"Sie, und nicht Wir. An La Rochefoucauld". Der politisch-philosophische Kontext der Revolutionselegie von Friedrich Gottlieb Klopstock - Philipp Hülemeier - E-Book

"Sie, und nicht Wir. An La Rochefoucauld". Der politisch-philosophische Kontext der Revolutionselegie von Friedrich Gottlieb Klopstock E-Book

Philipp Hülemeier

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Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Universität Münster (Germanistisches Institut), Veranstaltung: Lyrische Formen, Sprache: Deutsch, Abstract: Gegenstand vorliegender Hausarbeit ist eine Untersuchung des Gedichtes "Sie, und nicht Wir, An La Rochefoucauld" von Friedrich Gottlieb Klopstock. Im Fokus der Textinterpretation stehen hierbei die Untersuchung der in der Elegie gewählten Anspielungen auf historische Begebenheiten bzw. die Einbettung in den politisch-philosophischen Kontext und das Herausarbeiten der Grundhaltung zur Französischen Revolution, wie sie in dem Gedicht zum Ausdruck kommt. Die Elegie lässt sich als ein Kristallisationspunkt anfänglicher Begeisterung für die Französische Revolution bei gleichzeitigem Missfallen über das Ausbleiben entsprechender Umwälzungen in Deutschland verstehen. Es finden sich in diesem Gedicht die Leitmotive eines demokratisch gesinnten Patriotismus, des Willens zu Eröffnung eines Blickes auf welthistorisch bedeutsame Prozesse für die Deutschen, einer antifeudalen Grundhaltung bei gleichzeitiger religiöser Verwurzelung, und einer Ausbreitung der Thematik der zur Not auch gewaltsamen Erkämpfung von bürgerlicher Freiheit und Sicherung von Frieden wieder. Zunächst soll eine Einordnung des Gedichtes in den historischen Kontext der Französischen Revolution erfolgen. Darauf folgend findet eine Untersuchung der Form der Elegie statt, die näher beleuchtet werden soll. Schließlich wird – an den Sinnabschnitten des Gedichtes orientiert – der elegische Stoff näher untersucht, wobei immer wieder Bezüge zu den zuvor dargelegten historischen Zusammenhängen hergestellt werden. Beginnend mit den einleitenden Versen über den Blick auf das Vaterland bis hin zur (vergeblichen) Bemühung um einen versöhnlichen und tröstenden Ausblick wird hierbei versucht sowohl textimmanente Aspekte zu be-leuchten, als auch die Hintergründe der Autorfigur näher zu ergründen, um ein möglichst umfassendes Bild des Gedichtes zu erhalten.

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Inhaltsverzeichnis

 

1. Einleitung

2. Historischer Kontext

3. Zur Form

4. Die ersten drei Distichen: Einführung

5. Blick auf das Vaterland

6. Blick auf Religion und Reformation

7. Ein letzter Trost?

8. Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Anhang

 

1. Einleitung

 

Auch ahndeten schon manchesmal helle Köpfe in finstrer Zeit, welch' ein Schatz im Menschen verborgen liege, und zog ihn niemand sonst ans Tageslicht hervor, so thaten es doch gutmüthige Dichter und Philosophen.[1]

 

GegenstanddieserHausarbeitsolleineUntersuchungdesGedichtes"Sie,undnichtWir. An LaRochefoucauld."vonFriedrichGottliebKlopstocksein.ImFokusderTextinterpretationstehenhierbeidieUntersuchungderinderElegiegewähltenAnspielungenaufhistorischeBegebenheitenbzw. die Einbettung in den politisch-philosophischen Kontext und das Herausarbeiten der Grundhaltung zur Französischen Revolution, wie sie in dem Gedicht zum Ausdruck kommt.

 

Die Elegie lässt sich als ein Kristallisationspunkt anfänglicher Begeisterung für die Französische Revolution bei gleichzeitigem Missfallen über das Ausbleiben entsprechender Umwälzungen in Deutschland verstehen. Es finden sich in diesem Gedicht die Leitmotive eines demokratisch gesinnten Patriotismus, des Willens zu Eröffnung eines Blickes auf welthistorisch bedeutsame Prozesse für die Deutschen, einer anti-feudalen Grundhaltung bei gleichzeitiger religiöser Verwurzelung, und einer Ausbreitung der Thematik der zur Not auch gewaltsamen Erkämpfung von bürgerlicher Freiheit und Sicherung von Frieden wieder.

 

Zunächst soll eine Einordnung des Gedichtes in den historischen Kontext der Französischen Revolution erfolgen. Darauf folgend findet eine Untersuchung der Form der Elegie statt, die näher beleuchtet werden soll.

 

Schließlich wird – an den Sinnabschnitten des Gedichtes orientiert – der elegische Stoff näher untersucht, wobei immer wieder Bezüge zu den zuvor dargelegten historischen Zusammenhängen hergestellt werden. Beginnend mit den einleitenden Versen über den Blick auf das Vaterland bis hin zur (vergeblichen) Bemühung um einen versöhnlichen und tröstenden Ausblick wird hierbei versucht sowohl textimmanente Aspekte zu beleuchten, als auch die Hintergründe der Autorfigur näher zu ergründen, um ein möglichst umfassendes Bild des Gedichtes zu erhalten.

 

2. Historischer Kontext

 

ImFolgendensolleinekurzeEinordnungdesGedichtesin denhistorischenKontextderFranzösischen Revolution stattfinden.Grundhierfür ist,dasssichdieseFormderGeschichtsdichtungnurverstehenunddieAnspielungennursinnvolleinordnenlassen,wenneineKlärungderhistorischenBegebenheitenstattgefundenhat.HierbeisolllediglicheineMomentaufnahmedesStandesderFranzösischen RevolutionzumZeitpunktderVeröffentlichung desGedichtesgegebenwerden,undauchnurdieEreignissein denFokusgenommenwerden,aufdie tatsächlichangespieltoderhingedeutetwird.

 

DieElegie"Sie,undnichtWir"stammtausdemJahr1790undlässtsichsomitin dieerstePhasederFranzösischen Revolution, dieZeitder"Constituante"von1789-1791 einordnen.EsistdieZeitderHinwendungFrankreichszueinerkonstitutionellenMonarchie, diemitdemAufbegehrenunterschiedlicherInteressensgruppengegendieMachtstrukturendesAbsolutismusunterKönig Ludwig XVI.undeinerHungersnotbegann.

 

Kennzeichnendwarendie ÜberwindungebendieserHerrschaftsformsowiefeudalistischerStrukturen.DieseZeitwirdvongemäßigtenfortschrittlichenBeobachternalsdie BlütezeitderFranzösischen RevolutionbewertetundistderMoment, indemauchimeuropäischenAuslanddieeinhelligsteBegrüßung desEreignissesstattfand.[2]

 

ZunächstberiefKönig Ludwig XVI die Generalstände ein, diesichjeweilsausdemAdel,demKlerusunddemdrittenStand zusammensetzten.ZueinererstenrevolutionärenHandlungkameshieram 17.Juni1789,alsdie Angehörigen desDrittenStandessichmitgroßerMehrheitzurNationalversammlungerklärtenundmiteinemdarauf folgendenAnschlussdesKlerusundschließlichauchdesAdelsnachdemPrinzipderVolkssouveränität die legislativeGewaltbildeten.[3]

 

EsfolgtedieVolksrevolutionmitderberühmten Schlüsselszene desSturmsaufdie Bastille am 14.Juni1789.[4]

 

Am 22.Mai1790 erklärte dieNationalversammlungdenVerzichtFrankreichsaufzukünftigeEroberungskriegeunddieAchtungderFreiheitderVölker.HierinkannmaneineVerwirklichungderIdealederAufklärung sowieeineKritikanderMachtpolitikderStaatenimSinneeinesfriedlichenInteressensausgleiches sehen.[5]

 

EinKernstückderinhaltlichenArbeitderNationalversammlungwarnebenderimSeptember 1791bekanntgemachtenVerfassung, dieschonfrühererfolgteErklärungderMenschen-undBürgerrechtevom26. August 1789, die starkvonderamerikanischenMenschenrechtserklärung inderUnabhängigkeitserklärungvom 4.Juli1776beeinflusstwurde. InihrwurdendieFreiheitundGleichheitallerMenschenzumLeitbildeinerdannfolgendenGrundrechterklärung.[6]

 

ImHinblickaufdenUmgangmitreligiösenFragenisteinebeginnendeGlaubenskriseunterdemniedergehendenAncièn Regimezuverzeichnen, für die,bedingtdurchdieneuenWertederAufklärungsowieeineVerarmungderKleinbürgerundunterenSchichten,"religiöse Gleichgültigkeit,ResozialisierungundLaizisierung“[7]kennzeichnendwaren.DerhoheKlerusverweigerteeineReformverkrusteterStrukturen,wiez.B. des PfründewesensundlehnteeinestärkereBeteiligungderLaiensowiedesniederenKlerusab.[8]MitderFranzösischen Revolution inihrererstenPhaseentfaltetesichhierbeieingewisserReformdruckhinzurEntwicklungeinerkonstitutionellenKirche, dievonReformernalseineChancegesehenwurde, dieGlaubenskrisezuüberwindenunddieHerrschafteinesentrücktenhohenKleruszubrechen.