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In einem schwäbischen Dorf finden Schulkinder einen Toten mit einer Reichsmarkmünze im Rachen. Kommissar Wolfgang Treidler, der mangels Beweisen unlängst vom Mord an seiner schwangeren Frau freigesprochen wurde, untersucht den Fall. Als neue Partnerin stellt ihm das Dezernat für interne Ermittlungen Carina Melchior, eine ostdeutsche Polizistin mit Stasi-Vergangenheit, zur Seite. Doch anstatt zusammenzuarbeiten, verfolgen beide ihre eigenen Ziele, und erst ein gefährlicher Vorfall im Milieu der russischen Mafia bringt sie einander näher. Doch um seinen Platz im Leben wiederzufinden, muss Treidler zuerst den Fall lösen, der seinen Namen trägt. Und der Mörder seiner Frau ist ihm näher, als er ahnt … Eine grandios komponierte Geschichte mit kantigen Helden und einem Schluss, der selbst abgebrühte Krimifans nicht kaltlässt.
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Seitenzahl: 357
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Thilo Scheurer, Jahrgang 1964, lebt und schreibt in einer Kleinstadt am Rande des Schwarzwalds. Nach seinem betriebswirtschaftlichen Studium folgten Tätigkeiten in den Bereichen Marketing und Verkauf. Mit Dokumentationen und Werbetexten entdeckte er seine Liebe zum Schreiben. Seit zehn Jahren ist er Geschäftsführer und Gesellschafter eines kleinen Softwareunternehmens. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. »Schwarzer Neckar« ist sein erster Kriminalroman.
Handlungen und Personen der Geschichten in diesem Buch sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind rein zufällig.
© 2012 Hermann-Josef Emons Verlag Alle Rechte vorbehalten Umschlagfoto: photocase.de/qXp Umschlaggestaltung: Tobias Doetsch eBook-Erstellung: CPI – Clausen & Bosse, LeckISBN 978-3-86358-118-3 Originalausgabe
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Dieses Buch wurde vermittelt durch die Agentur EDITIO DIALOG, Dr. Michael Wenzel, Lille, Frankreich (www.editio-dialog.com).
Für Laura, Luca
Prolog
Wie von selbst suchten sich seine riesigen Schritte einen Weg über den endlosen Laubteppich. Felsbrocken und Gestrüpp erschwerten den steilen Abstieg hinunter zum Bach. Jetzt hinzufallen, sich zu verletzen oder gar den Fuß zu brechen, wäre verhängnisvoll. Unter dem Dreck war das jugendliche, fast knabenhafte Antlitz des Mannes zu erkennen. Er schien kaum älter als zwanzig Jahre.
Das Knacken eines Zweiges ganz in der Nähe ließ ihn aufschrecken. Es klang zu laut, zu kräftig, als dass es von einem Tier hätte stammen können. Panische Angst trat auf sein Gesicht. Er riss die Augen auf, warf den Kopf in den Nacken. Wo waren sie? Schon einen Moment später bestätigte sich seine Vorahnung.
»Bleib stehen, du elender Verräter!«, hallte es aus dem Wald.
Die Stimme trieb ihn weiter vorwärts. Schneller, immer schneller ging es bergab. Endlich – die Böschung! Er rutschte mehr hinunter, als dass er rannte. Das Ufer auf der anderen Seite stieg nicht allzu steil an. Rasch brachte er den Hang hinter sich. Da spürte er plötzlich einen Schlag. Sein linkes Bein durchzog ein Gefühl der Lähmung.
Einen Wimpernschlag später ein Knall. Schon beim nächsten Schritt vermochte er sein Körpergewicht nicht mehr zu tragen. Der junge Mann knickte um, stürzte, und noch bevor er auf dem Boden aufschlug, wusste er, was geschehen war. Und mit dieser Erkenntnis kam schlagartig der Schmerz. Schwindel setzte ein, und die Konturen der Umgebung begannen zu verschwimmen. Doch er durfte jetzt nicht ohnmächtig werden. Unter gar keinen Umständen. Kaum zehn Schritte entfernt entdeckte er eine Baumgruppe. Er nahm seine letzten Kräfte zusammen und schob sich rückwärts darauf zu. Die Zweige peitschten in sein Gesicht, auf den Oberkörper und das verletzte Knie.
»Du blutest wie eine abgestochene Sau, Merkle!« Die Stimme klang amüsiert.
Sie wussten seinen Namen. Ein eisiger Schauer lief ihm über den Rücken. Er versuchte sich noch enger an einen Baum zu pressen.
»Was ist los? Ich gebe dir zehn Sekunden, um rauszukommen. Danach lasse ich meine Männer schießen.«
Es dauerte eine Weile, bis er den Mut für eine Antwort fand. »Warum lasst ihr mich nicht gehen? In ein paar Stunden sind die Franzosen hier, und der Krieg ist vorbei.«
»Jetzt krieg ich es aber wirklich mit der Angst zu tun – die Franzosen …«, erwiderte die Stimme.
»Nicht schießen, nicht. Bitte nicht …«, stammelte Merkle. Langsam rutschte er aus seinem Versteck.
Er zählte vier Männer. Drei von ihnen trugen schwarze SS-Uniformen und der Älteste, ein dicklicher Blonder, einen langen, dunklen Ledermantel. Der Mann blickte ihn eisig an. »Steh auf!«
»Ich kann nicht«, sagte Merkle. »Ihr habt mir das Knie zerschossen.«
Ein kurzes Zeichen des Blonden mit dem Kopf, und zwei der Schergen traten neben Merkle. Sie hakten sich unter seinen Armen ein und rissen ihn hoch. Er schrie auf. Es schien, als ob sein ganzer Körper nur aus Schmerz bestehen würde. Doch die beiden zogen ihn weiter, schleiften ihn hinter sich her, über den Bach und den Hang hinauf. Hart trafen Steine und Wurzeln das verletzte Knie. Taubheit breitete sich aus, und bald verschwanden der Schmerz, die Männer und die Landschaft hinter einem dichten schwarzen Vorhang.
Als er wieder zu sich kam, spürte er die raue Oberfläche eines Seiles um den Hals. Dann bemerkte er das Pappschild, das vor seinem Bauch baumelte. Die Zeit reichte nicht, um die Worte zu entziffern. Seine Füße verloren ihren Halt, das Seil spannte sich. Er fiel.
EINS
Montag, 19.Dezember
Im Lichtschein der erwachenden Stadt glitzerten die Schneekristalle wie winzige Diamantsplitter. Seit dem gestrigen Abend schneite es dicke Flocken. Eine geschlossene Schneedecke breitete sich aus und wuchs stetig an. Die ersten Fahrzeuge zogen gleich schwerfälligen Rostschnecken ihre Spuren durch das endlose Weiß.
John Lennons »Happy Xmas« drang aus den altersschwachen Lautsprechern. »So this is Christmas– And what have you done– Another year over– And a new one just begun.« Das Lied erfüllte den Raum mit einer Melancholie, wie sie nur zu dieser Jahreszeit entstehen konnte.
Noch eine Woche bis Weihnachten. Tränen rollten Kommissar Wolfgang Treidler die Wangen herunter. Das Einzige, das diesen einsamen Augenblick störte, war das kalte Metall in seinem Mund. Ansonsten fühlte sich Treidler wohler denn je. Freilich roch er das Öl der Waffe, doch in seinen zweiundzwanzig Dienstjahren gehörte das zu seinem Beruf wie das Verbrechen und der Abschaum, der es verübte. Tagtäglich. Woche für Woche. Jahraus, jahrein.
Jetzt hast du es fast geschafft, redete er sich Mut zu und spannte den Hahn der Pistole. Diesmal war er entschlossen, es endlich hinter sich zu bringen. Nach Dutzenden Versuchen in den letzten Monaten fehlte jetzt nur noch eine winzige Krümmung mit dem Finger, und diese Leere, die zermürbende Hoffnungslosigkeit gehörten der Vergangenheit an.
Er schielte zum Abzugsbügel. Nur leicht berührte sein Zeigefinger das Metall. Seine feuchte Haut hatte die mattschwarze, satinierte Oberfläche mittlerweile zum Glänzen gebracht. Treidler versuchte, das erste Fingerglied anzuspannen. Seine Muskeln und Sehnen gehorchten nur zaghaft. Jeder Millimeter kostete Kraft– Kraft, die ihn plötzlich zu verlassen drohte. Schweiß perlte auf seiner Stirn. Wie im Krampf begann seine Hand zu zittern, und der Pistolenlauf schlug zwischen seinen Zähnen hin und her.
Treidler hielt die Luft an, bis ihm die Lungen zu bersten drohten. Durch flaches Ein- und Ausatmen versuchte er, seine Hand mit der Waffe unter Kontrolle zu bringen. Es gelang ihm nicht. Das Klacken der Zähne am Pistolenlauf hörte nicht auf, und je länger das Zittern andauerte, desto mehr baute sich in ihm ein Gefühl auf, das er gut kannte: Hass. Wenn es noch etwas gab, das ihm geblieben war, dann der Hass auf sich selbst, auf sein Versagen. Rasender denn je erfüllte diese eine Empfindung sein Bewusstsein und würde existieren, bis er den Mörder seiner Frau gefunden hatte.
Lass das, du Feigling! Der Gedanke durchfuhr ihn wie ein Schlag. Fast von selbst ließ sein Zeigefinger den Abzugsbügel los. Denk nach, verdammt! Wenn du nicht weitermachst, gibst du nur den anderen recht. All denjenigen, die davon überzeugt sind, dass du es getan hast. Und dann werden sie glauben, dass dein Freispruch ein Fehlurteil war. Oder dass man dich hat gehen lassen, weil du bei der Kriminalpolizei bist. Du musst deine Unschuld beweisen.
Beweisen– das Wort hämmerte in seinem Kopf. Er hatte Hunderte Fälle gelöst: Mord, Totschlag, Drogen- und Einbruchsdelikte; das ganze Programm eines Kriminalpolizisten. Nur bei diesem Fall, der seinen Namen trug, versagte er völlig. Jetzt war er schon wieder ein paar Monate bei diesem Scheißverein. Und was hatte er herausgefunden? Nichts, überhaupt nichts! Es gab keine Beweise für seine Unschuld und erst recht keine für die Schuld eines anderen.
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