Unterwirf mich Dämon - Gefangene im Sklavenkeller | Erotischer Roman - Vanessa Serra - E-Book

Unterwirf mich Dämon - Gefangene im Sklavenkeller | Erotischer Roman E-Book

Vanessa Serra

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Beschreibung

Dieses E-Book entspricht 232 Taschenbuchseiten ... Die toughe Kimberly Stone wird bei einem Date verschleppt. Als sie sich weigert, reichen Sadisten als Sexsklavin zu dienen, soll der berüchtigte Foltermeister Zakiel ihren Willen brechen. Der gibt sich ihr als FBI-Agent Gabriel Caffrey zu erkennen. Um die anderen Frauen zu retten und den Boss zufriedenzustellen, bittet er Kimberly, sich ihm zu unterwerfen. Sie stimmt zu und lässt sich auf das teuflische Spiel ein. Doch eines Nachts wird sie in das Höllenloch zurückgeschleppt. Gabriel muss sie als Zakiel live vor der Bande foltern. Werden sie überleben und das Trauma überstehen? Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.

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Seitenzahl: 329

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Impressum:

Unterwirf mich Dämon - Gefangene im Sklavenkeller | Erotischer Roman

von Vanessa Serra

 

Vanessa Serra wurde 1978 im schönen Rheinland in der Nähe von Köln geboren. Inzwischen ist sie in einem beschaulichen Weindorf in Rheinhessen heimisch, wo sie mit Mann und ihrer kleinen Tochter sowie fünf Katzen und einem Pferd lebt. Lesen, Zeichnen und Schreiben sind ihre großen Leidenschaften. Die Liebe zum Schreiben begann schon im Teenageralter, wobei sich die Themen langsam in den erotischen Bereich verschoben. Aus dem Verfassen von Kurzgeschichten wurden schließlich die ersten Romane. 2014 erschien ihr Debütroman und seitdem sieben weitere. Sie alle drehen sich um Liebe sowie Erotik mit und ohne Soft-BDSM, wobei die Story nie zu kurz kommt. Vanessa entführt ihre Leser/-innen in die verschiedensten Welten, denn Grenzen gibt es in ihrer Fantasie nicht. Gewürzt mit persönlichen Erfahrungen und Erlebnissen, kommt man der Autorin und ihren Protagonisten ganz nahe.

 

Lektorat: Ulrike Maria Berlik

 

 

Originalausgabe

© 2022 by blue panther books, Hamburg

 

All rights reserved

 

Cover: XXX @ istock.com

Umschlaggestaltung: MT Design

 

ISBN 9783750733145

www.blue-panther-books.de

Kapitel 1

Hölle war ein viel zu mildes Wort für ihr derzeitiges Leben und Leben eine viel zu positive Beschreibung für die Existenz, der sie sich in den letzten Monaten ausgeliefert sah. Die Erfahrungen der vergangenen Zeit waren so einschneidend gewesen, dass Kimberly Stone kaum noch glauben konnte, dass sie einmal eine erfolgreiche Pharmareferentin gewesen war. Ihr früheres Leben und ihr selbstbestimmter Alltag als freier Mensch waren inzwischen so weit weg, dass sie sich jeden Tag aufs Neue vergegenwärtigen musste, dass es an ihr lag zu kämpfen, anstatt sich aufzugeben und zu resignieren.

Sie saß nackt in ihrer Einzelzelle, die kalte Wand im Rücken und starrte zur Gittertür, die ihr die Flucht aus diesem Verlies unmöglich machte. Nicht, dass dies das einzige Hindernis gewesen wäre, dem sie sich gegenübersah, wenn sie aus dieser Sklaverei ausbrechen wollte. Die Videokamera, die sie Tag und Nacht beobachtete, war ebenso ein Problem. Ganz abgesehen von den Wachleuten, die in diesem Labyrinth verteilt waren. Sie hatte es zwei Mal versucht, aus dieser Hölle zu entkommen, doch jedes Mal hatte man sie erwischt, ehe sie auch nur in die Nähe frischer Luft gekommen war. Und die Bestrafungen waren verdammt hart gewesen.

In ganz dunklen Nächten, kurz, nachdem man sie auf den Partys »gebraucht« hatte, war in ihr manchmal der Wunsch erwacht, zu sterben. Einfach ihrer qualvollen Existenz ein Ende zu bereiten. Doch so wertlos sie sich auch oft hier vorkam, man achtete darauf, dass sie am Leben blieb.

Sie hatte es zuerst mit einem Hungerstreik probiert. Aber kaum, dass sie fünf Tage ihr Essen nicht angerührt hatte, waren drei Männer in ihre Zelle gekommen, hatten sie überwältigt und in die Krankenstation geschleift. Hier hatte eine Liege mit Ledergurten auf sie gewartet, wie man es aus Psychiatrien kannte, ein Arzt – zumindest wollte man das hoffen, wenn man in das aknevernarbte Gesicht sah – und eine Magensonde mit hochkalorischer Nahrung, die man über die Nase dann gewaltsam eingeführt bekam. Zwei Tage hatte man sie so aufgepäppelt. Noch ein paar Glukosetransfusionen und sie war ausreichend kuriert, um wieder bei den Veranstaltungen angeboten zu werden. Da sie sich gegenüber »Kunden« immer noch erheblich zur Wehr setzte und es vor einigen Wochen auch beinahe schief gegangen wäre, wurde sie nur noch als »Tisch« angeboten. Das bedeutete mit gespreizten Beinen streng verzurrt zu werden. Ein Ringknebel hielt ihren Mund schmerzlich offen und man verging sich hemmungslos an ihr, um sich einzustimmen oder abzureagieren. Da sie sich beim letzten Mal so sehr zur Wehr gesetzt hatte, musste man sie betäuben, um sie überhaupt auf die Konstruktion schnallen zu können. Leider hatte die Betäubung rechtzeitig nachgelassen, als die Party um sie herum begann. Als »Tisch« stand ihr ausgelieferter Körper vom Anfang bis zum Ende der Show unzähligen Männern zur Verfügung, während die anderen Mädchen, die Kimberly bisher kaum zu Gesicht bekommen hatte, nur ein bis zwei Stunden einem Kunden dienen mussten.

Kimberly schaute ihren nackten Körper herab und betrachtete die Verletzungen an ihren Handgelenken, die von ihren aussichtslosen Versuchen, an den Fesseln zu zerren, herrührten. Bis zur nächsten Party waren sie verheilt, aber noch waren sie zu sehen und die Erinnerung daran drehte ihr den Magen um.

Doch noch etwas anderes ließ ihr das Herz in der Brust rasen. Sie hatte kürzlich ein Gespräch in ihrer Nähe zwischen einem der Monster hier und einem Kunden belauscht, als sie selbst schon hilflos gefesselt dagelegen hatte und nur stumm darum bat, dass sie jemand versehentlich erlöste und sie endlich aus diesem Teufelskreis befreit wurde.

Sie hatten sich über einen Mann unterhalten, der angeblich im Ruf stand, selbst die widerborstigste Sklavin zu brechen und fügsam zu bekommen. Kimberly hatte sofort gespürt, dass sogar dieses Schwein, welches sie hier bewachte, wirklich Angst hatte und froh war, dass man ihn nur ihretwegen holte. Sein Name war Zakiel und er sollte sie in den nächsten Tagen abholen, um sie zu brechen oder umzubringen.

Kimberly spürte seitdem jeden Tag aufs Neue eine unkontrollierbare Panik in sich aufsteigen, wenn sich die Tür zu ihrer Zelle öffnete. Sie wusste jetzt mit Sicherheit, dass dieser Zakiel ihretwegen kommen würde und ihr dann noch das Schlimmste bevorstand.

Gott, sie verfluchte inzwischen, jemals zu diesem Date in den SM-Club in Detroit gegangen zu sein. Dabei hatte sie geglaubt, vorsichtig zu sein. Immerhin hatten sie und der Mann, mit dem sie dachte, verabredet zu sein, wochenlang geschrieben, telefoniert und sich an neutralen Orten für diverse Gespräche verabredet. Sie hatte gedacht, sie könnte ihm vertrauen. Doch ihr Instinkt war komplett getäuscht worden. Dieser diskrete, aber nicht völlig einsame Ort war ihr so sicher vorgekommen. Wer ging denn davon aus, dass man ihn aus einem Club voller Menschen einfach verschleppen würde?

Jetzt im Rückblick kam sie sich naiv und dämlich vor. Sie war nicht wie eine Frau Anfang dreißig, sondern wie ein gutgläubiger Teenager einfach in ihr Verderben gelaufen. Hätte sie die Drogen in ihrer Cola nicht schmecken müssen? Doch der Schwindel war so schnell gekommen, dass sie nicht einmal um Hilfe rufen konnte. Erwacht war sie dann hier in einer Zelle. Nackt, verwirrt und voller Angst. Wenn sie dem Gerede der anderen Frauen, das sie aufgeschnappt hatte, glauben konnte, gab es von hier kein Entkommen, außer man starb. Wofür man sie verschleppt hatte, war ihr verdammt schnell klar geworden. Sie hatte keine Ahnung, wo sie war, doch wozu die Männer und selten auch Frauen hier herkamen, hatte sie schnell begriffen. Hier kam man her, um sich hemmungslos auszutoben. Hier gab es keine Safewords, keine Freiwilligkeit, sondern nur Angst, Schmerz und Gewalt, wenn man sich nicht gleichgültig in sein Schicksal fügte.

Doch das konnte Kimberly nicht. Sie war in ihrem Leben immer sehr zupackend und selbstbestimmt gewesen. Fast schon etwas dominant. Zumindest, was ihren Job anbetraf, ließ sie sich kaum reinreden und stand zu ihren Entscheidungen, die sie auch – wenn nötig – verteidigte. Vielleicht hatte sie genau darum versucht, im diskreten, sicheren Rahmen ihrer devoten Natur etwas Raum zu verschaffen. Sie wollte einen festen Partner für ihre geheimen Wünsche, bei dem sie alle Verantwortung abgeben und sich fallen lassen konnte. Exakt das, was sie im normalen Leben und im Job nicht zulassen konnte.

Plötzlich vernahm sie das Knarren der Türscharniere und registrierte schwere Schritte, die sich ihrer Zelle näherten. Sofort kroch die Angst mit unzähligen Spinnenbeinen ihren Rücken hinauf und jagte ihr eine Gänsehaut über die Arme. War es jetzt so weit? Ihr Herz hämmerte wild und sie starrte gebannt zu der Gittertür und hielt den Atem an. Vor die Gitter traten zwei Kerle, die sie abschätzig musterten. Sie kannte die hässlichen Visagen, die hier herumschlichen, Frauen einschüchterten und sie misshandelten.

»So, Miststück, jetzt wirst du endlich deinen Meister treffen und lernen, brav zu sein. Du willst es auf die harte Tour, dann sollst du es auch kriegen. Zakiel wartet schon auf dich und an deiner Stelle würde ich mich jetzt richtig schön einpissen.«

Kimberly stand auf und presste sich an die hinter ihr liegende Wand, als könnte sie sich im nackten Stein verkriechen. Der andere Typ grinste sie böse an, als er die Tür aufschloss, während sein Kumpel eine braune Flasche und ein Tuch in den Händen hielt und siegesgewiss lächelte.

»Diese beschissenen Feiglinge!«, dachte sie wütend.

Kimberly spannte jeden Muskel an, als der riesige Kerl sie packte. Sie tobte erbittert, schrie verdrossen und gab nicht auf. Er warf sie hart zu Boden und quetschte sie mit seinem stinkenden Körper ein, dass sie sich nicht mehr bewegen konnte. Seine Lippen legten sich an ihr Ohr und sie spürte seinen widerlichen Atem an ihrem seitlichen Hals. Verdammt; sie wollte kotzen, brüllen und ausrasten, doch sie kämpfte unter seinem Körpergewicht um jeden Atemzug.

»So, du kleine Fotze, jetzt gehörst du Zakiel und er wird dich gefügig machen oder umbringen, ganz davon abhängig, wie schnell du lernst, folgsam zu sein.«

Kimberly keuchte angestrengt.

»Fick dich, du Dreckschwein«, zischte sie atemlos und bemerkte aus dem Augenwinkel, wie sein Kollege näher kam. Er hielt ein Tuch etwas von sich weg und drückte ihr es unvermittelt auf Mund und Nase. Sie nahm den stechenden Geruch wahr, schaffte es aber nicht, den Atem lang genug anzuhalten. Sie versuchte, den Kopf wegzudrehen, doch sie war zwischen dem Steinboden und diesem Monstrum eingekeilt und wehrlos ausgeliefert. Verzweifelt spürte sie, wie sie schwächer wurde. Ihre Sicht verschwamm und die Geräusche wurden zu einem Rauschen. Tränen rannen ihr die Wangen herab. Sie war panisch, wütend, frustriert und erledigt. Machtlos wurde sie in das schwarze Loch gezogen, als sie das Bewusstsein verlor.

***

Kimberly wurde von den beiden Männern gepackt und aus der Zelle getragen. Sie kamen an ein paar anderen Zellen vorbei und die Mädchen schauten ängstlich heraus. Es hatte sich schon herumgesprochen, was dieser Frau blühte.

»So ergeht es euch auch, wenn ihr nicht artig seid!«, brüllte der Hüne plötzlich und die Frauen zuckten vor Furcht zusammen und nickten gehorsam.

Keine von ihnen wollte sterben. Im Gegensatz zu Kimberly hatten sie sich mit ihrem Schicksal abgefunden und aufgegeben. Eine sah mitfühlend der bewusstlosen Frau hinterher. Ob sie sich noch mal wiedersehen würden? Immerhin war Kimberly die schönste Frau, die man bisher hier hergebracht hatte, was ihr zu Beginn neidvolle Blicke beschert hatte. Das lange seidige schwarze Haar, die großen dunkelblauen Augen, das bildschöne Gesicht, die zartgebräunte Haut und der straffe Traumkörper waren auch unter ihnen sehr auffällig gewesen. Doch sie war schnell separiert worden, weil sie so widerspenstig war und sich nicht beugen wollte. Das war ganz schön einschüchternd gewesen und hatte die Eifersucht rasch verblassen lassen. Und jetzt drohte dieser Schönheit ein schreckliches Schicksal. Denn Zakiel stand in dem Ruf, dass er einen innerlich zerstörte. Und wenn das nicht gelang, war das Leben vorbei und man verschwand in einem Loch.

Kimberly wurde aus der ehemaligen unterirdischen Bunkeranlage herausgeschleppt. Die lange Treppe nach oben, die nur von zuckenden Neonröhren erhellt wurde, wirkte unheimlich. Am oberen Absatz war ein großer Vorraum, von dem aus weitere Treppen in andere Bereiche der Anlage führten. Dort waren die Kunden, wenn die perversen Partys abgingen. Egal wie laut es da unten wurde, an der Oberfläche hörte einen niemand schreien. Davon abgesehen verliefen sich in diesen gottverlassenen Wald in Montana unweit der kanadischen Grenze nicht einmal die härtesten Touristen. Offiziell war die Gegend auch immer noch ein Sperrgebiet, weil hier ein geheimes Militärgelände gewesen war, von dem allerdings nur noch die unterirdischen Anlagen standen. Der ideale Ort für dieses lukrative Geschäft, wo perverse, reiche Dreckschweine aus aller Welt so richtig die Sau raus lassen konnten, ohne rechtliche Konsequenzen fürchten zu müssen.

Als die beiden Männer den Vorraum durch eine dicke Stahltür verließen, betrachteten zwei Wachmänner sie kurz aufmerksam. Feine Wölkchen stiegen vor ihren Gesichtern auf und sie zogen gegen die winterliche Kälte unbehaglich die Schultern hoch.

»Ist das die Widerspenstige, die man zureiten soll?«, fragte einer der Männer und nickte zu dem riesigen schwarzen SUV, der unweit parkte.

»Ja die kleine Hure ist für Zakiel. Wenn er sie nicht fertigmacht, dann kann es niemand«, stimmte der Hüne zu.

Man lachte hämisch und die beiden trugen die bewusstlose Frau zu dem Pick-up. Der gefrorene Boden knirschte unter ihren Schuhen und die Kälte kroch ihnen rasch in die Hände. Dass die bewusstlose Frau auf diesem Wege schnell auskühlte, war den Männern gleichgültig. Die Heckklappe öffnete sich automatisch und ein schwaches Licht glomm auf und erhellte einen gepolsterten Käfig in der Form eines geräumigen Sarges. Die Gitterklappe stand offen. Der Fahrer selbst stieg nicht aus und warf ihnen nur einen Blick durch den Rückspiegel zu.

»Sogar mit Polstern, Zak? Du verwöhnst die Fotze zu sehr«, frotzelte der eine und lachte, als sie Kimberly in den Käfig legten und den Deckel verschlossen.

»Ich werde mit Vergnügen für jede Wunde an ihrem Körper zuständig sein«, kam eine tiefe, männliche Stimme von vorn, die sogar bei den Kerlen eine Gänsehaut erzeugte, die nichts mit der Kälte zu tun hatte.

Angeblich war Zakiel ein Psychopath, ein Sadist und ein Experte für Folterungen. Gerüchte besagten, dass er mal beim Militär gedient hatte und reichlich Erfahrung besaß, Menschen zu zerbrechen, zu töten und sie verschwinden zu lassen. Genaueres wusste man nicht, was seiner Verschwiegenheit geschuldet zu sein schien. Doch keiner der beiden zweifelte daran, dass die junge Frau entsetzlich leiden musste, wenn sie nicht spurte.

»Dann viel Vergnügen mit der Schlampe. Zeig ihr, wer den Hammer hat! Und vergiss die Videos für den Oberboss nicht!«

Der Fahrer nickte nur und wartete, bis die Heckklappe geschlossen wurde und das Innenraumlicht wieder erlosch. Düster starrte er den beiden Männern durch die getönten Wagenscheiben hinterher. Er wagte nicht, einen Blick zu seiner Zielperson zu werfen. Stattdessen startete er den Wagen, schaltete das Licht ein und fuhr den überwucherten Pfad zurück, den er gekommen war. Feine Äste schabten über den Unterboden und ließen es hier noch unheimlicher erscheinen. Er wusste, in einer Stunde würde er im Haus sein und sich mit dieser Frau beschäftigen, die er gefügig machen sollte. Noch wusste er nicht, wie sie wirklich aussah, wie sie hieß oder wer sie einmal gewesen war. Er hatte nur die Information bekommen, dass sie unbeugsam, kämpferisch und eigensinnig war und man diese Eigenschaften hier nicht gebrauchen konnte. Jedes weitere Detail hatte er auch nicht wissen wollen, was man ihm hier in dieser kriminellen Umgebung als positiv anrechnete. Eigentlich war es ihm auch scheißegal, was diese Monster wollten oder dachten.

Nur ein Umstand machte ihm wirklich Kopfzerbrechen. Das Oberhaupt dieser Organisation hatte ihm auferlegt, jeden Tag ein Video zu schicken, wie er die Frau rannahm und benutzte. Das kreuzte ihm unerwartet durch seine Pläne und machte das Ganze ungeheuer kompliziert. Doch er zweifelte keinen Moment daran, dass man ihn umbringen würde, wenn er nicht diesem »Wunsch« nachkam. Würde er auch nur den leisesten Verdacht erwecken, nicht loyal zu sein und ganz seinen Auftrag zu erfüllen, würden diese Frau und vermutlich auch die anderen, die hier gefangen gehalten wurden, mit dem Leben dafür bezahlen müssen.

Fuck! Es stand so verdammt viel auf dem Spiel und er war ein Mann, der Komplikationen hasste wie die Pest. Seine Kiefer mahlten und er knurrte wütend, als er durch den schier unendlichen Wald fuhr. Es rumpelte immer wieder und er drosselte das Tempo, damit die junge Frau nicht durch den Käfig geschleudert würde, als läge sie in einem Würfelbecher in Las Vegas. Nach zwanzig Minuten wurde der Weg ebener und er konnte schneller fahren. Je eher er in dem alten Herrenhaus ankam, desto besser. Er brauchte Ruhe, um sich zu überlegen, wie er weiter vorgehen sollte.

***

Er brachte den Wagen neben seinem Pick-up zum Stehen und schaltete das Licht aus. Tief in der Nacht sah es hier aus, als könnte man ohne Weiteres einen Horrorfilm drehen. Die Kulisse war auf jeden Fall unheimlich. Die Tannen wirkten durch die leichte Frostschicht wie mit Puderzucker bestäubt und es roch immer wieder nach Schnee. In dieser Nacht schoben sich mehr und mehr dunkle Wolkenpakete vor den Mond, doch es war bisher lediglich eisig.

Bevor die Kälte auch in den Wagen kroch, stieg er aus, zog die Aufschläge seines Wollmantels hoch und ging zügig zum Heck. Als die Klappe aufschwang, erhaschte er zum ersten Mal einen vagen Blick auf die Frau. Nackt und reglos lag sie halb auf der Seite. Man konnte meinen, sie wäre nicht am Leben, doch als er sie berührte, war sie warm. Auf jeden Fall war sie selbst im schwachen Licht der Innenraumbeleuchtung wunderschön.

Rasch nahm er sie hoch und trug sie eilig über die gekieste Auffahrt zum Eingang des alten Herrenhauses herüber. Als er aufschloss und den riesigen Bau betrat, umfingen ihn Ruhe und das Gefühl von Isolation. Lautlos glomm schwaches Licht im Entree auf. Fast im ganzen Haus befanden sich Bewegungsmelder, die eine indirekte Beleuchtung steuerten und ein Minimum an Licht boten, wenn man einen Raum betrat. Nur in den Zimmern und ein paar einzelnen Fluren fand man normale Lichtschalter. Obwohl das Haus alt wirkte, war diese Ausstattung dezent aber ungemein praktisch nachgerüstet worden. Auf diesem Weg waren ihm zu Anfang auch reichlich blaue Flecken an den Schienbeinen erspart geblieben, weil seine Knochen nicht als Suchmaschinen für Möbelstücke dienen mussten. Sonst war es für ihn nicht der Inbegriff eines Zuhauses. Dies hier war sein Unterschlupf, wo er sich sicher fühlen konnte. Zumindest bisher. Von den nächsten Stunden hing ab, wie lange das noch so sein würde. Mit der bewusstlosen Frau in den Armen stieg er die Treppe in die erste Etage hoch und ging in eines der Gästezimmer, das er vorbereitet hatte.

Immer noch überlegte er, was er jetzt tun konnte, um seinen Auftrag zu erledigen, ohne die Gefahr förmlich anzuziehen. Doch ihm wurde auch klar, dass es in erster Linie darauf hinauslief, wie diese Schönheit auf ihn und das, was er ihr sagen würde, reagierte. Davon musste er sein Vorgehen im Grunde genommen komplett abhängig machen. Wie lange sie wohl ohne Bewusstsein sein würde? Er konnte nur hoffen, dass sie bald zu sich kam, damit sie reden konnten und er wusste, was ihn noch erwartete.

Er betrat den altmodisch möblierten Raum und legte sie auf dem großen Himmelbett ab. Rasch schaltete er eine kleine Lampe auf dem Nachttisch an, bedeckte sie mit einer Decke und holte sich ein dünnes Nachthemd aus einem Schrank zur Hand, um ihr etwas überzuziehen. Er hoffte, sie würde ruhiger und aufnahmefähiger sein, wenn sie etwas am Körper trug.

Erst als er sie angekleidet und wieder zugedeckt hatte, wagte er sich, an ihrer Seite zu sitzen und sie eingehender zu betrachten. Ihr langes schwarzes Haar ergoss sich auf dem weißen Kissen und schimmerte selbst im schwachen Licht des Zimmers seidig. Ihr bildschönes Gesicht wirkte entspannt und er konnte sich an ihr kaum sattsehen. Welche Farbe wohl ihre Augen hatten? Bei ihrem leicht cappuccinofarbenen Teint ging er von braunen oder auf jeden Fall eher dunklen Augen aus. Ihre üppigen Wimpern bildeten einen Kranz unter ihren geschlossenen Lidern und unterstrichen ihre großen Augen. Ihre zarten Lippen waren perfekt geschwungen und luden dazu ein, sie zu küssen, was er sich selbstverständlich verbot. Nachdenklich riss er sich von ihrem Gesicht los und betrachtete ihre Hände. Dabei bemerkte er auch die schwachen Abschürfungen an ihren Handgelenken. Unwillkürlich fragte er sich, was sie schon alles an diesem Ort durchlebt hatte. Nach dem Bericht, den er vor Kurzem zu Gesicht bekommen hatte, konnte sie das arme Geschöpf sein, das sein Kollege beschrieben hatte. Bestimmt hatte man schon versucht sie auf die verschiedensten Arten gefügig zu machen und er bewunderte sie für ihren starken Willen und ihre Unbeugsamkeit. Hoffentlich steckte noch etwas Mut und Kraft in dieser bezaubernden jungen Frau, die er auf Ende zwanzig oder Anfang dreißig schätzte. Jetzt musste er auf jeden Fall erst einmal abwarten, bis sie aufwachte.

Er setzte sich in einen gemütlichen Sessel in einer schattigen Ecke und betrachtete sie nur. Seine Gedanken kreisten dabei ununterbrochen um seine Möglichkeiten und seinen Auftrag. Draußen begann es inzwischen kräftig zu schneien und ein leiser Wind heulte um das alte Haus.

Kapitel 2

Kimberly erwachte nur zögerlich. Sie war ganz verwirrt und brauchte Zeit, um die letzten Momente zusammenzubringen. Dann trafen sie die Erinnerungsfetzen wie Ohrfeigen. Sie setzte sich ruckartig auf, doch ein fieser Schwindel und ein Dröhnschädel ließen sie zusammenzucken. Sie schaute ungläubig an sich herab und bemerkte, dass sie etwas an hatte. Ein einfaches Nachthemd, aber weit mehr Stoff, als sie seit ihrer Gefangennahme getragen hatte. Sofort sah sie sich alarmiert um.

Sie war in einem richtig eingerichteten Zimmer, keiner kargen Zelle, und lag in einem altmodischen Himmelbett. Eine kleine Lampe auf dem Nachttisch ließ sie nur wenige Details erkennen. Im Sprossenfenster spiegelten sich das Zimmer und sie undeutlich, dennoch hoffte sie, dass dahinter wirklich Licht und Luft zu finden wäre. Sie mutmaßte, dass sie sich in einem Haus und nicht länger in diesem Betonbunker befand. Ihr Herzschlag beruhigte sich ein wenig, als sie erkannte, dass sie nicht in unmittelbarer Gefahr zu sein schien. Doch im gleichen Moment vernahm sie eine tiefe männliche Stimme und das Timbre wirkte so eindringlich und bedrohlich, dass ihr Herz auszusetzen drohte. Im Schatten einer Zimmerecke bemerkte sie schwach eine Bewegung.

»Wie ist dein Name?«, raunte die Stimme und endlich setzte sich der Mann so weit auf, dass sie sein Gesicht im schwachen Licht sehen konnte.

Er hatte hellblaue Augen und im Kontrast dazu schwarzes, kurzes Haar. Er fixierte sie unverwandt mit seinem Blick und Kimberly fühlte sich wie ein Beutestück im Fokus ihres Jägers. Ihr Herz stolperte merklich in der Brust. Er war attraktiv und genau ihr Typ, wüsste sie nicht genau, dass er hier war, um sie zu brechen oder umzubringen. Zakiel schien in der Tat wie ein düsterer Engel oder ein teuflisch schöner Dämon zu sein, doch das erleichterte ihr das Herz in keiner Weise. Sie sah sich panisch um und entdeckte eine Tür. Ohne auch nur einen logischen Gedanken zu fassen, sprang sie auf und sprintete zur Tür, auch wenn ihr Magen einen Moment lang gegen diese Positionsänderung rebellieren wollte.

»Reiß dich zusammen, Kim! Kotzen kannst du noch, wenn du diesem Monster mit den kalten Augen entkommen bist.«

Sie konnte kaum glauben, dass er nicht reagierte, und schöpfte Hoffnung. Falls nicht Wachen vor der Tür postiert waren, hatte sie eine kleine Chance zu entkommen. Doch als sie die Klinke herunterdrückte und daran zog, erkannte sie sofort, dass abgeschlossen war. Jetzt überrollte sie die nackte Angst. Sie drehte sich um und sah zu Zakiel herüber.

Er war in Seelenruhe aufgestanden und sie presste sich kurz mit dem Rücken gegen die Tür, weil er so einschüchternd war. Er war bestimmt zwei Meter groß, perfekt trainiert, mit breiten Schultern und schmalen Hüften. Ernst sah er auf sie herab und sie kam sich ausgeliefert vor. Ihre Angst schlug in Verzweiflung um. Sie wollte nicht mehr so leben müssen. Und schon gar nicht wollte sie von diesem Kerl zerbrochen werden, damit sie wie die anderen Frauen bei diesen Orgien brav mitmachte. Nein – ehe sie das mit sich machen ließ, wollte sie ihrem Leben ein Ende setzen.

Sie atmete flach und hektisch. Mit den Augen suchte sie den Raum nach einem Gegenstand ab, mit dem sie sich schnell töten könnte, doch da war nichts oder sie sah bei dem wenigen Licht und ihrer Panik einfach nichts. Keine Schere, keine Vase aus Glas, nichts. Dann bemerkte sie das Fenster. Ohne groß weiter nachzudenken, rannte sie erneut los und wieder ließ Zakiel sie laufen und betrachtete sie nur abgeklärt. Sie griff sich den Fensterrahmen, zerrte das Fenster auf und frostige Luft und dicke Schneeflocken schlugen ihr entgegen. Doch sie nahm die Kälte kaum wahr. Sie sah nur, dass es einige Meter runterging. Die Chance, bei einem Kopfsprung umzukommen, stand verdammt gut. Ohne zu zögern, wollte sie gerade rausspringen, als Zakiel einen Arm blitzschnell um ihre Taille legte und sie davon abhielt. Sie zappelte, schrie und versuchte, sich zu befreien, doch sein Arm lag wie ein Schraubstock um ihren Körper und zog sie unerbittlich hinein. Mit der freien Hand schob er das Fenster wieder zu. Dann schleppte er sie zum Bett zurück und warf sie mit dem Rücken auf die weiche Unterlage. Kimberly trat um sich, versuchte, den Kerl zu schlagen, sie kreischte voller Zorn und Verzweiflung dagegen an, doch Zakiel war einfach zu stark. Sie lag auf dem Rücken unter ihm und er nagelte sie mit seinem großen, muskulösen Körper auf der Unterlage fest und hielt mit einer Hand ihre Handgelenke über dem Kopf fixiert. Weinend zappelte sie unter dem wenigen Platz, den er ihr zum Atmen ließ, bis sie die Erkenntnis überspülte, dass sie geschlagen war. Sie schluchzte auf und lag dann still unter diesem Fremden. Ihr Herz raste in der Brust wie ein Presslufthammer und sie hoffte, es würde versagen und sie erlösen. Sie hatte den Kopf starr abgewendet und ergab sich in ihr Schicksal. Ob er sie gleich umbrachte oder sie vorher noch vergewaltigte – was machte das jetzt noch für einen Unterschied? Sie war ohnehin am Ende.

»Ich werde dir nichts tun. Bitte beruhige dich«, raunte er plötzlich und sie zuckte zusammen.

Er musste sie unbedingt dazu bringen, ihm zuzuhören. Ihr Versuch, sich das Leben zu nehmen, hatte ihn überrumpelt und er war schockiert, mit welcher Kaltblütigkeit sie bereit war, aus dem Fenster zu springen und sich das Genick zu brechen. Jetzt lag sie resigniert unter ihm, Tränen rannen ihr das Gesicht herab. Sie schien aufgegeben zu haben. Das war ein entsetzlicher Gedanke, der ihm den kalten Schweiß im Nacken ausbrechen ließ.

»Sieh mich an«, bat er und nach kurzem Zögern gehorchte sie und sah ihm entgegen. Er war überrascht, dass ihre Augen nicht wie erwartet braun, sondern dunkelblau waren. Das war faszinierend und ebenso wunderschön, wie ihr restlicher Anblick. Sie war eine bezaubernde Frau und er wollte erreichen, dass sie ihm wenigstens zuhörte. Inwieweit sie kooperieren und ihm helfen würde, wagte er sich nach ihrem versuchten Suizid nun nicht mehr zu vermuten.

»Wie heißt du?«, fragte er noch einmal ruhig.

»Was interessiert dich das? Vergewaltige und töte mich einfach, wie es dein Job ist. Für euch Männer heiße ich ohnehin nur noch Fotze«, gab sie gleichgültig wieder, doch Zakiel sah auch kurz einen Funken Zorn in ihren Augen aufblitzen.

Sie war nicht so resigniert, wie er gedacht hatte. Vielleicht reichte das bisschen Feuer, damit sie für seine Worte zugänglich wurde. Er strich ihr mit der freien Hand eine Strähne aus der Stirn und fuhr behutsam über ihre Schläfe. Ihre Augen weiteten sich und sie schien verunsichert von seiner Zärtlichkeit.

»Sag mir deinen Namen«, raunte er und dieses Mal schien sie endlich zuzuhören und sich auf das Gespräch einzulassen. Das war immerhin ein Anfang.

»Kimberly. Kimberly Stone«, erwiderte sie vorsichtig, als wäre sie nicht sicher, ob es ein Fehler gewesen sein könnte, ihm diese Information zu geben.

»Mein richtiger Name ist Gabriel Caffrey.«

Kimberly stockte und starrte ihn eindringlich an. Er schien es ehrlich zu meinen und sie war ganz irritiert über seine ruhige Art, mit ihr zu sprechen. Er wirkte immer noch dominant und stark, doch die Bedrohlichkeit, die sie verspürt hatte, schien nachzulassen.

»Du bist total durchgedreht, Kim. Er kann sich nennen, wie er will – er hat den Auftrag, dich fertigzumachen oder zu killen!«, schrie ihre innere Stimme hysterisch auf. Vielleicht war das nur ein Trick, damit sie brav war. Und zu ihrem Entsetzen schien es zu funktionieren, denn sie lag unter ihm und wehrte sich nicht mehr.

»Hör mir jetzt genau zu, Kimberly. Ich werde dir nichts tun. Ich werde dich weder verletzen noch vergewaltigen oder umbringen. Aber ich will auch nicht, dass du noch einmal versuchst, dir etwas anzutun, wenn ich dich jetzt loslasse. Können wir uns darauf einigen?«, fragte er und seine Brauen hoben sich, was seinem Gesicht kurz die Strenge nahm.

Kimberly überlegte und studierte seine Züge. Er wirkte angespannt, doch nicht wütend. Vielleicht sollte sie sich erst einmal anhören, was er zu sagen hatte. Immerhin verschaffte sie sich damit Zeit und etwas Luft. Vorsichtig nickte sie zustimmend. Seine Hände ließen ihre Handgelenke frei und er stemmte sich langsam hoch und entließ ihren Körper aus der Enge.

Kaum war er aufgestanden, fühlte sie sich kalt und allein. Das war der totale Irrsinn! Sie konnte nicht ernsthaft wünschen, dass er sie berührte und nah bei ihr war. Ob sie jetzt den letzten Rest Verstand verloren hatte? Warum vermisste sie seine Nähe plötzlich?

»Irrenanstalt Kimbo! Die Hab-mich-lieb-Jacke ruft schon nach dir«, flötete ihr Verstand ihr zu.

Sie schüttelte den Kopf und setzte sich langsam auf. Er postierte sich vor dem Fenster, als würde er ihr nicht trauen und musterte sie nachdenklich. Er hatte so eine Art sie anzusehen, dass sie sich wie eine Jagdbeute vorkam. Konzentriert betrachtete er sie von Kopf bis Fuß und seltsamerweise gefiel ihr das sogar. Jepp, sie brauchte auf jeden Fall eine Therapie, wenn sie lebend aus dieser Hölle entkam.

»Ich habe dir im Badezimmer Kleidung bereitgelegt. Wenn du möchtest, kannst du ruhig erst duschen und dich anziehen. Sei nur so gut und schließ die Tür nicht ab, sonst mache ich mir nur Sorgen. Und wenn ich die Tür aufbreche, schmerzt danach meine Schulter«, sagte er und ein schiefes Lächeln zog sich über seine wohlgeschwungenen Lippen und gab ihm einen verdammt heißen Charme, der sie ganz zittrig machte.

Kimberly wusste nicht, was sie erwidern sollte, deshalb nickte sie nur zurückhaltend, ging an ihm vorbei und betrat das Badezimmer. Sie sah ihn noch einmal an und schloss dann die Tür und schaltete das Licht ein. Sekundenlang verharrte sie und lauschte, ob er sich jetzt sofort vor dem Eingang postierte, doch es blieb still auf der anderen Seite.

Nachdenklich betrachtete sie das luxuriöse, leider fensterlose Bad und die Kleidung, die er für sie bereitgelegt hatte. Sie war überrascht, eine Trainingshose, Unterwäsche und ein langarmiges Shirt vorzufinden. Immerhin waren das Einzige, was man ihr meist gewaltsam angezogen hatte, maximal ein Latexslip mit zwei dicken Dildos an der Innenseite oder ein Lederharnisch gewesen, mit dem man sie noch besser fixieren konnte, um sich an ihr zu vergehen. Diese Form der »Ausstattung« hatte mit Anziehsachen nicht wirklich etwas zu tun gehabt. Eher war es zweckmäßig, um sie auszuliefern oder sie zu demütigen. In dieser Hölle schien alles darauf ausgerichtet zu sein, dass sie gewaltsam unterworfen wurde und den Kunden hemmungslos zur Verfügung stand. An diesem Ort gab es kein Einverständnis, keine Safewords, kein Erbarmen. Für die Männer war sie ein Körper mit drei Öffnungen, an denen man sich gnadenlos vergehen konnte. Kimberly spürte, wie sie bei den Erinnerungen erzitterte.

Rasch zog sie das Nachthemd aus und sprang unter die Dusche. Das warme Wasser vertrieb den letzten Rest Erschöpfung aus ihrem Verstand und ihre Gedankengänge wurden klarer. Vorhin war durch Adrenalin und Betäubungsmittel noch alles komplett im Chaos versunken, doch jetzt arbeitete ihr Gehirn wieder in geordneten Bahnen. Messerscharf analysierte sie jedes Wort, das Zakiel oder Gabriel zu ihr gesagt hatte. Sie war betäubt zu ihm gebracht worden. Oder hatte er sie abgeholt? Als Erstes sollte sie in Erfahrung bringen, was er mit ihr machen würde und warum er nicht seinen Auftrag erfüllte, den man ihr in dem Verlies immer wieder angedroht hatte. Oder wartete er nur auf die passende Gelegenheit, wenn sie sich zu sicher bei ihm fühlte? Wer war dieser Mann und was plante er?

Sie wusch sich komplett, stellte das Wasser ab, griff sich ein großes, flauschiges Handtuch und frottierte sich. In dem Bad fand sie nur edelste Ausstattung vor. Sie kämmte ihr langes Haar, föhnte es sorgfältig trocken und schlüpfte in die angebotenen Sachen. Jetzt fühlte sie sich deutlich wohler und wagte sogar einen Blick in den Spiegel. Sie wirkte blass um die Nase und sie schrak vor den dunklen Ringen unter ihren Augen zurück, doch sie sah besser aus, als sie erwartet hatte. Immerhin waren die blauen Flecken an ihrer Kehle wieder verschwunden und auch ihre Handgelenke waren fast verheilt. Nachdenklich strich sie sich seitlich über die Rippen und erspürte auf der linken Seite die kleine Narbe, die sie erschaudern ließ. Was hatte sie nicht schon alles ertragen müssen. Doch im Augenblick war immerhin der Drang, sich umzubringen, wieder verschwunden. Sie fand es nett, dass Gabriel sie allein hatte duschen lassen, und auch für die Kleidung war sie wirklich dankbar. Jetzt war sie neugieriger als zuvor, was hinter all dem steckte. Sie atmete tief durch und öffnete die Tür, um diesem geheimnisvollen Mann entgegenzutreten.

Gabriel hatte die ganze Zeit aufmerksam gelauscht, ob sie sich eventuell etwas antat, doch sie duschte nur und zog sich an. Als sich die Tür öffnete und sie herauskam, fiel ihm ein Stein vom Herzen. Obwohl er nur sehr schlichte Kleidung für sie hatte, sah sie toll aus. Ihr langes Haar floss ihr glänzend den Rücken herab und betonte ihre anmutige Halslinie. Überhaupt hatte sie etwas Tänzerisches an sich, wenn sie sich bewegte. Ihre ganze Erscheinung war der Hammer. Ob sie einmal als Model gearbeitet hatte? Vielleicht auch eine Tänzerin, wenn er ihre sportliche Figur bedachte.

»Es freut mich, dass du nicht verriegelt hast«, sagte er, um ein Gespräch zu beginnen. Er wusste sonst einfach nicht, wie er das unangenehme Schweigen überbrücken sollte.

»Ich für meinen Teil bin nur sehr ungern für Schmerzen bei anderen verantwortlich«, gab sie bissig zurück und er hob erstaunt die Brauen.

Sie war ganz schön schlagfertig und inzwischen auch wieder kampflustig. Dennoch hoffte er, dass er sie davon überzeugen konnte, dass er nicht hier war, um ihr zu schaden. Er atmete tief durch, denn er wollte ruhig und besonnen auf sie wirken, auch wenn er pausenlos versuchte, erfolglos sein weiteres Vorgehen zu planen.

»Möchtest du vielleicht etwas zu essen oder zu trinken?«, versuchte er es höflich.

Zu seinem Bedauern schüttelte sie den Kopf. Verdammt, sie machte es ihm wirklich nicht leicht. Es war allerdings auch eine unmögliche Zeit, um etwas zu sich zu nehmen. Vielleicht lag es nur daran, versuchte er sich zu beruhigen.

»Dann könnten wir uns unten wenigstens unterhalten.«

Sie betrachtete ihn skeptisch, folgte ihm aber dennoch aus dem Zimmer. Gabriel ging vor und hörte ihre federleichten Schritte hinter sich. Er grübelte die ganze Zeit, wie er am besten mit ihr sprechen konnte.

***

Kimberly ging hinter diesem fremden Mann her und sah sich aufmerksam um. Es schien ein sehr altes, fast schon ehrwürdiges Gebäude zu sein. Dennoch erwachten wie durch Zauberhand immer wieder kleine Lampen und boten etwas Licht in den engen Fluren. Scheinbar gab es hier Bewegungsmelder, die eine indirekte Beleuchtung steuerten. Darum sah sie auch nur selten einen klassischen Lichtschalter an der Wand. Trotzdem wirkte die Einrichtung unangenehm altbacken. Dunkle Holztäfelung an den Wänden, schwere Teppiche auf dem Flur und Bilder von Jagdszenen an den Wänden. Definitiv nicht ihr Geschmack. Sie zweifelte langsam, dass dieses Haus Gabriel selbst gehörte. Er war maximal Anfang bis Mitte dreißig. Zudem schien sich hier sonst niemand aufzuhalten und das war obszön viel Platz für einen einzelnen Menschen. Immerhin bestätigte sich ihre Hoffnung, dass dies hier ein Haus und kein Bunker war.

Ob in diesem Keller auch eine Folterkammer eingerichtet war, um sie doch später gefügig zu machen? Sie spürte, wie die alte Panik wieder in ihr hochkommen wollte, und unwillkürlich sah sie sich um, ob sie von hier entkommen konnte. Ihr Weg führte eine beeindruckend breite Treppe hinunter und wieder hatte sie das Gefühl, dass sie hier einfach nicht hingehörte. Sie durchquerten eine Eingangshalle und nahmen einen anderen Gang, der in einem großen Raum mündete und den Blick auf eine Küche mit Frühstückstheke und einen Wohn- und Essbereich freigab.

Gabriel schaltete das Licht ein und Kimberly bemerkte sofort einen ganz anderen Einrichtungsstil. Im Wohnzimmer befand sich eine große, moderne Sofalandschaft, die edel und einladend wirkte. Er deutete zu dem Sofa und sie nahm widerwillig Platz. Ein Blick auf die Uhr an der Wand verriet ihr, dass es vier Uhr morgens war. Ihr wurde bewusst, dass sie überhaupt kein Zeitgefühl mehr hatte, weil sie seit Monaten kein Tageslicht mehr gesehen hatte. Die Welt war für sie in einem halbdunklen Verlies scheinbar stehen geblieben, und ob es Tag oder Nacht war, spielte keinerlei Rolle mehr in ihrer Existenz. Sie hatte nur zwischen Höllenqualen und Erholungszeit hin und her gewechselt.

Gabriel holte etwas aus einer Schublade, setzte sich ihr gegenüber und betrachtete sie ernst. Hier war es merklich heller und sie erkannte, dass er wirklich gut aussehend war. Wortlos reichte er ihr ein kleines Lederetui an. Kimberly nahm es an, sah jedoch nicht hinein. Zuerst platzte eine Frage heraus, kaum dass er sich hingesetzt hatte.

»Wer bist du und was willst du von mir?«

Gabriel bemerkte, dass sie unter Spannung stand, als wäre sie verführt, jeden Moment zu türmen, wenn er auch nur ein falsches Wort sagte. Er legte sich im Kopf verschiedene Sätze zurecht, schwieg aber noch einen Moment, weil er mit keiner Formulierung zufrieden war. Nichts zu sagen war aber vermutlich das Schlechteste, was er tun konnte, also überwand er sich.

»Ich bin hier, um dir zu helfen. Doch ich werde auch deine Hilfe brauchen, damit so wenige wie möglich zu Schaden kommen. Ich bin Special Agent beim FBI und habe den Auftrag dieses kriminelle Netzwerk zu infiltrieren und im richtigen Moment hochgehen zu lassen.«

Kimberly starrte ihn misstrauisch an und schaute jetzt doch in das Etui, das er ihr gegeben hatte. Darin befand sich sein Ausweis, seine Marke mit Bild, die eindeutig bewiesen, dass er kein Krimineller war. Zumindest unter normalen Umständen, denn ihre Skepsis konnte vielleicht auch dadurch nicht weggewischt werden. Fälschen konnte man schließlich alles und welcher Normalbürger wusste wirklich, wie eine echte Marke aussah? Ein wenig ärgerte ihn das, denn er wollte keinesfalls von ihr mit diesen Dreckskerlen verglichen werden. Er war kein wirkliches Ungeheuer, sondern ein Mann mit Anstand, Moral und Prinzipien. Sein Job war es für Gerechtigkeit zu sorgen, nicht hilflose Frauen als Sexsklavinnen zu missbrauchen.

»Wenn die Behörden davon wissen, warum holen sie uns dann nicht endlich da raus? Ich bin nicht die einzige Frau, die dort leiden muss.« Zorn blitzte in ihren schönen Augen auf, als sie seine Marke auf den Beistelltisch warf.

Gabriel schöpfte Hoffnung, dass sie ihm wenigstens glaubte, dass er keines dieser sadistischen Schweine war. Und er verstand ihre Wut. Es war Zivilisten sehr schwer verständlich zu machen, dass in solchen Fällen es eher ratsam war, länger zu warten und die Lage zu sondieren, als sofort zu stürmen und dabei unschuldige Leben zu gefährden.

»Bisher war ich bei diesen Männern nur ein Name, dem ein Ruf anhaftete. Um wirklich in Erscheinung zu treten, musste es einen Grund geben, um keinen Verdacht zu wecken. Auch jetzt sind wir noch nicht so weit, die Frauen da rauszuholen, ohne dass es zu einem Blutbad kommt. Solche Aktionen brauchen Zeit, denn diese Organisation ist extrem gut vernetzt und wird sonst vorgewarnt. Vor einigen Jahren haben wir schon einmal versucht, eine solche Zelle auszuheben, doch es endete damit, dass sie alle Frauen töteten und die Anlage, wo sie gefangen gehalten wurden, einfach niederbrannten. So etwas darf nicht noch einmal passieren, darum gehen wir bedacht vor. Dass sie mich beauftragt haben, dich zu unterwerfen, hat mir endlich eine Tür in den inneren Kreis geöffnet.«

Kimberly sprang auf und sah ihn entrüstet an. Ihr vernünftiger Verstand war völlig zurückgedrängt, wenn sie daran dachte, was man ihr und vermutlich auch den anderen Frauen alles angetan hatte, während die Bundesbehörde nur auf einen guten Zeitpunkt wartete.

»Ihr habt also seelenruhig zugelassen, dass man uns foltert und missbraucht, damit ihr in Ruhe Pläne schmieden könnt«, rief sie außer sich und ballte die Hände zu Fäusten.

Verdammt, sie war so unendlich wütend. Tränen stiegen ihr in die Augen und ihre Frustration und ihr Schmerz entluden sich in einem lauten Aufschrei, der von den Wänden widerhallte.