Sex und Folter in der Kirche - Horst Herrmann - E-Book
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Sex und Folter in der Kirche E-Book

Horst Herrmann

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Beschreibung

Zweitausend Jahre Folter im Namen der Kirche - die dunkle Seite des christlichen Glaubens.

Da gegenwärtig – zumindest offiziell – nirgendwo gefoltert wird, unterliegen gegenteilige Behauptungen einem Tabu. Im Falle der Christenheit ist dies moralisch noch verschärft. Doch es gibt immer noch Tausende von Christen, die sich als Folterer betätigen – wie ihre Vorgänger im Glauben über viele Jahrhunderte hinweg. Handfeste Gründe sprechen dafür, daß es sich hier nicht um Ausnahmen, um Fehlleistungen einzelner Sadisten handelt, sondern um die Konsequenzen einer bestimmten Theologie. Folterer werden nicht geboren, sie werden gemacht. Anhand zahlreicher Beispiele zeigt dieses Buch den Zusammenhang zwischen Religion und Folter auf und beweist auch, wie hilflos sich das Christentum im Widerstand gegen Ideologien und Handlungsmuster der Grausamkeit erwies. 

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Horst Herrmann

Sex und Folter in der Kirche

2000 Jahre Folter im Namen Gottes

Impressum

Mit 7 Abbildungen

ISBN 978-3-8412-0538-4

Aufbau Digital,

veröffentlicht im Aufbau Verlag, Berlin, Oktober 2012

© Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, Berlin

Die Originalausgabe erschien 2005 bei Aufbau Taschenbuch, einer Marke der Aufbau Verlag GmbH & Co. KG

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jegliche Vervielfältigung und Verwertung ist nur mit Zustimmung des Verlages zulässig. Das gilt insbesondere für Übersetzungen, die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen sowie für das öffentliche Zugänglichmachen z.B. über das Internet.

Umschlaggestaltung Preuße & Hülpüsch Grafik Design unter Verwendung des Gemäldes „Martyium der Heiligen Agatha“ von Sebastiano del Piombo

E-Book Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, www.le-tex.de

www.aufbau-verlag.de

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Innentitel

Inhaltsübersicht

Informationen zum Buch

Informationen zum Autor

Impressum

Inhaltsübersicht

Versuch, zuzuschauen

Tote Kirchen, auflebende Religion

Propaganda der ausgewogenen Gewissen

Der Marktwert fremden Blutes

Religionsdelikt Folter

Unsere Zugehörigkeit

In der Hölle der Gleichgültigkeit

Selbstschutz der Illusionen

Glänzende Oberfläche

Die Anfälligkeit geweihten Stahls für den Rost

Der Teufel im frommen Detail

Zum Beispiel Marienmorde

Ein verdammtes Stückchen Fleisch

Gefolterte Genitalien

Die Falle der Frau Venus

Gewalt braucht Glauben, Hoffnung, Liebe

Folterschule

Haß auf die Nichtbeheimateten

Göttern schmeckt Blut

Was der liebe Gott nicht aushält

Erprobteste Stütze des Despotismus

Das religiöse Urbedürfnis »unser Gott«

Und sein Alltag

Väterliche Opferfreuden

Lust an der Gewalt

Heldenblut und Frauenblut

Große Hure, trunkenes Weib

Foltertod des Sohnes

Das Leben einer Kunstfigur

Kein Mann des Friedens erwünscht?

Aggressive Passion

Das Entsetzen von Golgotha

Eine blutbefleckte Theorie

Der heilige Rest: Reliquien unters Volk gebracht

Geile Suche der Guten

Legende von der Moral der Besten

Der Geist gläubiger Erfinder

Maschinerie der Martern

Blutende Hostien, blutige Pogrome

Die Schuld der Streckbank

Grausame Wüste Sexualität

Masken und Gesichter

Straf-Askese, Folter nach innen und außen

Im Sumpf der Sexualmoral

Folgerungen, auch für Christen

Literatur

Die Kunst der Liebe ist nichts weiter als ein Dutzend Stellungen und ein paar Dutzend Raffinessen, aber die Folter hat tausend Varianten.

Petru Dumitriu

Versuch, zuzuschauen

Sie sprachen vom Jüngsten Gericht? Gestatten Sie mir ein respektvolles Lachen! Ich erwarte es furchtlos: ich habe das Schlimmste erfahren, und das ist das Gericht der Menschen. Bei ihnen gibt es keine mildernden Umstände, sogar die gute Absicht wird als Verbrechen angekreidet … Ich will Ihnen ein großes Geheimnis verraten, mein Lieber. Warten Sie nicht auf das Jüngste Gericht: es findet alle Tage statt.

Albert Camus

Das Wahre und Echte würde leichter in der Welt Raum gewinnen, wenn nicht die, welche unfähig sind, es hervorzubringen, zugleich verschworen wären, es nicht aufkommen zu lassen.

Arthur Schopenhauer

Die Farbe Rot? Das Buch, das Sie soeben in die Hand nahmen, müßte eigentlich, Seite um Seite, tiefrot sein. Die für Druckerzeugnisse ungewöhnliche Farbe hat nicht nur mit der Erkenntnis unserer Schande zu tun.

Auch nicht mit der Scham, die sich bei einigen einstellt, sobald sie sich über die Serien von ungeheuren Verbrechen informieren, die Menschen gegen Menschen begingen und begehen – wegen eines angeblich wahren Menschseins oder gar um eines lieben Gottes willen.

Jedenfalls aus jenen guten Gründen, wie sie alle finden, die ihr schlechtes Gewissen beruhigen wollen.

Immer wieder, immer noch finden sich Jünger, Anhänger von Religionen, die über ihrem Ziel, angeblich dem Heil der Menschheit, den einzelnen Menschen aus dem Blick verlieren. Sie sind, um der Menschheit willen, wie sie vorgeben, andere Menschen zu opfern fähig und bereit.

Religion? Wer denen auf den Leim geht, die ausposaunen, sie habe ausgedient, täuscht sich. Zwar braucht niemand an der Vorstellung festzuhalten, Religion sei eine Uranlage des Menschen. Doch darf der Einfluß der Religion nicht auf die Vergangenheit beschränkt werden. Eine intensive Tradition »in den Seelen« lebt unter uns fort; es wäre verhängnisvoll, sie zu unterschätzen. Menachem Friedman, Soziologe und Anthropologe an der Bar-Ilan-Universität in Tel Aviv, nannte Religion soeben »ein zentrales Thema unseres modernen Lebens«.

Tote Kirchen, auflebende Religion

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren viele der Ansicht, das Zeitalter der Religionen sei zu Ende. Immerhin boten sich wichtiger denn je gewordene Alternativen: der Rationalismus, der Sozialismus. Sind aber, fragt Friedman, nicht beide vor unseren Augen gescheitert? Auch der Rationalismus, der sein Versprechen nicht einlösen konnte, »allen alles verständlich« zu machen?

Religion dagegen, deren ursprüngliche Erfahrung von Schrecken begleitet ist, darf in tausend Gewändern, in abertausend Verhüllungen auftreten. Ihre Propheten, die sich gegenseitig falsch heißen, mögen sich in noch so viele Schafspelze kleiden (Mt. 7,15) – religiöse Erwartungshaltungen sind nicht abzulegen. Der entsprechende Blick nach oben, unten, innen blieb üblich. Kirchenaustritte täuschen über die Lage hinweg: Religion, oft ein diffuses Gemenge der in jeder Generation auftretenden Sinn-, Orientierungs- und Heilserwartungen, bleibt in. Während dem Rationalismus bereits Versagen vorgehalten wird und Aufklärung wieder als suspekt gilt, darf Religion fröhlich weiterwirken. Der spirituelle Markt ist noch lange nicht gesättigt.

Kein Wunder, daß Dutzende von New-Age-Kongressen und -Seminaren rings um den Erdball die neuen Dogmen des Herzens, des Mutterschoßes, der überfließenden Sensitivität, der umfassenden Verschwisterung, der kumpelhaften Duz-Brüderschaft und -Schwesternschaft enthusiastisch feiern. Ein Blick auf die ekstatisch geöffneten Augen, die bereitwilligen Gesichter der gegenwärtig Erwählten sagt alles. Es scheint sogar, als sei die masochistische Bereitschaft solcher Menschen, sich als Opfer zu fühlen, ebenso wie ihre Zahlungswilligkeit um so größer, je unsinniger, »unverkopfter« die fundamentale These des jeweiligen Gurus ausfällt. Ketzerische Gedanken sind im Vergleich mit dem seltsam Entzückenden, Sinnberückenden, Berauschten nicht gefragt.

Die Kirchen, Großorganisationen des herkömmlichen Christentums, sind schockiert, weil sie die frischen Wasser der religiösen und pseudoreligiösen Energien nicht auf ihre Gottesmühlen zu leiten vermögen. Doch sie sind zu schwach, auch nur einen bescheidenen Anteil an der gegenwärtigen Glaubensrenaissance zu beanspruchen. Ihre Geschichte ist entlarvt, ihre Glaubwürdigkeit litt schwersten Schaden. Ihre geistlos verwalteten Strukturen lassen keine Rettung des Feuers zu; dieses brennt anderswo.

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