch gibt!“

Sein Blick war entschlossen, und, er wusste was er wollte. Sein System würde früher oder später unweigerlich zum Ziel führen…

Die junge hübsche Frau, mit den langen schwarzen Haaren, blieb in der Stadt vor dem Schaufenster eines dieser Modehäusern stehen, und sah sich die Auslagen an. "Das gibt es doch nicht. So viel Glück kann ein Mensch doch gar nicht haben."

Neben diversen Shirts und Pullis interessierte sich die junge Frau für ein ganz bestimmtes Artefakt. Hinter der großen Scheibe stand eine Schaufensterpuppe. Sie trug eine schwarze Hose und eine eng anliegende, Figur betonende, schwarze, gut geschnittene Jeansjacke. Auf der Jacke prangte ein rundes rotes Schild: "Superangebot" war darauf zu lesen; "Heute nur 39 Euro!"

Aber dann blickte sie auf die vielen Einkaufstüten in ihrer Hand. "So ein Mist! Hätte ich doch nur mit den anderen Sachen gewartet. So lange schon wollte ich diese dämliche Jacke haben, aber sie war mir immer zu teuer. Aber anprobieren kann ich sie trotzdem... Vielleicht gefällt sie mir überhaupt nicht, wenn ich mich darin im Spiegel sehe." Die junge Frau betrat den Laden und suchte zielstrebig nach dem Objekt ihrer Begierde.

"So etwas bekomme ich so schnell nicht wieder," dachte sie, und überlegte fieberhaft, wie sie die Finanzierung dieses absolut heißen Teils zustande bringen könnte. Sie sah zwei der Jacken an einer Stange hängen. Sie sah auch, dass es die letzten waren.

Mit kundigem Blick hatte sie festgestellt, dass sich sonst nirgendwo im Laden noch andere davon befanden. Zwei junge, extrem gestylte Damen mit einem Haufen Glitzer auf ihren Klamotten steuerten ebenfalls auf den Stand zu, an denen die heißbegehrten Teile auf neue Besitzer warteten. An den geschätzten Konfektionsgrößen der Mädels konnte sie erahnen, dass die stylischen Teile ihnen sehr wohl passen könnten. "Schau doch mal, wäre das nichts für uns?" frohlockte die Blonde von dem Duo. "Wenn wir ein paar Pailletten und Straßsteinchen darauf nähen, könnte es passen," antwortete die andere des Duos. Dabei wackelte ihre rosa Mütze mit Regenbogeneinhorn und jeder Menge Glitzer gefährlich auf dem Kopf.

"Bitte nicht, Mädels," sagte sie leise. "Das ist nichts für Barbie Girls. Ich würde jetzt sehr gerne verhindern, dass ihr diese Jacken dermaßen verunstaltet. Das ist ja der reinste Kulturschock!“. Sie legte einen schnellen Schritt zu und überlegte, wie sie die Mädels ausbooten könnte. In ihrer Phantasie sah sie sich mit einem gewaltigen Karatesprung über die Beiden springen, im Flug die Jacken ergreifen, und erst an der Kasse wieder zu landen. Von der Seite trat plötzlich ein Mann auf die beiden zu. Er war sehr dezent, aber teuer gekleidet. "Entschuldigt bitte. Kennt ihr euch in diesem Laden aus? Wo finde ich denn hier Boxershorts?"

Interessiert musterten die Mädchen den Mann. "Also hier auf keinen Fall. Wenn du weiter geradeaus gehst, landest du höchstens bei der Damenwäsche."

"Du musst zwei Stockwerke höher fahren. Dort bist du richtig, und findest alle möglichen Sorten..." Das Mädchen mit dem Glitzereinhorn schenkte dem Mann ein strahlendes Lächeln. "Sogar welche mit Herzchen."

"Mit dem Body siehst selbst du darin bestimmt spitze aus." Das zweite Mädchen warf dem Mann einen heißen Blick zu. Er lächelte sie kurz und unverbindlich an.

"Danke."

Die Mädchen wollten sich noch weiter mit dem interessanten Mann unterhalten, aber er hatte sich bereits abgewandt.

Die junge Frau nutzte das kurze Intermezzo und ging unauffällig aber flott zu den Jeansjacken. Die Mädchen warfen ihr einen bösen Blick zu, weil sie sich beide Jacken von der Stange geschnappt hatte. Das begonnene Gespräch mit dem anziehend wirkenden Mann, wollten die Mädchen gerne vertiefen, aber er schien keinerlei Interesse mehr an ihnen zu haben, und so zogen sie beleidigt von dannen. Sogar das Regenbogenvieh auf der Mütze schien zu schmollen. Von ihrer Konfektionsgröße war nur noch ein einziges Exemplar da. Zögerlich zog sie die Jacke an, und hoffte so halb inbrünstig, dass sie unzufrieden mit ihrem Spiegelbild war. Noch bevor sie den Spiegel erreichte, sagte eine markant rauchige Stimme hinter ihr: "Ich wusste es doch! Die ist wie für dich gemacht."

"Woher willst du das wissen?" antwortete die junge Frau irritiert, und schaute sich um, zu wem diese Stimme gehörte. Das Erscheinungsbild dieses männlichen Individuums wirkte äußerst attraktiv auf sie, und es war fast so, als wäre die Jacke nur noch Nebensache...

"Ich habe Augen im Kopf und kann damit ganz gut sehen. Die schwarze Jacke lässt deine blauen Augen strahlen. Unfreiwillig habe ich deinen Dialog mit der Schaufensterpuppe mit angehört. Aber leider habe ich auch gesehen, dass die beiden Mädels scharf auf das Teil waren...Da blieb mir doch gar nichts anderes übrig, als sie zu blockieren."

"Du hast eine beängstigend gute Beobachtungsgabe. Ich weiß ganz ehrlich gesagt nicht, ob mir das gefallen soll." Unsicher lief sie vor den Spiegel. Die Jacke gefiel ihr außerordentlich gut. Der Schnitt war fabelhaft und betonte ihre schmale Taille. Dieser Typ hatte so was von recht. Ihre blauen Augen kamen sehr gut zur Geltung...vielleicht strahlten sie aber auch aus einem ganz anderen Grund.

"Entschuldigung. Ich wollte dich nicht stören, und auf keinen Fall wollte ich dir zu nahe treten. Tut mir leid."

Die junge Frau sah im Spiegel, dass der Mann hinter ihr stand, und im Begriff war zu gehen. Sie vernahm einen Hauch seines Herrenduftes. Sinnliche Zeder mit einer Spur von Zitronengras. Sie spürte, wie sich ihre Nackenhärchen aufstellten.

"Bist du immer so schnell beleidigt?"

Der Mann lächelte sie an. "Na ja, ich sag's mal so, bevor du dich über mich beschwerst, von wegen ich würde dich anbaggern und so, ziehe ich lieber die Reißleine. Die Jagd war erfolgreich, du hast die Jacke erbeutet und das Ziel erreicht."

Jetzt war es an der jungen Frau zu lächeln. Sie warf mit einer gekonnten Bewegung ihre langen schwarzen Haare zurück. "Also, du baggerst mich nicht an? und... du wolltest mir nur sagen, dass mir die Jacke gut steht? Das hast du hiermit getan."

Sie griff in die Tasche, um nach ihrem Handy zu greifen.

Der Mann trat einen Schritt auf sie zu. "Was machst du jetzt? Rufst du irgendwelche Freundinnen an, die dich vor mir beschützen oder befreien sollen. Das brauchst du nicht. Ein Wort und ich bin weg."

Der Hauch von Zeder hüllte sie ein, und schien sie auf eine geheimnisvolle Reise mitnehmen zu wollen. Die junge Frau musste lachen. "Nein! Wenn ich dich loswerden will, sage ich es dir. Dazu brauche ich niemanden. Ich muss nur meinen Kontostand checken, ob ich mir diese Jacke noch leisten kann." Sie ärgerte sich, dass sie einem wildfremden Typen hier mitteilte, dass sie vielleicht Probleme hatte, diese Jacke zu erstehen. Voriges Wochenende hatte sie in einem Restaurant ausgeholfen, und der Lohn war schon auf ihrem Konto verbucht. Erleichtert lächelte sie den Mann an.

"Das Teil gehört mir. Und die andere Jacke nehme ich auch noch mit. Ich danke dir, dass du sie so heldenhaft verteidigt hast."

"Man tut was man kann! Freut mich, wenn ich zu Diensten sein konnte."

"Kannst du auch normal sprechen? Ich meine nicht so in diesem Biedermeierstil? Aber eigentlich passt deine Art zu quatschen zu deinen Klamotten."

"Was stimmt nicht mit meiner Garderobe?"

"Siehst du, genau das meine ich. Nein, Spaß beiseite, deine "Garderobe" wie du dich auszudrücken pflegst, ist edel und teuer. Ich meine nur, dass du etwas zu jung für diese Art Klamotten bist...Aber es geht mich überhaupt nichts an, denn sie stehen dir gut."

"Ich gebe mir Mühe und gelobe eventuell Besserung. Soll ich mir auch so eine schwarze Jeansjacke anschaffen?"

"Warum nicht?"

"Ich könnte jetzt einen großen Kaffee vertragen. Kommst du mit oder ist das dann schon wieder anbaggern?"

"Das ist mir egal. Einen Cappuccino könnte ich jetzt auch gebrauchen."

Eine Viertelstunde später saßen sie in einem gemütlichen Café und unterhielten sich angeregt.

"Was machst du so?"

"Ich arbeite in einem Labor in unserer Stadt. Meine Firma ist in dieses neue schicke Industriegebiet umgezogen. Da habe ich mir etwas außerhalb der Stadt eine gemütliche Dachwohnung gemietet.

In dem Viertel sind die Wohnungen nicht so teuer, wie hier in der Stadt, und ich kann jeden Morgen mit dem Bus direkt bis vor die Firma fahren. Besser gehts nicht."

" Was arbeitest du denn in dem Labor?"

"Wir untersuchen Lebensmittel auf verbotene Rückstände und so. Wir untersuchen aber auch Bakterienstämme und machen Testreihen für neue Medizin. In der Krebsforschung sind wir erst am Anfang denn die Abteilung ist noch recht klein. Ich sage immer so, wenn die Leute wüssten, was sie manchmal arglos zu sich nehmen, würde ihnen das Essen und die Medikamente quer im Halse stecken bleiben."

"Oh je, hast du auch schon einmal den Fall erlebt, dass mit Essen ein Mensch vergiftet wurde?"

"Ich bin mir absolut sicher, wenn ich die Chemie, die ich in den Lebensmitteln so finde, komprimieren würde, könnte ich einen Menschen um die Ecke bringen."

"Du machst mir Angst! Wenn du mich loswerden wolltest, könntest du mir einen Cocktail aus deiner Hexenküche, also aus deinem Labor, mixen und mich flach legen."

Die junge Frau sah dem Mann tief in die Augen und spielte mit einer Haarsträhne. "Da könntest du recht haben. Aber über das flach legen möchte ich mich hier nicht äußern."

„Okay! Dann bin ich gespannt, wann du das erste vernünftige Mittel gegen Krebs entwickelst.“

„Das wäre schön.“

Sie verbrachten den Nachmittag gemeinsam in dem gemütlichen Café, wobei die junge Frau feststellte, dass der Mann intelligent war und einen gewissen Humor besaß. Nach zwei Cappuccinos hatte der Mann die Idee, dass es doch mittlerweile Zeit für einen schönen Aperitif wäre.

"Hier gibt es einen hervorragenden Prosecco. Sollen wir einen probieren?"

"Warum nicht?"

Auf den einen Prosecco folgte der nächste.

"Musst du nach Hause?"

"Warum willst du das wissen?"

"Weil du seit zehn Minuten ständig auf die Uhr siehst. Wartet jemand auf dich? Dann beenden wir unser Gespräch hier und jetzt. Ich will niemandem in die Quere kommen."

Die junge Frau schob ärgerlich den Ärmel ihres Shirts über die Uhr, damit sie aus ihrem Blickwinkel verschwand. "Ich kann mir die Wohnung alleine nicht leisten, oder ich müsste mir noch einen Job suchen. Darauf hatte ich keine Lust, deshalb habe ich mir eine Mitbewohnerin gesucht, eine Schulfreundin von mir."

"Bekommt sie die andere Jacke?"

"Ganz genau. Sie gibt heute Abend ihren Einstand, sie kocht, und hat ein paar Freunde eingeladen. Ich glaube, ich muss jetzt wirklich gehen."

"Das ist natürlich ein Grund. Ein sehr handfester Grund." Er lächelte sie wehmütig an. "Sehr schade. Ich kenne einen Italiener um die Ecke, der macht mit Abstand die besten Spaghetti die du je gegessen hast. Und der Prosecco sprengt jeden Rahmen. Na ja, was solls. Brechen wir das Ganze ab. War schön dich kennen zu lernen, und vielleicht..."

Der Duft seines Eau de Toillettes tanzte vor ihrer Nase, und war gerade dabei alle ihre Sinne zu erobern. Zu dem Zedernduft und Zitronengras konnte sie noch eine feine Nuance von Leder erahnen.

"Weißt du in welchem Land Zedern wachsen?"

Seine Augen waren fragend auf sie gerichtet. "Zedern? Warum um Himmelswillen willst du das wissen? Ich glaube im Libanon, bin mir aber nicht sicher.“

"Oooch nur so. Ist mir spontan so eingefallen." Sein Lächeln war unwiderstehlich. Es war ihr unerklärlich, warum sein Lächeln so magisch auf sie wirkte.

"Ich könnte sie anrufen, dass es später wird," hörte sie sich selber ungläubig sagen.

"Also wenn schon, denn schon! Dann sage ihr, dass es später wird, viel später."

"Eine Sprachnachricht würde wahrscheinlich auch genügen."

"Es lebe die Unabhängigkeit und der freie Wille."

Das Essen in der Pizzeria war sehr gut. Sie hatte in ihrem ganzen Leben noch nie so gute Spaghetti gegessen. Und der Prosecco hielt wirklich die Qualität, die ihr versprochen worden war.

"Was machen wir mit dem angebrochenen Abend? Ach ich vergaß. Deine Mitbewohnerin wartet auf dich. Soll ich dir ein Taxi bestellen?"

"Ich hasse Taxis."

"Das kann sein, aber Auto fahren kannst du auf keinen Fall mehr."

"Habe ich gesagt, dass ich Auto fahren will? Ich habe gar kein Auto. Das gibt mein Budget noch nicht her. Aber ich könnte noch so einen Prosecco vertragen..." Sie lächelte ihn an, und dachte, ich muss hochgradig bekloppt sein. "Es muss ja nicht unbedingt hier sein."

"Na so was! Da hätte ich doch glatt einen Vorschlag. In meiner Bude habe ich von diesem italienischen Edelgesöff mehr als genug."

"Und wie komme ich nach Hause?"

"Willst du denn nach Hause?"

"Frage mich morgen."

Die junge Frau hatte einen angenehmen Schwips. Alles war so leicht und beschwingt. Außerdem hatte sie wahnsinnige Lust, sich die Augen des Mannes näher anzusehen, viel näher. Sie wollte die Hälfte der Rechnung übernehmen und legte das Geld auf den Tisch.

"Das ist schon erledigt. Steck das Geld ein, aber ich muss dir sagen, dass ich trotzdem ein Taxi gerufen habe. Ist das schlimm? Ich will nämlich auch kein Auto mehr fahren, denn ich wohne etwas außerhalb."

"Wenn die Fahrt zu lange dauert, sollten wir Reiseproviant mitnehmen. Lass dir hier etwas einpacken."

"Du bist so herrlich unkompliziert."

"Insofern ist es mir also vollkommen egal. Hoffentlich fahren wir nicht zu lange, ich hätte gerne, dass der momentane Zustand anhält. Wenn mich die Wirklichkeit einholt, kann ich für nichts garantieren, und lasse dich im Regen stehen.“

"Das werde ich zu verhindern wissen, denn ich werde mir alle Mühe geben." Er küsste sie sanft auf den Mund. Sie spürte, wie dieser Kuss gewisse Rezeptoren ihres Körpers anfeuerte, und in ihrem Bauch ein äußerst angenehmes Kribbeln hervorrief.

"Hast du noch mehr davon?" hauchte sie ihm ins Ohr.

"Ich habe alles was du dir nur vorstellen kannst."

"Du kannst dir gar nicht vorstellen, was ich mir alles vorstellen kann."

Das Taxi fuhr sie aus der Stadt heraus. Die junge Frau hatte allerdings nur Augen für ihn. Irgendwann waren sie in einer Wohnung, die die junge Frau wenig interessierte. Sie nahm nur wahr, dass das Appartement stilvoll und teuer eingerichtet war. Eigentlich ein wenig zu klassisch für einen Mann seines Alters. "Im Prinzip passt die Einrichtung zu seiner Ausdrucksweise," dachte die junge Frau. Der Mann geleitete sie ins Wohnzimmer. Sie nahm auf dem teuren, hellbeigen, aus echtem Leder bestehenden Sofa Platz. Auf dem Sofa war ein Kissen, auf dem die Marke eines Whiskeys prangte. Der junge Mann verschwand, und kam kurz darauf mit einer eisgekühlten Flasche Prosecco und zwei Gläsern zurück.

"Du hast eine tolle Bude......du scheinst schon richtig gut Kohle zu verdienen. Aber du kannst doch kaum älter als ich sein. Oder bist du von Beruf Sohn?"

"Jetzt beleidigst du mich zutiefst. Natürlich bin ich ein Sohn wie alle anderen auch, und ich komme aus einer Familie, in der alles für meine Ausbildung getan wurde, wie man so schön sagt, aber ich muss mir mein Geld selbst verdienen. Die ein oder andere Geschäftsidee war schon hilfreich. Das funktioniert auch wenn man noch keine Dreißig ist."

Er öffnete die Flasche und schenkte zwei Gläser ein. Sie schaute aus dem Fenster.

"Wow! Hat man hier eine tolle Aussicht. Auf diesem Balkon würde ich gerne einmal den Sonnenuntergang erleben."

"Was hält dich davon ab?" Er reichte ihr das Glas. "Du solltest ersteinmal den Sonnenaufgang in meinem Schlafzimmer sehen."

Die junge Frau trank einen Schluck dann lächelte sie vielsagend. "Donnerwetter. Dieses Gesöff ist wirklich Klasse. Aber was machen wir zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang?"

Der Mann lächelte. Seine Augen zogen sie in ihren Bann wobei sich ihr Herzschlag beschleunigte.

"Mein Name ist übrigens Lorenz und..... ich hätte da so ein paar Möglichkeiten..."

Die Nacht war kalt und ungemütlich. Über den Feldern bildeten sich fahle Nebelbänke, die sich immens vergrößerten, zur dichten Wand wurden, und unaufhaltsam auf die kleine Stadt zutrieben. Sie schienen jedes Leben zu unterdrücken, und die Menschen waren froh, wenn sie ihre Häuser nicht mehr verlassen mussten. Mit dem Nebel verschwanden die Sterne, und die Welt wirkte plötzlich isoliert und unheimlich. Die Straßenlaternen konnten mit ihrem Licht noch nicht einmal den Boden erreichen, und wirkten wie leuchtende, schwebende Objekte. Um Mitternacht, als sich der Nebel wie Watte über die Stadt gelegt hatte, war die Sicht nur noch so gering, dass man Probleme hatte, die eigene Hand zu erkennen. Der zentral gelegene Erholungspark war überhaupt nicht mehr wahrzunehmen. Er verschwand in einem Nichts aus grauschimmerndem Weiß, und selbst die Tiere der Nacht ließen keinen Laut von sich hören. Auf dem alten Friedhof, der direkt neben dem Erholungspark lag, war schemenhaft die riesige Silhouette eines schwarzen Engels mehr zu erahnen als zu sehen. Aber ein seltsamer Schatten schien sich in dem Nebel zu bewegen, als wäre er nicht vorhanden.

Bevor er in das Auto stieg, welches als einziges noch auf dem Parkplatz stand, der von Besuchern des Erholungsparks und des alten Friedhofs genutzt wurde, sah er sich um. Außer seiner eigenen Person konnte er nichts entdecken. Auf eine seltsame Weise fühlte er sich jedoch beobachtet, er setzte sich in sein Auto, blieb noch eine Weile stehen, und seine Augen suchten fieberhaft das undurchdringliche Weiß des Nebels ab. Aber nichts bewegte sich, niemand tauchte auf. Das Auto fuhr vom Parkplatz, tauchte in dem Nebel ein, und schien im Nichts zu verschwinden. Für einen kurzen Moment leuchteten im Scheinwerferlicht zwei intensiv grüne Augen auf.

Am späten Vormittag zog sich der Nebel endlich zurück, und die Sonne vertrieb mit ihren Strahlen auch die letzten Reste der ungemütlichen kalten Nacht. Die Bäume im Park schillerten in allen möglichen Farben, die der Herbst zur Verfügung stellte. Von feuerrot über braun bis hin zu wunderbaren Goldtönen war alles vertreten. In dem kleinen See im Stadtpark waren die Kinder der Schwaneneltern schon soweit heran gewachsen, dass sie von den erwachsenen Vögeln kaum noch zu unterscheiden waren, und sie wagten sich schon daran, erste Ausflüge allein zu unternehmen. Einige Enten hatten es sich in dem immer noch feuchten Gras gemütlich gemacht, und ließen sich von der Sonne aufwärmen. Ein großer Hund bellte die Enten an, und wollte sie in das Wasser scheuchen. Aber der Schwanenvater sah das etwas anders, fauchte den Hund an, und ging drohend mit gespreizten Flügeln auf ihn zu. Der Hund stellte daraufhin fest, dass ein Holzstöckchen viel interessanter als Enten war, und zeigte seinem Herrchen stolz seine Beute. Ein leichter Wind trieb die bunten Blätter der Bäume vor sich her und spielte mit ihnen, bevor sie weich auf der Wiese landeten. Ein fünfjähriges Mädchen machte begeistert Jagd auf die Blätter, und versuchte sie zu fangen, bevor sie den Boden berührten. Ein besonders schönes rotes Ahornblatt wehte leider über den Zaun, und war somit für das Kind unerreichbar. Neugierig lief das Mädchen zu dem Zaun, um nachzusehen, wo denn die Reise des Ahornblattes endete. Auf der anderen Seite des Zauns befand sich der alte Friedhof der Stadt. Das Blatt streifte einen überlebensgroßen, durch Wind und Wetter fast schwarz eingefärbten Engel aus Bronze, glitt langsam herunter, und blieb auf seiner geöffneten Handinnenfläche liegen. Die andere Hand ruhte auf einem Grabstein. Das Mädchen stemmte ihre kleinen Füße in den Zaun und kletterte daran hoch.

"Das ist mein Blatt, das gehört dir nicht. Hier fallen noch genügend andere. Die kannst du dir holen."

"Aber was machst du denn da?" rief die Mutter des Mädchens. "Du kannst doch nicht einfach über den Zaun klettern. Komm sofort zurück. Wir wollen doch noch einkaufen gehen."

"Aber ich brauche dieses wunderschöne Ahornblatt. Es ist das schönste, was ich je gesehen habe. Ich werde nie wieder so eines finden. Nie wieder!" Schon war das Mädchen leichtfüßig über den Zaun geklettert und war auf dem Weg zu dem großen Engel.

"Schaff dir Kinder an, hieß es," schimpfte die junge Mutter. „Da erlebst du was, hieß es." Murrend sah sie sich um, ob sie jemand beobachtete. Aber im Park waren nur ein älteres Ehepaar mit einem Hund, und ein Radfahrer, die keinerlei Interesse zeigten, und ihres Weges zogen. "Du wirst völlig neue Grenzen kennenlernen, hieß es." Sie sah sich noch einmal um, und ärgerlich kletterte sie umständlich über den Zaun. "Was heißt hier Grenzen? Meine Tochter überschreitet ständig irgendwelche Grenzen. Und an meiner Fitness sollte ich auch mal wieder arbeiten. Ich war schon einmal besser." Schnaufend sah sie sich nach ihrer Tochter um. "Warte auf mich." Sie sah wie ihre kleine Tochter auf den Engel zulief. "Ich bin gleich bei dir. Ich hoffe dieses Ahornblatt ist diese ganze Mühe wert."

"Ich sehe es doch schon liegen, Mama! Der Engel passt extra auf mein Blatt auf und hält es in seiner Hand."

"Und was machst du“, ... die junge Mama musste kurz innehalten, weil sie nach Luft schnappen musste.... "wenn der Engel das Blatt selbst behalten möchte, weil es ihm ebenfalls sehr gut gefällt?"

"Will er nicht. Das habe ich schon mit ihm abgesprochen. Und sieh doch einmal was er hier für eine Auswahl hat." Die Fünfjährige drehte sich mit weit ausgebreiteten Armen einmal im Kreis.

Endlich hatte die junge Mama ihre Tochter erreicht. "Also wenn alles abgesprochen ist, dann lass uns dieses Blatt nehmen, damit wir endlich einkaufen gehen können. Außerdem wollten wir doch noch einen großen Kakao in unserer Lieblingsbäckerei trinken."

"Aber einen ganz Großen."

"Da bin ich ganz bei dir!"

Sie nahm ihre Tochter an die Hand, weil ihr auf dem Friedhof etwas mulmig zumute war. Zusammen gingen sie an das Grab mit dem überlebensgroßen schwarzen Engel, der auf sie, ganz im Gegensatz zu ihrer Tochter, etwas unheimlich auf sie wirkte. Der Engel hatte sein Gesicht mit einem entrückten Lächeln gen Himmel gerichtet.

"Na, den Blick kenne ich,"flüsterte die Mama dem Engel zu. "Es ist zwar schon ein paar Jahre her, aber würdest du mir trotzdem mitteilen, ob eine gewisse Art zu rauchen für dein Grinsen verantwortlich ist?"

"Schau mal Mama, was der für herrliche Flügel hat. Sie reichen fast bis zum Boden. Aber der raucht doch nicht. Engel rauchen nie. Wie kommst du bloß darauf? Stell dir doch nur einmal vor, dein Schutzengel, der immer auf dich aufpasst wenn du wieder einmal viel zu schnell Auto fährst, würde an einer Ecke stehen bleiben, weil ihm gerade danach ist, um eine Zigarette zu rauchen. Nein! Das geht gar nicht, Mama!"

Die Mama war zutiefst geschockt, dass ihre Tochter mit ihren superscharfen Radio Antennen Ohren diesen Satz vernommen hatte. "Allerdings. Und bei meinem Fahrstil müsste man damit rechnen, dass mein Schutzengel nach der Zigarette viel zu schnell unterwegs wäre, um mich wieder einzuholen. Da läuft dann der Engel Gefahr selbst überfahren zu werden. Und von Flughöhe und Stromlinienform ganz zu schweigen. Ich glaube du hast recht. Engel rauchen auf keinen Fall. Aber diese Flügel sehen ganz schön stabil aus. Damit könnte er locker 'Mach eins' erreichen."

"...äääh was meinst du mit 'Mach eins'?" Die Tochter blickte sie mit großen Augen neugierig an.

"Also was ich damit sagen will, er könnte mit diesen Dingern unglaublich schnell sein."

"Meinst du damit, er wäre auch so eine Art Schutzengel?"

"Gut möglich. Die Autos zum Beispiel sind heute viel schneller. Da sollte man auch als Engel gut darauf vorbereitet sein." Der Blick der Mama richtete sich auf den Grabstein. Auf dem Stein war ein ovales Bild einer jungen hübschen Frau mit schwarzen Haaren.

"Und Flugzeuge sind noch viel viel schneller als Autos. Meinst du dieser Engel hat so viel PS wie unser Auto?"

Die junge Mama musste lachen. "Ganz bestimmt. Er muss ja schließlich mit der Zeit mithalten können." Sie beugte sich runter, um die verwitterte Grabinschrift zu lesen.

"Meine Güte," flüsterte sie leise. "Diese junge Frau wurde nur zweiundzwanzig Jahre alt. Achtzehnhundertsechsundsechzig geboren...und Achtzehnhundertachtundachtzig bereits verstorben. Was für eine Tragödie."

"Warum flüsterst du schon wieder, Mama? Aber dieses Mal habe ich nur irgend etwas mit ganz vielen Achten gehört. "

"Hier ruht jemand schon seit 1888, mein Schatz."

"Das ist aber lange. Meinst du nicht, dieser Jemand könnte jetzt mal langsam aufstehen?"

Der jungen Mama wurde es etwas ungemütlich, und sie versuchte, ihrer Tochter das Dilemma zu erklären. "Das funktioniert wahrscheinlich nicht. Ach weißt du, diese junge Frau, die hier begraben liegt, ruht eher so wie unser Hase."

"Also ist sie tot und gestorben, Mama?" "Äääh ja, so kann man es ausdrücken."

"Dann sag das doch auch, Mama, so etwas passiert eben. Damit musst du klar kommen!"

"Ich gebe mir Mühe."

Das Mädchen stellt sich auf die Zehenspitzen, und versuchte mit ausgestreckten Armen nach dem Blatt in der Hand des Engels zu greifen." Hilfst du mir bitte?"

"Ich bin schon da. Wo ist das Problem?"

"Ich bin zu klein, ich kann die Hand nicht erreichen. Der Engel ist ganz schön stur. Er könnte mir ja auch etwas entgegenkommen."

Die junge Frau stand auf, um ihrer Tochter behilflich zu sein. "Das ist bestimmt nur ein Missverständnis. Weißt du wenn man aus Bronze ist, kann manchmal die Beweglichkeit darunter leiden." Sie stand auf und wollte die Hand des Engels erreichen, ohne das Grab zu betreten. Aber es wollte nicht gelingen. "Ich glaube dein Engel will doch dieses Blatt behalten."

"Ich dachte immer, dass Engel sich an Abmachungen halten, Mama."

"Das ist allerdings auch wieder wahr." Sie probierte es von der anderen Seite des Grabes. Von hier ging es leichter. Mit einiger Anstrengung erreichte sie die Hand des Engels und konnte das kostbare Ahornblatt nehmen. "Du wirst zu Hause eingerahmt, das kann ich dir versprechen. Aber vorher wirst du laminiert, nur um sicher zu gehen." Sie ließ ihre Hand herabsinken, damit ihre Tochter endlich den ersehnten Schatz in Empfang nehmen konnte. Überglücklich nahm die Kleine das Ahornblatt ganz sanft in ihren kleinen Hände. Sie zeigte auf eine Bank, die unweit des Grabes stand.

"Mama, sollen wir uns auf die Bank setzen? Dann können wir in aller Ruhe gemeinsam das Blatt bewundern."

"Warum eigentlich nicht? Aber wenn ich ehrlich sein soll, wäre mir eine Bank im Park lieber."

"Au fein! Dann darf ich wieder über den Zaun klettern."

Die junge Mama erinnerte sich daran, was sie für eine miserable Figur bei der Überwindung des Zauns abgeben hatte. "Ich glaube, mit dieser Bank hier komme ich klar. Es ist auch viel ruhiger hier."

Voller Vorfreude lief das Mädchen auf die Bank zu und nahm darauf Platz. Die junge Mama umrundete das Grab, weil sie den Engel in seiner ganzen Pracht bewundern wollte. Sie wollte nach ihrer Tochter rufen, um ihr die phantastischen Flügel zu zeigen, die beeindruckend fast bis auf den Boden reichten. Aber am Ende der Flügel bot sich ihren Augen ein Anblick, den sie nie in ihrem Leben vergessen wird.

"Mama? Kommst du endlich. Alleine das Blatt ansehen, macht keinen Spaß. Oder hast du noch etwas entdeckt?" Die Kleine rutschte von der Bank herunter, lief neugierig auf ihre Mutter zu, weil sie auf keinen Fall etwas verpassen wollte.

"Du bleibst wo du bist, und setz dich hin! Ich bin sofort bei dir."

"Mama, was ist denn los? Du klingst so komisch." Angstvoll blickte sie zu ihrer Mama, weil sie sonst nie in so einem scharfen Ton mit ihr redete.

"Alles ist gut, mein Kleines. Geh zurück zur Bank und komm auf gar keinen Fall hier her. Ich muss nur kurz telefonieren und bin gleich bei dir"

Vollkommen verschüchtert und still lief das Mädchen zurück, nahm Platz, und schaute traurig auf ihren Schatz in der Hand.

"Soll ich dir was sagen. Wir klettern über den Zaun. Im Park ist auch viel besseres Licht. Da kommt dein schönes Blatt viel besser zur Geltung.“

"Du magst Abenteuer genau so gerne wie ich, Mama."

"Ich bin ganz verrückt darauf. Telefonieren kann ich auch vom Park aus." In Wirklichkeit versuchte sie nur den Brechreiz zu überwinden, und wollte auf alle Fälle so schnell und so weit weg wie möglich.

Die Siamkater schauten von außen durch das Fenster zum Schlafzimmer. "Wieso schlafen die noch?" Adonis, der etwas dunkler gefärbte Siamkater tippte mit der Pfote gegen die Scheibe.

"Es kann sein, dass sie noch schlafen, weil Samstag ist, und die Kinder keine Schule haben," antwortete Apollo der etwas hellere der Siamkater. Beide schauen mit ihren faszinierend blauen Augen durch die Scheibe und sahen zu, wie der Mann die Frau eng an sich zog, sanft ihren Hals küsste, und beide wieder zufrieden einschliefen.

"Das geht mir auf die Nerven," maulte Adonis. "Was ist mit unserem Frühstück? Sind diese beiden Schlafnasen nicht verpflichtet uns ordentlich zu verköstigen? Und sind sie nicht auch verpflichtet, wenn sie schon Wochenende haben, mit uns zu spielen und uns zu Diensten zu sein? Ich wette, dafür gibt es sogar Gesetze."

"Du hast sie doch nicht mehr alle. Nur weil unser Stefan ein Kommissar ist kommst du mit Gesetzen...aber warte mal...vielleicht gar keine so schlechte Idee. Machen wir es wie die Revolverhelden im wilden Westen."

"Und wie machen es die Revolverhelden im wilden Westen?"

"Sie nehmen das Gesetz in die eigene Pfote."

"Das mit dem Gesetz habe ich verstanden, aber ich habe keinen Revolver."

"Bist du so blöd wie du aussiehst? „Wir“ brauchen keinen Revolver, weil „wir“ die Waffe sind. Hast du „das“ verstanden?"

"Nicht so ganz. Worauf willst du hinaus?"

"Wir laden unsere Menschen zum frühstücken und spielen ein. Aber eben auf unsere Art."

"Das gefällt mir viel besser."

Die Kater sprangen von der Fensterbank und begaben sich in den Garten des Nachbarn. Dort gab es die besten Schätze zu holen. Das Gute, unsichtbar waren sie auch, zumindest für die meisten Menschen. Es herrschte immer noch dichter Nebel, der sie vor neugierigen Blicken schützte.

Drinnen im Schlafzimmer hatten die Menschen nichts davon mitbekommen, denn sie lagen weiterhin zufrieden aneinander gekuschelt...Zwanzig Minuten später betraten die Siamkatzen durch das offene Fenster im Bad das Haus. Die Tür zum Schlafzimmer war geschlossen, aber das war kein Hindernis. Adonis sprang hoch zur Türklinke und Apollo lehnte sich unten an die Tür. Sie ging geräuschlos auf, dann betraten sie auf ihren Samtpfoten das Zimmer. Sie sprangen leichtpfötig auf das Bett. Apollo legte sein "Geschenk" auf das Dekolleté der Frau, und Adonis ließ sein "Geschenk" in den Ärmel des Pyjamas von Stefan gleiten. Danach setzten sich die Kater auf das Nachtschränkchen und warteten ab, welche Reaktionen ihre "Geschenke" hervorrufen würden...

Susanne wollte unwillig die lästige Fliege vertreiben, die sich anscheinend häuslich bei ihr niedergelassen hatte. Aber die Fliege ließ sich nicht vertreiben. Sie zog die Decke hoch, in der Hoffnung, so dieses Insekt loszuwerden. Stefan spürte ein leichtes Jucken, das von seinem Ärmel aus schnell über den Arm kroch. Schlaftrunken begann er sich an den Stellen zu kratzen, die ihn am schlimmsten juckten. Er wunderte sich nur, dass jedes Mal, wenn er sich kratzte, ein empörtes Quieken zu hören war. Stefan war mit einem Schlag wach. Seine Frau sah ihn an und begann laut zu schreien.

"Hilfe! Sieh doch nur!" und zeigte anklagend mit dem Finger auf seine Brust.

Aus dem v-förmigen Ausschnitt des Pyjamas von Stefan blickten zwei kleine intensive schwarze Augen, gerahmt von einem kleinen grauen Gesicht mit einem Schnurrbart. Er griff sich entsetzt an den Hals, wobei er ein etwas quiekendes, pfeifendes, und sehr wütendes Tier in der Hand hatte, welches ihn sehr aufgebracht versuchte, in die Hand zu beißen. Er sprang aus dem Bett, öffnete das Fenster und beförderte die Maus ins Freie. "Ich will dich hier nie wieder sehen," brüllte er ihr noch nach. "Das ist absolute Sperrzone. Aber wem sage ich das? Eigentlich müsstest du das besser wissen."

"An mir liegt es nicht. Sag das diesen blauäugigen Ungeheuern! Eigentlich hatte ich heute auch etwas anderes vor!" schimpfte die Maus zurück. Stefan schloss das Fenster und wollte sich gerade den Katern widmen, die ihn ihrerseits erwartungsvoll ansahen.

"Das war aber noch nicht alles," meinte Adonis lakonisch. "Aber deine Reaktion war schon zufriedenstellend."

Stefan sah in die immer noch vor Schreck geweiteten braunen Augen seiner Frau. "War es das jetzt, oder kommt da noch was?"

"Ich weiß es nicht, Susanne."

Susanne setzte sich aufrecht ins Bett. "Ich glaube, wir sollten frühstücken. Jetzt sind wir sowieso wach. "Die Decke rutschte von ihren Schultern und offenbarte halblanges, seidiges, braunes Haar.

"Äääh...Liebling, bleibst du bitte genauso sitzen...und versprich mir nicht nach unten zu blicken." Beschwörend hob Stefan die Hand, um Susanne davon abzuhalten, ihren Blick auf ihr Dekolleté zu richten.

"Was ist denn los?" Aber wie gesagt, ist es erst einmal ausgesprochen, wird der Drang nachzusehen unwiderstehlich. Susanne stieß einen Schrei aus, der mit Sicherheit noch drei Häuser weiter gehört wurde. Stefan war mit einem Satz bei seiner Frau und befreite sie von diesem sehr klebrigen schleimigen "Geschenk". In seiner Hand befand sich eine wunderschöne, perfekte Weinbergschnecke, die durchaus mit der Größe einer Rosinenschnecke mithalten konnte.

"Mit der Maus, das kann ich nachvollziehen. Aber wie kommt man um diese Jahreszeit an so ein Prachtexemplar?" Stefan hielt Susanne das Prachtexemplar unter die Nase. Susanne schüttelte sich und richtet ihren Blick wutentbrannt auf die Kater, die immer noch auf dem Nachttisch saßen. "Wir sollten uns mit diesen Brüdern ernsthaft unterhalten."

"Das könnt ihr machen," meinte Adonis. "Beim Frühstück wäre die beste Zeit."

"Gute Idee. Komm, wir gehen, bis Susanne und Stefan das Frühstück fertig haben, mit den Kindern schmusen."

Absolut synchron sprangen die Kater vom Nachttisch und verließen das Schlafzimmer. Nach einer halben Stunde saß die komplette Familie am Tisch. Melanie, zwölf Jahre alt, und Fabian ist gerade erst zehn geworden, wirkten noch etwas verschlafen, aber hatten die Köpfe schon voller Pläne. "Seht doch einmal was für ein tolles Wetter. Der Nebel hat sich verzogen. Wir könnten einen schönen Ausflug machen."

"Mit dem Rad?"

"Warum nicht? Aber zuerst müssen wir einkaufen gehen. Wir wollen doch heute Abend Kartoffelgratin machen. Schließlich hat Melanie versprochen mit uns zusammen zu kochen.“

„Mein Rezept wird dich umhauen, Papa! So etwas Gutes hast du in deinem Leben noch nicht gegessen.“

„Da freue ich mich wahnsinnig drauf, Melanie, schreib alles auf, was wir an Zutaten brauchen. Aaach, das wird ein schönes Wochenende.“

"Da freue ich mich auch drauf. Ich will aber richtig viel Soße dabei! Kann ich auf dem Ausflug meinen Drachen mitnehmen?" Fabian hatte zwei Messer auf zwei Brötchenhälften gesteckt, und ließ sie aus lauter Vorfreude über den Tisch tanzen.

"Das ist eine richtig gute Idee."

Das Diensthandy von Stefan vibrierte auf dem Tisch. Er nahm ärgerlich das Handy, stand auf und ging auf den Balkon. "Wer wagt es, mich an meinem freien Samstagmorgen zu stören?“

"Das war es dann wohl mit dem schönen Wochenende für die Kinder," schimpfte Adonis.

"Das nächste Mal werden wir dieses Telefonding eigenpfötig verschwinden lassen. Immer dasselbe."

"Der Teich im Nachbargarten wäre doch eine gute Alternative."

"Dann müssen wir uns wieder um die Erziehung der Kinder kümmern."

"Selbstverständlich werden wir das. Ich gehe schon mal die Spielsachen holen, Apollo."

"Ich finde es doof, dass wir kein Rad fahren können, Adonis. Dann könnten wir mit den Kindern dieses Drachendings steigen lassen."

Stefan zündete sich eine Zigarette an. Er blies die Rauchwölkchen in den Himmel, als wollte er den restlichen Nebel vertreiben. "Es tut mir sehr leid, Herr Wieland. Aber ich kann diesen Fall keinem Anfänger überlassen."

"Guten Morgen Chef. Hat man Sie aus dem Wochenende geholt?"

"Das kann man wohl sagen. Verständigen Sie bitte auch ihren Kollegen Montroig. Auf dem alten Friedhof, neben dem Stadtpark, wurde die Leiche einer jungen Frau gefunden."

"Was ist daran so merkwürdig, dass es unsere Anwesenheit erforderlich macht?"

"Sehen Sie es sich selbst an!“

Rosa ist mittlerweile über sechs Monate alt, und kann schon ganz alleine aufrecht sitzen. Sie hat die gleichen wunderschönen, riesengroßen, dunklen Augen wie ihre Mama Laura. Von ihrem Papa Sebastian hat sie die blonden Wuschelhaare geerbt. Sie entdeckt täglich ihre Welt neu. Alle Gegenstände, derer sie habhaft werden kann, werden von ihr genau und akribisch untersucht. Das geht nun einmal am Besten, indem man zunächst probiert, wie der jeweilige Gegenstand schmeckt. Ist der Geschmack in Ordnung, will sie dieses tolle Spielzeug natürlich immer wieder haben.

Aber manches kann man wegen technischer Schwierigkeiten nicht so einfach abgeben, auch wenn Mademoiselle Rosa sehr lautstark protestiert. Mein Schwanz zum Beispiel. Den findet Rosa unwiderstehlich. Sie probiert immer wieder, ihn sich zwischen die nicht vorhandenen Zähne zu schieben. Oder Oscars rechtes Ohr, das ist genau so interessant, und zeigt schon gewisse Verschleißerscheinungen, denn es sieht aus wie ein zerkautes, stinkendes Schweineohr.

Seit neuestem beginnt Rosa zu sabbern, denn den ganzen Tag läuft ihr ein kleines Rinnsal aus dem kleinen zahnlosen Mund...Und zur großen Freude ihrer Eltern fängt Rosa an, ihre angestammten Plätze zu verlassen. Auf allen Vieren wird die Welt erkundet, und Mama und Papa mussten schon ein paar Hindernisse aufstellen, damit sie nicht die Treppe hinauf, oder die Kellertreppe hinunter krabbelt. Die Welt ist aber auch voller Geheimnisse, das müssen Mama und Papa doch verstehen.

Aber bevor ich hier weiter erzähle, sollte ich uns doch erst einmal vorstellen. Mein Name ist Laila. Ich bin eine etwas zu klein geratene schwarze, äußerst attraktive Katze, die des Öfteren ihre Freunde und Menschen mit ihrer Neugier, und dem Drang, den Dingen immer auf den Grund zu gehen, an den Rand der Weißglut treibt. Ich kann das zwar nicht nachvollziehen, aber so spricht man über mich. Es soll doch tatsächlich Leute geben, die mich lieber von hinten sehen! Meine Menschen sind Sebastian und Laura.

Ich habe mir die beiden ausgesucht, und sie davon überzeugt, dass sie ohne mich kein lebenswertes Leben haben. Es hat funktioniert, denn weder die beiden noch ich haben es bis heute nicht bereut. Meine Menschen haben vor einem halben Jahr ziemlich spektakulär ein Baby bekommen, unsere liebe, süße Rosa, nachzulesen in Teil fünf,

"Schwarze Katze und die tödlichen Schatten der Vergangenheit“.

Mir sträubt sich heute noch das Fell, wenn ich nur daran denke! Das könnt ihr mir glauben, liebe Leser und Leserinnen, ich erzähle hier nicht immer Unsinn.

Aber ich bin nicht die einzige Katze hier. Oscar, wie schon anfangs erwähnt, wohnt ebenfalls bei uns. Er beeindruckt durch seine unwahrscheinliche Größe. Allein sein Kopf erreicht schon die Hälfte meines Umfangs, denn seine schwarz-weiße Fellzeichnung hat mich schon hin und wieder dazu hingerissen, ihn mit einem Kalb zu vergleichen. Wenn ich ihn ärgern möchte, schicke ich ihn auf die Wiese zum grasen. Seine Mama wohnt ebenfalls bei uns, allerdings mit einigen Abstrichen. Sie nimmt keinen Namen an, weshalb sie bei uns nur die Namenlose heißt. Auch mag sie nicht fest in einem Haus wohnen, und bleibt höchstens zum Essen oder zum gemeinsamen Sonntagsfrühstück. Allerdings ertappe ich sie immer öfter, dass sie noch im Haus bleibt, um mit Rosa zu spielen. Die Namenlose ist mit Abstand die schönste, anmutigste und eleganteste Katze, die ich je gesehen habe. Sie hat ein wunderschönes, grau getigertes Fell, was, wenn sie sich bewegt eine Eigendynamik hervorbringt, der man sich nur schwer entziehen kann. Wer jemals in ihre faszinierenden grünen Augen gesehen hat, wird sie nie mehr vergessen.

Erwähnte ich schon, dass sie, zu meinem Leidwesen, auch die Klügste von uns ist? Dann gibt es hier noch jemand. Eine Bordeauxdogge, mit einem stolzen Gewicht von fünfundsiebzig Kilo, sie hört auf den Namen Sam. Er ist der Hund von unseren lieben Nachbarn Wolfgang und Helga. Aber seit Rosa da ist, verbringt er fast den ganzen Tag mit uns. Er ist auch sehr gewissenhaft, was die Pflege des Babys angeht. Wenn Rosa wieder einmal der Speichel am Kinn herunterläuft, kommt Sam und schleckt mit seiner Zunge über ihr Gesicht, und das Problem ist gelöst. Allerdings versuchen Sebastian und Laura ihm immer wieder mit einem albernen Lappen zuvorzukommen. Sie sollten sich doch freuen, dass Sam sie entlasten möchte.

Laura zog Rosa wieder ein neues Lätzchen an, weil das andere schon wieder durchnässt war. Sie fing auch an zu weinen, und griff sich immer wieder in den Mund.

"Was ist bloß los mit Rosa?" Ratlos saßen wir um sie herum, und versuchten sie zu beruhigen. Aber nichts half. Laura rieb ihr den Mund mit irgendeinem stinkenden Öl ein. Rosa protestierte entschieden.

"Also da würde ich mich auch aufregen," moserte ich. "So ein stinkendes Zeug in der Schnauze würde mir auch nicht gefallen. Der Gestank von diesem Zeug lässt dich doch Tage lang nicht mehr los, egal was du isst, alles schmeckt nach Pappe!“

"Sie bekommt ihre ersten Zähne und das bereitet ihr Schmerzen."

"Die Menschen sind schon seltsam. Warum müssen die Babys so dermaßen gequält werden, Namenlose? Kann man denn da keine Vorkehrungen treffen? Unsere Menschen wissen doch sonst auch immer alles besser."

"Man sagt, Babys sollen auf einem harten Gegenstand rumbeißen, das würde helfen, dass die Zähne besser durch den Kiefer kommen.

Sam stand auf und bellte zu Laura, dass er nur schnell nach Hause wollte. Sie öffnete ihm die Tür zum Garten, und er rannte wie ein Blitz nach drüben. Aber nach kurzer Zeit, war er wieder da. In seiner Schnauze trug er etwas sehr vorsichtig, und er hielt den Kopf gesenkt, damit ihm das Teil nicht aus der Schnauze fiel. Laura war im Wohnzimmer, und legte auf dem Tisch jede Menge Babywäsche zusammen. Rosa lag davor auf einer weichen Wolldecke und versuchte, sich mit mäßigem Erfolg in einem Bein des Tisches zu verbeißen, um sich so Erleichterung zu verschaffen. Aber so richtig wollte es nicht gelingen, und ganz leise fing sie wieder an, unzufrieden zu protestieren. Wir wussten schon wie das weiter laufen würde...In wenigen Minuten würde sich Rosa mit ohrenbetäubendem Geschrei bemerkbar machen, und uns in die Katzenohren heulen, so dass uns hören und sehen vergeht. Unbemerkt von Laura übergab Sam sein Geschenk an Rosa. Neugierig nahm sie das Geschenk entgegen, und ihr süßes Schnütchen, das eben noch voll auf Stress programmiert war, verzog sich zu einem kleinen Lächeln. Aber der Schmerz war größer, wobei sie wieder anfing leise zu greinen. Schließlich siegte die Neugier. Sie schaute das Ding an, und steckte es in den Mund. Das Greinen hörte sofort auf, und zufrieden kaute Rosa auf ihrem Geschenk herum.

"Na also," meinte Oscar zufrieden. "Es geht doch. Was dir und mir Freude bereitet, Sam, schafft Rosa Erleichterung."

"Wenn Rosa eingeschlafen ist, könnten wir doch noch eine kleine Runde drehen. Es wäre doch wieder einmal an der Zeit nachzusehen, was dein Neffe, und deine Nichte so machen, Namenlose."

"Gute Idee, Laila. Die Zwei werden bald erwachsen sein. Ich bin so froh, dass sie bei Herrn Altmeier so ein schönes zu Hause gefunden haben."

"Schlafen sie eigentlich mittlerweile im Haus, oder immer noch im Hof im Kaninchenstall?" wollte Oscar wissen.

"Wir werden nachsehen. Ich bin sowieso neugierig, es hat sich ja einiges im Haus von Altmeier geändert."

"Das ist wohl wahr, Namenlose. Wenn man bedenkt was Altmeier früher für ein Stinkstiefel war...und jetzt...nicht zu fassen. Aber davon will ich mich auch selbst überzeugen."

"Das machen wir auch, Laila. Aber erst wenn wir hier unsere Arbeit erledigt haben, und Rosa eingeschlafen ist. Laura und Sebastian brauchen auch einmal eine Atempause."

Laura warf einen kurzen Blick von ihrem Wäschekorb auf Rosa. Da Rosa sich zur Seite gedreht hatte, konnte sie nicht sehen, womit sich das Baby gerade beschäftigte. Aber weil sie nur ein zufriedenes Schmatzen hörte, widmete sie sich weiter ihrer Hausarbeit. Sebastian kam aus dem Kinderzimmer und hatte Werkzeug in der Hand.

"So das neue Bettchen steht! Ich bin gespannt wie es Rosa gefällt."

Oscar grinste. "Habt ihr gehört? Rosa hat ein neues Bettchen. Ob das wohl jemals benutzt wird?"

Die Namenlose krauste ihr zierliches Näschen. "Es ehrt Sebastian, dass er sich so viel Arbeit gemacht hat. Aber bis jetzt schläft Rosa nur bei ihren Eltern. Sie brüllt bereits, wenn einer der beiden sie nur über ihr eigenes Bettchen hält. Also Rosa hält von diesem Konzept überhaupt nichts... ehrlich gesagt, ich auch nicht. Kinder gehören zu ihren Eltern, besonders nachts. Oscar fing sofort an zu brüllen, wenn ich nur kurz weggegangen bin, um Futter zu organisieren."

Da hatte ich leider eine komplett andere Erinnerung. "Meine Mama war irgendwann einfach nicht mehr da. Ich weiß noch, wie wir in einem verlassenen Hinterhof in einem Verschlag gewohnt haben. Meine Mutter hatte dafür gesorgt, dass wir keinen menschlichen Kontakt hatten, und streunten herum, ständig auf der Suche nach Futter und Mäusen. Ich weiß nicht warum, damals war ich noch viel zu klein, um das zu begreifen. Leider hatte ich sie nicht mehr lange genug an meiner Seite, damit sie es mir erklären konnte."

Die Namenlose sah mich warmherzig an. "Es ist das erste Mal, dass du über deine Mutter sprichst. Das freut mich für dich. So viel wie ich weiß, hattest du keine Erinnerung mehr an sie."

Verblüfft und erstaunt starrte ich die Namenlose an. "Jetzt wo du es sagst. Es ist wahr. Ich hatte keine Erinnerung mehr an meine Mama. Keine Ahnung warum sie ausgerechnet jetzt auftaucht."

"Ist deine Mama gestorben?" Oscar und Sam sahen mich mitfühlend an.

"Ich weiß es nicht. Irgendwann waren viele Menschen auf dem Hinterhof. Sie kamen mit riesigen Maschinen, mehreren Autos, und zerstörten damit das schöne alte Haus. Unser Verschlag war das Erste, was diesen schrecklichen Maschinen zum Opfer fiel. Wir konnten in allerletzter Sekunde flüchten. Ich hörte nur noch, wie das Holz zerbarst, als wäre es Papier. Meine Mutter rief mir zu ich solle wegrennen, so schnell ich kann. Und sie sagte noch sie würde mich finden, egal wo ich hinlaufe. Aber ihre Stimme wurde immer leiser, bis sie auf einmal ganz verstummte. Das einzige was ich noch hörte war, „Ich werde ein neues zu Hause für uns finden, ich werde...“ Ich warte heute noch auf die Vollendung dieses Satzes.“

"Du weißt nicht was passiert ist?" Oscars Augen wurden immer größer.

"Nein, ich weiß es nicht. Von einer Sekunde zur anderen war ich mutterseelenallein und musste sehen, wie ich zurecht komme. Das ist nicht so einfach wenn man noch ein kleines Katzenkind ist. Am Anfang traf ich sehr oft die falschen Menschen. Einmal bin ich sogar im Tierheim gelandet. Aber ich konnte von dort fliehen. Das war eine sehr aufregende Zeit, und ich hatte nicht jeden Tag was zu futtern."

„Wie hat deine Mama denn ausgesehen? Kannst du dich daran erinnern? Hast du davon Bilder in deinem Kopf?“

Kopfschüttelnd sah ich die Namenlose an. „Nein. Ich war wirklich noch sehr klein. Ich kann mich nur erinnern, dass sie auf mich riesengroß wirkte, und die anderen Katzen verprügelte, die uns unser Essen streitig machen wollten. Sie muss wirklich sehr groß und kräftig gewesen sein, sonst hätte sie nicht ständig alle Kämpfe gewonnen. Einmal hat sie sogar einen Fuchs verjagt.“

Sam legte sich noch dichter an Rosa heran, damit er noch besser auf sie aufpassen konnte, und ihm nicht ein einziger Atemstoß entging.

„Das ist seltsam, Laila. Du kannst dich daran erinnern wie dein Mutter kämpfte, aber wenn sie vor dir stehen würde, wärst du nicht in der Lage sie zu erkennen?!“ Es machte mich sehr traurig, dass ich kein Bild von meiner Mutter im Kopf hatte. Oscar bemerkte meinen Zustand, wobei er begann meine Ohren zu waschen, ich war ihm für diese Zuwendung sehr dankbar.

Sebastian sah sich im Wohnzimmer um. "Wo ist unsere Tochter eigentlich? Normalerweise höre ich sie doch die letzte Zeit ziemlich oft schreien."

Laura lächelte sanft. "Du brauchst nur nachzusehen, wo unsere Menagerie sich aufhält. Da ist Rosa nicht weit weg. Im Moment hält sie Ruhe, dann kann ich wenigstens die Wäsche fertig machen."

Ich lief Sebastian entgegen. "Du glaubst nicht was Sam geschafft hat. Er hat dafür gesorgt, dass Rosa keine Schmerzen mehr mit den kommenden Zähnen hat. Er hat es wirklich voll drauf."

Sebastian legte das Werkzeug zur Seite, um sich zu seiner Tochter zu begeben. Sam lag neben Rosa und war, ebenso wie sie, eingeschlafen.

"Laura kommst du bitte einmal her? Das musst du dir ansehen. Aber versprich mir, dass du dich nicht aufregst."

Laura ließ das Wäschestück, welches sie gerade in der Hand hatte,, fallen, und gesellte sich schon fürchterliches Unheil ahnend zu Sebastian. Rosa lag auf der Seite, war fest eingeschlafen, und in ihrer kleinen Hand hielt sie etwas fest, als ob sie es niemals mehr hergeben wollte.

Ein wunderbares, stinkendes, aber immerhin neues Schweineohr, auf dem deutliche Bissspuren von Rosa zu sehen waren.

Kommissar Wieland und Jordi Montroig stellten ihren roten Wagen auf dem Parkplatz vor dem Friedhof ab. Ein uniformierter Polizist kam ihnen entgegen. "Guten Morgen. Sie müssen zuerst in den Park gehen."

"Warum? Liegt da noch eine Leiche?"

"Nein. Aber die Person, die die Leiche gefunden hat, sitzt auf einer Bank und wartet dort auf sie. Kaufmann heißt sie. Desiree Kaufmann."

"Und warum sitzt diese Person nicht in einem Einsatzfahrzeug, und wartet dort gefälligst auf uns? Und warum müssen wir dafür in den Park latschen?"

"Weil die Person eine fünfjährige Tochter dabei hat, der sie diesen ganzen fürchterlichen Schlamassel ersparen möchte."

Stefan atmete tief aus. "Alles klar. Das macht natürlich Sinn. Wir machen uns auf den Weg. Ist die KTU und der Rechtsmediziner schon anwesend?"

"Natürlich. Der Mann von der KTU meinte noch, und ich soll es bitte wörtlich weiter geben, dass sie ihre Ärsche schnellst möglich zu ihm gesellen sollen." Der Polizist hob entschuldigend beide Hände hoch. "Ich kann nichts dafür."

"Sagen Sie Dennis auch einen schönen Gruß von uns, wir tun was wir können."

Stefan und Jordi sahen eine junge Frau auf einer Bank sitzen. Neben ihr saß ein kleines Mädchen. In der Hand hielt es ein feuerrotes Ahornblatt.

"Sind Sie Frau Kaufmann?"

Die junge Frau nickte. Stefan und Jordi stellten fest, dass die junge Frau sehr blass war, aber gute Miene zum bösen Spiel machte. Ihre Tochter strahlte die Kommissare glücklich an.

"Seht mal, das ist mein neues Blatt für mein Album. Es ist das schönste, das ich je gefunden habe. Das war ein Abenteuer. Das Blatt ist von diesem Baum gefallen. Aber es wollte sich nicht einfangen lassen, und ist über den Zaun geflogen bis zu dem Engel, der es für mich aufgefangen hat. Um es zu bekommen mussten meine Mama und ich ebenfalls über den Zaun klettern, und weil wir uns das Blatt in Ruhe ansehen wollten, sind wir wieder über den Zaun geklettert und zurück in den Park gegangen."

Das Mädchen hielt den Kommissaren freudestrahlend ihren Schatz hin. "Zeige mir doch einmal genau von welchem Baum das Blatt gefallen ist." Jordi hielt dem Mädchen einladend seine Hand entgegen.

"Willst du auch so ein schönes Blatt?"

"Wenn ich Glück habe finde ich vielleicht auch so eines."

"Dann musst du dich schon sehr anstrengen."

Das Mädchen sah Jordi mit kritischen Augen an..

"Ich helfe dir. Sonst wird das nichts! Komm mit."

Jordi und das Mädchen standen bald unter dem Ahornbaum und suchten intensiv in den gefallenen Blättern.

"Danke, dass sie meine Tochter aus dieser fürchterlichen Sache heraushalten." Die junge Frau sah zu, wie ihre Tochter dem Kommissar immer wieder auf schöne bunte Blätter aufmerksam machte.

"Ihre Tochter hat nicht mitbekommen, was Sie auf dem Friedhof gefunden haben?"

"Nein. Es ist so entsetzlich. Eine junge Frau. Sie lag da wie aufgebahrt. Sie haben von meiner Tochter gehört, wie wir auf dem Friedhof gelandet sind. Dieser große schwarze Engel auf dem Grab hat es meiner Tochter angetan. Ich habe mir den Engel angesehen und wollte gerade nach meiner Tochter rufen, um ihr die tollen Flügel zu zeigen, als ich die junge Frau da liegen sah. Ihre Augen... Es ist so entsetzlich, mir ist immer noch ganz übel. Wer tut denn so etwas.“ Frau Kaufmann fing an, leise zu weinen. „Nie mehr in meinem Leben werde ich diesen Anblick vergessen. Und ich wollte auf keinen Fall, dass meine Tochter sieht was ich gesehen habe, und was hier geschehen ist, deshalb bin ich mit ihr zurück in den Park."

"Das kann ich verstehen. Soll ich Sie nach Hause fahren lassen?"

"Nein, meine Freundin kommt mich gleich abholen." Frau Kaufmann wischte sich die Tränen ab, und atmete mehrmals tief ein und aus. „Ich muss mich jetzt beruhigen, meine Tochter hat sich so wahnsinnig auf dieses Wochenende gefreut.“

Stefan lächelte sie etwas hilflos an. „Sie machen das ganz hervorragend, Frau Kaufmann. Versuchen Sie das Beste aus dem Wochenende zu machen.“

Jordi kam mit der Kleinen zurück, und hatte die Hände voller Blätter. "Ich danke dir, damit kann ich jetzt ganz tolle Sachen machen."

Die Kleine strahlte Jordi an. "Das war viel Arbeit. Du hast jetzt wunderschöne Blätter...... kannst sie in dein Album kleben. Aber ich muss dir trotzdem sagen, dass kein Blatt so schön ist wie meines."

Jordi betrachtet die Blätter in seiner Hand. "Ich bin zufrieden. Du hast viel bessere Augen als ich."

"Und mein Blatt hat sogar einem Engel gefallen, dagegen kannst du mit deinen leider nicht anstinken."

„Dagegen bin ich allerdings machtlos.“ Jordi sah auf die Blätter in seiner Hand.

Aufmunternd sah ihn das kleine Mädchen an. „Aber wenn du mit diesem Schatz nach Hause kommst, und sie deiner Familie zeigst, werden sie sie für die schönsten der Welt halten, weil sie mein Blatt ja nicht kennen. Das hilft dir vielleicht weiter.“

„Das ist ein guter Tipp. Vielen Dank.“

Das Mädchen nahm wieder neben seiner Mutter Platz. Die Kommissare warteten noch bis die Freundin kam, und Mutter und Kind in das Auto einstiegen.

Später auf dem Friedhof..."Du kannst die Blätter jetzt wieder weg werfen, Jordi. Aber es war schön, dass du dich um die Kleine gekümmert hast."

Jordi steckte die Blätter in die Jackentasche. "Ich nehme sie mit. Wir haben uns schließlich soviel Mühe gemacht, wirklich die Schönsten herauszusuchen."

"Dann gib mir auch eins."

"Du kannst auch zwei haben."

Lothar Gingold, der Rechtsmediziner, war bereits mit Dennis Willich von der KTU (Kriminal technische Untersuchung) bei der Arbeit. Die Leiche einer jungen Frau lag auf einem alten Grab. Sie hatte dunkle, lange Haare, und einen sehr blassen Teint. An der Stelle, an der sich die Augen befunden haben, befanden sich zwei tiefe blutige Höhlen. Jordi wich für einen Moment entsetzt zurück. „Madre mia! Que cruel! Wie grausam kann man sein?“ Sie war schlank und man konnte ahnen, dass sie zu Lebzeiten sehr attraktiv war. Der überlebensgroße schwarze Engel stand am Rande des Grabes, wobei es so aussah, als ob er die junge Frau beschützen wollte. Stefan und Jordi traten näher an die Leiche heran. Lothar unterbrach seine Arbeit, damit die Kommissare freien Blick hatten. Sie hatte die Hände über der Brust gefaltet.

"An was ist diese junge Frau gestorben, Lothar?"

Am Hals der jungen Frau war eine feine Blutlinie zu sehen.

"Mit einem äußerst scharfen Messer wurde dieser jungen Frau die Kehle durchgeschnitten. Ich bin überrascht, wie präzise dieser Schnitt durchgeführt wurde."

"Meinst du sie hat ihren Mörder gesehen?" Stefans Hand zeigte auf die leeren blutigen Augenhöhlen der Frau. „Und der Täter hat ihr deswegen die Augen ausgestochen?“

"Sie hat ihn vielleicht gekannt, wenn du das meinst. Aber das können wir nach dem jetzigen Stand natürlich noch nicht wissen,“ antwortete Lothar. „Aber wie es aussieht, hat der Täter hinter ihr gestanden, und ihr Leben mit einem einzigen sauberen Schnitt beendet.“

Jordi war immer noch um Fassung bemüht. „Die Augen, Lothar. Warum hat man ihr die Augen ausgestochen?“

Lothar sah Jordi mitleidig an. „Das weiß ich nicht, Jordi. Ich glaube, es ist eure Aufgabe das herauszufinden. Das ist eine wirklich schmutzige Arbeit.“

"Was meinst du? Ist dieser Platz der Tatort?"

"Das weiß ich noch nicht. Denn als man ihre Hände auf der Brust gekreuzt hatte, war noch keine Leichenstarre eingetreten.

Die Totenflecken auf dem Rücken allerdings sprechen eine andere Sprache. Aber du weißt ja. etwas Genaueres erst..."

"Nach Abschluss der Obduktion. Ist mir klar, Lothar."

Dennis meldete sich zu Wort. "Wir habe keinerlei Papiere bei ihr gefunden, welche auf eine Identität hinweisen könnte."

"Also wissen wir auch nicht, mit wem wir es hier zu tun haben."

"Nein, Jordi."

"Lothar kannst du ungefähr sagen, wie alt diese junge Dame ist?"

"Auf den ersten Blick würde ich sagen, so zwischen zwanzig und fünfundzwanzig Jahre."

"Wurde ihr sonst noch Gewalt angetan. Also ich meine..."

"Du willst wissen, ob sie vergewaltigt wurde, Stefan. Das kann ich natürlich erst nach der Untersuchung feststellen. Ich kann im Moment zumindest keine Abwehrverletzungen erkennen. Aber heute Nachmittag weiß ich mehr."

"Kannst du schon sagen, wann sie ungefähr ermordet wurde?"

"Sie ist mindestens zwanzig Stunden tot. Aber ich will mich noch nicht festlegen."

"Aber dann hätte sie einen kompletten Tag länger hier gelegen, wenn sie hier ermordet worden wäre."

"Irgend ein Spaziergänger hätte sie doch dann viel früher gefunden, Stefan."

"Das mag sein," antwortete Jordi. "Aber gestern war den ganzen Tag ein fürchterlicher Nebel. Und wenn man auf den Wegen bleibt und nicht ständig, so wie das kleine Mädchen, nach schönen Blättern sucht, kann es sein, dass man das Opfer unter dem Engel überhaupt nicht wahrnimmt. Auserdem war da noch die dicke Nebelsuppe..... die hat das erst recht verhindert."

Stefan lief zurück auf den Weg, der quer über den alten Friedhof führte. "Das könnte funktionieren, Jordi. Von hier aus ist das Opfer nicht zu sehen. Die Mutter des kleinen Mädchen hat die Leiche ja auch erst gesehen, als sie praktisch hinter dem Engel stand."

Die Leiche der jungen Frau war bekleidet mit einer dunklen Jacke, und einer hautengen dunkelblauen Jeans."Der Kleidungsstil unseres Opfers ist nach der neuesten Mode"

"Das erleichtert es uns natürlich ungemein. Tausende junger Damen laufen so herum."

"Allerdings, Stefan."

"Da gibt es doch noch diese Gruftis, die den Mond anheulen, oder so ähnlich. Was hältst du davon?"

"Du meinst Gothics? Das würde schon eher passen."

Eine junge Polizistin mit feuerroten Haaren machte mehrere Fotos von der Leiche. "Kann ich auch was sagen?"

"Nur zu, wir sind für jede Anregung dankbar."

Die Polizistin deutete auf die blutigen leeren Augenhöhlen. "Man kann hier an den Rändern und unter den Augenbrauen noch erkennen, dass ihre Augen wahrscheinlich in dramatischem Schwarz geschminkt waren. Aber irgendwie will es nicht zu ihrem Gesamtbild passen. Sie ist sehr gepflegt, und liebte in ihrem Leben wahrscheinlich mehr modernes flottes Aussehen, und eine dezente Schminkweise. Sehen sie sich nur einmal ihre Hände an. Da ist kein schwarzer Nagellack und es gibt keine dramatischen Ringe. Auch sonst kann ich keinen Schmuck finden, der auch nur annähernd darauf hinweisen könnte."

"Woher wissen sie das so genau?" wollte Stefan neugierig wissen.

"Ich weiß es nicht genau, sondern beobachte nur. Weil ich ab und zu auch mal ein Wochenende frei habe, und mich auf Gothicfestivals und Partys wunderbar entspannen kann." Die Polizistin zeigte ihnen eine Kette mit einem Fledermausanhänger, den sie um den Hals trug. „Es kann sein, dass sie etwas Neues ausprobieren wollte.“

"Sie sind eine sehr aufmerksame Beobachterin. Das wäre uns Kerlen doch glatt entgangen. Sie sollten sich bei uns bewerben."

Die Polizistin lächelte Stefan an. "Das hab ich schon."

"Wenn Sie in dieser Szene verkehren, könnten Sie sich eventuell an diese junge Frau erinnern?"

"Wir sind in unserer kleinen Stadt eine kleine, feine, verschworene Clique. Aber es gibt natürlich jede Menge Menschen, die ich nicht kenne. Diese junge Frau habe ich noch nie gesehen. Sie war zu Lebzeiten sehr attraktiv und wäre mir aufgefallen. Aber ich werde auf alle Fälle in der Szene nachfragen."

Dennis beugte sich interessiert über den Grabstein. „Hier liegt eine junge Frau begraben. Sonderlich alt ist sie nicht geworden. Geboren im Februar 1866 und gestorben ist sie am fünften Juli 1888. Ihr Name lautete Clara von Waldenser

"Ohne Liebe bin ich auf die Welt gekommen,

ohne Liebe bin ich durch die Zeit gewandelt,

für die Liebe verließ ich diese mir so verhasste Welt,

mein Herz war verloren, und ist doch für alle Zeit in Liebe geborgen.

Wenn du mich suchst, werde ich immer in deiner Nähe sein.“

Für einen Moment schwiegen alle betroffen. "Wie kann man denn ohne Liebe auf die Welt kommen? Die unbefleckte Empfängnis Part two, oder wie muss ich mir das vorstellen?"

Stefan sah sich stirnrunzelnd den Grabstein an. "Das weiß ich auch nicht so genau, Dennis. Aber früher wurden viele Vernunftehen geschlossen. Sehr oft haben die Eltern die Ehen arrangiert, wenn es politisch oder geschäftlich von Nutzen war. Da war Liebe schon mehr als hinderlich. Aber was hat das mit unserem Opfer hier zu tun?"

Jordi sah traurig auf die Frauenleiche, und wollte schweren Herzens ein paar Fotos machen. "Ich glaube auch, dass der Täter sich diese Location ausgesucht hat, weil es so schön stimmig ist. Dieser kryptische Text, und dann hat der Engel auf diesem Grab wahrscheinlich den Ausschlag gegeben, Stefan. Man könnte meinen, dass der Täter damit sogar angeben wollte. Ich kann immer noch nicht fassen, wozu Menschen im Stande sind. Meint ihr, dass es sich hier um einen Ritualmord handeln könnte?“