So Not Meant To Be - Meghan Quinn - E-Book
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So Not Meant To Be E-Book

Meghan Quinn

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Beschreibung

Männer und Frauen können befreundet sein. Nicht.

JP und Kelsey sind nun wirklich keine Freunde. Er ist ihr Boss, und mehr nicht. Kelsey möchte den Richtigen finden und JP ist alles, was sie nicht will. Er ist nervtötend laut, unerträglich gutaussehend und hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kelsey jeden Tag aufs Neue in den Wahnsinn zu treiben. Umso schlimmer, dass sie mit ihm beruflich nach San Francisco fliegen muss, und sie auf der Reise auch noch im selben Penthouse wohnen. Die Nähe zu JP ist ein Albtraum - der Mann scheint nicht zu wissen wie man ordentlich ein Hemd trägt, ernährt sich von Proteinriegeln und flirtet. Ständig. Und dazu noch sein gutes Aussehen.

Aber Kelsey kann sich beherrschen und der Versuchung widerstehen. Schließlich macht sie das schon, seit sie den Kerl zum ersten Mal getroffen hat ...

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Liebe Leserin, lieber Leser,

Danke, dass Sie sich für einen Titel von »more – Immer mit Liebe« entschieden haben.

Unsere Bücher suchen wir mit sehr viel Liebe, Leidenschaft und Begeisterung aus und hoffen, dass sie Ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern und Freude im Herzen bringen.

Wir wünschen viel Vergnügen.

Ihr »more – Immer mit Liebe« –Team

Über das Buch

Männer und Frauen können befreundet sein. Nicht.

JP und Kelsey sind nun wirklich keine Freunde. Er ist ihr Boss, und mehr nicht. Kelsey möchte den Richtigen finden und JP ist alles, was sie nicht will. Er ist nervtötend laut, unerträglich gutaussehend und hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kelsey jeden Tag aufs Neue in den Wahnsinn zu treiben. Umso schlimmer, dass sie mit ihm beruflich nach San Francisco fliegen muss, und sie auf der Reise auch noch im selben Penthouse wohnen. Die Nähe zu JP ist ein Albtraum - der Mann scheint nicht zu wissen wie man ordentlich ein Hemd trägt, ernährt sich von Proteinriegeln und flirtet. Ständig. Und dazu noch sein gutes Aussehen.

Aber Kelsey kann sich beherrschen und der Versuchung widerstehen. Schließlich macht sie das schon, seit sie den Kerl zum ersten Mal getroffen hat ...

Über Meghan Quinn

Meghan Quinns Leidenschaft für Bücher begann als sie einen e-Reader geschenkt bekam und die große Welt der Romance-Bücher entdeckte. Heute ist sie selbst erfolgreiche Bestseller Autorin und wird von ihren Leser:innen weltweit für ihre mitreißenden, emotionalen und spicy Geschichten gefeiert. Sie lebt mit ihrer Ehefrau, ihrem Adoptivsohn, zwei Hunden, vier Katzen und ganz vielen Book Boyfriends in Colorado.

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Meghan Quinn

So Not Meant To Be

Aus dem Amerikanischen von Ivonne Senn

Übersicht

Cover

Titel

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Inhaltsverzeichnis

Titelinformationen

Grußwort

Informationen zum Buch

Newsletter

Prolog

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

23. Kapitel

24. Kapitel

Epilog

Impressum

Lust auf more?

Prolog

Kelsey

»Kelsey, es ist allgemein bekannt, dass Männer und Frauen nicht zugleich eine Arbeitsbeziehung haben und Freunde sein können.«

JP Cane lehnt sich gegen den Konferenztisch, die tätowierten Arme vor der nervtötend breiten Brust verschränkt, die Ärmel seines Hemds bis zu den Ellbogen aufgerollt. Dazu trägt er ein Grinsen, das eher irritierend als charmant ist.

»Wovon um alles in der Welt redest du da?«, frage ich, während ich mich über einen Berg von Designentwürfen beuge.

Er nimmt die Hände runter und umfasst die Kante der Tischplatte. »Als wir vor Kurzem mit Huxley und Lottie zu Abend gegessen haben, hast du gesagt, wir könnten Freunde sein.«

Lottie ist meine zwölf Monate ältere Schwester und beste Freundin. Sie ist mit dem unvergleichlichen Huxley Cane verlobt, unserem Boss, der zufällig auch der Bruder von diesem Mann ist, der gerade vor mir steht und mich noch in den Wahnsinn treiben wird.

Wie wir uns alle kennengelernt haben, ist immer noch eine faszinierende Geschichte über Zufälle und Glück. Die Kurzfassung: Lottie war auf der Suche nach einem reichen Ehemann, um vor ihrer Erzfeindin das Gesicht zu wahren. Und Huxley war auf der Suche nach einer fingierten Verlobten, um sich einen Business-Deal zu sichern. Sie sind einander auf dem Bürgersteig über den Weg gelaufen, haben einen Vertrag geschlossen, um sich gegenseitig zu helfen, und dann ist sie in seine Villa eingezogen. Das war alles ganz schön Pretty Woman, nur ohne den Prostituierten-Aspekt. Wobei … Lottie hatte ziemliche Schwierigkeiten, sich von Huxleys Alpha-Avancen fernzuhalten.

Doch während sie die Rolle der hingebungsvollen, total verknallten Verlobten gespielt hat, hat sie auch mir mit meinem Unternehmen Sustainably Organized geholfen. So kam es dazu, dass wir von Cane Enterprises angeheuert wurden, und seitdem arbeite ich eng mit JP zusammen, weil meine Projekte in seinen Zuständigkeitsbereich fallen.

Wie gesagt, es war die reinste Wirbelwind-Geschichte. Ich kann immer noch nicht glauben, dass das alles so passiert ist.

»Willst du gar nichts sagen?«, reißt mich JP aus meinen Gedanken.

Da dieses Meeting offenbar nirgendwo hinführt, lasse ich meinen Stift auf den Tisch fallen und stehe auf. »Zuerst einmal haben wir nicht mit Huxley und Lottie zu Abend gegessen. Das war kein Doppeldate …«

»Meine Güte, ich weiß«, sagt er genervt. »Das hast du schon dreieinhalbmal deutlich gemacht.« Er zählt die einzelnen Male an den Fingern ab. »Als wir geklingelt haben, weil wir zufällig gleichzeitig angekommen sind. Als wir in der Küche waren und nach dem gleichen Champagner gegriffen haben. Draußen am Pool, als wir für einen Moment allein am Tisch zurückgeblieben sind. Und im Wohnzimmer, wo du gerade dabei warst, mir zu erklären, dass es kein Doppeldate ist, aber Lottie dich unterbrochen hat, um dir ihr neues ›Spielzeug‹ zu zeigen.« Er grinst, so dass seine nervtötend geraden Zähne aufblitzen. »Ich warte immer noch auf Einzelheiten, was dieses Spielzeug angeht.«

»Und zweitens …«, fahre ich ungerührt fort, denn auf keinen Fall werde ich ihm etwas über dieses … Ding erzählen, das Huxley für Lottie gekauft hat. Ich erröte ja schon, wenn ich nur daran denke. »Warum um alles in der Welt können wir keine Freunde sein?«

»Ist das nicht offensichtlich?«

Ich schaue mich im Raum um und versuche zu sehen, ob mir irgendwelche Hinweise entgangen sind, aber da ist nichts. Also schaue ich wieder JP an und sage: »Nein. Nein, es ist nicht offensichtlich.«

Er schüttelt den Kopf und geht um den Konferenztisch herum, um sich direkt neben mir darauf zu setzen. »Weil, Kelsey, eine förmlich greifbare Anziehung zwischen uns besteht.«

Ich schnaube so hart, dass auf die Designentwürfe vor mir ein paar Tropfen fallen, die ich mit der Hand wegwische. Eine Anziehung?

Ich meine … klar, JP ist ein sehr gut aussehender Mann. Seine Attraktivität ist offensichtlich, wenn man auf ein wie gemeißeltes Kinn steht, das von einem dichten, dunklen Bart beschattet wird. Auf widerspenstige Haare, die sich oben ein wenig locken, aber an den Seiten kurz geschnitten sind. Und auf verborgene Tattoos, die er nur zeigt, wenn er sich in der Gesellschaft von jemandem wohlfühlt. Ja, er ist attraktiv; ich habe womöglich sogar ein- oder zweimal gesagt, dass er sexy ist.

Aber für mich gehört zu einem Menschen mehr, als ihn nur körperlich anziehend zu finden. Damit ich jemanden wirklich attraktiv finde, muss er ein gutes Herz und eine begehrenswerte Persönlichkeit besitzen und in der Lage sein, mich zum Lachen zu bringen.

Ich bin mir nicht sicher, ob JP ein Herz hat, und seine Persönlichkeit schreit förmlich, dass er das Aufmerksamkeit suchende, mittlere Kind ist, das nichts ernst nehmen kann. Er mag hier und da einen guten Spruch auf Lager haben, aber sein generelles Talent, mich zu provozieren, zu nerven und zu reizen, ist stärker.

Sein Büro ist der chaotischste Arbeitsplatz, den ich je gesehen habe – *flüster* was für einen detailorientierten Menschen wie mich total abtörnend ist *flüster*. Wer könnte jemanden mit sexueller Neugierde betrachten, dessen Schreibtisch vor Papieren, Kaffeebechern und Stiften mit falsch aufgesteckten Kappen überquillt?

Also: Fühle ich mich von JP angezogen? Definitiv nicht.

»Du meinst wirklich, zwischen uns besteht eine Anziehung?«, frage ich.

»Baby, ich kann die sexuelle Chemie riechen, und das liegt daran, dass sie so greifbar, so dicht, so … moschusartig …«

»Igitt, die ist nicht moschusartig.«

Was sage ich da? Sie ist gar nichts. Da ist keine Chemie. Nichts Greifbares. Und absolut nichts Dichtes. Überhaupt gar nichts.

Schon gar nicht etwas Moschusartiges. Wer würde Anziehung überhaupt mit diesem Wort beschreiben?

Aber er ignoriert mich und fährt mit seiner weit hergeholten Litanei fort. »Wir können unmöglich Arbeitsfreunde sein, weil die Anziehung zwischen uns immer den Gedanken an Sex auf den Tisch bringen wird.«

Dieses Mal halte ich mein Schnauben zurück und lasse einen Moment des Schweigens wirken, bevor ich einen Schritt nach vorn mache, bis unsere Gesichter nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt sind. Obwohl er beinahe dreißig Zentimeter größer ist als ich, kann ich ihm in die Augen schauen, als ich frage: »Hast du Fieber? Bist du krank? Hast du dir irgendetwas eingefangen und benimmst dich deshalb so?«

»Ich bin der Inbegriff von Gesundheit. Das solltest du wissen, so oft, wie du mich auscheckst.«

»Das tue ich gar nicht.«

Wirklich nicht.

Nur um das klarzustellen: Ich checke ihn nicht aus.

Er lacht auf, und das Geräusch ist so nervtötend, dass ich die Zähne zusammenbeiße. »Warum, glaubst du, sind meine Ärmel gerade aufgerollt?«

Ich schaue auf seine tätowierten Unterarme – okay, ja, die sind sexy, aber vermutlich auch das Beste an diesem Mann. Mehr nicht. Seine Unterarme. Kann man einer Frau Vorwürfe machen, wenn sie sich ein wenig Armporno gönnt? Nein. Richtig, Ladys?

Er beugt sich vor. »Weil ich weiß, wie sehr dieser Anblick dich anmacht.«

Ich presse eine Hand an sein Gesicht und halte das auf, was auch immer er da vorhat. »Du verstehst schon, wie unglaublich unangemessen das hier ist? Ich bin deine Angestellte.«

»Genau genommen bist du Huxleys Angestellte. Ich bin nur der Aufseher von allem.«

»Ist das die professionelle Bezeichnung?«

Er lässt wieder dieses irritierende Grinsen aufblitzen. »Das ist es.« Er befeuchtet seine Lippen, aber ich behalte den Blick auf seine Augen gerichtet. Auf keinen Fall werde ich ihm die Befriedigung gönnen, auf seinen Mund zu schauen. »Ich bin mir nicht sicher, warum du auf einmal ganz rot und nervös wirst.«

»Ich bin nicht nervös.« Ich straffe die Schultern.

»Ich versuche wirklich, hier der Gute zu sein und dir zu erklären, warum wir keine Freunde sein können. Das solltest du anerkennen und nicht mit einem Schnauben abtun.« Bevor ich etwas erwidern kann, fährt er mit seiner Gutmensch-Aufklärung fort. »Ein Mann und eine Frau, die einander attraktiv finden und zusammenarbeiten, können niemals Freunde sein. Es wird immer einen riesigen Elefanten im Raum geben, und der Name dieses Elefanten ist Sex. Das gehört zum Einmaleins des Menschseins, Kelsey. Wir alle müssen zu unseren Höhepunkten kommen, und wenn wir jemanden attraktiv finden, wollen wir, dass diese Person uns hilft, dieses Ziel zu erreichen.«

Hört noch jemand außer mir das hier?

Mein Gott, er könnte den Akt des Liebemachens nicht billiger erklären. Versetzt es meinem Ego einen Schub, dass JP mich attraktiv findet? Jupp. Aber wo bleibt heutzutage die Romantik?

Wo das Umwerben?

Wo die Spontaneität?

Selbst Lottie und Huxley würden zugeben, dass der Anfang ihrer Beziehung nichts Romantisches hatte. Heutzutage scheint alles so klinisch zu sein.

Als echte Romantikerin, die alles an der Liebe liebt, frage ich mich, ob es da draußen wohl einen Mann gibt, der alle Kriterien für den perfekten Liebesfilm-Helden erfüllt.

Aber nein, wir müssen uns jetzt mit Catfishing herumschlagen, gefolgt von ungebetenen Dick-Pics und am Ende einem soliden Ghosting.

Ich bin das alles so leid.

Die Hände in die Hüften gestemmt, schaue ich ihn an. »Was zum Teufel ist passiert, das dich so hat werden lassen? Ich habe dich gefragt, was du von Aktenschränken aus Bambusholz hältst, und du machst daraus diese Diskussion darüber, warum wir keine Freunde sein können. Ich verstehe nicht, welche Relevanz diese Unterhaltung für meine Frage hat.«

»Es ist relevant«, beharrt er und rückt näher an mich heran, so dass sein Schuh sich nun gegen meinen Absatz presst. »Denn wenn deine hungrigen Blicke mich von der anderen Seite des Konferenztisches verschlingen, du aber vorhast, mich in der Freundeszone zu halten, mache ich dich darauf aufmerksam. Du sagst, du willst befreundet sein, aber das wird nicht passieren.«

Er leidet unter Wahnvorstellungen. Das ist es. Und jemand muss ihm den Kopf geraderücken.

Ich stoße ihm meinen Zeigefinger in die Brust und sage: »Vertrau mir, JP, wenn ich dich auch nur ansatzweise attraktiv fände, würdest du es wissen. Was du für hungrige Blicke für dich hältst, ist eine kurz vor dem Verhungern stehende Frau, die um sechs Uhr heute früh eine Waffel mit Erdnussbutter gegessen hat. Die Hungerhalluzinationen haben eingesetzt, und dein magerer Körper …«

»Mager? Pfft.«

»… hat sich in meinem Kopf in ein riesiges Meatball-Sandwich verwandelt. Mehr nicht. Rede dir das, was du für Anziehung hältst, nur weiter ein, aber ich sage dir geradeheraus, dass ich dich nicht abstoßender finden könnte.«

Seine Augenbrauen schießen überrascht in die Höhe. Ich bin selbst ein wenig verblüfft. Abstoßend ist nicht das richtige Wort, aber ich bin gerade in Fahrt.

»Und wenn ich irgendwelche romantischen Neigungen hätte, würde ich nicht diese schlichte, beinahe hausbackene Bluse tragen, die meine perfekten, prallen Brüste komplett verbirgt.«

Er befeuchtet sich die Lippe, als sein Blick kurz zu meiner Brust und sofort wieder nach oben schießt.

»Und ich würde auch auf Unterwäsche verzichten, für den Fall, dass du mich auf diesen Konferenztisch legen und meine Beine spreizen wolltest, um dir einen kleinen Vorgeschmack zu holen.«

Sein Adamsapfel hüpft.

»Und ganz sicher würde ich nicht innerlich darum betteln, dass diese Unterhaltung ein Ende findet, damit ich meine Sachen packen und in meine Wohnung zurückkehren kann, um in Ruhe zu Abend zu essen, ohne dass ein autoritärer Idiot wie du mir was über Arbeitsbeziehungen ins Ohr flötet. Denn JP, wenn ich dich wollte, würde ich jede Sekunde mit dir stehlen, verschlingen und genießen wollen.«

Er greift in dem Moment nach mir, in dem ich mich wegdrehe, um meine Papiere zusammenzusammeln. »Aber das ist hier nicht der Fall.« Ich lächle ihn an. »Ich kann nicht schnell genug von dir wegkommen.« Ich bin eine Frau! Nimm das, JP!

Seine Nasenflügel blähen sich.

Ein Muskel in seinem Kiefer zuckt.

Und er steckt die Hände in die Hosentaschen, wo sie hingehören.

»Da das jetzt geklärt ist, werde ich gehen, weil wir hier heute sowieso nichts mehr zustande kriegen und das Sandwich nach mir ruft. Ich nehme an, dass du deine Zustimmung zu den Bambusschränken gibst.« Ich schiebe die Papiere auf dem Tisch zusammen.

»Wir können trotzdem keine Freunde sein«, stößt er gepresst aus.

Mein Gott, lässt er immer noch nicht locker? In meinem Kopf füge ich die mentale Fähigkeit einer Mücke zu seiner Liste an nicht kompatiblen Eigenschaften hinzu.

»Gut. Als ich das vor Kurzem gesagt habe, wollte ich nur nett sein, weil deine Firma meine beauftragt hat. Aber jetzt, wo unsere Gefühle offen auf dem Tisch liegen, können wir unsere Leben ohne diese vorgetäuschte, blödsinnige Freundschaft weiterleben.« Vorsichtig stecke ich die Papiere in die Mappe, die ich dann zusammen mit meinen Stiften – natürlich nach Farben sortiert – in meine Aktentasche schiebe. »So, und jetzt habe ich einen Termin, um mir den Rachen mit Fleisch vollzustopfen.«

Ich dränge mich an ihm vorbei, und meine Schulter stößt gegen seine. Er legt eine Hand an meine Hüfte und hält mich zurück. Seine Berührung ist kaum spürbar, und doch erschauere ich widerstrebend. Wir stehen Seite an Seite, und ich schaue weiter nach vorn, weil ich mich weigere, ihn anzusehen. Er beugt sich zu mir und flüstert ganz nah an meinem Ohr: »Das einzige Blödsinnige zwischen uns ist das, was du gerade gesagt hast. Du kannst es leugnen, so viel du willst, aber ich weiß, dass du mich willst. Je schneller du das akzeptierst, desto besser wirst du dich fühlen.«

Trotz des schweren Pochens meines Herzens weiß ich, dass ich nun den Kopf drehen muss. Und als ich es tue, berühren sich unsere Nasen beinahe. Mit all dem Mut, den ich aufbringen kann, sage ich: »Je schneller du erkennst, dass ich weit außerhalb deiner Liga spiele … desto besser wirst du dich fühlen.«

So war es zwischen uns nicht immer. Als ich ihn das erste Mal getroffen habe, dachte ich nur, wie unglaublich attraktiv er ist, mit diesen moosgrünen Augen und der übermütigen Ausstrahlung, die meine Aufmerksamkeit gefesselt hat. Er war die wahr gewordene Phantasie einer jeden Frau. Für einen kurzen Moment dachte ich sogar, dass da vielleicht, ganz vielleicht was zwischen uns sein könnte. Dass ich, sollte er mich auf ein Date einladen, Ja sagen würde. Aber als mein Unternehmen unter seiner Führung immer erfolgreicher wurde, wusste ich, dass ich Geschäftliches und Vergnügen nicht vermischen würde. Dazu hatte ich zu hart dafür gearbeitet, dort hinzukommen, wo ich jetzt bin.

Also habe ich meine anfänglichen Gedanken beiseitegeschoben, und traurigerweise sehe ich ihn inzwischen mit anderen Augen.

Er kommt regelmäßig in die Meetings stolziert und riecht nach dem Parfüm der letzten Nacht. Er lässt sich oft von seinem Handy ablenken, und wenn ich hinüberschaue, sehe ich immer den Namen einer anderen Frau auf dem Display. Er flirtet gerne und ist definitiv kein Mann für eine langfristige Beziehung. Er macht Witze über die Liebe, über ein »für immer«, aber er ist niemals ernst. Und so etwas will ich nicht, trotz der anfänglichen Anziehung.

Mit hoch erhobenem Kopf gehe ich an ihm vorbei aus dem Konferenzraum und auf die Fahrstühle zu. Ich habe keine Ahnung, warum JP ständig auf dieser Anziehung zwischen uns herumreitet. Es ist ja nicht so, als hätte ich ihn zu irgendetwas ermutigt. Ich glaube fest an die Liebe. Und deshalb suche ich auch nach der Liebe. Nicht nach einer Affäre, nicht nach einem sexy One-Night-Stand. Ich suche nach meinem Seelenpartner, genau wie die Seelenpartner in meinem einigermaßen erfolgreichen Podcast. Ich will das »für immer«.

JP Cane kann glauben, was er will, aber wenn es eines gibt, das ich in dieser Romantik-Wüste, die sich mein Leben nennt, mit Sicherheit weiß, ist es, dass er und ich nicht füreinander bestimmt sind.

JP

Lasst mich raten … Kelsey hat euch erzählt, dass wir nicht füreinander bestimmt sind, richtig?

*verdreht die Augen*

Natürlich hat sie das. Nicht, dass ich nach etwas Langfristigem suche. Ich will nur eine gute Zeit haben.

Ich habe in meinem Leben zu viele Verluste erlitten, um mich an jemanden zu binden. Ja, genau so ein Kerl bin ich. Ihr könnt mich analysieren, so viel ihr wollt, doch das wird nichts daran ändern, dass meine Bindungsangst echt ist.

Aber eines werde ich sagen: Sollte es jemandem gelingen, meine Meinung zu ändern, dann wäre das Kelsey.

Sie ist … verdammt, sie ist etwas ganz Besonderes.

Vom ersten Moment an, in dem ich sie während ihrer Präsentation bei uns in der Firma gesehen habe, war ich hin und weg. Aber nachdem ich nun so eng mit ihr zusammenarbeite, bin ich von ihr gefesselt. Ihr Lächeln, ihre positive Sicht auf das Leben, ihre verdammt wunderschönen Augen haben mir den Atem geraubt, und es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich gedacht habe … Sie könnte mein »für immer« sein.

Mann, habe ich mir damit Angst eingejagt! Es war, als wäre mir die eiskalte Russenpeitsche direkt in den Hintern gefegt. Absolut schaurig.

Ich durfte nicht so denken.

Ich durfte nicht an ein *schluck* »für immer« denken.

Und weil ich so erwachsen bin, habe ich mich entschieden, abzulenken. Zu nerven. Sie so weit wie möglich von mir fernzuhalten. Und Junge, hat das funktioniert. Ich gehe ihr unter die Haut. Wann immer sie mich ansieht, will sie mich umbringen. Wann immer ich sie ansehe, denke ich: Verdammt, sie ist heiß, aber sie will mich umbringen, also halte ich mich fern.

Und wie gesagt, es funktionierte. Es funktionierte so verdammt gut … bis es das nicht mehr tat.

Ihr könnt euch nicht vorstellen, was als Nächstes passiert …

1. Kapitel

Kelsey

Füreinander bestimmt – der Podcast Alec und Luna

Kelsey:Herzlich willkommen beim Füreinander bestimmt-Podcast, in dem wir mit bis über beide Ohren verliebten Pärchen darüber sprechen, wie sie einander kennengelernt haben. Alec und Luna, danke, dass ihr heute bei mir seid.

Alec:Es ist uns ein Vergnügen. Luna konnte gar nicht aufhören, von dir zu schwärmen.

Luna:Schuldig im Sinne der Anklage. Ich bin von diesem Podcast besessen.

Kelsey:Ah, vielen Dank. Also dann wisst ihr ja, wie das bei uns so läuft. Zu Anfang gebt ihr zwei uns eine kurze Zusammenfassung über euer Kennenlernen. Seid ihr dazu bereit?

Luna:Aber sicher.

Alec:Sie hat es mich üben lassen.

Kelsey:Haha. Gut, dann schießt los. Wie kam es dazu, dass ihr füreinander bestimmt seid?

Luna:Mein Bruder hat sich mit seinem Freund verlobt, und sie konnten sich keine große Hochzeit leisten, also habe ich mich für eine Sendung gemeldet, die sich Das Hochzeitsspiel nennt und in der man unter anderem eine Hochzeitsfeier gewinnen kann.

Alec:Mein Bruder Thad war ein echter Bräutigamzilla und wollte den großen Preis am Ende der Show gewinnen, ein Apartment mit Blick über den Central Park. Dazu hat er schwer auf die Tränendrüse gedrückt, um mich zum Mitmachen zu bewegen.

Luna:Am ersten Drehtag hat Alec mich für eine Assistentin gehalten und verlangt, dass ich ihm einen Kaffee bringe.

Alec:Ich habe es nicht verlangt, ich habe dich darum gebeten. Wir wollen doch schön bei der Wahrheit bleiben. Aber ja, ich habe das gemacht, und ihr könnt euch vorstellen, wie der kleine Hitzkopf neben mir darauf reagiert hat.

Luna:Ich hatte es danach auf ihn abgesehen. Er war der Konkurrent, und er würde elendig versagen.

Alec:Der Wettbewerb war mir egal, ich habe nur die Tage gezählt, bis die Show vorbei wäre. Dann wurde mir aber bewusst, was für ein schlechter Bruder ich war und wie traurig das Thad gemacht hat, also … habe ich mich mehr ins Zeug gelegt.

Luna:Was bedeutete, dass er mich in einen Backwarenladen verfolgt hat, um zu lernen, wie man eine Torte backt.

Alec:Ich habe ein paar Behälter mit Nüssen umgestoßen, und Luna hat mir geholfen, sie aufzusammeln. Dabei ist sie meiner Masche auf die Spur gekommen. Sie hat Mitleid mit mir bekommen und mir gezeigt, wie ich eine Torte backen und damit Thad helfen kann.

Luna:Dieser Tag in meiner Wohnung hat alles verändert. Ich habe ihn nicht mehr als Konkurrenten gesehen, sondern als einen Bruder, der versucht zu helfen.

Alec:Sie ist so ein absoluter Familienmensch, und kurz danach habe ich sie auf ein Date eingeladen.

Luna:Wir haben letzten Frühling geheiratet.

»Könnt ihr zwei mal aufhören, rumzumachen? Ehrlich, ich bin hergekommen, um mit euch zu Abend zu essen, und nicht, um zuzusehen, wie ihr euch gegenseitig das Gesicht ableckt.«

Lottie hält inne und wirft einen Blick über die Schulter. »Aber er riecht so gut. Hast du mal an ihm gerochen?«

»Nein, habe ich nicht, weil er nicht mein Freund ist.«

Huxley hebt Lottie von seinem Schoß und setzt sie neben sich auf dem Gartensofa ab, das sie sich teilen. Er hebt ihr Kinn an. »Ich werde mal nach der Pizza schauen.« Er gibt ihr einen federleichten Kuss, bevor er aufsteht. »Kels, kann ich dir nachschenken?«

Ich hebe mein Weinglas und sage: »Gern. Danke.«

Huxley hat die besten Weine. Er trinkt sie selbst nur selten, deshalb greife ich immer zu, wenn ich zum Essen hier bin, was mindestens einmal die Woche ist. Und ich entscheide immer, dass wir draußen essen. Huxley und Lottie haben ein wunderschönes Holzhaus mit weißen Wänden und schwarzen Akzenten, das gleich neben Beverly Hills in The Flats liegt. Der Garten beherbergt einen atemberaubenden Infinitypool, der sich über die gesamte Länge des Grundstücks erstreckt, und teure, aber unglaublich bequeme Gartenmöbel. Der von hohen Palmen gesäumte, uneinsehbare Garten ist definitiv mein Lieblingsplatz.

Als Huxley im Haus verschwunden ist, beugt Lottie sich zu mir und fragt: »Kelsey, weißt du noch, der Vibrator, den ich dir vor Kurzem gezeigt habe?«

»Ja?«

Sie wirft einen Blick über die Schulter, um zu sehen, ob Huxley auch wirklich weg ist, bevor sie sagt: »Ich bin ohnmächtig geworden. Hux musste mich schütteln, damit ich wieder zu Bewusstsein komme. Seitdem weigert er sich, den mit mir zu benutzen, auch wenn ich ihn noch so sehr darum bitte.«

Ich bemühe mich um eine neutrale Miene. »Ist das nicht bezaubernd? Herzlichen Glückwunsch zu deinem intensiven Orgasmus.«

Lottie runzelt die Stirn. »Hey, höre ich da einen Anflug von Sarkasmus?«

»Was hat mich verraten?« Ich überschlage die Beine und wünschte, ich hätte nicht nach einem weiteren Glas Wein gefragt.

»Äh, deine Haltung? Was zum Teufel ist los?«

Seufzend schaue ich meiner Schwester in die Augen und sage: »Ich freue mich sehr für dich und Huxley und eure Liebe, aber ich bin der immerwährende Single, und es ist schwer, das mit anzusehen.«

»Bist du eifersüchtig?«, fragt sie.

»Ja«, sage ich und mache mir nicht mal die Mühe, die Wahrheit zu beschönigen. Lottie ist meine beste Freundin, und ich erzähle ihr alles, auch wenn es mich schlecht dastehen lässt. »Ich bin sehr eifersüchtig, dass du diese alles einnehmende Beziehung mit einem Mann hast, der dich anbetet, während ich nicht mal ein Date in Aussicht habe.«

»Das stimmt nicht«, sagt Lottie in dem Moment, in dem Huxley sich wieder zu uns gesellt und uns beiden je ein Glas Wein reicht. »Was ist mit JP?«

»Ach bitte«, stöhne ich und wende mich entschuldigend an Huxley. »Das ist nicht böse gemeint, immerhin ist er dein Bruder, aber JP ist ein Idiot.«

»Da stimme ich dir vollkommen zu«, sagt Huxley und legt einen Arm um Lottie, um sie an sich zu ziehen, während er einen Schluck von seinem Bier trinkt.

»Wieso ist er ein Idiot?«, will Lottie wissen.

»Wo soll ich anfangen?«, fragt Huxley. Er sieht so gefasst und königlich aus. Wenn Huxley, JP und Breaker – der dritte Bruder – sich nicht alle so ähnlich sehen würden, hätte ich Zweifel an ihrer Verwandtschaft.

Ich habe Huxley immer gemocht. Selbst als Lottie ihn gehasst hat. Es ist leicht, sich mit ihm zu verstehen, weil er sehr geschäftsorientiert denkt und unparteiisch bleiben kann. Er ist gut darin, Entscheidungen zu treffen, genießt es, anderen zu helfen, und liebt aus ganzem Herzen. Er ist das Gesamtpaket. Ich bin dankbar, dass Lottie ihn gefunden hat, aber bei Gott, wenn JP nur einen Hauch von Huxley in sich hätte, würde es das Zusammensein mit ihm so viel einfacher machen.

»JP ist lustig. Und genau das brauchst du in deinem Leben«, sagt Lottie. »Ich liebe dich, Kels, aber du bist ein wenig zu verspannt.«

»Ich bin nicht verspannt«, verteidige ich mich. »Ich weiß nur, was ich mag und was nicht, und vertrau mir, wenn ich sage, dass ich JP nicht mag. Er ist nervtötend und hält zu große Stücke auf sich, und ehrlich gesagt ist er für meinen Geschmack viel zu unordentlich.«

»Das sind alles Fakten«, bestätigt Huxley. »Kelsey hat etwas Besseres verdient.«

»Er ist dein Bruder«, wirft Lottie ein.

»Dessen bin ich mir bewusst, Baby. Aber ich stimme Kelsey zu. Die beiden passen nicht zusammen.«

»Danke.« Ich trinke einen Schluck von meinem Wein. »Und da wir gerade beim Thema sind, ihr sollt wissen, dass ich darüber nachdenke, mich bei dieser örtlichen Dating-App anzumelden. Ihr wisst schon, die mit dem Blind-Date-Restaurant?«

»Warte mal, die, von der Noely Clark von Good Morning, Malibu so geschwärmt hat? Die, wo sie die Liebe gefunden hat? Wie heißt die noch?«

»Blind verliebt«, antworte ich.

»Genau.« Sie schnippt mit den Fingern. »O mein Gott, hast du sie und Jack nicht für deinen Podcast interviewt?«

Ich nicke. »Ja, daher habe ich die Idee ja. Sie hat mir vor der Aufzeichnung des Interviews alles darüber erzählt, und das klingt sehr interessant. Vielleicht kann ich da wirklich jemanden finden, der so tickt wie ich.«

»Wie funktioniert das?«, fragt Huxley.

»Das ist alles anonym über eine App, aber jeder wird gründlich gecheckt, um sicherzugehen, dass es kein Catfishing gibt. Dann matcht die App dich mit anderen Leuten. Man weiß nicht, wer der andere ist, wie er heißt oder wie er aussieht. Das erste Treffen findet in dem Restaurant statt – Blind verliebt – wo man gemeinsam isst und guckt, ob man zusammenpasst. Also wie ein Blind Date.«

»Das klingt gut«, sagt Huxley.

»Ich liebe es«, verkündet Lottie. »Mein Gott, daran hätte ich denken sollen, als ich auf der Suche nach einem reichen Ehemann war.«

Huxley verstärkt den Griff um Lottie. »Ich glaube, das hast du allein ganz gut hinbekommen.«

Lottie legt eine Hand an seine Wange und zieht ihn für einen Kuss zu sich heran. »Ja, das war nicht schlecht, auch wenn du manchmal ziemlich grummelig sein kannst.«

Ich sehe, wie Huxleys Hand sich besitzergreifend um die Schulter meiner Schwester legt, während er ihr etwas ins Ohr flüstert. Uff, super, ihr seid verliebt. DAS KÖNNEN WIR ALLE SEHEN!

Ich lehne mich in meinem Sessel zurück und leere mein Weinglas, während die beiden auf eine geheimnisvolle Art miteinander flüstern, mit der ich nichts zu tun haben will. Nicht, dass sie mich dabeihaben wollten.

Was ich mir wünsche, ist, Teil einer Beziehung wie der ihren zu sein. Wo man so ineinander verliebt ist, dass man die Welt um sich herum komplett vergisst und sich in den Augen des anderen verliert.

Ich will angebetet werden.

Ich will jemandem wichtig sein.

Ich will die Person sein, die jemand anruft, wenn er Rat braucht oder großartige Neuigkeiten hat … oder einfach nur meine Stimme hören will.

Ich will mit Blumen an meiner Wohnungstür überrascht und an Orte entführt werden, an denen ich noch nie war. Ich will, dass jemand jede Sekunde des Tages an mich denkt, weil ich seine Gedanken absolut beherrsche.

Ich will das Echte.

Das Hässliche.

Die Belanglosigkeiten, die mit einer Beziehung einhergehen.

Das Scherzen.

Die Diskussionen.

Das Lachen.

Die Liebe.

Die Romantik.

Das will ich alles. Und hier zu sitzen und zu sehen, wie meine Schwester genau das erlebt, macht mich neidisch. Aber es lässt mich auch erkennen, dass ich, wenn ich diese Dinge will, dafür sorgen muss, sie zu bekommen. Ich kann nicht einfach nur herumsitzen und warten.

Wenn ich Liebe will, muss ich losziehen und sie finden.

»O mein Gott, ich habe das Gefühl, mich gleich zu übergeben«, sage ich und schüttle meine Hände aus. »Warum habe ich das nur für eine gute Idee gehalten?«

»Weil du eine Beziehung willst«, sagt Lottie ruhig, die im Schneidersitz auf meinem Bett sitzt.

»Das stimmt.« Ich nicke, während ich mich in dem Ganzkörperspiegel betrachte und das dunkelviolette halterlose Kleid mustere, das ich für mein heutiges Date ausgewählt habe. »Ich will wirklich eine Beziehung haben.«

»Und du hast gesagt, dass der Typ nett klingt. Er mag Hunde, hat ein eigenes Unternehmen – das habt ihr schon mal gemeinsam –, und er hat den geheimen Wunsch, in einer Boyband zu sein, was ich charmant finde.«

»Das ist es.« Wieder nicke ich, während ich mich weiterhin anstarre. »Das Ding mit der Boyband hat mich überzeugt.«

»Und wie lautete noch mal sein Lieblingszitat?«

»›Buzz, deine Freundin! Wuff!‹«, sage ich lachend und drehe mich zur Seite, um meinen Po auszuchecken.

Lottie lacht ebenfalls. »Siehst du? Er klingt, als könne man mit ihm Spaß haben.«

Jetzt drehe ich mich zu Lottie um und frage: »Was ist, wenn er der Eine ist?«

»Okay, so darfst du nicht denken. Du musst ruhig und gefasst sein und einfach nur Spaß haben wollen. Du kannst nicht total romantisch werden und ihn fünfzehn Minuten nach dem Kennenlernen bitten, Babys mit dir zu machen.«

Ich bedenke sie mit einem durchdringenden Blick. »So etwas würde ich niemals tun.«

»Ich sage das nur, weil du mich vorhin gefragt hast, ob die Farbe deines Kleides die Adern in deiner Ellbogenbeuge zu sehr betont. Wer fragt so etwas?«

Ich halte Lottie meine Arme hin und sage: »Mom hat mir diese Adern vererbt, und sie sind viel zu prominent. Ich kann es nicht gebrauchen, dass ein violettes Kleid sie noch mehr hervorstechen lässt.«

»So, wie das Kleid deine Brüste aussehen lässt, bin ich mir ziemlich sicher, dass die Innenseite deiner Ellbogen das Letzte ist, wo er hingucken wird.«

Ich presse mir eine Hand auf die Brust. »O mein Gott, sehe ich aus, als würde ich mich zu sehr bemühen?«

»Neiiiin«, stöhnt Lottie. »Du siehst perfekt aus. Und wenn du jetzt nicht bald gehst, wirst du zu spät kommen, und ich weiß, dass du das im Leben am meisten hasst.«

»Das stimmt. Zu spät zu sein bedeutet entweder, dass du ein ›Zeitenbeuger‹ bist – das gibt es wirklich – oder dir die Zeit anderer nicht wichtig ist. Und Zeit ist das Einzige im Leben, das man nicht zurückbekommen kann.«

»Ja, ich weiß.« Lottie steht auf und drängt mich zur Tür, aber bevor sie mich rausschieben kann, drehe ich mich zu ihr um und umfasse ihre Unterarme.

»Was ist, wenn er der Eine ist? Dann werde ich anfangen zu schwitzen, sobald ich ihn sehe. Ich werde mich nicht cool geben können. Was ist, wenn das hier meine einzige Chance auf die Liebe ist?«

»Das hier ist nicht deine einzige Chance. Es ist ein Blind Date mit einem Kerl, von dem irgendein Computeralgorithmus glaubt, dass er gut zu dir passen könnte.«

»Ein bewährter Algorithmus. Die Erfolgsrate beträgt neunzig Prozent. Weißt du, was das für ein Druck ist?«

»Du zerdenkst das Ganze. Es soll Spaß machen.«

»Nichts am Daten ist Spaß. Du hattest mit Huxley Glück. Vielleicht sollte ich auch einen Spaziergang in einem Reichenviertel machen und nach einem Ehemann Ausschau halten.«

»Oder du könntest mit JP ausgehen …«

Das beruhigt meine Nerven sofort, und ich trete von meiner Schwester zurück. »Inzwischen solltest du wissen, dass ich keinerlei Interesse an ihm habe. Ich hätte mehr Glück damit, eine Zimmerpflanze zu daten, als mit JP Cane auszugehen. So …« Ich zupfe mein Kleid zurecht. »Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich muss auf ein Blind Date.«

»Eine Erwähnung von JP, und du bist bereit?«

»Ja.« Ich nehme meine Handtasche und hänge sie mir über die Schulter. »Denn wenn ich eines mit Sicherheit weiß, dann, dass jedes Date besser ist als ein Date mit ihm.«

2. Kapitel

JP

»Ich hasse dich wirklich«, sage ich ins Handy, als ich vor dem Restaurant stehe.

»Hasst du mich oder hasst du dich selbst?«, fragt Breaker. »Denn du bist derjenige, der die Wette verloren hat.«

»Mein Schnürsenkel war aufgegangen. Ich habe um ein Time-out gebeten, du hast nicht zugehört, hast den Siegtreffer versenkt und … Im Grunde genommen hast du geschummelt.«

»Mein Gott«, stößt Breaker aus. »Was für ein Unsinn, und das weißt du. Du hast erst Time-out gerufen, nachdem ich links angetäuscht habe und dann rechts an dir vorbeigezogen bin, um den Ball im Korb zu versenken. Ich habe fair gewonnen.«

Meine freie Hand in die Hosentasche gesteckt, stoße ich mit der Schuhspitze gegen den Bürgersteig. »Tja, wir brauchen eine Wiederholung.«

»Warum benimmst du dich nicht wie ein Mann, gestehst deine Niederlage ein und erträgst die Konsequenzen, ohne zu jammern?«

»Weil ich das hier nicht machen will.«

»Dann hättest du die Wette nicht eingehen dürfen.«

»Tja, ich hatte nicht damit gerechnet zu verlieren.«

Er lacht. »Das ist nicht mein Problem.«

»Fuck … Na gut.« Ich fahre mir mit der Hand durchs Haar. »Aber das hier ist total dumm.«

»Lass mich dir eine Frage stellen: Bist du sauer, weil du verloren hast, oder bist du sauer, weil du auf ein Date gehst, das nicht mit deinem Augapfel ist?«

»Ich habe keinen Augapfel.«

Breaker schnaubt. »Kumpel, du machst niemandem was vor. Du bist von Kelsey besessen, und es stört dich, dass sie nichts von dir will.«

»Kelsey?« Ich lache so laut auf, dass ein Mann, der gerade ins Restaurant geht, zu mir herüberschaut. Ich nicke ihm zu und drehe ihm dann den Rücken zu. »Kelsey ist viel zu verspannt und nervtötend. Und sie erkennt etwas Gutes nicht, wenn es direkt vor ihr steht.«

»Womit du dich meinst«, sagt Breaker amüsiert.

»Äh, ja klar. Warum sollte ich mit einer Frau auf ein Date gehen, die mehr von einem Kaugummi hält, der an ihrer Schuhsohle klebt, als von mir?«

»Hm, vielleicht sollte ich Kelsey auf ein Date einladen. Wir scheinen viel gemeinsam zu haben.«

»Fick … dich.« Stöhnend drehe ich mich wieder zum Restaurant um. Breaker lässt besser die Finger von Kelsey. Wenn sie mich nicht will – und ich bin extrem liebenswert –, dann würde sie Breaker auch nicht wollen. Kelsey ist blind und ignorant. Und ich wünschte, ich würde nicht ständig von ihr phantasieren. »Das hier war wirklich eine dumme Idee. Ich weiß überhaupt nichts über diese Frau, mit der ich mich gleich treffe.«

»Das stimmt nicht. Du weißt, dass sie hier wohnt, ihr eigenes Unternehmen hat und dass sie findet, dass Rosen die romantischsten Blumen der Welt sind.«

»Ja, genau. Warum dieser verdammte Computer glaubt, wir wären ein gutes Match, ist mir ein Rätsel. Vermutlich hat er nur ›Unternehmer‹ in unserem Profil gesehen und gedacht, das passt. Ein Match wie von Hollywood erfunden. Diese App ist überhyped und albern.«

»Du musst ja nicht lange bleiben. Geh rein, hab einen Drink und dann …«

»So funktioniert das nicht. Man muss mit der anderen Person gemeinsam essen. Das gehört zu dem verdammten Programm.«

Breaker lacht leise. »Oh Mist, wirklich?«

»Ja, wirklich. Das hat etwas damit zu tun, dass man die andere Person wirklich kennenlernen soll, bevor man ein zu schnelles Urteil fällt und sich dem nächsten Date zuwendet.«

»Klingt logisch.«

»Ja, für jemanden, der nicht auf ein Date gehen muss.«

»Bro, hör auf herumzuzicken und geh einfach rein. Mein Gott, bist du nicht schon zu spät?«

Ich schaue auf meine Uhr. Mist. Sechs Minuten zu spät. Ich seufze schwer und sage: »Ich hasse dich.«

»Ich kann es nicht erwarten, alles über das Date zu hören. Hab Spaß, Bruderherz.«

»Fick dich.« Ich lege auf, während das Lachen noch durch die Leitung hallt.

Wenn ich ein echtes Arschloch wäre, jemand, der sein Wort nicht hält, würde ich an diesem Restaurant vorbeigehen, mich in eine Bar verziehen und mir den Rest des Rebel-Spiels ansehen. Aber auch wenn das unglaublich verlockend klingt, so ein Kerl bin ich nicht. Ich kann nicht jemanden sitzen lassen. Damit würde ich mich viel zu schuldig fühlen.

Also stecke ich das Handy ein und wünschte, dieser Abend könnte vorbei sein, bevor er begonnen hat.

Blind verliebt. Was für ein beschissenes Konzept.

Sich von einem Computer ein Match zuordnen lassen, ohne zu wissen, wie die Person aussieht … Das kommt mir ziemlich leichtsinnig vor, wenn ihr mich fragt.

Ja, sogar unverantwortlich.

Und dieses Match dann als Geisel zu halten, bis das Essen vorüber ist?

Tja, ratet, wer sein Essen nur so inhalieren wird, um so schnell wie möglich wieder von hier wegzukommen?

Ich.

Ich ziehe die Tür zum Restaurant auf und werde von einer überfreundlichen Hostess und einer viel zu romantischen Atmosphäre begrüßt. Lichterketten mit großen Glühbirnen sind kreuz und quer durch den Raum gespannt, und es gibt eine Unmenge an Hängepflanzen, deren Triebe über den Tischen baumeln. Die Wände bestehen aus weiß gekalkten Backsteinen, die intimen Tische haben diesen urbanen Metallvibe, und die quer zur Decke verlaufenden Balken verleihen dem Design einen etwas weicheren Anstrich.

Okay … Das Restaurant ist nett.

Das gebe ich zu.

Aber der Rest des Konzepts ist dumm.

»Guten Abend, Sir«, sagt die überschwängliche Hostess. »Sie müssen JP sein.«

Natürlich weiß sie, wer ich bin. Ich bin mir sicher, sie haben Fotos von jedem, den sie für ein Date hierhergelockt haben.

Ich setze ein Lächeln auf und nicke. »Der bin ich.«

»Wundervoll. Ihr Date ist an der Bar. Soll ich Sie einander vorstellen, oder machen Sie das selbst?«

Ich schaue zur Bar und sehe eine Frau in einem violetten Kleid, die dort allein sitzt. Mein Blick gleitet über ihre langen braunen Haare, die sanft gewellt auf ihre nackten Schultern fallen. Hmm …

Vielleicht ist diese Sache doch nicht komplett dumm.

»Ich kann mich selbst vorstellen.«

»Wundervoll. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend.«

»Danke«, sage ich, bevor ich durch das Restaurant zur Bar gehe. Wenn man sich bei dieser App anmeldet, darf man sich einen Namen aussuchen, der zu einem passt, aber nicht der echte Name ist. Ich habe mich für ManWearsPants entschieden, weil ich zu genervt war, um mir etwas Cleveres einfallen zu lassen. Und die Frau, mit der ich gematcht habe, tja …

»Hallo. Du musst RosesAreRed sein«, sage ich zur Begrüßung.

Sie stellt ihr halb leeres Glas ab und dreht sich beinahe in Zeitlupe zu mir um. Ich halte den Atem an, wappne mich dafür, wie diese Frau aussieht, aber als ich ihr Gesicht sehe, werde ich von der vertrauten dunkelhaarigen Schönheit vor mir umgehauen.

Ihr Lächeln ist strahlend, ihre Augen hoffnungsvoll, und als sie sich das Haar über die Schulter wirft und mir in die Augen schaut … fällt ihre Miene in sich zusammen, und ihre Lippen werden zu einer dünnen, wütenden Linie.

»Was zum Teufel machst du hier?«, fragt sie.

Oh Mann, das ist wirklich großartig.

Kelsey Gardner.

Wie stehen die Chancen?

Ich stecke beide Hände in die Hosentaschen und antworte fröhlich: »Ich bin dein heutiges Date.«

Sie wirft einen Blick über meine Schulter, nimmt sich dann eine Sekunde, um zu verstehen, was hier passiert, bevor sie fragt: »Bist du so eine Art Stalker, der mir hierher gefolgt ist? JP, das geht wirklich zu weit. Ich bin zu einem Date verabredet. Ich will nicht, dass er glaubt, ich wäre mit dir hier, also wenn du bitte gehen würdest …«

»ManWearsPants«, sage ich, und ihr Blick verengt sich.

Nach einem kurzen Rundumblick befeuchtet sie sich die Lippen, beugt sich vor und fragt angespannt: »Warum hast du das gerade gesagt?«

Oh, es ist süß, wie sie verwirrt die Nase krauszieht. Ich habe mich so sehr geirrt. Dieser Abend wird wesentlich spaßiger, als ich gedacht habe.

»Weil das mein Nickname ist. ManWearsPants. Und du, meine gereizte Kratzbürste, bist RosesAreRed. Du kannst es leugnen, so viel du willst, aber die Dating-App denkt, wir wären das perfekte Match.«

»Tja, da hat sie sich eindeutig geirrt.« Ihre Stimme klingt ein wenig schrill und erreicht einen Ton, der die Flaschen hinter ihr auf den Regalen zum Zerspringen bringen könnte. Sie steht auf, schnappt sich ihre Handtasche und will sich an mir vorbeidrängen, doch ich packe ihre Hand.

»Entschuldigen Sie bitte, Miss Reizbar, aber ich glaube, wir dürfen das Restaurant erst verlassen, nachdem wir gemeinsam gegessen haben. Das steht in den Vertragsbedingungen.«

Ihr Blick schießt zu mir. »Das kann nicht dein Ernst sein.«

»Oh doch, das ist mein voller Ernst. Ich glaube, es steht in Absatz drei, Zeile fünf«, erwidere ich. »Ich habe mich bei der Dating-App angemeldet und erwarte, das volle Erlebnis zu bekommen.« Ich lasse ein Grinsen aufblitzen, von dem ich weiß, dass es sie mehr nervt als alles andere.

»Ist hier alles in Ordnung?«, fragt die Hostess, die zu uns herüberkommt.

»Alles super«, antworte ich.

»Nein, es ist nicht alles super«, widerspricht Kelsey. »Es muss einen Fehler im Algorithmus gegeben haben, denn ich kenne diesen Mann, und glauben Sie mir, wenn ich sage, dass wir kein Match sind.«

»Oh, wie interessant. Ich glaube, den Fall hatten wir noch nie.«

»Ah, wunderbar. Dann können Sie sich ja vorstellen, dass wir diese Unannehmlichkeit so schnell wie möglich beenden und unserer Wege gehen wollen.«

Die Hostess schüttelt den Kopf. Ich höre förmlich das innere, gequälte Aufheulen von Kelsey, als wäre das hier ihr persönlicher Weltuntergang. »Es tut mir leid, aber leider müssen Sie bleiben und gemeinsam zu Abend essen. Das gehört zu den Bedingungen.«

»Aber ich habe doch gesagt, dass ich ihn kenne.« Kelsey zeigt panisch auf mich.

Zeig nur, so viel du willst, ich werde dir nicht helfen.

»Und ich mag ihn nicht. Ich muss nicht mit ihm zusammen essen, um das herauszufinden.«

»Du verletzt mich«, flüstere ich ihr spielerisch ins Ohr. Sie wehrt mich mit einer unerwarteten Handbewegung ab. Wow, beinahe hätte ich einen Fingernagel ins Auge bekommen.

»Sehen Sie, womit ich es hier zu tun habe? Vertrauen Sie mir, Sie wollen nicht, dass wir zusammen essen. Das würde die Leute um uns herum nur ablenken, weil wir uns ständig streiten.«

»Dann werden wir Ihnen einen der neuen, privaten Tische im Loft geben.« Lächelnd nickt die Hostess in Richtung der Treppe zu ihrer Rechten. »Hier entlang.«

»Das kann nicht Ihr Ernst sein«, sagt Kelsey.

»Sieht so aus, als wäre es ihr Ernst«, erwidere ich und lege eine Hand an Kelseys Rücken, um sie zur Treppe zu geleiten.

»Sie zwingen mich wirklich, mit ihm zusammen zu essen?«

Die Hostess antwortet nicht, sondern geht einfach weiter, und ich schiebe Kelsey sanft vorwärts, wobei ich mein Lächeln nicht unterdrücken kann. Und ich dachte, dieser Abend wäre eine totale Zeitverschwendung, doch er hat sich in etwas verwandelt, an dem ich nur zu gern teilnehmen möchte.

»Das ist lächerlich. Ich sollte nicht gegen meinen Willen hier festgehalten werden.«

Wir gehen die Treppe hinauf.

»Die App ist ein Haufen Mist, wenn Sie glauben, ich sollte mit JP zusammen sein. Haben Sie überhaupt einen Backgroundcheck durchgeführt?«

Wir erreichen das Loft, einen privaten Raum mit weißen Gardinen und funkelnden Lichtern. In der Mitte steht ein Tisch, dessen Ambiente eigentlich nur zu intimen Liebhabern passt, zu zwei Menschen, die ihrer beider Leben mit romantischen Intermezzos, lang gezogenen Kindheitserinnerungen und weit hergeholten Phantasien darüber, wie ihre gemeinsame Zukunft aussehen könnte, verweben.

Und dann sind da Kelsey, das wütende Stachelschwein, das seine Stacheln ausgefahren hat und bereit ist, mich bei erstbester Gelegenheit aufzuspießen, und ich.

Ich fürchte, der sinnliche Raum mit der märchenhaften Atmosphäre wird gleich eine Show zu sehen bekommen.

Die Hostess hält uns einen Korb hin, in dem ein Schild steckt: »Abschalten und im Hier und Jetzt sein«. Sie schüttelt ihn ein wenig, eindeutig ein wortloser Befehl, unsere Rettungsringe dort hineinzulegen.

Ich lasse mein Handy hineinfallen, denn ich bin sehr gut darin, Regeln zu befolgen.

Ein panischer Ausdruck tritt in Kelseys Augen, als sie den Korb anstarrt. »Was ist, wenn ich einen wichtigen Anruf erwarte? Was, wenn meine Schwester vortäuschen muss, sich den Knöchel gebrochen zu haben, damit ich gehen kann?«

Zumindest ist sie ehrlich, was die Hostess aber nicht ins Wanken bringt, so dass Kelsey schließlich mit einem animalischen Stöhnen, das man sonst nur in dunklen, nasskalten Nächten hört, ihr Handy zu meinem in den Korb legt.

Als Nächstes werden wir zu unserem Tisch geführt, der neben einem pittoresken, aus Steinen erbauten Kamin steht. Das Feuer hüllt alles in einen orangefarbenen Schimmer, wie gemacht für romantische Stunden mit … der streitbaren Wölfin.

»Ihr Kellner heute Abend ist Helix. Er wird gleich zu Ihnen kommen. Bitte zögern Sie nicht, Bescheid zu sagen, wenn Sie irgendetwas brauchen«, sagt die Hostess, bevor sie die Stühle für uns vorzieht.

»Ja, ich brauche etwas. Und zwar einen Weg, sofort aus diesem Date rauszukommen. Wie können Sie mir dabei helfen?«, fragt Kelsey.

»Ich bin mir sicher, dass Sie einen wundervollen Abend zusammen haben werden. Genießen Sie es.«

Damit geht sie und lässt mich komplett allein mit Kelsey in einem, wie manche es wohl nennen würden, verträumten Loft zurück.

Mit einer wütenden, Nasenflügel blähenden Kelsey.

Einer Kelsey, die vermutlich vorziehen würde, diesen Ort mit jedem anderen – und ich meine jedem – als mit mir zu teilen.

Sie hebt die Hand und zeigt mit dem Finger auf mich. Am ganzen Körper zitternd stößt sie aus: »Das warst du. Du hast das Ganze geplant, oder?«

»Was? Du hast den Verstand verloren, wenn du glaubst, ich hätte Zeit, herauszufinden, welche kitschige Dating-App du benutzt, diese zu infiltrieren und das System dann irgendwie so zu manipulieren, dass du und ich gezwungen sind, zusammen auf ein Date zu gehen.«

»Ich wusste es.« Sie wirft die Hände in die Luft. »Mein Gott, du spielst den Trottel so gut, dabei bist du in Wahrheit ein hinterhältiges Vogelhirn, das nichts Besseres zu tun hat, als die Leute um dich herum zu provozieren.«

Ich setze mich an den Tisch, nehme die Serviette auf und lege sie mir auf den Schoß. »Erstens habe ich gesagt, dass ich dafür keine Zeit habe. Und zweitens ist hinterhältiges Vogelhirn eine Beleidigung, die ich mir merken muss. Die ist echt gut.«

»Argh, versuch nicht, charmant zu sein.« Sie setzt sich ebenfalls, wenn auch widerwillig, und breitet die Serviette über ihrem Schoß aus. Dann trommelt sie mit den Fingern auf dem Tisch und nimmt die Lichter um uns herum in sich auf. »Was für ein vergeudeter Raum.«

Seht ihr, ich wusste, dass sie das denken würde. Kenne ich diese Frau oder was?

Ich beuge mich vor. »Weißt du, du könntest versuchen, das Beste aus dem hier zu machen und nett zu sein.«

Ihr Blick schießt zu mir. »Warum, JP? Ich dachte, Männer und Frauen, die zusammenarbeiten, können nicht befreundet sein?«

Touché.

»Ich sage nicht, dass wir Freunde sein müssen, aber du könntest zumindest darauf verzichten, dich wie eine uninspirierte Furie aufzuführen.«

»Erwartest du etwa, dass ich mich mit dir unterhalte?«

»Das machen Menschen normalerweise, wenn sie gemeinsam essen. Außer es gibt einen neuen Trend, von dem ich nichts weiß.«

In dem Moment kommt Helix mit einem Tablett die Treppe herauf, auf dem er zwei Wassergläser balanciert. Nachdem er sie auf den Tisch gestellt hat, klemmt er sich das Tablett unter den Arm und sagt: »Guten Abend. Unsere Hostess hat mich informiert, dass wir ein glückliches Liebesnest hier oben haben.«

Bei Kelseys ausdrucksloser Miene will ich vor Lachen vom Stuhl fallen, aber ich reiße mich zusammen, weil ich Angst davor habe, was passiert, wenn ich wirklich lachen würde. Immerhin liegen hier zwei Messer auf dem Tisch.

»Wir sind ein wenig in Eile, also würden wir gerne bestellen, essen und dann so schnell wie möglich hier raus, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«

»Mein Gott«, flüstere ich. »Sei nicht so unhöflich zu dem armen Kerl.«

Kelsey stößt langsam den Atem aus und legt ein Lächeln auf. »Es tut mir leid, Helix. Richtig?«

Er nickt.

»Sehen Sie, als ich mich bei dieser App angemeldet habe, stand ich unter dem Eindruck, dass ich mit jemandem zusammengeführt würde, an dem ich tatsächlich Interesse hätte. Ich hatte gehofft, jemand Interessantes kennenzulernen, jemanden, der komplex und lustig ist. Ich hatte wirklich vor, heute Abend eine tiefe Verbindung zu knüpfen.« Ihr Blick schießt zu mir. »Und wenn ich tiefe Verbindung sage, meine ich mental … nicht körperlich.«

Ich grinse nur.

»Aber sehen Sie, Helix, anstatt jemanden zu treffen, der das Potenzial hat, mich umzuhauen, bin ich mit diesem unverschämten, unausstehlichen Menschen zusammengebracht worden, der eine höhere Meinung über den Nietnagel an seinem Finger hat als über die Menschen um ihn herum. Unglücklicherweise arbeite ich mit ihm zusammen und weiß genug über ihn, um zu verstehen, dass wir nichts – und ich meine absolut gar nichts – gemeinsam haben. Deshalb …«

»Das sieht in Ihren Profilen aber ganz anders aus«, sagt Helix und umklammert sein Tablett fester.

Kelsey blinzelt. »Wie bitte?«

»Ich habe gehört, dass es hier oben womöglich ein wenig Ärger im Paradies gibt, und wenn das passiert, drucken wir die Gründe dafür aus, warum der Computer Sie beide zusammengeführt hat. Soll ich sie Ihnen vorlesen?«

»Nein«, sagt Kelsey.

»Ja«, sage ich gleichzeitig. »Ich würde nichts lieber hören, als warum Kelsey und ich zueinanderpassen.« Ich überschlage die Beine und rutsche mit dem Stuhl ein wenig nach hinten, um mich auf das vorzubereiten, was, wie ich denke, eine überaus erhellende Erfahrung für mich und eine grauenhafte Erfahrung für Kelsey sein wird.

Helix zieht einen Zettel aus seiner Hosentasche und räuspert sich. »Sie waren eines der höchsten Matches in unserem System. Ihre wahrscheinliche Erfolgsrate beträgt siebenundneunzig Prozent.«

Ha!

Rauch quillt aus Kelseys Ohren, als mein Grinsen immer breiter wird.

»RosesAreRed und ManWearsPants.« Helix wendet sich mir zu. »Großartiger Name, übrigens.«

Ich nicke. »Danke.«

»O mein Gott«, stöhnt Kelsey. »Dieser Name ist absolut phantasielos.«

»Als ob RosesAreRed ein poetisches Meisterstück wäre«, erwidere ich. »Du hättest dich genauso gut WeiseAufDasOffensichtlicheHin nennen können.«

Kelsey zeigt auf mich und schaut Helix an. »Sehen Sie, was ich meine? Der Mann ist einfach unerträglich.«

Helix wirkt ein wenig erschöpft, als er einen Schritt zurückmacht und weiterliest. »RosesAreRed und ManWearsPants sind beide Firmenbesitzer im Großraum Los Angeles.«

»Wow, das ist für niemanden eine Überraschung.« Kelsey verschränkt die Arme vor der Brust, und ehrlich, ich glaube, ich habe sie noch nie so aufgebracht gesehen. Eine Sache, die ich an Kelsey immer interessant fand, ist ihre Fähigkeit, selbst unter größtem Stress ruhig zu bleiben. Sie zeigt niemals Gefühle. Doch heute Abend erlebe ich eine neue Seite an ihr. Die mir irgendwie gefällt.

»Beim Backgroundcheck haben wir Gemeinsamkeiten aufgrund elterlichen Verlassens entdeckt.«

Kelsey verstummt.

»Außerdem das Verlangen, etwas zu erreichen, sowie eine gleichstarke Angst vor dem Scheitern, davor, nicht geliebt zu werden, und davor, allein zu sein.«

Ihr Blick schießt zu mir, doch ich schaue schnell weg. Okay, was zum Teufel ist das hier für ein Scheiß? Ja, wir haben einen Fragebogen ausgefüllt, aber was für einen invasiven Backgroundcheck haben die ausgeführt, um diese Sachen herauszufinden?

»Es wurde außerdem festgestellt, dass RosesAreRed sehr strukturiert und detailverliebt ist, während ManWearsPants pessimistisch mit einer apathischen Einstellung sein kann, was diese beiden Puzzleteile perfekt zusammenpassen lässt, weil sie ein gutes Gleichgewicht für eine gesunde Beziehung bieten.« Helix steckt den Zettel wieder weg und nimmt Stift und Bestellblock zur Hand. »Wollen wir dann jetzt Ihre Bestellung aufnehmen?«

3. Kapitel

Kelsey

Tja, Helix weiß, wie man zwei Leute sehr schnell zum Schweigen bringt.

Nachdem wir beide den Hackbraten mit Kartoffelpüree bestellt haben – wobei ich die Tatsache ignoriere, dass wir dasselbe gewählt haben –, ist er die Treppe hinunter verschwunden, aber nicht, bevor er uns nicht gesagt hat, dass die Küche heute unter Personalmangel leidet und es dadurch mit dem Essen ein wenig länger dauern könnte.

Na super. Ich frage mich, ob sie das absichtlich machen, damit die »Dates« länger bleiben müssen.

Im Hintergrund spielt eine Instrumentalversion von »Bad Guy«, und JP und ich gucken überall hin, nur nicht zueinander.

Helix hat die Wahrheitsbombe platzen lassen und damit alles andere in die Luft gesprengt.

Selbst meine konstante Genervtheit von JP ist verschwunden, während er mir gegenübersitzt und das Wasser in seinem Glas herumschwenkt.

Das Schweigen ist ohrenbetäubend.

Unbehaglich.

Und auch wenn ich es nicht ertrage, ihm gegenüberzusitzen, kann ich mit der Stille nicht umgehen. Sie ist schmerzhafter, als zu reden.

»Also … isst du oft Hackbraten?«, frage ich, weil mir nichts anderes einfällt.

Als er aufschaut, hebt er die Augenbrauen auf diese Regé-Jean-Page-Weise, als hätte sich ein Anglerhaken hineingebohrt und sie hochgezogen. Lässt mich das an eine Szene aus Bridgerton denken, bei der ich auf meiner Couch dahingeschmolzen bin? Natürlich. Aber lässt es die Eisschicht um mich herum schmelzen, die sich aufgrund dieses unglückseligen Abends um mich herum aufgebaut hat? Nicht im Geringsten.

»Versuchst du dich an einer Unterhaltung mit mir?«

»Du kannst unmöglich von mir erwarten, dass ich hier für wer weiß wie lange schweigend sitze.«

»Ich weiß nicht. Zuzusehen, wie du dich unter dem Mangel an Konversation windest, stelle ich mir ganz spaßig vor.«

»Warum bist du so ein Arsch?«

»Kannst du dir das nach der Zusammenfassung, die Helix uns gerade präsentiert hat, nicht denken? Verlassensängste stehen ganz oben auf der Liste für das Entwickeln von Verteidigungsmechanismen. Man muss kein Psychologe sein, um das herauszufinden, Babe«, sagt er.

»Das ist aber keine Entschuldigung dafür, dich wie ein Arschloch zu benehmen. Ich bin ohne Vater aufgewachsen, und doch stolziere ich nicht mit einer entrüsteten Haltung herum.«

Er lacht so laut, dass ich zurückzucke. »Hast du die ›Ich hasse JP Cane‹-Show vergessen, die du gerade vor den Angestellten dieses Restaurants aufgeführt hast?«

»Tja, entschuldige bitte, dass ich perplex war, als ich herausgefunden habe, dass du mein Date für den Abend bist. In meinem Kopf hatte ich mir diesen Abend ein wenig anders vorgestellt.«

»Ich verstehe. Und wie?«

Ich trinke einen Schluck von meinem Wasser. »Nicht so.«

»Das hast du bereits gesagt. Da wir ein langes Essen vor uns haben – wie wäre es, wenn du mich darüber aufklärst, wie du glaubtest, dass sich dieser Abend gestalten würde?«

»Das erzähle ich dir nicht. Dann machst du dich nur über mich lustig.«

»Warum sollte ich das tun?«

»Weil du ein Unterdrücker von Hoffnungen und Träumen bist.«

»Wie wenig du mich doch kennst, Kelsey.«

Ich mustere ihn ein paar Sekunden und frage dann: »Wenn ich dir erzähle, was ich glaubte, was heute Abend passieren würde, wirst du dich nicht über mich lustig machen?«

»Weißt du, es könnte dir gut zupasskommen, mich besser kennenzulernen. Dann hättest du vielleicht nicht so eine schlechte Meinung von mir.«

Das bezweifle ich.

»Na gut.« Ich recke das Kinn. »Aber wenn du dich lustig machst, schütte ich dir das Wasser ins Gesicht.«

»Das ist nur fair.« Er nickt. »Schieß los, erhelle mich mit deinen Phantasien.«

Mein Gott, ich verabscheue ihn wirklich.

Ich räuspere mich. »Also, ich habe mich bei dieser App angemeldet, weil ich von Noely Clark großartige Sachen darüber gehört habe.«

»Noely, die Gastgeberin von Good Morning, Malibu?«, fragt er.

»Ja. Ich habe sie und ihren Mann für meinen Podcast interviewt …«

»Du hast einen Podcast? Wie heißt der?«

Ein wenig schüchtern, weil ich weiß, dass er mich dafür vermutlich verurteilen wird, sage ich: »Ja, den habe ich, und der Name ist irrelevant. Mir wäre lieber, wenn du ihn dir nicht anhörst.«

»Fürchtest du, ich könnte Dauerhörer werden?«

»Machst du dich über mich lustig?«, frage ich und greife nach meinem Wasserglas.

Er hebt seine ziemlich großen Hände. »Nein, ich mache mich nicht lustig. Ich unterhalte mich nur.«

»Dann versuch, weniger Sarkasmus in deine ›Unterhaltung‹ zu legen.«

»Ist notiert.« Er bedeutet mir mit einer Geste, fortzufahren.

»Nun ja, ich habe sie für meinen Podcast interviewt, und als wir nicht aufgezeichnet haben, hat sie mir alles über Blind verliebt erzählt. Da ich bereit bin, jemanden für etwas Langfristiges kennenzulernen …« Ich halte inne, um seine Miene zu beobachten, und als er nicht einmal lächelt, fahre ich fort. »Dachte ich, ich probiere es mal. Ich hatte nur Gutes darüber gehört, und als ich endlich so weit war, mich anzumelden, war ich ziemlich nervös. Ich dachte, ich würde jemand Interessantes kennenlernen, jemanden, der mit mir auf einer Wellenlänge ist und der gut zu mir passt. Du kannst dir also meine Enttäuschung vorstellen, als sich herausgestellt hat, dass du ManWearsPants bist.«

Er hebt sein Glas und trinkt einen Schluck, wobei er meinen Blick festhält. Die Cane-Männer haben etwas Rätselhaftes, aber auch etwas Nervtötendes an sich. Sie verfügen über eine ausgezeichnete Selbstkontrolle, vor allem, wenn es darum geht, ihre spontane Reaktion auf etwas zu unterdrücken. Ihre Bewegungen sind sehr subtil und zeugen von großer Zurückhaltung. Das habe ich schon an Huxley gesehen und nun auch an JP.

»Eine Enttäuschung …«, sagt er. »Es tut mir leid, wenn ich dir den Abend versaut habe.«

»Uff, mach das nicht.«

»Was?«, fragt er stoisch.

»Zieh nicht die Geprelltes-Ego-Karte. Wir wissen beide, dass nichts an diesem Szenario hier deine Gefühle verletzt. Du blühst doch förmlich unter der Tatsache auf, dass wir zusammengeführt wurden, weil es mir den Abend und die Hoffnung auf ein echtes Match ruiniert.«

»Ich blühe darunter gar nicht auf«, widerspricht er. »Ich finde es natürlich ein wenig lustig, aber für dich tut es mir aufrichtig leid.«

»Das muss es nicht. Spar dir dein Mitleid für jemand anderen auf.«

»Ich bemitleide dich nicht. Das ist ein Unterschied. Dich zu bemitleiden, würde bedeuten, dass ich nicht viel von dir halte, was nicht der Fall ist. Es tut mir nur leid, dass du glaubst, meine Anwesenheit würde deinen Abend ruinieren.«

»Warum musst du das so sagen? Als wärst du das Opfer?«

»Vertrau mir, Babe, ich bin niemals das Opfer.« Er verlagert sein Gewicht, und ich merke, dass der lockere JP verschwunden ist – vor allem, seitdem Helix unsere Historie vorgelesen hat –, und an seine Stelle ist ein Mann getreten, der seine Schutzmauern hochgefahren hat. Ein Mann, den ich noch nie zuvor gesehen habe.

»Ich hatte einfach etwas anderes erwartet«, sage ich und verschränke die Hände im Schoß. »Ich war so aufgeregt, jemand Neues kennenzulernen.«

Wieder mustert JP mich eindringlich. Seine grünen Augen blitzen förmlich, als er von meinen Augen über meinen Mund zu meiner Brust schaut und mich mit seinem Blick förmlich verschlingt.

Schließlich sagt er: »Ich bin wegen einer Wette hier.«

Mein Blick schießt zu ihm. »Wie bitte?«

Er hebt die Hände, um meine brodelnde Wut zu beruhigen. »Bevor du glaubst, dass ich absichtlich hierhergekommen bin, um dir den Abend zu versauen … So war das nicht. Dass wir hier zusammensitzen, ist reiner Zufall. Aber der Grund, warum ich mich bei der App angemeldet habe, ist, dass ich eine Wette gegen Breaker verloren habe.«

»Was für eine Wette?«