Sex on Fire - Brandgefährliche Liebe | Erotischer Roman - Vanessa Serra - E-Book

Sex on Fire - Brandgefährliche Liebe | Erotischer Roman E-Book

Vanessa Serra

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Beschreibung

Dieses E-Book entspricht 400 Taschenbuchseiten ... Ethan Kavanagh ist Feuerwehrmann in Chicago, Traumtyp aller Frauen und ein oberflächlicher Arsch. One-Night-Stands mit superdünnen Frauen sind sein Vergnügen. Bei einem Hausbrand wird er schwer verletzt und lernt die Notaufnahmeärztin Kaylee Evans kennen und lieben. Sie hilft ihm, sein neues Leben mit den Narben anzunehmen. Doch das Paar hat einen schweren Weg vor sich. Giftige Ex-Freundinnen und miese Arbeitskollegen torpedieren die Beziehung. Zudem fördern die Ermittlungen zum Hausbrand Erschreckendes zutage und bringen das Paar in Lebensgefahr. Wird ihre junge Liebe all das überstehen? Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.

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Impressum:

Sex on Fire - Brandgefährliche Liebe | Erotischer Roman

von Vanessa Serra

 

Vanessa Serra wurde 1978 im schönen Rheinland in der Nähe von Köln geboren. Inzwischen ist sie in einem beschaulichen Weindorf in Rheinhessen heimisch, wo sie mit Mann und ihrer kleinen Tochter sowie fünf Katzen und einem Pferd lebt. Lesen, Zeichnen und Schreiben sind ihre großen Leidenschaften. Die Liebe zum Schreiben begann schon im Teenageralter, wobei sich die Themen langsam in den erotischen Bereich verschoben. Aus dem Verfassen von Kurzgeschichten wurden schließlich die ersten Romane. 2014 erschien ihr Debütroman und seitdem sieben weitere. Sie alle drehen sich um Liebe sowie Erotik mit und ohne Soft-BDSM, wobei die Story nie zu kurz kommt. Vanessa entführt ihre Leser/-innen in die verschiedensten Welten, denn Grenzen gibt es in ihrer Fantasie nicht. Gewürzt mit persönlichen Erfahrungen und Erlebnissen, kommt man der Autorin und ihren Protagonisten ganz nahe.

 

Lektorat: Ulrike Maria Berlik

 

 

Originalausgabe

© 2021 by blue panther books, Hamburg

 

All rights reserved

 

Cover: © tverdohlib @ 123RF.com © photodeedooo @ 123RF.com © rudi1976 @ 123RF.com

Umschlaggestaltung: MT Design

 

ISBN 9783750703346

www.blue-panther-books.de

Kapitel 1

Misstrauisch beobachtete Ethan Kavanagh, wie sein Berufsgenosse Jonathan Fratelli das Essen auf dem langen Tisch abstellte. Gott, er hasste diese in Öl geradezu badende Nudelpampe, die sein Kollege immer servierte, wenn er mit Kochen dran war.

Das, aber glücklicherweise nur das, missfiel ihm manchmal an seinem Job als Feuerwehrmann. Sonst war er in Chicago sehr glücklich. Seit einem kurzen Abstecher nach Los Angeles während seiner Ausbildung fühlte er sich in dieser pulsierenden Großstadt am Michigansee noch mehr wie zu Hause. Die Westküste hatte ihm überhaupt nicht zugesagt. Auch wenn es in Chicago vieles gab, das nicht stimmen wollte, so hatte ihn die neue Dimension von Gewalt und Kriminalität in L.A. doch vor Jahren sehr schockiert. Seine Mutter, die mit seiner Schwester in einem der Vororte von Chicago lebte, war froh gewesen, als er wieder zurückgekehrt war.

»Lasst es euch schmecken, Männer«, ertönte die tiefe Stimme seines Chiefs durch den Speiseraum.

Bei Chief Paul Hornsby klang es immer wie ein Schlachtruf. Wenn Ethan die dampfenden, tiefen Blechschalen mit dem in Olivenöl ertrinkenden Nudelgericht sah, fühlte er sich wirklich, als läge ein harter Kampf vor ihm. Auf jeden Fall für seinen Magen, der damit fertig werden musste.

»Ich glaube, Fratelli will uns umbringen, damit er schneller befördert wird«, rief ihm sein Freund und Kollege Steve O´Donnely zu und schmunzelte.

Fratelli schnappte sich Steves Teller und lud ihn üppig voll. »Hier, Püppi, iss, damit du etwas auf die Rippen bekommst«, frotzelte er zurück.

Die Männer lachten und auch wenn nur einer an diesem Tisch das Essen wirklich gern mochte, gab es dennoch keinen einzigen, der lieber mit leerem Magen in die nächtliche Bereitschaft ging. Denn eines lehrte dieser Job einen sehr früh: Iss, wenn du kannst, schlaf, wenn du kannst. Die Zeiten für beides konnte man sich nicht aussuchen und so galt es, jede Gelegenheit zu nutzen, weil man sonst vielleicht eine sehr lange Hungerstrecke vor sich hatte, wenn man im Einsatz steckte.

Ethan ließ sich von Jonathan einen Teller inklusive einer blöden Bemerkung anreichen und verdrehte nur die Augen, als würde er gleich sterben müssen, was zu neuerlichem Gelächter führte. Als alle eine Portion vor sich stehen hatten, herrschte kurz Schweigen. Auf dieser Wache war es eine alte Tradition, dass der Chief vor jedem Essen ein kurzes Gebet sprach. Und auch wenn sie ein bunter Haufen aus Hautfarben, Alter, Herkunft, Sprachen und Religionen waren, wurde diese Sache respektiert, sogar geschätzt.

»Herr, wir danken dir für dieses Mahl und bitten dich, deine Hand auch beim nächsten Einsatz über uns und alle Menschen zu halten, die in Not sind. Amen«, sagte er und alle begannen, mit mehr oder minderer Begeisterung zu essen. Maisbrot, Salatschüsseln, Gewürze und Tabasco wurden herumgereicht und es wurde gelacht und gescherzt.

»Ich glaube, Fratelli will unbedingt Chief werden. Wenn er öfter Kochdienst hat, bekomme ich noch einen Herzkasper«, polterte Hornsby und prostete seinem Feuerwehrmann grinsend zu.

»Chief, meine Grannie hat so gekocht und mein Grandpa ist stolze fünfundneunzig Jahre alt geworden. Aber Chief Fratelli würde mir gefallen, oder was meint ihr?«, konterte Jonathan und erntete Gelächter und ein paar Brotstücke, die ihn zielsicher trafen.

»Was ist mit morgen Abend, Kavanagh? Gehen wir wieder ins ›Dolphin‹?«, sprach ihn Steve an, als Ethan den fettigen Film der Nudeln mit Tabasco übergoss.

»Ich dachte eher an das ›Underground‹. Im ›Dolphin‹ gab es zu viele Sechsunddreißiger und das ist echt nicht meins«, erwiderte Ethan und schob sich widerwillig die Pasta in den Mund. Himmel, man konnte die Kalorien ja fast schmecken. Das würde wieder ein paar extra Meilen auf dem Laufband bedeuten. Ob die Frauen, die mehr als sein bevorzugtes Beuteschema auf den Rippen hatten, auch täglich so einen fettigen Kram in sich hineinstopften? Er selbst erhielt sich durch hartes Training und seinen fordernden Job einen durchaus beneidenswerten Körper. Die meisten seiner Kollegen waren fit, doch nur er selbst und sein Freund Steve holten wirklich das Beste aus sich heraus. Nur so kam er an die Mädels mit Modelmaßen und Size-Zero-Typ heran. Was anderes konnte er sich nicht einmal vorstellen, vögeln zu wollen. Allein die Vorstellung, eine Frau läge nackt vor ihm und hätte nicht einen makellosen Hochglanzmagazinkörper, würgte ihm jeglichen Ständer ab. Kleidergröße 36 oder darüber war ihm darum ein Graus.

»Du wirst nicht ewig Zweiunddreißiger finden, das ist dir aber schon klar, oder?«, fragte Steve und kaute auf der Pasta herum. Diesen persönlichen Code, um Mädels in fett oder schlank zu ordnen, hatte sich Steve ausgedacht, nachdem er einen Drink zu viel ins Gesicht geschüttet bekommen hatte und sein Lieblingshemd dabei draufgegangen war. Seitdem benutzten die beiden Männer die Kleidergrößen als Kenngröße, um die Frauen, die ihnen auffielen, in begehrenswert oder eben nicht einzutüten. Von Ethans Mutter, die es mal zufällig mitbekommen hatte, war er ganz schön böse angesehen worden, daher war das Thema Frauen seither in der Familie nicht mehr zur Sprache gekommen.

»Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass es genug für mich zu holen gibt. Bisher kam ich klar, also muss ich mir noch keine Sorgen machen.« Ethan sah nicht ein, warum er sich mit weniger zufriedengeben sollte. Er war diszipliniert, achtete auf sein Erscheinungsbild, da konnte er doch von einer Frau erwarten, dass sie nicht an jedem Futtertrog anhielt und sich vollstopfte. Steve war der Einzige, der ihn in dieser Hinsicht verstand. Seine Kollegen schienen mit weniger glücklich zu sein. Da sie alle in ihrem Job spitze und mehr wie eine Familie waren, nahm er das kritiklos hin. Nur einer von ihnen hatte sich einen gemütlichen Speckgürtel gegönnt, den Ethan an sich selbst niemals ertragen würde. Da der Chief dem Mann seinen tiefsten Respekt entgegenbrachte, würde Ethan ihn nie dafür verurteilen.

»Dann morgen Abend vor dem ›Underground‹. Ich bin so froh, dass ich endlich ein paar Tage frei habe. Ich muss dringend meinen Wagen zur Reparatur bringen und ich hasse es, die Hochbahn nehmen zu müssen. Jetzt im Sommer ist jeder dritte Mitfahrer ein Frontalangriff auf meinen Riechnerv.«

»Du hast es doch gut. Ich muss Montag gleich wieder ran. Also nur einen Tag ausschlafen, ehe ich wieder die Woche hier bin. Dabei wollte ich eigentlich zu meiner Mom fahren, um ihr das Garagentor zu reparieren. Jetzt muss das bis übernächste Woche warten. Immerhin habe ich dann auch einige Tage frei und kann ausspannen«, erwiderte Ethan und biss in ein Stück Maisbrot, das mit dem Salat zusammen wirklich lecker war. Dazwischen konnte er auch ein paar Gabeln Nudeln runterschlucken.

»Ich hoffe nur, dass wir heute Nacht keinen Einsatz haben, dann kann ich trainieren und morgen ausruhen.«

Ethan stimmte ihm zu.

Plötzlich stand der Chief auf und räusperte sich. Alle schauten auf und entdeckten einen jungen Mann in Jeans, Turnschuhen und einem dunkelblauen Shirt mit Feuerwehremblem auf der Brust. Chief Hornsby trat zu dem Fremden und schüttelte ihm die Hand.

»Männer, das ist Keith Walker von den Kollegen aus Pasadena, der uns hier drei Monate begleiten wird. Ich erwarte von allen, dass ihr den Neuen gut einführt. Chandler, das heißt auch keine blöden Streiche, verstanden?«

Phil Chandler war der Spaßvogel der Truppe, der mit jedem, außer dem Chief, schon einen netten Schabernack betrieben hatte. Seine Witze waren in der Stadt legendär und Ethan konnte sich nicht vorstellen, dass der Neue wirklich ungeschoren durch seine Zeit hier kommen würde.

»Natürlich nicht, Chief. Als ob ich jemals so etwas mit einem Austauschler machen würde«, sagte Phil und konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. Der Chief warf ihm einen warnenden Blick zu, was aber wenig bewirkte.

»Lieutenant Ramirez wird Ihnen hier alles zeigen und eine Koje zuweisen«, sagte der Chief zu Walker und nickte Vincente Ramirez zu, der die Geste erwiderte.

Die Gespräche und Frotzeleien wurden wieder lauter. Ethan legte sein Besteck auf den Teller und erhob sich, um alles wegzuräumen. Einen Vorteil hatte Fratellis Mahlzeit gehabt, man musste nicht viel davon herunterbringen, um satt zu werden.

»Machen wir ein Rennen?«, fragte ihn Steve, der sich mit seinem halb leeren Teller zu ihm gesellte.

»Wenn du wieder eingeseift werden willst«, gab Ethan zurück. Sein Kumpel bekam anscheinend nicht genug von den Niederlagen an der Spielekonsole.

»Ich habe zu Hause geübt, damit deine Serie endlich ein Ende hat.«

»Na, dann los.«

Sie nahmen sich noch eine Dose kalte Cola aus dem Kühlschrank und lümmelten sich auf das große ausgeleierte Sofa, welches vor dem Fernseher stand. Jeder griff sich einen Controller und sie starteten das Autorennspiel, das so beliebt war, dass es quasi nonstop in der Konsole lag. Nach und nach leerte sich der lange Esstisch und die Männer suchten sich ihren Zeitvertreib für die Nacht. Manche schliefen, andere lasen ein Buch, ein paar trainierten und einige setzten sich zu Steve und Ethan, um ihnen zuzusehen. Jeder hatte so seinen Favoriten, um die Nacht rumzubringen, bis der nächste Einsatz rief oder die Schicht zu Ende war. Ethan hatte es früher auch mit Schlafen probiert, doch wenn er dann raus musste, war er immer übellaunig und wie gerädert. Da war es leichter, einfach aufzubleiben und die Nacht rumzubekommen.

Gegen vier Uhr morgens dröhnte eine Einsatzdurchsage durch die Wache. Sie betraf nur die beiden Männer des Rettungswagens, die zu einem Vorfall in einem Pub gerufen wurden. Viele hatten sich kerzengerade aufgerichtet, jetzt entspannten sich die Männer wieder. Ethan nahm den kleinen Adrenalinstoß als Anreiz, sich von der Glotze loszureißen und ein wenig zu trainieren. So wäre er nachher gut müde und konnte problemlos schlafen, wenn sein Dienst zu Ende war. Steve nickte ihm nur grinsend zu und zappte weiter durch die Kanäle. Marco, der Lieutenant, der die Drehleitergruppe leitete, gesellte sich zu ihm. Sie betraten den Raum und jeder wählte sich ein Laufband, um sich in ruhigem Tempo aufzuwärmen. Als die Tür aufging, schauten beide auf. Es war der Neue.

»Was dagegen, wenn ich mitschwitze?«, fragte er.

»Nein, nur zu. Ist noch genug Platz«, antwortete Marco und machte eine vage Handbewegung zu den vielen Geräten.

Keith wählte das Fahrradergometer direkt gegenüber Ethan, der ihm lächelnd zunickte. Der Junge schien nicht schlecht trainiert und offenbar war er auch kein Faulpelz. Ethan fand es gut, dass er sich in die Truppe anscheinend einbringen wollte. Sie hatten schon Praktikanten gehabt, die sich versuchten zu isolieren und sich vor allem vor den unliebsamen Aufgaben zu drücken. Das entging keinem und kam ganz und gar nicht gut an bei den Männern und Frauen, die hier oft schon seit Jahren ihren Dienst verrichteten. Kochen, Putzen, Trainieren gehörte nun einmal auch zum Leben eines Feuerwehrmannes dazu, auch wenn einige lieber den Servicegedanken des »Hotel Mama« weitergelebt hätten.

»Der Chief sagte mir, dass du mal in L.A. gearbeitet hast«, begann Keith ein Gespräch und Ethan nickte.

»Ja, vor ein paar Jahren. Ich war noch in der Ausbildung, da gab es ein Austauschprogramm. Doch ich war nicht begeistert.«

»Zu viel zu tun?«, fragte Walker.

»Nein, nur die Grundstimmung der Gegend liegt mir nicht. Da flogen einem zu oft Kugeln um die Ohren bei den Einsätzen. Diese ganze Scheiße mit Gangs, Drogenlaboren und Durchgedrehten war einfach nichts für mich.«

»Ich wusste nicht, dass Chicago so ruhig ist«, warf Keith ein und Ethan spürte deutlich, dass der junge Mann ihn herausfordern wollte. Mutig, so als Neuer. Doch er ließ sich von so etwas nicht provozieren.

»Gangster gibt es hier auch, doch die benehmen sich immer noch besser als die Irren, die ich in Kalifornien gesehen habe. Hier brennt einem die Sonne nicht so schnell das Hirn gar wie da drüben und wenn doch, gibt es gutes Bier, um die Gemüter wieder abzukühlen.«

Marco lachte und nickte.

»Du wirst schnell merken, dass eine Prügelei ratzfatz vorbei ist und man danach ein Bier zusammen trinkt, ohne dass man befürchten muss, anschließend in einer Nebengasse hinterrücks erschossen zu werden. Hier herrscht noch gute irische Streitkultur vor, Junge«, sagte Marco und reduzierte das Tempo des Laufbandes.

Ethan dagegen schraubte die Geschwindigkeit etwas höher.

»Und wie ist es mit den Frauen hier?«, fragte Keith und sah ihn dabei so durchdringend an, dass Ethan den Eindruck gewann, er würde als Gegner abgeschätzt werden. Vielleicht bildete er es sich nur ein, doch der Knabe war seltsam. Pasadena schien einen auch ein wenig zu verkorksen wie der Rest von Kalifornien.

»Kommt drauf an, worauf du stehst. Wenn man in die Pubs und Clubs geht, findet man etwas für sich. Die Size-Zero-Mädels sind zwar etwas rarer als an der Westküste, doch man kommt auch hier auf einen guten Schnitt.«

»Ethan hat einen ganz schönen Verschleiß, musst du wissen. Ihm können die Frauen nicht dürr genug sein. Aber wenn du nicht auf sprechende Gebeine stehst, wirst du hier glücklich werden«, warf Marco dazwischen. Ethan schnaubte nur amüsiert und joggte weiter.

»Ich mag eher ein bisschen was zum Anfassen«, erwiderte Keith ernst.

»Dann wirst du nicht allein sein, wenn du das nicht willst. Der Beruf ist zwar nicht beziehungsfreundlich, doch die Heldenaura, die einen umweht, macht das wieder wett.«

Ethan lachte kurz auf, ehe er noch ein letztes Mal das Tempo steigerte, um endlich ein Brennen in seinen Muskeln zu spüren. Er gab ein paar Minuten alles und reduzierte dann die Geschwindigkeit, um zu Atem zu kommen. Jetzt stand noch das Muskeltraining an und ein Blick auf die Uhr an der Wand verriet ihm, dass er danach duschen gehen konnte und sein Dienst geschafft war. Wenn alles gut ging, war diese letzte Schicht ruhig. Das war nach den harten Tagen auch mal gut und nötig.

***

Als er verschwitzt durch die Wache ging, um sich schnell eine heiße Dusche zu gönnen, kam gerade der Krankenwagen zurück. Kaum stiegen die beiden aus, hörte Ethan einen der Männer sofort laut fluchen und blieb stehen, um zu sehen, was los war.

»Nichts hasse ich so sehr wie Kotze auf den Schuhen!«, schimpfte Brett McCarthy laut, während sein Kollege nur lachend aus dem Führerhaus stieg.

»Tja, erst schüttete dir die Braut ihr Herz aus und dann ihren Mageninhalt«, frotzelte Nolan Rivers und amüsierte sich ganz unbedarft über die Misere.

Ethan schmunzelte und begab sich zu den Duschen, wo er McCarthy vermutlich gleich auch sehen würde. Hoffentlich hing ihm der Geruch nicht zu sehr an, denn er konnte sich Schöneres vorstellen, als den Duft von Magensäure und Essen in widerlicher Kombination. Rasch holte er sich aus seinem Spind seine Duschsachen und ein großes Handtuch. In einer Ecke zog er sich aus und marschierte nackt mit seinen Utensilien bewaffnet zu einer der Duschmöglichkeiten. Er schaltete das Wasser an und genoss, wie es über ihn plätscherte und ihn erfrischte. Da sein Dienst noch eine halbe Stunde ging und es durchaus sein konnte, dass er zu einem Einsatz musste, schrubbte er sich rasch ab, um sauber zu werden. McCarthy gesellte sich zu ihm und duschte ebenfalls, wobei er seinen Beinen und Füßen besondere Beachtung zu schenken schien. Um kein Geld der Welt wollte Ethan mit ihm tauschen. Zwar war auch er schon angespuckt, angekotzt, vollgepinkelt oder bei einer Rettung blutverschmiert worden, aber das passierte nur in etwa jedem zehnten Einsatz. Die Kollegen auf dem Rettungswagen schlugen sich dagegen mehrmals täglich mit so etwas herum.

»Dir wäre es lieber gewesen, wenn sie es bei ihrem Herzschmerz gelassen hätte, oder?«, witzelte Ethan und erntete ein breites Grinsen von seinem Kollegen.

»Ja, definitiv. Bei mir war das mit dem Herz ausschütten ohnehin völlig sinnlos. Eher würde ich mich für deinen Body interessieren als für ihren. Vielleicht solltest du doch zu den Sanitätern wechseln, dann bekommst du jede Menge Frauen, die sich nur zu gern von dir Sahneschnitte flachlegen lassen würden. Wenn es nicht dein Äußeres ist, dann hilft dir ja notfalls noch das Phänomen, dass sich Frauen zu gern in ihre Retter verknallen.«

Dass Brett auf Männer stand, war in ihrer Truppe ein offenes Geheimnis. Das war einer der Gründe gewesen, warum er vor vier Jahren aus Texas nach Chicago gekommen war, denn hier war man in der Hinsicht deutlich lockerer. Keiner der Kollegen hatte damit ein Problem gehabt. Hier verließ man sich auf die Fähigkeiten des anderen, nicht seinen Lebensstil, und vertraute sein Leben einander an.

»Ich bin mit meiner Ausbeute ganz glücklich, dennoch danke, Brett«, erwiderte Ethan und bekam dafür einen frechen Zwinkerer zugeworfen, den er mit einem Lachen und Kopfschütteln annahm. Er war sich seiner Männlichkeit ausreichend bewusst, um solche Sachen locker hinzunehmen.

Er schaltete die Dusche aus, frottierte sich kurz ab und wickelte sich ein Handtuch um die Hüften.

»Was ist eigentlich mit Rivers? Hat er nichts abbekommen?«

»Nein, der Kerl weiß immer, wenn er springen muss, als würde er hellsehen können. Dafür darf er jetzt den Wagen schrubben, damit er auch etwas von den halb verdauten Hotdogs hat und nicht nur ich.«

Ethan musste wieder lachen, verabschiedete sich und ging zu seinem Spind, um sich umzuziehen und endlich in den wohlverdienten Feierabend zu gehen. Er konnte es kaum erwarten, nach Hause zu kommen und erst einmal eine Mütze Schlaf zu nehmen. Nach Training, Dusche und den anstrengenden Einsätzen der letzten Tage spürte er jetzt doch, wie erschlagen und erschöpft er war. Rasch zog er sich an, ging in den Aufenthaltsraum, um sich abzumelden und der nächsten Schicht Hallo zu sagen, und dann marschierte er an den Feuerwehrfahrzeugen und dem zugehörigen Rettungswagen in der großen Garage vorbei ins Freie. Sein Wagen parkte am Straßenrand und er war froh, jetzt nicht auch noch zur Hochbahn laufen zu müssen, wie er es im Winter manchmal tat, wenn die Straßen wieder einmal im Verkehrschaos versanken. Er schloss seinen mattschwarzen Ford F-150 auf und stieg in den Pick-up ein. Der Motor erwachte mit einem wohlklingenden Blubbern, das ihn jedes Mal, seit er den Wagen vor sechs Monaten gekauft hatte, begeisterte. Was für ein tolles Auto! Schnell machte er sich auf den Weg nach Hause, bevor er zu müde zum Fahren war. Auf keinen Fall wollte er einen Unfall bauen und von den Kollegen dann aus seinem Wagen gerettet werden müssen.

Nach nur zwanzig Minuten Fahrt erreichte er die West Norwood Street.

Er schätzte die Lage, die nicht zu weit von der Arbeit entfernt lag und ihm dennoch eine beschauliche Vorstadtatmosphäre bot, in der er auf nichts verzichten musste. Sein Fitnessstudio lag ebenso in Fußnähe wie auch Einkaufsmöglichkeiten oder seine Lieblingseisdiele »Lickity Split«. Was er brauchte, konnte er meist schnell erreichen, und auch zum Lake Michigan war es nicht weit, was er sehr mochte. Gerade im Sommer ließ sich da toll joggen oder mit dem Rad ein bisschen Sport betreiben.

Er parkte seinen Wagen am Gehwegrand unter einem der zahlreichen Bäume, stieg aus und schlenderte auf sein Haus zu. Es war nicht riesig, aber für ihn allein sehr geräumig. In seinem kleinen Garten konnte er ein gutes Barbecue anbieten, wenn Steve mal vorbeischaute. Sein Freund bevorzugte es, eher in der Stadt zu leben, doch Ethan gefiel das ruhige Vorstadtleben besser.

Er schaute sich um. Es war um diese Zeit beschaulich ruhig. Nur wenige waren jetzt zu Hause. Die Kinder der Nachbarn waren längst zur Schule oder der nahe liegenden Universität aufgebrochen und die Eltern oder anderen Erwachsenen mussten zur Arbeit weg sein. Wenn er Glück hatte, würde er einfach die Jalousien schließen und ein paar Stunden in Ruhe schlafen können. Hoffentlich kam keiner der Rentner auf die Idee, heute Morgen den Rasen zu mähen, sonst wäre es Schluss mit seiner Erholung. Er war leider sehr auf Ruhe angewiesen, wenn er wirklich mehr als vier Stunden Schlaf kriegen wollte. Es gab Kollegen, die konnten noch pennen, wenn um sie herum das Leben tobte, doch Ethan war in der Hinsicht nicht robust.

Auch wenn es hieß, dass New York die Stadt war, die niemals schlief, könnte auch Chicago mal ein Nickerchen vertragen. Das war noch ein Grund für ihn gewesen, sich etwas außerhalb eine Wohnstätte zu suchen. Das pulsierende und sehr lebendige Nachtleben der Stadt war etwas Tolles, doch normalerweise wollte er es beschaulicher haben.

Müde nahm er die fünf Stufen zu seiner Haustür hinauf, schloss auf und betrat sein Haus. Es war angenehm kühl, weil die meiste Zeit über die Rollläden geschlossen waren. Ohne sich groß umzusehen, tappte er durch den halbdunklen Flur und nahm die Treppe ins Obergeschoss, wo sich sein Schlafzimmer und das angrenzende Badezimmer befanden. Das andere freie Zimmer, das eigentlich ein Gästezimmer sein sollte, hatte er als Arbeitszimmer eingerichtet und in die freien Ecken noch ein paar Trainingsgeräte gepackt.

Die Vorstellung, nicht mehr in Form zu sein, kein Sixpack mehr zu haben oder sonst zu erschlaffen, war für ihn furchtbar. Und sein Verständnis für Menschen, die sich nicht darum bemühten, so gut wie möglich auszusehen, hielt sich in engen Grenzen. Eine Tatsache, die ihm von seiner Schwester und auch seiner Mutter Kritik eingebracht hatte. Der Vorwurf, eitel und oberflächlich zu sein, fiel zumindest von seiner kleinen Schwester verdammt oft, was ihn kleinere Familientreffen meist meiden ließ. Die Formulierungen, die seine Ex für ihn übrighatten, waren zwar übler, doch die ließ er immer an sich abperlen, als wäre er aus Teflon.

Er betrat sein dunkles Schlafzimmer, schaltete das Nachtlicht an und schälte sich aus seiner Kleidung. Nur in T-Shirt und Shorts warf er sich auf die Matratze, zog sich die dünne Decke über die Beine und schloss die Augen. Es dauerte nur Minuten, dann schlief er tief und fest.

***

Am späten Nachmittag erwachte er und fühlte sich richtig ausgeschlafen. Jetzt freute er sich noch mehr auf den Abend mit Steve, bei dem er vielleicht was zum Flachlegen abschleppen konnte. Sein letzter Sex war fast einen Monat her und er hasste es, diesen Trieb selbst mit der Hand zu befriedigen. Da war es leichter, wenn das eine schlanke Frau übernahm, die ihn kundig verwöhnen konnte. Doch dafür musste er sich aus dem Bett schwingen. Er stand endlich auf, schlüpfte in seine Laufsachen und tappte die Treppe hinunter in seine kleine Küche. Dieser Raum war am kargsten ausgestattet, doch wozu brauchte er raffinierte Küchengeräte? Wenn er nicht auf der Wache aß, bemühte er gern einen Lieferdienst oder ging mit Steve rasch etwas bei einem Imbiss essen. In seinen Schränken fand sich daher nur, was er für Frühstück, Sandwiches oder als Snack brauchen konnte. Wirklich einkaufen tat er nur, wenn Steve oder andere aus der Truppe mal für ein Barbecue vorbeischauten. Da sein Haus eher klein war und auch sein Fernseher nicht der üppigste, um darauf gemeinsam ein Football- oder Baseballspiel anzusehen, hing er eher bei Kollegen herum und hatte daher recht selten Gäste.

Rasch brachte er seine Kaffeemaschine ans Laufen, denn ohne Koffein fühlte er sich immer wie der Tod auf Socken. Anschließend wollte er eine seiner raschen Laufrunden absolvieren, bevor er sich gemütlich für den Abend duschen, stylen und umziehen musste. Er hatte beschlossen, mit dem eigenen Wagen zum Club zu fahren, und heute auf Alkohol zu verzichten. Sonst trank er gern mal ein paar Biere, doch die Aussicht, heute so spät mit dem Taxi oder der Hochbahn fahren zu müssen, um nach Hause zu kommen, ließ ihn gern auf den Alkohol verzichten. Außerdem, falls er eine Möglichkeit zum Ficken aufriss, konnte er nach der Nummer wieder verschwinden, ohne auf andere angewiesen zu sein, die ihm einen glatten Abgang erschwerten. Nichts wäre schlimmer, als auf ein Taxi zu warten, wenn einen dabei die eben erfolgreich Durchgevögelte aus gekränkten Augen betrachtete. Frauen konnten da richtige Furien sein und er wollte nicht schon wieder mit Vasen und Flaschen bombardiert werden, wenn er sich aus dem Staub machte. Als er vor zwei Monaten aus einer Wohnung verschwinden wollte, war das angetrunkene Mädel völlig ausgeflippt. Noch nackt hatte sie ihm allerhand Gegenstände hinterhergeworfen, die ihn immer nur knapp verfehlt hatten. Er wusste nicht einmal ihren Namen, aber bei ihrer Treffsicherheit hätte sie durchaus auch als Pitcher erfolgreich sein können. Zum Glück war er ohne Blessuren entkommen, doch als er unten aus dem Hochhaus gestürmt war, hatte er sie aus dem dritten Stock noch wütend über ihn schimpfen hören. Erfreulicherweise hatte das aber von den Nachbarn keinen interessiert und er hatte sich befriedigt, aber nicht unbedingt entspannt auf den Weg nach Hause gemacht. Das war einer der wichtigsten Gründe, warum er jetzt lieber mit Steve ins »Underground« und nicht wieder ins »Dolphin« wollte, denn genau da war er dieser irren Vasenscharfschützin begegnet.

Ethan schüttelte den Kopf, um die unangenehmen Erinnerungen zu vertreiben. Er wollte sich dadurch nicht die Vorfreude auf heute Abend vermiesen. Sein Kaffee war schnell getrunken und er wanderte in den Flur, wo Sportsocken und Turnschuhe an der Haustür bereits warteten. Er schlüpfte hinein, steckte sich noch seinen MP3-Player in die eine und seinen Hausschlüssel in die andere Hosentasche und trat aus der Tür ins Freie. Es war angenehm warm und zum Glück nicht so heiß, wie es in ein paar Wochen sein würde. Dann musste er sein Lauftraining entweder ins Fitnessstudio aufs Laufband oder in die späten Abendstunden beziehungsweise in den ganz frühen Morgen verschieben, um das noch durchziehen zu können.

Routiniert steckte er die Kopfhörer in die Ohren, schaltete den Player ein und wurde von Alice Merton und »Roots« begrüßt. Er liebte den Song, schmunzelte zufrieden und machte sich auf den Weg. Er lief die paar Stufen hinunter und erreichte den Gehweg. In ruhigem Tempo joggte er die Allee entlang und genoss nach zehn Minuten das erste sachte Brennen in seinen Muskeln, das jedoch rasch vergehen würde. Er war schon ein wenig süchtig nach körperlicher Betätigung, was seinem Anspruch an einen perfekt trainierten Body natürlich entgegenkam.

In der nächsten Stunde schmetterten verschiedene Rocksongs der Achtzigerjahre in sein Gehör. Er wusste selbst nicht, warum er gerade auf diesen Sound stand, doch besonders zum Lauftraining riss ihn das Zeug einfach mit. Als er zuletzt am Ende seiner Straße ankam, beschleunigte er sein Tempo, soweit es ging, sprintete, bis er nur noch seinen dröhnenden Herzschlag wahrnahm, und holte alles aus sich heraus. Völlig ausgepumpt blieb er auf dem Gehweg vor seinem Haus stehen, atmete, so tief er konnte, und versuchte runterzukommen. Langsam ging er zu den Eingangsstufen, dehnte kurz seine Muskeln und ging hinein. Schuhe und Socken streifte er im Eingangsbereich ab und tappte dann nach oben, um sich eine lange Dusche zu gönnen. Ethan brachte das Wasser zum Laufen und betrachtete sich kurz im Badspiegel. Was er sah, gefiel ihm ausgesprochen gut.

Breite Schultern, muskulös aber nicht zu bepackt, Sixpack, keine Haare, wo keine hingehörten, was für ihn bedeutete, dass unterhalb der Nase kein Haar mehr sein sollte.

Seine Schwester hatte nicht ganz unrecht, was L.A. betraf. Er hatte in die Mentalität irgendwie hineingepasst. Laut Kelly war L.A. nämlich das Mekka der oberflächlichen Schönlinge.

Er konnte nicht abstreiten, dass sich ihm verdammt viele Frauen geradezu an den Hals geworfen hatten, weil er dem kalifornischen Beuteschema entsprach. Blond, blauäugig, männlich mit etwas jungenhaftem Charme, sportlich und ein Held in spe. Er hatte nie so viele, verdammt schlanke Weiber an einem Ort gesehen, die auch genau seinen Geschmack getroffen hätten. Fast jede sprach davon, Schauspielerin in Hollywood werden zu wollen. Die meisten würden wohl eher in Bars oder im weitreichenden Pornobusiness landen, wenn nicht noch schlimmeres. Vom Schönheitswahn war es bei vielen nicht weit bis zu Silikonbrüsten, aufgespritzten Lippen und weiteren sehr zweifelhaften Verschönerungen, aus denen seiner Meinung nach die pure Verzweiflung sprach. Das hatte ihn abgeschreckt und für sein Empfinden enthaltsam sein lassen, auch wenn er die eine oder andere Kleine nicht von der Bettkante gestoßen hatte. Doch da ihm schnell klar geworden war, dass er nicht lange bleiben würde, waren es nur sehr oberflächliche Vögeleien geblieben und er hatte die Frauen rasch und nüchtern abgefertigt, um bloß keine falschen Hoffnungen zu wecken.

Rückblickend hatte seine Schwester recht. Er war ein oberflächliches Arschloch, was Frauen betraf, doch er tröstete sich damit, dass er dafür in seinem Job alles gab. Er musste nicht immer und überall ein Heiliger sein.

Schmunzelnd stieg er unter die Dusche. Was verstand Kelly schon von der Realität? Sie lebte in ihrer idealisierten Vorstellung, gab sich naiv-feministischen Gedanken hin, wollte die Welt verbessern und aufklären. Sie war ein Nachzügler und fast zehn Jahre jünger als er, daher fiel es ihm leicht, ihre stichelnden Einwände und Vorwürfe komplett zu ignorieren. Sie würde noch lernen, wie es in der Wirklichkeit zuging.

Genüsslich stand er unter dem warmen Wasserstrahl, der seine beanspruchten Muskeln merklich entspannte. Das kurze Haar und sein Körper waren rasch gewaschen und er rasierte noch einmal sorgsam sein Schamhaar ab. Mochte sein, dass einige Männer es als feminin und unmännlich abtaten, doch er hatte gemerkt, dass es den Frauen gefiel, wenn ein Mann auf sein Äußeres achtete. Zudem hassten es viele Frauen, ihm richtig einen zu blasen, wenn er nicht glatt rasiert war. Angeblich kitzelte es zu sehr in der Nase. Also tat er ihnen den Gefallen, was bisher immer gut angekommen war. Zudem fand er es optisch gar nicht so schlecht, weil sein Schwanz sich in seiner ganzen Größe präsentierte.

Nach dem Duschen stellte er das Wasser ab, griff sich ein großes Handtuch und trocknete sich ab. Dabei überlegte er, was er am Abend anziehen wollte. Er entschied sich für seine Lieblingsjeans, die ihm tief auf den Hüften saß, und dazu ein anliegendes Shirt, sodass man ihm sein Training durchaus ansah, ohne aufdringlich zu wirken. Er wollte den Mädels zwar zeigen, was er ihnen bieten konnte, doch er wollte nicht verzweifelt wirken, denn Verzweiflung war niemals sexy. Weder bei Männern noch bei Frauen.

Bevor er sich fertigmachte, ging er in Shorts und Shirt nach unten in die Küche, um sich ein Sandwich zu gönnen. Sein Magen knurrte und ob es im »Underground« etwas zu essen gab, wusste er nicht. Deshalb wollte er nicht hungrig dort ankommen. Das schlug ihm rasch auf die Laune. Ein Umstand, den seine Mutter oft bemängelt hatte, als er noch ein Kind gewesen war. War er hungrig oder müde, konnte er unausstehlich werden.

Daran hatte sich auch im Erwachsenenalter nur wenig geändert. Er hatte sich und seine Launen zwar besser im Griff, aber richtig verbergen, wenn er mies drauf war, konnte er es nicht. Auf der Wache war er zu seiner Erleichterung nicht der Einzige mit diesen Eigenschaften, daher verstanden ihn einige seiner Kollegen, wenn sie mit knurrendem Magen von einem Einsatz kamen und kein Essen zu finden war.

Zum Glück befand sich nur fünf Minuten mit dem Auto entfernt ein guter Pizzalieferdienst, dessen Nummer im Schnellwahlspeicher zu finden war und der sie sogar vorzog, wenn sie anriefen. Denn mehr als einmal hatten sie das frisch gekochte Essen stehen lassen müssen, wenn es zu einem Notruf ging, und wenn sie zurückkamen, konnte man es nur noch in die Tonne schmeißen. Blieb ein Teil der Mannschaft zurück, weil sie nicht angefordert worden waren, wurde immer alles im Kühlschrank verstaut und später dann gemeinsam gegessen. Doch in den letzten Wochen waren sie oft alle zusammen dran gewesen, was besonders anstrengend war, da sie dann meist alle fix und fertig zurückkamen und keiner mehr Kraft zum Kochen hatte. Da einige Männer verheiratet waren, gab es glücklicherweise meist Kekse oder Kuchen im Aufenthaltsraum zu finden, mit denen man sich behelfen konnte. Eine feste Partnerin konnte also durchaus etwas für sich haben.

Ethan ging davon aus, dass er sich nicht binden würde. Dafür schätzte er seine Freiheit zu sehr. Er kam und ging, wann er wollte, trug für niemanden Verantwortung außer sich selbst, und konnte sich etwas zum Vögeln suchen, wenn es ihn danach verlangte. Zudem hatte er oft beobachtet, dass Frauen, die zu Beginn perfekt gestylt und schlank in die Ehe gingen, dann in den ersten fünf Jahren ein paar Pfund zulegten. Für Ethan ein ganz klares Zeichen, dass diese Frauen es ausnutzten, dass sie ihren Kerl hatten und sich gehen lassen konnten.

Als er das einmal auf der Wache hatte fallen lassen, hatte der Chief streng geschaut und ihm erklärt, dass er das ganz falsch sähe. Wenn eine Frau in einer Beziehung zunimmt, hieße es nur, dass sie ihrem Partner vertraut, dass er sie liebt und annimmt, wie sie ist und sie sich deswegen nicht mehr verstellen muss. Zunehmen wäre also ein großer Vertrauensbeweis und kein Sich-gehen-lassen, weil man den Mann am Haken hätte.

Ethan hatte dazu nur geschwiegen. Klar, der Chief war seit zwanzig Jahren verheiratet. Seine längste Beziehung hatte genau sechs Monate gedauert. Doch so richtig überzeugt war er nicht gewesen.

***

Nach zwei Sandwiches ging er nach oben, zog sich an und richtete sein Haar. Als er zurück nach unten kam, blinkte der Anrufbeantworter. Es war seine Mom, die ihn bat, Kellys Geburtstag am kommenden Mittwoch nicht zu vergessen, und die ihm sagte, dass er auf sich aufpassen sollte und dass sie ihn liebte. Seine Mutter war wirklich ein Goldstück. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es für einen Plausch zu spät war. Morgen Mittag würde er sie anrufen. Dann blieb noch genug Zeit zum Reden.

Er steckte Handy, Schlüssel und Geldbörse ein und machte sich auf den Weg. Am Gehweg passte ihn seine Nachbarin ab. Mrs. Murphy war schon alt, hörte nicht mehr so gut und sah ihn aus dicken Brillengläsern an. Sie war sehr nett und verwöhnte ihn hin und wieder mit etwas Selbstgebackenem, was wirklich köstlich war. Dafür half er ihr ab und zu im Haus, wenn es etwas zu reparieren oder zu schleppen gab. Er mähte ihren kleinen Rasen immer mit, wenn auch er selbst dran war, und kümmerte sich um ihre Mülltonnen. Für die Einkäufe gab es zum Glück eine kleine organisierte Gruppe in dem Wohnviertel, die zweimal die Woche in den Supermarkt oder die Mall fuhr. Eine Nachbarin zwei Straßen weiter hatte das auf die Beine gestellt und damit eine Unterstützung geschaffen, die es vielen älteren Anwohnern ermöglichte, zu Hause wohnen zu bleiben.

Mrs. Murphys Kinder und Enkel wohnten alle weit weg und schafften nur selten den Weg hierher, daher half Ethan gern aus, wenn Not am Mann war.

»Ethan, wie schön, Sie zu sehen«, begann sie sofort und rückte ihre Brille auf der Nase zurecht.

»Misses Murphy, was kann ich für Sie tun?«

»Nichts Großes dieses Mal. Ich bräuchte nur ein paar Sachen an die Straße gestellt, damit die Müllabfuhr sie Montagmorgen mitnimmt.«

»Morgen Nachmittag könnte ich rüberkommen. Würde das passen?«

»Aber ganz prima, mein Junge. Das wäre wirklich klasse, bevor ich mir einen Bruch hebe«, sagte sie und lachte ihn mit ihren falschen Zähnen herzlich an. Ethan musste auch schmunzeln.

Sie verabschiedeten sich und sie ging zurück zum Haus, während er in den Pick-up stieg und den Motor ans Laufen brachte. Er tippte die Adresse des Clubs in das Navigationssystem ein, wartete, bis die Route berechnet war, und fuhr los. Sein Weg führte über die US 41 nach Norden, am Ufer des Michigansees entlang. Es herrschte für diese Zeit ungewohnt viel Verkehr und so brauchte er statt der errechneten zwanzig Minuten über eine halbe Stunde, bis er in die richtige Straße kam. Und dann erwartete ihn noch eine gute Viertelstunde Parkplatzsuche, denn für so etwas war sein großer Wagen nicht sonderlich gut geeignet. Aber er hatte ein üppiges Zeitfenster eingeplant, dass es noch dicke reichen würde, denn zu spät zu kommen, hasste er wie die Pest.

Pünktlich um zehn Uhr traf er Steve einen Block vom »Underground« entfernt. Sie reichten sich die Hand.

»Hey, hattest du auch so viel Verkehr in die City wie ich?«, begann Ethan das Gespräch, doch Steve winkte ab.

»Ich bin gleich mit der Hochbahn gekommen, weil ich schon im Radio gehört hatte, dass es überall Stau gibt. Keine Ahnung, was wieder los ist, aber da ich was trinken will, stand das Auto ohnehin nicht zur Debatte. Du, mein Freund, musst dann wohl zwangsweise nüchtern bleiben. Hast du denn für dein Monstrum einen Parkplatz finden können?«, stichelte Steve herum.

»Ich musste zwei Straßen laufen, doch da steht er sicher. Trinken ist für mich ohnehin heute kein Thema, weil ich keinen Bock habe, morgen einen Kater zu haben und meinen freien Tag mit Kopfschmerzen im Bett zu verbringen. Übermorgen ist ja schon wieder Dienst, da will ich morgen etwas ausruhen und meiner Nachbarin helfen.«

»Ist sie heiß?«, bohrte Steve nach, als sie sich gemütlich auf den Weg zum Club machten.

Ethan verdrehte die Augen. »Klar, das heiße Gerät ist schätzungsweise fünfundachtzig Jahre alt und ihre Brillengläser sind dick wie der Boden einer Coke-Flasche. Sehr sexy.«

Steve lachte und ließ es gut sein.

»Hast du vor, dir ein Häppchen für die Nacht zu schnappen, wenn es sich anbietet?«

»Ein kleiner One-Night-Stand wäre ganz okay. Doch wenn nicht, werde ich auch nicht eingehen. Und du?«

»Ich werde mir heute auf jeden Fall einen Fick gönnen. Ich bekomme sonst noch eine Sehnenscheidenentzündung in der rechten Hand«, erwiderte Steve.

Wieder lachten die beiden Freunde. Feixend spazierten sie auf den Clubeingang zu. Das »Underground« war einer der angesagtesten Clubs in der Stadt und hin und wieder ließen sich wohl auch Promis blicken. Ethan war neugierig, was ihn erwarten würde. Zum Glück hatte Steve ihnen einen Platz reserviert, damit sie nicht nur an der Bar herumstehen mussten. Ein schmaler roter Teppich und zwei Türsteher in gut sitzenden Anzügen ebneten den Weg in den Club. Steve und er wurden zu ihrer Reservierung befragt und dann durchgewunken. Ethan hatte sich schon Sorgen wegen eines Dresscodes gemacht, doch offenbar war das unnötig gewesen.

Sie betraten den ersten Bereich und Ethan war beeindruckt. Der Raum besaß mittig angeordnete Sitzmöglichkeiten, zwei Bars und einen Bereich für den DJ. Aktuelle Musik tönte durch den Raum, der einladend durchgestylt wirkte. Eckige Säulen, hellgraues Leder und eine gut abgestimmte Beleuchtung schufen ein ansprechendes Ambiente. Auch die 40-Fuß-LED-Videowand sah beeindruckend aus. Sie zeigte einen Stadtplan von Boston als weißes Raster auf schwarzem Grund.

Obwohl der Club erst geöffnet hatte, tummelten sich schon dreißig Leute in dem Raum.

»Wo haben wir einen Platz?«, fragte Ethan, nachdem er sich orientiert hatte. Steve beugte sich nah heran, damit er sich verständlich machen konnte.

»Ich habe uns zwei Plätze im Loungebereich klargemacht, weil man da besser reden kann. Tanzen können wir ja hier, aber für andere Sachen wollte ich es ruhiger haben.«

Ethan nickte lächelnd und sie durchquerten den Raum, wobei sie beide aufmerksam die anwesenden Frauen scannten. Da waren schon ein paar heiße Geräte in Sicht und dabei hatte der Abend erst begonnen. Die beiden Männer waren sicher, dass sie nicht allein für ihre sexuelle Bereicherung sorgen mussten, denn einige der Weiber warfen ihnen entsprechende Blicke zu.

Ethan freute sich noch mehr auf den Abend und folgte Steve in den Loungebereich. Auch hier gab es eine große Bar und einen dahinterliegenden Musikbereich, doch es dominierten edel wirkende Ledersofas im zeitlosen Design und eine Optik in moderner Holzvertäfelung mit raffinierten Lichtarrangements. Die Stimmung und die Lautstärke waren gut, sodass man reden konnte, ohne am nächsten Tag heiser zu sein. Sie checkten direkt das weibliche Inventar ab und schlenderten zur Bar. Ein Dreiergrüppchen extrem schlanker Frauen in kurzen engen Kleidern, High Heels und perfektem Make-up zog sofort die Aufmerksamkeit der Männer auf sich.

Als Ethans Blick sich mit dem der Blondine verhakte, zog sich ihm der Magen zusammen. Warum ausgerechnet in den zahlreichen Clubs der Stadt war Celeste Spencer hier? Sie war eine ehemalige Affäre und sie beide waren nicht im Guten auseinandergegangen. Während er seinen Verflossenen sonst erfolgreich aus dem Weg ging, kreuzten sich Celestes und seine Wege immer wieder. Vielleicht weil sie beide oberflächlich und gut aussehend waren. Schien, als würde sie das Schicksal darum immer an die gleichen Orte verschlagen.

»Ist das Celeste?«, fragte Steve auch prompt nach.

Zerknirscht nickte Ethan und wandte sich an den Barmann. Er bestellte ein alkoholfreies Bier in der Flasche und trank einen großen Zug, um sich abzulenken. Steve bestellte sich einen Mojito und schmunzelte vor sich hin. Ihn amüsierte das Ganze sichtlich, was Ethans Stimmung nicht verbesserte.

»Na, sind die heldenhaften Retter der Stadt ins ›Underground‹ spaziert?«, vernahm Ethan plötzlich die Stimme seiner Verflossenen. Er fand es schon immer lästig, wenn sie sprach, denn ihre Stimme hatte schnell etwas Spitzes, Schrilles, das einem sofort auf die Nerven ging. Am unerträglichsten war ihr Lachen, wenn sie wieder einmal jemanden fertiggemacht hatte. Es zeigte im Gegensatz zu ihrem Wahnsinnskörper ihre ganze Verderbtheit: betörend schön von außen und abgrundtief hässlich im Inneren. Und sie liebte es, weibliche Konkurrenz geradezu vorzuführen, wenn sie sie erst einmal an ihren vermeintlich niederen Platz verwiesen hatte.

Unwillig drehte er sich um und betrachtete sie. Hübsch war sie und natürlich perfekt zurechtgemacht, doch mittlerweile konnte ihn das nicht mehr reizen. Er machte sich über seine charakterlichen Eigenschaften keine Illusion, doch Celeste übertraf seine negativen Attribute noch um einige Potenzen.

»Was willst du, Celeste?«, entgegnete er darum weder charmant noch höflich, um ihr nicht eine Sekunde lang das Gefühl zu vermitteln, er hätte irgendein Interesse an ihr.

»Oh, hat da jemand miese Laune? Oversexed and underfucked?!«, stichelte sie und ließ prompt ihre fiese Lache ertönen. Ethan stellten sich die Nackenhaare auf.

»Nein, im Ernst. Ich wollte nur Hallo sagen, also kein Grund, mich so anzufahren, Ethan.«

Sie zog eine Schnute, was sie nicht hübscher machte und weder bei Steve noch bei ihm selbst eine Spur Reue hervorbrachte. Demonstrativ schwiegen die Männer, bis sogar seine Ex den Wink verstand, hier nicht erwünscht zu sein. Aber wenn es sie gekränkt hatte, dann verbarg sie es in Perfektion.

»Na gut, Jungs, eure Party ist mir zu öde. Außerdem kommt mein Freund bestimmt gleich. Für einen neuen Porsche ist es leider sehr schwer, einen sicheren Parkplatz zu finden. Also, man sieht sich.« Sie drehte auf dem Absatz ihrer Stilettos erstaunlich geschickt um und ging hüftschwingend zu ihren Freundinnen zurück. Falls dieses Weib so etwas überhaupt für sich gewinnen konnte, dachte Ethan verstimmt. Er bemerkte die Blicke der anderen Männer und dachte nur: Jungs, lasst es, sie ist es nicht wert.

»Die Schnepfe bekommt dich doch immer auf die Palme. Was genau war da eigentlich bei euch beiden?«, unterbrach Steve seine wenig nette Gedanken.

Ethan bestellte sich noch ein alkoholfreies Bier und blickte seinem Kumpel finster entgegen. Steve hob abwehrend die Hände.

»Schon gut, lassen wir das. Ich habe keine Lust auf einen Abend voller schlechter Laune. Lass uns in den Clubbereich zurückgehen und sehen, ob sich da nicht ein paar Jagdobjekte für uns finden lassen.«

Ethan nickte zustimmend und lächelte wieder. Sie nahmen ihre Getränke und spazierten, ohne seiner Ex noch einen Blick zu schenken, wieder in den lauteren Bereich zurück. Hier füllte es sich merklich und Ethans Jagdinstinkt erwachte. Celeste verdrängte er aus seinen Gedanken und checkte lieber mit seinem Kumpel die hübschen Frauen ab, die nun oft in Grüppchen in den Club strömten. Die ersten Männer und ein weitaus größerer Teil Frauen begaben sich nach und nach auf die Tanzfläche und zeigten, was sie zu bieten hatten.

Die beiden Männer genossen das Schauspiel eine Zeit lang, ehe sie sich selbst ins Getümmel stürzten. Es dauerte nicht lange und die ersten heißen Bräute flirteten sie an. Ethan hatte es eine schwarzhaarige Schönheit angetan, die etwas Exotisches an sich hatte. Ihre Augen waren leicht schräg und sie besaß hohe Wangenknochen, als wäre in ihrer Verwandtschaft etwas Asiatisches oder ein Vorfahre aus der Südsee. Was auch immer es war, es stand ihr hervorragend. Sie war bestimmt eins achtzig groß, superschlank, hatte dennoch Oberweite und war langbeinig. Ethan überragte sie mit seinen eins siebenundneunzig deutlich, was er schätzte. Den Gedanken, kleiner zu sein als eine Frau, fand er abtörnend. Zum Glück gab es kaum Frauen, die ihm selbst mit hohen Absätzen weiter als bis an sein Kinn reichten.

Steve hatte sich mit einer Rothaarigen eingelassen, die ihm nach wenigen Songs besitzergreifend die Zunge in den Hals schob, als wollte sie seine Mandeln untersuchen.

Ethan freute sich für seinen Kumpel, der heute mit Sicherheit zum Abspritzen kommen würde. Er selbst und seine Schönheit gingen es ruhiger an, doch in ihrem Blick lag etwas Hungriges, das ihn wahnsinnig antörnte. Nach außen hin gab er sich jedoch cool, ohne desinteressiert zu wirken. Eher spielten sie beim Tanzen miteinander, kamen sich näher, berührten sich wie zufällig, und wenn er mit ihr sprach, beugte er sich nah zu ihr herab, nahm ihren Duft wahr und streifte mit den Lippen ihren langen Hals. Sie strich sich immer wieder eine Strähne ihres Haares hinter ein Ohr, schmiegte ihren Hintern gegen seinen Schritt oder blickte ihn sinnlich aus ihren braunen Augen von unten her an. Mit jedem Lied wurde die Spannung zwischen ihnen größer, bis es Ethan nicht mehr erwarten konnte. Er beugte sich herab, brachte seine Lippen an ihr Ohr und bemerkte zufrieden, wie sie sich an ihn lehnte und ihre Hände an seine muskulöse Brust legte. Ihre Nippel zeichneten sich durch den dünnen Stoff ihres Kleides ab, was ihm signalisierte, dass ihr gefiel, was sie da spürte.

»Wollen wir vielleicht einen ruhigeren Ort suchen?«, fragte er mehrdeutig. Er wollte nicht zu direkt verraten, dass er sie auf der Stelle flachlegen wollte, sondern sie aus der Reserve locken, ihm zu zeigen, ob sie ihn auch begehrte oder mehr wollte. Frauen, die eine ernsthafte Beziehung wollten, waren zurückhaltend, was Sex betraf. Sie wollten reden, einen kennenlernen und mindestens noch ein bis zwei Dates, ehe es ernst wurde. Doch darauf war er nicht aus.

»Ich wohne drei Blocks von hier, Süßer. Wir könnten zu mir gehen und dort in Ruhe reden«, schlug sie vor.

Ihr Blick und die laszive Art, sich über die vollen Lippen zu lecken, er wusste sofort, dass sie mit ihrem Mund viel tun würde, nur nicht reden. Ethan lächelte schief, was ihm etwas Verwegenes gab und sie mädchenhaft kichern ließ. Ja, die hatte er am Haken.

Er drehte sich zu Steve um, der wild knutschend und eng umschlungen mit der Rothaarigen zu Gange war. Ethan verkniff es sich, die Augen zu verdrehen, auch wenn er dieses teenagerhafte Gebaren albern fand. Er tippte seinem Freund auf die Schulter, der sich löste und ihn entschuldigend angrinste. Dann bemerkte er, dass Ethan seinen Arm um die Taille seiner Eroberung gelegt hatte und sie ihn anhimmelte, als wäre er das achte Weltwunder. Er wusste sofort Bescheid, gab ihm einen Daumen hoch und lachte, ehe sich wieder die Lippen der Rothaarigen auf seine legten, als wollte sie ihn mit Haut und Haar verschlingen. Zusammen verließen Ethan und die Frau, die sich bisher nicht einmal vorgestellt hatte, den Club. Sie hatte an der Garderobe einen dünnen Cashmereüberwurf geholt und Ethan hatte ihr gentlemanlike hineingeholfen, was bei ihr wieder ein mädchenhaftes Kichern hervorgebracht hatte. Ethan dachte nur, dass ihr das Kichern bald vergehen würde, denn er wollte ihr andere Töne entlocken, die so gar nichts Mädchenhaftes mehr an sich haben sollten. Er spürte in sich den Druck, endlich mal wieder richtig hart zu vögeln, und er konnte nur hoffen, dass diese schlanke Schönheit auch bereit war, es ihm zu besorgen.

Sie schlenderten die Straße entlang, kamen sogar an seinem Wagen vorbei, was ihn lächeln ließ, und betraten schließlich ein Apartmenthaus, das definitiv keine armen Menschen beherbergte. Zielsicher führte sie ihn am Empfang vorbei, wo ein Mann in einer lächerlichen Uniform nur kurz aufschaute, ehe er sich wieder einem kleinen Fernseher widmete, auf dem ein Basketballspiel lief. Sie betraten den Aufzug und sie drückte auf den Knopf für die sechste Etage. Sie wirkte ruhig, keine Spur nervös oder unsicher, was ihm sehr gefiel. Die Gefahr, dass sie es sich plötzlich anders überlegte, schien nur sehr gering zu sein. Er würde heute seinen Fick bekommen und wenn dieses Weib so gut war, wie es ihr Körper versprach, würde er ihr das Hirn rausvögeln, dass sie morgen nicht mehr laufen konnte.

Sie verließen den Aufzug und sie steuerte zielsicher den Gang hinunter bis zur letzten Tür, die sie aufschloss und ihn einließ. Kaum hatte er das beeindruckende Apartment betreten, schlang sie von hinten ihre Arme um seinen Körper und ließ ihre Finger auf und ab wandern, als würde sie jeden seiner stahlharten Muskeln erkunden wollen. Ohne Umschweife fand ihre Hand in seinen Schritt, wo sich seine Erektion merklich gegen den Stoff der Hose drückte. Als Ethan ihre Finger an seinem harten Schwanz bemerkte, war es vorbei mit dem Gentleman. Diese Frau wollte es schnell und direkt, das würde er ihr bieten können. Er drehte sich ruckartig um, packte ihre Handgelenke und presste sie mit seinem Körper gegen die Wand. Lächelnd sah sie zu ihm auf, wehrte sich halbherzig gegen ihre Gefangenschaft und versuchte, sich an seinem Schritt zu reiben.

»Lass die Hände schön da oben, Honey«, knurrte er bedrohlich und sie nickte eifrig, als hätte sie ihn genau dazu provozieren wollen. Dieses Weib schien ein geiles Früchtchen zu sein, was ihn freute. Sie wollte kein langes Vorspiel und vermutlich danach auch nicht ewig quatschen. Sie wollte durchgerammelt werden, dass ihr Hören und Sehen verging, und genau das wollte er auch.

Er ließ ihre Handgelenke los und ergriff den Saum ihres kurzen Kleides. Ganz langsam schob er es nach oben, bis ihre nackte, blank rasierte Scham zum Vorschein kam. Die Schlampe hatte keine Unterwäsche an. Mutig und verdammt versaut. Er tat unbeeindruckt, auch wenn er spürte, dass sie ihn genau beobachtete und wohl gehofft hatte, ihn zu schockieren. Er fand das geil, dass sie so hemmungslos war.

Bedächtig schob er das Kleid weiter hoch und bemerkte blasse Narben unter ihren Brüsten, was ihm verriet, dass diese Titten nicht echt waren. Aber sie waren gut gemacht, darum überging er seine sonst mäßige Begeisterung für Silikonbrüste. Immerhin standen die Dinger wie eine Eins und ihre Nippel schienen hart zu sein. Ethan zog ihr das Kleid über den Kopf und sie stand nackt nur noch in ihren High Heels vor ihm, die Hände immer noch neben sich an die Wand gepresst. Wie ein Raubtier musterte er ihren Körper und sie wand sich flehend unter seinem Blick. Als sie »Fick mich« flüsterte, gab es für Ethan kein Halten mehr. Er hatte sich lange beherrscht und viel zu lange keinen Sex gehabt, da musste er jetzt erst einmal Druck ablassen. Er öffnete seine Hose, befreite seinen harten, großen Schwanz, der ihr steil entgegenragte. Offenbar gefiel ihr seine Ausstattung, denn sie leckte sich wieder über die Lippen, als würde sie sich nach ihm verzehren. Das streichelte sein Ego und seine Männlichkeit enorm und Ethan beherrschte sich mühsam, sie nicht auf den Boden zu zerren und ihr sein Prachtstück bis in den Rachen zu rammen. Stattdessen umarmte er sie stürmisch, packte sie an ihrem Arsch und hob sie, immer noch an die Wand gepresst, auf seinen Ständer. Hart versenkte er sich bis zum Anschlag in ihrer Enge und sie wimmerte hilflos und schlang die Arme um seinen Nacken. Gnadenlos rammelte er sie und sie stöhnte losgelöst, bis sie verdammt schnell zum Höhepunkt kam und hemmungslos vor Lust schrie.

Ethan hatte sich in letzter Sekunde beherrschen können, nicht abzuspritzen. Er wollte dieser Lady zeigen, dass er kein Teenager war, der sich nicht zusammennehmen konnte und sofort seine Ladung verteilte. Sie klammerte sich zuckend an ihn, keuchte und schlang ihre Beine um seine Taille, als er sie in den Raum hineintrug.

»Wo ist dein Schlafzimmer?«, fragte er und sie deutete mit zitternden Händen auf eine Tür neben der offenen Küche. Als würde sie nichts wiegen, trug er sie mit großen Schritten durch das Wohnzimmer, stieß die angelehnte Tür auf und fand sich in einem geräumigen Schlafzimmer wieder. Er legte sie mit dem Rücken aufs Bett und zog seinen Schwanz heraus.

»Runde zwei, Süße. Auf die Knie und an die Wand«, raunte er mit einem düsteren Lächeln auf den Lippen. Sie kroch langsam über die Matratze, während er sich auszog. Sie legte beide Hände an die Wand, streckte ihm den Arsch anbietend entgegen und warf ihm wieder diesen »Fick-mich-Blick« über die Schulter zu. In der Hinsicht waren Frauen definitiv im Vorteil. Sie konnten verdammt oft und schnell hintereinander zum Höhepunkt kommen. Keine langen Pausen, kein Schlappmachen. Genau, was er wollte. Sie würde ihn vergöttern, wenn er mit ihr fertig war. Scheinbar brauchte sie mal einen echten Mann, der sie ordentlich befriedigen konnte. Und heute war er in der Stimmung, genau dieser Stecher zu sein.

Er stieg zu ihr aufs Bett, kniete sich hinter sie und streichelte über ihren Arsch. Zugegeben, er war nicht prall und rund, sondern eher eckig, aber ihre Haut war straff und weich, sodass er darüber hinweg sah. Wer sehr zierliche Frauen bevorzugte, konnte keine Kurven erwarten. Zumindest keine echten, wie ihre Titten bewiesen. Ethan brachte sein Becken dicht an ihren Körper, packte ihre üppige Mähne und drang mit einem wuchtigen Stoß tief in sie ein. Sie stemmte sich verzweifelt gegen die Wand, dennoch raubte ihr seine Kraft den Atem.

»Du bist echt der Wahnsinn«, stammelte sie benommen, als er sie wieder in seinem groben Rhythmus nahm.

Er liebte es, wenn sich die Frauen unter ihm vor Lust krümmten und gehen ließen. Das gab ihm das Gefühl, ein echter Mann zu sein. Das zärtliche Herumkuscheln war nicht so seins. Bevor die Frauen so etwas erwarteten, hatte er ihnen das Denken herausgebumst und war verschwunden. Er hatte nie kapiert, was Frauen daran fanden, sich aneinanderzuschmiegen, zu reden und am nächsten Morgen gemeinsam aufzuwachen. Reichte es nicht, Sex zu haben, bis man alle war, und dann sein eigenes Leben zu leben? Was sollte er denn mit einer Frau sonst anfangen? Über die Arbeit sprechen, die Gefahr, die Kameradschaft, die Langeweile und die Spannung? Ihn interessierte doch auch nicht, was die Weiber außerhalb des Bettes trieben.

Plötzlich presste sie sich ihm entgegen, stöhnte und zuckte hilflos. Sie war schon wieder gekommen. Etwas kraftlos ließ er sie auf das Bett herabgleiten. Sie lag halb auf der Seite und versuchte zu atmen. Sie war schon ziemlich fertig, also sollte er bald auch sich selbst erlösen, bevor sie schlappmachte. Das wäre der Super-GAU, wenn er hier unbefriedigt herausspazieren müsste, weil er sie fertiggemacht hatte. Das würde ihm sein Penis niemals verzeihen. Er streichelte über ihren Arsch, bis sie wieder bei sich war und ihn erschöpft anschaute. Ihr Haar war zerzaust und ihr Lippenstift verschmiert. Trotzdem war sie noch ansehnlich.

»Ist dein Arsch trainiert?«, fragte er direkt, denn er hatte das Gefühl, die Braut war mit allen Wassern gewaschen und alles andere als prüde.

Sie nickte langsam und erhob sich merklich müde in den Vierfüßlerstand, als wollte sie endlich zum Ende kommen und schlafen können. Ethan bemerkte zufrieden, dass er sie erledigt hatte. Jetzt musste er zum Abschuss kommen und es wäre ein fantastischer Abend gewesen. Er griff zwischen ihre prallen Schamlippen und spürte sofort die schwere Nässe, die sich in ihrem Schritt verteilt hatte. Er verrieb sie über ihrer Rosette, kniete sich hinter sie und brachte seine Eichel in Position. Plötzlich verspannte sich seine Gespielin und er ahnte, dass sie Schiss bekam, dass er dort auch so hart eindringen würde, was selbst bei einem trainierten Arsch nicht angenehm sein würde.

»Keine Angst, ich bin vorsichtig«, beruhigte er sie. Keinesfalls wollte er diese seltene Gelegenheit verbocken, weil sie Panik schob. Eine Frau, die Analverkehr tolerierte, war rar genug, das wollte er nicht versauen. Langsam drückte er sein Becken vor und drang behutsam in sie ein. Er pausierte immer wieder, damit sie sich an ihn gewöhnen und die Schließmuskeln sich lockern konnten. Als ihr enger Arsch seinen großen Schwanz akzeptiert hatte, war von ihrer Erschöpfung nichts mehr übrig. Erregt drückte sie sich ihm entgegen, als er begann, sie zu ficken. Erst noch behutsam, dann immer fester und tiefer, bis sie wieder lustvoll stöhnte. Sie war so eng, als wollte sie ihn regelrecht melken. Er beugte sich über ihren Rücken, zwirbelte abwechselnd ihre Nippel zwischen den Fingern und entlockte ihr die geilsten Töne, die nicht im Entferntesten mehr etwas Mädchenhaftes an sich hatten. Als er spürte, dass er sich nicht mehr lange zurückhalten konnte, glitt eine Hand zwischen ihre prallen, nassen Schamlippen und rieb fest über ihren geschwollenen Kitzler. Sofort zuckte und zappelte sie, wimmerte spielerisch um Gnade und drängte sich schamlos seinem Schwanz entgegen. Und bald schrie sie wieder vor Lust und auch er stöhnte auf, als er abspritzte und Erlösung fand.

Es war hammergeil gewesen und hatte ihm wieder bewiesen, dass es sich lohnte, das Ganze hinauszuzögern und dann am Ende einen krönenden Abschluss zu haben.

Jetzt war auch Ethan außer Atem. Er zog seinen Penis heraus. Befriedigt aber auch erschöpft stand er auf und schaute durch eine Tür, die in ein Bad führte. Er wusch sich rasch und kehrte ins Schlafzimmer zurück, wo die Kleine erschöpft und fertig nackt auf dem Bett lag. Ihr Körper war schweißnass und sie atmete immer noch schnell und flach. Ohne Hast zog er sich an, um zu verschwinden. Erst als er an die Tür kam, sprach sie ihn an.

»Willst du nicht meinen Namen wissen?«, fragte sie und sah ihn aus halbgeöffneten Augen an.

»Baby, wenn ich deinen Namen wissen wollte, hätte ich gefragt«, erwiderte er süffisant und wappnete sich für den Zorn, den er meist mit einigen Gegenständen in Reichweite entgegengeschleudert bekam. Doch sie zuckte nur die Schultern.

»Krieg ich deine Nummer?«, versuchte sie, den Kontakt nicht hier und jetzt enden zu lassen.

Ethan grinste durchtrieben.

»Ruf 911 und ich bin da, Honey.« Und damit verschwand er aus dem Zimmer und machte, dass er wegkam. Er hatte bekommen, was er wollte und da er kein wütendes Gekeife durch die Wohnung tönen hörte, war auch die Frau mit der Situation recht zufrieden gewesen. Er verließ das luxuriöse Domizil, nahm statt des Aufzuges lieber die Treppe und verließ das Gebäude. Er fühlte sich verdammt zufrieden, aber auch müde. Die kühle Nachtluft war angenehm und gut gelaunt lief er zu seinem Wagen, der in der dunklen Seitenstraße auf ihn wartete. Als er einstieg und den Motor anmachte, bemerkte er, dass es bereits zwei Uhr morgens war. Kein Wunder, dass er nicht mehr der Fitteste war. Er tippte in seinem Navi herum, das ihm die schnellste Route nach Hause ausspucken sollte. Kurz darauf schaltete er das Licht ein und machte sich auf den Heimweg. Er fuhr durch zahllose Straßen, folgte der US 41 nach Süden und kam dieses Mal nach den errechneten zwanzig Minuten vor seiner Haustür an. Alle Häuser lagen im Dunkeln und die Gegend war wie leergefegt. Als er ausstieg, bemerkte er an der Straßenecke einen Mann, der mit seinem Hund Gassi ging, doch sonst wirkte es hier wie in einer Geisterstadt.

Er verriegelte den Wagen und ging auf sein Haus zu. Jetzt war er fertig und freute sich auf sein Bett. Doch als er in den Flur trat, bemerkte er, dass das kleine Licht an seinem Anrufbeantworter blinkte. Er legte die Stirn in Falten und grübelte, wer nach neun Uhr noch bei ihm angerufen haben konnte. Erst wollte er es für heute gut sein lassen, aber seine schreckliche Neugier nötigte ihn geradezu, auf den kleinen Knopf zu drücken und das Band abzuhören. Es konnte ja wichtig sein, obwohl die Person es dann sicherlich auch auf dem Mobiltelefon versucht hätte. Das aber hatte den ganzen Abend keinen Mucks von sich gegeben. Nach dem üblichen Ansagenblabla ertönte Celestes Stimme vom Band und ließ ihn merklich zusammenzucken. Warum zur Hölle rief sie ihn um ein Uhr morgens an?

»Hey, Ethan, ich wollte nur sagen, dass es schade war, dass du meinen Freund nicht kennenlernen wolltest. Du solltest wirklich mal an deinen Manieren arbeiten.« Und damit war ihr Anruf auch schon wieder vorbei.

»Was zum Teufel sollte das denn?«, fluchte Ethan wütend und ballte die Hände zu Fäusten.