Science Fiction Dreierband 3003 - 3 Romane in einem Band! - Alfred Bekker - E-Book

Science Fiction Dreierband 3003 - 3 Romane in einem Band! E-Book

Alfred Bekker

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Beschreibung

Science Fiction Dreierband 3003 - 3 Romane in einem Band! von Alfred Bekker, Wilfried A. Hary, Konrad Carisi Über diesen Band: Dieser Badenthält folgende Romane: Notruf zwischen den Sternen (Konrad Carisi) Captain auf der Brücke (Alfred Bekker) Herr der Galaxien - Aufstieg (Wilfried A. Hary) Sein Kopf glich dem eines Falken. Er war ein Meter achtzig groß, ging auf zwei Beinen mit nach hinten knickenden Knien, die in vierzehigen Krallenfüßen endeten. Die oberen Extremitäten waren deutlich feingliedriger und endeten in einer Krallenhand mit vier Fingern. Latan-Rai, seines Zeichens Oberbefehlshaber der ruhmreichen Flotte des Qriid-Imperiums, betrat den von einer Glaskuppel überspannten Raum. Man hatte von hier einen fantastischen Rundumblick über Qatlanor, die auf Qriidia gelegene Hauptstadt des heiligen Imperiums. Hier war das Zentrum des Reiches. Milliarden von Qriid pilgerten zu den hohen Feiertagen hierher, um die Heiligtümer zu besuchen. Der Himmel Qriidias war durch seinen hohen Staubgehalt in der Atmosphäre stets rötlich. Die Farbe des Blutes, mit der Gott seine Gebote an den Himmel geschrieben hatte, so hieß es im Buch der Weisen, der wichtigsten Überlieferung der Qriid-Religion. Latan-Rais Kleidung war ebenfalls rot. Die Farbe der Flotte, deren Ziel es war, die Feinde des auserwählten Volkes zu vernichten.

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Science Fiction Dreierband 3003 - 3 Romane in einem Band!

von Alfred Bekker, Wilfried A. Hary, Konrad Carisi

Über diesen Band:

––––––––

Dieser Badenthält folgende Romane:

Notruf zwischen den Sternen (Konrad Carisi)

Captain auf der Brücke (Alfred Bekker)

Herr der Galaxien - Aufstieg (Wilfried A. Hary)

Inhaltsverzeichnis

Titelseite

Science Fiction Dreierband 3003 - 3 Romane in einem Band!

Copyright

Die Raumflotte von Axarabor #17: Notruf zwischen den Sternen

Table of Contents

Notruf zwischen den Sternen

Copyright

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About the Publisher

Captain auf der Brücke - Chronik der Sternenkrieger #1 (Alfred Bekker's Chronik der Sternenkrieger, #1)

Table of Contents

Chronik der Sternenkrieger 1 | Captain auf der Brücke | von Alfred Bekker

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About the Author

About the Publisher

Herr der Galaxien 1 - Aufstieg

Wilfried A. Hary | Herr der Galaxien 1 - Aufstieg

Table of Contents

Einführung:

Prolog

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Sein Kopf glich dem eines Falken. Er war ein Meter achtzig groß, ging auf zwei Beinen mit nach hinten knickenden Knien, die in vierzehigen Krallenfüßen endeten. Die oberen Extremitäten waren deutlich feingliedriger und endeten in einer Krallenhand mit vier Fingern.

Latan-Rai, seines Zeichens Oberbefehlshaber der ruhmreichen Flotte des Qriid-Imperiums, betrat den von einer Glaskuppel überspannten Raum. Man hatte von hier einen fantastischen Rundumblick über Qatlanor, die auf Qriidia gelegene Hauptstadt des heiligen Imperiums.

Hier war das Zentrum des Reiches. Milliarden von Qriid pilgerten zu den hohen Feiertagen hierher, um die Heiligtümer zu besuchen. Der Himmel Qriidias war durch seinen hohen Staubgehalt in der Atmosphäre stets rötlich.

Die Farbe des Blutes, mit der Gott seine Gebote an den Himmel geschrieben hatte, so hieß es im Buch der Weisen, der wichtigsten Überlieferung der Qriid-Religion.

Latan-Rais Kleidung war ebenfalls rot. Die Farbe der Flotte, deren Ziel es war, die Feinde des auserwählten Volkes zu vernichten.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker (https://www.lovelybooks.de/autor/Alfred-Bekker/)

© Roman by Author / COVER Steve Mayer, Mik38 123rf

© dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

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Alles rund um Belletristik!

Die Raumflotte von Axarabor #17: Notruf zwischen den Sternen

Die Raumflotte von Axarabor #17: Notruf zwischen den Sternen

Axarabor, Volume 17

Konrad Carisi

Published by Cassiopeiapress Extra Edition, 2018.

Table of Contents

UPDATE ME

Notruf zwischen den Sternen

DIE RAUMFLOTTE VON Axarabor -  Band 17

von Konrad Carisi

Der Umfang dieses Buchs entspricht 71 Taschenbuchseiten.

Zehntausend Jahre sind seit den ersten Schritten der Menschheit ins All vergangen. In vielen aufeinanderfolgenden Expansionswellen haben die Menschen den Kosmos besiedelt. Die Erde ist inzwischen nichts weiter als eine Legende. Die neue Hauptwelt der Menschheit ist Axarabor, das Zentrum eines ausgedehnten Sternenreichs und Sitz der Regierung des Gewählten Hochadmirals. Aber von vielen Siedlern und Raumfahrern vergangener Expansionswellen hat man nie wieder etwas gehört. Sie sind in der Unendlichkeit der Raumzeit verschollen. Manche errichteten eigene Zivilisationen, andere gerieten unter die Herrschaft von Aliens oder strandeten im Nichts. Die Raumflotte von Axarabor hat die Aufgabe, diese versprengten Zweige der menschlichen Zivilisation zu finden - und die Menschheit vor den tödlichen Bedrohungen zu schützen, auf die die Verschollenen gestoßen sind.

Mein Name ist Kartek Tezal, und ich bin vor einiger Zeit raus aus der Flotte von Axarabor, doch als Reservist bleibt mir nichts anderes übrig, als auf einen Notruf zu regieren, der mich in ungeahnte Gefahren bringen sollte ...

Copyright

EIN CASSIOPEIAPRESS Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author

© Serienidee Alfred Bekker und Marten Munsonius

© dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

[email protected]

1

ICH SEUFZE UND LEHNE mich zurück. Mein Magen rumort nach dem Gesöff, was man mir letzte Nacht aufgeschwatzt hat. Es sei für Belakaria nicht gefährlich, hatte dieser zweiköpfe Barkeeper gesagt. Oder war ich schon so dicht gewesen, dass ich glaubte, er hat zwei Köpfe? Es gibt eine Spezies mit zwei Köpfen, aber ich komme ums Verrecken nicht auf den Namen. Ein Summton lässt meine Kopfschmerzen anschwellen. Ein Freund von mir in der axaraborianischen Flotte nannte das immer einen Kater. Was dieses Gefühl mit einer Speise für die menschliche Ernährung zu tun hat, weiß ich nicht. Auf Vectorianis II gab es leckere gebratene Katzen, angeblich geklont aus DNS-Profilen, die von Axarabor selbst stammen.

Ich spaziere langsam durch mein Schiff ASHOKA ins Cockpit.

„Du siehst nicht gut aus“, stellt Vera fest. Eigentlich heißt sie V3-RA, aber daraus haben wir vor langem Vera gemacht.

„Ich fühl mich auch nicht so“, brumme ich und lasse mich in den Pilotensitz fallen. Ihr Körper ist geformt wie der einer weiblichen Menschenfrau, aber es fehlen die Haare. Damit sieht sie mehr aus wie eine Belakaria-Frau. Meine Spezies stammt von Menschen der Zentralwelten ab, hat sich aber mit genetischen Eingriffen massiv an Belak, unsere Heimatwelt, angepasst. Das ist aber schon Jahrtausende her. Wir sind somit nur insoweit mit den Menschen von Axarabor verwandt, wie die Menschen auf Axarabor mit den Schweinen, die sie essen.

Ich nehme die Nachricht, die der Summton angekündigt hatte, an und vor mir in der Luft erscheint ein zweidimensionales Hologramm eines uniformierten Axarabor-Menschen.

„General Obesko“, sage ich und nehme unwillkürlich Haltung im Sitzen ein. Soweit es halt geht. Der Mann ist Mitte vierzig mit grauen Schläfen und einem lichter werdenden Haarkranz. Das kompensiert er durch einen beeindruckenden Bart.

„Hauptmann Kartek Tezal“, begrüßt er mich.

„Reserve-Hauptmann Tezal“, korrigiere ich reflexartig. Seine Augenbraue zuckt in die Höhe. Das hätte ich wohl nicht sagen sollen.

„Jetzt nicht mehr, Hauptmann Tezal.“

„Sir? Präzisieren Sie das bitte!“

„Sie sind hiermit in den aktiven Dienst zurückberufen.“

Ich lächle gezwungen.

„Bei allem Respekt, Sir, ich bin vor zwei Jahren ausgeschieden aus dem aktiven Dienst. Inzwischen bin ich ein respektierter Bergungsschiff-Captain und Privatunternehmer.“

„Hauptmann Tezal“, fährt der General ungerührt fort. „Sie haben das Kleingedruckte gelesen, als Sie frühzeitig ausgetreten sind. Dafür, dass Sie Ihre diversen Modifikationen, Eigentum der Flotte sowie einen verzinsten Kredit abzahlen dürfen, verpflichteten Sie sich, ein Leben lang Reserveoffizier zu werden. Seit einem halben Jahrhundert bedeutet dies, wann immer ich will, kommen Sie, sobald ich pfeife. Solange der gewählte Hochadmiral nicht wechselt, wird sich da sicher auch nichts ändern. Haben wir uns verstanden?“

„Ja, Sir.“

„Gut. Dasselbe gilt für Ihre Kollegin V3-RA. Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie bei Ihnen ist?“

„Ja, Sir“, meldete sich Vera und bewegte sich leicht vor, um in den Erfassungsbereich der Kameralinse zu kommen.

„Ich sende Ihnen ein Datenpaket mit der üblichen Verschlüsselung. Das Passwort der Verschlüsselung ist das Datum Ihres Ausscheidens aus dem Dienst. Alles weitere finden Sie dort. Im Sinne der Geheimhaltung: viel Glück! General Obesko Ende“

Er beendete die Verbindung und ich sitze ratlos da, während eine kleine blinkende Anzeige auf dem Bildschirm vor mir sagt, dass die Meldung angekommen ist.

Vera seufzt und nimmt mich leicht von hinten über die Stuhllehne hinweg in den Arm.

„Das hat ja nicht lange gedauert.“

„Was?“, frage ich.

„Dass Sie uns in Ruhe lassen. Nur du und ich.“

Ich nicke langsam.

„Wir haben gewusst, dass wir aus dem Militär nicht so leicht rauskommen.“

Sie gibt mir einen Kuss mit ihren synthetischen Lippen. Für einen Menschen sieht sie aus wie eine blauhäutige glatzköpfige Frau. Soweit passt sie gut zu mir.

„Ich bin dir dankbar“, flüstert sie mir ins Ohr.

Ich nicke nur, sage nichts dazu. Ich bin durchaus auch deswegen Reserveoffizier, weil ich Schulden beim Militär habe: Streng genommen ist Vera Eigentum der Flotte. Dass sie eine sogenannte echte künstliche Intelligenz über die Jahre erworben hat, ändert daran nichts. Somit war es teuer, sie auszulösen.

„Sehen wir mal an, was uns geschickt wurde.“ Ich gleite mit meinen feingliedrigen Fingern über die Bildschirmkontrollen. Meine dunkelblaue Haut ist leicht rissig, das muss am Alkohol liegen.

Vor mir in der Luft erscheint ein Bildschirm, eine Projektion auf der die Daten aufgezeigt werden.

„Also“, fasse ich für Vera zusammen, die sich in den Sitz des Co-Piloten setzt. „Wir sollen nach PKM-324-HM, ein System nicht weit von uns. Es gibt einen Notruf.“

„Was interessiert das Militär denn?“

„Es ist eine Kennung, der Notruf weist auf ein Kolonieschiff hin, das sich angeblich vor fast fünftausend Jahren von Axarabor aufgemacht hat. Der Kontakt brach wenige Jahrzehnte danach ab, es war eine turbulente Zeit damals. Laut den Akten, die echt nicht gerade ausführlich sind, weiß man nicht mal, ob die Kolonisten ihr Ziel erreichten.“

„Nun denn“, sagte Vera und begann Einstellungen vorzunehmen. „Ich setzte einen Kurs.“

Ich nicke nur erschöpft. Die Kopfschmerzen sind noch erheblich.

Also stehe ich auf und wanke in Richtung Küche. Die Kombüse ist ein kleiner, zwei mal zwei Meter umfassender Raum, in dem ein Nahrungsmittelaufbereiter den größten Platz einnimmt. Manchmal bereitet mir Vera auch etwas zu. Sie selbst benötigt keine Nahrung, legt aber großen Wert darauf, dass ich nicht nur Nährpräparate zu mir nehme. In einem Fach finde ich die Schmerzmittel und schlucke zwei Tabletten.

Eine Weile stehe ich stumm da und warte darauf, dass sie ihre Wirkung tun. 

Die Kolonisation von Axarabor aus ist immer in Wellen verlaufen. Der Weltraum ist endlos, immer wenn es zu größeren Streitereien kam, sind einige Beleidigte losgezogen und haben eine Kolonie gründen wollen. Im Verlauf der Jahrtausende waren das einige, die in unterschiedlichen Wellen mit ganz unterschiedlichen Zielen loszogen. Es gibt eine eigene Abteilung bei der Raumflotte von Axarabor, die sich diesen Kolonisationswellen angenommen hat. Sie durchforsten Archive, um Anhaltspunkte zu finden, wo Kolonien sein müssten. Sofern Kapazitäten frei sind, senden sie Schiffe dorthin und versuchen herauszufinden, was aus den Kolonisten wurde. Es gibt tausende Welten dort draußen, die möglicherweise von Menschen besiedelt wurden und von denen niemand auf Axarabor weiß. Meine persönliche Meinung: Wenn die Kolonien sich nie nach Hause gemeldet haben, wollten sie keinen Kontakt mehr. So ist das manchmal, wenn man sich auseinanderlebt, man sollte sich in Ruhe lassen.

„Wir sind gleich da, es ist nur ein kurzer Sprung“, stellt Vera fest. Ihre Stimme dringt durch die Lautsprecher zu mir und reißt mich aus meinen Gedanken. „Komm besser auf die Brücke.“

Ich nicke und registriere erst dann, dass sie mich ja nicht sehen kann.

„Ist gut“, rufe ich, da man durch das kleine Schiff meine Stimme im Cockpit hören kann.

Im Cockpit sitzt Vera im Co-Pilotensessel. Vor uns ist ein wilder Wirbel aus Farben, den der Überlichtsprung mit sich bringt. Es gibt diverse Antriebssysteme im Universum, je nachdem was ein Individuum aushalten kann. Manche Spezies beschleunigen langsam auf Lichtgeschwindigkeit und interessieren sich kaum für die dabei immer mehr gestauchte Strahlung, die ihre Schiffe durchdringt. Wir hingegen bevorzugen wie viele andere Welten im Sternenreich von Axarabor lichtschnelle Reisen.

„Wir gehen auf Unterlicht“, stellt sie fest, begleitet von dem Piepen der Kontrollen. Vor uns verzerrt sich alles, als wir in den Normalraum zurückwechseln.

„Wir sind bei gut 0,3 Prozent Lichtgeschwindigkeit, bremsen langsam ab“, gibt sie die Anzeigen wieder.

„Empfangen wir den Notruf?“

„Ja, warte“, sagt sie und holt ein entferntes Objekt auf den Schirm. Es liegt zwischen uns und der Sonne des PKM Systems, so dass es sich mit scharfer Silhouette abzeichnet vor dem Licht des roten Riesen.

„Ist das ein Schiff? Spektralanalyse.“

„Laut der Spektralanalyse ist es vermutlich ein künstliches, also geschaffenes Objekt. Ein Raumschiff unbekannter Bauart, das keinerlei Energie emittiert.“

Ich setzte mich auf den Pilotensitz und korrigiere den Kurs, so dass wir abbremsen, je näher wir dem Objekt kommen. Da der Weltraum größtenteils aus mehr oder weniger leerem Raum besteht, ist das passende Abbremsen, ohne Unmengen von Energie zu verbrauchen, eine kleine Kunst für sich - meiner Meinung nach.

„Dann sehen wir uns das mal an.“

Das Objekt kommt währenddessen langsam näher, so dass die Zoomstufen immer weiter zurückgestellt werden können.

„Schick eine Standard Grußbotschaft, die die gängigen Verkehrssprachen und Axaraborianisch enthält. Vielleicht ist ja wer da, der antwortet.“

Ich warte, während Vera die Nachrichten sendet. Das Schiff ist den Messwerten nach ziemlich groß. Während unser kleiner Frachter geformt ist wie ein umgedrehter Dreizack, bei dem in der mittleren Zacke der Antrieb steckt, ist das fremde Schiff eher wie ein gigantischer Regenschirm. Ich schmunzele bei dem Vergleich unwillkürlich, aber er passt. Das Objekt ist lang und hat einen schirmartigen Aufbau. Laut Scannerdaten ist dieser Schirmbereich aus einer anderen Legierung als der Rest. Möglicherweise dient dieses Schiff zur Expedition in stark strahlende Gebiete? Oder soll der Strahlung entgegengewirkt werden beim Beschleunigen auf Überlicht?

Ich lasse das Spekulieren lieber.

„Antworten sie?“

„Nein“, erwidert Vera. „Es gibt keinerlei Signale, die emittiert werden, bis auf den Notruf. Der allerdings ist nur eine standardisierte Textbotschaft in mehreren Sprachen, unter anderem Axaraborianisch. Aber alt. Soweit stimmt der Notruf mit dem überein, was uns die Flotte geschickt hat.“

„Es ist also entweder ein Schiff der Kolonisten oder eines ihrer Nachfahren.“

„Beides ist möglich“, stimmt Vera zu. Sie betätigt einige Kontrollen. Eine Weile sitzen wir schweigend da, während wir dem Schiff langsam näher kommen.

„Allerdings ...“, nimmt sie den Faden wieder auf, „geben die Scannerdaten keinen Anlass dafür, dass es sich um eines der Original-Siedlerschiffe handelt.“

„Haben wir Vergleichsdaten?“, frage ich verdutzt. „So alte?“

„Nein, wie die Kolonistenschiffe dieser Zeit aussahen, steht nicht in den Akten. Allerdings gibt es einige Messdaten, die nahelegen, dass das Schiff nicht älter als fünfzig Standard-Axaraborjahre alt ist.“

„Reagieren Sie auf unsere Rufe?“

„Bisher auf keinen.“

„Gibt es Energie-Signaturen? Irgendwas, das nahelegt, dass dort Leben ist?“

„Ein Teil der Hauptenergieversorgung scheint beschädigt zu sein“, erklärt Vera und lenkt den Kamerafokus auf eine Narbe, die den Schiffsrumpf überzieht und einen schwachen Einblick ins dunkle Innere gewährt. „Ich denke mal, das hat damit zu tun. Muss ein massiver Treffer gewesen sein.“

„Wenn wir Pech haben, reichte der“, brumme ich. Sie streicht mir mit ihrer blauen Synthetik-Hand über die Wange.

„Dann ist es auch schnell erledigt.“

Ich nicke. Meine schwarzen irislosen Augen mustern sie.

„Hast ja recht“, stimme ich zu und konzentriere mich wieder auf den Anflugvektor. „Aber ich hab da trotzdem ein ganz mieses Gefühl.“

Wir kommen dem fremden Schiff immer näher. Die Scannerdaten werden besser, aber letztlich liefert die Abtastung keine Erkenntnisse. Der Notruf scheint automatisiert und an Bord reagiert niemand.

„Da ist ein Hangar“, sagt Vera und zeigt mir auf der Vergrößerung des Kamerabildes mit einer bunten Markierung, welche Stelle sie meint. „Dieser Riss, von dem Treffer, der öffnet dir hier den Hangar.“

„Ist aber knapp“, bemerke ich und lasse den Computer eine Simulation laufen. Meinem Augenmaß nach wird es hinhauen, aber wir reden hier von vielleicht zwanzig Metern Toleranz auf jeder Seite. Das fremde Schiff ist ziemlich groß, unser kleiner Frachter passt sicher locker dreimal in den Hangar. War es wohl ein Kriegsschiff?, geht mir durch den Kopf.

„Willst du es probieren?“

Ich nicke stumm. Was bleibt mir anderes übrig, wenn da niemand mehr ist, der sich meldet. Es ist nicht die erste Schiffshavarie, nach der ich bei einer Bergung dabei bin. Allerdings waren wir damals mit einem Kriegsschiff der Flotte und ausreichend Ausrüstung dabei.

„Okay, probieren wir es“, sage ich und drehe das Schiff um seine eigene Achse, damit wir durch den Spalt passen. Als wir uns dem Riss in der Außenhülle nähern, lässt Vera die Scheinwerfer am Bug aufleuchten.

Im Inneren kann man kleine Teile herumfliegen sehen, vielleicht sind auch Leichen darunter. Das ist schwer zu sagen. Auch ein kleiner Gleiter schwebt dort durch den Raum. Vermutlich gab es auf dem Schiff einmal künstliche Schwerkraft. Wie ein Schiff, das um die eigene Achse rotiert, um durch die Fliehkräfte Schwerkraft zu erzeugen, sieht es nicht aus.

Ein Annäherungsalarm schrillt los, als wir uns dem Riss nähren und das System erkennt, wie knapp es wird.

Kommentarlos deaktiviert Vera den Alarm. Sie weiß, dass sie sich auf mich verlassen kann.

Angespannt betätige ich die Kontrollen und verringere unseren Schub. Den Rest lasse ich uns einfach treiben. Das Schöne an der Schwerelosigkeit ist ja, dass ohne Gravitationsquelle ein Objekt einfach weitertreibt. Schwierig ist es nur, weil das Ding vor uns auch treibt. Jetzt ist die Öffnung ganz nahe. Ich kann auf dem Bildschirm vor mir die Zacken sehen, wo das Metall aufgerissen wurde. 

„Hier müssen gewaltige Kräfte gewütet haben“, sage ich, mehr zu mir selbst als zu Vera. Es ist beinahe so, als könnte ich den Arm ausstrecken und den Riss berühren. Das ist natürlich eine Illusion, wir befinden uns in der Mitte unseres Raumschiffes und die Bildschirme zeigen die Heckkameras. Es gibt bei den Axarabor-Menschen diese fremdartige Eigenheit, Heckscheiben einzubauen. Mochten sie noch so gut und technisch fortgeschritten sein, ein belakarianisches Raumschiff bekam, egal wie groß es war, kein einziges Sichtfenster. Wozu auch? Die Nostalgie eines Luftfahrzeugs nachahmen?

„Wir sind durch“, unterbricht Vera meine Gedanken und ich atme beruhigt auf. „Schwenk die Strahler.“

Sie lässt die Suchscheinwerfer am Bug hin und her wandern und beleuchtet den Hangar. Es ist eine Art lang gezogene Halle, mit einigen seitlich abzweigenden Landebuchten. In manchen liegen fährenartige Schiffe, mehrere Jäger fliegen herum. Leichen sind ebenfalls in der Luft.

„Lebenszeichen?“, frage ich und ahne die Antwort bereits.

„Keine.“

„Hmm“, brumme ich. „Da ist gut“, stelle ich fest und gebe etwas Schub.

Ich habe eine Stelle ausgemacht, an der ich landen kann. Die Landekufen können, wenn nötig, magnetisiert werden und halten uns somit am Boden fest, auch ohne Schwerkraft.

Ich schalte die Kontrollen ab und lehne mich zurück.

„Dann raus, oder?“, frage ich.

Vera nickt. „Wir müssen sehen, was wir herausfinden.“

Ich ziehe mir einen Raumanzug an, der meiner zwei Meter hohen, feingliedrigen Gestalt gerecht wird, und setzte einen Helm auf. Ich hasse diese Kugel aus Kunststoff, auch wenn sie mir eine ziemliche Sichtfreiheit gewährt. Auf Höhe meiner Schläfen sind kleine Lampen angebracht, ebenfalls an meinen Handgelenken. Somit kann ich in mehrere Richtungen leuchten.

Vera trägt naturgemäß keinen, da sie schlicht nicht atmet. Lediglich eine Art Overall hat sie angezogen. Er ist robuster als er aussieht. Genau genommen ist er eine Art Lebewesen, denn sein Gewebe ist durchsetzt mit den Zellen einer Spezies von Gero II, was dafür sorgt, dass die Kleidung sich selbst reparieren kann, wenn sie reißt. Mein Anzug ist aus einem ähnlichen Gemisch.

Wir gehen in die kleine Luftschleuse unseres Schiffes und warten ab, während der Sauerstoff entzogen wird.

Vera hat einen kleinen Handcomputer dabei, mit dem sie sofort, als das Schott sich öffnet, zu scannen beginnt.

„Die Toten sind Menschen“, stellt sie fest. „Axarabor-Menschen, jedenfalls nahe genug dran, um als solche zu gelten.“

Ich will auf einen zugehen, um ihn umzudrehen und ihm ins Gesicht zu sehen, doch Vera hält mich auf.

„Kartek“, sagt sie und ich halte inne. Ihr Blickt trifft meinen.

„Sie starben an Dekompression. Besser nicht zu genau hinsehen.“

Ich nicke. Was viele unterschätzen, ist, dass es im Weltall nicht nur relativ gesehen kalt ist. Wegen des fehlenden Drucks, ist der Siedepunkt sehr viel höher. Ohne Raumanzug kocht das Blut und die Adern platzen auf, das ist meist kein schöner Anblick. Da sieht ein Schusswundenopfer meiner Erfahrung bei der Flotte nach besser aus.

„Starben alle durch Dekompression?“

„Sieht bisher so aus.“

„Vielleicht wurde das Schiff dann nur beschädigt. Eine Eroberung lohnte dann nicht mehr. Komm, suchen wir die Brücke. Irgendwo muss schließlich jemand etwas aufgezeichnet haben.“

„Und wenn sie keine Logbücher führen?“, fragt Vera. „Nicht alle Zivilisationen tun das.“

„Das ist richtig, aber das sind Axarabor-Menschen-Nachfahren. Du weißt doch, was man sagt: Die rosahäutigen Menschen reden am meisten.“

Sie schmunzelt und wir gehen weiter.

Meine Füße stecken in Stiefeln mit magnetisierter Sohle, was mir ermöglicht, bequem zu gehen und nicht hopsen zu müssen. Bei Vera ist es ähnlich.

Wir erreichen ein schweres Schott, das den Ausgang in den Rest des Schiffes verweigert.

„Laut diesen Messwerten ist auf der anderen Seite eine Atmosphäre“, stellt Vera fest. „Allerdings verhindert wohl ein Sicherheitsprotokoll, dass du den Druck entweichen lässt, indem du es öffnest.“

Ich höre nur mit halbem Ohr zu während, ich meine Umgebung betrachte. 

„Da“, zeige ich und leuchte mit der Handgelenklampe auf ein anderes Schott, das halb geöffnet ist.

Wir klettern unter dem Schott hindurch und landen in einem Bereich, der eine Umkleide für die Piloten und Techniker sein könnte. Auch hier erwartet uns wieder ein geschlossenes Schott.

„Kannst du rausbekommen, warum dieses Schott klemmt?“, frage ich und deute auf das halb offene Schott. „Dann könnten wir das hier als Schleuse nutzen. Das Schott zu und das System müsste erlauben, dass wir das Innenschott öffnen.“

„Ich kann es probieren“, sagt Vera und hebt ihren Handscanner. Sie tritt zur Türsteuerung.

„Ich glaube, die Hauptenergie ist ausgefallen, als das Schott sich schließen wollte. Allerdings ...“

Sie schüttelt den Kopf. „Ich kann das System nicht zwingen, das Schott zu schließen. Aber ich kann etwas anderes tun.“

Sie schiebt ihren Ärmel hoch und öffnet eine kleines Segment ihres Unterarms. Dann holt sie aus einer Tasche an ihrem Gürtel ein Kabel, verbindet es mit ihrem Arm und steckt es an die Konsole.

„Glücklicherweise ist ihre Schaltelektronik nicht völlig fremd“, stellt sie fest.

„Nimmst du etwa deine Energie?“

„Keine Sorge, Liebling“, sie zwinkert mir zu. „Ich habe eine Menge Energie.“

Ich lache. Vera würde nichts tun, was sie ehrlich gefährden würde, das musste sie mir schwören.

Sie verzieht das Gesicht als die Tür auf einmal ruckartig nach unten schnellt. „Erledigt.“

Ich drehe mich um und versuche, das andere Schott zu öffnen. Die Konsole hat noch ein wenig Energie, verweigert aber noch immer das Öffnen. Ich lache, als mir eine Idee kommt. In meinem Rucksacktornister sind zwei lange Flaschen, in denen ein Sauerstoffgemisch komprimiert darauf wartet, in den Anzug gepumpt zu werden. Ich löse eine Flasche heraus.

„Komm mal mit dem Scanner her“, sage ich. Als Vera neben mir steht und mich erwartungsvoll ansieht, sage ich. „Wo ist vermutlich der Sensor, durch den das Kontrollfeld seine Daten bekommt?“

Sie scannt die Umgebung und deutet schlussendlich auf eine Stelle in der Wand nahe bei mir. Ein Segment ist dunkler als die Verschalung drumherum.

„Dort.“

„Gut.“

Ich trete darauf zu und lasse Sauerstoff aus meiner Flasche direkt darauf entweichen. „Betätige die Türsteuerung.“

Vera versucht es und erst verweigert die Anzeige eine Reaktion, dann auf einmal öffnet sich das Schott und mit einem Knall wird Sauerstoff aus dem Korridor in den Raum gezogen. Ich schwanke ein wenig und schließe die Flasche wieder an meinen Tornister an. Hier drin ist keine künstliche Schwerkraft, im Korridor aber schon, allerdings ist sie schwach. Mir wird flau im Magen.

„Ich habe inzwischen einen Treffer in der Datenbank, was den Schiffsaufbau angeht.“

„Ist es ein bekannter Typ?“

„Es ist zumindest einer, der mal bekannt war. Angenommen die Kolonisten haben sich orientiert an dem, was sie kannten und das glaube ich, ja, dann ist es eine Weiterentwicklung eines antiken Schiffstypen. Wurde sogar damals in der Flotte eingesetzt.“

„Faszinierend. Die wichtigere Frage ist, wie viel Besatzung gab es, wo ist der Reaktor und wo die Brücke?“

Ich tätschele die Energiepistole an meinem Hüftholster. „Und warne mich, wenn du Lebenszeichen entdeckst.“

„Hmm, mein Weltraumpirat. Aber mal im ernst, Kartek. Wir müssen erst zum Reaktor. Die Energieversorgung scheint schwer gelitten zu haben, es ist fraglich, dass wir Daten vom Zentralcomputer herunterbekommen, auch dass er überhaupt aktiv ist.“

Sie deutet um uns herum. Hinter dem Schott liegt ein langer Korridor, von dem diverse Abzweigungen abknicken. Überall ist die Beleuchtung deaktiviert, nur einzelne Leuchtstreifen an den Wänden geben ein diffuses, unheimliches Licht.

„Ich muss zugeben, mit Energie sieht es nicht gut aus. Also gut, wohin?“

„Folge mir“, sagt sie und zwinkert. Es ist keine belakarianische Geste, sondern eine der axaraborianischen Menschen. Da sieht man dann schon manchmal, woher sie kommt, auch wenn sie so ähnlich aussieht wie eine belakarianische Frau. Aber ihre Herkunft kann ich ihr nachsehen.

„Die mit dem hübscheren Heck geht vor“, sage ich.

Sie zwinkert mir nochmal zu. Ihre bernsteinfarbene Iris hat einen feinen schwarzen Rand, anders als meine. Belakarianer haben schwarze Augen, die von anderen Axarabor-Menschen gerne als bodenlose Löcher bezeichnet werden.

Vera führt uns durch einige lange Korridore. Ich habe die ganze Zeit meine langfingerige Hand auf dem Griff meiner Pistole im Holster.

Wir kommen an einigen toten Axarabor-Menschen vorbei. Sie sind nicht richtig verwest, weil es an zersetzenden Lebensformen auf dem Schiff mangelt, was nicht heißt, dass sie nicht stinken.

Die meisten Lebewesen werden bevölkert von ungezählten Pilzen und Bakterien, die im Augenblick des Todes beginnen, den Körper anzufressen. Der Geruch ist jedenfalls heftig.

Die Korridore selbst sind langweilige grau und weiß verschalte Gänge. In einigen Abschnitten ist die Beleuchtung komplett deaktiviert, in anderen sind Streifen aus fluoreszierendem Material, das aber auch nur noch schwach glimmt oder ganz den Dienst versagt.

Ich halte es nicht mehr aus und sehe mir einen der stinkenden Toten genauer an. „Vera“, frage ich. „Komm mit deinem Handscanner mal her. Wie lange ist der tot? Der sieht übel aus, aber ...“

Sie tritt neben mich, hockt sich ebenfalls hin und hält eine Weile schweigend das Gerät vor sich.

„Einige Monate. Auf Planeten gibt es normalerweise Kleinstlebewesen, die ihn zersetzt hätten und durch deren Eier oder Larven hätte man das gut greifen können. Aber so? Ich würde auf drei oder vier Standartmonate tippen. Ich bin Co-Pilotin, keine Ärztin, Kartek.“

Sie wirkt etwas frustriert.

„Alles in Ordnung?“, frage ich.

„Schon. Es ist nur ... So eine Vergeudung von Leben.“

„Ja“, nicke ich und wir gehen weiter. Ich weiß, dass sie das stört. Es ist einer der Gründe, warum wir die Flotte verlassen haben. Nicht, dass wir nicht gut im Kämpfen waren, nein. Man wird irgendwann nutzlos, wenn man Gewalt nur noch ungern anwendet, aber immer wieder den Befehl dazu bekommt.

Das leere Schiff ist unheimlich. Immer wieder ist ein knirschendes Geräusch zu hören. Ich werfe Vera einen fragenden Blick zu.

Sie errät, was ich denke.

„Vermutlich ist die Hüllenintegrität beschädigt. Sie ist aufgerissen, das heißt es wirken nun diverse, auch kinetische Kräfte auf Bereiche des Schiffes, auf die sie nicht wirken sollten. Durch die Luft überträgt sich dann das Geräusch von sich langsam verziehenden Decks und Trägern.

„Kann es auseinanderbrechen?“, frage ich ehrlich besorgt.

„Dann halte ich dich fest.“

„Das beunruhigt mich, wenn ein Schiff auseinanderfällt“, brumme ich. Noch immer liegt meine Hand schussbereit auf dem Griff meiner Waffe.

„So wie es aussieht, wurden sie angegriffen, jemand hat ihnen schwere Treffer verpasst und dann ...“, überlege ich laut und fahre mit der behandschuhten Linken über eine dunkle Stelle an der Wand. „Dann gab es Feuergefechte im Inneren.“

„Was mich irritiert“, sagt Vera, „ist das Fehlen der Gegner. Alle, die hier rumliegen, tragen, soweit erkennbar, die gleiche Uniform. Es fehlt der enternde Gegner.“

„Warum? Sie haben gewonnen, das bedeutet sie konnten ihre Toten mitnehmen. Du weißt, den meisten Spezies ist so etwas wichtig.“

„Auch wieder wahr ...“, setzt Vera an, dann hält sie inne. „Wir sind da.“

Ich sehe mich um und werfe einen fragenden Blick zu Vera.

„Wir sind mitten im Korridor“, stelle ich fest.

„Ja, du wolltest den kürzesten Weg, nicht den landschaftlich ausgefallenen.“

Die Androidenfrau tritt an ein Wandpaneel und greift in eine kleine Einkerbung. Daraufhin kann sie ein Stück der Wandverschalung wegnehmen und ein Wartungsschacht kommt zum Vorschein.

„Toll“, sage ich trocken. „Klettern in engen Schächten. Ich muss an diverse sehr gute Horrorfilme denken.“

„Ich kann ja vorgehen“, sagt sie und klettert in den Schacht. „Dann hast du etwas zu schauen und ich glaube kaum, dass ein Alienparasit sich in mir einnisten wird.“

„Wer weiß“, erwidere ich. Auf einmal hören wir ein Geräusch und halten beide inne. Meine Hand schnellt zur Waffe, sofort ist sie entsichert und gezückt.

Stumm stehen wir da, verursachen keine Bewegung und ich verfluche den Helm um meinem Kopf, der mich beim Hören behindert. Die Außenmikros können noch so gut sein, irgendwas verzerren sie doch.

„Was war das?“, frage ich sie. „Das war ... anders.“

„Da ist vielleicht ein Schott gerissen. Oder eine Notfallverriegelung angegangen. Denk dran, wir verändern allein durch unsere Anwesenheit alles. Wir emittieren Wärme und das sorgt für eine Veränderung der Luft. Es kommt zu Verwirbelungen und und und.“

„Hmm, terranischer Schmetterling, der einen Orkan auslöst. Ich kenne das Beispiel. Trotzdem sollten wir vorsichtig sein. Es könnte sein, dass sie etwas an Bord gelassen haben.“

„Sie?“

„Ja, die Angreifer. Vielleicht ein automatisiertes System, das Eindringlinge angreift. Vielleicht ein automatisiertes System des Schiffes selbst, das auf uns losgeht, weil wir Fremde sind.“

„Also weiter“, beendet Vera meine besorgten Gedanken und kriecht in den Wartungstunnel hinein. Ich sehe mich noch einmal im Korridor um und stecke dann die Waffe wieder weg.

Ich folge ihr in den Wartungstunnel. Auch hier gibt es immer wieder Abschnitte, in denen die künstliche Schwerkraft, oder die Emitter dafür, noch funktionieren und kurzzeitig ein unangenehmes Gefühl verursachen. Es ist nicht so, dass ich keine oder eine starke Schwerkraft nicht leiden kann, ich hasse nur diesen ständigen Wechsel. Mein Organismus kann sich nicht so recht daran gewöhnen und mein Innenohr ist unsicher, wo oben und unten ist. Da meine Augen aber ein Bild dafür liefern, fühle ich mich seltsam.

Vor mir klettert Vera um eine Ecke, nimmt eine Abzweigung und steigt dort eine Leiter hinauf.

Die ganzen Wartungstunnel sind sehr klein für mich; ein normaler axaraborianischer Mensch würde sich einigermaßen in ihnen bewegen können. Ich hingegen bin deutlich größer.

Die Enge gefällt mir ebenso wenig wie die Geräusche.

Endlich höre ich, wie Vera vor mir ein Wandpaneel aus der Wand drückt und damit den Ausgang aus dem Tunnel freigibt. Sie kriecht als Erste heraus.

„Meine ...“, flüstert sie und ich beeile mich, ihr zu folgen. Sofort habe ich wieder die Hand am Holster, bereit zu schießen.

Dann lasse ich die Hand langsam sinken, als ich erkenne, was sie überrascht hat.

Der Maschinenraum liegt vor uns, drei dicke Röhren des Antriebs stehen wie Säulen in der Mitte eines großen Raumes. Überall sind Leichen, ich bin froh, meinen Helm aufzuhaben. Den Analyseergebnissen auf meinem Bildschirm nach zu urteilen, ist die Luft wirklich atemraubend.

Die Schwerkraft hier ist komplett deaktiviert, so dass einige Körperteile durch die Luft schweben. Na ja genau genommen schweben sie an Ort und Stelle, irgendwann bringt sie die Reibung durch den Sauerstoff, oder das was davon übrig ist, zum Halten.

„Sie wurden regelrecht aufgeschlitzt“, stellt Vera fest. „Wie kann ... das sind keine Energiewaffen! Nicht mal Projektilwaffen, das waren Klingen“, sagt sie.

„Oder Klauen“, füge ich hinzu.

Wir gehen weiter zu einer zentralen Kommandokonsole. Überall sind Trümmerteile verteilt, es muss mehrere Explosionen gegeben haben. Hier und dort fehlt die Verschalung der Wände und gibt den Blick auf Rohre und Drähte frei. An anderer Stelle liegt zu Klumpen verformtes Metall und wird nie wieder preisgeben, was es mal war.

Vera stellt sich an die Konsole, schließt ihren Handcomputer an und benutzt die Energieversorgung des Gerätes, um die Konsole zu betreiben.

„Es ist noch genügend Treibstoff vorhanden, um den Reaktor zu aktivieren, er wird mehrere Tage durchhalten, denke ich.“

„Dann tu das.“

„Es kann aber sein, dass er das nicht aushält. Wir wissen nicht, wer ihn runtergefahren hat.“

„Trotzdem.“

Sie betätigt die Schaltungen und die Energieversorgung erwacht um uns herum flackernd zum Leben. Ebenso beginnen die drei Säulen gespenstisch rot zu leuchten.

„Antrieb läuft stabil. Ich lasse ihn auf niedriger Stufe. Künstliche Schwerkraft an in drei, zwei eins.“

Und in diesem Augenblick spüre ich wie mein Magen einen Satz macht. Um uns herum fallen die Körperteile und Trümmerstücke zu Boden und verursachen einen Heidenlärm.

Ich verziehe unwillkürlich das Gesicht, bevor der Filter meines Helms automatisch die Lautstärke der Außengeräusche herunterdimmt.

„Gut, jetzt lade eine Karte herunter vom Schiff und lass uns auf die Brücke. Oder kommst du von hier aus an die zentralen Logdaten heran?“

Vera sieht eine Weile schweigend auf die Anzeigen und schüttelt dann den Kopf.

„Leider nein. So wie es aussieht, war hier ein Fähnrich eingeloggt, als alles zu Ende ging. Ich habe keine Berechtigung für Brückenfunktionen. Wäre es ein Offizier gewesen, wäre das sicher anders.“

„Möglich, wenn unsere Rangsysteme vergleichbar sind.“

„Es sind Axarabor-Menschen, oder deren Nachfahren. Sicherlich wird es Ähnlichkeiten geben müssen“, sagt sie und macht eine allumfassende Handbewegung. „Oder?“

„Auch wieder wahr.“

Nachdem sie den Bauplan heruntergeladen hat, nimmt sie ihren Handcomputer zurück und macht sich mit mir zusammen auf zur Brücke. Ich habe inzwischen die ganze Zeit meine Waffe in der Hand und bin angespannter als vorher.

Es geht wieder durch endlose Korridore und Gänge voller Leichen und zerstörter Segmente.

Die Lebenserhaltung funktioniert wieder eingeschränkt und die Luftfilter beginnen damit, die abgestandene Luft zu reinigen. Dennoch werde ich den Helm auflassen, wer weiß was hier für Keime und Bakterien lauern! Ganze Zivilisationen wurden schon ausgerottet, weil sie gegen fremde Viren nicht gewappnet waren, da muss man aufpassen. Auch wenn ich als Belakaria eine deutlich bessere Immunabwehr habe als ein Axarabor-Mensch.

Wir erreichen die Brücke ohne Zwischenfälle. Als das Schott vor uns aufgleitet und im Boden versinkt, liegt ein ovaler Raum im Zentrum des Schiffes vor uns. Rundherum befinden sich die Konsolen der Offiziere, im vorderen Bereich die für den Ruderoffizier und den Waffenoffizier. Dahinter sind drei Stühle, vermutlich für den Captain und seine Berater.

Alles in allem wirkt dieses Schiff, obwohl so alt, doch sehr vertraut auf einen Angehörigen der Raumflotte von Axarabor.

Es sind nur drei Leichen hier, einer davon ist den Abzeichen nach der Captain. Er starb auf seinem Schiff, an der Kommunikationskonsole.

„Ich sehe mal, was ich herausbekommen kann“, sagt Vera und in diesem Augenblick erbebt das Schiff leicht. Ich spüre deutlich eine Vibration im Boden.

„Was war das?“, frage ich sie. Ein Alarm schrillt los. Vera eilt zu einer Konsole.

„Ich glaube, wir haben einen Fehler gemacht.“

„Präziser bitte, Liebes.“

„Wir haben die Lebenserhaltung aktiviert, die stellt nun wieder atembare Luft und den für normale Axarabor-Menschen verträglichen Druck her. Der hat gerade irgendwo eine strukturschwache Stelle der Hülle brechen lassen. Sie ist weggeplatzt und jetzt haben wir ein ziemliches Leck.“

„Gibt es keine automatisierten Schotts? Keine Schilde?“

„Die Automatik ist deaktiviert worden, wir haben das System quasi neu gestartet durch das aktivieren des Antriebs. Das Betriebssystem ist gewissermaßen noch am Booten.“ 

„Toll, können wir irgendwas machen? Setzt sich das Leck fort? Wenn wir Pech haben, reißt ein ganzes Stück des Schiffes auf, so was habe ich schon erlebt.“

„Ich kann es erledigen“, sagt jemand hinter mir.

Ich wirbele herum und feuere ohne nachzudenken. Direkt hinter mir steht ein Mensch in schneeweißer Uniform. Der Energieschuss meiner Waffe durchdringt ihn und kracht in ein Wandpaneel hinter ihm, das zu Schlacke verbrennt.

Seine Oberfläche wabert nur ein wenig, wird dann wieder fest.

Der Alarm hört auf und der Fremde mustert mich interessiert. Er ist kleiner als ich, ein Axarabor- Mensch mit Glatze und Schnauzbart. Ich bin nicht gut im Schätzen vom Alter dieser Leute, aber ich denke, er ist im letzten Viertel seines Lebens.

„Das Leck ist abgedichtet, aber ich bin auf einem gefährlich niedrigen Energiestatus“, erklärt der Glatzkopf. „Jetzt verraten Sie mir, wer Sie sind.“

„Woher kommen Sie und wieso sprechen Sie unsere Sprache?“, erwidere ich.

Er redet nicht altertümlich oder einen dem axaraborianisch verwandten Dialekt, er redet die Standartsprache.

„Ich habe Sie belauscht. Ihre Sprache ist eindeutig mit der unseren verwandt.“

„Ich glaube, das trifft mehr zu als Sie denken“, stellt Vera fest und gesellt sich zu uns. Sie verneigt sich leicht.

„V3-RA und das ist Kartek Tezal. Wir sind hier aufgrund Ihres Notrufs.“

An mich gewandt fügt sie hinzu. „Ich glaube, er ist das Hologramm der Schiffs-KI.“

„Natürlich bin ich das“, sagt die KI und deutet um uns herum. „Bis gerade gab es keine vernünftige Luft zum Atmen, glauben Sie, ich bin ein Überlebender?“

Er zieht seine Uniform straff. „Was für ein Notruf und was tun Sie hier?“

Er hält inne. „Verzeihen Sie, ich sandte tatsächlich einen Notruf. Es sind Jahre vergangen.“

„Also, der Reihe nach“, erkläre ich. „Wir bekamen den Auftrag der Raumflotte von Axarabor, auf einen Notruf zu reagieren. Dieses Schiff gehört, soweit wir glauben, zu den Nachfahren einer Koalition von Kolonien, zu denen vor langer Zeit der Kontakt abbrach. Wir fanden das Schiff hier so vor und versuchen herauszubekommen, was geschehen ist. Können Sie uns ab hier weiterhelfen?“

„Leider nein“, sagt die KI nachdenklich. „Ich wurde unsachgemäß deaktiviert, einige Dateien sind defragmentiert. Sie reden mit einem Backup, das zu Beginn der Mission angelegt wurde.“

„Bitte, dann sagen Sie, was Sie wissen“; ermuntere ich ihn. „Welche Mission?“

„Das ist geheim, nur der Captain wusste es. Wir starteten von einer Werft in einem Asteroidenfeld. Die Koordinaten wurden händisch vor Antritt der Reise entfernt aus meinem Speicher. Ich kenne lediglich die Sprungpunkte, die wir von dort aus nahmen, um hierherzukommen. Jedenfalls einige kann ich aus den Erinnerungen der beschädigten KI-Version herausfiltern.“

„Somit haben Sie keine Ahnung, wer euch so angegriffen hat?“

„Leider nein. Ich kann die beschädigte Version von mir, die all das erlebt hat, nicht einfach so rekonstruieren.“

Ich seufze. „Toll. Dann sind wir hier fertig, oder Vera? Rufen wir den General an und wir machen uns auf den Rückweg.“

„Bitte warten Sie“, sagt nun die KI. „Sie wollen mich doch nicht alleine hier lassen.“

„Natürlich, wieso nicht?“

„Ich bin eine Klasse 3 KI, Sir. Ich bin ein hervorragendes Mensch-Maschine-Interface, aber ich bin kein Kommandant. Was soll ich tun? Ich brauche Befehle. Ich bin nicht berechtigt, eigene Entscheidungen zu treffen.“

„Dann bleib halt hier.“

„Meine Energieversorgung wird in einigen Tagen zusammenbrechen“, erwidert die KI.

„Das heißt, er wird sterben, Kartek. Er ist klug genug, dieses Ergebnis zu ziehen, auch wenn seine Programmierung verhindert, dass er da groß etwas gegen tun kann, weil er nicht in der Lage ist, wirkliche eigene Entscheidungen zu treffen.“

„Dann gestatte es ihm und wir gehen.“

„Ich kann nicht in die Kernprogrammierung eines anderen eindringen und eben mal so rumspielen“, empört sie sich und ich seufze.

„Gut, was glaubst du, sollten wir tun?“, frage ich. Ich ahne in welche Richtung es geht.

„Wir senden dem General eine Nachricht und setzen die Mission fort.“

„Fort?“, echoe ich.

„Wir wissen noch nicht, was hier geschehen ist. Also fliegen wir einfach einen der letzten Sprungpunkte an, die das Schiff angesteuert hat. Wir können den Weg rückwärts gehen, und vielleicht entdecken wir eine ganze intakte ehemalige Kolonie des Sternenreichs von Axarabor.“

„Vera“, sage ich langsam. „Die sind von Axarabor aus aufgebrochen. Wenn sie sich nicht mehr gemeldet haben, sind sie tot oder wollten keinen Kontakt.“

„Es gibt tausende andere Möglichkeiten und das weißt du. Zudem ist es möglich, dass sie vor tausend Jahren keinen Kontakt wollten, dennoch aber vielleicht jetzt welchen wünschenswert fänden. Stell dir vor, man bekäme von Axarabor aus die Möglichkeit, die Erde noch einmal zu erreichen! Würdest du nicht hinwollen?“

„Die Erde ist ein Mythos, Funkenlady. Die Menschen von Axarabor wollten nicht akzeptieren, dass sie von diesem kleinen Klumpen kommen und haben sich einen mythischen Herkunftsort zwischen den Sternen ausgedacht. Das macht gleich nebenbei ihr ehemaliges Sternenreich noch viel größer und du kannst politisch alles durchboxen, solange du nur behauptest, du willst den alten Glanz wiederherstellen. Das ist ein erdachter Identifikationsort.“

„Es geht um das Argument, Kartek! Besprich es mit dem General. Wir müssen ihm helfen.“

Ich werfe der KI einen Blick zu, die bisher schweigend neben uns steht.

Sie weiß, dass ich es tun werde. Immerhin habe ich etwas Vergleichbares für sie getan. Ich bin aus dem Militär raus, um ein normales Leben mit ihr zu führen. 

Ich gehe zur Kommunikationskonsole und benutze dieselbe Verschlüsselung, die General Obesko benutzt hat, als er uns sprechen wollte. Nach einigen Minuten erreiche ich ihn. Eine lebensgroße Holographie des Generals erscheint neben mir auf der Brücke.

„General, wir haben ihr Schiff gefunden“, erkläre ich und fasse die Situation zusammen.

„Da ist nichts zu machen? Die KI ist beschädigt?“

„Ihr Backup funktioniert, aber wenn sie selbst schon die Datei nicht rekonstruieren kann, wie sollen wir es dann besser können? Diese Technik ist zwar auf eine Weise vertraut, dass es schon unheimlich ist, aber dennoch fremd. Mehr als tausend Jahre der Entwicklung in unterschiedliche Richtungen trennen uns hier.“

„Schon gut, Tezal, halten Sie keine Vorträge über Xeno-Anthropologie. Zerstören Sie das Schiff und es ist gut. Überspielen Sie alle Daten des Zentralrechners und senden Sie sie uns. Wir haben keine Kapazitäten frei, um uns aktuell darum zu kümmern und jemanden zur Bergung des Schiffes zu schicken. Wir überweisen Ihnen einen Standardsold, als wären Sie bei diese Emission wieder normal im Dienst gewesen. Machen Sie sich ein paar schöne Tage damit.“

Er beendet die Transmission bevor ich etwas sagen kann.

Ich werfe Vera und der KI einen Blick zu und seufze.

„Na ja“, sage ich. „Dann ist es auf jeden Fall jetzt unsere Entscheidung.“

„Du hast einen direkten Befehl bekommen“, fragt Vera vorsichtig. „Wirst du dich ihm widersetzen? Um herauszubekommen, was hier geschehen ist?“

Ich seufze und nicke. „Ja, neugierig bin ich schon.“

Ich benutze das Kommunikationsterminal, um eine Verbindung mit meinem Schiffscomputer herzustellen. Dadurch habe ich Zugriff auf detailliertere Karten der umliegenden Systeme und kann wiederum ein besseres Bild bekommen, in welche Region uns die Sprünge führen werden.

Es sind weite Sprünge und für mich unbekannte Regionen. Die Datei meines eigenen Navigationssystems sind wenig hilfreich.

Anschließend rufe ich die Spezifikationen des Antriebs des Schiffes auf und bekomme eine Fehlermeldung.

„Gib mir Zugang zum Antrieb, ich kann sonst schwerlich herausfinden wie lange und wie weit wir kommen mit dem, was du hast“, sage ich zu der KI entnervt.

Die KI, oder genauer ihr Avatar mustert mich abschätzig.

„Ich bin nicht berechtigt ...“, setzt sie an, doch ich unterbreche ihn.

„Da liegt dein Captain. Es tut mir leid, dass er tot ist, aber du hast eine Mission gehabt und er kann nicht mehr die Kommandobefugnisse auf mich übertragen. Das tut mir ebenso leid. Aber wenn du eine Gelegenheit haben willst, herauszufinden, was mit der Mannschaft und der Mission ist, brauchst du meine Hilfe. Selbst kannst du ja hier nicht weg. Sind wir uns da einig? Ist meine Logik stringent?“

„Das ist sie. Zugriff gewährt.“

„Danke“, sage ich betont ruhig. Vera ist eine echte KI, sie ist ein eigenes bewusstes Wesen, das Entscheidungen treffen kann. Das hier ist nur eine bessere, kompliziertere Tastatur: Etwas mit dem man einen Befehl in die Maschinen eingeben kann. Schlimm ist nur, dass diese Tastatur im Umfang eines Kleintieres mitdenken kann und deswegen man auch noch mit seiner Tastatur diskutieren darf. Es hat seinen Grund, dass ich solche Systeme nicht schätze.

Ich lasse mir eine Übersicht anzeigen und deaktiviere die meisten Systeme im unteren Teil des Schiffes. Es gibt einige tausend Schottsysteme, die noch funktionieren, somit kann die Lebenserhaltung in einem Großteil des Schiffes eingestellt werden. Dadurch gewinnen wir erhebliche Mengen an Energie. Zudem stelle ich fest, dass die Außenhülle des Schiffes Solarenergie gewinnen kann, sofern man denn einer Sonne nahe genug kommt.

„Wir können einige Wochen damit durchkommen“, erkläre ich. „Ich habe die Lebenserhaltung abgeschaltet auf dem ganzen Schiff, bis auf die Brücke und einen Korridor hinunter zum Hangar. Allerdings ist das letzte Stück zum Hangar natürlich abgeschaltet, weil der Hangar selbst nicht mehr dicht ist. Ein Eindämmungsfeld wäre da vielleicht übertrieben und eine Vergeudung von Energie“, erkläre ich.

Vera sieht über meine Schulter auf die Anzeigen.

„Es ist ein Sprung bis zu ihrem letzten Aufenthalt. Das System kenne ich nicht und wir haben wohl auch nichts dazu in den Datenbanken.“

„Es gibt nicht mal einen Namen in ihrer Datenbank, nur eine Nummer“, erwidere ich. An die KI gewandt sage ich: “Setz einen Kurs und starte den Antrieb.“

„Sofort.“

Ich wende mich zum Gehen, der Sauerstoff meines Anzuges geht irgendwann zur Neige und bis wir da sind, ist genug Zeit sich etwas auszuruhen. Am Schott zur Brücke bleibe ich stehen.

„Wie heißt du eigentlich?“, frage ich die KI.

„Bitte?“

„Das Schiff und du, ihr müsst doch Namen haben.“

„Das Schiff ist die REISE, ich habe keinen Namen.“

„Denk dir einen aus, ich will dich irgendwie ansprechen können.“ An Vera gewandt füge ich hinzu: „Ich geh auf unser Schiff, bleibst du noch hier oder kommst du mit?“

„Ich sehe mir die Systeme der REISE mal genauer an und rufe dich, wenn wir da sind, okay?“

„Gut.“

2

ICH STROMERE AUF DEM Weg zu meinem Schiff erst noch eine Weile durch die REISE. Das Schiff liegt verlassen da und selbst in Korridoren ohne Tote, ist dieses verlassene Schiff ohne Atmosphäre unheimlich. Dennoch hoffe ich auf einen Hinweis. Ich öffne wahllos geschlossene Schotts und bleibe auf einmal vor einer Abzweigung mit einer hohen Anzahl Türen links und rechts stehen. Ich öffne die erste Tür, die in zwei Segmente in Boden und Decke verschwindet, und finde ein Quartier vor. Es ist klein, ein großer Wohnraum, in dessen hinterer Ecke hinter einer kleinen Trennwand ein Bett steht. Das Quartier hat vielleicht einem Offizier gehört, denn das Schiff ist zwar groß, aber ich bin nicht sicher, ob es groß genug ist, jedem so viel Platz zu gewähren.

Ich trete ein, die Pistole noch immer lose im Holster. Ich traue dem Ganzen noch nicht. Was wenn der Feind, der die Mannschaft abgeschlachtet hat, nicht noch da ist? Ich trete in den Raum und sehe mich um.

Ein einzelner Handcomputer liegt mitten im Raum. Als die Schwerkraft ausgefallen ist, ist er wohl herumgeflogen und nun dorthin gefallen. Ich gehe zuerst angespannt um die Ecke und sehe zum Bett. Nichts und niemand ist dort. Dann gehe ich zurück und hebe den Handcomputer auf. Der Bildschirm flammt auf als ich ihn hochhebe. Sicher irgendein System, das die Postion des Gerätes im Raum wahrnimmt und dadurch weiß, dass er hochgehoben wurde.

Es sind unterschiedliche Optionen auswählbar. Obwohl die Schrift noch entfernt an das Standardaxaraborianische erinnert, bin ich nicht ganz sicher, was ich vor mir habe. Ich probiere die erste Option aus und stelle fest, dass es sich um eine Auflistung von Auszeichnungen handelt. Eine Stimme beginnt mit fremdem Akzent Axaraborianisch zu sprechen, als ich eine Tagebuchdatei öffne.

„Heute war kein guter Tag. Wir haben keinerlei Spuren von ihnen gefunden, auch wenn wir immer wieder danach gefragt haben. Es gibt keine Spur von ihnen und ich glaube ehrlich, dass diese Mission nicht sonderlich sinnvoll ist. Ein Schiff wie das unsere für so ein Hirngespinst losschicken! Am Ende haben wir weder mit ihnen etwas zu tun noch stammen wir von Axaraboria ab. SO ein Unsinn! Eine mythische Heimatwelt der Menschheit, na klar. Wir werden später noch eine Außenmission starten, mal sehen wie es läuft. Wenn ich Pech habe, werde ich wieder fliegen müssen.“

Das war der letzte Eintrag.

Ich schüttle langsam den Kopf. Es sieht wohl so aus, als wäre das sein letzter Flug geworden. Eine Weile klicke ich mich durch andere Dateien und höre viel Belangloses aus dem Leben dieses Mannes. Seine Liebschaft mit einer Offizierin, die den Regeln des Militärs widerspreche ebenso wie seine Magenverstimmung. Zweifellos wichtige Gedanken für ihn, für mich aber nicht hilfreich. Schlussendlich gebe ich auf und lege den Handcomputer wieder weg. Dann mache ich mich auf den Weg zu unserem Schiff und frische nicht nur die Energie und den Sauerstoff meines Anzugs wieder auf, sondern mache auch alles bereit, um im Notfall aus dem Hangar hinauszukommen. Nicht dass ich vorhabe, die REISE sofort im Stich zu lassen, aber es ist gut, eine zweite Karte in der Hinterhand zu haben.

Mein Armbandkommunikator zeigt mir an, dass ich eine neue Nachricht habe. Als ich sie öffne, sind es nur vier kleine Worte, die mich dennoch schmunzeln lassen. Denk daran zu essen.

Vera mag einen elektronischen Metabolismus haben, dennoch sorgt sie sich um mich. Es ist eines der unausgesprochenen Probleme, die ich für die Zukunft sehe, denn ich werde alt werden und sterben. Sie aber bei korrekter Wartung nicht. Ich glaube, dass ich damit besser umgehe als sie, denn ich lasse jemanden zurück. Als der, der stirbt, hat man es da beinahe leichter als die anderen, die damit zurechtkommen müssen.

Ich verscheuche den Gedanken mit einer Mahlzeit. Die Zeit verfliegt schnell und bald erhalte ich eine Nachricht von Vera.

„Wir sind beinahe da, willst du dich auf den Weg machen?“

„Sofort, Captain“, erwidere ich und ziehe mir den Raumanzug an. Auf den leeren Korridoren sind einige Leichen verschwunden. Ob es automatisierte Reinigungs- oder Wartungsroboter sind, die die KI dafür benutzt, oder Vera, weiß ich nicht. Dennoch ist es so besser. Stumm bete ich auf dem weg zur Brücke an Gideon, den Großen. Es gibt Axaraboriner, die behaupten, der Gott der Belakaria sei eigentlich ein Wesen, das tief unter der Erde unserer Heimatwelt lebt und uns rettete, als wir als Siedler dorthin kamen. Ich glaube aber, dass es in ihr Weltbild passt. Es ist ein metaphysisches Wesen, wenn es existiert, ist es sowieso jenseits unserer Vorstellung. Zu behaupten, es sei eine Lebensform unter Belakarias Oberfläche, ist so, wie zu sagen, es kommuniziere per Psi-Kraft oder sonstigem esoterischem Kram: Es sortiert das Ganze nur in ein wissenschaftliches Weltbild ein.

Ich hoffe, Gideon wird Gnade haben mit den Seelen dieser Verstorbenen und sie dorthin geleiten, wohin sie gehören.

Als ich die Brücke betrete, begrüßt mich Vera auf dem Sitz des Piloten.

„Wir sind in weniger als zwanzig Standardminuten da. Kommst du zu mir?“

„Waffen?“, frage ich und setzte mich auf den Sitz neben sie. Ein Blick auf die Kontrollen verrät mir, dass sie auch Teilfunktionen der Sensorenphalanx her verlegt hat.

„Erreichen das System in drei, zwei eins“, zählt Vera herunter. Vor uns auf dem zentralen Bildschirm der REISE ist ein Planet zu sehen.

„Das sind die Koordinaten, der Orbit von G-II-T7 laut der Datenbank der REISE.“

„Gibt es irgendwelche Emissionen, die auf die Anwesenheit von höherer Technologie schließen lassen?“

„Negativ. Es ist eine Dschungelwelt, sehr hoher Sauerstoffanteil für deine oder axaraborianische Verhältnisse. Es gibt einige wirklich große insektoide Wesen, wir reden hier von hunderten Metern groß. Keinerlei Artefakte erkennbar.“

Artefakte würden bedeuten, dass Vera Gebäudestrukturen oder Ähnliches erkennen kann durch die Langstreckensensoren, also etwas, das jemand geschaffen hat. Ich seufze. Wäre ja auch zu leicht gewesen, wenn wir sofort herausbekommen, was geschehen ist.

Ich beginne damit, eine ähnliche Suche im Orbit durchzuführen. Möglicherweise gibt es eine Raumstation, einen Satelliten oder doch irgendwelche Trümmerstücke, die uns helfen. Ich werde fündig.

„Da ist ein Trümmerstück der REISE, keine dreitausend Standardkilometer von uns. Es ist ein Segment des Risses, das System erkennt es wieder“, sagt die KI neben mir, die natürlich dieselben Daten besitzt wie ich auf meinem Schirm.

„Gibt es Spuren daran, die hilfreich sind?“, fragt V3-RA mich.

„Energiesignaturen, die in der Datenbank der REISE nicht verzeichnet sind. Ihr Feind scheint ihnen unbekannt gewesen zu sein“, sagt nun Vera. „Ich glaube ... es gibt mehrere Fähren auf diesem Schiff, drei fehlen. Den Trümmern nach befindet sich eine nicht weit von uns, die Trümmer haben angefangen einen langsam kleiner werdenden Orbit um den Planeten zu ziehen und werden in einigen Jahren sicher alle in der Atmosphäre verglühen. Eine Fähre aber ist auf dem Planeten und intakt. Sie reagiert auf ein Peilsignal der REISE.“

„Dann muss die Mannschaft eine Außenmission auf den Planeten gestartet haben“, sagt die KI neben mir.

„Wir sollten uns das mal ansehen“, fügt Vera hinzu.

„Führe einen vollständigen Oberflächen-Scan durch. Ich gehe runter mit einer der verbleibenden Fähren und sehe mir das an. Wenn irgendwas schiefgeht, hast du ein Schlachtschiff, um mich zu retten.“

Ich füge nicht hinzu, dass es letztes Mal auch nicht viel genutzt haben dürfte, die REISE zu besitzen.

Im Hangar finde ich eine der ovalen Fähren vor, von denen Vera sprach. Sie erinnern mich ein wenig an Pflanzensamen und sie bestehen letztlich nur aus zwei Räumen, von denen der erste auch als Dekontaminationsraum dient, um den Piloten und das Kontrollzentrum zu schützen.

Ich setze mich an die Kontrollen, starte das Schiff und Vera öffnet mir den Hangar.

Die grüne Scheibe des Planeten liegt vor mir. Die Fähre fliegt sich hervorragend, die Trägheitsdämpfer sind so gut, dass ich keinerlei Anflugdruck spüre. Nicht einmal beim Eintritt in die Atmosphäre.

„Hörst du mich“, kommt Veras Stimme aus den Lautsprechern.

„Bestätige. Irgendwelche klugen Ratschläge? Gibt es was Neues?“

„Nein, bisher nicht. Aber benutze deine Pistole nicht. Nimm dir irgendwas anderes mit, es gibt eine große Anzahl Werkzeuge auf der Fähre soweit ich das in der Inventarliste sehe.“

„Wieso meine Waffe nicht?“

„Die Energieentladung könnte die sauerstoffreiche Luft entzünden und dann brennt ein Großteil des Planeten.“

Ich sehe entsetzt auf den Lautsprecher.

„Bitte? Toll, dann geh ich mit einem Schraubenzieher da raus, falls mich etwas angreift.“

„Ich denke, du wirst dort etwas Schöneres finden.“

Ich schalte das Schiff auf Automatik und programmiere einen Kurs zur anderen Fähre, währenddessen beginne ich im Werkzeugschrank der Fähre zu suchen. Dort gibt es tatsächlich eine Art unterarmlanges Schwert.

„Meinst du diesen großen Dolch?“, frage ich. „Sieht aus wie ein Ritualmesser bei uns.“

„Ja, aber hier dient er zum Durchtrennen von Legierungen. Er ist auf subatomarer Ebene behandelt worden und wirklich verdammt hart.“ 

„Wollen wir es hoffen“, sage ich und lege meine Pistole zur Sicherheit auf den Co-Pilotensitz. Nicht dass ich sie versehentlich doch abfeuere. Einen Planeten will ich ungern auf dem Gewissen haben, auch wenn es wahrlich ein Abgang wäre, der seinesgleichen sucht.

Ich übernehme wieder die Kontrolle, als die Fähre nur noch einige hundert Standardmeter vom Boden entfernt ist, und lande die Fähre. Die am Boden befindliche Fähre sieht wie das Ebenbild meiner aus und steht auf einer großen Lichtung inmitten von hochgewachsenen dicken Bäumen, die anstelle von Blättern fleischige Wurzeln in die Luft strecken und sanft im Wind wiegen.

Ich schalte Vera direkt auf meinen Helmkommunikator und nutze die Fähre als Transmitter, um ein gutes und stabiles Signal in den Orbit zu haben.

„Ich gehe jetzt raus, mit diesem Messer bewaffnet. Schon weitere Ergebnisse? Geben die Trümmerteile etwas her?“

„Nein, sie sind mit Energiewaffen traktiert worden und eine der Fähren dadurch wohl auch auseinandergebrochen. Mehr kann ich nicht sagen“, bekomme ich als Antwort.

Ich verlasse das Schiff über die kleine Rampe und sehe mich erstaunt um. Ein gigantisches teppichartiges Wesen fliegt über mit entlang.

„Siehst du die Bilder meiner Helmkamera?“, frage ich. „Ist das ... eine Moosstruktur?“

„Sieht so aus, die Sensoren deiner Fähre sagen, es ist mehr eine Pflanze als ein Tier. Der Luftdruck ist höher, merkst du etwas?“

„Der Anzug ist gut“, erwidere ich und mache einige Schritte. „Dennoch spüre ich ein ... Gewicht. Aber es geht, es ist, als würde man durch Wasser laufen.“

„Sei vorsichtig.“

„Immer.“

Ich trete hinab zum Boden und sehe mich um. Die Lichtung ist ausgefranst und relativ groß, ich frage mich, was hier geschehen ist. Bei dem hohen Sauerstoffanteil in der Luft würde ein Feuer sich schnell ausbreiten und ganze Landstriche verwüsten.

Ich gehe zur anderen Fähre. Auch diese sieht tropfenförmig aus, sie ist unbeschädigt. Auf mein Signal hin öffnet die Automatik die Rampe und gibt den Weg ins Innere frei.

Von innen ist die Fähre auch ein absolutes Duplikat meiner Fähre. Ich sehe mich um, kann aber nichts entdecken. Also gehe ich ins Cockpit und schalte eine Direktverbindung zur REISE an.

„Sehen wir mal, was ihr letzter Eintrag war.“

Es gibt einen Logbucheintrag des Piloten, den ich aufrufe.

„Tos Penin, Sternzeit 443122.2, persönliches Logbuch. Es ist verdammt langweilig hier draußen. Das Außenteam ist seit Stunden unterwegs und sammelt Proben ohne Ende. Keine Spur dieses Imperiums von Axarabor. Ich glaube nicht, dass wir hier Spuren von denen finden, die Händler, denen wir die Information abgekauft haben, haben uns sicher betrogen. Im Ernst, dieses Gerede vom Oberkommando, dass wir eigentlich eine Kolonie sind, die von Axarabor aus gegründet wurde ... Ich glaub den Scheiß nicht. Aber wer weiß? Vielleicht gibt es da draußen Menschen wie wir.“

Das Geräusch einer einkommenden Transmission ist im Hintergrund zu hören. Die Aufnahme wird pausiert, der Zeitcode bestätigt, dass sie erst einige Minuten später fortgesetzt wurde.

„Das Außenteam hat Ruinen gefunden. Sie sagen, es ist eine Welt der Okata. Alle sind auf dem Weg zurück zu den Fähren, allerdings streikt mein Reaktor. Ich werde mal rausgehen und schauen, ob ich das Problem von außen beheben kann. Es wird nicht lange dauern, denke ich.“

„Das ist der letzte Eintrag“, sage ich zu Vera, die natürlich alles mitgehört und gesehen hat. „Er scheint nie zurückgekommen zu sein. KI, was sind die Okata?“

„Die Okata sind eine Spezies von Humanoiden. Der Eintrag in der Datenbank ist nicht besonders lang, da bisher nur ihre Ruinen gefunden wurden. Sie besitzen ein ausgeprägtes Empfinden für Ehre und den Kampf gegeneinander und gegen andere. Es ist anzunehmen, dass ihr beträchtliche Systeme umfassendes Sternenlicht auf aggressiver Expansion gegründet wurde. Es gab bisher lediglich zerstörte Ruinen ihrer Zivilisation zu finden.“

„Vera, irgendeinen Gedanken, der uns helfen kann?“, überlege ich laut. „Ich hab nämlich gerade keinen.“

In diesem Augenblick bekomme ich eine Nachricht in die Ecke meines Helmdisplays eingeblendet.

„Warte mal Vera, hier ist was.“

Ich packe das Kurzschwert fester und trete hinaus auf die Lichtung.

Die Ortung meiner Fähre zeigt mir an, dass sich eine Gruppe Lebewesen einige Kilometer von meiner Position zusammenrottet.

Es sind große Lebewesen und der Fernortung nach benutzen sie Technologie. Allerdings ist die Fernortung da auch nicht sonderlich zuverlässig.

Ich mache mich auf ins Dickicht und sende die Daten an Vera weiter.

„Sei vorsichtig, du weißt nicht, wer oder was das ist.“

„Na ja, irgendwas ist mit dem Außenteam geschehen, also wird es mit den Einheimischen zu tun haben, denke ich“, erwidere ich. „Ich bin ja nicht völlig hilflos.“

Zwischen den großen Bäumen, deren Zweige wie Wurzeln in die Luft ragen und sich sanft im Wind wiegen, fühle ich mich allerdings ziemlich winzig.

Irgendwo brummt etwas und als ich den Kopf hebe, sehe ich erneut diesen fliegenden Moosteppich über mir. Er zeigt ein buntes Farbmuster auf seiner Mitte, das sich wie Wellen auf Wasser zu seinem Rand fortsetzt und schwächer wird. Möglicherweise kommunizieren sie so miteinander?

Ich habe allerdings keine Ahnung, was ein Biologe dazu sagen würde. Normalerweise ist eine Pflanze ja mehr oder weniger ortsgebunden, ein Tier nicht. Das hier ist aber eher eine nicht ortsgebundene Pflanze.

Ein anderes Geräusch lässt mich aufhorchen. Eine plötzliche Bewegung irgendwo zwischen den Bäumen meiner Rechten veranlasst mich, etwas zur Seite zu gehen. Ich will dem auf den Grund gehen. Auf einmal verliere ich den festen Boden unter den Füßen und stürze. Der Boden hier ist zähflüssig wie Sirup und ich spüre, dass ich einsinke. Ich strample und komme in eine aufrechte Position, bin aber bis zur Hüfte versunken. Irgendwo neben mir ist die Klinge verschwunden. Ich fluche.

„Geht es dir gut?“, fragt Vera, die natürlich nur einen Teil dessen mitbekommt, was hier geschieht. „Beweg dich nicht.“

„Toller Rat“, erwidere ich und hebe die Arme. Der sirupartige Boden kommt zur Ruhe, und ich rutsche nicht weiter hinein. Jetzt bereue ich sehr, dass ich nicht mehr Ausrüstung dabei habe.

„Ideen?“, frage ich Vera. Ich versuche, eine nahe Pflanze zu erreichen, doch schaffe es nicht.

„Irgendwelche?“

Ich spüre, wie sich etwas unter mir bewegt und mein Bein packt. Was auch immer Vera jetzt sagt, verstehe ich nicht richtig. Ich werde hinuntergezogen. Meine Hand streift etwas und ich packe zu. Es ist die Klinge!

Der Anzug schützt mich vorerst vor meinem Angreifer. Ich steche mit dem Schwert herunter an mein Bein. Was immer dort auch ist, ich treffe es. Es ist weich und glibberig. Zudem schreit es. Der sirupartige Sand erbebt und ich bekomme einen kräftigen Hieb gegen den Bauch, der mich nach hinten gleiten lässt. Geistesgegenwärtig nutze ich die Klinge, um sie in einen nahen Baum zu rammen und ziehe mich aus dem Sand heraus.

Ich bin beschmiert mit Dreck und etwas, das aussieht wie grünes Blut.