Sinners on Tour - Sehnsuchtstour - Olivia Cunning - E-Book

Sinners on Tour - Sehnsuchtstour E-Book

Olivia Cunning

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Beschreibung

Zwischen Dunkelheit und Begehren liegt das Verlangen!

Die Domina Aggie hat nicht vor, sich jemals wieder in einen Mann zu verlieben. Auch nicht in den hinreißenden Bassisten Jace, der mehr in ihr schürt als nur körperliches Verlangen. Denn Jace ist ganz anders als die meisten ihrer unterwürfigen Kunden. Bald muss Aggie feststellen, dass er mit seiner Zärtlichkeit das Kommando übernommen hat, und zum ersten Mal in ihrem Leben, ist sie bereit, dies einem Mann zuzugestehen ... (ca. 420 Seiten)

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Seitenzahl: 544

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Inhalt

TitelZu diesem BuchWidmung12345678910111213141516171819202122232425262728293031323334353637383940DanksagungDie AutorinDie Romane von Olivia Cunning bei LYXImpressum

OLIVIA CUNNING

Sinners on Tour

Sehnsuchtstour

Ins Deutsche übertragen von Maike Stein

Zu diesem Buch

Zwischen Dunkelheit und Begehren liegt das Verlangen

Die Domina Aggie hat nicht vor, sich jemals wieder in einen Mann zu verlieben. Auch nicht in den hinreißenden Bassisten Jace, der mehr in ihr schürt als nur körperliches Verlangen. Denn Jace ist ganz anders als die meisten ihrer unterwürfigen Kunden. Bald muss Aggie feststellen, dass er mit seiner Zärtlichkeit das Kommando übernommen hat und, zum ersten Mal in ihrem Leben, ist sie bereit, dies einem Mann zuzugestehen …

In Erinnerung an Cliff Burton -einen der talentiertesten und einflussreichsten Metal-Bass-Spieler,der je diese vier Saiten berührt hat.Du bist fort, aber nicht vergessen …now I will just say good-bye.»Fade to Black«– Metallica –

1

Augenblicke nachdem sie einen Mann getroffen hatte, konnte Aggie ihn einer von zwei Listen zuordnen.

Liste A: Männer, die meine Zeit nicht wert sind.

Liste B: Männer, die ich gerne vögeln würde.

Liste A wurde mit jeder Stunde, die sie im Nachtclub Paradise Found arbeitete, länger. Sie konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern, wann es ein Mann auf Liste B geschafft hatte.

Das mochte erklären, warum Aggie die Peitsche aus der Hand fiel, als er ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Wer immer er war. Der Liste-B-Kandidat schlenderte durch den Raum, als gehörte der Club ihm. Er hatte das typische Bad-Boy-Aussehen – Leder, Tattoos und eine mächtig gereizte Ausstrahlung –, was in totalem Widerspruch zu dem süßesten Gesicht stand, das sie je gesehen hatte. Als er sich an den Tisch setzte, der ihrer Bühne am nächsten stand, lehnte er sich auf dem Stuhl zurück und überkreuzte die Füße, als ob er plante, länger zu bleiben.

Interessant. Und absolut vögelbar.

Engelsgesicht nippte an seinem Getränk, und in seinen dunklen Augen lag ein Schimmer von Herausforderung, als er zu ihr hinaufblickte. Irgendetwas an ihm weckte sofort unanständige Gedanken in ihr. Nur die Hälfte davon drehte sich darum, seinem strammen Körper Schmerzen zuzufügen. Oh, der Kerl war ein Hingucker, das ließ sich nicht leugnen, aber das war nicht sein größter Reiz. Das Seltsame war, dass sie nicht mal wusste, was ihn von den anderen Nachtclub-Kunden unterschied. Vielleicht brauchte sie eine neue Liste für ihn.

Zeitweilige Liste C: Männer, die ich nicht sofort einordnen kann. Sie hatte keinen Zweifel daran, dass der Einzige auf dieser Liste sehr bald auf Liste A landen würde. Niemals würde sie einen Kunden als Kandidaten für Liste B in Betracht ziehen. Ganz egal, wie attraktiv er war.

Aggie hob die Peitsche vom Boden der Bühne auf (wie peinlich) und brachte sie neben Hotties Gesicht zum Knallen. Er zuckte nicht mal. Sein Körper spannte sich an, aber nicht aus Furcht. An seinem leichten Aufkeuchen und dem Flattern seiner Wimpern konnte sie erkennen, dass ihre Drohung ihn angemacht hatte.

Die meisten Männer sahen sich Aggies Show aus dem Schutz des Schattens heraus an, und ihnen gefiel der Gedanke, sie könnten eine Behandlung von ihr wegstecken. Sie meinten, sie könnten beweisen, wie hart sie waren, wenn sie sich zur Unterhaltung die Show der in Leder gekleideten Domina im Paradise Found aussuchten, aber nur wenige nahmen in Reichweite ihrer Peitsche Platz. Nicht dass sie im Club wirklich jemanden schlagen würde. Wenn ein Mann von ihr dafür bestraft werden wollte, dass er mit einem Y-Chromosom geboren worden war, musste er extra bezahlen.

Aggie holte erneut aus und ließ die Peitsche wieder neben der Wange des Neuankömmlings knallen. Das Leder zischte nur Zentimeter an seiner Haut vorbei. Zufrieden stellte sie fest, dass er auch dieses Mal nicht zuckte. Oh Gott, es würde solchen Spaß machen, ihn zu brechen. Es war Ewigkeiten her, dass sie in ihrem Kerker eine echte Herausforderung gehabt hatte.

Er starrte ihr unverwandt in die Augen, während sie näher an ihn herantanzte. Er wirkte ziemlich jung – Mitte zwanzig vielleicht – aber in seinen Augen lag mehr Erfahrung, als sein Alter vermuten ließ. Sie würde darauf wetten, dass er bereits viel Tragisches erlebt hatte. Viele, die bei ihr Erleichterung suchten, hatten das.

Der junge Mann winkte sie mit einem Finger näher heran. Überrascht zog sie eine Augenbraue hoch und blickte schnell zu Eli, dem Rausschmeißer des Clubs, der neben der Bühne stand. Ihr war nicht erlaubt, ihre Privatgeschäfte im Club auszuhandeln. In den Augen ihrer Kolleginnen war Aggies Domina-Auftritt nur Show. Später, wenn sie die Bühne verließ, um näheren Kontakt zu einzelnen Kunden aufzunehmen, würde sie potenziellen Sklaven ihre Karte zustecken, aber noch war ihr Auftritt nicht vorbei. Sie musste sich aufs Tanzen konzentrieren und durfte sich keine Tagträume darüber erlauben, sich einen hart wirkenden, mehr als heißen Kerl gehorsam zu machen.

Aggie schlang ein Bein um eine silberne Stange und drehte sich darum, ließ ihr langes, schwarzes Haar fliegen. Als sie aufhörte, hatte der Kerl seinen Platz verlassen und lehnte zu ihren Füßen an der Bühne. Er zog einen Schein aus der hinteren Hosentasche und hielt ihn ihr mit zwei Fingern hin. Hallo, Hunderter. Mama braucht ein neues Paar Stiefel.

Sie hielt sich mit einer Hand an der Stange fest und lehnte sich dem Kunden entgegen, bot ihm einen Blick auf ihre vollen Brüste. Sein Blick fiel auf ihre bloße Haut, und er fuhr sich mit der Zunge über die Oberlippe. Sonst sah für sie ein Kerl genauso gewöhnlich aus wie der andere, aber bei diesem musste sie jeden Zentimeter betrachten, angefangen bei den schweren, schwarzen Stiefeln bis hinauf zu der platinblonden Stachelfrisur. Dunkle Augen. Dunkle Augenbrauen. Dunkle Bartstoppeln. Der Ausschnitt seines T-Shirts gab die Andeutung eines Tattoos frei. Ein nietenbesetztes Lederarmband schmückte sein rechtes Handgelenk. Er wirkte hart und taff, doch gleichzeitig auch zuckersüß. Ein Höllenengel mit Betonung auf Engel. Sie fragte sich, ob die Bartstoppeln den Versuch darstellten, sein unleugbar süßes Gesicht zu verstecken.

Er schob den Geldschein zwischen Aggies Brüste und unter das Mieder ihres Lederbustiers. Als seine Fingerspitzen ihre Haut berührten, versteiften sich ihre Nippel. Eine für sie ganz und gar untypische Reaktion. Gewöhnlich schreckten sie Berührungen der Kunden nur ab. Bei diesem schalteten all ihre Systeme auf grünes Licht. Der Schein eines Stroboskops fiel auf den schmalen Ring in seinem Ohrläppchen. Aggie biss sich auf die Zunge und wollte stattdessen lieber an seinem Ohr knabbern. Sie hatte ein Faible für Ohren.

Ähm, falsche Antwort, Aggie. Kunden waren keine Beute fürs Bett.

»Bietest du auch Privatvorführungen an?«, fragte er, die schokoladenbraunen Augen auf ihre gerichtet. Seine Stimme war tiefer, als sie gedacht hätte, und so ruhig, dass sie ihn über der pulsierenden Clubmusik gar nicht gehört hätte, wenn sie sich nicht so nah zu ihm gelehnt hätte.

»Meinst du einen Lapdance?«

»Wenn du das machst. Wie viel?«

»Fünfzig.«

Er gab ihr noch einen Hunderter. Der Kerl musste einen guten Tag im Kasino gehabt haben. Er wirkte nicht reich. Er trug ein schlichtes, weißes T-Shirt, eine abgetragene Lederjacke und enge Jeans, deren Stoff sich eng um die große Beule in seiner Hose schmiegte. Hallo, da unten, großer Mann. Sie war froh, nicht als Einzige zu denken, dass ihr nächster Tanz eher in der Horizontalen sein sollte.

Reiß dich zusammen, Aggie. Er ist ein Kunde. Geht gar nicht. Oh, aber sie wollte ihn. So. Sehr.

Er richtete den Blick zu Boden und wurde rot. »Bietest du auch andere Dienste an?«

Hey, Freundchen. Bremse anziehen. »Ich bin keine Prostituierte, wenn du das meinst.«

Er schüttelte den Kopf. »Das habe ich nicht gemeint. Ich will, dass du mir wehtust.« Seine Brust dehnte sich unter seinem tiefen, zittrigen Atemzug. »Heftig.«

Oh, ja. Das kann ich, Süßer.

Aggie spähte wieder zum Rausschmeißer hinüber, um sicherzugehen, dass er nichts von ihren Nebenabsprachen mitbekam. Eli war auf die Bühne am anderen Ende des Raums konzentriert, wo Paradise Founds neueste Tänzerin Jessica, alias Feather, in ihrer weißen Feder- und Seidenboa tanzte. Männer waren von ihr fasziniert. Obwohl Jessica einen umwerfenden Körper hatte und sich auch zu bewegen wusste, hatte sie einfach nicht die richtige Einstellung für den Job als Striptease-Tänzerin. Keiner der geifernden Männer, die mit weit aufgerissenen Augen und ausgebeulten Hosen vor Feathers Bühne standen, würde Aggie da zustimmen. Alles, was sie sahen, war die schöne äußere Hülle – nicht das gebrochene Herz darunter. Doch Aggie sah es. Sie hatte es bei ihrem ersten Zusammentreffen mit Jessica sofort erkannt, als sie ihr geholfen hatte, diesen Job zu bekommen. Das arme Lämmchen. So verwirrt und verzweifelt.

Aggie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Mann zu ihren Füßen. Für Männer hatte sie kein solches Mitgefühl. »Zu einem bestimmten Preis lasse ich mich dazu hinreißen«, sagte Aggie, »aber kein Sex.«

»Ich brauche keinen Sex.«

Sie nickte. Er war kein Neuling auf dem Gebiet. Was ihn viel interessanter machte als ihre üblichen Opfer. Sie hatte ein paar Stammkunden in ihrem Kerker, aber der Großteil ihrer Kundschaft bestand aus Männern, die Vegas besuchten und für eine Nacht ihre dunklere Seite erkunden wollten. Die meisten von ihnen sah sie nie wieder. Viele Dominas bevorzugten Stammkunden, aber Aggie machte lieber schnelles Geld und vermied es, Zuneigung zu ihren Sklaven zu entwickeln.

Der Körper des interessanten Kerls war extrem angespannt. Als er zu ihr aufblickte, ließ der tiefe Schmerz in seinen Augen sie erzittern. Ja, Blondschopf, du bist genau die Herausforderung, die ich gerade brauche. »Ich kann dich bearbeiten, Engel, aber nicht hier. Ich steck dir nachher meine Karte zu, dann kannst du mich anrufen. Wenn du Glück hast, zeige ich dir meinen Kerker.«

Er erbebte und keuchte erregt auf.

Vielleicht sollte sie ihn mit hinter die Bühne nehmen und ihm einen Vorgeschmack auf das geben, was sie anzubieten hatte. Er wirkte, als würde er unter dem Druck in seiner Hose gleich explodieren. Er brauchte die Erlösung, die sie ihm geben konnte. Und sie wollte sehen, wie er vor ihren Stiefeln auf dem Boden kroch, damit sie ihn als ihrer Zeit nicht würdig wegschicken konnte. Je eher er zu den Tausenden von Männern auf Liste A gehörte, desto besser.

Aggie ging auf die Knie, um weiterzutanzen, während sie mit ihm sprach. »Wann brauchst du es?«

»So schnell wie möglich.«

»Ich glaube, in ein paar Tagen habe ich einen Termin frei.«

»Heute Nacht. Ich habe Geld. Sag mir deinen Preis.«

Sag mir deinen Preis? Er sprach definitiv ihre Sprache, aber ihn warten zu lassen, würde ihr die Hälfte der Arbeit abnehmen. Sie strich mit ihren blutroten, spitzen Fingernägeln über seinen Hals, zeichnete eine Spur von Kratzern auf die Haut. »Ich schaue in meinem Kalender nach, ob ich dich irgendwie reinquetschen kann. Morgen vielleicht. Oder übermorgen.«

Es verlangte sie danach, Striemen auf seinem Körper zu hinterlassen und zu hören, wie er vor Schmerzen aufschrie. Sie wollte dieses größte Geschenk, das er ihr machen konnte: sie um Gnade zu bitten, sie zu bitten aufzuhören. Diesen süßen Moment, in dem er ihr alle Macht überließ und sie ihn besaß. Das wollte sie. Das brauchte sie, um sich vor diesem tiefen, dunklen Loch zu schützen, in dem sie einst gesteckt hatte. Aber sie durfte nicht jetzt schon nachgeben. Er würde größere Befriedigung finden, wenn sie ihn ein paar Tage lang zappeln ließ. Wenn die Anspannung in seinem Körper und in seinen Gedanken wuchs, bis er an nichts anderes mehr denken konnte als an die köstliche Qual, die sie versprach.

Der Tumult am anderen Ende des Raums lenkte sie ab. Eli, Aggies Rausschmeißer, rannte auf Feathers Bühne zu. Ein großer, gut aussehender Kunde hielt Jessica fest. Sie war in eine Lederjacke gewickelt, ihre Arme hilflos gefangen. Mehrere Rausschmeißer versuchten, sie zu befreien. Andere führten einen großen, dünnen Kerl aus dem Club. Ein dritter Mann, der neben dem Typ stand, der Jessica festhielt, schüttelte angewidert den Kopf. Alle drei Kunden sahen sich irgendwie ähnlich. Als wären sie in einer Rockband oder so was. Wenn sie darüber nachdachte, dann wies der süße Kerl vor ihrer Bühne auch eine gewisse Ähnlichkeit mit ihnen auf. Sie passten zusammen. Sie blickte von der Bühne hinab und sah, dass ihre Aussicht auf ein bisschen Spaß verschwunden war.

»Mistschweine!«, schrie ihr blonder Engel und schmiss sich auf den Rücken eines Rausschmeißers.

Als Jace sah, wie einer der Rausschmeißer Eric, den Drummer der Sinners, zum Ausgang des Clubs zerrte, dachte er nicht nach, er handelte nur. Alle Gedanken an die wunderschöne, schwarzhaarige Domina und an die wundervollen Dinge, die sie ihm antun konnte, waren weg.

Jace stürmte durch den Club und sprang über einen Stuhl auf den Rücken des Rausschmeißers. Er wusste, dass ihn das nicht zu Boden werfen würde, aber Jace verstand sich aufs Kämpfen. Wenn sein Leben anders gelaufen wäre, hätte er Boxer werden können statt Bassspieler einer Rockband.

Er hatte nichts gegen gelegentliche Raufereien – im Kämpfen war er gut, er konnte einen Mann mit einem Hieb bewusstlos schlagen –, aber Jace wusste nicht mal, warum sie sich auf Brians Junggesellenabschied mit den Rausschmeißern anlegten. Eigentlich sollten sie feiern, anstatt einen Aufstand anzuzetteln. Eric sollte besser einen guten Grund dafür haben, acht Rausschmeißer so aufzubringen, dass sie auf alles einprügelten, was sich bewegte. Als die Prügelei draußen vor dem Club weiterging, eskalierte sie völlig. Jace setzte ein paar der Typen mit je einem Schlag außer Gefecht, bevor er innehielt und Bestandsaufnahme machte.

Der große und drahtige Eric hielt sich gut, auch wenn seine Gegner vier zu eins in der Überzahl waren. Da deutete Eric, von allen Seiten umzingelt und ohne Fluchtmöglichkeit, überraschend zum Himmel hinauf. »Seht mal, die Flying Elvisses!«

Alle vier Rausschmeißer starrten in den dunklen Himmel hinauf wie Truthähne in einem Hagelsturm. Als ihre Aufmerksamkeit himmelwärts gerichtet war, warf Eric sich auf einen von ihnen und versuchte, der Umzingelung zu entkommen. Doch sobald die vier begriffen, dass da am Himmel keine Kultfallschirmspringer waren, stürzten sie sich alle vier nacheinander auf Eric.

Jace beschloss, die Sache etwas auszugleichen. Zwei Kinnhaken und zwei Dutzend Schläge später lagen zwei weitere Rausschmeißer auf dem Gehweg: Einer war bewusstlos, der andere versuchte aufzustehen, verlor aber immer wieder das Gleichgewicht.

Eric wischte sich das Blut aus den Augen und sein überraschter Blick wanderte von den menschlichen Trümmern vor seinen Füßen zu Jace. »Himmel, Mann, du bist ja eine Ein-Mann-Abriss-Truppe.«

Von Erics Kompliment abgelenkt, bekam Jace unerwartet eine Faust aufs Kinn. Schmerz durchzuckte seine Gesichtshälfte. Die Ohren klingelten. Seine Sicht verschwamm. Der Schmerz kümmerte ihn nicht, aber die Erschütterung seiner Sinne warf ihn aus dem Gleichgewicht. Er bekam einen weiteren Schlag ins Gesicht ab, bevor er sich so weit in den Griff bekam, dass er seinen Gegner mit einem harten Hieb gegen das Kinn ausschalten konnte.

Schwer atmend fuhr Jace herum und sah, wie ein Typ Trey, dem Rhythmusgitarristen der Sinners, von hinten eins mit einem Aluminiumschläger über den Kopf gab. Trey war nicht mal im Club gewesen, als die Prügelei losging. Warum wurde er angegriffen? »Blöde Schwuchtel«, knurrte der Rausschmeißer.

Trey brach sofort bewusstlos auf dem Gehweg zusammen. Eric stürzte sich auf den Idioten mit dem Schläger, entriss ihm die Waffe und schleuderte sie auf die Straße.

»Niemand.« Eric schlug dem Kerl ins Gesicht. »Nennt ihn.« Er schlug ihn erneut. »Schwuchtel.« Und noch einmal. »Niemals.« Eric schlug weiter auf den Kerl ein, bis der es aufgab, wieder aufstehen zu wollen.

Brian, ihr Leadgitarrist (wann zum Teufel hatte der sich mit ins Getümmel gestürzt?), lieferte sich einen Kampf Mann gegen Mann mit dem letzten noch aufrecht stehenden Rausschmeißer. Die zwei bewegten sich wie Boxer auf dem Gehweg hin und her. Brian bekam einen harten Faustschlag auf die Nase, was ihn so wütend machte, dass er den Typen mit ein paar schnellen Schlägen zu Boden streckte.

Jace atmete tief durch. Er war erleichtert, dass es vorbei war. Vielleicht konnte er jetzt seinen Whisky austrinken und sich mit dieser superheißen Domina verabreden. Da kam Sed, der Sänger der Sinners, aus dem Club gerannt. Offensichtlich hatte er genug von der Stripperin, die er von der Bühne gezogen hatte, und war bereit, sich ins Kampfgetümmel zu stürzen. Sie hätten ihn früher gebraucht. Sed war gewaltig. Ein Bodybuilder, der einen guten Rausschmeißer abgegeben hätte, wäre er nicht mit dieser himmlischen Stimme gesegnet. Sed hielt nach jemandem Ausschau, den er vermöbeln konnte, aber alle Rausschmeißer lagen bereits am Boden.

Und leider auch Trey.

Sed war mit zwei großen Schritten bei ihm und beugte sich über ihn. Er packte ihn bei den Schultern, hob seinen Oberkörper an und schüttelte ihn sanft. Immer noch bewusstlos, rollte Treys Kopf von einer Seite zur anderen. »Trey? Trey! Trey, mach die Augen auf.« Sed blickte zu Eric. »Scheiße, was ist passiert?«

»Dieser Schlappschwanz hat ihm von hinten eins über den Kopf gezogen, mit einem Baseballschläger.« Der besagte Schlappschwanz stöhnte auf dem Gehweg. Eric hatte sein Gesicht wüst zugerichtet.

»Was zum Teufel?« Sed legte Trey wieder auf dem Boden ab, kniete sich hin und presste ein Ohr gegen Treys Brust. »Sein Herz schlägt noch. Er atmet.«

»Logo. Du hast ihn nicht etwa für tot gehalten, oder? Er blutet ja nicht mal.«

Brian stolperte den Gehweg entlang auf sie zu. Er rieb sich die Knöchel der rechten Hand, die dunklen Augenbrauen verärgert zusammengezogen. »Verdammt, Eric, warum musst du immer solchen Mist anzetteln?«

»Das war Sed. Er hat Jessica von der Bühne gezerrt.«

Jace fuhr überrascht zu Sed herum. Jessica? Seds Verlobte, die ihn vor fast zwei Jahren sitzengelassen hatte? Die Welt war ein Dorf. Ohne Kleidung hatte Jace sie nicht mal erkannt.

»Ist doch egal, wer angefangen hat. Es ist vorbei«, sagte Sed. »Lasst uns hier verschwinden, bevor die Bullen auftauchen. Ich bezweifle, dass Myrna Brian am Hochzeitstag aus dem Knast holen will, und dann ist da noch das Konzert morgen. Das sollten wir irgendwie nicht verpassen.«

Daran hätten sie vermutlich denken sollen, bevor sie sich Hände, Gesichter und Körper so zurichten ließen, und das in einer Prügelei, die im Nachhinein völlig sinnlos erschien. Nicht nur weil er jetzt ein Kandidat für den Weltrekord des kürzesten Junggesellenabschieds geworden war, war Brians letzte Nacht als Single definitiv eine, an die man sich erinnern würde.

Jace blickte zur Tür des Clubs und seufzte frustriert auf. Er hatte die Visitenkarte der aufreizenden Domina nicht bekommen, dabei musste er sie so dringend privat treffen. Zu kämpfen, baute zwar etwas von seiner Anspannung ab – deswegen boxte er auch weiterhin zur Entspannung, auch wenn er jetzt den besseren Job in einer Rockband hatte –, aber eine Kneipenschlägerei besänftigte seinen inneren Aufruhr keineswegs. Jedenfalls nicht so, wie von einer Domina in High Heels und schwarzem Leder bis an seine Grenzen ausgepeitscht zu werden.

Sed hob Trey vom Gehweg auf, warf ihn über seine breite Schulter und steuerte auf den 57er Thunderbird zu, der am Straßenrand geparkt stand. Das Geräusch von Sirenen wurde immer lauter.

»Lass uns abhauen, Jace!«, rief Eric.

Nach einem letzten, sehnsüchtigen Blick auf die Schwingtüren des Clubs stieg Jace auf seine Harley und wartete, bis Eric sich hinter ihn gesetzt hatte. Dann folgte er dem Auto zurück zu ihrem Tourbus hinter dem Mandalay Bay Hotel. Bestimmt würde jemand ihre Fahrzeuge melden. Es gab mehr als genug Zeugen für die Schlägerei. Vermutlich waren alle seine Bandmitglieder am Arsch. Ruiniert. In riesigen Schwierigkeiten. Jerry, ihr Manager, hatte gesagt, sie sollten ihn gar nicht erst anrufen, wenn wieder einer von ihnen verhaftet würde. Er weigerte sich, die Kaution für sie zu zahlen. Ebenso drohte er ihren Roadies mit sofortiger Entlassung, sollte einer von ihnen der Band beistehen. Jerry machte keine leeren Drohungen.

Als Jace hinter dem Tourbus stoppte, taumelte Trey aus Myrnas Auto und lehnte sich gegen den Kotflügel. Wenigstens war er wieder bei Bewusstsein. Jace zog die Maschine auf den Ständer, schaltete den Motor ab und ging zu Trey.

»Alles klar bei dir, Mann?«, fragte Jace.

Er würde keinen seiner Bandkollegen als gebräunt bezeichnen, aber Trey wirkte geradezu leichenblass.

»Ja. Nur ein bisschen schwindelig.« Trey presste die Hände gegen die Schläfen. »Scheiße, mein Kopf tut weh.«

Brian lehnte sich aus dem Fenster auf der Fahrerseite. »Steig wieder ein, Trey, dann bringen wir dich ins Krankenhaus.«

»Vergiss es. Du weißt, wie ich das hasse. Warum, glaubst du wohl, bin ich nie in die Fußstapfen meines Vaters getreten?«

»Weil du zu dumm bist, um Arzt zu werden«, sagte Brian. »Jetzt steig wieder ein.«

Sed zwängte seine gut einen Meter neunzig große Gestalt aus dem kleinen Auto. »Hör auf Brian, Trey. Steig wieder ins Auto.« Er packte Trey bei den Schultern und versuchte, ihn dazu zu zwingen.

Trey entzog sich seinem Griff. »Eric blutet alles voll, und ihm drohst du nicht mit Krankenhaus.«

Sed zuckte mit den Schultern. »Na und? Ist doch nur Eric.«

»Schönen Dank für dein Mitgefühl, Sed«, erwiderte Eric. »Wirklich. Weiß ich zu schätzen.« Von seiner Kopfwunde tropfte Blut auf sein schwarzes T-Shirt.

»Musst du genäht werden?«, erkundigte sich Jace.

Eric zog die Augenbrauen zusammen. »Und du?«

Jace schüttelte den Kopf. »Ich blute nirgends.«

»Und wie kommt das, kleiner Mann?«

Jace zuckte mit den Schultern und richtete den Blick zu Boden, damit Eric nicht sah, dass er ihn wieder mal voll getroffen hatte. Bei Eric konnte er einfach nicht gewinnen. Nie. Und er respektierte ihn zu sehr, um ihn niederzuschlagen. Jace atmete tief ein und ließ die Luft langsam wieder hinausströmen, während er auf den Boden starrte. Er ließ sich eine Menge von Eric gefallen, aber wenn er das tun musste, um in der Band zu bleiben, dann würde er es sich weiterhin gefallen lassen. Nichts auf diesem ganzen verfluchten Planeten bedeutete ihm so viel wie diese vier großartigen Musiker.

»Sed, gib mir deine Sonnenbrille.« Brian hatte sich zu ihrem kleinen Grüppchen gesellt und wedelte mit einer Hand in Richtung Sed.

»Wofür brauchst du eine verdammte Sonnenbrille? Es ist fast Mitternacht.«

»Gib sie einfach her.«

Sed nahm die Sonnenbrille aus seiner Brusttasche, gab sie Brian und atmete dann tief durch. »Okay, ich gehe rein. Myrna wird mich umbringen, weil ich zugelassen habe, dass Brian am Abend vor ihrer Hochzeit der Arsch versohlt wird.«

»Mir wurde nicht mein Arsch versohlt.«

»Du hast schon besser ausgesehen, mein Freund. Glaub mir.«

Sed ging auf die Stufen des Tourbus zu, gefolgt von Eric.

»Sicher, dass du okay bist, Trey?«, fragte Jace.

»Ja. Ich brauche nur ein bisschen Eis.« Trey befühlte seinen Hinterkopf und zuckte zusammen. Nur leicht nach links schwankend folgte er Eric die Stufen hinauf.

»Geh du als Nächster«, drängte Brian zu Jace gewandt.

Jace grinste ihn an. »Angst vor Myrna?«

»Teufel, ja, ich hab Angst vor Myrna. Ich hasse es, mich mit ihr zu streiten. Sie gewinnt immer. Und sie hat guten Grund, sauer auf mich zu sein. Wer will schon neben einem Kerl mit zwei Veilchen vor dem Altar stehen?«

Jace grinste noch breiter, und er spürte, wie sich die Wärme der Verlegenheit über sein Gesicht breitete. »Myrna macht das nichts aus. Sie liebt dich.«

Brian atmete tief durch. »Ich hoffe, du hast recht. Gott, ich kann ihr diesen Ring gar nicht schnell genug auf den Finger stecken. Okay, Jace, geh. Sed hat ihr die schlechte Nachricht inzwischen bestimmt überbracht. Ich brauche mehrere Hindernisse zwischen ihr und mir, und ich glaube nicht, dass sie dich schlagen würde. Sie hält dich für den süßen Kleinen.« Brian verschluckte sich fast vor Lachen.

Jace hatte Myrna nie einen Anlass gegeben, etwas anderes zu denken. »Wird schon schiefgehen. Gib dich einfach reumütig.«

»Reumütig?« Brian dachte einen Augenblick nach, dann nickte er. »Das kriege ich hin.«

Jace stieg die Treppe hinauf. Myrna, die immer noch ihre Bürokleidung trug und sehr brav und ordentlich aussah, was sie ganz und gar nicht war, gleichgültig wie sehr man seine Fantasie anstrengte, kümmerte sich um die Wunde an Erics Schläfe. Eric genoss jede Sekunde ihres Mitgefühls. Er schwärmte ein bisschen, um nicht zu sagen: sehr für Brians Frau, daher ließ ihn jede Aufmerksamkeit, die sie ihm schenkte, ganz wuschig und verlegen werden. Trey suchte im Kühlschrank nach Eis. Sed stand neben dem Esstisch und sah aus, als hätte er eine Bank überfallen.

Myrna brauchte keine zwei Minuten, um Brian zurechtzustutzen. Sie war sich der mangelnden Privatsphäre im Bus bewusst und verlegte den Streit daher ins Schlafzimmer im hinteren Teil des Busses, doch selbst durch die geschlossene Tür hindurch konnte Jace Brians reumütige Stimme hören. Er machte seine Sache gut, soweit Jace das einschätzen konnte, auch wenn Myrna nicht gerade versöhnlich klang, was die zwei blauen Augen ihres Verlobten betraf.

Jace rieb über seine geschwollenen Fingerknöchel und fragte sich, wie er am nächsten Abend spielen sollte. Er durfte sich nicht mehr erlauben, in solche Schlägereien zu geraten. Wenn er sich die Hände verletzte, würden die Sinners ihn bestimmt rausschmeißen. Er wollte ihnen keinen Grund liefern, aus der Band zu fliegen. Nicht nachdem er so hart daran gearbeitet hatte, um dazuzugehören.

Sed holte eine Packung Aspirin aus dem Bad und grinste, als er es Trey überreichte. Er nickte in Richtung der dünnen Schlafzimmertür. »Scheint, als haben die sich ausgesöhnt.«

Es waren keine weiteren reumütigen Beteuerungen mehr zu hören. Nur noch die rhythmischen ekstatischen Schreie, die Myrna ausstieß.

Trey lachte. »Wer kann schon lange wütend auf Brian sein?« Er schluckte mehrere Tabletten und gab die Packung an Eric weiter.

»Ich bin froh, dass sie sich wieder vertragen haben«, sagte Eric, der ein blutiges Geschirrhandtuch an seine Schläfe hielt. »Ich hätte mich furchtbar gefühlt, wenn sie die Hochzeit abgesagt hätte.«

»Du solltest dich furchtbar fühlen.« Jace starrte zu Boden, denn er wusste, wie herausfordernd sein Blick war. Bei all den Lektionen seines Vaters, war die, nicht so trotzig zu schauen, nie haften geblieben. »Du hast die ganze Sache angefangen.«

»Ich hab dich nicht um Hilfe gebeten, Kleiner, oder?«, erwiderte Eric.

Nein, das hatte er nicht. Jace hätte sich nicht einmischen und zulassen sollen, dass die Rausschmeißer Erics Gesicht demolierten.

Jace verzog die Lippen und nickte leicht. Ohne ein weiteres Wort verließ er den Bus. Er hatte keine Lust auf noch eine Konfrontation. Nicht mit Eric. Der Kerl hatte nicht die leiseste Ahnung, welch großen, positiven Einfluss er auf Jaces Leben gehabt hatte. Wenn Eric nicht sein persönlicher Held gewesen wäre, hätte er ihm schon vor Jahren eine verpasst.

Jace schwang sich auf seine Harley, setzte den Helm auf und ließ den Motor an. Dröhnend erwachte die Maschine zum Leben. Die Freiheit, die dieser Klang verkörperte, beruhigte ihn umgehend. Er fuhr los, ohne zu wissen, wohin, aber seine Gedanken waren ganz auf eine schwarzhaarige Schönheit mit Peitsche gerichtet. Diese Frau war genau das, was er brauchte.

Er fragte sich, ob sie wohl noch im Club war. Er musste diese Visitenkarte bekommen, die sie ihm versprochen hatte, und eine Verabredung für ihre perfekte Misshandlung ausmachen.

Sofort.

2

Jace bog in die Gasse ein, in der der Stripclub lag. Er sollte nicht einmal hier sein. Auch wenn er immer gut darin gewesen war, unbemerkt zu bleiben, wusste er doch, dass er ein auffälliges Äußeres hatte, und Rausschmeißer reagierten nicht erfreut darauf, wenn man ihnen den Hintern versohlte. Wenn sie ihn sahen, würde er die Nacht vermutlich im Knast verbringen. Oder, schlimmer noch, im Krankenhaus. Bei einer Schlägerei mitzumischen, war eine Sache, von einer Gruppe Muskelmänner angegriffen zu werden, eine vollkommen andere. Aber nur um sie wiederzusehen, war er bereit, das zu riskieren. Sie. Wer immer sie war. Teufel auch, er kannte nicht mal ihren Namen.

Jace machte den Motor der Harley aus, stellte das Motorrad auf den Ständer und stieg ab. Den Helm behielt er auf, während er sich im Sitz zurücklehnte, um vor dem Hinterausgang auf seinen wunderschönen Dämon in schwarzem Leder zu warten. Er hoffte, er hatte sie nicht schon verpasst. Er brauchte sie. Unbedingt. Wenn nötig, würde er die ganze Nacht lang warten. Es war ja nicht so, als müsste er irgendwo anders sein.

Im Verlauf der nächsten halben Stunde verließen mehrere Leute, vor allem Tänzerinnen, den Club durch den Hinterausgang. Jace fing sich ein paar neugierige Blicke ein, aber niemand kümmerte sich weiter um seine Anwesenheit.

Als sie endlich herauskam, stockte ihm der Atem. Sie trug einen langen, schwarzen Pelzmantel über ihrem Lederbustier, schwarzen Seidenhosen und schenkelhohen Stiefeln. Jace unterdrückte ein Erschauern urtümlichen Verlangens. Am Fuß der Treppe blieb sie stehen und suchte in ihrer Tasche nach etwas. Vielleicht nach einer Zigarette?

Jace klopfte seine Taschen nach einem Feuerzeug ab, doch sie zog schon eine Packung Kaugummi hervor und steckte sich einen in den Mund. Sie drehte den Kopf in seine Richtung.

Bemerkte ihn.

Sein Schwanz meldete sich erregt. Vorfreudig. Jeder Millimeter seiner Haut kribbelte vor Begehren.

Ihre vollen, roten Lippen formten sich zu einem sexy Lächeln.

Erkannte sie ihn? Er wüsste nicht, wie. Er trug immer noch den Helm, das dunkle Visier geschlossen. Vielleicht lächelte sie jeden Kerl so an. Warum ihm dieser Gedanke etwas ausmachte, konnte er nicht sagen. Er wollte schließlich nur für ein paar Stunden ihre Dienste kaufen und sie nicht zu einer regelmäßigen Spielpartnerin machen. Auch wenn sie eine Klasse für sich darstellte. Gütiger Gott, diese Frau war Sinnlichkeit pur.

Sie ging auf ihn zu, bewegte sich mit der Anmut einer Katze auf der Jagd. Je näher sie kam, desto härter wummerte sein Herz, schneller und schneller. Jace richtete sich auf und entfernte sich ein paar Schritte von dem Motorrad.

Sie blieb direkt vor ihm stehen. Er konnte die Hitze ihres Körpers durch die Kleidung hindurch spüren. Die Wärme strich über seine Haut. Schärfte seine Wahrnehmung von ihr.

Er beugt sich zu ihr. Wollte sie berühren. Von ihr kosten. Sie ganz und gar erfahren.

Aber vor allem wollte er sich von ihr schlagen lassen, bis nichts mehr von ihm übrig wäre.

»Ich hab mir schon gedacht, dass du noch auftauchen würdest«, flüsterte sie. »Ich schulde dir einen Tanz.«

In den schenkelhohen Stiefeln mit den acht Zentimeter hohen Absätzen überragte sie ihn. Ohne die wäre er vermutlich knapp drei Zentimeter größer. Doch ihre Größe kümmerte ihn nicht. Es erregte ihn, zu ihr aufzuschauen. Ihr langer, weißer Hals erregte ihn. Die scharfe Linie ihres Kiefers. Die glatten Wangen. Die vollen Wimpern. Das dichte, schwarze Haar. Der Moschusduft ihres Parfüms vermischt mit dem Geruch von Leder und Pfefferminz. Der weiche, heisere Klang ihrer Stimme. Alles an ihr erregte ihn. Er brauchte sie. Jetzt. Er musste all seine Willenskraft aufbringen, um sie nicht jetzt, sofort an sich zu ziehen.

»Woher hast du gewusst, dass ich es bin?«, fragte er.

Sie schob das Visier seines Helms hoch und blickte in seine Augen. Das Himmelblau ihrer Augen bildete einen starken Kontrast zu ihrem rabenschwarzen Haar und ihrer porzellanweißen Haut. »Abgesehen von der Tatsache, dass du immer noch dieselben Klamotten trägst?«

Oh.

»Es liegt an deiner Haltung, Engelchen. Die Anspannung in deinem Körper. Du strahlst sie förmlich aus. Wie lange ist es her, dass du zur Erlösung gekommen bist?«

Er wusste, was sie meinte. Sie meinte keinen Orgasmus. Sex konnte er jederzeit haben. Sie wollte wissen, wie lange es her war, dass er bekommen hatte, was er wirklich brauchte. Die Erlösung, die sie ihm geben konnte. »Fast ein Jahr.«

Sie verzog mitfühlend die Lippen. »Armes Baby. Ich kümmere mich darum.« Sie berührte ihn an der Wange. »Mache alles besser.«

Freudige Wellen breiteten sich von seinem Gesicht über seinen Hals aus bis hinab in seinen Bauch. Zuckten in seinen Eiern. Er erschauerte. Griff nach ihr. Brauchte es. Sie.

Sie schlug seine Hand weg. »Nein.«

Er ballte die Hand zur Faust und ließ sie sinken. Er wusste, sie war eine Domina und daran gewöhnt, dass Männer ihr gehorchten, daher ließ er ihr ihre Überlegenheit. Für den Augenblick. »Gehen wir.«

»Jetzt?«

»Ja, jetzt. Sofort.«

Sie lachte. Der tiefe, heisere Klang sandte Schauer über seinen Rücken.

»Ich muss an die Arbeit zurück, Süßer.«

Frustriert stieß er den Atem aus. »Wann dann? Wann?«

»Morgen Abend. Zehn Uhr.«

Alles in Jaces Bauch zog sich zusammen. Er schüttelte den Kopf. »So lange kann ich nicht warten.«

Sie legte eine Hand in seinen Schritt. Ihm stockte der Atem. Sie drückte seine Eier. Nicht zu fest. Nur genug, um ihm ein wenig köstlichen Schmerz zu schenken. Es fühlte sich so gut an, dass er sich auf die Lippe biss, um nicht vor Erregung aufzuschreien.

»Du wirst warten«, sagte sie ungerührt. »Sag es.«

Er weigerte sich.

Sie packte fester zu. »Sag es.«

Er labte sich an dem schrecklich-schönen Schmerz, verlangte nach mehr davon.

Sie nahm die Hand weg, und er zuckte zusammen. Sein Bauch war in Aufruhr, aber er wollte mehr Schmerz. Viel mehr. Und er wusste, den würde sie ihm nicht geben, wenn er ihr nicht gehorchte. »Ich werde warten.«

Sie lächelte und ließ etwas in seine Hand gleiten. Eine Visitenkarte. »Hier ist die Adresse. Sei pünktlich, sonst mache ich die Tür nicht auf.«

Er blickte auf ihre schlichte, schwarze Visitenkarte. In der Gasse war gerade genug Licht, dass er die blutrote Schrift darauf lesen konnte.

MISTRESS V

SPEZIALISTIN FÜR KÖRPERLICHE ZÜCHTIGUNG

Körperliche Züchtigung? Oh Gott, beinahe kam er schon davon, diese Worte gedruckt zu sehen.

Jace atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Er musste an seine anderen Verpflichtungen denken. Die Sinners hatten morgen Abend einen wichtigen Auftritt. Würde das Konzert um zehn vorbei sein? Obwohl sie üblicherweise der Hauptakt waren, traten die Sinners morgen als Vorband auf, daher begann ihr Set früher als sonst. Sie sollten gegen halb zehn fertig sein, er würde sich beeilen müssen. »Ich werde da sein«, sagte er.

»Ich freue mich darauf, dich dazu zu bringen, um Gnade zu bitten«, murmelte sie.

»Dann wirst du enttäuscht sein.« Er steckte ihre Karte ein und schwang sich aufs Motorrad. Er drehte den Schlüssel um, und die Maschine erwachte unter ihm zum Leben. »Bis morgen.«

3

Jace legte den Eisbeutel von der linken auf seine rechte Hand. Die Schwellung ging langsam zurück, aber er wusste, dass er heute Abend nicht gut spielen würde. Sie traten als Vorband für Exodus End auf, vor ausverkaufter Halle. In scheiß Las Vegas, Nevada. Das sollte ein Riesenschub für ihre Musikkarriere sein, und nun drohten sie alle jämmerlich zu versagen. Die Sinners wurden allmählich zu einer größeren Nummer im Musikgeschäft, Exodus End standen aber ganz oben auf der Liste und machten keinerlei Anstalten, einen Gang zurückzuschalten. Hätten die Sinners sich einen schlechteren Zeitpunkt aussuchen können, um nicht voll auf der Höhe zu sein? Bestimmt nicht.

Das Rockstar-Haar noch nass von der Dusche, ließ sich Eric neben Jace aufs Sofa fallen. »Wie geht’s der Hand?«

Jace zuckte mit den Schultern. »Ich werd’s überleben.«

»Schon, aber viel wichtiger ist, ob du spielen kannst?«

Jace blickte zu Eric, der drei schmale Pflasterstreifen auf der Schläfe hatte, um seine Wunde zusammenzuhalten. »Sollte ich hinkriegen. Wie geht’s Trey?«

»Er macht ein Schläfchen.«

Jace zog die Augenbrauen zusammen. »Ein Schläfchen?« Das klang so gar nicht nach Trey. Sollte er nicht unterwegs sein und sich ein Mädchen suchen, mit dem er ein paar Stunden lang vögeln konnte? Oder auch einen Typen? Trey war da nicht festgelegt. »Vielleicht sollten wir ihn zu einem Arzt bringen.«

»Ich glaube, der Gedanke an Brians Hochzeit heute Nachmittag macht ihn irgendwie fertig. Er sagt natürlich nichts, klar, aber Brian wird ab jetzt nicht mehr so viel Zeit für seinen besten Kumpel haben, wo Frauchen Sinclair mit von der Partie ist.«

Das machte Sinn, befand Jace. Trey und Brian waren fast zwanzig Jahre lang die besten Freunde gewesen. Sogar Zimmergenossen. Da musste Trey sich ausgeschlossen fühlen, jetzt wo Brian verheiratet war. »Stimmt.«

Ohne Vorwarnung verpasste Eric ihm einen Schlag auf den Hinterkopf. »Warum hast du nie erwähnt, dass du wie ein UFC-Champion kämpfen kannst?«

Jace blickte zu ihm hoch. »Du hast nie gefragt.«

»Wo hast du gelernt, so zu kämpfen?«

Die Kabine des Tourbusses schien ihm plötzlich zu eng. Jace dachte nicht gern an seine Vergangenheit, noch weniger wollte er über sie reden. Er starrte auf den Eisbeutel auf seiner Hand und zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Was ist mit dir? Du warst auch nicht übel.«

Jace hoffte, von sich selbst ablenken zu können, indem er Eric in den Mittelpunkt rückte. Gewöhnlich verhinderte das weitere Nachfragen. Insbesondere bei einem Aufmerksamkeitsjunkie wie Eric.

»Ich hatte keine Wahl. Ich bin fünfzehn Jahre lang von einer Pflegefamilie zur nächsten weitergereicht worden. Da war niemand, der Kinder fördern oder eine glückliche Familie gründen wollte. Die waren alle nur aufs Geld aus. Die Hälfte von denen hat mir nicht mal was zu essen gegeben.« Er zuckte mit den Schultern und seine blauen Augen leuchteten auf, als er die Gedanken an seine Vergangenheit mühelos abschüttelte. Jace wünschte sich, er besäße diese Fähigkeit. »Ein paar Köpfe zusammenzuschlagen, war mal wieder lustig, oder?«

Lustig? Nicht wirklich. Bestätigend? Das schon. »Vermutlich. Was hat diese Prügelei überhaupt ausgelöst?«

»Hast du nicht mitbekommen, wie dieser Rausschmeißer Sed im Würgegriff hatte? Er hat ihn nicht mal losgelassen, als ich ihm gesagt habe, dass er Sänger von Beruf ist. Ich musste ihm erst eins überbraten.«

Jace hätte vermutlich dasselbe getan. Seds Stimme war es, was die Sinners auszeichnete. Jace lächelte verhalten. »Dann bin ich froh, dass wir sie vermöbelt haben.«

»Wir sollten proben gehen.« Eric sprang auf. »Unser Set ist nur halb so lang wie sonst. Bestimmt bringe ich das Intro für ›Twisted‹, wenn ich eigentlich ›Good-bye Is Not Forever‹ spielen sollte.«

Jace grinste. »Ich habe das Gefühl, wir werden heute Abend sowieso total versagen.« Er erhob sich von dem bequemen Ledersofa und steckte den Eisbeutel in den kleinen Kühlschrank des Tourbusses.

»Wird niemand merken. Die Fans sind da, um Exodus End zu sehen, und was wir machen, wird die keinen Deut scheren.«

»Wenn wir’s vergeigen, werden die das schon merken.«

Eric lachte leise. »Keine Sorge. Dem Bassspieler hört sowieso niemand zu. Du kannst so mies sein, wie du willst.«

Jace biss sich auf die Unterlippe, um Eric nicht zurechtzuweisen. Die Anspannung setzte ihm immer mehr zu, und er brauchte ein Ventil. Wie lange noch, bis er Mistress V sehen konnte? Er spähte auf die Uhr an der Stereoanlage. Shit. Noch vier Stunden.

Nach der Probe und einem Happen von der übriggebliebenen Hochzeitstorte stand Jace allein hinter der Bühne und versuchte sich für den Auftritt vor zwölftausend Leuten aufzuputschen. Die Schwellung seiner Hände war zurückgegangen, aber seine Finger waren immer noch nicht so beweglich wie sonst. Er fürchtete, sie würden Exodus End im Stich lassen und einen mehr als schwachen Job als Vorband hinlegen. Ihm wurde schlecht bei dem Gedanken daran, sie zu enttäuschen. Er schuldete dieser Band so viel. Insbesondere dem Leadgitarristen, Dare.

Etwas stach ihm in die linke Schulter, und er drehte sich um. Eric stand grinsend hinter ihm und setzte einen seiner Drumsticks als Stachel ein. »Willst du dich heute wieder hinter dem Schlagzeug verstecken?«

Jace zuckte mit den Schultern. Den Showteil an Liveauftritten mochte er nicht. Er wollte einfach nur seinen Bass spielen, mit aller Kunstfertigkeit, die ihm zur Verfügung stand, und die Bespaßung des Publikums Sed, Brian und Trey überlassen. Die drei waren Naturtalente, wenn es darum ging, Kontakt mit dem Publikum aufzunehmen. Jace war das nicht. Er fühlte sich jedes Mal wie der letzte Depp, wenn er sich zwang, die Sicherheit der hinteren Bühnenhälfte zu verlassen.

»Heute Abend gibt’s da ein Problem, kleiner Mann.«

»Was für ein Problem?«

»Wir sind die Vorband, das heißt, uns steht nur die Hälfte der Bühne zur Verfügung. Da ist hinten kein Platz, um dich zu verstecken. Mein Schlagzeug nimmt zu viel Raum ein. Das bedeutet, du wirst heute vorne stehen müssen.«

Jace sank das Herz in die Hose. »Shit.«

Eric lachte über sein Unbehagen. »Das wird sicher unterhaltsam. Obwohl, ich erinnere mich da an eine Show, bei der Brian von Myrna in Beschlag genommen war, und du für ihn eingesprungen bist. Du kannst einen auf Show machen, wenn du nur willst.«

Das Problem war nur, dass er das nie wollte. Er war wegen der Musik dabei. Aus keinem anderen Grund. Die Vergötterung durch die Fans brauchte er nicht. Ein lautes Krachen riss Jace aus seinen Gedanken. Travis, einer ihrer langjährigen Roadies, streckte eine Hand in Richtung einiger leerer Gitarrenkoffer aus und zog Trey wieder auf die Füße.

»Alles klar?«, fragte Travis.

Trey stolperte seitwärts, um sein Gleichgewicht bemüht, und hielt sich an Travis’ Arm fest. Immer noch ungewöhnlich blass, nickte Trey. »Ja, hab nur das Gleichgewicht verloren.«

Jace stellte sich neben den leicht schwankenden Rhythmusgitarristen. »Ich glaube, du solltest dich mal durchchecken lassen. Mit Kopfverletzungen ist nicht zu spaßen.«

»Mir geht’s gut. Hört auf, mich zu behandeln, als wäre ich ernsthaft verletzt. Wo zum Teufel steckt Brian?«

»Ich glaube, der schiebt eine schnelle Nummer mit Myrna«, sagte Sed, während er sich meterweise rote Lakritzschnüre in den Mund stopfte. Das Glycerin im Süßkram schmierte seine Stimmbänder, behauptete er immer. Seine Kehle musste ihm immer noch zu schaffen machen.

»Himmel, alles was er gerade tut, ist diese Frau zu vögeln«, grummelte Trey. »Ist ihm nicht klar, dass wir in zehn Minuten auftreten?«

»Sieben Minuten«, korrigierte ihn Dave, ihr Live-Tontechniker, bevor er hinausrannte, um seine Magie am Mischpult zu wirken.

Trey stolperte gegen Jace, der ihn an beiden Armen festhielt, um ihm Halt zu geben. »Tief durchatmen.«

Trey schloss die Augen und gehorchte widerspruchslos.

»Besser?«

Er nickte und zuckte dann gequält zusammen. »Shit, mein Kopf tut weh.«

»Warum setzt du dich nicht?«, sagte Eric. »Bevor noch irgendwas zu Bruch geht.«

»Dein Hals wahrscheinlich«, mischte sich Brian ein, der sich endlich zu ihnen gesellte und sich seinen Gitarrengurt umhängte.

»Fertig damit, Myrna zu knallen?« Trey schüttelte den Kopf angesichts seines unter dem Pantoffel stehenden besten Freundes.

Brian lachte leise. »Noch lange nicht. Die richtigen Flitterwochen fangen erst in sechsundvierzig Minuten an.«

Sed blickte finster drein und packte Jake, ihren Roadie mit dem Irokesenschnitt, der fürs Stimmen der Gitarren zuständig war. »Hey, Jake, besorg mir zwei wirklich heiße für heute Nacht.« Sein Blick verfinsterte sich noch mehr. »Sagen wir besser drei wirklich heiße.«

Niemand musste fragen, was für drei wirklich heiße Sed meinte. Er sprach von Groupies. Er war übel drauf, seit er am Abend zuvor seiner Ex, Jessica, über den Weg gelaufen war. Welche Groupies Jake auch immer zu Seds Unterhaltung anschleppen würde, die drei würden durchgevögelt werden. Lange, hart und gut. Sed war in Jagdlaune. Jace fühlte sich doppelt glücklich, dass er die Nacht in Mistress Vs Kerker verbringen würde. Der Biss ihrer Peitsche war sicherlich leichter zu ertragen, als zusehen zu müssen, wie Seds Groupies ihn um seine Aufmerksamkeit anflehten, nachdem er mit ihnen fertig war und sie wegschickte.

Die Lichter im Stadion gingen aus, und die Menge jubelte, wusste, jetzt würde gleich die Band die Bühne betreten.

Als Trey in der Dunkelheit über die unterste Stufe stolperte, nahm ihn Brian beim Arm und half ihm hoch auf die Bühne. »Sicher, dass du okay bist, Kumpel?«, hörte Jace ihn über den Lärm der Menge hinweg fragen.

»Als würde dich das kümmern.« Trey befreite sich aus Brians Griff und trottete zu seinem üblichen Platz rechts auf der Bühne. Jace suchte sich in dem trüben Licht seinen eigenen mit einem gelben Kreuz markierten Platz. Wenigstens war er hinter der vordersten Front, weiter in der Mitte. Hier konnte er sich vermutlich hinter Seds breiter, muskulöser Gestalt verstecken.

Erics erster Schlag auf die Bassdrum ließ sein Herz schneller pochen. Er stieg in »Twisted«, den ersten Song, ein und spielte seine beständige Basslinie. Seine verletzten, geschwollenen Finger protestierten bei jeder einzelnen Note. Als Brian sein Solo anstimmte, konnte Jace seine Finger kaum noch bewegen. Trey hockte sich auf eine Box. Sonst schrammelte er immer voller Enthusiasmus auf seiner Gitarre, aber nachdem er ein paarmal gegen seinen Mikroständer gestolpert war, bevorzugte er wohl einen festen Platz. Solange er sich nicht auf der Bühne bewegte, spielte er ohne Probleme. Als Sed nach Brians etwas schrägem Solo ins Mikro röhrte, musste er mitten im Ton hustend abbrechen. Er räusperte sich und versuchte es erneut, aber ohne Erfolg. Himmel, was für ein Desaster.

Glücklicherweise kam der Song zum Ende, und Jace rieb sich die steifen, schmerzenden Fingerknöchel, während Sed der Menge zurief, sie wären das beste Publikum aller Zeiten. Dasselbe erzählte er jedem Publikum. Er entschuldigte sich mit keinem Ton für die miese Performance der Band. Der Einzige, der halbwegs normal spielte, war Eric. Da er an der ganzen Schlägerei schuld gewesen war, war es irgendwie unfair, dass er nicht ebenso versagte wie der Rest der Band.

Da Seds Gesang nur suboptimal war, beschloss er offenbar, mit zusätzlichem Entertainment die Situation zu retten. In der Mitte des zweiten Songs stürzte er sich in die Menge und schien gar nicht mitzukriegen, dass er den Großteil der Strophen ausließ, während die Menge ihn auf den Händen weiterreichte. Wenn Jace so einen verrückten Stunt versucht hätte, wäre er wahrscheinlich auf den Boden geworfen und zertrampelt worden. Die Sicherheitsmänner retteten Sed aus der tobenden Menge, und er fand den Weg zurück auf die Bühne.

»Ihr Verrückten wisst, wie man abrockt!«, schrie Sed ins Mikro. »Wer ist hier, um Exodus End zu sehen?« Er hob eine Faust, während die Menge in Jubel ausbrach. Er räusperte sich. Zuckte zusammen. Senkte ein wenig die Stimme. »Ich habe heute ein bisschen Halsschmerzen. Ich sollte mir merken, mich am Abend vor einer Show nicht auf Schlägereien in einem Stripclub einzulassen, ganz egal wie verdammt heiß die Frau ist.«

Das Publikum bejubelte Seds Ausschweifungen. Jace musste grinsen. Je mehr die Sinners in Schwierigkeiten gerieten, desto mehr wurden sie von ihren Fans geliebt. Manchmal mussten sie eben, nun ja, wie Sünder handeln und ihr zum größten Teil vorgetäuschtes, dunkles Image füttern. Sie warteten, während Brian und Trey für den nächsten Song ihre E-Gitarren gegen akustische einwechselten. »Good-bye Is Not Forever«, bei diesem Song hatte Jace jedes Mal einen Kloß im Hals. Er erinnerte ihn an Kara Sinclair. Als Teenager hatten sie eine heimliche Beziehung gehabt. Je waghalsiger und gesetzloser er sich verhielt, je mehr er außer Kontrolle geriet, desto mehr stand sie auf ihn. Ein Grund, warum er Kara nicht vergessen konnte, war, dass sie Brians jüngere Schwester war. Oder vielmehr gewesen war, bevor sie bei einem Autounfall starb. Brian wusste nicht, dass Jace mal mit ihr zusammen gewesen war. Ihr die Unschuld genommen hatte. Dieses Geheimnis beabsichtigte er, mit ins Grab zu nehmen. Es gab keinen Anlass, einem Mann seine sorgsam gehüteten Erinnerungen an die perfekte kleine Schwester zu verderben.

Trey und Brian saßen auf Plattformen zu beiden Seiten der Bühne und schlugen das komplexe Riff der einzigen Ballade an, die die Band im Repertoire hatte. Sed hockte vorne an der Bühne, ließ seine Beine über den Rand baumeln und sang sich die Seele aus dem Leib. Mit dem üblichen Kloß im Hals lauschte Jace Seds fantastischer Stimme, und ihm rannen kalte Schauer über den Rücken.

Da er der Einzige war, der stand, fühlte Jace sich entsetzlich ausgestellt. Er atmete tief durch, seine Finger fanden von selbst die dicken Metallsaiten und die richtigen Noten. Darauf konzentriert, dem Instrument den perfekten Sound zu entlocken – was mit den geschwollenen Fingerknöcheln nicht leicht war –, näherte er sich dem Bühnenrand und stellte sich zwischen Sed und Trey. Er ließ seinen Blick über die Menge schweifen, bemerkte die plötzliche Begeisterung einiger Frauen, als er in Sicht kam. Jace grüßte mit zwei Fingern zu einer besonders aufgeregten jungen Frau hinüber, und sie packte den Saum ihres T-Shirts. Sie hob beide Hände über den Kopf und kreischte in voller Lautstärke, während sie ihre Brüste vor der Band entblößte. Sed blickte zu Jace und grinste. Er wollte wohl nicht zurückstehen und hob sein T-Shirt ebenfalls hoch, zeigte den weiblichen Sinners-Fans in der ersten Reihe seine gestählten Brustmuskeln und den Waschbrettbauch. Die schrillen Begeisterungsschreie der Frauen im Publikum brachten Jace’ Ohren zum Klingeln, trotz der Musik, die durch seinen Ohrstöpsel drang.

Sed legte den Kopf schräg, als wollte er zu Jace sagen: Du bist dran. Augenblicklich erlosch sein Verlangen danach, weiter mit der Menge zu kommunizieren, und Jace schüttelte den Kopf und machte ein paar Schritte rückwärts. Er hielt sich zwar in Form, aber gegen Seds Bodybuilder-Körper würde jeder andere abfallen. Er wollte sich nicht vor zwölftausend Menschen zum Deppen machen.

Als das Konzert vorbei war, verweigerten Jace’ Finger jede weitere Bewegung, Trey konnte kaum noch aufrecht stehen, Sed sang im Flüsterton, und Brian war so abgelenkt – zweifellos von Gedanken an seine Flitterwochen –, dass er von der Bühne ging, ohne vorher die Gitarre abzunehmen. Eine Reihe von schrägen Tönen erklang, während er in den Backstagebereich rannte. Schließlich gelang es einem Roadie, ihn lange genug aufzuhalten, um dem übereifrigen Leadgitarristen das Instrument wegzunehmen. Alles in allem konnte Jace sich an keinen mieseren Auftritt erinnern. Die Menge schien jedoch nichts bemerkt zu haben, dem Jubel und den »Sinners, Sinners, Sinners!«-Rufen nach zu urteilen, die durch das Stadion dröhnten.

»Wow, wart ihr alle schlecht«, bemerkte Eric und warf einen Drumstick in die Menge vor der Bühne.

Jace schnipste sein Plektrum dem Mädchen zu, das ihnen die Brüste gezeigt hatte. Als es in ihrer ausgestreckten Hand landete, drückte sie es an ihre Lippen, küsste es, und fing dann an, auf und ab zu springen.

»Ich glaube, du hast einen Fan, Jace«, kommentierte Sed und wischte sich mit dem Saum seines T-Shirts den Schweiß vom Gesicht. »Vielleicht solltest du sie in die Garderobe einladen. Du siehst aus, als hättest du einen Blowjob nötig.«

Jace spürte, wie seine Ohren rot wurden. Dieses Mädchen hatte nichts von dem zu bieten, was er brauchte. Das hatte nur eine gewisse, schwarzhaarige, in Leder gekleidete Domina. Die Gedanken an Mistress V und an das Begehren, das sie stillen würde, zwangen Jace dazu, sich die Hose zurechtzurücken.

»Jedenfalls brauche ich einen«, fügte Sed hinzu.

»Ich darf zuschauen, oder?«, erkundigte sich Eric.

»Du weißt doch, vor Publikum bin ich am besten.« Sed zwinkerte, verbeugte sich noch einmal und verließ die Bühne.

Jace übergab Jake sein Instrument, der den Bass sorgsam zu der Gitarrensammlung an der Seite der Bühne hinübertrug. Jace zog die schwarz-rote Visitenkarte aus seiner Tasche. Jetzt musste er nur noch den Weg zu ihrer Adresse finden. Allein der Tod würde ihn jetzt noch davon abhalten, um Punkt zehn vor ihrer Tür zu stehen.

4

Fünf Minuten vor zehn klingelte es bei Aggie an der Tür. Sie lächelte. Zündete noch eine Kerze an. Fuhr mit den Fingern durch die Flamme. Ließ ihn warten.

Die Klingel summte erneut, länger dieses Mal. Aggie musterte sich in dem Spiegel, der im Vorraum ihres Kerkers die gesamte Länge einer Wand einnahm, und strich sich mit beiden Händen über das lange, glatte Haar. Sie überprüfte ihr Make-up. Fuhr mit der Zunge über ihre Zähne. Ließ ihn warten.

Summ. Summ-summ. Summmm.

Sie streichelte den Griff ihrer Lieblingspeitsche. Fuhr mit einem Finger das Blumenmuster entlang, mit dem sie ihr Lederkorsett bestickt hatte. Spähte auf die Uhr. Noch zwei Minuten bis zehn. Noch nicht.

Er nahm den Fingern nicht mehr von der Klingel. Summmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmm.

Aggie lachte leise.

Sie verließ den schallgedämmten Raum und ging durch das Foyer zur Tür.

Auf der Schwelle stand ihr tougher Engel, den sie nicht aus dem Kopf kriegen konnte. Er hieß Jace. Jace Seymour. Jessica, Seds Ex-Verlobte mit Zugang zu dieser Art von Information, hatte ihr das heute verraten. Ja, Aggie hatte ihre harte Schlampenfassade heute lange genug fallen gelassen, um Jessica über einen Kerl auszufragen. Nicht gerade ihr stolzester Moment. Sie glaubte nicht, dass Jess irgendwem von ihrem Interesse an einem Mann erzählen würde, für den sie sich nicht interessieren sollte.

Ihre Blicke trafen sich, und er atmete zittrig ein. »Ich habe gedacht, ich wäre zu spät. Dass du die Tür nicht mehr aufmachen würdest.«

Immer noch so süß, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Wenn er auf die Piercings, die Stachelfrisur und die Tattoos verzichten würde, könnte er sich den Lebensunterhalt gut als Model für Abercrombie and Fitch verdienen. Wie kam ein so gut aussehender Typ zu einem Schmerzfetisch? Das ging sie nichts an, entschied sie. Schließlich versuchte sie hier nur, den eigenen Lebensunterhalt zu verdienen. Zum Teufel, sie durfte ihre Arbeit auch genießen.

»Komm rein.«

Er trat ein. Blickte sich um, wirkte aufgeregt und angespannt.

Sie nahm ihn bei der Hand und führte ihn zu dem breiten Sessel mit Zebramuster, gleich vor der Tür zu ihrem Allerheiligsten: dem Raum, in dem Männer die meiste Zeit auf Knien verbrachten. Aggie und Jace nahmen nebeneinander Platz, die Oberschenkel nur Zentimeter voneinander entfernt. Sie mussten Klartext reden, damit sie wusste, was er wollte. Wie er es wollte. Und wie lange. Jeder Kunde war anders. »Wie soll ich dich nennen, Süßer?«

»Jace«, sagte er.

»Ist das eine Abkürzung für Jason?«

Er spannte sich an und Schmerz zuckte über seine ebenmäßigen Gesichtszüge. »Nenn mich niemals Jason. Niemals.«

»Ganz wie du magst. Ich kann dich auch Hund nennen, Schlampe, Sklave, Pussy, Bastard, Batman, was immer du willst.«

Er grinste und richtete den Blick auf ihre Hand, die auf seinem Knie ruhte. »Jace passt schon.«

Das kurze Aufflackern seines Lächelns ließ Schmetterlinge in ihrem Bauch aufflattern. So dämlich hatte sie noch nie auf einen Kerl reagiert, insbesondere nicht auf einen ihrer Kunden. Was stimmte nicht mit ihr? Sie würde ihn besonders hart schlagen, dafür, dass er sie dazu brachte, ihn zu begehren.

Sie strich ihm mit der freien Hand über die dunklen, rauen Bartstoppeln auf der Wange. Er sollte sie ansehen. Er öffnete den Mund und drehte den Kopf in ihre Richtung, zitterte vor unterdrücktem Verlangen. Oh verdammt, ja. Sie musste an die Arbeit gehen.

»Dein Safeword ist Gnade. Gnade, Mistress V.«

»Ich brauche kein Safeword.«

Sie biss sich auf die Lippe, um das amüsierte Auflachen zurückzuhalten. »Ich bin auf körperliche Züchtigung spezialisiert.«

»Darum bin ich hier.«

Vermutlich stand der Kerl auf das Zeug, für das sie zu zimperlich war, um es im Repertoire zu haben. »Du musst noch etwas wissen, bevor ich anfange. Ich gehe nicht so weit, dass es blutet. Ich benutze weder Haken noch Stacheldraht. Ich werde deinen Sack nicht am Boden festnageln. Wenn du auf solche Dinge stehst, kann ich dir ein paar meiner Kolleginnen empfehlen, aber ich selbst gehe nicht so weit, ganz egal, wie viel Geld du mir bietest.«

Er schüttelte den Kopf. »Ich will nur, dass du mich schlägst.«

Sie lachte. »Das mache ich. Und zwar gut.«

»Können wir jetzt anfangen?«

Ja, das konnten sie. »Soll ich dich fesseln?«

»Nein.«

»Knebeln, eine Maske überziehen, ein Halsband anlegen?«

»Verdammt, schlag mich einfach nur, okay? Ich will nicht länger drüber reden.«

Diesen Mangel an Respekt würde sie ihn bedauern lassen. »Die Hälfte der Bezahlung jetzt. Die andere, wenn wir fertig sind.«

»Wie viel?«

»Zweihundert für zehn Minuten.«

»Wie viel für zwei Stunden?«

Sie riss die Augen auf. »Zwei Stunden?«

Er nickte kurz, mied ihren Blick.

»Süßer, ich glaube nicht …«

»Wie viel?«

Die längste Session, die sie je gemacht hatte, war vierzig Minuten lang gewesen. Er wusste bestimmt nicht, worauf er sich hier einließ. Manche Dominas verbrachten die meiste Zeit mit dem Aufreizen, aber sie kam lieber gleich zur Sache. Ihr Motto war, schone die Peitsche und nicht den Sklaven. Sie war keine, die einen Kerl fesselte und ihn dann zwei Stunden lang auf dem Boden liegen ließ, während sie sich die Fingernägel lackierte, um ihm dann drei Minuten lang den Hintern zu versohlen, bevor sie ihn nach Hause schickte. Zuerst versohlte sie ihm den Hintern. Dann griff sie zur Peitsche. Wenn die Kerle denn bis dahin durchhielten. Aber wenn Jace sie für zwei Stunden bezahlen wollte, würde sie sein Geld nur zu gern annehmen. »Zwei Riesen.« Heißer-Kerl-Rabatt.

Er öffnete seine Brieftasche und nahm zehn knisternde Hundert-Dollar-Scheine heraus.

Sie faltete die Scheine zusammen und steckte sie in ihr Lederkorsett. »Keine Erstattung.«

»Gut.« Er stand auf. »Wo?«

Kein Mann vieler Worte. Sie fing wirklich an, diesen Kerl zu mögen.

»Ich möchte betonen, dass ich keine Prostituierte bin. Du kaufst keinen Sex. Ich habe keinen Sex mit Kunden.«

»Ich weiß, wie das funktioniert.«

»In Ordnung.« Sie erhob sich und nahm ihn bei der Hand. »Folge mir.«

Sie führte ihn ins Allerheiligste und schob die schwere Tür hinter ihnen zu. Dröhnend fiel sie ins Schloss. Aggie verriegelte sie und kontrollierte den Panikknopf, um sicherzugehen, dass er funktionierte. Sie hatte ihn noch nie benutzen müssen und bezweifelte, dass sich das heute ändern würde, aber auch eine Frau, die Expertin in Selbstverteidigung war und wusste, wie man eine Peitsche benutzte, könnte irgendwann mal Hilfe von der Polizei oder Sanitätern brauchen.

Jace blickte sich interessiert um. Der Raum war quadratisch, mit schallisolierender Dämmung an drei Seiten. Der Spiegel an der vierten Wand war für Kunden bestimmt, die sie gern beobachteten, während sie ihnen Schmerzen zufügte. Wenn sie sich selbst nicht beim Heulen und Betteln zusehen mochten, zog sie den schweren Samtvorhang davor zu. Es gab noch einen zweiten Raum, in dem sie weitere Instrumente lagerte und die Werkzeuge nach jeder Session säuberte und desinfizierte.

Jace musterte die Gerätschaften, die auf einem Tisch an der Wand lagen.

»Reizt dich eins davon?«, fragte sie.

»Ich würde sie gern alle ausprobieren.« Er blickte sie über die Schulter hinweg an, seine braunen Augen entschlossen auf ihre gerichtet. »Wiederholt und ausführlich.«

Aggie verbarg ihre Überraschung hinter einem Lachen. »Du wirst es bedauern, wenn du mir komplett freie Hand lässt, Jace. Ich bin für meine Bösartigkeit bekannt.«

»Ich freue mich darauf.«

Er lächelte und ihr Herzschlag setzte einen Moment lang aus. Himmel, er war vermutlich sowieso der süßeste Kerl, den sie je getroffen hatte, aber wenn er lächelte … Sie schluckte und gab sich mental einen Schubs. Sie durfte sich nicht gestatten, einen Kunden anziehend zu finden. Nicht mal einen, dessen Anblick allein sie schon feucht werden ließ.

»Bereit anzufangen?«

»Ja.«

Sie trat nahe zu ihm, ihre Nase nur Zentimeter von seiner entfernt. »Ja, Mistress V.« Ihre Stimme klang hart.

Erschauernd beobachtete er sie unter halb geschlossenen Lidern hervor. »Ja, Mistress V.«

»Zieh dich aus.«

»Ganz?«

Sie biss die Zähne aufeinander und stach ihm mit einem Finger in die Brust. »Stell mich nicht infrage. Stell mich verdammt noch mal nie infrage. Verstanden?«

»Ja, Mistress.«

Er zog seinen Ledermantel aus, ließ T-Shirt, Stiefel und Socken folgen. Ein guter Körper. Schlank mit wohlgeformten Muskeln. Hier und da mit Tattoos verziert. Sie hätte gern Zeit gehabt, ihn näher zu betrachten, aber sie musste vorgeben, sich nichts aus ihm zu machen. Vorgeben, dass er bedeutungslos war. Dass es ein Privileg war, wenn sie ihm auch nur einen Hauch ihrer Aufmerksamkeit schenkte. Selbst ihre Misshandlung. Insbesondere ihre Misshandlung. Das war einer der wichtigsten Aspekte ihres Spiels.

Jace zögerte, die Hände am Bund seiner Jeans. »Ich habe keine Unterwäsche an.«

»Wie bitte? Glaubst du, der Anblick deines Schwanzes kümmert mich? Hältst du den für was Besonderes? Glaubst du, der würde mich interessieren?«

Er richtete den Blick zu Boden. »Nein, Mistress.«

»Dann zieh dich aus.«

Er entledigte sich der Jeans. Sein Schwanz war sehr wohl etwas Besonderes. Riesig. Wunderschön. Dick. Und hart wie Granit. Ihre Vagina pochte bei seinem Anblick. Okay, dann war sie eben interessiert, aber das durfte er nicht merken.

»Errege ich dich, Jace?«, fragte sie süffisant grinsend. Es war lange her, dass sie einen Mann hatte vögeln wollen. Irgendeinen Mann. Und einen Kunden hatte sie noch nie vögeln wollen.

Bis jetzt.

»Ja, Mistress.« Er keuchte auf. »Sie lassen mich steif werden. Bestrafen Sie mich.«

»Auf die Knie.«

Er zögerte. Er sah sie nicht an, als er erwiderte: »Nein.«

»Nein?«

Also wollte er spielen. Sie mochte Herausforderungen. Sie waren selten.

»Ich will nur, dass du mir wehtust. Ich will nicht betteln oder erniedrigt werden.« Als er den Kopf schräg legte und sie anschaute, lag Trotz in seinem Blick. Trotz? War er nicht devot? Warum war er dann hier? Wofür zum Teufel brauchte er sie?

Sie beobachtete, wie er darum kämpfte, seinen Trotz zu unterdrücken, und entschied, dass er sich unterwerfen wollte. Er brauchte nur etwas mehr Ermutigung als andere. Ihre üblichen Kunden würden bereits auf Händen und Knien auf dem Boden herumkriechen, um Schmerz betteln, und dann um Gnade winseln.