Sei kein Opfer ... und kein Täter - Tim Bärsch - E-Book

Sei kein Opfer ... und kein Täter E-Book

Tim Bärsch

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Beschreibung

Pöbeleien und gewalttätige Übergriffe können überall geschehen. Wie bereiten Sie sich auf so etwas vor? Was können Sie tun, wenn Sie selbst oder andere Menschen bedrängt werden? Dieses Praxisbuch vermittelt Ihnen Anregungen, wie Sie sich in diesen Extremsituationen verhalten können – egal ob im Berufsleben oder Privat. Lernen Sie frühzeitig Gefahrensituationen zu erkennen Erfahren Sie verschiedene Möglichkeiten der Deeskalation Erlangen Sie Wissen, wie Sie Eskalationen rechtzeitig begegnen können Sorgen Sie vor und beachten Sie die Sicherheitshinweise Nutzen Sie Ihre Fähigkeiten, um in Extremsituationen eingreifen zu können Werden Sie selbst-bewusster und selbst-sicherer Lassen Sie nicht zu, dass Ihre Grenzen überschritten werden Aber überschreiten Sie auch nicht die Grenzen der anderen Seien Sie kein Opfer, aber auch kein Täter

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Inhaltsverzeichnis

Vor (denken) Wort

1. Grundlagen

1.1. Situation heute

1.2. Stress im Gehirn

1.3. Langfristige Stressbewältigung

1.4. Notwehr

1.5. Vorstufen der Gewalt

2. Kommunikation

2.1. Vor-Urteile

2.2. Sachebene nutzen

2.3. Aktiv zuhören

2.4. Mal oben – mal unten

2.5. Bedürfnisse

3. Gefahrenvorbeugung

3.1. Gefährliche Orte

3.2. Die eigene Person

3.3. Angst im Körper

3.4. Humor.

3.5. Arbeit

4. Gefahreneinschätzung

4.1. Wahr-nehmung

4.2. „Gefährliche“ Menschen

4.3. Körper Macht Gewalt

4.4. Was guckst Du?!

4.5. Bauch schlägt Kopf

5. Gefahren abwehren

5.1. Stressbewältigung

5.2. Der Körper spricht

5.3. Bestimmt und freundlich

5.4. Keine Gewalt

5.5. Notruf

6. Gefahren bei anderen abwehren

6.1. Zivilcourage

6.2. Ablenkung

6.3. Hilfe holen

6.4. Aus der Schussbahn

6.5. Was ist am wichtigsten?

Nach (denken) Wort

Anders (denken) Wort

Literaturempfehlungen

Autor

Die 10 Gebote der Deeskalation

Vor (denken) Wort

Eines Tages verstreute Schlau-Hein Brotkrumen um sein Haus. „ Was tust du da?“, fragte ihn ein Freund, der gerade vorbei kam. „Ich halte Elefanten von meinem Hause fern“, erklärte Schlau-Hein. „Aber wieso denn?“, fragte der Freund, „in dieser Gegend gibt es doch gar keine Elefanten.“ Schlau-Hein nickte: „Da kannst du mal sehen, wie zuverlässig mein Mittel wirkt.“

Was hilft wirklich in einer Gewaltsituation? Man kann hinterher immer leicht sagen, was falsch gelaufen ist. Aber was funktioniert? Wenige vermeiden „alle“ gefährliche Situationen und gehen nicht unter Menschen. Einige trainieren Selbstverteidigung, tragen Waffen oder versuchen andere einzuschüchtern. Manche lesen Bücher über Deeskalation. Doch auch da gibt es sehr verschiedene Ansätze. Viele Autoren packen Menschen einfach in Schubladen und schreiben allgemein von Tätern und Opfern (oder ein Polizist aus München schreibt von „Würstchen“). Es gibt aber nicht die Immer-Opfer oder die Immer-Täter. In einer bestimmten Situation sind Menschen „Täter“ oder „Opfer“. Natürlich ist es einfach, Menschen zu sortieren und zu sagen, die mit dem weißen Cowboy-Hut sind die Guten und die mit dem schwarzen Hut die Bösen. Ich mag dieses Wild-West-Denken à la George W. Bush nicht. Mein Ansatz lautet:

Seien Sie in der Situation kein Opfer und kein Täter!

Lassen Sie nicht zu, dass Ihre Grenzen überschritten werden. Aber überschreiten Sie auch nicht die Grenzen der anderen.

Doch dies ist nicht immer so einfach. Und es ist auch nicht so, dass man dieses Verhalten an einem Tag erlernen kann. Für die Deeskalation ist ein ganzheitliches und lebenslanges Lernen notwendig. Ganzheitlichkeit bedeutet die Verbindung von Kopf, Herz und Hand. Durch den Kauf dieses Buches haben Sie Ihr „Wollen“ (Herz) signalisiert. Ich möchte das „Wissen“ (Kopf) mit diesem Buch an Sie weitergeben. Das „Können“ (Hand) bekommen Sie durch Ihre Erfahrungen und im gesicherten Rahmen eines Seminars vermittelt. Es hilft aber auch schon, wenn Sie schwierige Situationen im Kopf durchgehen. Leistungssportler nennen dies Mental-Coaching. So können Sie Möglichkeiten durchspielen und sind besser vorbereitet. Trotzdem gibt es natürlich keinen 100%-Schutz.

Liebe

Leserinnen,

bitte fühlen Sie sich auch angesprochen, wenn ich im Folgenden nur die männliche Form verwende. Die Gründe dafür sind die bessere Lesbarkeit und eine sprachliche Einheitlichkeit.

Humor

(gerade schwarzer Humor) ist meine Art mit schwierigen Themen (z.B. Gewalt) umzugehen. Es ist für mich eine innere Reinigung (Katharsis) und verschafft mir Abstand zu dem Thema. Humor ist durch Kursivschrift gekennzeichnet und ist für das Verständnis des Textes nicht wichtig.

(Manchmal können Sie den Witz vielleicht nicht verstehen oder nicht nachvollziehen. Ist nicht schlimm. Das geht selbst meiner Frau auch oft so.)

Zusatzinformationen

sind im Kapitel jeweils in einem grauen Kasten. Diese sind nicht unbedingt wichtig, aber ich finde sie für das Thema interessant.

Ich bin

kein Wissenschaftler.

Deshalb kann es sein, dass Dinge, die ich schreibe, stark vereinfacht und deshalb nicht zu 100% wissenschaftlich einwandfrei sind. Es geht hier um die Hauptaussagen,

nicht um Korinthen.

Da ich nun schon seit dem letzten Jahrtausend

Essen

er bin, fühle ich mich dieser Stadt irgendwie verbunden. Ich trinke z.B. mittlerweile das Essener Bier von Stauder. Deshalb sind auch auf einigen Bildern Essener Bauwerke zu sehen. Aber diese Stadt ist

nicht

gewalttätiger als andere Großstädte.

Bedanken

möchte ich mich bei meinen (Haupt-)Lehrern, denen ich viel zu verdanken habe und aus deren Lehren sich meine Ideen entwickelt haben: Stefan Tebbe (Kampfkunst WingTsun), Anita Heyer (NLP), Reiner Gall (Konfrontative Pädagogik) und Thomas Schut (Erlebnispädagogik)

Vielen Dank

an: Sibylle Bärsch, Sven Hulvershorn, Nina Wagener, Kerstin Nachtigall, Stephan Berchner, Petra Weinstein, Lisanne Klanten, Marian Rohde, Dr. Christian Lüdke, Anita Heyer, Frank Langer, Kathrin Schmidt, Michel Buschmann, Tina Jakoby, Marina Deising, Annika Schreibert, Svenja Klocke, André Karkalis und Frank Müller

Dieses Buch enthält

keine

neuen Supertheorien. Ich habe mein Wissen in zehn

Faustregeln

gepackt und diese

größenwahnsinnig

„10 Gebote“ genannt. Diese sind auf der nächsten und der letzten Seite zusammengefasst.

„Du musst hart an dir arbeiten, um deine Gedanken so zu ordnen, dass sie einfach werden.“ Steve Jobs

Die 10. Gebote der Deeskalation

1. Zeigen Sie eine positive Haltung gegenüber Menschen!

siehe Seite → (Nach (denken) Wort)

2. Nehmen Sie Ihre Umgebung aufmerksam wahr!

siehe Seite → (Wahr-nehmung)

3. Beruhigen Sie sich in Stresssituationen selbst!

siehe Seite → (Stressbewältigung)

4. Denken Sie an Ihre eigene Sicherheit!

siehe Seite → (Gefahren abwehren)

5. Holen Sie sich (gegebenenfalls) Hilfe durch direkte Ansprache!

siehe Seite → (Hilfe holen)

6. Beachten Sie Ihre und andere Bedürfnisse!

siehe Seite → (Bedürfnisse)

7. Erst zuhören, dann denken – dann erst reden!

siehe Seite → (Aktiv zuhören)

8. Teilen Sie Beobachtungen mit (und keine Wertungen)!

siehe Seite → (Sachebene nutzen)

9. Seien Sie flexibel!

siehe Seite → (Mal oben – mal unten) und → (Ablenkung)

10. Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl!

siehe Seite → (Bauch schlägt Kopf)

1. Grundlagen

„Der einzige Mensch, der sich vernünftig benimmt, ist mein Schneider. Er nimmt jedes Mal neu Maß, wenn er mich trifft, während alle anderen immer die alten Maßstäbe anlegen in der Meinung, sie passten auch heute noch.“ George Bernard Shaw

Jeder Mensch kann in Gefahr geraten (Opfer) oder selbst gefährlich (Täter) sein. Ich muss nicht auf Diktaturen und Kriege verweisen, um zu zeigen, was „normale“ Menschen tun und zulassen können*.

Und dabei können Ihnen nicht nur Unbekannte gefährlich werden. Bei sexuellen Gewaltdelikten sind die Täter sogar zu über 90% Väter, Onkel, Freunde, Ex-Freunde und Bekannte. Es ist also viel seltener der dunkle Unbekannte im Park oder in der Tiefgarage.

Ziel sollte es immer sein, weder als Opfer noch als Feind wahrgenommen zu werden. In der Kommunikation sollten Sie weder angreifen noch sich unterordnen, egal ob körperlich, sprachlich oder körpersprachlich. Manchmal bemerkt man diese Vorgänge gar nicht oder erst sehr spät. Deshalb ist eine gute Selbstwahrnehmung sehr wichtig.

Zusatzinformationen:

* 1961 gaben Menschen beim Milgram-Experiment anderen Menschen Elektroschocks, nur weil ein „Professor“ es ihnen sagte. 65% gingen bis zu einer tödlichen Dosis. Dieses Ergebnis wurde immer wieder bestätigt. 2010 sollten in Frankreich Testpersonen an der neuen Fernsehshow „La Zone Extrême“ mitwirken. Bei Fehlern wurde der Kandidat von der Testperson mit Stromschlägen von 20 bis zu 460 Volt bestraft. Anfangs stöhnte der Kandidat nur. Später schrie er vor Schmerzen und flehte nach Abbruch. Doch die Moderatorin und das Publikum feuerten die Testperson an. Ab 380 Volt war von dem Kandidaten nichts mehr zu hören. Dennoch schickten ihm 81% der Testpersonen einen Schlag von 460 Volt hinterher. Etliche zögerten zwar, versuchten zu mogeln oder die Moderatorin umzustimmen. Doch am Ende griffen sie zum Hebel. Dabei wussten sie nicht, dass der Stromschlag fingiert und der Kandidat ein Schauspieler war.

1.1. Situation heute

„Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.“ Sokrates

Weltweit versterben 56 Millionen Menschen pro Jahr. 9 Millionen verhungern, 8 Millionen versterben durch verschmutztes Wasser, 1,2 Millionen haben einen Verkehrsunfall und 1 Millionen begehen Suizid. Gewaltverbrechen gehören aber auch heute noch zu einer der häufigsten Todesursachen. Über 500.000 Menschen sterben im Jahr durch Gewaltverbrechen. Allein in der Stadt San Pedro in Honduras werden drei Menschen pro Tag ermordet. In Deutschland gibt es um die 700 Morde pro Jahr. Vor 20 Jahren waren es noch über 1.000 Morde.

Etwa 140.000 Fälle von gefährlicher und schwerer Körperverletzung werden pro Jahr in Deutschland angezeigt. Von 1960 bis 2007 gab es von Jahr zu Jahr mehr Anzeigen. Doch seit 2007 gibt es weniger Strafanzeigen pro Jahr.

Die deutschen Unfallkassen schreiben, dass es immer weniger Verletzungen in der Schule durch Schlägereien gibt. Auch der Vergleich von 1998 zu 2008 der Schulhofprügeleien in Wien zeigt einen deutlichen Rückgang. 1998 waren es noch im Durchschnitt bei 10.000 Schülern 56 Raufereien mit Verletzungen, die ärztlich behandelt werden mussten. 2008 waren es nur noch 23. Das kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen untersuchte nicht nur die Anzeigen, sondern auch das „Dunkelfeld“.