Shades of Bones. Im Bann der Nachtschatten (Scepter of Blood 2) - Lexy v. Golden - E-Book
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Shades of Bones. Im Bann der Nachtschatten (Scepter of Blood 2) E-Book

Lexy v. Golden

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Beschreibung

NIEDRIGER AKTIONSPREIS NUR FÜR KURZE ZEIT! **Der Fluch der Finsternis** Noch immer kann Sóley nicht glauben, dass Layla fort ist. Am liebsten würde sie sofort nach Nŏsfera reisen, um ihre Freundin aus den Fängen des Herrschers der Verdammnis zu befreien. Vor ihrer vollständigen Wandlung darf sie die gefährliche Dämonenwelt allerdings nicht betreten. Gemeinsam mit Chester reist sie durch das Land der Magielosen, um in den Besitz der Insignien, geschmiedet aus der Macht der dreizehn Dämonenherrscher, zu gelangen. Nur so können sie den Fluch der Verlorenen Familie, der auf Chester lastet, endlich lösen und ihm zu alter Stärke verhelfen. Doch nicht nur der immer mächtiger werdende Dämon in Sóleys Innerem macht ihr auf der Reise zunehmend zu schaffen, sondern auch der Nachtschattenkrieger scheint etwas vor ihr zu verbergen. Und Sóleys verhängnisvoller Schwur scheint sein Schicksal zu besiegeln … Vertraue auf deine dunkle Macht.  Textauszug:  Er beobachtete mich aus den intensiven petrolgrünen Iriden, ohne mich aufzuhalten. In dem Moment, als meine Hand seinen Kiefer berührte, ging eine Welle durch mich hindurch. Ein Muskel zuckte am Ende seiner rechten scharf gezeichneten Braue. Je länger ich ihn berührte, umso intensiver wurde die Verbindung … und umso vertrauter, da sie mich die letzten Nächte beschützt und von Schmerzen abgeschirmt hatte. Es war die Verbindung zu seinem Dämon, auf den meiner sofort reagierte. »Wie mir scheint, ist dein Dämon allmählich aufgewacht.« Er forschte eingehend in meinen Augen. Mir fiel erst jetzt auf, als er es erwähnte, dass die Dunkelheit geschmeidig durch meine Adern floss. Angenehm. Warm. Samtig. //Dies ist der zweite Band der Royal-Fantasy-Buchserie »Scepter of Blood«. Alle Romane der Dämonen-Fantasy:  -- Scepter of Blood. Kuss der dunkelsten Nacht -- Shades of Bones. Im Bann der Nachtschatten -- Smoke of Blade. Das Reich der silbernen Nacht//

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Lexy v. Golden

Shades of Bones

Der Fluch der Finsternis

Noch immer kann Sóley nicht glauben, dass Layla fort ist. Am liebsten würde sie sofort nach Nŏsfera reisen, um ihre Freundin aus den Fängen des Herrschers der Verdammnis zu befreien. Vor ihrer vollständigen Wandlung darf sie die gefährliche Dämonenwelt allerdings nicht betreten. Gemeinsam mit Chester reist sie durch das Land der Magielosen, um in den Besitz der Insignien, geschmiedet aus der Macht der dreizehn Dämonenherrscher, zu gelangen. Nur so können sie den Fluch der Verlorenen Familie, der auf Chester lastet, endlich lösen und ihm zu alter Stärke verhelfen. Doch nicht nur der immer mächtiger werdende Dämon in Sóleys Innerem macht ihr auf der Reise zunehmend zu schaffen, sondern auch der Nachtschattenkrieger scheint etwas vor ihr zu verbergen. Und Sóleys verhängnisvoller Schwur scheint sein Schicksal zu besiegeln …

Vertraue auf deine dunkle Macht.

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Vita

© privat

Lexy v. Golden, 1988 geboren, lebt als freie Autorin in der Nähe von Dresden. Seit ihrem Studium schreibt sie Fantasyromane für junge Erwachsene mit neuen, einzigartigen Wesen und einem Hauch an Romantik, Liebe und Spannung.

KAPITEL 1

SÓLEY

Die Zelte waren verschwunden. Von dem Höllenpferd, das mir vor zwei Tagen helfend zur Seite gestanden hatte, war nichts mehr zu sehen. Auch Ophram fehlte.

»Wo ist mein Pferd?«

Sheriad trat in der gewöhnlichen Kleidung eines jungen Mannes auf mich zu – ein helles Leinenhemd und eine dunkle Stoffhose. Das honigblonde Haar zu einem Knoten hochgebunden, lächelte sie mir sanftmütig entgegen. »Ich habe Ophram gestern zu deiner Familie zurückgeschickt. Ich hoffe, das war in deinem Sinne?«

Meine Familie hatte sicher große Augen gemacht, als sie ihn auf der Koppel vorfand, wo er doch tagelang verschwunden gewesen war. Ich würde zu gern zu ihnen zurückkehren. Sie sehen, mich vergewissern, dass es ihnen gut ging, aber … das war unmöglich. So schnell, wie ich mich in etwas Dunkles, Bösartiges verwandelte, war ich nur eine Gefahr für sie. Außerdem war nicht ausgeschlossen, dass mich König Minhêlons Soldaten suchten. Es gab kein Zurück. Nicht jetzt. Aber vielleicht irgendwann.

»Ja, danke, Sheriad«, antwortete ich traurig.

Ihre Brauen zuckten. »Ist alles in Ordnung mit dir?«

Nein. Es war gar nichts in Ordnung. Mit jedem Tag, der anbrach, wurde alles bloß noch auswegloser. Ich schüttelte den Kopf, da ich nicht mehr die Kraft besaß zu lügen.

Chesters Gefährten musterten mich von oben bis unten. Auch in Adamas’ Gesicht spiegelte sich eine gewisse Betrübnis wider, während in seinem Blick Zorn loderte. Ich ahnte, wieso. Er mochte Layla auf eine Weise, wie ein magisches Wesen eine Sterbliche mögen konnte. Ich merkte ihm an, wie aufgewühlt er war, da er meiner besten Freundin nicht helfen konnte.

Ohne mich vorzuwarnen, hob mich Chester auf die Arme, wie zuletzt, als er mit mir den Abgrund hinuntergesprungen war.

»Gib nicht dir die Schuld. Wenn, dann war es mein Fehler, nicht mehr für eure Sicherheit getan zu haben, als ich fortging.«

Ich hätte vermutlich auf seinen Armen gezappelt, wenn mich seine Worte nicht in sein anmutiges Gesicht hätten blicken lassen. Ich antwortete nicht. Was hätte ich auch sagen können: Ja, es war deine Schuld? Nein, es war nicht deine Schuld, schließlich hätten Layla und ich vorsichtiger sein müssen? Ich wusste es nicht.

Ehe ich mich aus seinen Armen befreien konnte, schritt er als Erster mit mir durch das Portal.

»Könntest du mich bitte das nächste Mal vorwarnen, wenn du das tust?«, raunzte ich ihn an.

»Was tue ich denn?«, fragte er gespielt ahnungslos, bevor sich alles in mir zusammenzog und jeder Laut von mir von dem tiefen Rauschen und Donnern, das mich umgab, übertönt wurde.

Starke Winde rissen wie Klauen an meinem Kopf, an meinen Schultern und Füßen. Trotzdem hielt mich Chester fest an seine Brust gedrückt und schaute mit wirbelndem Haar auf mich herab.

Mir drehte sich der Magen um, als er einen Schritt nach vorn machte. Ein Schubs, einer heftigen Windböe gleich, entließ uns aus dem Gewitter.

»Mich tragen, das tust du. Ich kann allein lau…«

Er ließ mich hinunter, als mir speiübel wurde. Bittere Galle breitete sich auf meiner Zunge aus. Mein Magen krampfte sich zusammen. Nein, verdammt … Nein!

»Ich habe dich nur vorsorglich festgehalten, damit du nicht von den Schatten verschluckt wirst und irgendwo in einem fremden Gebiet wie dem unbewohnbaren Eisgebirge ausgespuckt wirst. Nächstes Mal weiß ich es besser. Dann kannst du weitere Minuten oder Stunden zwischen den Sphären herumwirbeln. Ich sehe ja, welches Vergnügen dir diese Art zu reisen macht.«

Dieser eingebildete Esel!

Ohne seine spöttischen Worte zu verfolgen oder die Umgebung wahrzunehmen, rannte ich eilig auf einen Strauch zu, neben dem ich mich übergab. Nett, dass er versuchte, mich mit seinen Sticheleien aus der Reserve zu locken, allerdings waren sie gerade absolut unangebracht.

Was er auch bemerkte.

»Ich … Es war nicht so gemeint. Vielleicht ein wenig, aber …« Ein besorgtes Raunen erklang hinter mir. »Geht’s?«, erkundigte er sich, als ich meinen Bauch umklammerte, würgte und erneut ein Schwall aus mir herausbrach. »Keine Sorge, je öfter du auf diese Art reist, umso besser wird es.«

Gerade tröstete mich das kein bisschen. Vor meinem Sichtfeld drehte sich alles und ausnahmsweise gab ich ihm recht: Ich hatte keinen blassen Schimmer von Nŏsfera. Wenn ich nicht einmal durch ein Portal reisen konnte, ohne meinen Mageninhalt ans Tageslicht zu befördern, wollte ich mir nicht ausmalen, welche weiteren Tücken mir blühten. Verflucht! Ich war so … so nutzlos.

Er wartete geduldig hinter mir, auch wenn ich ihm ansah, wie er darüber nachgrübelte, wie er meine Lage verbessern konnte.

»Nein«, brachte ich mit kratzigen Stimmbändern hervor und hob die schwarz bedeckte Hand. »Kein Zauber oder derart … Bitte! Es geht schon wieder.«

»Sieht aber anders aus.«

Nach gefühlten Stunden, in denen ich gegen die Übelkeit und das Rauschen in meinen Ohren ankämpfte, streichelte mir Sheriad behutsam über den Rücken. »Wir warten auf dich. Alles wird gut.«

Das war ja das Schlimme. Alle sahen mir zu, wie ich mich erbrach. »Reist schon voraus und kündigt mich bei Lord Hoykȯr an! Wir kommen nach«, hörte ich Chesters Befehlsstimme. »Es ist klüger, wenn wir uns aufteilen!«

Aus den Augenwinkeln verfolgte ich, wie Sheriad mir ein Taschentuch und eine Flasche Wasser entgegenhielt, während sich die anderen Gefährten wie Schatten auflösten und verschwanden. So wie das pulsierende Portal.

»Danke«, keuchte ich, griff nach der Wasserflasche und dem Stofftaschentuch. Ich nahm große Schlucke, um die Säure auf meiner Zunge hinunterzuspülen.

Als ich mich umdrehte, stand Chester am Abgrund einer Schlucht und warf Steine hinab, die seltsame Laute an den Felswänden erzeugten. Popp, popp-popp.

Er machte sich Gedanken, das war kaum zu übersehen. Wahrscheinlich hielt er mich für schwächer als gedacht. Und gerade fühlte ich mich auch genau so.

»Wir können weiterreisen. Ich glaube, Sóley hat sich erholt«, informierte Sheriad ihn.

Chester drehte sich mit ernster Miene um, bevor er mich eingehend musterte. Er nickte.

Erst dann fiel mir auf, dass wir uns in einer mir fremden Gegend aufhielten. Zwischen uralten Eichen erkannte ich eine moosbewachsene Steinmauer, hinter der sich ein großes Gebäude mit Türmen erhob. Die Hälfte des niedrigsten Turms umgaben feuerrot blühende Ranken.

Als wir zu dritt auf die herrschaftliche Burg zuschritten, konnte ich meine Augen kaum von den aufwendig gearbeiteten Bogenfenstern, der Buntglaskuppel, die hinter der Mauer emporragte, und den flatternden grün-goldenen Fahnen lösen. Auf ihnen erkannte ich auf gelb-schwarzem Hintergrund einen Bären, der eine Lanze hielt. Dieses Wappen war mir fremd. Sollte das Anwesen auf einer Grafschaft von Wârdorá stehen, hätte ich es gewusst, da ich so ziemlich jede Adelsfamilie und Grafschaft im Königreich, in dem ich groß geworden war, kannte.

»Wem gehört dieses Anwesen?«, fragte ich, nachdem sich meine Stimmbänder beruhigt hatten.

»Lord Jąston Felista Hoykȯr. Einem alten Freund, dessen Teil unseres Paktes ich heute einfordern werde. Nachdem wir Tage in der Natur zugebracht haben, dachte ich, wäre eine überdachte, wind- und wettergeschützte Unterkunft das Richtige für dich.«

Ich wagte einen Blick in seine Richtung. Als ich nicht antwortete, seufzte er und tauschte mit Sheriad, die links von mir lief, flüchtige Blicke aus. Ich spürte es, ohne sie wirklich beobachten zu müssen.

Nachdem wir ein hohes Eichentor passiert hatten und über einen gepflasterten Platz zum Haupteingang des stattlichen Gebäudes gelaufen waren, wurden wir tatsächlich von einigen Magielosen empfangen. Mehrere Hunde rannten schwanzwedelnd und bellend auf uns zu, um uns zu begrüßen, während Bedienstete, aufgereiht auf den Stufen zum Eingang, auf uns warteten.

Soweit ich es einschätzen konnte, waren sie alle Menschen. Sterbliche so wie … ich, wollte ich beinahe in Gedanken aussprechen, bis mir mein Fehler auffiel. So, wie ich früher war.

Inmitten des Tors stand ein Ehepaar. Ein stattlicher Mann mit flachsrotem Haar, sich kräuselndem Vollbart, bestickter Augenklappe und adeliger Kleidung in einem satten Waldgrün wie das eines vornehmen Jägers. Neben ihm hielt eine brünette Frau in einem ockergelben Samtkleid die auffallende Wölbung ihres Bauches umfasst und strahlte über das ganze Gesicht.

»Was für ein Pakt?«, zischte ich in Chesters Richtung, da es mich nun doch interessierte.

»Da ich Polema zur Empfängnis verholfen habe, steht sie in meiner Schuld. Heute ist der Tag, an dem ich ihre Gastfreundschaft einfordere.«

Was?

Als er das Gesicht über die Schulter drehte, grinste er. »Deine Wangen laufen verdächtig rot an, meine liebe Sóley? Sag nicht, du hast unanständige Gedanken?«

Schnell schloss ich zu ihm auf. Doch, die hatte ich. Wie soll er dieser Frau zur Empfängnis verholfen haben? Ist das sein Kind, das sie …?

»Langsam müsstest du es doch verstanden haben. Aus einer Verbindung zwischen Magielosen und Dämonen entstehen keine Kinder. Außerdem habe ich dir doch erklärt, dass kein Dämon Nachkommen zeugen kann. Lord Jason ist der Vater des Kindes. Seit sieben Jahren blieb ihre Ehe kinderlos. Damit die Ländereien, die Felder und die Burg nicht an seinen habgierigen Bruder übergehen, falls sie sterben, erfüllte ich ihren Kinderwunsch. Mit Magie«, hauchte er mir verschwörerisch ins Ohr, sodass nur ich seine Worte hören konnte. »Nicht auf die Art, an die du gedacht hast.«

Meine Wangen glühten. Rasch senkte ich das Gesicht, während Chester leise lachte.

»Wie schön, Euch anzutreffen, Lord der Nacht«, begrüßte uns die feste, polternde Stimme des Burgherrn.

Lord der Nacht?

Mit einem Mal gingen alle Bediensteten wie auch das prächtig gekleidete Paar in die Knie, obwohl die schwangere Frau sich dabei an ihrem Mann festhielt und einen Knicks machte.

Chester hob den rechten Mundwinkel, den Blick zu mir gewandt – darin die Botschaft: Genau solchen Gehorsam erwarte ich.

Ich verdrehte schmunzelnd die Augen.

»Ich hoffe, ihr hattet eine gute Reise. Eure Begleiter haben Euch bereits angekündigt.«

»Unsere Reise war …« Chester schaute besorgt zu mir. »Für sie leider nicht so angenehm. Erhebt euch, ihr müsst euch nicht verneigen, da ich nicht euer Herrscher bin. Wie es aussieht, ist Polema erneut guter Hoffnung?«, stellte er mit einem weichen Lächeln fest.

»Wir haben Euch eine glückliche Zukunft zu verdanken. Es ist das zweite Kind, das wir erwarten, was ohne Euch nicht möglich gewesen wäre.«

Als ich genauer zu Chester aufsah, konnte ich kurz etwas wie Freude und zugleich Verlegenheit in seinen Gesichtszügen ablesen. Bei der Göttin Zerade, ist er … gut gelaunt?

»Meinen herzlichen Glückwunsch. Und …« Er schloss kurz die Augen. »Wenn ich es richtig wahrnehme, wird es bald so weit sein. Es ist gesund und …«

»Ein Mädchen?«, wollte Polema wissen. Erwartungsvoll schaute sie zu Chester auf, als wäre er ein Vertrauter, während er verräterisch lächelte. »Ich wünsche mir für Iwain eine Schwester.«

»Ja, es wird ein Mädchen. Ein sehr gesundes mit einer wundervollen Seele.«

Nun tuschelten die Angestellten aufgeregt, sie lächelten und schauten anschließend mit strahlenden Blicken von Chester zu ihrem Herrn und seiner Frau auf. Keiner der Beteiligten starrte uns finster oder feindselig an, obwohl sie offensichtlich wussten, wer auf ihrem Burgplatz stand. Hin und wieder huschten einige Blicke der jüngeren Mägde und Stallburschen auf meine Hand, die ich notdürftig mit den Fingern der linken Hand verdeckte. Aber keiner wirkte verschreckt, angewidert oder entsetzt. Wie war das möglich? Wurden in dieser Region keine Rituale abgehalten? Waren Dämonen für sie keine bösartigen Kreaturen?

Nachdem Chester sich einen Moment mit dem Paar unterhalten hatte, betraten wir das Anwesen, das im Inneren noch beeindruckender war, als es von außen vermuten ließ. Die mit göttlichen Motiven bemalten Decken waren stuckbesetzt. Die Nachmittagssonne, die durch die großen Bogenfenster der Vorhalle schien, hauchte den goldgerahmten Ölgemälden mit den eher starren Gesichtern Leben ein.

Der Boden aus wunderschönen Fliesenmosaiken in hellen Grau- und Weißtönen war von seidigen Teppichen bedeckt, ausgestopfte Tiere und Hirschgeweihe zierten die Wände und Pokale standen auf polierten Anrichten und Kommoden.

Wir wurden von dem Besitzer der Burg von der Empfangshalle über eine große gebogene Steintreppe zu unseren Zimmern geführt, während er uns alles zeigte und immer wieder darum bat, Fragen zu stellen oder Wünsche zu äußern. Erschlagen von all dem Prunk brachte ich keinen Ton hervor. Chester hingegen sprach mehrere Dinge an. Unter anderem interessierte ihn, wie die diesjährigen Ernten ausfielen, ob die Gebetshäuser der Illionen gut besucht wurden oder wie es um die Sicherheit der Grafschaft mit der Burgstadt stand – und ob es Vorfälle gab.

Ich hatte mir vor zwei Tagen die hellen Lichterscheinungen nicht eingebildet. Wenn ich Chesters Unterhaltung mit dem Lord richtig verfolgt hatte, zeigten sich Illionen nur äußerst selten. Sie waren die Schutzpatrone der Magielosen und traten nur in Erscheinung, wenn jemand ihrer Hilfe und des Schutzes bedurfte. Einige Menschen hielten sie für Waldgeister, andere für Feen. Ich kannte sie eher als Feen, war ihnen aber während meiner Jagdzüge nie begegnet.

In der zweiten Etage angekommen, schob Lord Hoykȯr eine palisanderfarbene hohe Flügeltür inmitten des royalblau tapezierten Ganges auf. »Das sind die Räume, die für Euch und Eure Begleiterin vorgesehen sind. Verratet Ihr mir, wie ich sie ansprechen soll?«

Beinahe zurückhaltend richtete der kräftige Lord mit der schwarzen Augenklappe sein linkes Auge von Chester in meine Richtung. Er schaute mich nur flüchtig an. Im selben Moment begriff ich, dass Sheriad nicht mehr hinter mir stand, sie somit nicht gemeint sein konnte, sondern ich.

»Nennt sie Sóley«, gab Chester vor.

»Sóley. Sehr gern, Lord der Nacht.«

Ich bemerkte das Zucken seiner rechten Hand, ganz so, als wollte er sie mir, wie es Menschen eben gelernt hatten, zur Begrüßung hinhalten. Doch er unterband die Geste. Deshalb streckte ich ihm meine rechte, schwarz getränkte Hand entgegen, was Chester mit einem Lächeln quittierte.

Der Lord griff freudestrahlend, ohne zu zögern oder Furcht zu zeigen, nach meiner Hand. Entweder standen diese Magielosen unter irgendeinem Hokuspokus oder aber Chester und seine Gefährten hatten tatsächlich Verbündete unter den Sterblichen. Konnte das sein?

Nachdem der Lord die Tür hinter uns leise geschlossen hatte, schaute ich mich neugierig, mit verblüfftem Gesicht um. Es gab einen Raum, der mit den edelsten Möbelstücken ausgestattet war, mit einer Chaiselongue, einem Kamin aus hellem Stein, drei hohen Fenstern, nachtblauen Vorhängen, funkelnden Kronleuchtern und den edelsten Teppichen.

Es waren alles Dinge, die ich bisher nur in Büchern abgebildet gesehen hatte. Auf den Kommoden und den Beistelltischen standen frisch geschnittene Sonnen- und Kornblumen, die ich flüchtig mit den Fingerspitzen streifte, als ich an ihnen vorüberging.

Von dem gemütlich und edel eingerichteten Wohnraum gingen zwei hohe Flügeltüren ab. Im Raum rechts stand ein großes Bett aus massivem Holz mit hellen Laken und einer dicken, weich aussehenden Matratze. Auf der anderen Seite, links von mir, entdeckte ich eine Art Waschraum mit einer großen ovalen Wanne aus kreideweißem Stein. Früher gab es für meine Familie nur eine Badewanne aus Zinn, die meine Eltern, um uns zu waschen, in die Küche gestellt hatten.

»Was denkst du?«, wollte Chester wissen, der unvermittelt hinter mir aufgetaucht war.

Ich stand vor der großen Wanne, als er seine Hände auf meine Schultern legte.

»Überwältigend. So etwas habe ich noch nie gesehen.«

»Weil du sehr bescheiden aufgewachsen bist.«

»Wieso vertrauen sie dir?«, wollte ich wissen und merkte, wie er sein Gesicht zu meinem Haar gesenkt hatte.

»Weil sie anders über uns denken, als es in den Landstrichen der Fall ist, die der frevelhafte König Minhêlon regiert. Das Nachbarkönigreich Ântolest weiß von unserer Existenz. Das regierende Königspaar ist clever genug, es sich nicht mit uns zu verscherzen. Sie verehren uns, während wir ihre Wünsche und Bitten erhören. In deinem Königreich werden zwar Rituale abgehalten, um Dämonen zu besänftigen, aber das beruht auf einem Pakt, nicht darauf, dass sie uns anerkennen. Deswegen verschweigen sie unsere Existenz, damit keine Fragen gestellt werden. Ich kann mir vorstellen, dass deine Eltern dich aus diesem Grund in das Königreich Wârdorá brachten. Kein Dämon wäre auf die Idee gekommen, dich in diesem hinterwäldlerischen Dorf zu vermuten, in dem Dämonen nur Teil von Mythen und Legenden sind.«

Aus den Augenwinkeln verfolgte ich durch das Fenster dieses mit blau schimmernden Steinplatten ausgelegten Baderaumes, wie die Sonne allmählich hinter den Baumkronen in einem dramatischen Rotgold verschwand. Die Dämmerung würde bald anbrechen.

»Verstehe«, erwiderte ich.

»Was ist los? Du bist so auffällig still. Sonst stellst du tausend Fragen, kannst nicht genug erfahren, und jetzt …«

Er wusste doch, was nicht stimmte. Ich machte einen Schritt vor, nicht um seinen Händen zu entgehen, sondern um die Distanz zu wahren.

»Layla ist fort.« Verstand er meine Sorgen nicht?

»Wenn es dich beruhigt, ich habe Späher ausgesandt, die nach ihr suchen. Sie werden ihre Augen und Ohren offen halten. Wir werden sie im Reich der Verdammnis oder der Verlorenen Stadt finden. Du hast mein Wort, wir finden sie.«

»Wann? Ich möchte ihr jetzt helfen. Sie ist ein sehr ängstlicher Mensch. Wenn du mir nicht einmal zumutest, Nŏsfera zu betreten, ist dieses Land für sie sicher die reine Hölle.«

Chester strich sich eine dunkle Strähne aus der Stirn und wandte das Gesicht dem Boden zu. Nachdenklich rieb er mit Daumen und Zeigefinger seine Nasenwurzel.

»Ich versichere dir, ich unternehme alles, was in meiner Macht steht, um sie zu finden. Aber ich kann nicht in Ṯeklans Reich oder in das der Diejenigen einfallen. Es gibt Gesetze und Regeln, an die ich, wie auch andere Saċare, gebunden bin. Ich weiß, wie schwer es dir fällt, nicht an Layla zu denken, aber du solltest dich vorrangig auf dich konzentrieren.«

»Weil Layla nur ein Mensch und nicht wichtig ist?«, fragte ich ihn offen heraus.

»Das habe ich nicht gesagt«, entgegnete er mit gesenkter Stimme. »Aber ihr ist nicht geholfen, wenn deine Gedanken pausenlos um sie kreisen und du nicht an dir arbeitest. Du bist ihr nützlicher, wenn du deine Fähigkeiten trainierst.« Seine petrolgrünen Augen drangen tief in meine.

»Du willst doch eigentlich sagen, dass ich dir dann mehr von Nutzen bin.«

Ein schmerzlicher Schatten flackerte über sein Gesicht, als hätte ich ihn beleidigt. »Wie ist das gemeint? Ich sagte es dir bereits: Ich kann in deiner Gegenwart nicht lügen.«

»Nein, aber mir Dinge verschweigen. Ṯeklan hat mir erzählt, dass du mich für deine Macht, die die verlor… ich meine, die Diejenigen«, korrigierte ich mich rasch, als das Blau seiner Iriden dunkler wurde, »dir genommen haben, eintauschen willst. Und das würde Sinn ergeben. Du würdest deine volle Magie zurückerhalten und müsstest deinen Dämon nicht aufschlitzen lassen, um weitere Kreaturen zu erschaffen.« Als ich aufgebracht meine Rede beendet hatte, erwartete ich eine zynische oder herablassende Antwort. Doch er starrte mich bloß mit undurchdringlichem, eiskaltem Blick an, einem Blick, der mir kurzzeitig den Magen zuschnürte. Seine Finger ballten sich vor dem Gesicht zur Faust.

»Seinen Worten schenkst du mehr Glauben als meinen? Ihm, der dich von seinen Legionären verletzen, demütigen und foltern ließ? Der deine Freundin entführt hat? Der dich direkt vor die Tore der Verlorenen Familie zerren wollte, um dich, die letzte reine Dämonenseele auf Erden, zu vernichten?« Während er sprach, stachen seine Eckzähne hervor, und es bildeten sich Fältchen und Schatten um seine Dämonenaugen, die an Dunkelheit zunahmen, je wütender er wurde.

Zu spät bemerkte ich, was für einen Fehler ich begangen hatte. »Nein, nein, so meinte ich es nicht.«

Er schnaubte verächtlich. »Doch. Genau so hast du es gemeint. Weißt du was, Sóley, ich habe mir viel Mühe gegeben, deine Zweifel zu bekämpfen, dir zu beweisen, dass ich nicht derjenige bin, der dir nach dem Leben trachtet oder dich ins Verderben stürzen will. Aber du machst es mir nicht leicht. Gerade zweifle ich daran, ob du überhaupt würdig bist, den Thron deiner Eltern zu besteigen. So von Zweifeln, Misstrauen und Ängsten zerfressen, gibst du wirklich ein schwaches, erbärmliches Bild ab. Dabei bist du genau das nicht: schwach. Kein bisschen!«

Je weiter er voller Zorn sprach, desto mehr kam ich mir verdammt mies vor. Paranoid, klein und verängstigt.

Aber ich besaß nicht diese Weitsicht und dieses Wissen wie er. Ich kannte diese dämonische Welt und ihre Regeln und Gesetze nicht. Für mich war sie fremd. Ich war mir selbst fremd geworden und nicht sicher, ob ich das wollte, was mit mir passierte. Denn alles, wirklich alles, was seit dem Ritual geschehen war, hatte mein Leben auseinandergerissen. Nelio war infiziert worden und durch meine Hand gestorben. Ich hatte ihn getötet. Ich allein! Ich hatte Chester, einen Menschen, getötet, und Layla war entführt worden. Wie zur Hölle sollte ich diese Dinge so leicht verarbeiten und akzeptieren. Das war nicht mehr ich.

Niemand außer Layla verstand, wie sehr mir diese Veränderung zusetzte. Ich war auf Wesen angewiesen, die ich zuvor nicht gekannt hatte. Ich musste mich mit einer Kreatur, die in mir immer mehr an Macht gewann, arrangieren und meine Vergangenheit aufarbeiten.

Dabei wollte ich einfach nur ein bisschen Ruhe. Ein bisschen Normalität. Ein bisschen die alte Sóley sein. Bevor er die Tränen, die ich so selten vergoss, entdeckte, wandte ich mich um. »Du hast recht«, brachte ich nach einigen Schluchzern hervor.

»Nein, habe ich nicht. Du bist würdig, das Reich der Mondgesegneten auferstehen zu lassen. Du hast vor zwei Nächten sieben von Ṯeklans Legionären vernichtet, ohne dass sich dein Dämon vollständig mit deinem Körper vereint hat. Das war …«, geräuschvoll holte er Luft, »bemerkenswert. Du bist so viel stärker, als du glaubst. Wenn du dir von mir helfen lässt, wird dir irgendwann ein Reich zu Füßen liegen, das du nach deinen Maßstäben und Vorgaben regieren kannst. Aber du musst mir vertrauen, Sóley. Denn in Zeiten wie diesen ist den wenigsten Dämonen zu trauen, da jeder, ausnahmslos jeder, an seine eigene Haut denkt, um nicht noch mehr unter der Herrschaft der Diejenigen zu leiden.«

Ich nickte, da ich es wollte … ihm vertrauen. Aber es gab eine Sache, die ich wissen musste, um die Zweifel, die Ṯeklan gesät hatte, wieder aus dem Weg zu räumen.

»Erklär mir bitte, was Ṯeklan meinte, als er davon sprach, du würdest von den Diejenigen aufgeschlitzt zurückkehren, um neue Dämonen zu erschaffen. Sicher nicht freiwillig, nehme ich an. Oder?«

Seine Präsenz war eindeutig, greifbar nah und machtvoll, trotzdem beantwortete er meine Frage nicht sofort. Da war nur Stille.

»Ein Schwur zwingt mich, zusammen mit meinen engsten Gefährten an jeder Mondeinigung zum Reich der Diejenigen zu reisen.«

Vorsichtig wandte ich mich um. Er hielt den Blick gesenkt, während er nach den richtigen Worten zu suchen schien und sich mit dem gekrümmten Zeigefinger über die Lippen strich. »Die Diejenigen haben einen Fehler begangen, als sie die Mächte der Saċare teilten und es Herrschern wie deinen Eltern gelang, ihre Energie in Insignien einzuschließen. Ihnen wurde erst später bewusst, dass die Blutlinien der Herrscher und die ihrer Untertanen sich dadurch nicht vermehren konnten. Dämonen starben unter ihrer Hand, aber keine wurden geboren. Somit suchten sie nach einem anderen Weg, um Dämonen zu vermehren, ihr eigenes Reich zu sichern und starke Dämonen zu erschaffen.«

In Gedanken vertieft fuhr er sich über die Augenbrauen. »Sie sind in der irrsinnigen Annahme, dass sie ihre Nachkommen garantieren können, indem sie den unbezwingbaren Dämon eines mächtigen Saċars teilen und ihn in die Körper von Magielosen einpflanzen. Diese Dämonen haben nichts, rein gar nichts mit uns, die erschaffen und geboren wurden, gemeinsam. Sie sind seelenlos, ruhelos, verloren und folgen keinen Anweisungen. Es sind verstümmelte, mordende Kreaturen, die bloß auf Schmerz abgerichtet sind. Magiesteine lenken ihre Instinkte, aber sie haben ihren Verstand komplett verloren«, erklärte er mit gefasster Stimme. Weiterhin ruhten seine gesenkten, glühenden Augen auf dem Steinmosaik des Bodens.

»Meinst du Larphien damit?«

Gequält grinste er und schnaubte anschließend. »Nein«, er schüttelte den Kopf. »Larphien sind Geschöpfe der Hölle. Die Seelenlosen nicht. Aus diesem Grund kann ich dich nicht nach Nŏsfera bringen. Sie würden dich wittern und jagen, ohne dass du dich verteidigen kannst. Sie sind überall in den Sümpfen und zerfallenen Landstrichen, während die Diejenigen weiterhin nach den perfekten Nachkommen suchen.«

»Und dafür wirst du gebraucht?«, fragte ich ihn vorsichtig und griff unbewusst nach seiner herabhängenden linken Hand. »Du hast gestern so viel Magie aufgewandt und sahst kein bisschen erschöpft aus.«

Er stöhnte, begleitet von einem müden, amüsierten Augenaufschlag. »Freut mich, wenn ich Eindruck bei dir schinden konnte. Ich versichere dir, hätte dein kleiner Dämon mir nicht drei Nächte lang einen Teil der überschüssigen Energie abgegeben, lägen die Dinge anders.«

»Was passiert, wenn du nicht an jeder dieser Mond… wie auch immer es heißt, zu den Diejenigen reist?«

»Die Mondeinigung. Die sieben Monde Nŏsferas schieben sich an diesem Tag für dreizehn Stunden übereinander, sodass es aussieht, als würde ein Mond über dem Dämonenreich am Himmel stehen. Es ist ähnlich wie eine Sonnenfinsternis bei euch, in Nŏsfera jedoch weitaus spektakulärer.«

Sieben Monde? Es gibt sieben Monde in Nŏsfera, während wir nur einen besitzen?

Bevor ich fragen konnte, sprach er weiter. »Ein Schwur ist mächtig, man kann sich ihm nicht entziehen, wenn er ausgesprochen wurde.«

Ich machte einen Schritt auf ihn zu, als ich spürte, wie verloren er sich fühlte. Zum ersten Mal wirkte er von düsterer Traurigkeit erfüllt. »Sie fressen sich in deinen Verstand, in dein Sein, in deinen Dämon, Sóley. Du wirst unweigerlich gezwungen, die Anweisung des Schwurs zu befolgen. Ein Entkommen ist unmöglich.«

»Verstehe. Sie kennen deinen Namen nicht, deswegen bist du nicht tot wie meine Eltern, richtig? Du musst nur diesen Schwur erfüllen, ist es so?« Warum ist er diesen Schwur überhaupt eingegangen? Wurde er dazu gezwungen?

Seine Mundwinkel brachten ein träges Lächeln hervor. »Bei dir hört sich das so einfach an, weißt du das? Einfach nur erfüllen …« Er seufzte. »Aber du hast sehr gut aufgepasst, Sóley. Ich bin stolz auf dich. Denn richtig, sie kennen meinen wahren Geburtsnamen nicht, auch wenn sie nach ihm suchen, graben, Dämonen foltern und wie besessen davon sind, ihn in Erfahrung zu bringen.«

Ob sie ihn jemals finden würden? Falls ja, würden die Diejenigen ihn nicht bloß mit einem Fluch belegen, sondern vernichten. So wie sie es mit meinen Eltern getan hatten.

Ich schaute in sein anmutiges und zugleich von Sorgen überschattetes Antlitz. Tröstend hob ich meine Hand zu dem fremden Gesicht, das so anders aussah als das des Soldaten, dessen Körper er bewohnt hatte.

Er beobachtete mich aus den intensiven petrolgrünen Iriden, ohne mich aufzuhalten. In dem Moment, als meine Hand seinen Kiefer berührte, ging eine Welle durch mich hindurch. Ein Muskel zuckte am Ende seiner rechten scharf gezeichneten Braue. Je länger ich ihn berührte, umso intensiver wurde die Verbindung … und umso vertrauter, da sie mich die letzten Nächte beschützt und von Schmerzen abgeschirmt hatte. Es war die Verbindung zu seinem Dämon, auf den meiner sofort reagierte.

»Wie mir scheint, ist dein Dämon allmählich aufgewacht.«

Er forschte eingehend in meinen Augen.

Mir fiel erst jetzt auf, als er es erwähnte, dass die Dunkelheit geschmeidig durch meine Adern floss. Angenehm. Warm. Samtig.

KAPITEL 2

SÓLEY

Eine Faszination, gepaart mit Gier, stand in seinen Augen. Genauso hatte mich Chester, als er noch in seinem anderen Körper gewesen war, betrachtet. Immer so, als wäre ich etwas Besonderes, etwas, dem er nie zuvor begegnet war. Ein Wesen, dem er seine volle Aufmerksamkeit schenkte, das ihm wichtig und sehr kostbar war.

»Darf ich?« Er hob die behandschuhte rechte Hand zu meiner Schulter.

Ich forschte in seinen Augen. Da war kein tödliches Glühen. Daher nickte ich. Ein schwaches Lächeln zupfte an seinen Mundwinkeln, als er meine Jacke aufknöpfte. »Warum siehst du das Schwarz auf meinem Körper und in meinen Augen immer als etwas Besonderes an?«

»Weil es …«, er strich den Stoff der Jacke über meine Schulter, »die pure Reinheit eines gesunden, sehr starken Dämons symbolisiert. Das habe ich sehr lange nicht mehr wahrgenommen. Es sieht unglaublich schön aus. Jeder Dämon wird von Stärke und Macht angelockt, ich inbegriffen. Zudem von dieser unvergleichlichen Schönheit.«

Bei seinen Worten stieg mir die Hitze ins Gesicht und breitete sich wie ein nervöses Flattern zwischen meinen Rippen aus. Schönheit. Er fand mich … schön? Nicht absonderlich?

Mit einem Schritt überwand er die letzte Distanz. »Die Wandlung ist von der Entfaltung zur Vereinigung fortgeschritten, somit dürften die Schmerzen verschwunden sein. Dafür …«

Wie etwas unvergleichbar Faszinierendes strich er über meine Haut, die auf seine Berührung reagierte. Seine Fingerspitzen hinterließen eine kühle, kitzelnde Spur.

Wie gelang es ihm jedes Mal, mich mit einer zarten Berührung alles um mich herum vergessen zu lassen? Ihn beobachtend leckte ich mir angespannt über die Lippen.

»Dafür?«, hakte ich nach, da er nicht weitergesprochen hatte.

»Dafür wird der Hunger bald einsetzen.«

»Hunger?« Mir fiel auf, dass ich heute keinen Berg an Essen verschlungen hatte. Mein Magen hatte sich kein einziges Mal gemeldet. Allerdings hatte ich mich zweimal dabei ertappt, wie mir der Speichel unbemerkt im Mund zusammenlief, als ich Chester länger als fünf Sekunden angeblickt hatte.

»Ja, für gewöhnlich trinken junge Dämonen von ihren Eltern. Da ich dir vor zwei Tagen mein Blut gegeben habe, weil dich dein Dämon noch nicht selbstständig heilen konnte, ist die Wandlung fortgeschritten. Ich hätte zwar gern gewartet, bis sich der Hunger von selbst von menschlicher Nahrung auf die nach dämonischer umstellt, aber ich konnte dich unmöglich sterben lassen.«

Während er mich studierte wie ein längst verlorenes Juwel, schaute ich in sein verboten anmutiges Gesicht mit den ausdrucksstarken Augen, die von dichten dunklen Wimpern umgeben waren, zu seinen ausgeprägten Wangenbögen, der geraden Nase und den Lippen mit diesem ebenmäßigen, sinnlichen Schwung. Danach griff ich nach seinem Handgelenk, woraufhin er zusammenzuckte.

»Ich habe bisher nicht gesagt, wie sehr ich dir dafür danke. Ich weiß nicht, was genau passiert ist, aber … Danke, Chester, dass du mich gerettet hast.«

Seine Augen huschten von der dunkel überschatteten Schulter zu meinem Gesicht. Mittlerweile war meine Jacke verschwunden und ich stand bloß in einem hellen dünnen Trägerhemd vor ihm.

»Irgendwann wird der Moment kommen, an dem du dich revanchieren kannst, Mondkätzchen. Ich kann es schon jetzt kaum erwarten. Ich habe deinen Eltern versprochen dich zu beschützen. Und ich halte meine Versprechen, solange ich dazu in der Lage bin.«

»Wäre ich vor zwei Nächten wirklich gestorben, wenn du nicht gekommen wärst?«

»Ja«, hauchte er mit einem betrübten Augenaufschlag. »Zumindest dein Dämon. Dein Körper hätte für immer tiefe, hässliche Narben davongetragen. Du hättest lange Zeit gebraucht, um dich zu erholen, falls du es überlebt hättest. Und glaube mir, ein Körper, der ehemals einen Dämon besessen hat, der ihm anschließend entrissen wurde oder der gar verstarb, ist eine Qual, die … die du niemals erleben solltest. Selbst ohne einen Dämon wirst du nie mehr zu einem normalen Magielosen werden. Du wärst nicht mehr die Sóley geworden, die du früher warst, sondern nur eine leere Hülle. Das hier …« Sein Handschuh war mittlerweile verschwunden und er breitete seine flache Hand über meinem Schlüsselbein aus.

Erst jetzt bemerkte ich seine schmalen, gepflegten und mit dunklen Zeichen bemalten Finger, die angenehm kühl auf mir lagen, bevor sie ein heftiges, elektrisierendes Pulsieren durch meinen Körper schickten. Ich seufzte, von dem Schauer überwältigt.

Bei den Heiligen, es fühlte sich übermächtig an. Egal wie er jedes Mal dieses Flattern zwischen meinen Rippenbögen oder das Kribbeln auf der Haut erzeugte, ich wollte es noch viel intensiver spüren.

»… das hier wird immer ein Teil von dir sein. Das hier gehört zu dir und verbindet sich nicht nur mit deinem Körper, sondern auch mit deiner Seele, deinem Geist, mit jeder Faser deines Seins. Auch wenn dein Dämon die nächsten Tage deinen Körper komplett verschlingen wird, wirst du irgendwann lernen, ihn in dich zurückzuziehen.«

»Somit werde ich nicht komplett schwarz wie ein verkohlter Teufel herumlaufen müssen?«, fragte ich lachend.

Sein rechter Mundwinkel hob sich. »Nein, es sei denn, du willst es so.«

Mit einem abgeschreckten Gesichtsausdruck schüttelte ich den Kopf, bevor ich Chester ebenfalls lachen sah. Trotz der hervorstechenden Eckzähne und der tödlichen Aura, die ihn umgab, fühlte ich mich magisch zu ihm hingezogen. Im Kern war er immer noch derselbe Mann. Chester, der mir so viel anvertraut, mich zum Lachen, Fluchen und zum Nachdenken gebracht hatte. Ich wollte ihm nach alldem wieder entgegenkommen. Es war kein Fehler. Und falls doch, würde ich ihn nicht bereuen.

Ich legte meine überschattete Hand auf seine Brust, die sich trotz des schwarzen Stoffs seiner Jacke hart und warm anfühlte. Unter ihr tief verborgen spürte ich seinen pulsierenden Dämon, der mich zu sich rief. Ohne darüber nachzudenken, hob ich mich auf die Zehenspitzen und streifte mit den Lippen seinen Mundwinkel.

»Sag nicht, ich hätte dich manipuliert«, kamen die Worte keuchend über seine Lippen.

»Halt den Mund«, flüsterte ich.

Ein anzügliches Raunen verließ seine Lippen. »Das lass ich mir nur von dir sagen.«

Schmunzelnd küsste ich ihn, bevor er den Kuss zaghaft erwiderte. Innerlich kämpfte er um Zurückhaltung. Doch als ich mich enger an ihn presste, ließ er jeden Zweifel fahren und nahm mich mit seinen Lippen komplett in Besitz.

Er öffnete den Mund, und im nächsten Moment verschmolz meine Zunge stürmisch mit seiner zu einem unbändigen Spiel aus Verlangen und Hunger. Ich schob die Hände über seinen Oberkörper, höher zu seinem Nacken, um mich an ihm festzuhalten. Selbst auf Zehenspitzen war es schwer, die Balance zu halten, denn er war verdammt groß. Als er merkte, dass ich an ihm Halt suchte, zog er mich an sich hoch, sodass ich mich kurzzeitig schwer atmend von seinen Lippen löste.

Schnell umfasste er mein Kinn und fing mein Gesicht wieder ein. »Du hast vor drei Abenden gemeint, ich sei der Richtige«, raunte er vor meinen Lippen. »Bist du immer noch derselben Ansicht?«

Ihn diese Frage aussprechen zu hören, schmeichelte mir und brachte mich zum Schmunzeln. Es bewies mir, dass meine Entscheidung richtig war. »Auch wenn sich dein Aussehen gewaltig verändert hat …« Ihn neckend strich ich eine dunkle Strähne, die über seiner Augenbraue hing, zur Seite. Ermahnend hob er die Braue. »… zum Positiven natürlich, sehr zum Positiven … bleibt mein Entschluss derselbe. Du bist der Richtige für mich, mein Lord der Nacht.«

Nun erschien ein überwältigendes Grinsen, das ein Grübchen auf seiner linken Wange preisgab. »So darfst du mich jederzeit ansprechen, wenn wir allein sind, Mondprinzessin.«

Ich strich dunkle Strähnen aus seiner Stirn. »Lord der Nacht«, flüsterte ich vor seinem Gesicht und er senkte die Augenlider.

»Wie Musik in meinen dämonischen Ohren.«

»Um zu deiner eigentlichen Frage zurückzukommen …«

Langsam hob er den Blick.

Ich sammelte all meinen Mut zusammen und sprach meine Gedanken aus. »Meine Zuneigung zu dir hat sich nicht geändert. Kein bisschen«, antwortete ich ehrlich. Und ich weiß, ich werde es nicht bereuen.

»Du glaubst nicht, wie gern ich diese Worte aus deinem Mund höre, Sóley.«

Mein Herz schlug auffällig schnell, nachdem ich seine Antwort gehört hatte, während ich vor Aufregung in seinem Blick Halt suchte. »Du wirst es nicht bereuen«, erwiderte er, als hätte er meinen Gedanken zuvor belauscht.

Mit einem Mal hielt die Zeit an, und ich versank in dem Kuss, der folgte. Er ging so tief und berührte nicht nur meinen Körper, sondern meine Seele, mein Sein, mein Herz. Rückwärtsgehend verließ er mit mir das Badezimmer, während hinter den Fenstern die silbrige Dämmerung in einem weichen Nebel aufzog. Ich hielt die Füße hinter seiner schmalen Hüfte verschränkt, spürte einen Windzug und kurz darauf, wie er das Schlafzimmer betrat. Sanft sank ich auf die Laken des Bettes und um uns herum tanzten mehrere Lichtkugeln.

Er küsste mich voller Leidenschaft, bis ich das verlangende Pochen in meinem Becken kaum mehr leugnen konnte. Ich wollte weiter gehen. Wollte ihn.

Als er über mir war, begann ich die silbernen Knöpfe seiner Jacke zu öffnen. Ich wollte seine Brust unter meinen Fingerspitzen spüren, ihn sehen, ihn schmecken, ihn riechen.

»Verdammt«, raunte er vor meinen Lippen und umfasste mein Gesicht. »Willst du es wirklich, Sóley? Ich weiß nicht, ob ich mich, wenn wir weiter gehen, ab einem gewissen Punkt noch zurückhalten kann. Jetzt wäre der beste Moment, um …«

Ich brachte ihn mit einem Kuss zum Verstummen.

Ja, ich will es. Ich wollte es bereits die letzten Nächte, dachte ich klar und deutlich und hoffte, er konnte wie Ȯsidion meinen Gedanken hören.

In meinem Geist zog ein weicher, dunkler Windhauch auf.

»Niemals mehr, als ich es wollte, Mondkätzchen«, hörte ich seine raue, melodische Stimme in meinem Kopf. So wie am ersten Abend der Erweckung meines Dämons, als ich mich mit ihm im Zimmer der Pension befunden hatte. Danach hatte ich keinen Gedanken mehr von ihm wahrgenommen. Somit war es möglich? Mich mit ihm im Geist zu unterhalten?

Ich blinzelte erleichtert unter ihm, bevor ich mich an seine Wange schob und flüsterte: »Ich will es mit dir erleben … das erste Mal.« Da es in meinem alten Leben keinen Freund oder Verlobten gegeben hatte, den ich begehrt und geliebt hätte oder dem ich versprochen gewesen wäre, hatte ich nie zuvor diese bedingungslose Anziehung verspürt. Gerade stand mein Leben auf dem Kopf. Mehr als einmal hatte ich dem Tod ins Auge geblickt. Schon morgen könnte alles vorbei sein, ohne mein Leben gelebt zu haben. Und ich wollte es genießen. Hier. Jetzt. Mit ihm. Und er sollte erfahren, dass es für mich das erste Mal war. Und dass ich … verdammt nervös war.

Ein erleichtertes Keuchen verließ seine Lippen, bevor er über mein Ohr leckte und ich seine Zähne kurz darauf spürte. Diese Berührung ließ mich kurz schaudern. Ich legte den Kopf zurück in die Kissen, um ihn zu sehen und in seiner umwerfenden dunklen Schönheit, der ich komplett verfallen war, zu ertrinken.

»Das schmeichelt mir ungemein, dass du mir deine Jungfräulichkeit schenkst. Du musst nicht nervös sein. Und wenn, kannst du sicher sein, ich bin es ebenfalls.«

»Lügner.«

»Ich kann nicht lügen«,sagte er dunkel lachend in meinen Gedanken. »Ich führe dich und werde es zu etwas Unvergesslichem werden lassen.«

»Ich vertraue dir«, flüsterte ich mit einem losgelösten und zugleich aufgeregten Durchatmen.

Als hätte ich die magischen Worte gesprochen, nach denen er sich so sehr gesehnt hatte, brach jede Zurückhaltung. Seine Lippen suchten meine, bevor der Stoff seiner Jacke unter meinen Fingerspitzen verschwand.

Stück für Stück trieb er mich zum Gipfel. Ich spürte seine Hände auf meinen Wangen, meinen Oberarmen, gleich darauf auf meinem nackten Bauch und über meine Oberschenkel gleiten.

Obwohl ich kaum bemerkt hatte, wie rasch er den Stoff zwischen uns aufgelöst hatte, und ich nackt und wehrlos unter ihm lag, war es mir nicht unangenehm. So viele Nächte war ich ihm so nah gewesen. Hatte bereits mehr von ihm gespürt als mit einem anderen Mann, auch wenn es nicht sein Körper gewesen war. Jetzt wusste ich, wieso er an keinem Abend hatte weiter gehen wollen … Um mich nicht mit einem fremden Körper zu spüren, sondern in seiner wahren Gestalt. Und ja, ich konnte ihn verstehen, auch wenn ich begonnen hatte, mich in den dunkelblonden Mann mit den grasgrünen Augen, dem schiefen Grinsen, den zarten Grübchen und den Narben über der Schläfe und auf dem Rücken zu verlieben.

Als seine Lippen meine verließen, über mein Kinn und meinen Hals hinabwanderten, gab ich ein heißes Keuchen von mir. Das Verlangen, ihn so intensiv zu spüren, Haut auf Haut, entfachte in meinem Becken eine heiße Lust.

Nach dem nächsten Herzschlag schaute ich an mir hinab, während er meine Brüste umfasste und an meiner rechten Brustwarze saugte. An der, die von einem schwarzen Netz aus feinen Adern überzogen war. Nicht nur die Lust erwachte und ließ mich ein leichtes Hohlkreuz machen, sondern auch mein Dämon. Ein anzügliches Knurren erklang, bevor Chesters von Schatten überzogenen Hände über meine Rippenbögen strichen, sein Daumen meine Brustwarze umkreiste und seine andere Hand zwischen meine Beine glitt.

Er berührte eine Stelle in mir mit einem zuerst sanften, dann kreisenden Druck, der mich zum Zittern brachte. Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus, während die Erregung ins Unermessliche stieg. Meine Haut stand in Flammen, als ich kurz darauf seine Zunge zwischen meinen Schenkeln spürte.

»Oh … verflucht«, stöhnte ich gepresst.

»Du kannst meinen Namen stöhnen.«

Ich fauchte gespielt verärgert und legte gleich darauf den Kopf in den Nacken, als er mich erneut seine Zunge spüren ließ.

»Aber gerade, Mondprinzessin, ist mir egal, wie du mich nennst. Bei den Höllenpforten, du schmeckst nach den gefallenen Sternen.«

»Gefallene Sterne? Ist das etwas Gutes?«

»Allerdings«, hörte ich ihn murmeln. »Etwas Seltenes.«

Er fuhr mit den Fingern über die empfindliche Stelle, sodass ich meine Finger links und rechts neben meiner Hüfte ins Laken krallte und mich ihm entgegenbog. Hin und wieder verließen seine Lippen meine Mitte und streiften meine Beine, bis er mich wieder mit seiner Zunge berührte. Fester, intensiver, schneller. So etwas Sündhaftes und zugleich teuflisch Berauschendes hatte ich nie zuvor erlebt. Meinen Körper durchströmte mit einem Mal eine so ungeahnte Lustwelle, dass ich die Lippen zusammenpresste, um nicht zu laut zu werden. Ich hörte ihn amüsiert in Gedanken lachen, dann die Worte »Du musst dich nicht zurückhalten. Ich genieße alles an dir« sagen. »Ganz besonders dein Stöhnen.« »Folge deinen Instinkten, nicht deinem Verstand, Sóley.«

Seine Worte waren wie ein Startschuss. Ich löste die Anspannung, schloss die Augen, atmete hektisch, bis ich zitternd und stöhnend einen steilen Abgrund hinabstürzte. Ein berauschendes, übermächtiges Beben durchflutete meinen Körper, während meine Lider flackerten, als ich heftig kam.

Noch halb berauscht von der unersättlichen Lust hob ich das Gesicht, als er über mir war und sich seine Lippen auf meine legten. In seinen Augen lag die reine Gier. Jeder seiner trainierten Muskeln war angespannt, als er sich über mir abstützte und ich die schwarzen Ranken und Runen nur bruchstückhaft auf seinem muskulösen Oberkörper erahnen konnte.

Vor Aufregung, da ich weiter gehen wollte und wusste, was jeden Moment passieren würde, schluckte ich hart. Denn ich spürte, wie er mit seinem Becken tiefer zwischen meine Schenkel glitt. Seine Erregung war kaum zu ignorieren. Sie war verdammt groß, hart, präsent.

»Beiß mich, wenn du es nicht aushältst. Denn es wird wehtun, Sóley«, hauchte er vor meinem Gesicht.

Ich hob die Hände zu seinem muskulösen, starken Rücken. Denn ja, Layla hatte mir damals nach ihrem ersten Mal erzählt, wie absolut schmerzhaft es gewesen war. Als hätte jemand in ihren Unterleib geschnitten. Davor hatte ich wirklich Angst. Ganz besonders, da Chester wesentlich erfahrener war und ich nicht wirklich wusste, ob ich etwas falsch machen konnte.

»Hast du mir zugehört?«, fragte er eindringlich und umfasste mein Gesicht mit beiden Händen. Ich schaute ihm fest in die Augen.

»Habe ich. An welcher Stelle darf ich dich beißen?«

»Wo du willst. Überrasch mich!« Verboten lächelnd leckte er über meine Lippen.

»Ist es nicht schmerzhaft für dich?«

»Nein. Im Gegenteil. Es ist unglaublich erregend, von dem Wesen gebissen zu werden, in dem ich mich bewege.« Das flüssige Türkisblau erstrahlte in seinen Iriden.

Ich nickte. »Gut. Ich bin bereit.« Ich strich über seinen Rücken, tiefer zu seiner Hüfte und hob mein Becken.

Als er meine stille Aufforderung bemerkte, küsste er mich einnehmend. Dann drang seine Härte langsam in mich. Es war anfangs fremd, beengend … ungewohnt. Als er sich kurz zurückzog und ich glaubte, ich sei zu eng, glitt er erneut mit mehr Druck in mich und … dieses Mal überschritt er einen Punkt. Ein stechender Schmerz erfüllte mich.

»Es wird gleich angenehmer«, versprach er mir.

Ich bohrte meine Nägel in seine samtig weiche Haut und verspannte mich. Langsam zog er sich keuchend zurück. War das Schlimmste vorbei? Wurde es besser?

»Beiß mich beim nächsten Mal. Tue es einfach!«, forderte er mich auf. Beides, ihn in mir zu spüren und ihn zu beißen, war gleichermaßen intim. Trotzdem nickte ich.

Als er erneut mit seiner großen Härte in mich eindrang, überwältigte mich der Schmerz. Das zuvor war nicht einmal ansatzweise schmerzhaft gewesen. Bevor ich mich verkrampfte und schrie, befolgte ich seinen Rat und biss ihn genau an dem Übergang zwischen Schulter und Hals.

Er knurrte animalisch. Mein Dämon, der zuvor lauernd abgewartet hat, erwachte vollständig. Ich schmeckte das schwere Blut, das mich in die Nacht der dunkelsten Träume mitriss. Als meine Zunge von seinem Blut benetzt wurde, erlosch das Brennen, stattdessen entfaltete sich ein leuchtend heller Vorhang in mir. Es war wie die reine Sünde. So hell, verboten und unendlich berauschend.

Da war kein Schmerz mehr. Keine Sorge. Keine Ängste. Nur endloser Frieden, Reinheit, Harmonie.

Ich grub die Zähne tiefer in seine Haut, was ihm ein verdammt anzügliches Stöhnen entlockte. Und ich liebte es, ihn so zu hören. Dabei drang er tiefer in mich ein und noch tiefer, in immer regelmäßigeren Abständen. Zuerst langsam und behutsam, danach schneller werdend und intensiver. Ich hielt mich an ihm fest. Nicht um die Schmerzen auf diesem Weg auszuhalten, denn da waren keine mehr, sondern um Halt zu finden. Er strich über mein Haar, das plötzlich nicht mehr geflochten, sondern offen über den Kissen lag. Ich zog die Zähne aus seinem Körper und verfolgte, wie die Bissmale sofort verblassten. Sie heilten unglaublich schnell.

Er umfasste mein Kinn. Mit dem Daumen wischte er sein Blut über meine Unterlippe und das reine, vollkommene Schwarz durchtränkte seine Augen. Dann drehte er mein Gesicht zur Seite und schlug ohne Vorwarnung seine Zähne in meinen Hals.

Kurz war ich wie erstarrt. Geschockt. Wie gelähmt und gleichermaßen vollkommen überwältigt von dem Biss und wie er sich in mir bewegte. Mein Körper erbebte, als ich den schwebenden silbernen Lichtern, die über die Decke kreisten wie kleine Sonnen, entgegenblickte. Seine Lippen bewegten sich auf meinem Hals, während ich nichts unternahm, um ihn von mir zu stoßen. Weil … weil … es nicht wirklich schmerzte. Mein Dämon sah ihn nicht einmal als Gefahr an. Dieser Verräter …

Chester schob mein Kinn weiter zurück und schien sich kaum bremsen zu können. Er wirkte so ausgehungert, so getrieben, so begierig.

»Chester …«, flüsterte ich und strich über sein seidiges schulterlanges Haar. »Hörst du mich?«

Allmählich spürte ich das lähmende Kitzeln in den Fingerspitzen. Wie eine bleierne Trägheit meinen Körper überkam. Er trank weiter, während er sich animalisch in mir bewegte, als würde ihn nichts mehr aufhalten können. Als wäre der Hunger unstillbar.

Ich hatte nicht wirklich Angst um mich, sondern davor, dass ich ihm wehtun musste, damit er aufhörte.

»Chester!«,rief ich erneut seinen Namen in Gedanken und griff in sein Haar.

Nun stoppte er. Ein schnelles Keuchen an meinem Hals, schon leckte er über die Stelle und erschien mit dem Gesicht über mir.

»Ich wollte dir nicht so viel nehmen, aber …« Keuchend starrte er mir ins Gesicht. Er sah so überwältigt aus. So unglaublich überrascht. »Es ist die reinste Sünde.«

Wenn er wüsste, wie sein Blut schmeckte, würde er das nicht sagen.

Aber mir fiel eine Veränderung in seinem Gesicht auf. Die tiefen Schatten um seine Augen glätteten sich und die kryptischen, zuvor starren Linien auf seinem Körper schienen sich zu bewegen.

Bevor ich ihn länger betrachten konnte, küsste er mich, und ich schmeckte mich zum ersten Mal. Weniger erdig, mehr wie ein weicher Hauch von süßen Früchten und zarten Blüten. Während unsere Zungen miteinander verschmolzen, beschleunigte er den Rhythmus, ließ mich ihn tiefer spüren, bis ich es immer mehr genoss. Die letzten Stöße richtete er sich über mir auf und weiche, warme Magie strich über meinen Körper, kreiste über meine Brüste und streifte meine empfindlichste Stelle. Ich sah ihn boshaft lächeln, als ich heiser seinen Namen schrie: »Lord der Nachtschatten!«

Mein Keuchen und Stöhnen ging in seines über, als er heftig in mir kam. Sein Körper spannte sich an, seine Hüfte senkte sich weitere zwei Male, schon knurrte er vor Ekstase. Langsam senkte er sein Gesicht zu meinem herab und küsste mich hingebungsvoll. Keiner sagte ein Wort. Kein Gedanke nahm wirklich Form an, da war bloß dieses berauschende Gefühl in mir. Diese Wärme. Dieses Elektrisierende. Dieses Dunkle.

Mit Sicherheit musste mehr als eine Stunde vergangen sein, als er sich zwischen meinen Beinen auf die Knie zog und …

Nein. Ich nahm erneut wahr, wie unersättlich seine Gier war.

Er grinste. »Keine Sorge, das genügt für den Anfang. Wie fühlst du dich?«

Wie sollte ich es beschreiben? »Berauscht, müde, glücklich, erleichtert … unsagbar gut.«

Er hob die Brauen. Sanft strich er über meinen Bauch, während ich meine Chance nutzte, um ihn komplett zu betrachten. Ihn so zu sehen, wie er war. Und was ich sah, war faszinierend, Furcht einflößend und beeindruckend zugleich. Auf seinem Oberkörper waren Spuren vergangener Kämpfe zu entdecken. Tiefe, grausame Narben. Sie waren breit, wulstig und nahmen auf der linken Flanke die Form eines Pentagramms an. Während seine Haut von einem warmen Goldton überzogen war, stachen die frischen Narben fahlgrau hervor. Selbst die Ranken, zwischen denen sich eine Schlange hin zu seiner Hüfte bewegte, konnten nicht von den Verletzungen ablenken. Das Schlimme waren nicht einmal die Narben, sondern deren Anordnung. Ich konnte erkennen, wie oft, wie dermaßen tief Klingen ihn aufgeschnitten hatten. Er senkte das Gesicht, strich über meinen nackten Körper und zog sich aus mir zurück.

Schon? Es ist wirklich vorbei?

Er blinzelte. »Sag nicht, Sóley, dass du …«

»Nein …« Vehement schüttelte ich den Kopf. »Nein, gar nicht. Das … war … mein Dämon?«, fragte ich versucht unschuldig.

Amüsiert schnaubte er, bevor er sich mit Magie ankleidete. »Sicher, dein Dämon hegt weiterhin den Wunsch, dass ich in dir bin. Glaub mir, ich täte gerade nichts lieber, als dich die nächsten Stunden überall meine Gier spüren zu lassen – wie auf dem Tisch, in der Wanne, an der Wand neben uns, wo du es dir wünschst –, aber …« Er horchte in sich hinein. Nach nur einem Wimpernschlag stand er vor dem Bett und korrigierte den Ärmelaufschlag seiner Jacke mit dem Stehkragen. Dabei sah er unverhohlen mit geneigtem Kopf zwischen meine Beine. Er genoss den Anblick. Rasch legte ich mich anders hin.

»Aber?«

»Aber, es wird jeden Moment jemand …« Es klopfe an der Tür. Entschuldigend zuckte er die Schultern. »… anklopfen.«

Wie machte er das? Woher wusste er, dass jemand jeden Moment an die Tür klopfen würde?

»Einen Moment, Adamas, meine Angebetete ist noch nackt«, rief Chester mit einem diabolischen Augenaufschlag, sodass ich mich blitzartig vom mit rot-schwarzem Blut befleckten Laken erhob. Ich hielt es an meine Brust gedrückt, als ich vom Bett rutschte und Chester im Vorübergehen einen Stoß verpasste, der ihn nicht einen Millimeter ins Wanken brachte.

»Nicht komisch«, zischte ich und wandte das Gesicht zu ihm um.

»Schon, da du ihm direkt in die …«

Wumm!

Ich lief gegen eine harte Brust, während Chester gespielt schmerzhaft das Gesicht verzog. Die Metallschnalle eines Lederharnischs drückte sich in meine Wange, bevor ich zu Adamas’ Gesicht aufblickte.

»War es schön?«

Feindselig blinzelte ich. »Ähm …« Ich wollte ausweichen, doch er setzte jedes Mal den Schritt in die Richtung, in die ich ausweichen wollte.

»Dir hilft ihr Blut?«, sagte er, an Chester gewandt.

Was?

Adamas’ Aufmerksamkeit ruhte nicht auf mir. Seine rot glühenden Iriden waren auf Chester gerichtet, der eingehend seine Finger betrachtete. »Die Schatten in deinem Gesicht sind beinahe gänzlich verschwunden, und ich spüre …«, er schloss die Augen, »diese Stärke wie vor Jahren.«

Er spürt … die Stärke?

»Wie es aussieht, ist Sóleys Blut mehr als erregend«, meinte Adamas süffisant grinsend.

»Nicht komisch«, murmelte ich erneut. Ich wandte mich um.

»Nein, ist es nicht. Uns bleibt nicht viel Zeit. Ṯeklan ist auf dem Weg zum Máhrzat-Palast«, erklärte Adamas. »Späher haben ihn gesichtet. Dein Bruder wird ihnen von Sóley berichtet haben.«

Bruder …

»Hast du sie hergebracht?«

Meint er Layla? Warum stand ich zwischen beiden, durfte der Unterhaltung folgen, aber verstand dennoch kein Wort?

»Sie warten unten im Esszimmer, nachdem sie ihre Räume bezogen haben, so wie du es gewünscht hast.«

Wer war unten? Etwa weitere Untertanen? Weitere Magielose? Oder die Diejenigen? »Könnte mir einer von euch sagen, was los ist?« Aufgeregt und leicht genervt schaute ich zwischen den beiden hin und her.

Chester trat auf mich zu, umfasste meine nackten Schultern und lächelte breit. »Deine Familie ist hier.«

Meine … Überrumpelt von seinen Worten öffnete ich den Mund und verzog vermutlich dämlich das Gesicht zu einer Grimasse. »Meine Fam… Ein Scherz, oder?«

»Nein.« Spielerisch glitt seine rechte Hand, die wieder einen Handschuh trug, über meinen Hals und strich mein offenes Haar zurück. »Es ist kein Scherz. Ich habe sie herbringen lassen, nachdem Ṯeklan sich blicken ließ. Die Gefahr, dass er dich mit ihnen erpresst, ist zu groß. Im Gegensatz zu diesem Königreich, in dem du aufgewachsen bist, wird Ântolest von keinem bestechlichen König regiert. Soweit ich in Erfahrung bringen konnte, ist König Minhêlon Tríton in mehr als fünfzig Abkommen mit Dämonen verwickelt. Törichter, dummer Narr! Da ich nicht weiß, inwieweit Ṯeklan in eines dieser Abkommen involviert ist, wollte ich ausschließen, dass er deine Familie als Druckmittel gegen uns verwendet. Ich hoffe, es ist in deinem Sinne?«

Meine Augen fingen vermutlich an wie ein Leuchtfeuer zu strahlen, da seine es ebenfalls taten. »Ja, ja … ja! Es ist absolut in meinem Sinne.« Ich werde sie wiedersehen. Wirklich? Chesters Blicke wanderten an dem blutbefleckten Laken hinab. »Bevor du jeden Moment aus dem Zimmer stürmst, wäre es vielleicht das Klügste«, flüchtig leckte er sich über die Lippen, »wenn du zuvor ein Bad nimmst. Damit du deine Familie nicht mit deinem Aussehen schockierst.«

»Du hast recht.« Ich wollte mich aus seinem lockeren Griff befreien, aber er ließ mich nicht gehen. »Was ist?«, fragte ich vorsichtig.

Der Glanz in seinen Iriden verblasste. Anstelle seines Lächelns trat ein harter Zug um seine geschwungenen Lippen.

»Sag mir, was du hast, Chester? Ist etwas passiert? Verheimlichst du mir etwas? Verrate es mir?«

Nachdenklich rieb er die Lippen, schaute zur Seite und schloss einen Moment die Augen. »Ich habe die Warnungen der Gesegneten und die von Ȯsidion gehört. Sie verrieten dir, dass sie meine wahren Absichten nicht einschätzen können, und sie haben recht.«

Abrupt flaute die Freude in mir ab. Er würde eine Bedingung an das Wiedersehen mit meiner Familie knüpfen. »Welche Absichten hast du mit mir? Ich weiß, dass du einen Plan verfolgst, der nicht nur beinhaltet, mich bei der Wandlung zu betreuen. Was willst du, sobald die Wandlung abgeschlossen ist? Soll ich mit dir die Diejenigen aufhalten und bekämpfen?«

Ein müdes Zucken erschien über seinem Kieferknochen. »Dafür ist es längst zu spät. Innerhalb von zwei Jahrzehnten ist es ihnen gelungen, Nŏsfera in den Abgrund zu stürzen. Nicht mehr lange, und ihnen gehören alle Territorien, die sie mit den Neuerschaffenen überrennen, während wir nur zusehen können, weil uns die Hände gebunden sind. Nein. Ich will keinen Krieg mehr. Er geht viel zu lange, ohne dass die Hoffnung besteht, dass er je endet. Selbst mit dir an meiner Seite ist es höchst unwahrscheinlich, die Verlorene Familie«, er meinte die Diejenigen, »aufzuhalten. Alles, woran ich die letzten Jahre gearbeitet habe, ist, die Grenzen zu den Reichen der Magielosen zu sichern und zu festigen. Ohne Magielose kann die Verlorene Familie keine weiteren Dämonen erschaffen.«

Fragend suchte ich in seinem Gesicht die Antwort. »Willst du nicht versuchen, sie aufzuhalten? Ich könnte dir, wenn ich mich vollends zu einer Dämonin entwickelt habe, helfen.«

Er lächelte und kniff mir zärtlich in die Wange. »Ich habe sehr lange versucht, sie aufzuhalten. Bis zum Schluss. Bis ich nicht mehr konnte und verloren hatte. Es gibt keine Chance, ihre Macht zu brechen.«

Das klang so ausweglos. So hoffnungslos, wie ich ihn nicht kannte. Als hätte er aufgegeben, würde sich beugen und die Waffen niederlegen.

»Ich gebe zu. Ganz uneigennützig habe ich mich deiner nicht angenommen, Mondprinzessin. Natürlich halte ich das Versprechen, das ich deinen Eltern gegenüber gegeben habe, und sorge für deine Sicherheit, solange es in meiner Macht steht. Trotzdem … verfolge ich ein anderes Ziel mit dir. Schon sehr lange.«

Ich wusste es. Meine Schultern spannten sich an, was ihm nicht entging. »Welches?«, wollte ich wissen und setzte eine ernste Miene auf. Wollte er mich an die Diejenigen verraten? Mich ihnen ausliefern? »Übergibst du mich der Verlorenen Familie?«

»Warum sollte ich so dumm sein und ihre Macht stärken? Sie würden, sobald du dich in ihren Händen befändest, dasselbe mit dir tun wie einst mit mir. Womöglich wesentlich grausamere Dinge.« Seine Gesichtszüge schienen hart wie Granit, als er die rechte Hand von mir nahm und knirschend zur Faust ballte. »Ich werde dich niemals an diese heuchlerische, seelenlose und brutale Familie ausliefern, Sóley. Niemals, solange ich Herr meiner Sinne bin.«

Ich glaubte ihm. Glaubte ihm jedes Wort und in mir löste sich die Anspannung. »Aber was hast du dann vor?«, wollte ich wissen und versuchte seinen Blick einzufangen, der irgendwo neben mir einen fixen Punkt einfing.

Chester wich selten bis nie meinen Blicken aus. Demnach hatte es nichts Gutes zu bedeuten.

»Ich will, dass du mir einen Wunsch erfüllst, wenn ich ihn einfordere.« Seine Augen betrachteten mich hart und streng. »Und du wirst nicht zögern. Keine Sekunde lang.«

Einen Wunsch?

»Versprich es mir.«

Wieder sprach er in Rätseln, was mich verrückt machte. Wahrscheinlich verhielten sich die meisten Dämonen so nebulös, vage und unpräzise. Dennoch schwang so viel Entschlossenheit und Ernsthaftigkeit in seiner Bitte mit, als hegte er diesen Wunsch schon sehr lange.

»Was für einen Wunsch, Chester?«

Er streckte mir seine Hand, an der zwei Rubine in den Augenhöhlen eines goldenen Schlangenkopfs aufblitzten, entgegen. »Zuerst versprichst du mir, den Wunsch nicht auszuschlagen.« Nun trat wieder das Dämonische in seine Gesichtszüge.

Ein ungutes Gefühl beschlich mich, als würde ich den Pakt mit dem Teufel abschließen. »Einen Pakt?« Kopfschüttelnd wich ich zurück.

»Unter Dämonen schließt man keinen Pakt ab, sondern einen Schwur.«

»Gibt es für Notfälle ein Hintertürchen?«

Seine Gesichtszüge gerieten ins Wanken, als hätte ich mir einen üblen Scherz erlaubt.

»Nein. Für gewöhnlich nicht. Mein Wunsch wird dir nicht schaden, dir vielleicht sogar entgegenkommen.« Da war wieder dieses schalkhafte Grinsen. »Und als Dank dafür, dass ich dir mehrfach das Leben gerettet, dich in Sicherheit gebracht und deine Familie unbeschadet an diesen Ort gebracht habe, ist er nicht zu viel verlangt.«

Ende der Leseprobe