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Schon viel zu lange hat Emma gehofft, dass sich ihre Scheinbeziehung mit dem faszinierenden Unternehmer Dan Morgan in echte Liebe verwandelt - vergeblich! Aber ausgerechnet als sie ihre platonische Abmachung beenden will, küsst Dan sie heiß. Empfindet er etwa doch mehr für sie?
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Seitenzahl: 178
IMPRESSUM
Spiel nicht mit der Liebe! erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2014 by Charlotte Phillips Originaltitel: „The Plus-One Agreement“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA EXTRABand 399 - 2015 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Elfie Sommer
Umschlagsmotive: Depositphotos_helenaak14
Veröffentlicht im ePub Format in 03/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733716608
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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Wie erklärt man einem Mann, der sich bei Geschäftsessen und Familienfesten als dein Freund ausgibt, dass man jetzt einen richtigen Freund hat und ihn nicht mehr braucht?
Da er nicht dein richtiger Freund ist, kannst du jederzeit mit ihm Schluss machen. Er wird kaum auf die Knie gehen, dir eine Liebeserklärung machen und dich anflehen, bei ihm zu bleiben …
Schön wäre es trotzdem.
Aber eher würde der Sportwagen, in dem sie gerade durch London fuhren, Flügel bekommen, als dass der ewige Junggeselle Dan Morgan sich für eine farblose Rechtsanwältin wie Emma Burney interessierte. Darauf hatte sie nämlich monatelang vergeblich gewartet. Nachdem sie knapp ein Jahr für seine Firma gearbeitet und den endlosen Strom seiner kurzfristigen Geliebten miterlebt hatte, war Emma zu der Überzeugung gelangt, dass sie für seinen Geschmack nicht blond, kurvig und oberflächlich genug war. Selbst wenn sie so perfekt gestylt war wie jetzt, auf dem Weg zur Ausstellungseröffnung ihres Bruders, erinnerte sie nicht im Entferntesten an Dans bevorzugte Gespielinnen.
Sie blickte an sich herunter: Zu schwarzem Etuikleid und beigefarbenen Pumps trug sie wie immer nur dezentes Make-up. Ihre Figur war eher knabenhaft schlank. Nicht gerade die besten Voraussetzungen für eine heiße Liebesgeschichte mit Dan.
Dafür besaß sie laut seiner eigenen Aussage alle Eigenschaften, die er sich bei einer guten Freundin und Begleiterin für wichtige Geschäftstermine wünschte. Und auch Emma wusste Dans positive Eigenschaften zu schätzen. Deshalb hatten sie ja auch diese Abmachung getroffen.
Eine Abmachung, die für Emma jedoch nun überflüssig geworden war.
Schließlich wollte sie ihr Leben, das seit Jahren im selben Trott verlief, endlich in neue Bahnen lenken. Ihre Hoffnung, dass sich die vorgetäuschte Beziehung mit Dan in eine echte verwandeln würde, wenn sie ihm nur genug Zeit ließe, hatte sie längst aufgegeben. Und vor ein paar Wochen war ein anderer Mann in ihr Leben getreten und hatte sie mit Einladungen in schicke Restaurants, teuren Geschenken und aufregenden Zukunftsplänen im Sturm erobert. Was auch immer zwischen Dan und ihr gewesen war, es fühlte sich jetzt nur noch an wie ein einstudiertes Schauspiel, aus dem sie so schnell wie möglich aussteigen wollte.
Vom Beifahrersitz seines Sportwagens aus warf sie Dan einen verstohlenen Blick zu. Im schwarzen Anzug und weißen Hemd sah er umwerfend aus. Das volle, dunkle Haar, der Bartschatten am markanten Kinn, die stahlblauen Augen und das leicht spöttische Lächeln ließen im Bruchteil von Sekunden jede Frau dahinschmelzen. Bei ihrer Mutter hatte es auf jeden Fall gewirkt – kein Familientreffen, bei dem sie Emma nicht in den Ohren lag, wann sie und Dan endlich heiraten und die ersehnten Enkelkinder in die Welt setzen würden.
Dabei dachte Emma nicht im Traum daran, ihre verkorksten Gene weiterzugeben – das Leben in ihrer überspannten Familie hatte ihren Wunsch nach einer eigenen Familie nicht gerade gefördert. Nur um ihre Mutter endlich mundtot zu machen mit der ewigen Fragerei nach Emmas Liebesleben, hatte Emma mit Dan abgemacht, dass sie sich gegenseitig als angebliches Paar zu Geschäftsessen und Familienfesten begleiteten. Und ihre Mutter hatte den Köder geschluckt.
Doch jetzt hatte sie einen richtigen Freund, und wenn sie weiterhin so tat, als wäre sie mit Dan zusammen, konnte sie nicht mit ihrem neuen Leben beginnen. Also musste sie schnellstmöglich Dan beibringen, dass ihre Abmachung hinfällig geworden war.
Emma sammelte all ihren Mut und holte tief Luft: „Dan, wir müssen Schluss machen.“
„Du gibst mir den Laufpass?“
Dan wandte den Blick kurz von der Straße ab und bedachte Emma mit einem spöttischen Grinsen. Sie machte bestimmt nur einen Witz. Doch sie schaute ihn aus ihren braunen Augen ernst an.
„Wenn man es genau nimmt, kann ich das gar nicht“, erwiderte sie verlegen. „Dafür müssten wir ja zusammen sein.“ Emma legte den Kopf schief. „Aber im Grunde ist es doch nur eine geschäftliche Abmachung.“
Dan hatte nie zuvor daran gedacht, eine Bezeichnung für das zu finden, was ihn mit Emma verband. Dass sie gemeinsam zu Geschäftsessen und Wohltätigkeitsbällen gingen, war für ihn nur die Fortsetzung ihrer beruflichen Zusammenarbeit. Sie hatten sich nicht vorher zusammengesetzt und die Spielregeln besprochen.
Vor zwölf Monaten hatte Emma ihn als Rechtsanwältin seiner Unternehmungsberatung zu einem Treffen mit einem potenziellen Klienten begleitet. Bei dem anschließenden Essen hatten Emma und er ein so gutes Team abgegeben, dass bereits am Ende des Abends die Unterschrift des Kunden unter dem Vertrag gestanden hatte. Während des Essens hatte Emma quasi Dans Gedanken erraten und ihn nach Kräften unterstützt. Er war über alle Maßen von ihr beeindruckt gewesen.
Danach war sie wie selbstverständlich bei gesellschaftlichen Verpflichtungen zu seiner Dauerbegleitung geworden – eine rein platonische Freundin, auf deren intelligente Gesprächsführung und professionelles Auftreten Dan sich immer verlassen konnte. Im Gegenzug begleitete er sie zu Familientreffen und feierlichen Anlässen, wie die Ausstellungseröffnung ihres Bruders heute Abend. Er hatte Mitleid mit ihr, weil sie ihre leicht verrückte Familie so anstrengend fand, auch wenn er dies nicht ganz nachvollziehen konnte. War es nicht besser, eine leicht verrückte Familie zu haben als gar keine?
Dass sie ihm den Laufpass geben wollte, war für ihn eine gänzlich neue Erfahrung. Bislang waren seine Beziehungen zu Frauen über Sex nie hinausgegangen, und somit hatte er auch noch nie von einer Frau verlassen werden können. Selbst wenn Emma nicht seine richtige Freundin war, traf ihn ihre Entscheidung nun wie ein Schlag in die Magengrube.
„Wir hatten eine schöne Zeit“, erklärte sie jetzt. „Und wir haben beide Nutzen daraus gezogen. Du hattest eine Begleitung für Geschäftstermine, ich konnte mir meine Eltern vom Hals halten. Aber nun …“
„Es liegt nicht an mir, sondern an dir, oder?“, versuchte er einen Witz.
„Ich habe jemanden kennengelernt“, antwortete sie ernst.
„Jemanden kennengelernt?“, wiederholte er etwas zu schroff und drückte auf den Schalter der Klimaanlage. Aus irgendeinem Grund war es im Auto plötzlich unangenehm heiß. „Bei der Arbeit?“
„Nein, nicht bei der Arbeit!“ Ihre Stimme klang gereizt. „Ob du es glaubst oder nicht – ich habe tatsächlich ein Privatleben.“
„Ich habe nie das Gegenteil behauptet.“
Vorsichtig blickte er zu Emma hinüber. Ihr gereizter Gesichtsausdruck verwandelte sich in ein triumphierendes Lächeln.
„Dan, es gibt da jemanden in meinem Leben, der sich auch neben der Arbeit für mich interessiert.“
Für eine Sekunde hielt sie seinem Blick stand, dann schaute er wieder auf die Straße. Er versuchte ein Grinsen, obwohl seine Gesichtszüge zu entgleiten drohten. Zum Glück fuhren sie im dichten Londoner Feierabendverkehr, und er musste sich auf die Straße konzentrieren. Emma schwieg. Vermutlich wartete sie darauf, dass er ihr gratulierte.
„Schön für dich“, rang er sich schließlich ein freundliches Wort ab. „Wer ist es?“
„Ich habe ihn bei einer Vertragsverhandlung kennengelernt.“
Also hatte sie den Typen doch bei ihrer Arbeit als Rechtsanwältin kennengelernt. Wo auch sonst? Alles, was sie tat, hing irgendwie mit der Arbeit zusammen.
„Wir haben uns ein paar Mal getroffen, und es läuft ziemlich gut.“ Sie atmete hörbar ein. „Deshalb muss ich die Sache mit dir beenden.“
„Aber du triffst dich nie mit anderen Männern“, warf er ein.
„Eben“, erwiderte sie aufgebracht. „Und weißt du auch, warum nicht?“
„Weil kein anderer Mann an mich herankommt?“
„Auch wenn du glaubst, dass Frauen darauf stehen: Die Aussicht, ein paar Nächte in deinem Bett zu verbringen, um dann hinausgeworfen zu werden, sobald du dich auch nur eine Sekunde langweilst, finde ich nicht gerade berauschend.“
„Du musst mich nicht als Ladykiller hinstellen. Die Frauen gehen alle freiwillig mit. Ich mache ihnen keine falschen Versprechen.“
„Das glaubst auch nur du. Jede hofft doch, dass sie diejenige ist, für die du dich änderst. Aber du wirst dich nie ändern. Mich brauchst du fürs Geschäft, die anderen Mädchen fürs Vergnügen.“
Emma blickte auf ihre im Schoß gefalteten Hände.
„Die Sache ist die, wenn ich dich als meinen Freund ausgebe, halte ich mir vielleicht meine Mutter vom Hals, die ständig von meiner biologischen Uhr spricht. Aber mehr habe ich davon nicht. Mein Leben besteht nur aus Arbeit, seit Monaten habe ich mich mit keinem Mann getroffen. Da ich mich darauf verlassen konnte, dass du mich zu Familienfesten begleitest, hatte ich aufgehört, einen richtigen Freund zu suchen.“
„Worauf willst du hinaus?“
Sie seufzte.
„Erst als ich Alistair kennenlernte, wurde mir klar, was mir im Leben fehlt. Ich denke, unsere Abmachung war für uns beide zwar bequem, aber auch hinderlich.“
„Alistair?“
„Alistair Woods.“
Dan schob das Bild des blonden Ex-Radsportstars, den er bei diesem Namen unweigerlich vor Augen hatte, rasch beiseite. Einen derart berühmten Menschen konnte Emma nicht kennen. Das hätte er gewusst. Aber warum schaute sie ihn sonst so erwartungsvoll an?
„Doch nicht der Alistair Woods?“, fragte er also nach.
Bei dem Lächeln, das über ihr Gesicht zog, verspürte er einen Stich in der Magengrube. Er hatte sie noch nie so lächeln sehen.
Mit einem Mal fielen ihm völlig neue Details an ihr auf. Der rosige Schimmer auf ihren hohen Wangenknochen, die volle Unterlippe, die schwarzen Locken, die sich von der cremefarbenen Haut ihrer Schulter abhoben. Sie strahlte vor Glück, und wieder verspürte er einen Stich.
„Genau der“, antwortete sie, einen Hauch von Triumph in der Stimme. „Der Radsportprofi. Oder besser Ex-Radsportprofi. Er arbeitet jetzt als Sportmoderator beim Fernsehen.“
Wer wusste das nicht? Schließlich sah man ihn im englischen Fernsehen jedes größere Sportereignis moderieren. Dan empfand plötzlich eine unerklärliche Abneigung gegen einen Mann, den er gar nicht kannte.
„Du bist mit Alistair Woods zusammen?“, fragte er ungläubig.
„Das klingt ja so, als würdest du mir das nicht zutrauen“, erwiderte sie scharf. „Vielleicht bin ich für dich nur ein weiblicher Anzugträger, der bei Geschäftsterminen kurzfristig einspringt, wo deine schnellen Eroberungen nicht gut ankämen. Aber tatsächlich bin ich auch eine Frau.“
„Wie lange geht das schon mit euch beiden?“, wollte er wissen.
„Bist du jetzt mein Vater?“, entgegnete sie schnippisch. „Wir haben uns ein paar Mal getroffen.“
„Was heißt ein paar Mal?“
„Fünf, sechs Mal, vielleicht.“
„Du willst also unsere Abmachung beenden, weil du dich ganze fünf Mal mit jemandem getroffen hast?“
„Um eines klarzustellen: Er hat mich nicht nur in teure Restaurants eingeladen, damit ich danach mit ihm ins Bett gehe. Wenn man ernste Absichten verfolgt, kann man in relativ kurzer Zeit eine Menge über einen Menschen erfahren.“
Der scharfe Unterton entging ihm nicht.
„Okay. Aber sag mir eins: Wenn er so großartig ist, und du so schrecklich verliebt bist, warum zum Teufel begleitet er dich nicht zu der Ausstellung deines Bruders und lernt deine Eltern kennen? Hättest du nicht einfach am Telefon mit mir Schluss machen können? Das hätte mir eine Menge Ärger und Zeit erspart.“
Sie waren vor der Galerie angekommen. Dan fuhr den Wagen in eine Parkbucht und stellte den Motor aus.
„Zum hundertsten Mal – ich mache nicht mit dir Schluss, wir waren ja gar nicht zusammen!“
Emma sprang aus dem Wagen und ging zum Eingang der Galerie. Dan folgte ihr.
„Soll das heißen, ich hätte heute Abend arbeiten können?“, brachte er zwischen den Zähnen zerknirscht hervor.
„Als ob du nicht sowieso schon rund um die Uhr arbeiten würdest.“ Emma trat vor ihm in die hell erleuchtete Galerie. „Einen Abend wird die Firma gut ohne dich auskommen. Alistair ist noch bis nächste Woche im Ausland. Ich will die Gelegenheit nutzen und vor meinen Eltern einen endgültigen Strich unter unsere angebliche Beziehung setzen.“
Sie gingen über den roten Teppich. Dan hatte die Hand auf ihren Rücken gelegt – wie immer spielte er seine Rolle als Emmas Freund perfekt.
„Ich verstehe nicht, warum ich unbedingt dabei sein muss“, hakte er nach und nickte den übrigen Gästen höflich zu. „Schließlich haben wir nur so getan, als wären wir zusammen.“
Er bemühte sich, möglichst spöttisch zu klingen, wunderte sich insgeheim aber, warum er das Ganze nicht gelassener nahm. Es war doch nur eine praktische Abmachung gewesen.
„Das Problem ist, dass unsere gespielte Beziehung sehr überzeugend gewirkt hat“, zischte sie ihm zu. „Deshalb müssen wir jetzt eine ebenso überzeugende Trennung hinlegen.“
Als Emma ihn in ihre Pläne einweihte, glaubte Dan, er hätte sich verhört.
„Das ist nicht dein Ernst, oder? Du willst vor deinen Eltern so tun, als würden wir uns streiten, damit du einen Grund hast, mit mir Schluss zu machen?“
„Genau! Das dürfte doch nicht so schwer sein. Wenn der richtige Moment gekommen ist, fange ich an, an dir herumzunörgeln, und du spielst einfach mit.“
„Warum sagst du ihnen nicht einfach, dass wir uns getrennt haben?“ Er fuhr sich durchs Haar. „Warum muss ich überhaupt dabei sein?“
„Weil ich fast ein Jahr damit verbracht habe, dich als den perfekten Mann hinzustellen. Du hast ja keine Ahnung, wie es davor zuging. Ständig wurde ich mit Fragen gelöchert, warum ich noch Single wäre und zugunsten meiner Karriere auf Kinder verzichtete. Nachdem ich dich als meinen Freund vorgestellt hatte, hörte das von heute auf morgen auf. Für sie bist du der Traum-Schwiegersohn – ein reicher, gut aussehender, charmanter Geschäftsmann, der sich nicht von meiner Mutter vergraulen lässt. Wenn ich ihnen sage, dass wir uns in aller Freundschaft getrennt haben, werden sie mir nicht glauben, sondern mir mein Leben lang vorwerfen, ich hätte dich verscheucht.“
„Übertreibst du da nicht ein wenig?“
„Du kennst meine Mutter und weißt, wie gern sie mir in mein Leben hineinredet!“
Dan musste zugeben, dass Emmas Mutter sich wirklich in alles einmischte und immer meinte, im Recht zu sein.
„Wenn wir uns an meinen Plan halten, wird der tolle Ruf, den du bei meinen Eltern genießt, vergessen sein, wenn Alistair und ich aus Amerika zurückkehren. Und sie werden ihn als den neuen Mann an meiner Seite akzeptieren.“ Sie zuckte die Achseln.
Aus Amerika zurückkehren? Dans Handflächen schwitzten. Er zog Emma an die Seite, bevor sie von den Leuten, die in die Galerie strömten, mitgerissen werden konnten.
„Du fährst in den Urlaub?“
„Ja, in ein paar Wochen. Ich fliege mit Alistair nach Amerika, um seine Familie und einige seiner Freunde kennenzulernen. Danach wollen wir auf Europareise gehen. Er soll fürs amerikanische Fernsehen von einer Radrundfahrt berichten. Ich werde ein Sabbatjahr nehmen. Vielleicht komme ich auch gar nicht zurück.“
„Wie bitte?“, fragte er erschüttert. „Du kennst den Mann seit ein paar Wochen und willst alles für ihn aufgeben? Bist du verrückt geworden?“
„Aber das ist es doch. Wann tue ich schon mal etwas Spontanes? Ich arbeite rund um die Uhr und habe, abgesehen von den Terminen, zu denen ich dich begleite, kein Sozialleben. Was habe ich zu verlieren?“
„Was ist mit deiner Familie?“
„Meine Eltern sind doch nur damit beschäftigt, Adams Aufstieg zum Superstar zu verfolgen. Mein Leben interessiert sie nicht. Sie werden mich nicht groß vermissen.“
Sie hob den Kopf in Richtung seines Ohrs. Dabei stieg ihm der verführerische Vanilleduft ihres Parfüms in die Nase.
„Eines seiner Bilder ist letzte Woche für 50.000 Pfund verkauft worden, offenbar an einen anonymen Sammler. Aber wenn ich meinen Eltern auch nur zwei Sätze über meine Arbeit erzählen will, schauen sie gelangweilt aus dem Fenster.“
Sie rückte von ihm ab und zog einen kleinen Spiegel aus der Handtasche.
„Du wirst dich schon anderweitig trösten“, sagte sie gespielt mitfühlend und überprüfte ihr Spiegelbild. „Du hast doch bestimmt ein Notizbuch voller Namen von Mädchen, die darauf brennen, meinen Platz einzunehmen.“
Das stimmte. Allerdings würde keines der Mädchen bei seinen Geschäftsfreunden einen annähernd guten Eindruck hinterlassen wie Emma. Das war ja der Grund gewesen, warum sie die Abmachung überhaupt getroffen hatten. An einer richtigen Freundin war Dan nicht interessiert. Nicht, seitdem Maggie …
Er ballte eine Faust. Selbst nach all den Jahren überkam ihn gelegentlich die traurige Erinnerung. Dabei hatte er sich so sehr bemüht, alles zu vergessen. In seinem Leben war kein Platz für schlechte Erinnerungen. Mit Frauen wollte er heute nur noch Spaß haben. Wenn er jemanden zum Vorzeigen brauchte, griff er auf Emma zurück.
Ihm wurde schmerzhaft bewusst, dass sie bald nicht mehr in London sein würde, wenn er sie brauchte. Der Gedanke war beunruhigend. Doch bevor er auch nur ein Wort erwidern konnte, hakte Emma sich bei ihm ein und zog ihn in den hell erleuchteten Saal der Galerie.
Als sie den Saal betraten, blieb Emma einen Moment stehen und schaute sich um. Ihr Bruder hatte eine gigantische Ausstellung auf die Beine gestellt. Die überlebensgroßen Bilder füllten die Wände fast vollständig aus. Über dem Saal befand sich eine Empore, von der aus man einen guten Überblick haben musste. Auch wenn Emma die Themen, die ihr Bruder bevorzugt malte, nicht immer gefielen, zog er doch eine Menge Gäste an, die sich angeregt über seine Bilder unterhielten.
Emma nahm zwei Champagnerflöten von einem silbernen Tablett, das eine hübsche blonde Kellnerin herumtrug. Die Frau blickte durch Emma hindurch und schenkte Dan ein strahlendes Lächeln. War denn wirklich keine Frau gegen ihn immun? Emma reichte Dan eines der Gläser, mit dem er wiederum der Kellnerin sofort zuprostete.
„Vielen Dank …“ Er beugte sich lässig vor, um das Namensschild der Frau zu lesen, das an ihrem beeindruckenden Dekolleté steckte. „Hannah …“
Er lächelte der Frau zu. Emma nahm seinen Arm und zog ihn fort. Warum überraschte es sie eigentlich immer noch? Sie wusste doch mittlerweile, dass keine Frau vor ihm sicher war.
Zumindest keine kurvige Blondine.
„Um Himmels willen, nun reiß dich doch bitte einmal zusammen“, flüsterte sie. „Du bist mit mir hier und solltest das Personal nicht mit Blicken ausziehen.“
Sie hakte sich bei ihm ein und bahnte sich einen Weg durch die Menschenmenge, um ihre Eltern ausfindig zu machen. Das erwies sich als nicht allzu schwierig. Aus irgendeiner absurden Laune heraus hatte ihre Mutter sich ein grellbuntes Tuch um den Kopf gewickelt und an einer Seite zu einer großen Schleife gebunden. Emma steuerte auf sie zu. Als ihre Eltern in Hörweite kamen, flüsterte sie Dan zu.
„Glaub mir, sie wird mir niemals abnehmen, dass wir uns getrennt haben, und mir noch Jahre später in den Ohren liegen. Das ertrage ich nicht. Mein Plan ist besser. Spiel einfach mit.“
Ihre Mutter hatte sie entdeckt und kam auf sie zu.
„Und keine Sorge“, flüsterte Emma. „Für die Reinigung komme ich auf.“
„Was soll denn das schon wieder heißen?“
Er schaute sie an, und ein entsetzter Ausdruck wanderte über sein Gesicht, denn Emma hob das Champagnerglas, offenbar bereit, ihm jeden Moment den Inhalt über den Kopf zu gießen.
Zu spät wurde Emma klar, dass sie Dans Reflexe unterschätzt hatte. Seine Hand schoss nach oben und drückte mit einer leichten Bewegung ihr Handgelenk zur Seite. Das Glas kippte zur Seite, und der Inhalt ergoss sich auf den himmelblauen Hosenanzug ihrer Mutter.
„Iiiiiiihhhh!“
Der spitze Schrei von Emmas Mutter gellte durch den Saal und übertönte die klassische Musik, die im Hintergrund lief. Sofort verstummten alle Gäste in ihrer Umgebung und wandten sich der interessanten Szene zu.
„Nur ein kleines Missgeschick …“, stammelte Emma, während sie ein Paket Taschentücher aus der Handtasche zog und den vergeblichen Versuch startete, den Hosenanzug ihrer Mutter trockenzureiben.
Ihr Vater kam herbeigeeilt und zog ebenfalls ein Taschentuch hervor. Doch ihre Mutter schlug seine Hand weg.
„Das ist mit ein paar Taschentüchern nicht getan“, fauchte sie und wandte sich nun Emma zu. „Weißt du eigentlich, wie teuer der Anzug war? Wie soll ich denn jetzt mit deinem Bruder für die Pressefotos posieren? Was bist du nur für ein Tollpatsch!“
Emmas Gesicht lief dunkelrot an. Doch nachdem sie Dan vor Londons High Society lächerlich hatte machen wollen, empfand er nicht das geringste Mitleid mit ihr. Das war also ihr Plan gewesen? Sie hatte ihm den Laufpass geben wollen, nachdem sie ihn öffentlich gedemütigt hatte? Hätte er nicht in letzter Sekunde eingegriffen, würde er jetzt wie ein begossener Pudel dastehen. Das sollte sie bereuen – keine Frau der Welt gab ihm den Laufpass! Und so schon gar nicht.
Emmas Bruder Adam bahnte sich nun einen Weg durch die Menschenmenge. Wie immer sah er aus wie der perfekte Dandy: dunkellila Samtjacke, weißes Rüschenhemd, übergroßes Brillengestell.
„Was ist denn hier los?“, fragte er und schaute seine Mutter irritiert an, die sich gerade das Jackett ihres Mannes überzog, um den Fleck zu kaschieren.
„Deine Schwester hat mich mit Champagner übergossen“, erwiderte diese mit dramatischem Unterton.
„Es tut mir leid. Und ich komme für die Reinigung selbstverständlich auf“, gab Emma kleinlaut zurück.
Dan konnte Emmas Unbehagen förmlich spüren. Sein Ärger verflog ein wenig. Aber nur ein wenig.