Senyoria - Jaume Cabré - E-Book

Senyoria E-Book

Jaume Cabré

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Beschreibung

»Senyoria«, wie sich der Gerichtspräsident von Barcelona gern würdevoll ansprechen läßt, weiß das Leben zu genießen. Mit Vorliebe betrachtet er den fernen Sternenhimmel und die bezaubernden Damen in seiner Gesellschaft. Doch dann geschieht ein Mord und bringt eine Lawine ins Rollen, die »Senyoria« trotz bester Beziehungen nicht aufhalten kann. Wer wußte von dem längst vergangenen, unseligen Vorfall, den er selbst fast vergessen hatte? Am letzten Tag des Jahres 1799, an dem das herrschaftliche Barcelona nur das rauschende Fest zur Jahrhundertwende im Sinn hat, zieht sich die Schlinge immer enger um den mächtigen Gerichtspräsidenten. Ein erbitterter Machtkampf spielt sich ab im Barcelona des 18. Jahrhunderts – und er fordert zahlreiche Opfer, von denen manche unschuldiger sind als andere. »Eine sinnliche Hommage an Barcelona.« Frankfurter Allgemeine Zeitung »Prall, lebendig, fesselnd.« Dresdner Morgenpost

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Seitenzahl: 552

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Jaume Cabré

Senyoria

Roman

Aus dem Katalanischenvon Kirsten Brandt

Suhrkamp

Die Originalausgabe erschien 1991 unter

dem Titel Senyoria bei Edicions Proa, S.A., Barcelona.

Abweichungen der vorliegenden Übersetzung

von der Originalausgabe wurden mit dem Autor abgestimmt.

© Jaume Cabré, 1991

License given by Raval Edicions, S.L.U.

Peu de la Creu, 4, 08001 Barcelona

www.grup62.com

Die Übersetzung wurde gefördert

aus Mitteln des Institut Ramon Llull.

eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2010

© der deutschen Ausgabe Suhrkamp Verlag

Frankfurt am Main 2009

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.

Kein Teil des Werks darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

eISBN 978-3-518-73330-1

www.suhrkamp.de

Für Margarida

Hinter der Gesellschaft schlummert das Gesetz.

E.M. Forster

Das Recht ist eine Sammlung willkürlicher, in einem Gesetzbuch zusammengefaßter und durch die Gewohnheit der jeweiligen Epoche sanktionierter Entscheidungen. Etwas für Fachleute.

Rafel Massó

Sobald Gesetz gesprochen, wird es auch gebrochen.

Erstes BuchUNTERDEM ZEICHEN ORIONS

Das Sternbild des Orion gilt gemeinhin als das schönste am Firmament. Es besteht aus einem gewaltigen Viereck, das von Norden nach Süden breiter ist als von Osten nach Westen. Sechs Sterne leuchten darin besonders hell, darunter der Alpha Orionis oder Beteigeuze, dessen Name vom arabischen Bait al-Jauza kommt, was soviel heißt wie »Schulter des Riesen«. Er strahlt rötlich und sehr hell. Beta Orionis trägt auch den Namen Rigel und ist bläulich-weiß, ebenso wie Gamma Orionis; dieser wird auch »Bellatrix« oder die »Kriegerin« genannt. Aber die wahren Kleinodien dieses Himmelsdoms finden sich im Gürtel des Riesen – Doppelsterne – und an seinem Schwert: der geheimnisvolle, von Huygens entdeckte Sternhaufen, den man nicht genug bestaunen kann. Die Alten mit ihrer sprichwörtlichen Phantasie glaubten in dieser Konstellation die mythologische Figur des legendären Jägers zu erkennen, der den Plejaden nachstellt. Die Betrachtung des nächtlichen Herbsthimmels über Barcelona verleitet uns zum Träumen; fast meinen wir zu sehen, wie Orion auf seiner Flucht vor dem Skorpion sich an die Fersen der Plejaden heftet, aber von Taurus, dem Stier, angegriffen wird. Eine wundersamere Geschichte ist kaum vorstellbar. Und doch entspringt sie der Phantasie des Dichters: Die Konstellation besteht aus gewaltigen Sternen, die vermutlich in keinerlei Beziehung zueinander stehen, und so ist diese hübsche Geschichte wohl nicht mehr als eine optische Täuschung. Aber manchmal hilft uns die Phantasie, die Wirklichkeit erträglicher zu machen.

Traktat über die Grundlagen der Himmelsbetrachtungvon Jacint Dalmases. Barcelona, 1778

I

Er lächelte. Zum ersten Mal seit zwei langen Jahren lächelte Sa Senyoria, Präsident des Königlichen Gerichts von Barcelona, während er sich das linke Auge zuhielt und mit dem rechten durch das Teleskop blickte. Ihm war, als begegnete er einem alten Freund wieder, denn es war der erste Abend in diesem verregneten Herbst, an dem er seine Sternenbeobachtung an einem wunderbar wolkenlosen Himmel betreiben konnte. Seit einem Jahr hatte er den Orionnebel nicht mehr betrachtet, und er hatte Sehnsucht nach diesem magischen Gebilde, das laut Monsieur Halley aus vier Sternen bestand, die rasend schnell, wie von Haß getrieben, auseinanderdrifteten. Als ob es am Firmament Haß geben könnte! Wie immer, wenn er den Himmel betrachtete, wurde Don Rafel Massó i Pujades von einem Gefühl der Ohnmacht und Kleinheit ergriffen, einer Scheu vor dem Unbekannten, weil die Sterne und Nebelgespinste, die das Fernrohr so dicht vor seine Augen rückte, in Wirklichkeit unvorstellbar weit entfernt waren, einsam, schweigend, unerreichbar und unbeachtet. Plötzlich überkam ihn die Erinnerung an die arme Elvira, und Don Rafels Lächeln war wie weggewischt. Er schüttelte den Kopf, um die Erinnerung zu verscheuchen, und seufzte in die Dunkelheit des Gartens. Dann richtete er sich auf, zog ein Spitzentüchlein aus dem Ärmel und schneuzte sich sacht. Immer wenn er in den Garten ging, um die Sterne zu beobachten, lief ihm die Nase, und das, obwohl er Perücke, Dreispitz und Umhang trug. Er sah mit bloßem Auge zu Orion hinauf, und dieser erschien ihm vertrauter denn je. Nachdem er das Tüchlein wieder im Ärmel verstaut hatte, bückte er sich, um den geliebten Nebel erneut durch das Teleskop zu betrachten, und stieß einen unterdrückten Fluch aus, weil das Bild schon aus dem Blickfeld gewandert war. Eine geschlagene Minute lang mühte er sich ab, den flüchtigen Nebel wieder einzufangen. Donya Marianna hatte ihn gewarnt, er werde sich erkälten, und wie immer hatte sie recht; aber nach dem wolkenverhangenen Himmel der letzten Tage, dem erklärten Feind aller Astronomen, hatte er sich die erste sternenklare Nacht, die schamlos ihre Herbstgestirne entblößte, nicht entgehen lassen wollen. Nicht, daß Don Rafel Astronom gewesen wäre. In jungen Jahren, als er noch ein Neuling in der absonderlichen, geheimnisvollen Welt der Justiz war, hegte er großes Interesse für alles Unbekannte und suchte den Kontakt zu berühmten Physikern wie Don Jacint Dalmases, der ihn in die Astronomie einführte. Unzählige schlaflose Nächte hatte er mit dem vergeblichen Versuch verbracht, das Parallelogramm des Sternbilds Leier einzufangen – wie mühsam war doch die Beobachtung der Leier, die fast immer im Zenit stand! – oder das neckische, wechselhafte Treiben von Ganymed, Io, Europa und Kallisto, die einander rund um den riesigen, behäbigen Jupiter zu haschen schienen, ihr ewiges Kindermädchen mit einem einzigen, geheimnisvollen Auge im Bauch wie ein himmlischer Polyphem. Der junge Don Rafel hatte eifrigst die Schriften Monsieur Halleys gelesen und eine Zeitlang vor seinen Freunden behauptet, er wolle Astronom werden. Doch dann hatte ihn die Wirklichkeit eingeholt: Sein Studium war so gut wie abgeschlossen, und er konnte wohl kaum all die Jahre, in denen er sich mit Vorschriften, Paragraphen, Gesetzen und Urteilen herumgeschlagen hatte, mir nichts, dir nichts über Bord werfen. So wurde Don Rafel Rechtsanwalt, heiratete und verbrachte seine Nächte nicht länger mit dem Bemühen, den schweigenden Sternen ihr Geheimnis zu entlocken. Nur von Zeit zu Zeit nahm er noch das Fernrohr mit hinaus in den Garten, um zu träumen, denn er war ein von Natur aus unzufriedener Mensch. Es gab so viele, denen er ihre Stellung, ihren Reichtum und die Schönheit ihrer Frauen, einige, denen er ihre Weisheit, wenige, denen er ihre Bedachtsamkeit, und kaum jemanden, dem er sein Glück neidete. Sein Leben war von ständigem Verlangen und sein Herz von nagender Mißgunst erfüllt, und darum träumte er, ohne Poet zu sein, verliebte sich, ohne ein Don Juan zu sein, strebte danach, sich über die anderen zu erheben, und redete sich ein, dies sei das Glück. Er war intelligent genug, eine einmal errungene Position auch zu halten, und scherte sich nicht um den Haß und Neid seiner Mitmenschen. Und doch waren all diese Bemühungen nichts weiter als die blindwütige, verzweifelte Suche nach dem Glück – und ebendieses blieb ihm zu seinem Leidwesen versagt. In Augenblicken der Aufrichtigkeit sich selbst gegenüber mußte er sich eingestehen, daß sein Leben nichts Halbes und nichts Ganzes war, wie Jupiter. Ja, Don Rafel war wie Jupiter: zu groß, zu ehrgeizig, zu massig für einen festen Planeten; zu klein und zu schwach für einen feurigen, kraftvollen Stern, der sein eigenes Licht verstrahlt. Doch genau wie Jupiter hatte er Trabanten, die ihn umkreisten.

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