Sinnige Geschichten 4 - Margarete Jaeckel - E-Book

Sinnige Geschichten 4 E-Book

Margarete Jaeckel

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Beschreibung

Fünf Geschichten zu den Jahresfesten, die Kinder, Eltern und Lehrer*innen in die unterschiedlichen Qualitäten der Jahresfeste einführen. Zu verwenden in Elternhaus und Schule, Vertretungsunterricht, Religionsunterricht, Ethikunterricht und vieles mehr. Geeignet für Kinder ab 6 und junggebliebene Erwachsene.

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Seitenzahl: 69

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Margarete Jaeckel

Sinnige Geschichten

zu den JahresfestenSammelband 4

Illustrationen vonSusanne Ledendecker

Lektoriert vonChristine Tremel

© 2020 Margarete Jaeckel

Verlag und Druck:

tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

ISBN

 

Hardcover

978-3-347-02716-9

Paperback:

978-3-347-02715-2

e-Book:

978-3-347-02717-6

Illustration Umschlag: Susanne Ledendecker

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Inhalt

Überraschung

Das wiedergewonnene Licht

Ein neues Miteinander

Die Fülle des Sommers

Eine mutige Entscheidung

1

Überraschung

Eine Geschichte zu Weihnachten

 

Es ist Winter geworden. Der erste Frost hat die Pfützen zufrieren lassen und Klabo hält die Nase in die Luft. Er schnuppert. Der Kobold ist sich sicher, dass es bald schneien wird. Die Menschen werden sich freuen, denn es sind nur noch wenige Tage bis Weihnachten.

Klabo strolcht auf dem Weihnachtsmarkt herum. Da ihm Händchen und Füßchen kalt geworden sind, beschließt er, sich beim Maronistand aufzuwärmen. Außerdem liebt er den Duft, den die frisch gerösteten Maroni verströmen.

Mit einem Satz springt er an den Rand der offenen Maronischale und genießt die warme Luft, die ihm entgegenströmt. Nun hat er auch einen guten Platz gefunden, um sich umzusehen.

Was ist denn das? Klabo muss gleich zweimal hinschauen, doch ja, er hat sich nicht getäuscht. Fridolin Murks, der Mann, der alles später machen wollte und dabei fast sein Leben vermurkst hätte, steht mit einer Frau vor den Herzen aus Lebkuchen. Sein rechter Arm liegt liebevoll auf ihrer Schulter. Es ist die nette Dame, bei der Fridolin sich vor Wochen vorgestellt hat. Klabo erinnert sich gut an sie, saß er doch während des Gesprächs in Fridolins Tasche. Und auch sie kennt Klabo, denn als eine der wenigen Menschen konnte sie ihn sehen. Und lud ihn sogar ein.

Damals schon haben Klabo und auch Fridolin Gefallen an ihr gefunden und jetzt, ach, wie freut sich Klabo, sind sie wohl wirklich ein Paar geworden.

Klabo will die beiden nicht aus den Augen lassen und vielleicht sogar mit ihnen nach Hause gehen. Zu neugierig ist er, wie sie wohnen und zusammenleben.

 

Er sieht, dass Fridolin seiner Freundin ein großes Lebkuchenherz umhängt, auf dem in weißer Zuckerschrift „Simone“ steht. Ah, jetzt kennt er auch ihren Namen. Simone bedankt sich bei Fridolin mit einem Küsschen auf die Backe. Der Kobold klatscht vor Freude in seine Händchen, verlässt seinen warmen Platz und trippelt schnurstracks zu den beiden.

 

Er stellt sich auf Fridolins dicke Winterstiefel und schaut erwartungsvoll zu Simone hoch. Er will sich gar nicht verstecken, sie wird ihn sowieso wahrnehmen.

Aus Fridolins geöffnetem Geldbeutel fällt eine Münze auf den Boden und beide bücken sich, um sie aufzuheben.

„Ach, schau mal, Fridolin! Wen haben wir denn da?“, ruft die Freundin überrascht.

„Was meinst du Simone?“, fragt Fridolin.

„Auf deinem Schuh sitzt der kleine Kerl, den du bei deinem Vorstellungsgespräch dabei hattest. Ich habe mich schon gewundert, dass er nie mehr zu sehen war, aber umso schöner ist es, dass er uns jetzt hier begegnet!“

Fridolin starrt angestrengt nach unten, aber er sieht nichts, nur seine Schuhe.

„Er sieht ganz verfroren aus!“, meint Simone.

„Na, mein Lieber, magst du vielleicht mit uns kommen, um dich ein wenig aufzuwärmen?“, schlägt sie ihm vor.

„Ja, gerne! Das wollte ich sowieso“, antwortet dieser keck.

„Lass uns später zum Optiker gehen, dann kommt der Kleine schneller in die Wärme!“, sagt Simone zu Fridolin.

„Auf keinen Fall erledigen wir etwas später und nicht sofort, wir gehen jetzt!“,

erwidert Fridolin mit einem breiten Grinsen im Gesicht und Klabo schlägt einen Purzelbaum vor Freude darüber, was Fridolin in letzter Zeit gelernt hat.

Klabo macht es sich in Fridolins Manteltasche bequem und begleitet die zwei. In der Wärme des Optikerladens wird er vor lauter Glück über Fridolin und Simone ganz übermütig:

Er vertauscht Brillen, die die Kunden im Laden ausgewählt haben, lässt Schräubchen verschwinden, schmiert mit seinen klebrigen Händchen über Brillengläser und hängt das Schild „Geschlossen“ an die Türe.

Dadurch entsteht eine unglaubliche Verwirrung im Laden und Simone und Fridolin sehen zu, dass sie dort schnell wieder verschwinden können.

Draußen aber wundert Klabo sich, welchen Weg die beiden einschlagen. Das ist doch nicht die Richtung, in der Fridolin wohnt.

Er zupft Simone wieder und wieder am Ärmel, denn jetzt sitzt er in ihrer Handtasche, doch sie lässt sich nicht beirren.

Vor einem zweistöckigen Haus bleiben sie stehen und wirklich: Simones Schlüssel passt in das Schloss. Fridolin ist wohl umgezogen! Die zwei, beziehungsweise drei, gehen zum Aufzug und fahren in den zweiten Stock. Klabo wird es ganz mulmig in diesem Kasten und er ist heilfroh, als sie in der Wohnung ankommen. Er schwört sich, diese Angstmaschine nicht mehr zu benutzen.

Simone legt das große Lebkuchenherz ab und hängt es in der Küche an einen Haken. Nochmals gibt sie Fridolin einen dicken Kuss. Die beiden haben sich gesucht und gefunden, denen geht es wirklich richtig gut miteinander, erkennt Klabo.

Es klingelt an der Türe. Klabo spitzt seine Ohren. „Wwwwie gggut, dddas ich euch antrefffe! Frau und Herr Mmmeckerle haben ssich wieder bei mmmir beschwert, dddas mein Fffflötenspiel zu laut gewesen sei! Und auch die Gggitarre mögen sie nicht. Dabei mmacht es mir so viel Spaß zu mmmmusizieren.“

„Komm rein, Toni!“, erwidert Simone beruhigend „und setz dich! Du darfst spielen bis zur Mittagsruhe und danach wieder bis 19 Uhr. Also, lass die beiden Meckerles meckern, das machen sie ja sowieso unentwegt!“

„Aber mmmich mmacht das total ffertig!“

Herr und Frau Meckerle, der Name lässt Klabo aufhorchen. Er hat doch neulich im Supermarkt ein Ehepaar getroffen, das nur gemeckert hat. Anschließend hatte er sich versehentlich in ihr Auto gesetzt. Ob das wohl die beiden sind oder ob es noch andere Menschen gibt, die sich ewig nur beschweren?

„Wwwwas mmmacht ihr dddennn so an Wwweihnachten?“

„Wir wollen Heiligen Abend am Spätnachmittag auf eine Hütte fahren!“

„Ah!“, erwidert der stotternde Toni und Klabo kann die Enttäuschung in seiner Stimme hören. Er ist wohl alleine, denkt Klabo.

Simone, die das nicht zu bemerken scheint, spricht Toni auf dem Weg zur Tür noch ein wenig Mut für sein Flötenspiel zu und Klabo schlüpft unbemerkt mit ihm zusammen aus der Wohnung. Er will sich diese Meckerles einmal näher anschauen.

Er ist noch nie in einem Mehrfamilienhaus gewesen und findet das spannend. In solch einem Gebäude wohnen viele Menschen unter einem Dach. Ob sie wohl wie eine Familie sind? Oder wie Freunde? Aber offensichtlich verstehen sich ja nicht immer alle gut miteinander.

Das will er jetzt herausfinden.

Es gibt in dieser zweiten Etage nur noch eine Wohnungstüre. Klabo setzt sich auf die Fußmatte, legt die Ohren an die Türe und horcht.

„Diese ständige Flöterei und die Geigerei und das Gezupfe auf der Gitarre gehen mir unendlich auf die Nerven! Wir müssen uns beim Hausmeister beschweren!“

„Volltreffer!“, denkt Klabo zufrieden. Hier wohnen die Meckerles.

Und jetzt weiter! Wer wohnt denn wohl ganz unten?

Das rote Geländer hat ihn von Anfang angelockt und er rutscht blitzschnell und mit lautem Juchzen nach unten. Herrlich! Gleich nochmal.

Eine laute Kinderstimme lässt ihn aufhorchen und hält ihn von seinem spaßigen Vorhaben ab.

„Ich will aber Weihnachten nicht hier feiern. Ich will zur Oma, so wie immer. Dass Beppo krank ist, da kann ich ja nichts dafür! Weihnachten zu Hause ist doof!“

Klabo schaut hinunter. Dort im Türrahmen erkennt er Cloe, die wütend mit dem Fuß aufstampft:

„Dann soll Oma wenigstens zu uns kommen!“, ergänzt sie energisch.

„Oma kann nicht kommen! Opa verreist nicht mehr, das weißt du doch und sie wird ihn an Weihnachten auf keinen Fall alleine lassen!“

„Blöder Beppo!“, murmelt Cloe leise.

Na, die kennt er doch auch. Beppo und Cloe haben sich eine Beschwerdestelle für Kinder gewünscht und waren im Schlamasselland.

Diese Familie wohnt also auch hier. So ein Zufall!

 

Gegenüber öffnet sich eine weitere Haustüre und eine alte Frau mit einem Rollator schiebt sich langsam in den Flur.

„Guten Morgen, Cloe. Was ist denn nur los?“, fragt sie freundlich.

„Wir sind Weihnachten in diesem Jahr hier, weil Beppo krank ist! Das ärgert mich so sehr!“