Shadow of Light 2: Königliche Bedrohung - Alexandra Carol - E-Book

Shadow of Light 2: Königliche Bedrohung E-Book

Alexandra Carol

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Beschreibung

**Wenn Liebe die dunkelste Magie besiegt...** Anna kann immer noch kaum glauben, wie sehr sich ihr Leben durch Marco verändert hat. Seit die beiden einander nähergekommen sind, hat sie die Fähigkeit, eine magische Welt zu betreten, in der sie die rechtmäßige Thronerbin Lunaja ist. Während erneut ein mächtiger Feind das Reich bedroht, muss sich Lunaja zwischen Liebe und Pflicht entscheiden. Obwohl sie stark für ihr Volk sein möchte, verlangt ihre königliche Aufgabe fast Unmögliches von ihr: Sie soll sich ausgerechnet von dem Mann fernhalten, dem ihr Herz gehört…   Lass dich von Alexandra Carol in eine magische Welt entführen, in der Licht und Dunkelheit nah beieinander liegen! Eine starke Frau, die für ihre Freiheit und ihr Volk kämpft. Ein mächtiger Magier, der das Land zu vernichten droht. Und eine Liebe, die die finstersten Schatten bezwingt. //Alle Bände der magischen Fantasy-Reihe »Shadow of Light«:   -- Shadow of Light: Lunajas Gabe (die kostenlose Vorgeschichte) -- Shadow of Light 1: Verschollene Prinzessin -- Shadow of Light 2: Königliche Bedrohung -- Shadow of Light 3: Gefährliche Krone//

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Alexandra Carol

Shadow of Light 2: Königliche Bedrohung

**Wenn Liebe die dunkelste Magie besiegt …**Anna kann immer noch kaum glauben, wie sehr sich ihr Leben durch Marco verändert hat. Seit die beiden einander nähergekommen sind, hat sie die Fähigkeit, eine magische Welt zu betreten, in der sie die rechtmäßige Thronerbin Lunaja ist. Während erneut ein mächtiger Feind das Reich bedroht, muss sich Lunaja zwischen Liebe und Pflicht entscheiden. Obwohl sie stark für ihr Volk sein möchte, verlangt ihre königliche Aufgabe fast Unmögliches von ihr: Sie soll sich ausgerechnet von dem Mann fernhalten, dem ihr Herz gehört …

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Vita

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© Nadine Malzkorn

Alexandra Carol lebt mit ihrer Familie (dazu gehören auch die Vierbeiner) in einer kleinen Gemeinde im Sauerland. Schon seit der Schulzeit ist die Leidenschaft zur Schreiberei stets ein Teil von ihr gewesen, auch wenn es lange Zeit nur bei dem Traum vom Autorendasein blieb. Die Geschichten, die sie gern mit ihren Lesern teilen möchte, handeln von Romantik und der großen Liebe.

Rückkehr aus dem Sterntal

Anna

Uns bleibt die andere Welt, wiederholte ich Dominos Worte, die mir noch immer vorkamen wie ein böser Albtraum. Dieser Satz würde mich noch verdammt lange verfolgen, mir die Kehle zuschnüren – er tat es schon jetzt. Ich hasste die Vorstellung von einer Welt, in der ich niemals mit ihm zusammen sein dürfte.

Mit diesem Gedanken, dieser Wut und bitteren Tränen, die sich schon in Solest in meinen Augen breitgemacht hatten, wachte ich auf. Wirklich zu weinen verbot ich mir hier ebenso wie dort, denn ich wollte nicht, dass Mama etwas von meinem Kummer mitbekam. Verquollene Augen würden mich verraten. Deshalb atmete ich tief durch und richtete mich auf. Es war sogar relativ spät, bereits acht Uhr morgens.

Seit ich wusste, dass ich in der Welt des Lichts ebenso zu Hause war wie hier, sprühte ich normalerweise schon ab sechs Uhr vor Tatendrang. Dabei war ich bis vor ein paar Monaten der totale Morgenmuffel gewesen. Mama erklärte sich meine Verwandlung zum Frühaufsteher damit, dass ich verliebt war. Von meinen nächtlichen Abenteuern hatte sie keine Ahnung.

Uns bleibt die andere Welt … Hoffentlich hatte er das ernst gemeint, denn seit er zu seinem Vater in die USA gereist war, hatte er sich nicht mehr gemeldet. Seit nunmehr einer Woche herrschte Funkstille.

Mir reichte es! Wie auch immer ich es bewerkstelligen sollte, mich mit Marco in Verbindung zu setzen, ich musste dringend mit ihm reden. Entschlossen schob ich die Beine über die Bettkante und fischte mein Handy vom Schreibtisch. Dann wählte ich Marcos Nummer, doch noch immer war der Teilnehmer vorübergehend nicht zu erreichen. Als Nächstes rief ich im Gutshaus an, wo einer der Bediensteten dranging und mir sagte, Marco sei noch nicht zurück von seiner Reise. Das war garantiert eine Lüge, denn in der nächsten Woche fanden die mündlichen Abiturprüfungen statt. Marco musste bis dahin wieder hier sein. Allerdings traute ich ihm auch zu, dass er vielleicht direkt nach Bremen ins Internat gefahren war, anstatt vorher nach Hause zu kommen.

Niedergeschlagen legte ich auf und blickte zum Fenster. Dicke Regentropfen prasselten lautstark dagegen. Das Wetter passte zu meiner Stimmung. Am liebsten hätte ich mich wieder unter der Bettdecke verkrochen, doch daran war nicht mehr zu denken. Ich hätte ohnehin nicht schlafen wollen, denn ich träumte nicht wie normale Menschen, sondern führte ein zweites Leben jenseits dieser Welt, und dort gab es gerade nichts, was mich aufheiterte. Im Gegenteil. Meine Gefährten und ich waren dort auf dem Rückweg nach Kariada, wo ich stolz und voller Freude verkünden musste, dass der König von Naradon meiner Krönung nicht länger im Wege stand. Stolz und voller Freude, ja … und einsam. Unglücklich.

Sollte das mein Schicksal sein? Auch hier?

Mühsam erhob ich mich und verließ mein Zimmer. Nachdem ich im Bad das Allernötigste erledigt hatte, ging ich nach unten, um Kaffee zu kochen, dann setzte ich mich auf einen der beiden Stühle an unserem kleinen Esstisch. Wahrscheinlich hatte ich Mama mit der Toilettenspülung geweckt, denn es dauerte nicht lange, bis sie ebenfalls in die Küche kam. »Guten Morgen, mein Schatz.«

»Morgen.«

»Hast du inzwischen etwas von Marco gehört?«

Ich nickte. »Ja, aber nur kurz. Ich glaube, das mit seinem Vater hat er geklärt.« Das war ja nicht gelogen, wenn ich es mir recht überlegte. Leider war ich nicht in der Lage zu lächeln und froh, weil Mama sich nicht weiter um mich kümmerte. Doch das täuschte. Sie nahm Tassen aus dem Hängeschrank und goss uns beiden etwas von dem frischen Kaffee ein. Dann stellte sie die Getränke auf den Tisch und setzte sich mir gegenüber. Eine Illustrierte lag auf der Fensterbank. Sie nahm sie zur Hand, schlug sie auf und schien nach einem bestimmten Artikel zu suchen. Den sie auch fand.

»Wusstest du eigentlich, dass Karl Sander einer der reichsten Männer des Landes ist?«, hob sie an. »Hier sieh mal.« Sie hielt mir die Zeitung hin, in der Marcos Vater eine ganze Seite gewidmet war. »Da ist wieder ein Bild von ihm bei einer Eröffnungsfeier. Irgendein Bauprojekt …«

»Hmhm.« Wenn du nur wüsstest, was er sonst noch alles ist!

»Na ja«, redete Mama verlegen weiter. »Glaubst du, du kannst dich bei diesen Leuten wohlfühlen? Ich meine …«

»Ach, Mama, was ist denn an ihnen anders als an uns? Nur weil sie Geld haben und wir nicht?«, sagte ausgerechnet ich, die sowieso schon von den größten Zweifeln geplagt war.

»Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass diese Leute das etwas anders sehen? Immerhin wusste Marcos Vater überhaupt nichts von euch. Das wird seine Gründe haben.«

Ja, kein Zweifel! Allerdings waren es ganz und gar nicht die Gründe, die Mama meinte.

»Nun weiß er es ja«, erwiderte ich störrisch, obwohl ich überhaupt keine Ahnung hatte, ob Marco mich je wiedersehen wollte. Plötzlich brannten wieder Tränen in meinen Augen. Ich musste hier raus. Am besten, ich würde mich in meinem Zimmer einschließen. So müsste ich wenigstens niemandem Rede und Antwort stehen. Deswegen sprang ich auf und ging mit schnellen Schritten in Richtung Flur. Weit kam ich nicht, denn Mama stellte sich mir in den Weg.

»Anna, ich meine es nur gut.« Dann nahm sie mich in die Arme, was ich ohne Widerworte geschehen ließ. Sie strich mir zärtlich übers Haar, als ob ich noch immer ihr kleines Mädchen wäre.

Genau in dem Moment ertönte die Klingel. Um diese Zeit! Mama ließ mich los und so, wie sie mich ansah, fand sie das bestimmt ebenso merkwürdig wie ich. Trotzdem drehte sie sich um, ging zur Tür und drückte auf den Summer. Ich folgte ihr zögernd und blickte ihr dann neugierig über die Schulter in den Hausflur. Es war Harry, der Chauffeur der Sanders, der die Treppe zu uns hinaufgestiegen kam.

Höflich nahm er seine Kappe ab. »Guten Morgen«, begrüßte er uns freundlich. Dann machte er sogar eine angedeutete Verbeugung in Mamas Richtung. »Ich habe Anweisung von Herrn Sander junior, Fräulein Anna zum Gutshof zu bringen, wenn Sie erlauben.«

Zum ersten Mal an diesem Morgen brachte ich ein Lächeln zustande. Dann blickte ich an mir herunter und stellte entsetzt fest, dass ich noch immer meinen Schlafanzug anhatte.

»Ich warte gern unten im Wagen auf Sie«, bot Harry an.

Wahrscheinlich hatte er mein erschrockenes Gesicht bemerkt.

»Nehmen Sie sich ruhig so viel Zeit, wie Sie brauchen. Herr Sander ist ohnehin noch unterwegs. Er wollte nur gern, dass Sie schon da sind, wenn er ankommt.«

Wie von der Tarantel gestochen rannte ich die Treppen hinauf. »Bin sofort wieder da«, rief ich hinter mich, hörte aber, dass Mama sich nun einmischte.

»Das kommt ja gar nicht infrage«, erklang ihre resolute Stimme.

Wie angewurzelt blieb ich stehen. War unser Gespräch vorhin womöglich Grund genug für sie, mir zu verbieten mitzufahren?

»Sie warten natürlich hier«, redete sie weiter und ich atmete auf. »Möchten Sie einen Kaffee oder Tee?«

So schnell ich konnte, stürmte ich ins Bad und stand schon wenige Sekunden später unter der Dusche. An Entspannung war gerade nicht zu denken. Ich wusch mich nur schnell, trocknete mich eilig ab und kämmte die nassen Haare durch. Zum Föhnen blieb keine Zeit. Dann flitzte ich in mein Zimmer, zog Unterwäsche, Jeans und T-Shirt über und war im Nu wieder unten. Harry war nicht einmal dazu gekommen, seinen Kaffee auszutrinken. Trotzdem stand er gleich auf.

»Nein, nein, nein, setzen Sie sich, trinken Sie in Ruhe aus«, bevormundete Mama den Mann auf ihre mütterliche Art. »Anna muss sowieso noch ihre Haare trocknen.«

Es wäre unhöflich gewesen, etwas dagegen einzuwenden, deshalb verschwand ich wieder nach oben und tat, wie mir geheißen.

Erst nachdem Harry ausgetrunken hatte und meine Haare trocken waren, entließ uns meine Mutter aus ihren Fängen, schüttelte Harry die Hand und küsste mich zum Abschied auf die Wange. Keine Ahnung, was in sie gefahren war.

***

Während der Fahrt stieg meine Nervosität deutlich an. Und als ich die marmorne Eingangshalle des Gutshauses betrat, schlug mein Herz endgültig wie ein Hammer in meiner Brust. Hier wimmelte es nur so vor Personal. Ganz anders, als ich es bis dahin erlebt hatte. Die Einzige, die ich von all diesen Leuten kannte, war Ingrid. Sie stand auf der breiten Treppe nach oben, als hätte sie mich bereits erwartet.

»Ah, Fräulein Anna, gehen Sie ruhig schon hinauf. Die Herrschaften müssten gleich eintreffen.«

Die Herrschaften? Ich runzelte die Stirn. »Marcos Eltern kommen auch zurück?«, fragte ich vorsichtig.

»Aber ja, sie müssen bald da sein.«

O Gott! Warum machte Marco so etwas? Ausgerechnet am Tag nach jener entsetzlichen Nacht sollte ich seine Eltern kennenlernen? Unsere Begegnung im Sterntal war nicht gerade freundschaftlich verlaufen und Karl Sander war garantiert nicht gut auf mich zu sprechen. Immerhin wollte er mich erst vor einigen Stunden töten und wenn ich ehrlich war, wäre auch ich bereit gewesen, ihm mein Schwert in die Rippen zu rammen. Auf gar keinen Fall wollte ich mitten auf der gigantischen Treppe stehen, wenn er unten die Halle betrat.

Marcos Wohnung erschien mir wie eine Zuflucht, deshalb rannte ich nun beinahe, um sie zu erreichen.

Wenige Sekunden später betrat ich seine Räume und schloss erleichtert die Tür hinter mir. Dann sah ich mich um. Ich war wieder hier. Das war doch die Hauptsache. Oder? Ich war nicht tot. Und ich würde Marco wiedersehen. Was sollte ich mir noch mehr wünschen? Eine ganze Weile stand ich einfach nur da. Dann zog ich meine Jacke und die Schuhe aus, nahm mir etwas zu trinken und setzte mich mit angezogenen Knien auf die Couch. Es brachte ja nichts, auf die Tür zu starren, deshalb fischte ich die Fernbedienung vom Wohnzimmertisch und schaltete den Fernseher ein. So war es besser, auch wenn ich mich nicht auf das Programm konzentrieren konnte. Ein paarmal zappte ich in den Kanälen hin und her, bis ich plötzlich Stimmengewirr auf dem Flur hörte. Schnell schaltete ich das Gerät aus, starrte wieder gespannt auf die geschlossene Tür und wünschte mir einen Röntgenblick herbei. Nützte natürlich nichts und war auch nicht nötig, denn endlich bewegte sich die Klinke.

Marco!

Ich atmete tief durch und stand auf. Es war Irrsinn, so glücklich zu sein wie ich in dem Moment, da er endlich, endlich eintrat. Mit dem Ellenbogen gab er der Tür einen Schubs, bis sie ins Schloss fiel, dann sah er mich an. Seine türkisfarbenen Augen leuchteten mir entgegen, ganz und gar nicht mehr so kalt, wie ich sie aus meinem letzten nächtlichen Erlebnis in Erinnerung hatte. Dieser Mann war einfach atemberaubend schön. Sein Körper passte nicht in diese Welt. Zu anmutig waren seine Bewegungen, zu perfekt seine ganze Statur. Seine Haut schimmerte golden, der leichte Bartschatten fügte sich in sein perfektes Gesicht, als wäre es so gewollt. Dabei war er sicher nur seit vielen Stunden nicht dazu gekommen, sich zu rasieren. Er glich niemandem, den ich kannte. Kein Schauspieler, kein einziger Rockstar hätte es mit ihm aufnehmen können. Doch anstatt mein Glück mit einem Lächeln zu zeigen, liefen mir Tränen übers Gesicht. Vor Erleichterung, weil er wieder bei mir war, obwohl er mich in Solest für immer verlassen hatte. Ab sofort durfte das keine Rolle mehr spielen. Jede Welt würde ich für ihn vergessen, sogar verraten.

Er zog seine Jacke aus, warf sie achtlos über einen der Stühle und kam dann langsam auf mich zu. Ich bewegte mich nicht, sondern wartete, bis er vor mir stand. Dann konnte ich nicht anders, schlang mich um seine Mitte und lehnte den Kopf an seine Brust. Ich fühlte, wie seine Hände über meine Haare und den Rücken strichen. Ein Kuss auf meinen Scheitel. »Es tut mir so leid«, sagte er leise. »Ich hatte keine andere Wahl. Es war die einzige Möglichkeit, wenigstens hier bei dir sein zu können.«

Damit ich ihn ansehen konnte, löste ich mich ein Stück von ihm. »Du warst so eiskalt. Ich dachte fast, ich hätte dich in beiden Welten verloren«, schluchzte ich.

Er legte die Hände an meine Wangen und strich mit den Daumen die Tränen fort. »Wie kannst du so was glauben? Ich habe das nur getan, weil ich dich liebe. Das galt nur für Solest, und es wird dir die Sache dort leichter machen. Du hast ohnehin schon zu viel Gegenwehr geleistet. Du hättest gleich einwilligen müssen.«

»Das konnte ich nicht. Wie soll ich dort leben – ohne dich?«

»Ich weiß.« Er legte die Wange auf mein Haar und nahm mich wieder fest in die Arme. »Ich liebe dich so sehr, dass es manchmal fast wehtut«, flüsterte er.

Aber das war doch das, was ich fühlte … Noch eine Weile standen wir einfach nur eng umschlungen da, wortlos. »Wieso hast du nicht angerufen?«, fragte ich dann.

»Ich wusste nicht, was ich dir sagen sollte. Du wärst dagegen gewesen.« Er nahm mich an die Hand und führte mich bis zum Esstisch. Dort drehte er einen Stuhl um und setzte sich darauf.

»War das schon die ganze Zeit dein Plan? Seit du wusstest, dass ich mich mit deinem Vater treffen würde?«

Er nickte.

Sollte ich nicht wütend sein? Wenigstens enttäuscht? Irgendwas? Andererseits war doch alles gut, wenn ich hier bei ihm sein durfte. Mehr konnte ich in unserer Situation nicht verlangen. Oder? Ich schwang mich rittlings auf seinen Schoß. »Ich war gestern mit Luisa und Sven im Flickflack«, wechselte ich grinsend das Thema. »Rate, wen wir dort getroffen haben.« Marco zuckte mit den Schultern. »Sina«, erklärte ich gedehnt. »Luisa sagt, sie sei jetzt vergeben.«

»Ich hörte davon.«

»Dann stimmt es, dass sie mit einem fünfzehn Jahre älteren Architekten zusammen ist.«

»Soviel ich weiß, schon«, meinte er gleichgültig.

»Das hat sie allerdings nicht davon abgehalten, mich zu provozieren.«

»Woraufhin du sie beinahe verprügelt hättest?«

Ich sah ihn mit großen Augen an und grinste. Obwohl ich so tat, als würde ich das irre witzig finden, ließ mich der Gedanke daran erschaudern. Ich hatte mich schrecklich benommen. »Das weißt du schon?«

Marco nickte lachend. »Sie hat sich bei meinem Vater darüber beschwert.«

Die dumme Kuh hatte nichts Besseres zu tun, als sofort Karl Sander anzurufen? Unglaublich. Vielleicht hatte ich mich doch nicht so schrecklich benommen. »Ist nicht wahr«, erwiderte ich.

»Doch, ist es.«

»Da hat er bestimmt Angst gekriegt.«

»Die Angst hielt sich gerade so in Grenzen, fürchte ich.« Er seufzte und sein Lächeln verschwand wieder. »Du hast großes Glück gehabt. Um ein Haar hätte er dich erwischt.«

»Ich war abgelenkt von Karas, weil er euch gesehen hatte. In dem Moment habe ich nicht darauf geachtet, was dein Vater tun wird.«

»Genau das ist es. Eine kleine Unaufmerksamkeit und deine Vorausschau ist hinfällig. Du solltest daran arbeiten.«

»Du hörst dich schon an wie Karas.«

»Er ist der beste Kämpfer eures Landes. Du solltest in Zukunft auf ihn hören.«

»Und wer ist bei euch der Beste?«

Dieses wunderschöne, atemberaubende schiefe Lächeln zog über sein Gesicht. »Es gibt einige sehr gute Kämpfer in unseren Reihen«, antwortete er bescheiden.

»Ich wette aber, niemand kann so gut mit Pfeil und Bogen umgehen wie du. Es war dein Pfeil, der mein Pferd zum Steigen gebracht hat. Habe ich recht?«

Er nickte. »Tut mir leid um das Tier. Ich habe in dem Moment keinen anderen Ausweg gesehen.«

Ich legte die Arme um seine Schultern und vergrub das Gesicht an seinem Hals. Nur weil mein Pferd gestiegen war, hatte der Speer seines Vaters mich verfehlt und stattdessen das Tier getroffen. Die Erinnerung an den angstvollen Schrei, an all das Blut auf dem weißen Fell, tat mir weh. Wahrscheinlich mehr, als es sich für eine Kriegerin, die ich doch so gern sein wollte, gehörte. Schnell versuchte ich den Gedanken daran beiseite zu wischen. »Deine Eltern sind auch wieder hier?«, fragte ich dann.

»Ja«, antwortete er gedehnt, nahm den Kopf zurück und musterte mich grinsend. »Ich würde sie dir gern vorstellen.«

Der Gedanke war nicht gerade einladend, daher zog ich die Stirn kraus.

»Zuerst muss ich duschen«, meinte er und sah mich durch die langen Wimpern an. »Kommst du mit?«

»Duschen? Oder zu deinen Eltern?«

»Beides.«

»Lass mich mal nachdenken«, erwiderte ich schelmisch, den Kopf etwas schräg gelegt, aber er wartete meine Antwort nicht ab, sondern drückte seine Lippen auf meine. Jeden Gedanken vertrieb er damit. Alles Glück der Welt lag in seinem Kuss, von dem, was darauf folgte, ganz zu schweigen.

Gegen alle Vernunft

Anna

Mit einer Mischung aus Nervosität, Abscheu und Neugierde stieg ich die breite Treppe hinunter, Marco sicher an meiner Seite.

»Und du hältst das wirklich für eine gute Idee?«, fragte ich, sobald wir unten in der großen marmorgefliesten Halle angekommen waren, und drückte seine Hand noch fester als zuvor. »Meinst du nicht, dein Vater dreht mir gleich den Hals um, wenn er mich sieht?«

»Keine Sorge. Zum einen hat er sein Wort gegeben, zum anderen denke ich, er hat verstanden, wie ernst ich es meine.«

»Das sah letzte Nacht noch ganz anders aus«, schnaubte ich.

»Da hatte er der Welt auch noch nicht verkündet, wie sehr er sich über den neuen Frieden freut.« Er grinste siegessicher.

»Womit hast du ihm gedroht?«

»Damit, dass ich nicht weiterleben will ohne dich.«

Das klang ja fast so … Ich sah ihm ins Gesicht, um herauszufinden, ob es ihm so bitterernst gewesen war, wie es sich angehört hatte, doch dafür wirkte er viel zu gelassen. »Und was ist mit deiner Mutter?«

»Ich glaube, sie versteht mich. Jedenfalls versteht sie, dass ich dich nicht verlieren will.«

Auf der rechten Seite der Halle traten wir nun durch eine Tür in ein riesiges modernes Wohnzimmer. An den Wänden standen hohe Vitrinen gefüllt mit verschiedensten Gläsern. Dazwischen hingen bunte Kunstdrucke. Der Fußboden war mit schwarz schimmerndem Granit gefliest und in der Mitte des Raumes stand eine schneeweiße, breite Couch im Halbkreis um einen schweren Glastisch gruppiert. An der gegenüberliegenden Seite sah ich eine breite Fensterfront mit einer vorgelagerten Terrasse. Durch eine weitere Tür zu unserer Rechten kamen gerade Marcos Eltern herein.

Seine Mutter wirkte noch sehr jung. Sie hatte hochgestecktes goldblondes Haar und ihr schönes Gesicht mit warmen braunen Augen war perfekt geschminkt. Außerdem war sie ziemlich groß und sehr schlank. Vom Typ her erinnerte sie mich ein wenig an Sina. Den Gedanken wischte ich jedoch gleich beiseite, denn die war für mich nach wie vor ein rotes Tuch. Ich konzentrierte mich lieber auf Frau Sanders freundliches Lächeln, während sie den Raum mit langen, eleganten Schritten durchquerte und schließlich vor uns haltmachte.

Zur Begrüßung küsste sie mich auf beide Wangen. »Du bist also Anna. Ich habe schon so viel von dir gehört und freue mich dich endlich kennenzulernen«, sagte sie.

»Ich freue mich auch«, gab ich verlegen zurück.

Karl Sander war an der Tür stehen geblieben und blickte mürrisch zu uns herüber.

»Karl, bitte«, forderte seine Frau ihn auf.

Doch er wandte sich ab. »Schafft sie mir besser aus den Augen«, knurrte er zornig und verschwand wieder in das andere Zimmer.

Ich seufzte. »Mich freut es auch wahnsinnig, Sie wiederzusehen«, murmelte ich sarkastisch.

»Ach, der kriegt sich schon noch ein«, meinte Frau Sander mit einer wegwerfenden Handbewegung.

Doch Marco hatte dafür nur ein Schnauben übrig. Er ließ augenblicklich meine Hand los und folgte seinem Vater. Mit schallendem Türknallen war auch er im Nebenraum verschwunden, und dann wurde es laut.

Seine Mutter sah ihm nach. »Sie streiten schon seit Tagen«, meinte sie.

Wieder seufzte ich. »Das kann ich gut verstehen.«

»Ja, ich habe schon gehört, dass du auch dagegen warst. Das wiederum kann ich sehr gut verstehen. Ich könnte es auch nicht ertragen, zwei verschiedene Leben zu führen. Aber Marco liebt dich sehr. Er ist überzeugt, dass ihr damit klarkommt.« Sie lächelte warmherzig. »Und wenn es sein Wunsch ist, mit dir wenigstens hier zusammenzubleiben, dann ist es auch meiner. Du kannst mich übrigens Caroline nennen.«

Die freundliche Geste nahm ich gern an. Es war schön, dass es noch jemanden gab, der beide Welten kannte, und mich vielleicht sogar ein wenig verstand.

»Was denkst du, wie lange das gut geht?«, ertönte die Stimme seines Vaters dumpf aus dem Nebenraum. »Du stirbst sowieso. Entweder der Schatten hält sein Versprechen oder dein Volk lyncht dich irgendwann, weil du dir keine Frau nimmst, um eine Familie zu gründen. Und ihr wird das Gleiche widerfahren. Es ist eine Sackgasse, mein Sohn.«

Ein eisiger Schauder lief mir über den Rücken. Leider sagte er genau das, was ich nicht einmal zu denken gewagt hatte. Wie gebannt starrte ich auf die verschlossene Tür.

»Mach dir nichts draus«, versuchte Caroline mich aufzumuntern. »Keiner weiß genau, was passieren wird. Und wenn ihr euch wirklich liebt, werdet ihr mit allem anderen schon fertig werden.« Die Sorgenfalten gruben sich jedoch tief in ihre Stirn und verrieten ihre Zweifel.

Marco kam wieder herein und knallte die Türe ein weiteres Mal hinter sich zu. Seine wütende Miene war nicht zu übersehen.

»Marco, nimm es ihm nicht übel«, bat seine Mutter. »Wir machen uns nur schreckliche Sorgen um dich.«

Die machte ich mir auch. Vor meinem inneren Auge sah ich wieder den Reiter, der auf die brennenden Mauern der Welt zustürmte, um sie niederzureißen. Selbst Marco hatte ich nichts davon erzählt. Ich wusste nicht, wie zuverlässig meine Visionen waren. Nur dass niemals geschehen durfte, was sie mir gezeigt hatten.

»Ich muss endlich mit ihm reden«, platzte ich heraus.

Marco schüttelte aufgebracht den Kopf und nahm mich bei den Schultern. »Das Einzige, was er dir sagen wird, ist, dass unsere Verbindung zum Scheitern verurteilt ist. Aber glaube mir, es gibt für uns nur diese einzige Möglichkeit.« Jedes Wort betonte er sehr deutlich.

Nur diese einzige Möglichkeit? Wie konnte er da nur so sicher sein? Ruckartig entzog ich mich seinen Händen und stürmte an ihm vorbei.

»Anna!«

»Lass sie«, hielt Caroline ihn auf.

Mit lautem Knall schloss sich auch hinter mir die Tür. Direkt dahinter blieb ich stehen. Ich stand in einem sehr modern eingerichtetem Esszimmer mit viel Glas. So was konnte man sich nur in die Wohnung stellen, wenn man es nicht selbst putzen musste. Fand ich wenigstens.

Karl Sander stand mit einer Pfeife in der Hand hinter dem Stuhl am anderen Ende des riesigen Esstisches und blickte mich an. Er sah nicht einmal erstaunt aus, einfach nur unendlich wütend.

»Was willst du?«, fragte er ruhig, aber es klang nicht wie eine Frage, eher wie ein Vorwurf.

»Sie wissen, was ich will«, fuhr ich ihn zornig an. »Ich habe ebenfalls Angst um Marco.«

Er legte die Pfeife vor sich in einen Aschenbecher und umfasste die Stuhllehne nun mit beiden Händen. »Verstehe«, sagte er dann und sah mich neugierig an. »Es gibt also Visionen, in denen du seine Zukunft gesehen hast?«

Nicht nur seine. Mir fiel der sterbende König ein, den ich gesehen hatte und wegen dem wir so überstürzt ins Sterntal aufgebrochen waren. Nun ja, im Moment stand er quicklebendig vor mir. Ich hatte nicht die Absicht, ihm von den Bildern in meinem Kopf zu erzählen, deswegen hielt ich den Mund und machte ein unbeteiligtes Gesicht. »Ich sehe vieles«, erwiderte ich. »Aber das hat keine Bedeutung.«

Er glaubte mir kein Wort, das sah ich ihm deutlich an. »Die Krone ist dir gewährt und somit ist Marcos Leben in Gefahr, egal was du gesehen hast.«

»Was hat meine Krönung damit zu tun?«, wollte ich wissen.

»Der Schatten drohte mir damals damit, meinen Sohn umzubringen, falls es nicht bei einem vereinten Königreich bleibe. Und sollten deine Visionen irgendetwas vom Untergang der Welt oder seinen Tod gezeigt haben, so hat Marco den ersten Schritt dahin bereits getan, indem er dafür sorgte, dass du Königin wirst. Was gleichzeitig bedeutet, dass ihr dort auf ewig getrennt sein werdet.«

Nun wusste ich wenigstens, weshalb er mich so dringend aus dem Weg haben wollte. »Und genau deshalb will ich wissen, wie man den dunklen Zauberer finden kann.« Dafür hatte Karl Sander nur ein abfälliges Schnauben übrig. »Wäre das denn nicht auch in Ihrem Interesse?«, setzte ich nach. »Er hat Ihren Schatten gestohlen. Das ist auch der Grund, weshalb Domino nicht längst König ist, oder? Sie würden sterben ohne die königlichen Kräfte. Ist es nicht so?«

»Du hast dir wohl allerlei Gedanken gemacht«, meinte er. »Aber das Wichtigste hast du vergessen.« Er machte eine Pause und sah mich abschätzig an. Womöglich überlegte er, ob er überhaupt mit mir darüber reden sollte oder nicht. Dann entschied er sich dafür. »Der Zauberer hat einen königlichen Schatten gestohlen und ist damit mächtiger denn je.«

Mit dieser Aussage konnte ich nichts anfangen, deswegen runzelte ich die Stirn.

»Von den Schattenkriegern hast du aber schon mal etwas gehört?«, half er mir auf die Sprünge.

Ich nickte. Und langsam begriff ich, was er meinte. »Sie haben seit der Dreiländerschlacht niemanden mehr angegriffen«, widersprach ich, obwohl ich davon nicht wirklich überzeugt war. Den Sturm, der damals in unserem Dorf gewütet hatte, schrieb ich immer noch ihnen zu.

»Was für ein glücklicher Zufall«, spottete Herr Sander.

»Könnte ein königlicher Schatten uns töten?«, fragte ich, weil ich mir gerade zusammenreimte, was das alles zu bedeuten hatte.

»Davon gehe ich aus.«

Wissen konnte er es natürlich nicht, denn es war ja noch niemals geschehen. Bisher wenigstens nicht.

»Ich könnte die Krone immer noch ablehnen«, war das Erste, was mir dazu einfiel.

»Ha!«, schnaubte er, warf den Kopf in den Nacken und schlug mit beiden Händen auf die Lehne. »Das hättest du dir eher überlegen sollen, nämlich bevor ich dir dein Land gewährte. Die Krönung ist nur eine unwichtige Zeremonie. Es gibt kein Zurück!«

Beschämt blickte ich zu Boden. Im Grunde wusste ich das, denn schließlich hatte Magno mich damals darüber aufgeklärt, dass mir ein anderer König die Krönung nur erlauben musste, was ja inzwischen geschehen war. Nein, es gab kein Zurück. So, wie die Dinge standen, war ich bereits Königin von Kariada und würde es bleiben bis zu meinem Tod. Vielleicht hatte das aber auch etwas Gutes, weil ich so möglicherweise in der Lage wäre, gegen den dunklen Zauberer anzutreten. Hatte mein Vater nicht in seinem Tagebuch erwähnt, dass er nur durch einen König, in meinem Fall eine Königin sterben könnte?

»Und denke nicht, du könntest Domino heiraten und damit ein vereintes Königreich erschaffen«, spottete Herr Sander.

Auf solch eine Idee wäre ich niemals gekommen, schon weil man mich in Kariada dafür lynchen würde. »Welche Auswirkung hätte das auf unsere Kräfte?«, fragte ich trotzdem.

»Das kann niemand sagen, weil es eine solche Verbindung noch nicht gegeben hat. Und genau aus diesem Grund würde kein Hofrat einer Heirat zustimmen. Und wie das Volk auf solch eine Nachricht reagieren würde, kannst du dir sicher selbst ausmalen.«

Ja, das konnte ich. Es würde Aufstände geben, weil die Menschen glauben mussten, wir stürzten die Welt des Lichts ins Unheil.

»Alles lief in geregelten Bahnen, bis du kamst!«, hörte ich Karl Sander weiterreden. »Das Beste wäre gewesen, dich im Sterntal zur Strecke zu bringen. Oder es jetzt zu tun.«

Langsam hob ich das Kinn und sah ihn kühl an. Nur zu gut wusste ich um seinen Zorn und ganz nebenbei konnte ich ihn gut verstehen. Daher blieb ich völlig gelassen.

»Aber mein Sohn will, dass du lebst«, redete er weiter. »Dir zum eigenen Gefallen, mein Kind, solltest du von hier verschwinden, meinen Sohn vergessen und hoffen, dass du ihm nie wieder begegnest.«

»Ich liebe Marco. Und gerade deshalb werde ich einen Weg finden. Und wenn es nur den gibt, den er gewählt hat, dann gehe ich ihn.«

»Du liebst Marco?« Jetzt wurde er laut. »Damit liebst du auch Domino! Weißt du, was das heißt?«

Ich nickte.

»Nichts weißt du! Ihr habt euch die Hölle ausgesucht!«

»Dann eben die Hölle!« Noch immer war ich nicht so laut wie er und doch musste er merken, wie todernst ich es meinte. »Ich liebe ihn. Marco, Domino, wie auch immer. Es gibt immer einen Weg. Und ich finde ihn.«

Karl Sander schüttelte den Kopf und sah mich an, als wäre ich nicht zurechnungsfähig. Verrückt, irre oder was auch immer. Vielleicht hielt er mich aber auch für ein dummes naives Mädchen, das nicht wusste, was es da redete.

»Er wird sterben«, sagte er ruhig. »Fahr zur Hölle, wenn es das ist, was du unbedingt willst. So wie dein Vater. Ich war dabei.«

»Genau davor habe ich Angst«, erwiderte ich leise. Dann fuhr ich fort – lauter und fester: »Deshalb muss ich wissen, wie man den Schatten finden kann. Wie haben Sie ihn gefunden?«

»Gar nicht, Kind. Er kam zu mir. Fing mich ab zwischen Tag und Nacht.«

»Aber mein Vater war in den Bergen von Karanot. Oder nicht?«

Karl Sander senkte den Blick und nickte knapp. »Zumindest ist er dort gestorben. Ich weiß, es gab Beobachter, die gesehen haben, dass ich ihn aus einer Höhle getragen habe. Doch als es geschah, war ich in der Stadt. Ich fand ihn erst, als er längst tot war. Natürlich weiß ich, dass er durch meine Klinge starb. Doch ich habe es so nicht erlebt.«

»Sondern?«

Seine Augen, stahlblau und eiskalt, blitzten mir wütend entgegen. »Auch ich war in einer Höhle. Vom Schatten abgefangen. Und genau gegen diese Schattengestalt kämpfte ich dort. Und …« Er holte tief Luft, schien für den Moment in seiner Erinnerung gefangen zu sein. »… und dann habe ich ihn geschlagen. Er fiel.«

So, wie er mich nun ansah, bat er tatsächlich um Vergebung.

»Ich wusste nicht, wer fiel. Ich sah den dunklen Zauberer sterben, das schwöre ich. Es geschah weder zur selben Zeit noch am selben Ort. Ich weiß, das klingt verrückt, aber so war es.«

Ganz so verrückt, wie er meinte, klang es für mich nicht, denn mein Vater hatte in seinem Tagebuch geschrieben, dass die Schattengestalt auch ihm zwischen den Welten aufgelauert hatte.

»Meine königlichen Kräfte schwanden«, berichtete Karl Sander weiter. »Aber erst, als ich in die Sonne hinaustrat, ahnte ich etwas. All das hätte schon Beweis genug sein müssen, doch erst als mich der Zauberer in der darauffolgenden Nacht wieder abfing, war mir endgültig klar, dass ich nicht ihn getötet hatte.« Er machte noch mal eine kurze Pause der Besinnung, ehe er wieder streng weitersprach. »Man kann ihn nicht einfach finden. Er kommt. Er droht. Er tötet. Stiehlt Schatten. Keiner weiß, wann und wo. Und ich glaube ihm bis heute, dass er meinen Sohn töten wird, wenn ich nicht dafür sorge, dass ganz Solest von einem einzigen König regiert wird. Ich habe versagt.«

Wir wussten beide, was der Schatten damit bezwecken wollte. Gab es nur einen einzigen König, besäße dieser die geballte Kraft der ganzen Welt und wäre somit in der Lage, die Mauern zu zerstören – und genau darauf hatte er es abgesehen. Wer konnte schon wissen, warum er seinen Plan nicht sofort in die Tat umgesetzt hatte, sondern Gorson nur den Schatten und damit die königlichen Kräfte stahl und auf Dominos Krönung wartete.

Resigniert zuckte ich mit den Schultern, doch Karl Sander schnaubte nur verächtlich.

»Allerdings haben wir ja nun zwei Königreiche«, knurrte er bitter.

»Das war nicht meine Idee«, beteuerte ich.

»Nein, aber seine.« Er deutete auf die geschlossene Tür. »Auch wenn zwei Königreiche die Welt retten, meinen Sohn sicher nicht.«

Ein vereinigtes Reich rettete seinen Sohn, ein geteiltes die ganze Welt. Zumindest musste man das glauben, wenn man nicht wie ich in seinen Visionen den Untergang Solests gesehen hatte. Wie man es auch drehte und wendete, Marco war auf jeden Fall in schrecklicher Gefahr. »Ich weiß gar nicht mehr, ob das hier nicht alles schon zu dem Plan gehört, den der Schatten spinnt«, redete Karl Sander weiter. »Um uns. Um euch.«

Verständnislos runzelte ich die Stirn.

»Marco … Domino … Ich weiß einfach nicht mehr, was er sich dabei denkt«, beantwortete er meine unausgesprochene Frage. »Er hatte einige Frauen vor dir. Sogar eine, die bestens zu ihm gepasst hat.«

Damit meinte er unter Garantie Sina!

»Aber verliebt hat er sich ausgerechnet in dich?«

Über diese Frage war ich selbst schon so oft gestolpert. Ausgerechnet in mich …

»Und du«, sprach er weiter. »Wie alt bist du? Siebzehn? Achtzehn? Und … wie lange kennt ihr euch jetzt, dass ihr von ewiger Liebe reden könnt? Denkst du, er ist der Mann fürs Leben?« Spöttisch lachte er auf. »Ach nein«, beantwortete er seine Frage selbst. »Das betrifft ja auch nur diese Welt, nicht wahr?«

Leiser Zorn stieg in mir auf. Ja, Marco und ich kannten uns erst seit einigen Wochen und hatten weiß Gott nicht sehr viel Zeit miteinander verbracht. Was jedoch nichts anderes bedeutete, als dass wir keine normalen Teenager mit normalen Teenagerproblemen waren. Domino war ein Prinz und ich, ob es mir nun gefiel oder nicht, eine Prinzessin, nein, eine Königin. Auch wenn es stimmte, was Karl Sander gesagt hatte, waren seine Worte falsch. »So ist es aber jetzt«, antwortete ich trotzig. »Dann betrifft es eben nur diese Welt. Wir schaffen das.«

Damit wandte ich mich ab und übersah sein Kopfschütteln leider nicht, ehe ich den Raum verließ. Ich hätte seine Haltung, seine Worte gern einfach hinter mir gelassen. Doch als ich das Wohnzimmer betrat und Marco vor dem flachen Glastisch stehen sah, schnürte es mir die Kehle zu.

Ein Zauberer in Schattengestalt hatte gedroht ihn umzubringen. Und ich war fest entschlossen, das zu verhindern, auch wenn ich nicht die leiseste Ahnung hatte, wie ich das je anstellen sollte.

Ich blickte mich in dem weitläufigen Raum nach Caroline um, fand sie jedoch nirgends. Zum Glück, denn ich wollte mit niemand anderem reden müssen als mit ihm. Diesem perfekten Mann mit dem eiskalten Blick. Ja, er war einzigartig und schön. Zu schön für jemanden wie mich. Und doch sah ich ihm in die Augen und fand nichts weiter als aufrichtige Liebe darin. So unglaublich es auch sein mochte. Verwirrt und gleichzeitig gefesselt von seinem Anblick rannte ich die letzten Meter und schlang mich um seine Mitte.

»Was hat er dir gesagt?«, fragte er leise. »Dass du dir den Weg in die Hölle ausgesucht hast?«

Ich nickte.

»Da hat er vielleicht recht.«

»Ich weiß«, flüsterte ich, atmete tief durch, damit meine Stimme einen festeren Klang bekam. »Er glaubt nicht an uns. Aber ich tue das. Halt mich fest und sag, dass alles gut wird.«

»Das wird es.«

Sein Blick kribbelte wie die Sonne auf meiner Haut. Niemals mehr wollte ich das missen. Nur so spürte ich, dass ich am Leben war. Hier und jetzt.

»Liebst du mich genug, um die Welt des Lichts zu betrügen?«, fragte er nun und ich wusste, dies war mehr als nur eine simple Frage. Es war die Bitte darum, in Solest ein Leben ohne ihn aufzubauen.

Ob ich ihn genug liebte? Dafür? Ganz genau überlegte ich, ehe ich ihm darauf eine Antwort gab. »Ich liebe dich mehr als irgendeine Welt. Mehr als alles andere. Aber … ich werde niemals einen anderen lieben können. Könntest du das?«

Sein Gesicht verzerrte sich schmerzhaft. Er legte die Stirn an meine und schüttelte sachte verneinend den Kopf. »Niemals.« Dann atmete er tief ein, blies die Luft langsam wieder aus und schloss die Augen. »Ich könnte es nicht ertragen, dich mit einem anderen zu sehen.«

Es war eine Sackgasse.

»Lass uns das Beste daraus machen«, tröstete ich ihn. »Niemand weiß, was wirklich passieren wird. Dessen waren wir uns doch einig. Und noch drängt uns niemand. Solange wir hier zusammen sein können und dort wenigstens in Gedanken, ist das ein Geschenk, das ich nicht ablehnen würde.«

Er lächelte sanft, doch aus seinen Augen verschwand der Schmerz nicht. »Du bist ein Geschenk. Du bist mein Leben«, sagte er und ich spürte, damit vermochte er längst nicht alles ausdrücken, was er für mich empfand. Sanft berührten seine Finger meine nackten Arme, an denen er langsam hinunterstrich bis zu meinen Händen. »Wenn ich dich nur nie wieder loslassen müsste.« Es war nicht mehr als ein heiseres Flüstern.

Ich stellte mich auf Zehenspitzen, um mit meinen Lippen an seine zu gelangen. Er beugte sich mir entgegen und ich hoffte, der Kuss würde als Antwort reichen.

»Meinst du, du könntest heute Nacht hierbleiben?«, fragte er hoffnungsvoll und legte dabei sein schiefes Lächeln auf, dem ich ohnehin nicht hätte widerstehen können. »Ich muss erst am Dienstag nach Bremen und morgen früh könnten wir etwas eher losfahren, damit du rechtzeitig in der Schule bist.«

Ich nickte. »Ich muss nur meine Mutter anrufen.« Inständig hoffte ich, Mama hätte nichts dagegen.

***

Sobald wir wieder in Marcos Wohnung waren, telefonierte ich mit ihr. Ihre Sorgen hörte ich heraus, aber wie es schien, versuchte sie sich mit mir zu freuen. Erleichtert legte ich auf und sah Marco an, der sich neben mich auf die Couch gesetzt hatte.

»Ich darf bleiben«, verkündete ich lächelnd.

Er beugte er sich über mich und küsste mich so sanft und leidenschaftlich, bis ich glaubte, der Raum würde sich drehen. Immer schaffte er es, mir den Boden unter den Füßen wegzuziehen, es war einfach traumhaft. So traumhaft wie er. Ich fühlte mein Herz rasen und vergrub meine Hände in seinen dunklen, vollen Haaren.

Aber er nahm plötzlich den Kopf zurück und lächelte mich schelmisch an. »Du bist wieder unglaublich stürmisch«, stellte er fest. »Dabei haben wir doch Zeit, Anna.«

»Ich schlafe so gern mit dir. Wenn du das meinst?«

Er lächelte und legte den Kopf schräg, so, wie ich es sonst tat. »Jetzt bestelle ich uns erst mal was zu essen. Dann sehen wir weiter.«

»Bis das Essen da ist, haben wir doch noch ein bisschen Zeit«, quengelte ich und zog an seinem Hemd.

»Ich muss es aber erst bestellen«, mahnte er grinsend, während ich noch immer um einen Kuss bettelte. »Darf ich das kurz tun?«

Zögernd und mit aufgesetzt beleidigter Miene ließ ich ihn zum Haustelefon gehen. Er erledigte schnell den Anruf und war im Nu wieder bei mir.

Mit einladend ausgestreckten Armen erwartete ich ihn auf der Couch. Doch er blieb kurz vor mir stehen, verschränkte die Arme und blickte auf mich herab. »So, so«, meinte er grinsend. »Du schläfst gern mit mir?«

»Hmhm.«

»Warum?«

Was sollte die Frage? »Wie warum!?«

Er grinste, der Schalk blitzte in seinen Augen.

Doch darauf ging ich nicht ein, sondern stand auf. Wieso sollte ich ihm das nicht beantworten? Es war schließlich so leicht, ihm all das zu sagen, was mich bewegte. Und plötzlich hatte ich das Gefühl, ich müsste ihm eine sehr präzise Antwort liefern.

Langsam ging ich um ihn herum und strich ihm dabei mit der Hand über seinen Oberarm, dann über seinen Rücken, den anderen Arm bis zu seiner Brust. »Ich kann nicht anders«, begann ich leise. »Wenn ich deinen Körper an meinem fühle, ist es, als würde mein Herz vor Glück zerspringen. Und ich habe das Gefühl, dir mehr geben zu wollen als nur Worte und Versprechen. Es fühlt sich an, als könnte ich dir alles von mir geben, nicht nur ein bisschen, sondern auch meine Seele. Und das ist wunderschön.« Ich nahm seine Hand und legte sie auf meine Brust. Längst raste mein Herz und ich wollte, dass er es spürte. »Fühlst du das?«

Er nickte. Aus seinem unbefangenen Lächeln war längst tiefe Sinnlichkeit geworden.

»Es gehört alles dir«, flüsterte ich.

Eiskalte, seetiefe Augen musterten mein Gesicht. Türkisgrün war die schönste Farbe, die es gab auf dieser Welt. Alles hätte ich für diesen Mann getan.

»Du fühlst, was ich fühle«, erwiderte er sanft. »Das ist fast beängstigend, wenn du das aussprichst, was ich denke. Und ich will, dass es nie aufhört.« Er hob mein Kinn mit zwei Fingern an und beugte sich zu mir, um an einen Kuss zu gelangen.

Leider klopfte jemand an die Tür. Das Essen konnte es noch nicht sein. Genervt kniff Marco die Augen zu und warf den Kopf in den Nacken. »Wer stört?«, rief er.

»Ich bin es«, ertönte Carolines Stimme vom Flur. »Darf ich hereinkommen?«

»Darf sie hereinkommen?«, fragte er mich.

»Ja, sicher«, antwortete ich und verdrehte die Augen.

Er seufzte. »Natürlich, komm rein!«

Seine Mutter öffnete und trat einen Schritt vor. »Ingrid sagt, ihr wollt euer Essen ins Zimmer kommen lassen. Wir würden uns aber freuen, wenn ihr unten mit uns zusammen essen würdet.«

»Wir?« Marco klang äußerst spöttisch.

»Ja, wir. Dein Vater würde euch ebenso gern zum Essen sehen. Beide.«

Er hob die Augenbrauen und blickte mich fragend an.

»Wir kommen natürlich«, antwortete ich für ihn. Alles andere wäre absolut unhöflich gewesen.

»In einer Stunde? Ist das in Ordnung?«, fragte Caroline freundlich lächelnd.

»Das ist perfekt«, antwortete Marco und ein Grinsen schlich sich in seine Augen.

Seine Mutter zog sich wieder zurück und er ging zur Tür und schloss sie ab.

»Eine Stunde ist doch schon mal ganz gut für den Anfang«, meinte er immer noch lächelnd, nahm mich kurzerhand auf die Arme und trug mich nach nebenan.

***

Wir kamen nicht zu spät zum Essen. Marco war viel zu gut erzogen, um nicht rechtzeitig darauf zu drängen hinunterzugehen. Als wir Hand in Hand den Raum betraten, saß Karl Sander am Kopf des bereits gedeckten Tisches, seine Frau zu seiner Linken. Er erhob sich. Durch und durch war er ein Mann der alten Schule, was er ja ganz offensichtlich an seinen Sohn weitergegeben hatte. Marco begleitete mich zu meinem Stuhl, rückte ihn mir zurecht und ich setzte mich. Neben mir ließ er sich nieder, sodass er zwischen mir und seinem Vater saß. Es wirkte fast so, als würde er ihm noch immer einen Mord zutrauen. Darauf folgte betretenes Schweigen am Tisch, während eine Bedienstete hereinkam und das Essen servierte.

»Na dann, allerseits guten Appetit«, sagte Karl, als sie wieder verschwunden war. Die üblichen Floskeln der Höflichkeit flogen durch den Raum. Danach kehrte die unangenehme Stille zurück. Nur das leise Geklapper von Geschirr und Besteck war zu hören.

»Habt ihr beiden heute noch was vor?«, fragte Caroline irgendwann, wahrscheinlich, um die unsichtbare Spannung im Raum etwas zu lösen.

»Nein, eigentlich nicht«, antwortete Marco schlicht. Und damit war leider schon wieder alles gesagt.

»Ihr könntet heute Abend ausgehen.«

Marco sah mich kurz an. Sicher dachte er ebenso an Sina wie ich. »Nein, lieber nicht«, meinte er dann und verzog den Mund zu einem leichten Grinsen.

»So spät ist es ja noch nicht. Wieso reitet ihr nicht aus?«, versuchte sie es noch einmal.

»Eigentlich habe ich in den letzten Tagen genug Zeit auf einem Pferderücken verbracht«, bemerkte ich unbedarft, schließlich spürte ich bereits jeden meiner Knochen wegen der langen Reise ins Sterntal. »Und …«

Sterntal! Eigentlich wollte ich gerade sagen, dass der Weg nach Hause schließlich auch noch bevorstand, schluckte die Worte jedoch hinunter und biss mir auf die Unterlippe. Immerhin war dieses Thema wohl ein kleines bisschen unpassend. Peinlich berührt senkte ich den Kopf in Richtung Teller.

»Das stimmt allerdings«, bestätigte Herr Sander zu meiner totalen Überraschung und klang sogar ziemlich freundlich dabei. »Mir geht es genauso. Ein Ausritt wäre im Moment das Letzte, was ich mir wünschen würde.«

Vorsichtig blickte ich zu ihm auf und sah aus dem Augenwinkel, dass Marco ähnlich erstaunt reagierte. Ich tippte ihm auf den Arm, damit er mich ansah. »Ich weiß jetzt, weshalb du mitten in der Nacht duschst«, platzte ich mutig heraus.

Grinsend zog er die Augenbrauen hoch.

»Man kann es in der Nacht frisch geduscht besser aushalten, wenn man so lange unterwegs ist und gar nicht die Möglichkeit hat, sich zu waschen.«

Marco nickte. »Geht dir das also auch so auf langen Reisen«, lachte er über meine Erkenntnis.

Nun musste ich selbst grinsen. Was für ein absurdes Thema, gerade bei Tisch. Verlegen blickte ich mich um. Caroline lachte ebenfalls. Und Herr Sander? War da tatsächlich auch ein Grinsen in seinem Gesicht?

Damit war allerdings wieder Ruhe eingekehrt.

Karl seufzte nach einer Weile. »Also«, begann er dann, weil anscheinend niemandem mehr etwas dazu einfiel. »Um mal die Dinge beim Namen zu nennen.« Er richtete seinen Blick direkt auf mich. Angespannt und äußerst selbstsicher, jedoch keinesfalls mehr wütend.

Trotzdem sah ich, wie argwöhnisch Marco ihn betrachtete. Er hob den Kopf höher und straffte die Schultern, als wollte er notfalls eingreifen.

»Wie sehr ich dagegen bin, dass Marco sich für dich entschieden hat …«, redete sein Vater unbeirrt weiter, »… habe ich bereits deutlich auf den Punkt gebracht.«

O ja, wenn man bedachte, dass er mir vorhin noch am liebsten den Kopf abgeschlagen hätte, stimmte das wohl.

»Aber weil es so ist, werde ich dich akzeptieren. Du bist also jederzeit willkommen. Fühl dich ganz wie zu Hause.«

»Danke«, brachte ich zaghaft heraus. Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet.

Marcos Anspannung fiel sichtlich von ihm ab. »Danke, Vater«, sagte auch er.

»Na, dann. Möchte noch jemand Nachtisch?«, fragte seine Mutter völlig unbeschwert, doch alle lehnten ab.

Wir erhoben uns alle recht bald und beendeten das Beisammensein.

»Dein Vater hasst mich«, meinte ich, als wir wieder oben in Marcos Wohnung angekommen waren. »Denkst du, er verreist bald mal wieder?«

Marco lächelte. »Das war doch heute schon mal ein Anfang. Lass ihm ein bisschen Zeit.«

Ich verzog schmollend den Mund. Dann warf ich mich freudestrahlend in seine Arme und genoss die Aussicht auf diesen wunderschönen Tag ganz mit ihm allein.

***

Erst als ich am späten Abend neben ihm lag und seinen immer gleichmäßiger werdenden Atemzügen lauschte, begann ich nachzudenken. Es gruselte mich vor dem Einschlafen, denn dort war ich allein. So allein, wie man nur sein konnte.