Sinnliches Wiedersehen mit dem Ex - Naima Simone - E-Book

Sinnliches Wiedersehen mit dem Ex E-Book

Naima Simone

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Beschreibung

Er hat einen Sohn? Als Ölbaron Ross Edmond herausfindet, dass seine Affäre mit Charlotte vor drei Jahren süße Folgen hatte, schlägt er der schönen Sterneköchin eine Heirat vor. So viel haben sie nachzuholen: glückliche Tage und Nächte – und Leidenschaft! Aus Charlottes empörtem Nein wird nach einem sinnlichen Kuss ein leises Vielleicht. Und als sie bei einem Gourmet-Festival eng zusammenarbeiten, schließlich ein freudiges Ja. Aber weder Ross noch Charlotte ahnen: Sie haben einen Feind, der zum zweiten Mal alles daransetzt, ihre Liebe zu zerstören …

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Seitenzahl: 205

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IMPRESSUM

BACCARA erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2021 by Harlequin Enterprises ULC Originaltitel: „Back in the Texan’s Bed“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto in der Reihe: DESIRE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARA, Band 2237 05/2022 Übersetzung: Maike Claußnitzer

Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 05/2022 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783751509022

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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PROLOG

Liebe.

Russell Edmond jr., genannt Ross, nippte an seinem Scotch und genoss den rauchigen Geschmack, während er aus dem Fenster des Texas Cattleman’s Club sah und das schöne Paar betrachtete, das sich gerade leidenschaftlich umarmte.

Ezekiel Holloway und Reagan Holloway – geborene Sinclair – hatten vor einigen Monaten in Royal, Texas, einen handfesten Skandal verursacht, als sie gegen den Willen von Reagans Familie heimlich in Las Vegas geheiratet hatten. Vor allem weil zu diesem Zeitpunkt gegen Zekes Familie wegen Unterschlagung und Drogenschmuggel ermittelt worden war. Mittlerweile war der Verdacht allerdings ausgeräumt und ihr guter Ruf wiederhergestellt. Jetzt genoss das junge Paar sein Glück.

Ross unterdrückte ein spöttisches Grinsen. Die beiden wirkten verliebt und, ja, glücklich. Gerade küssten sie sich so innig, als müssten sie sich für Monate trennen. Offenbar liebten sie einander wirklich oder glaubten zumindest, es zu tun.

Leider – oder aus seiner Sicht glücklicherweise – glaubte er nicht an die Liebe. Für ihn war sie nur eine Ausrede dafür, sich idiotisch zu verhalten und spontanem Begehren nachzugeben.

Aber woran glaubte er?

Erneut hob Ross das Glas an die Lippen und wandte sich von dem Ehepaar ab, um den Blick durch den elegant eingerichteten Raum schweifen zu lassen. Der Club war vor Kurzem renoviert worden. Jetzt dominierten nicht mehr dunkles Holz und Stein, sondern helle Farben, große Fenster und hohe Decken. An den Wänden hingen immer noch Jagdtrophäen und historische Erinnerungsstücke, und es gab auch weiterhin die Ställe, den Pool und die Tennisplätze. Aber inzwischen hatte der Club auch einen Kindergarten und hübsche große Wandgemälde. All das vermittelte eine Wärme, die vorher gefehlt hatte.

Aber die Einrichtung zeugte immer noch von Reichtum. Einfluss. Exklusivität.

An diese Ideale glaubte Ross.

Geld und Macht. Darauf konnte man sich verlassen.

Sie enttäuschten einen nie.

Anders als Menschen. Anders als die Liebe.

Sogar seine innere Stimme klang hämisch, wenn er daran dachte.

„Komm her, Ross“, brüllte Russell Edmond sr., als wäre Ross nicht nur ein paar Meter von ihm entfernt. „Grübeln kannst du in deiner Freizeit. Jetzt geht’s ums Geschäft.“

Rusty. Ölmogul. Mitglied im Texas Cattleman’s Club. Tycoon. All diese Bezeichnungen trafen auf Russell Edmond sr. zu. Ross hätte noch brillant, skrupellos, dominant und manipulativer Bastard hinzugefügt.

Noch immer war Rusty eine Respekt einflößende Erscheinung: groß, breitschultrig, athletisch, wenn auch um die Taille etwas fülliger als früher, mit grau meliertem dunklem Haar und stahlgrauen Augen.

Ross ging zu dem langen Konferenztisch aus Zedernholz hinüber. Dabei war sein Blick allerdings nicht auf seinen Vater, sondern auf die Dokumente in der Mitte des Tisches gerichtet. Sein Herz klopfte vor Vorfreude. Andere hätten in dem Stapel nur ein paar Blätter Papier gesehen. Aber für ihn bedeuteten sie Unabhängigkeit und Freiheit.

Bei diesem Deal ging es zwar auch um die Edmond Organisation, aber dieses Projekt – das Kunst-, Gourmet- und Weinfestival Soiree on the Bay, das auf einer kleinen Privatinsel stattfinden sollte – war sein Baby. Und das seiner Geschwister Gina und Asher und seines besten Freunds Billy Holmes. Aber zum ersten Mal war Ross mehr als eine Marionette, die Rustys Befehle ausführte. Mehr als der nichtsnutzige Playboy, der vom Erfolg seines Vaters profitierte.

Mit diesem Event würde er endlich aus Rustys Schatten hervortreten und allen demonstrieren, dass er den Namen Edmond nicht nur geerbt hatte, sondern es auch verdiente, ihn zu tragen. Er würde eine entscheidende Rolle dabei spielen, die Edmond Organisation zu einem Unternehmen von internationaler Bedeutung zu machen. Das war selbst Rusty nicht gelungen.

Aber er würde es schaffen.

Dabei würde er sich vielleicht auch endlich das verdienen, wonach er sich seit achtundzwanzig Jahren sehnte – ein Lob von Rusty.

Aber wieder keine Liebe. Männer wie sein Vater glaubten noch weniger daran als er. Da musste man nur Rustys vier Ex-Frauen fragen.

Oder seine Kinder.

„Das ist also der Vertrag?“ Ross stellte sein Glas auf den Tisch und bemühte sich, die Papiere nicht anzustarren, als wären sie der Heilige Gral und er ein texanischer Indiana Jones.

„Ja“, bestätigte sein Collegefreund und angehender Geschäftspartner Billy Holmes. „Der letzte Schritt, den Traum von Soiree on the Bay Wirklichkeit werden zu lassen.“

„Traum?“, stieß Rusty verächtlich hervor. „Träume sind was für Männer, die nicht die Eier haben, sich zu holen, was sie wollen.“

Ross zog die Augenbrauen hoch und warf seiner Schwester Gina über den Tisch hinweg einen Blick zu. Sie verdrehte die Augen. Diese beiläufige Bemerkung zeigte wieder einmal, dass Rusty keinen Respekt vor Frauen hatte – und das nur, weil sie das Pech gehabt hatten, ohne Penis auf die Welt gekommen zu sein. Obwohl Gina ebenso geschickt wie Ross darin war, ihre Gefühle zu verbergen, sah er ihr an, dass sie verletzt war.

„Zum Glück haben ja alle hier Eier“, konterte Billy und grinste Ross’ kleine Schwester an. „Bloß du nicht, Gina. Gott sei Dank.“ Sein Witz hatte die gewünschte Wirkung: Die Schatten verschwanden aus Ginas Augen, in denen nun Humor und Dankbarkeit aufblitzten. „Sobald wir alle unterschrieben haben, wird niemand mehr an der Strahlkraft der Edmond Organisation zweifeln.“

Rusty brummelte etwas und schob den Vertrag über den Tisch zu Billy. Während er ihn durchblätterte, zwinkerte Billy Ross zu. Ross schüttelte den Kopf. Sein Freund war schon auf dem College ein echter Charmeur gewesen. Und seit er vor zwei Jahren nach Royal gekommen war, hatte er sich kein bisschen verändert. Dank seiner makellosen Erscheinung, seiner perfekten Manieren und seiner Großzügigkeit hatte Billy alle um den Finger gewickelt, ob nun Geschäftspartner oder die eingeschworene Gemeinschaft der besseren Gesellschaft von Royal.

Sogar Rusty. Und das war eine stramme Leistung.

Rusty hatte sogar im Texas Cattleman’s Club für Billy gebürgt. So hatte Ross’ Freund die begehrte Mitgliedschaft erhalten. Inzwischen hatte Billy zu Rusty Edmond wahrscheinlich sogar ein besseres Verhältnis als dessen eigene Kinder.

Aber so war Billy eben. Scherzhaft nannte man ihn den Milliardärsflüsterer.

Aber vielleicht war das auch kein Scherz.

„Sieht gut aus“, verkündete Rusty und zog einen dicken goldenen Füller aus der Tasche seines Jacketts. Schwungvoll unterschrieb er. „Gut gemacht, mein Sohn“, lobte er Billy.

Ross trank noch einen Schluck, um die Eifersucht hinunterzuspülen. Sein Vater hatte gerade einen anderen Mann „mein Sohn“ genannt, und Ross war auch nur ein Mensch. Aber trotzdem war er erleichtert.

Ein kurzer Blick auf Gina und seinen Stiefbruder Asher, den Rusty adoptiert hatte, nachdem er Ashers Mutter geheiratet hatte, verriet ihm, dass es ihm nicht allein so ging. Auch seine Geschwister waren froh. Die wenigen Momente, in denen Rusty seinen berüchtigten Jähzorn zügelte, musste man genießen. Schließlich dauerten sie nie lange.

Es klopfte an der Tür.

Billy machte eine Handbewegung. „Das ist meine Überraschung. Ich hole sie, während ihr unterschreibt.“

Ross setzte als Erster seine Unterschrift unter den Vertrag. Gina und Asher folgten seinem Beispiel. Als sie fertig waren, kehrte Billy mit einem Silbertablett zurück. Darauf standen eine Flasche Champagner und fünf Gläser. Schnell schenkte er allen etwas ein, und sie hoben die Gläser, um über den Tisch hinweg miteinander anzustoßen.

Billys blaue Augen funkelten. „Auf die Edmond Organisation, die durch dieses Projekt weltbekannt werden wird. Wir haben alle auf diesen Tag gewartet. Also auch auf die Ziele, die wir schon lange erreichen wollten – und auf euch, die Familie Edmond. Möget ihr alle bekommen, was ihr überreich verdient habt.“ Er lächelte. „Mit Betonung auf überreich.“

Sie stießen an und tranken den Champagner, um den Deal zu feiern, auf den sie seit Langem hingearbeitet hatten.

„Mich haben schon Anbieter kontaktiert, nur weil sie Gerüchte gehört hatten. Sie wollen dabei sein. Die Eintrittskarten werden binnen weniger Stunden ausverkauft sein“, erklärte Asher. „Soiree on the Bay wird ein voller Erfolg.“

„Hoffentlich“, meinte Ross. „Die Chancen stehen gut, ein exklusives jährliches Event daraus zu machen. Deshalb muss beim ersten Mal alles reibungslos klappen. Außerdem nehmen nicht nur wir, sondern auch die Anbieter und Investoren eine Menge Geld in die Hand. Die Wohltätigkeitsorganisationen, die davon profitieren, zählen auf uns.“

„Wir schaffen das schon“, versicherte Gina.

„Es geht um den Ruf der Edmonds und um unser Geld. Ich will, dass die Leute noch Monate danach über dieses Festival reden“, forderte Rusty.

„Das werden sie, Rusty, das werden sie“, murmelte Billy lächelnd. „Das verspreche ich dir. Dieses Event wird niemand je vergessen.“

In Ross machte sich Aufregung breit. In wenigen Monaten würden Anbieter, Investoren, die Presse und Gäste zu ihrem Festival strömen. Er nippte an seinem Champagner. Für ihn ging es ums Geschäft, aber nicht ausschließlich. Menschen aus aller Welt würden die Privatinsel besuchen, auf der das Festival stattfinden sollte. Auch Scharen schöner Frauen. Besonders Frauen, die nicht mehr von ihm erwarten würden als körperliche Leidenschaft.

Er stand in dem Ruf, ein Playboy zu sein. Verdientermaßen. Kurze Affären, One-Night-Stands – schmutziger, heißer Spaß ohne emotionale Verwicklungen, die einen Mann um den Verstand brachten und ihm die Luft zum Atmen nahmen.

Plötzlich fühlte er sich, als würde seine Brust in einem Schraubstock stecken. Vor seinem geistigen Auge sah er ein Gesicht, verschwommen wie eine Fata Morgana.

Er umklammerte sein Glas fester und biss die Zähne zusammen. Er würde sich selbst windelweich prügeln, wenn er sich je wieder erlaubte, so demütigend schwach zu sein, daran zu glauben, dass es beim Sex um mehr ging als darum, dass zwei Menschen ihr Verlangen stillten. Sex hatte nichts mit Gefühlen zu tun … Nichts mit Liebe.

Verdammt, warum ging ihm das Wort heute immer wieder durch den Kopf?

Schnell verdrängte er die unwillkommenen Gedanken – und das Gesicht. Er musste sich konzentrieren.

Er und seine Geschwister standen kurz davor, die Ziele zu erreichen, auf die Billy gerade eben getrunken hatte.

Und nichts und niemand würde sie aufhalten.

1. KAPITEL

„Charlotte, hast du kurz Zeit?“

Charlotte Jarrett schaute von den Tellern auf, die sie noch einmal überprüfte, bevor sie sie zu den Restaurantgästen hinausschickte. Das hier war ihre Küche – ihr Baby. Ihre Rezepte waren ihre Seele. Wenn ein Gericht nicht tadellos war, ließ sie es zurückgehen. Hier kamen nur perfekte Speisen auf den Tisch.

„Klar“, sagte sie zu Faith Grisham, der Geschäftsführerin des Restaurants Sheen, in dem Charlotte seit zwei Wochen Chefköchin war. „Sobald das hier serviert ist.“

Faith, die aussah wie Zoe Saldana und sich nicht die Butter vom Brot nehmen ließ, nickte und schnippte mit den Fingern. „Natürlich.“

Regel Nummer eins in dieser Küche: Das Essen ging immer vor. Das Sheen war beliebt und erfolgreich, aber sie konnten es sich nicht leisten, nachlässig zu werden. Eine negative Kritik, und ihr Status als neues Lieblingsrestaurant von Royal war Geschichte. Das wollte niemand.

Schon gar nicht Charlotte.

Nicht nachdem sie alles geopfert hatte, um in ihre Heimatstadt zurückzukehren, die sie eigentlich nie wieder hatte betreten wollen.

Im Sheen konnte sie Verbindungen zu einflussreichen Gästen knüpfen. Vielleicht konnte sie sogar als Partnerin ins Restaurant einsteigen, ihrem Ziel, Sterneköchin von Weltruf zu werden, einen Schritt näher kommen.

Vor allem aber konnte sie so ihre und Bens Zukunft finanziell absichern.

Sie legte letzte Hand an das Gericht, das zu ihrem Markenzeichen geworden war: Rinderschmorbraten auf Thainudeln mit sautierten Tomaten und Spargel. Der Gedanke an ihren süßen kleinen Jungen wärmte sie wie Sonnenschein. Er war der Grund dafür, dass sie nach vorn sah, statt einfach aufzugeben. Ben war ihr Ein und Alles, also war es nur logisch, dass sie tat, was sie konnte, um ihm ein glückliches und erfülltes Leben zu gewährleisten.

Selbst wenn das hieß, dass sie ihren Stolz hinunterschlucken und auf ihre Eltern zugehen musste, von denen sie sich entfremdet hatte, als sie Royal verlassen hatte.

Selbst wenn sie sich den Erinnerungen und Dämonen stellen musste, die sie noch drei Jahre später quälten.

Sie unterdrückte ein Seufzen und konzentrierte sich wieder auf ihre Arbeit. Als sie sich vergewissert hatte, dass die Gerichte perfekt waren, wischte sie die Tellerränder rasch mit einem essiggetränkten Papiertuch ab und stellte das Essen dann auf die Warmhalteregale, damit die Kellnerinnen es abholen konnten.

„Rachel“, rief Charlotte ihrer Souschefin zu, „als Nächstes sind die Kochbananenburger dran.“

„Ja, Chefin, auf drei“, antwortete Rachel und teilte Charlotte so mit, dass die Burger aus Koberind zwischen zwei frittierten Kochbananenscheiben mit Avocadosauce in drei Minuten fertig sein würden.

Schnell wischte Charlotte sich die Hände an einem Handtuch ab und wandte sich Faith zu. „Wie kann ich dir helfen?“

„Mit deiner spritzigen Persönlichkeit und deinem schönen Gesicht.“

„Soll ich dir sagen, dass du wie eine Zuhälterin klingst, oder ignorieren wir das besser?“ Charlotte zog eine Augenbraue hoch.

„Ignorieren.“

Charlotte grinste. Das Sheen hatte nicht nur sie aus einem Restaurant in Kalifornien abgeworben, sondern auch Faith, die ursprünglich aus San Antonio stammte.

Faith hatte sich einen Namen als Restaurantretterin gemacht. Nicht, dass das Sheen vor der Pleite gestanden hätte, als Faith kurz vor Charlotte eingestellt worden war, aber der Besitzer hatte sicherstellen wollen, dass sein Restaurant Erfolg hatte.

Charlotte verschränkte die Arme. „Nun sag schon. Was ist los?“

„Was los ist? Ich habe gerade aus einer Quelle, die anonym bleiben möchte, erfahren, dass der Restaurantkritiker der New York Voice nächsten Dienstag ins Sheen kommt.“

Verblüfft wippte Charlotte auf ihren rutschfesten Clogs vor und zurück. „Was? Du machst Witze!“

Die New York Voice. Das alternative Webzine existierte erst seit fünf Jahren, war aber binnen kürzester Zeit zum internationalen Liebling avanciert und hatte bereits mehrere Preise gewonnen. Wenn das Sheen in der Restaurantkolumne eine positive Kritik bekam, war das die beste Werbung überhaupt für Charlotte.

„Nein, es stimmt. Das heißt, dass wir nächsten Dienstag unser Bestes geben müssen. Ich kümmere mich vorn um alles und sorge dafür, dass die Bedienung perfekt ist. Du trägst hier hinten die Verantwortung. Ich muss dir ja nicht erst erklären, was eine gute Kritik für uns bedeuten würde.“

Charlotte schüttelte den Kopf. „Glaub mir, wir werden besser als perfekt sein.“

„Ich weiß“, sagte Faith.

Kurz standen sie da und grinsten einander aufgeregt an.

„Wir schaffen das“, flüsterte Faith.

„Oh ja, und wie“, flüsterte Charlotte entschlossen.

Eine Empfehlung von der New York Voice würde toll für das Sheen sein, aber es ging um mehr. Die Geschäftsführerin dieses Restaurants war eine Schwarze. Die Belegschaft war unterschiedlichster Herkunft – aber es waren alles Frauen. Ursprünglich war das Konzept wahrscheinlich nur als Marketinggag gedacht gewesen, damit das Sheen sich von anderen neuen Restaurants abhob. Aber Charlotte und Faith hatten sich geschworen, dass ihr Restaurant für seinen perfekten Service und sein herausragendes Essen bekannt werden sollte. Bis jetzt wurden sie diesem Ziel gerecht.

Carlie, eine der Kellnerinnen, unterbrach ihr Gespräch. „Charlotte, du wirst an einem der Tische verlangt. Die Gäste wollen dich gern kennenlernen.“

„Danke, Carlie.“ Charlotte nickte der jungen Frau zu und versuchte, nicht das Gesicht zu verziehen.

Anscheinend war ihr ihre mangelnde Begeisterung trotzdem anzusehen, denn Faith musste lachen. „Das gehört zu deinem Job, Charlotte.“

„Ich weiß, ich weiß“, murmelte Charlotte und streifte ihre weite weiße Kochjacke ab. Sie ging zu den Haken neben der Küchentür. Dort hing ihre offizielle Kochjacke, die türkisfarben war und Dreiviertelärmel, schwarze Litzen und stoffbezogene Knöpfe hatte.

„Es ist ja nicht so, dass ich nicht gern an die Tische gehe“, grummelte sie, streifte sich die Jacke über und knöpfte sie schnell zu. „Ich koche bloß noch viel lieber. Da draußen komme ich mir immer vor wie auf dem Präsentierteller.“

„Gewöhn dich dran. Du weißt doch, dass die Köchin selbst heute fast mehr zählt als das Essen. Dein Gesicht und dein Traumkörper sind genauso wichtig wie deine Trüffel-Cheeseburger.“

Faith’ nüchterner Ton nahm Charlotte den Wind aus den Segeln. Trotzdem störte es sie, dass ihr Aussehen für ihre Karriere eine Rolle spielte.

„Danke für die weisen Worte“, sagte sie spöttisch. Dann wandte sie sich lächelnd an Carlie. „Nach dir.“

Als sie die Küche verließen, ließ Charlotte den Blick durch das Restaurant schweifen, in dem sie fast so viel Zeit verbrachte wie in dem Haus, das sie für sich und Ben gemietet hatte.

Das Sheen bestand fast vollständig aus Glas, durch das die letzten Sonnenstrahlen fielen, und die gedämpfte Beleuchtung tauchte die Tische und Gäste in orangerotes Licht.

Wunderschön.

Eines Tages würde dieses Restaurant hoffentlich ihr gehören. Zumindest zum Teil.

Carlie führte sie bis ans andere Ende des Restaurants. Dort stand auf einer kleinen Estrade einer der besten Tische, von dem aus man einen tollen Blick auf Royal hatte. Das konnte nur eines heißen: ein VIP-Gast.

Charlotte setzte ein höfliches Lächeln auf, als sie sich dem Tisch näherte. Höchstens fünf Minuten, dann musste sie zurück in die Küche und …

Oh Gott.

Der Schock ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Sie stolperte und blieb stehen. Verblüffte Blicke trafen sie. Aber sie konnte sich nicht rühren. Konnte sich nicht von diesen eisblauen Augen losreißen.

Ihr Herz hämmerte so heftig, als wollte es ihr aus der Brust springen. Bei jedem Schlag durchzuckten sie Schmerz und Angst. Schmerz, Angst und etwas noch viel Komplizierteres.

Schmerz, weil sie zum ersten Mal seit drei Jahren in das attraktive, kalte Gesicht des Mannes sah, den sie einmal geliebt hatte. Des Mannes, der nur ihren Körper gewollt hatte, aber nicht ihr Herz.

Das komplizierte Gefühl war eine Mischung aus Wut, Groll und – sie verabscheute sich selbst dafür – einem Rest des Verlangens, das er schon damals in ihr ausgelöst hatte.

Und Angst … Verdammt, Angst, weil Russell Edmond jr. ihr nicht nur das Herz gebrochen hatte, sondern auch der Vater ihres Sohnes war.

Eines Sohnes, von dessen Existenz er nichts wusste.

2. KAPITEL

Verdammt. Nein!

Ross starrte einen Geist aus seiner Vergangenheit an.

Einen Geist, den er nie ganz hatte vertreiben können, sosehr er es auch mit anderen Frauen und manchmal sogar Alkohol versucht hatte.

Charlotte Jarrett.

Früher Köchin auf der Ranch seiner Familie. Ex-Geliebte. Die Frau, die ihn verlassen hatte, ohne sich um das Trümmerfeld zu scheren, das sie dabei hinterließ.

Ihm wurde eiskalt.

Er wollte sie nicht wiedersehen, und es ärgerte ihn, dass sie sich nicht verändert hatte. Dass ihre hochgewachsene, elegante Gestalt immer noch diese gefährlichen Kurven hatte. Dass sie so schön wie eh und je war – seidige braune Haut, ovale Augen mit dichten, dunklen Wimpern, hohe Wangenknochen, eine elegant geschwungene Nase und Lippen, die alles andere als jugendfrei waren.

Er ließ die Hände auf die Oberschenkel sinken, damit das weiße Tischtuch verdeckte, dass er die Fäuste ballte.

Ihr Mund war so sinnlich, dass ein Mann schon in Ekstase geraten konnte, wenn er ihn auch nur ansah. Das war ihm mehr als einmal passiert …

Er war in dem Moment hart geworden, als er ihr in die weit aufgerissenen espressobraunen Augen gesehen hatte. Sein Herz klopfte heftig.

Was, zum Teufel, macht Charlotte wieder in Royal?

Sie hatte ihn verlassen. Ihn weggeworfen wie Müll. Als hätte sie sich ihm nie hingegeben. Nie so sexy seinen Namen gestöhnt, dass er süchtig danach geworden war. Als hätten sie nie ihre schweißnassen Körper aneinandergeschmiegt, sich in ihren ganz privaten Kokon gekuschelt, in den die Außenwelt nicht eindringen konnte.

Charlotte Jarrett hatte die Lektion bestätigt, die seine Mutter ihn gelehrt hatte: Man durfte nicht so dumm sein, sein Herz an jemanden zu hängen.

Vielleicht hatte er etwas an sich, das es Frauen leicht machte, ihn einfach im Stich zu lassen. Die vier Ehen seines Vaters hätten ihm eine Lehre sein sollen. Rusty wechselte die Frauen so oft wie das Hemd. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Wenigstens heiratete Ross die Frauen nicht.

Das hatte er dank Charlotte gelernt. Einfach nur Sex haben, dann weiter zur Nächsten. Keine Versprechen. Keine Verpflichtungen. Keine Gefühle. Solange er sich an diese Regeln hielt, konnte ihn keine Frau mehr zum Narren machen.

Keine kann mir wehtun. Mich verlassen.

Schnell verdrängte Ross den Gedanken, der ja doch nur ein Zeichen von Schwäche war. Es hatte ihn nicht verletzt, als Charlotte Royal verlassen hatte. Ihn verlassen hatte. Er war stinksauer gewesen. Die Wut brodelte immer noch in seinem Bauch, als Charlotte auf den Tisch zukam, an dem er mit Billy zu Abend aß.

Wenn er gewusst hätte, dass er sich Charlotte gegenübersehen würde, hätte Ross das Restaurant sofort verlassen, als Billy darum gebeten hatte, die Köchin sprechen zu dürfen.

Vielleicht würde er es gleich tun.

„Guten Abend“, begrüßte Charlotte sie, den Blick fest auf Billy gerichtet. Aus reiner Gewohnheit stand Ross auf. Gute Manieren waren ihm von Geburt an eingeimpft worden. Sein Freund folgte seinem Beispiel. Aber unterdessen ließ Charlottes leise, sanfte Stimme ihn erschauern. Schon bevor sie ein Liebespaar geworden waren, hatte ihr rauchiges Timbre ihn immer an heißen Sex und heisere Lustschreie denken lassen. „Ich bin Charlotte Jarrett, die Chefköchin hier im Sheen. Ich hoffe, Sie sind mit Ihrem Essen zufrieden und verbringen heute einen angenehmen Abend bei uns.“ Dann, als Ross schon glaubte, sie würde ihn gar nicht zur Kenntnis nehmen, warf sie ihm einen Blick zu. „Hallo, Ross. Freut mich, dich wiederzusehen.“

Lügnerin.

Das Wort lag ihm auf der Zunge. Sie freute sich genauso wenig wie er über das Wiedersehen.

„Ihr kennt euch?“, fragte Billy, als sie sich wieder hinsetzten, und sah zwischen ihnen hin und her. Neugier funkelte in seinen blauen Augen.

„Ja“, stieß Ross hervor, holte tief Luft und zwang sich, nicht weiter die Zähne zusammenzubeißen. „Charlotte war vor ein paar Jahren Köchin auf der Elegance Ranch. Dann hat sie einen Job in Kalifornien angenommen und ist weggezogen.“

Verdammt, warum habe ich das gesagt? Ja, sie war weggezogen. Alles andere war Vergangenheit und ihm mittlerweile egal. Aber trotzdem … Was machte sie jetzt wieder in Royal?

„Die Welt ist klein.“ Billy sah noch einmal zwischen ihnen hin und her. „Kalifornien? Wo genau, wenn ich fragen darf?“

„Santa Monica“, antwortete sie und trug immer noch das höfliche Lächeln zur Schau, das Ross verabscheute und sofort durchschaute. Früher hatte er es immer ihre Maske genannt. Sie hatte es immer für seinen Vater aufgesetzt, aber nie für ihn.

Bis jetzt.

„Santa Monica ist eine wunderschöne Stadt. Nicht, dass Royal nicht genauso schön wäre.“ Billy lächelte voller Wärme, stand noch einmal auf und streckte Charlotte die Hand hin. „Sie und Ross kennen sich ja schon, aber erlauben Sie, dass ich mich vorstelle? Billy Holmes. Es ist mir ein Vergnügen, solch eine reizende und begabte Köchin kennenzulernen.“

„Vielen Dank.“ Charlotte drückte ihm die Hand. Obwohl es nur eine Höflichkeitsgeste war, kämpfte Ross gegen den Drang an, aufzuspringen und sich zwischen die beiden zu stellen, um seinen Collegefreund daran zu hindern, Charlotte zu berühren. Aber er hatte seit drei Jahren kein Recht mehr, das zu tun. Sie selbst hatte ihm das Privileg entzogen. „Schmeckt es Ihnen?“

„Ja“, lobte Billy sie. „Wir hatten Ihren Rinderbraten, und er ist köstlich. Einen besseren habe ich noch nie gegessen.“

„Vielen Dank“, wiederholte sie. Jetzt lag echte Wärme in ihrem Lächeln. „Dann schlage ich vor, dass Sie zum Dessert unsere Pfirsich-Baiser-Torte mit Schokoladenstreuseln und Schlagsahne probieren.“

„Wie könnten wir da Nein sagen?“ Billy lachte und setzte sich wieder hin. Aber zu Ross’ Ärger wollte er Charlotte offensichtlich noch nicht gehen lassen.

Scheiße. Wie lange musste er noch hier sitzen und so tun, als würde ihr süßer Duft nach Zucker und Feigen ihm nicht in die Nase steigen? Selbst mit verbundenen Augen und in einem Raum voller Menschen hätte er Charlotte an ihrem wunderbaren Geruch erkannt. Sie gefunden.

„Ich gebe Ihre Dessertbestellung selbst auf“, sagte sie jetzt. „Vielen Dank Ihnen und dir …“ Zum zweiten Mal sah sie Ross kurz an. „… für den Besuch heute Abend im Sheen. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden …“

„Warten Sie, noch einen Augenblick“, rief Billy.

Aus zusammengekniffenen Augen sah Ross ihn an. Mein Gott, was denn jetzt noch?