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Das Kochbuch, das die Welt ein Stückchen besser macht … Wie kocht man nachhaltig, öko-bewusst, gesund und ohne etwas zu verschwenden? Die bekannte Zen-Köchin Susanne Seethaler beweist in ihrem neuen Kochbuch, dass wir alle unseren Teil zur Rettung der Welt beitragen können. Ob Frühlings-Suppe, Sommer-Butter, Herbst-Marmelade oder Winter-Eintopf – die über 50 regionalen Rezepte eigenen sich für jede Jahres- und Erntezeit und machen eine gesunde und erden-freundliche Ernährung ganz leicht. Diese nachhaltigen Rezepte sind dabei nicht nur einfach zu kochen, sondern angereichert mit wertvollen Hinweisen zur nachhaltigen Lebensmittel-Nutzung und zur öko-bewussten Herstellung der Zutaten. Infokästen zu Themen wie Nachhaltigkeit, Fair Trade oder Urban Gardening stärken den bewussten Umgang mit Nahrung und ermöglichen den Schritt zu einem erd-freundlichen und achtsamen Verhalten. Außerdem helfen zahlreiche Anregungen und Geschichten von Susanne Seethaler Mitgefühl, Dankbarkeit und Freude in die Küche zu bringen, denn wer dies tut, macht nicht nur seinen Magen glücklich.
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Seitenzahl: 205
Susanne Seethaler
Simplify your food
Denn die Rettung der Welt beginnt in der Küche.Das Kochbuch für ein gutes Gewissen
Knaur e-books
Wie kocht man nachhaltig, ökobewusst, gesund und ohne etwas zu verschwenden? Die bekannte Zen-Köchin Susanne Seethaler beweist in ihrem neuen Kochbuch, dass wir alle unseren Teil zur Rettung der Welt beitragen können. Über 50 regionale und saisonale Rezepte machen eine erdenfreundliche Ernährung ganz leicht. Wertvolle Hinweise zu einem bewussten Umgang mit Nahrung und Infokästen zum Thema Nachhaltigkeit stärken unseren Bezug zur Umwelt. Auch Werte wie Mitgefühl, Dankbarkeit und Freude spielen dabei eine große Rolle – denn wer diese in seine Küche bringt, macht nicht nur seinen Magen glücklich.
Für Dagmar
Dieses Buch soll dir als Anregung dienen, dich mehr mit Nachhaltigkeit und dem bewussten Umgang mit Lebensmitteln zu beschäftigen. Es versteht sich von selbst, dass es nicht die ganze Fülle an Informationen, die es zu diesem Thema gibt, abdecken kann. Zudem möchte ich dir auch andere Ansätze, die in Bezug auf das Thema Nachhaltigkeit manchmal außen vor gelassen werden, näherbringen. Deswegen findest du auf den folgenden Seiten unter anderem auch Gedanken zu Mitgefühl, Liebe, Dankbarkeit und generell zu gelebter Spiritualität, deren natürliche Grundlage stets ein bewusster Umgang mit der Natur und der Erde, mit anderen Lebewesen und mit dem eigenen Körper ist.
Du findest in diesem Buch auch Abschnitte zu ein paar traditionellen, überwiegend christlichen Festen im Jahreslauf. Um die Welt retten zu können, sollten wir uns meines Erachtens auch wieder auf eine höhere, göttliche Macht besinnen, deren Grundeigenschaft die universelle Liebe ist. Es ist unglaublich arrogant von uns Menschen, zu denken, dass wir alles unter Kontrolle haben und es zudem auch noch besser wissen. Vielleicht stimmst du mir darin jetzt überhaupt nicht zu, aber es schadet nicht, darüber nachzudenken.
Jedem der vier Jahreszeit-Kapitel steht eine Tabelle mit einer Auswahl an saisonalem Gemüse und Obst vor, allerdings halten sich Pflanzen nicht an menschengemachte Daten wie zum Beispiel den kalendarischen Sommer- oder Winteranfang. Die Übergänge in der Natur sind fließend und lassen sich nicht auf ein Datum festlegen. Im Winter und frühen Frühjahr stehen zusätzlich gelagertes Gemüse und Obst auf der jeweiligen Liste.
Die Rezepte in diesem Buch sollen dir auch als Anregung dienen, dich auf Spurensuche in der eigenen Familie und im Bekanntenkreis zu machen. Nicht selten findet sich auf dem Speicher ein von Hand geschriebenes Rezeptbuch der Großmutter, für die es noch ganz selbstverständlich war, saisonal und regional zu kochen – oder es kursieren mündlich überlieferte Rezepte, die endlich notiert und nachgekocht werden wollen.
Überhaupt können wir von dem Wissen anderer nicht nur hinsichtlich eines weisen Umgangs mit der Natur profitieren. Die allgemeine Faszination für Naturvölker, Schamanen oder generell für Menschen, die einen tiefen Bezug zu Flora und Fauna haben, zeigt, wie groß unsere Sehnsucht nach einer intakten Umwelt ist – und dass es ein universelles Wissen um die tieferen Zusammenhänge des Lebens gibt, auf das wir alle Zugriff haben. Wir müssen uns nur wieder daran erinnern.
Egal, welche Ernährungsweise du persönlich in deinem Leben bevorzugst, ob mit Fleisch und Fisch, vegan, vegetarisch, glutenfrei oder von allem in Maßen: Es ist immer wichtig, gut informiert zu sein. Deswegen findest du zu vielen Rezepten kleine Kästchen, in denen die Top-Infos und mitunter auch erschütternde Fakten zum Thema Nachhaltigkeit und »Weltrettung« in Bezug auf die verwendeten Produkte und Lebensmittel stehen. Grundsätzlich gilt aber: Mach dir selbst ein Bild – und entscheide dann.
Tipp: Zum Abschluss noch ein kleiner, aber wichtiger Hinweis vom israelischen Chefkoch Uri Buri in Bezug auf »Simplify your Food«. Er verwendet pro Gericht nie mehr als acht Zutaten, denn nur so, so sagt er sinngemäß, schmeckt man am Ende noch heraus, was man an ursprünglichen Produkten verwendet hat.
Das Zubereiten einer Mahlzeit beginnt genau genommen schon beim Einkaufen, und gerade wenn wir bewusst einkaufen wollen und nachhaltig produzierte und biologisch einwandfreie Lebensmittel unseren Speiseplan bestimmen sollen, müssen wir uns vorher gründlich informieren. Dem Internet sei Dank ist es heutzutage viel leichter als früher, an gut recherchierte Informationen zu diversen Produktionsmethoden zu gelangen, aber auch das genaue Nachfragen beim Metzger in der Nachbarschaft oder beim Landwirt auf dem Wochenmarkt ist ein unbedingtes Muss für bewusste Konsumenten.
Meine Freundin Dagmar, der dieses Buch gewidmet ist, ruft auch schon mal bei den Verbrauchertelefonen an, die auf manchen – leider viel zu wenigen! – Lebensmittelverpackungen abgedruckt sind, um sich direkt beim Hersteller darüber zu informieren, ob die Eier denn wirklich von glücklichen Hühnern stammen – so wie es der Aufdruck verspricht.
Ich verwende für meine Rezepte, wo immer es möglich ist, regionale und damit auch saisonale Produkte aus biologischem Anbau. Wenn ich doch einmal auf Importware zurückgreife (z.B. beim Kakao, der nun einmal nicht in Europa wächst, oder Kokosflocken), achte ich darauf, dass sie nach Möglichkeit aus fairem Handel stammen. Daher habe ich bei den Zutaten zu den Rezepten auf den Zusatz »Bio« verzichtet. Er versteht sich für mich von selbst. Zudem schaue ich beim Einkauf darauf, möglichst viele Lebensmittel lose und unverpackt zu kaufen – also beispielsweise nicht die in Plastik eingeschweißten Äpfel.
Selbstverständlich ist es deine Entscheidung, inwieweit du dich meinen Empfehlungen für bewusstes und nachhaltiges Einkaufen anschließen möchtest. Lediglich bei Zitrusfrüchten, von denen die Zesten (also die dünn abgeschälte Schale) verwendet werden, solltest du unbedingt auf Bioware zurückgreifen, weil diese im Gegensatz zu konventioneller Ware nicht mit Pestiziden behandelt wurde.
Unsere Welt erstickt in Plastikmüll. Mittlerweile gibt es in der westlichen Welt erste zaghafte Versuche, Läden und Supermärkte ganz ohne Plastikverpackungen zu etablieren. Mitgebrachte Stofftaschen oder der gute alte Henkelkorb und für loses Gemüse und Obst kleine Papiertüten von zu Hause sind gute Alternativen zur Plastiktüte.
In vielen sogenannten »Dritte-Welt-Ländern« hingegen hat die ach so bejubelte »zivilisierte Welt« altbewährte und durch und durch nachhaltige Verpackungsmaterialien verdrängt und durch Plastik ersetzt. Als junge Frau bereiste ich vor 25 Jahren den gesamten indischen Kontinent. Damals wurde in den Zügen, um nur ein Beispiel von vielen zu nennen, der beliebte Chai ausschließlich in leichten Tonbechern serviert, die man nach Gebrauch einfach aus dem Fenster warf. Die Becher waren nur einmal gebrannt bzw. oft nur an der Sonne getrocknet und dadurch so porös, dass sie beim Aufprall auf der Erde regelrecht zerbröselten; zudem waren sie so leicht, dass niemand durch einen fliegenden Becher verletzt werden konnte. Jahre später gab es dann nur noch weiße Plastikbecher, und die Gleise waren gesäumt von Unmengen an nicht verrottendem Müll, weil die Menschen in den Zügen die leeren Becher wie eh und je einfach aus den Fenstern warfen.
Das solltest du wissen
Etwas mehr als sieben Milliarden Menschen leben momentan auf diesem wunderschönen Planeten – und ungefähr 502 Milliarden Plastiktüten sind zurzeit im Umlauf (Stand: 2017). Würde man alle Plastiktüten aneinanderreihen, könnte man damit die Erde angeblich mehr als 4000-mal umwickeln!
Im Jahr 2050 wird ein hoher Prozentsatz der jetzt lebenden Seevogelarten an Plastikmüll verschiedenster Art verendet sein, weil sie sich entweder todbringend in Tüten verheddern oder durch das Schlucken von unverdaulichen Plastikteilen qualvoll sterben. Kleinste Mikroplastikteilchen, die mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind, lassen sich mittlerweile sogar schon im menschlichen Organismus nachweisen, und das Verbrennen von großen Mengen an Plastikmüll in den Slums der Dritten Welt verpestet nicht nur die Luft, sondern zieht bleibende Schäden an den Atemwegen, an Haut und Augen der Bewohner, vor allem der Kinder, nach sich.
Nachhaltiges Konsumieren und Einkaufen beinhaltet nicht nur das Nachdenken darüber, woher unsere Lebensmittel stammen und ob sie ökologisch einwandfrei hergestellt wurden – ganz zu schweigen von der Verpackung –, sondern auch ob der Schadstoffausstoß, den sie durch ihren Transport indirekt mitproduziert haben, nicht viel zu hoch ist! Deswegen liegt das Hauptaugenmerk eines nachhaltigen Lebensstils in Sachen Ernährung weitestgehend auf saisonalen und regionalen Produkten.
Doch das Ganze sollte noch einen Schritt weiter gehen und auch ein Umdenken in unserem eigenen Verhalten hinsichtlich der Wege, die wir beim Einkaufen zurücklegen, bewirken. Kann ich auf mein Auto verzichten und stattdessen das Fahrrad nehmen, um kleinere Einkäufe zu erledigen? Kann ich mich für Großeinkäufe mit Nachbarn zusammentun oder eine Fahrgemeinschaft gründen?
Fazit: Die Ausrede »Ich alleine kann doch sowieso nichts ändern!« gilt nicht mehr. Jeder Einzelne von uns steht in der Verantwortung, und jeder noch so kleine Beitrag wird sich früher oder später positiv auswirken. Außerdem geht es mittlerweile nicht mehr nur darum, sich gesund zu ernähren, um dem Körper Gutes zu tun, sondern auch um den ökologischen Fußabdruck, den jeder von uns hier auf Erden hinterlässt, zu verkleinern. Der Dalai Lama hat einmal sinngemäß gesagt, wenn wir immer noch daran glauben, dass wir als Einzelne nichts bewirken können, dann sollten wir an einen einzigen Moskito nachts in unserem Schlafzimmer denken.
Im vorhergehenden Abschnitt habe ich bereits über den Verpackungswahn, besonders in Bezug auf Plastik, gesprochen. Dadurch werden Unmengen von Müll produziert, der eine große Bürde für unseren Planeten darstellt. Ein Teil des Abfalls wird zwar recycelt und damit wiederverwertet, aber wir alle haben bei diesem Thema sofort auch gigantische, schwelende Müllberge, verunreinigte Meere und nicht wiedergutzumachende Schäden an Mensch und Natur vor Augen.
Die gigantischen Müllberge unserer modernen Zeit zeugen auch von einer großen Verschwendungssucht – und zwangsläufig von einem Überangebot an Waren in den reichen Ländern dieser Welt. Denn wir werfen leider auch Dinge weg, die wir im Grunde noch verwenden könnten. Vor allem in Hinsicht auf Lebensmittel kommt erschreckend viel in den Abfall, was eigentlich noch genießbar ist. Angefangen bei den Supermärkten, die ganze Paletten von essbaren Produkten in den Müll wandern lassen, weil das hierzulande geltende Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist.
Das solltest du wissen
Beim Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) handelt es sich nicht um das Verfallsdatum, deswegen sind die meisten Lebensmittel auch nach dem Ablauf des MHD noch eine Zeit lang genießbar. Du kannst also in der Regel bedenkenlos Waren kaufen, deren MHD bald abläuft; dadurch trägst du dazu bei, dass Lebensmittel nicht sinnlos weggeworfen werden.
Das Entsorgen von noch genießbaren Lebensmitteln wird aber nicht nur von Supermärkten und anderen Händlern praktiziert, auch Privathaushalte, also wir Verbraucher, werfen viel zu viel weg. So wirklich bewusst wurde mir das erstmals, als ich vor einiger Zeit wieder einmal meine nepalesische Familie besuchte. Ich helfe dieser Familie seit ein paar Jahren, ein kleines Waisenhaus zu betreuen, und bin deshalb öfter vor Ort. Mittlerweile bin ich als Familienmitglied voll integriert, was auch bedeutet, dass ich unserer Amma, der Großmutter des Hauses, tatkräftig beim Kochen helfe.
Eines Tages half ich also Amma beim Zubereiten des Abendessens: Reis, Linsen und ein einfaches Gemüsecurry. Ich kippte reichlich Sojaöl aus einer Art Plastiktüte in die Pfanne und warf die nun leere Tüte mit Schwung in den Abfalleimer. Doch so schnell konnte ich gar nicht schauen, da hatte Amma die Tüte auch schon wieder aus dem Eimer gefischt und mich missbilligend am Arm gezupft. »Öl ist sehr kostbar«, gab sie mir kopfschüttelnd zu verstehen, und dann folgte eine liebevolle Belehrung darüber, wie man auch den letzten Tropfen Öl aus solch einer Tüte in eine bereitstehende Schale pressen kann, um es noch zu verwenden. Amma rollte die Tüte, ähnlich wie eine Zahnpastatube, sorgfältig und langsam in Richtung Öffnung, und siehe da, golden glänzende Öltropfen kamen zum Vorschein.
Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie ich mich schämte, denn ich hatte für kurze Zeit schlichtweg vergessen, dass ich mich gerade in einem sehr armen Land befand, in dem viele Menschen nur eine einzige Mahlzeit am Tag haben. Meine eigenen Wohlstands-Konditionierungen hatten mir ein Schnippchen geschlagen.
Das solltest du wissen
Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung muss mit weniger als zwei Euro pro Tag auskommen. Über eine Milliarde Menschen, darunter viele Kinder, können sich meist nur eine oder höchstens zwei Mahlzeiten am Tag leisten. Diese Mahlzeiten haben nicht selten einen zu geringen Anteil an Kalorien und Nährstoffen, um auf Dauer gesund davon leben zu können. Alle zehn Sekunden stirbt ein Kind an Unterernährung – auch jetzt gerade!
Ammas Demonstration mit der Öltüte, so klein sie auch war, war für mich eine Art Augenöffner, aber noch bewusster wurde mir die ganze Misere der Lebensmittelverschwendung, als ich 2010 erstmals in einem zenbuddhistischen Kloster als Küchenhilfe arbeitete. Zenmönche und -nonnen sind im wahrsten Sinne des Wortes »Alles-Verwerter«; sie haben die hohe Kunst der Resteverwertung beim Kochen meines Erachtens zur Vollendung gebracht. Aber auch in allen anderen Bereichen des alltäglichen Klosterlebens gilt Nachhaltigkeit ganz selbstverständlich als eine hohe Tugend.
Doch zurück in die Küche. Schon am ersten Tag fiel mir der extrem kleine »Komposteimer« neben der Arbeitsfläche auf, an der ich gemeinsam mit zwei Nonnen schweigend arbeitete. Das Kloster zählte zu jener Zeit ca. 120 Bewohner, Ordinierte wie Laien, die täglich dreimal verköstigt wurden. In jeder Regelküche, die ich bis dato von innen kennengelernt hatte, fiel bei dieser Anzahl an Gästen jede Menge biologischer Abfall an. Nicht in diesem Kloster.
Bevor ich mich ans Schälen und Schneiden der Gemüseberge machte, bekam ich eine Einweisung von der Küchenchefin: Nach dem Waschen der verschiedenen Gemüsesorten, einschließlich der Zwiebeln, kamen die anfallenden Schalen und Enden (mit Ausnahme von Kartoffelschalen, die an die Schweine, die auf dem Gelände lebten, verfüttert wurden) kunterbunt zusammengeworfen in eine große bereitgestellte Schüssel. Später dann, zwischen Mittagessen und dem Vorbereiten des Abendessens, köchelten diese »Abfälle« in einem riesigen Topf mit Wasser sachte vor sich hin. Die daraus entstandene Brühe, abgeschmeckt mit Salz und Pfeffer, Sojasoße und frischen Kräutern und Gewürzen aus dem Garten, bildete die Grundlage vieler Suppen in der Klosterküche.
An anderen Tagen hingegen mussten wir die jeweiligen Schalen getrennt voneinander in verschiedene Schüsseln geben. Nachdem alle anderen Arbeiten erledigt waren und das Essen serviert worden war, hackten wir diesen »Abfall« mit einem Wiegemesser ganz fein – fast schon zu Mus – und mischten diejenigen miteinander, die am besten zusammenpassten. Möhren mit Roter Bete, Zucchini mit Pastinake oder Knollensellerie mit Lauch. Dann strichen wir diese Mischungen hauchdünn auf mit Backpapier ausgelegte Bleche und rösteten das Ganze bei Niedrigtemperatur zwei bis drei Stunden im Ofen. Abgekühlt und mit Salz und ein paar getrockneten Kräutern in Gläser abgefüllt, hatten wir dann wunderbare »Würzsalze« für unsere Gerichte – und da in den Schalen sowieso die meisten Vitamine und Nährstoffe stecken, taten wir auch noch etwas Gutes für unsere Gesundheit.
Tipp: Gemüsereste und -schalen verleihen übrigens nicht nur Suppenbrühen ein herrliches Aroma, sondern machen sich auch besonders gut in Fleischmarinaden (siehe Französischer Rinderschmortopf, S. 180).
Im Laufe der letzten Jahre hatte ich noch mehrmals die Gelegenheit, in verschiedenen Klöstern und Meditationszentren zu kochen, und jedes Mal war ich aufs Neue davon begeistert, wie sorgfältig und vor allem wie konsequent nachhaltig in diesen Küchen gearbeitet wird. In Sachen Verwertung und Weiterverarbeitung kann man sich dort wahrhaft weiterbilden und sehr viel dazulernen.
Wir leben in einer Zeit, die immer schnelllebiger und automatisierter wird. Der tiefe Bezug zur Natur, zur direkten Umwelt, zu den Pflanzen und Tieren auf diesem Planten, geht dadurch nach und nach verloren. Zudem herrscht ein großes Ungleichgewicht auf unserer Erde: Unsere westliche Welt lebt im Überfluss, denn in Bezug auf Nahrungsmittel haben wir immer die Möglichkeit und auch stets die freie Wahl, uns gesund zu ernähren, und können vieles ausprobieren: vegan, vegetarisch, glutenfrei, ohne Zucker usw. Ärmere und benachteiligte Bevölkerungsschichten bzw. Menschen in den sogenannten »Dritte-Welt-Ländern« hingegen haben es in vielen Fällen schwer, überhaupt genug zu essen zu bekommen, und sehr oft steht ihnen nicht einmal sauberes Trinkwasser zur Verfügung.
Überhaupt bedeutet Nachhaltigkeit für mich persönlich, sich auch klar zu machen, dass der Wohlstand unserer westlichen Welt auf dem Rücken sehr viel ärmerer Länder erwirtschaftet wird. Wer nachhaltig wirtschaftet, lässt seine Produkte nicht in Billiglohnländern zu schlechten Arbeitsbedingungen produzieren. Und wer diese Produkte kauft, unterstützt die Ausbeutung und das Leid jener Menschen, die unter solchen Bedingungen arbeiten müssen.
Das solltest du wissen
Während einer einzigen Autowäsche in der Waschstraße wird viel mehr Wasser verbraucht, als manche Menschen in von Dürre geplagten »Drittweltländern« ihr ganzes Leben lang zur Verfügung haben.
Bei vielen wird der Wunsch nach Einfachheit, nach einer intakten Umwelt und nach einem bewussteren und nachhaltigen Leben im Einklang mit der Natur immer größer. Auch die Sehnsucht nach spirituellen Inhalten, nach Mitgefühl, Menschlichkeit, Herzenswärme und Weisheit nimmt zu, auch wenn es momentan den Anschein hat, dass die Welt um uns herum in Terror und Chaos versinkt. Viele Menschen beginnen umzudenken, sie ernähren sich gesünder, kümmern sich besser um ihren Körper und beschäftigen sich zudem mit Meditation, Yoga oder anderen Methoden der Geistesschulung.
Um ein friedvolles und im wahrsten Sinne des Wortes »genährtes« Leben in jeglicher Hinsicht führen zu können, müssen wir uns zum einen auf unsere Spiritualität (egal, wie diese im Einzelnen aussieht) und zum anderen auf eine Lebens- und Ernährungsweise im Einklang mit der Natur und den Lebewesen um uns herum besinnen. Nur so werden wir wieder zu den erdverbundenen, freundlichen, innerlich erfüllten, mitfühlenden und freien Wesen, die wir im Grunde unseres Herzen sind – und immer schon waren.
Eines meiner – vielen! – Schlüsselerlebnisse, die dazu führten, mich mehr und mehr auf einfache, ökologisch einwandfreie und vor allem regionale Produkte und Lebensmittel zu fokussieren, war ein Artikel über den Anbau von Avocados in einer namhaften deutschen Zeitung. Die Avocado ist demnach eine anspruchsvolle und sehr empfindliche Pflanze, die einen enormen Aufwand an Zeit und Energie braucht, um zu wachsen. In zwei reifen Avocados stecken 1500 Liter Wasser. Zum Vergleich: Ein Salatkopf braucht ca. 130 Liter, bis er voll ausgereift ist. Die Erde, in der der Avocadobaum steckt, muss vorher gesiebt werden, denn seine Wurzeln sind so empfindlich wie die sprichwörtliche »Prinzessin auf der Erbse«; kein Steinchen darf ihnen den Weg versperren. Überhaupt wächst die Avocado nicht einfach von alleine drauflos, das Pflänzchen braucht im Jungstadium eine Wirtspflanze, auf die es »aufgepfropft« wird. Die Früchte des Baums, also die Avocados an sich, werden unreif geerntet und in riesigen Hallen mit Ethan »begast«, und da sie genauso zimperlich wie die Wurzeln sind, müssen sie wie rohe Eier transportiert werden, nämlich einzeln in extra Verpackungsmaterial eingewickelt, das sie vor den Nachbar-Avocados in der Kiste schützt. Druckstellen sind der »Tod« einer jeden Avocado. Es versteht sich von selbst, dass diese »Königin des Superfoods«, wie sie heutzutage auch bezeichnet wird, nicht in heimischen Gefilden wächst; ihre Anbaugebiete befinden sich auf der Südhalbkugel unseres Planeten. Sie muss also eingeflogen werden. Auf den »un-ökologischen Fußabdruck«, den sie dadurch hinterlässt, muss ich wohl nicht extra hinweisen.
Überhaupt denken wir in Sachen »Superfood«, einem Trend, der momentan in »aller Munde« ist, oft viel zu wenig nach. Die meisten dieser »Wunder-Lebensmittel« werden von weit her importiert und in ihren Ursprungsländern oftmals unter großem Aufwand in Monokulturen angebaut. Dabei könnten wir leicht auf heimische Produkte zurückgreifen, die oft den gleichen, wenn nicht sogar in manchen Fällen einen höheren Nährstoffgehalt haben als ihre Konkurrenten aus Übersee.
Das solltest du wissen
Den hohen Eiweißgehalt von Quinoa findet man hierzulande zum Beispiel in simplem Vollkornbrot. Die geballte Ladung an Spurenelementen und Vitamin C der exotischen Gojibeere wird von Sauerkraut, Brokkoli und der Schwarzen Johannisbeere bei Weitem übertroffen. Und die gesunden ungesättigten Fettsäuren der Avocado sind auch in kalt gepresstem Olivenöl reichlich vorhanden.
Nach dem Lesen des Artikels war ich wie vom Donner gerührt, dabei wusste ich auch schon von vielen anderen Lebensmitteln, wie sie angebaut oder produziert werden – und was für ein enormer Schaden für die Umwelt damit oft einhergeht. Doch dieses Mal hatte ich das Gefühl, als würde ich nach langem Schlaf endlich wachgerüttelt werden.
Als ich Stunden später im Supermarkt um die Ecke zum Einkaufen ging, ließ ich so bewusst wie nie zuvor in meinem Leben die Avocados, die schön präsentiert in einem Weidenkorb direkt am Eingang lagen, links liegen. Und als ich Sekunden später Ananas in Hülle und Fülle zum Sonderpreis entdeckte, griff ich auch da, entgegen meiner Gewohnheit, nicht zu, obwohl ich diese Frucht wirklich sehr liebe.
Seitdem habe ich weder Avocado noch Ananas gegessen – und ich vermisse beides auch nicht wirklich. Du wirst in diesem Buch übrigens auch kein Reisgericht finden. Dafür Pasta, denn Weizen wird in unseren Breitengraden angebaut – im Gegensatz zu Reis, der immer importiert werden muss, wenn auch manchmal nur aus dem europäischen Ausland. Zudem kann man Nudeln auch selber machen.
Ein paar importierte Zugeständnisse habe ich dennoch gemacht: Da sind unter anderem Zitronen, die in der Regel ja auch von weit her kommen, wenn auch nicht aus Übersee, aber ich habe ein Zitronenbäumchen auf dem Balkon, das mir hin und wieder eine seiner kostbaren Früchte schenkt – quasi der lebende Beweis, dass Zitronen nicht nur im Süden gedeihen. Im Winter-Kapitel habe ich hin und wieder Orangen verwendet, mich aber überwiegend darin geübt, Alternativen zu finden.
Außerdem benutze ich gerne Olivenöl; ich habe noch kein anderes Öl gefunden, das diesem im Geschmack gleichkommt. Bei uns wachsen keine Olivenbäume, aber immerhin muss das Öl nicht aus Übersee importiert werden. In Sachen Zucker aus Zuckerrohr findest du in manchen Rezepten Hinweise auf andere Süßungsmittel, wie Honig, Birkenzucker oder Zucker aus der heimischen Zuckerrübe. Auf manche Gewürze, wie zum Beispiel Pfeffer, kann man in der Küche schwer verzichten, ich habe aber versucht, mich auch da weitestgehend zu beschränken und wo es möglich war, Alternativen in Form von Kräutern zu finden; so manches Kraut, wie beispielsweise Petersilie, schmeckt durchaus leicht pfeffrig. Auch in der Weihnachtszeit kommt man schwer um exotische Gewürze und südländische Früchte, wie beispielsweise Zimt und Zitrusfrüchte, herum, und obwohl ich eine große Meersalz-Liebhaberin bin, habe ich, zugegebenermaßen schweren Herzens, in diesem Buch (bis auf eine einzige Ausnahme) darauf verzichtet.