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Nun gibt es eine exklusive Sonderausgabe – Die großen Western Classic Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen). Dieser Traditionstitel ist bis heute die "Heimat" erfolgreicher Westernautoren wie G.F. Barner, H.C. Nagel, U.H. Wilken, R.S. Stone und viele mehr. Trotz seiner Jugend hat Charly Sunshine einen guten Ruf im Lande. Zwischen Sacramento und Fresna gibt es keinen besseren Jäger als diesen Blonden. Die wenigen Rancher am Yosemiteriver und am Kingsriver ließen Charly kommen, wenn irgendein Raubwild in ihr Gehege einbrach. Mißmutig hockt er nun in Wacos Schenke in Sutter Creek und starrt gelangweilt auf die Straße hinaus. Schon seit zwei Stunden wartet er auf seinen Auftraggeber. Zwei Stunden, wie Charly dieses elende Warten haßt. Er schimpft auf Barrigs, der nichts von Pünktlichkeit hält. Ein einzelner Reiter, der die Straße herunterkommt, erweckt Charlys Aufmerksamkeit. Er zügelt dicht vor der Schenke seinen heißblütigen Rappen und gleitet gewandt aus dem Sattel. Er ist schlank und etwa fünf Fuß groß. Er hebt lachend die Hand, um einige Bekannte zu begrüßen, ehe er den Sombrero vom Kopf nimmt und sich Luft zufächelt. Eine Frau, denkt Charly verblüfft, als er gewahrt, wie eine Fülle lichtblonden Haares über die Schulter des Reiters fällt. Dann entschwindet sie seinem Blickfeld und taucht gleich darauf in der Schenke auf. Schnurgerade geht sie auf den Keeper zu. »Tag, Waco«, grüßt sie mit heller Stimme, »kannst du mir vielleicht verraten, wo ich Charly Sunshine treffe? Dad war mit ihm hier verabredet.« Tim Waco deutet mit dem Kopf zum Ecktisch hinüber. »Dort hockt er, Miss Russel«, sagt er freundlich, »schätze, Charly ist schon mächtig ungeduldig.«
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Seitenzahl: 139
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Trotz seiner Jugend hat Charly Sunshine einen guten Ruf im Lande. Zwischen Sacramento und Fresna gibt es keinen besseren Jäger als diesen Blonden. Die wenigen Rancher am Yosemiteriver und am Kingsriver ließen Charly kommen, wenn irgendein Raubwild in ihr Gehege einbrach.
Mißmutig hockt er nun in Wacos Schenke in Sutter Creek und starrt gelangweilt auf die Straße hinaus. Schon seit zwei Stunden wartet er auf seinen Auftraggeber. Zwei Stunden, wie Charly dieses elende Warten haßt. Er schimpft auf Barrigs, der nichts von Pünktlichkeit hält.
Ein einzelner Reiter, der die Straße herunterkommt, erweckt Charlys Aufmerksamkeit. Er zügelt dicht vor der Schenke seinen heißblütigen Rappen und gleitet gewandt aus dem Sattel. Er ist schlank und etwa fünf Fuß groß. Er hebt lachend die Hand, um einige Bekannte zu begrüßen, ehe er den Sombrero vom Kopf nimmt und sich Luft zufächelt.
Eine Frau, denkt Charly verblüfft, als er gewahrt, wie eine Fülle lichtblonden Haares über die Schulter des Reiters fällt. Dann entschwindet sie seinem Blickfeld und taucht gleich darauf in der Schenke auf. Schnurgerade geht sie auf den Keeper zu.
»Tag, Waco«, grüßt sie mit heller Stimme, »kannst du mir vielleicht verraten, wo ich Charly Sunshine treffe? Dad war mit ihm hier verabredet.«
Tim Waco deutet mit dem Kopf zum Ecktisch hinüber. »Dort hockt er, Miss Russel«, sagt er freundlich, »schätze, Charly ist schon mächtig ungeduldig.«
Langsam wendet das Mädel sich um. Sie ist schlank und gerade gewachsen, hat ein herrlich geschnittenes Profil, und das Oval ihres Antlitzes liegt in einem Meer goldener Locken. Blau wie das Wasser des Tilarsees leuchten ihre Augen, und sie blitzen wie zwei große Diamanten.
Das alles erfaßt Charly in einem kurzen Augenblick, und er spürt, wie sein Herz zu pochen beginnt.
Well, sie ist hübsch, wie seine Berge und herb wie der Wind, der nachts über sie hinwegzieht.
Er lächelt befangen, als sie nun lachend nähertritt.
»’n Tag, Mr. Sunshine«, grüßt sie unbefangen und setzt sich auf den nächsten Stuhl. »Ich komme in Vertretung meines Vaters.«
»Und warum kommt er nicht selber?« fragt Charly. Dabei bohren sich seine Augen in die ihren, bis sie auf einmal über und über errötet.
»Er hat noch auf der Weide zu tun. Aber was starren Sie mich so an?« Leichter Unmut liegt auf ihrer hohen glatten, von Wind und Sonne gebräunten Stirn.
»Oh, entschuldigen Sie, Miss«, Charly lächelt verlegen, »man trifft hier selten eine schöne Frau. Es ist für mich ein ungewohnter Anblick, fast ein Wunder. Ich wußte nicht, daß Barrigs eine Tochter hat. Entschuldigen Sie nochmals meine Aufdringlichkeit, sie entspringt nicht irgendwelchen bösen Absichten. Ich wollte Sie nicht beleidigen.«
Sie lacht silberhell auf und nimmt damit seine Entschuldigung an.
»Bis vor einem halben Jahr war ich im Osten. Kennen Sie New Pont? Nein? Eine ganz herrliche Stadt, aber kein Vergleich mit diesem Land. Oh.«
Russel Barrigs stößt einen spitzen Schreckensschrei aus, als plötzlich etwas Weiches ihre Schenkel berührt.
Ihr Blick sinkt hinab. Ein struppiger Kopf ragt unter dem Tisch hervor, in welchem zwei gelbe Lichter blinzeln. »Wer ist das?«
Sunshine zerrt lächelnd den Hund zurück. »Schäm dich, Anco«, schimpft er dabei, »wie kann man nur eine solch hübsche Lady erschrecken. Entschuldige dich, na, zier dich nicht.«
Anco hockt sich auf die Hinterläufe und stößt einige Laute aus. Dabei hält er den Kopf treuherzig schief und schaut Russel dabei an, daß diese ihre anfängliche Furcht rasch verliert.
»Das ist also Anco, Ihr Gefährte«, sagt sie und versucht, das Tier zu streicheln. Anco fällt aber sofort auf die Vorderläufe zurück und beginnt zu knurren. Charly weist ihn zurecht und schickt ihn unter den Tisch zurück.
»Er mag mich wohl nicht, Mr. Sunshine?«
»Sie sind ihm ja völlig fremd, Miss Barrigs«, entschuldigend lächelt Sunshine. »Nennen Sie mich ruhig Charly. Sie tun’s ja alle hier im Lande, selbst die kleinsten Knirpse.«
»Ich heiße Russel, wenigstens nennen mich meine Freunde so«, burschikos reicht sie Charly die Hand.
Impulsiv drückt Sunshine die schlanke Hand. Russels Lächeln ist ziemlich gequetscht, weil sich der kräftige Druck der Hand auf ihr Gesicht überträgt. Aber sie spürt die Genugtuung, daß der Druck dieser Hand irgendwie mehr Männlichkeit enthält, als sein Aussehen vermuten läßt.
»Ich werde Euch nun zur Ranch bringen, Charly«, sagt sie dann, »sagen wir in einer halben Stunde. Möchte noch schnell im Store Einkäufe machen.«
»Ich habe Zeit, Miss«, Charly senkt verlegen den Blick, als ihre klaren blauen Augen prüfend über sein Antlitz laufen.
»Also, dann in einer halben Stunde«, mit einem leichten Lachen richtet sich Russel auf und eilt aus der Schenke.
Sunshine sieht versonnen hinter ihr her.
*
Bill Barrigs ist ein grobknochiger Hüne. Er zählt vielleicht fünfundvierzig Jahre, aber sein Haar ist schlohweiß, und seine Gestalt leicht gebeugt. Er mußte verdammt hart arbeiten, ehe er sich auf seiner Scholle behaupten konnte. Und heute, wo die Ranch die ersten Früchte abwerfen soll, ist der Teufel los. Irgendwer versucht, sie ihm streitig zu machen.
Mit harten Schritten durchwandert er die kleine Wohnstube der Barrigsranch. Seine Hände liegen verschränkt auf dem Rücken, sein Blick ruht am Boden.
Leicht knarren die Dielen unter seinen unruhigen Schritten.
Schweigend sitzen Russel Barrigs und Charly Sunshine, der Jäger, den er aus den Bergen rufen ließ, am Tisch.
Charly wirft einen Blick durch die Fenster. Glutrot senkt sich die Sonne hinter den Mountains. Es wird langsam Nacht, und in der Nacht jagt der Luchs.
Als er den Blick zurückwendet, steht der Rancher vor ihm. Dunkle Schatten liegen unter seinen Augen und um den herben Mund hat sich ein Zug der Sorge eingegraben. Barrigs betrachtet schweigend sein Gegenüber. Schließlich wendet er sich an seine Tochter.
»Hast du ihm erzählt, worum es geht?« will er wissen.
»Nein, Dad«, Russel schüttelt den Kopf. Der Rancher nickt und setzt darauf seine Wanderung fort.
»Es ist höchst seltsam, Barrigs«, läßt sich nun Charly vernehmen, »rennst hier herum wie die Katze um den heißen Brei. Was ist denn eigentlich los?«
»Der Brei ist auch verflucht heiß«, Barrigs tritt nun an den Tisch und läßt sich auf einen Stuhl fallen, »und die Katze, die du jagen sollst, hat verdammt scharfe Krallen.«
»Besonders bei Nacht«, Sunshine lächelt. Er denkt dabei an einen blutgierigen Luchs.
»Besonders bei Nacht«, erwidert Barrigs mit düsterem Kopfnicken, füllt zwei Gläser und schiebt eines davon dem jungen Jäger zu. »Prost!«
»Prost, Billy.« Charly hebt sein Glas. »Wo ist der verfluchte Luchs? Im
Beshercreek, oder wieder im Rocks-Gatter?«
Billy Barrigs trinkt mit einem kurzen Zug sein Glas aus und stellt es hart auf den Tisch.
»Es ist kein Luchs«, kommt es dann halblaut über seine Lippen.
»Kein Luchs, Billy? Ich dachte…«
»Es ist kein Luchs«, wiederholt Barrigs, »aber sie sind viel gieriger als dieser vierbeinige Räuber. Sie haben nämlich zwei Beine und Verstand.«
»Ah«, Abneigung steht in Charlys Antlitz, »also Desperados?«
»Ja, Charly. Sie fallen seit einiger Zeit fast regelmäßig über meine Rinder her. Sie nehmen Herden von achtzig und hundert Stück und treiben sie in die Berge. Es ist die berüchtigte El-Santos-Bande.«
Charly Sunshine schüttelt nachdenklich den Kopf. »Sag mal, Billy«, beginnt er nach einer Weile, »hast du dich dieses Mal bei mir nicht an die falsche Adresse gewandt? Für die Santos-Bande ist doch der Marshal zuständig, Dan Francesco.«
»Dan Francesco ist ein alter Mann«, erklärt Barrigs mit einer unwirschen Bewegung, »er vertritt das Gesetz ja nicht schlecht, aber er ist zu langsam. Als es hier nur Siedler und kein Gold gab, war er seiner Aufgabe noch gewachsen. Doch heute ist er ein voller Versager.«
»Dann sollte man in Sutter Creek einfach einen neuen Marshal wählen.«
»Richtig, aber inzwischen sind meine Weiden leer.«
»Du vergißt bei deinen Einwänden aber eins«, in Sunshines Stimme schwingt Ungeduld, »ich bin zwar Jäger, aber kein Menschenjäger. Finde keinen Geschmack daran, Menschen zu erschießen oder an den Galgen zu hängen.«
»Fürchten Sie etwa diesen Santos?« fragt Russel, und ein leichter Spott klingt aus ihren Worten.
Steil wächst der junge Mann in die Höhe, seine Grauaugen blitzen zornig.
»Ich fürche niemanden«, sagt er und wendet sich dabei an den Rancher, »kalkuliere, Billy, ich eigne mich nicht für den Posten, den du mir da angeboten hast. Ist einfach kein Job für mich. Geh nach Sonora oder meinetwegen auch nach Sacramento. Dort findest du genug brauchbare Burschen, die sich gern ein gutes Kopfgeld verdienen möchten. Bin überzeugt, daß sie deine Koppel von dem zweibeinigen Raubzeug freihalten werden. Möchte nun aber weiter, Billy. Nichts für ungut.« Der Sprecher ergreift seinen Sombrero und macht Anstalten, sich zu verabschieden.
Auch Barrigs ist aufgestanden. Deutlich erkennt man die Enttäuschung in seinem Gesicht.
»Schade, Charly«, sagt er, während er den Gast zur Tür geleitet, »ich hatte stark gehofft, daß du mir helfen würdest. Willst du nicht wenigstens die Nacht hierbleiben? Es wird schon bald finster.«
»Ich suche mir ein Camp unter freiem Himmel«, Sunshine lächelt, »hab’s mir mit den Jahren so angewöhnt. Und außerdem, du würdest es sicher noch einmal versuchen. Leider, Billy«, er zuckt die Achseln. »Wäre ich allerdings vom Schlage eines Tigre Flet, würden wir jetzt den Preis aushandeln. Übrigens wurde Flet zuletzt in Sonora gesehen. Vielleicht hast du Glück, und seine Eisen sind billig zu kaufen. Ich bleibe lieber bei meinen Vierbeinern. Bye… bye, Miss Russel.« Grüßend hebt er die Hand und tritt in den dunkler werdenden Abend hinaus.
Schweigend bleibt der Rancher an der Tür stehen und wartet, bis sein Gast aus dem Tor geritten ist. Dann wendet er sich langsam um.
»’ne Schande ist’s schon«, sagt er verärgert, »Sunshine hat ganz das Zeug, um uns diesen verdammten Santos vom Hals zu schaffen. Aber er hat nun mal diese sentimentalen Hemmungen, sein Eisen auf Menschen zu richten. Aber es sind Bestien.«
»Vielleicht hat der doch Angst vor Santos?« Russel blickt durch das Fenster. Weit werfen die Berge schon ihre Schatten in das Land. Ihre Gedanken gelten dem Mann, der dort draußen reitet. Sie ist ein wenig enttäuscht.
»Charly hat keine Angst, das kannst du glauben«, erwidert Barrigs vergrämt und setzt sich an den Tisch, »er geht den Silberlöwen mit dem Bowie an, und das wagt hier außer ihm kein Mensch. Werde wohl nach Sonora reiten müssen.«
»Um diesen Tigre Flet zu kaufen?«
»Um seinen Colt zu kaufen«, erklärt der Rancher.
»Und wer ist dieser Tigre Flet?« will Russel wissen. Barrigs hebt den Blick. Es ist, als schaue er an seiner Tochter vorbei, und trotzdem gelten ihr seine nächsten Worte.
Er murmelt: »Tigre Flet ist genau das Gegenstück von Charly Sunshine, für ihn ist die Jagd auf Menschen ein glattes Geschäft, und er würde sogar seine eigenen Freunde zu Tode hetzen, wenn es sich lohnen würde. Bei hundert Dollar hört Flets Freundschaft auf. Hilf Ann in der Küche, ich möchte eine Weile mit meinen Gedanken allein sein.«
*
»Hallo, old man«, Charly Sunshine schiebt mit einer lächelnden Geste eine dickbauchige Mescalflasche auf den Tisch, vor dem Juan Chanchito hockt, »mehr ließ mein Geldbeutel nicht zu.«
Der alte Mexikaner Juan Chanchito haust seit vielen Jahren in den Bergen, und Charly hat sich mit ihm angefreundet.
»Ah, der Luchs hat wohl das Revier gewechselt«, sagt Juan. Er nickt einige Male und angelt dann nach der Flasche. Der Einfachheit halber schnippt er den Hals der Flasche gegen die Tischkante. »Trink, Chico!«
»Heute lieber nicht, Juan«, wehrt Charly ab. Chanchito hebt die Schultern und setzt die Flasche an die Lippen. Er nimmt einige tiefe Züge und grunzt, nachdem er sie abgesetzt hat. »Feine Sache, muchacho. Carachos, in Sutter Creek gibt’s doch den besten Pulque im Umkreis von tausend Meilen. Also, der Luchs hat das Revier gewechselt. Möchte wetten, daß er dich bereits gerochen hat, ehe du auf der Weide warst.«
»Irrtum, Alter. Der Luchs, den ich jagen sollte, hat zwei Beine.«
»Hombre«, knurrt Juan überrascht. »Billy Barrigs verlangt, du sollst ›EI Santos‹ jagen?«
»Ja, ihn und seine Bande.«
»Sag mal, etwa für hundert Dollar?«
»Über den Preis haben wir gar nicht gesprochen. Habe gleich abgelehnt.« Charly schiebt den verbeulten Sombrero in den Nacken und hockt sich auf die Tischkante. »Weißt du, Juan, Barrigs hätte sicher auch einen Tausender springen lassen, aber das ist nun mal ein Geschäft, das mir nicht liegt. Hab’s Billy gesagt und ihn an ›Tigre Flet‹ verwiesen.«
»An Tigre Flet?« Juans zerknitterte Augenlider schließen sich. »Weshalb denn ausgerechnet an diesen Guard? Caramba maldite, Charly, haben wir denn nicht schon genug von diesen verdammten Glücksrittern im County? Muß denn auch noch unbedingt so ein Tigre diablo kommen?«
»Ich kannte sonst niemand, der gerade hier in der Nähe ist.«
»Was glaubst du denn, was geschehen wird, wenn Tigre tatsächlich kommt?«
»Nun, er wird zum mindesten El Santos die Hölle heiß machen. Schätze, Santos ist ein vorsichtiger Mann, und er verbrennt sich nicht gern die Finger. Und er würde es bestimmt, wenn Flet bei Barrigs im Job steht.«
»Tigre ist ein Windhund«, erklärt Juan Chanchito, »ein Schießer, der nur hinter dem Geld her ist. Wenn Barrigs ihm einen Tausender für Santos bietet, bietet Santos ihm Beteiligung am Geschäft. Wo glaubst du wohl, wird Flet mehr verdienen?«
Charly Sunshine schweigt einen Augenblick betroffen. »Von der Seite habe ich die Sache noch gar nicht betrachtet.« Doch dann winkt er lächelnd ab. »So schlecht schätze ich den Burschen nun doch nicht ein.«
»Weil du zu jung und gutgläubig bist, weil du die Falschheit der Menschen noch nicht kennengelernt hast, Amigo, das ist es. Ich wette mit dir um tausend Unzen Gold, Charly, Tigre wird umschwenken, wenn Santos ihm das Nötige bietet. Tausend Unzen, Charly.«
Sunshine lächelt. Chanchito ist nun mal ein alter Schwätzer. Außerdem ein geborener Pessimist.
»Vielleicht erzählst du mir auch noch, daß Tigre scharf auf meine Seele werden könnte?«
»Si«, ereifert sich Chanchito, »er wird es, wenn du ihm im Wege stehst und er viel Geld riecht. Denk bloß mal an die drei Banditen, die mich in der vergangenen Woche besuchten. Die Burschen haben etwas gerochen.«
»Wahrscheinlich den Dreck an deinen Füßen.«
»Nein, aber das hier!« Chanchitos Rechte rutscht in die Hosentasche. Dann kehrt sie zurück. Dann liegt ein kleiner glänzender Klumpen auf der Tischplatte.
Verblüfft betrachtet der Blonde den unförmigen Klumpen, dann greift er zu.
»Das ist ja Gold, Juan«, sagt er dann mit leiser Stimme und blickt mißtrauisch den alten Freund an, »mindestens fünfzig Dollar wert.«
»Ja, muchacho, und davon habe ich mindestens noch eine Tonne auf Lager.«
»Phantast.« Geringschätzig läßt Charly den Klumpen wieder auf den Tisch zurückrollen. »Die Hölle wird dich noch verschlucken, wenn du weiter so lügst.«
»Die Hölle nimmt wohl Desperados wie El Santos oder Typen wie Tigre, aber nicht solch biedere Männer wie Juan Chanchito, der als guter Christ auf der Erde lebt. Jedes Jahr, wenn ich einmal den Berg herunterkomme, opfere ich eine große Kerze unserer guten Mutter. Grinse nicht, das ist die reine Wahrheit. Der Padre kann es dir bestätigen. Ich tu wenigstens etwas für mein Seelenheil.«
»Hast du wirklich mehr davon gefunden?«
Sekundenlang schweigt der Mexikaner. Seine welken Züge straffen sich, und durch die halbgeschlossenen Augen zuckt ein prüfender Blick zu dem Jungen hinüber. Schließlich sagt er:
»Ich dachte, du wärst anders als die Männer, die hier ins Land kamen, um nach dem gleißenden Glast zu suchen, Chicho. Aber ich sehe nun etwas in deinen Augen, das mich doch befremdet. Gold ist eine Macht, Charly. Sei vorsichtig und komm nicht in ihren Bann. Du bist ein guter Mensch, du sollst es auch bleiben.
Ja, ich habe Gold, Charly, sehr viel Gold gefunden, und ich kämpfte auch zu Anfang mit der Gier. Aber dann fragte ich mich, wozu ich das Zeug eigentlich noch gebrauchen könnte. Ich bin schon alt. Was könnte es mir für Glück bringen? Hier lebe ich seit zwanzig Jahren, und hier will ich auch sterben, als der einfache Mensch, der ich mein Leben lang war. Bleibe auch du, was du bist und laß die anderen ruhig nach dem vermeintlichen Glück jagen. Bleibe Jäger in deinen Bergen und verlier dich nicht in dir selber.«
»Ho, ich habe ja auch gar nicht die Absicht, Schürfer zu werden.« Verwundert ob dieser langen Ansprache des Alten schüttelt Charly den Kopf. »Was soll also dein ganzer Unsinn, den du da verzapfst?«
»Vielleicht war es wirklich nur Unsinn, Charly. Ich vermisse Anco.«
»Er sucht sich draußen sein Futter.«
»Ein verflucht kluges Tier. Er braucht niemanden, genau wie du und ich.« Juan winkt dabei mit dem Finger. »Komm näher, Freund, ich werde dir etwas anvertrauen.«
»Wohl wieder eine Geschichte von deinem verdammten Gold?«
»Wer weiß, mein Freund.« Juan lächelt undurchdringlich, als Charly sich vorbeugt.
Er flüstert einige Worte und deutet dabei mehrmals zum Kamin hinüber.
Als Chanchito sich aufrichtet, schüttelt Charly ungläubig den Kopf.
»Du bist total verrückt, Juan, verrückt oder schwer betrunken, du hast den Pulque zu rasch getrunken.«