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Als Becca Cattrell ihren Verlobten bei einer Affäre erwischt, ist sie mit den Nerven am Ende. In ihrer Verzweiflung lässt sie sich zu einem gewagten Abenteuer hinreißen - sie badet nackt im Swimmingpool einer leerstehenden Villa. Was Becca nicht ahnt: Die Villa ist der geheime Treffpunkt einer Mafiaorganisation, und deren Anführer ist über den ungebetenen Gast gar nicht erfreut. Beccas einzige Hoffnung auf Rettung ist der Undercoveragent Nick Ward, der die Bande infiltriert hat und der ihr Herz schon bald höher schlagen lässt.
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Seitenzahl: 788
Shannon McKenna
SPIEL OHNE REGELN
Roman
Ins Deutsche übertragen von
Patricia Woitynek
1
Nur eine kleine Verlobungsfeier, hatte die E-Mail behauptet. Eine intime Zusammenkunft für enge Freunde auf dem Landsitz der Brauteltern in Endicott Falls.
Ha! Es flanierten vermutlich um die fünfundvierzig, fünfzig Leute draußen über die Terrasse. Die Party war bereits in vollem Gang, und die Musik plärrte aus der Beschallungsanlage. Hochzeitsatmosphäre pur. Kein Zweifel.
Nick hasste Hochzeiten. Sie machten ihn tierisch nervös. Sogar die ultraglücklichen Feiern, wenn Braut und Bräutigam irrsinnig verliebt waren und Zeichentrickvögel um ihre Köpfe zu schwirren schienen. Die ganz besonders, dachte er und blieb weiter in Deckung hinter dem Kletterrosenspalier. Je höher man flog, desto tiefer musste man fallen. Und Sean McCloud flog heute Abend sehr hoch.
Als Nick Sean und seine Verlobte Liv beobachtete, wie sie lachten, sich küssten, einander kleine Häppchen in die glückselig grinsenden Münder stopften und Champagner schlürften, zog sich sein Magen auf dieselbe Weise zusammen, wie er es tat, wenn er einen Hai-Horrorfilm sah. Glückliche Kinder, die in der Brandung umhertollten, während zeitgleich …dadumm …dadumm … Er hatte nie verstanden, warum Menschen freiwillig solchen Mist guckten. Er selbst tat alles in seiner Macht Stehende, um diese Art von Emotionen zu vermeiden. Davon hatte er schon genug für ein ganzes Leben gefühlt. Mit zusammengebissenen Zähnen hielt er nach Tamara Ausschau. Sie war der einzige Grund, warum er überhaupt zu dieser verdammten Party gekommen war, und der einzige, aus dem er blieb. Eine weitere Gelegenheit, sie wegen Informationen über Vadim Zhoglo zu löchern. Bevor sie ihm die Eier abschnitt, um sich daraus eine Halskette zu machen. Das war ihre Drohung gewesen, als er sie das letzte Mal damit genervt hatte.
Er sann über diese unerfreuliche Aussicht nach, während er beobachtete, wie Davy McCloud, einer der Brüder des Bräutigams, versuchte, seine hochschwangere Frau zu einem Tänzchen zu überreden. Er hatte nicht viel Glück, aber ein leidenschaftlicher Kuss unter jeder Menge Zungeneinsatz schien ihn darüber hinwegzutrösten.
Gottverdammte Angeber, das ganze Pack.
Es gab viele heiße Singlefrauen auf der Party, massenhaft tiefe Ausschnitte und aufreizende Blicke. Einige hatten sich strategisch so positioniert, dass sie sich genau in seiner Einflugschneise befanden. Pech für sie.
Vor Menschengedenken, ehe sein Leben ein einziger Trümmerhaufen gewesen war, hätte er das alles genossen. Damals hatte er ein Händchen für Frauen gehabt, zumindest in der Anfangsphase. Er verfügte über genügend Charme, um sie ins Bett zu kriegen, und über genügend Talent, um dafür zu sorgen, dass sie auf ihre Kosten kamen, wenn sie erst mal darin lagen. Leider hatte er darüber hinaus nicht viel zu bieten, wie die Damen in der Regel schnell feststellten. Nach einer Weile wurde es für beide Seiten ermüdend.
Doch an diesem Abend brachte er nicht die Energie auf, sich darüber den Kopf zu zerbrechen.
Zwei junge Mädchen drängelten sich an ihm vorbei durch die Türöffnung, in der er stand, was ihn aus seiner Tagträumerei riss. Sie hüpften kichernd davon. Niedliche Gören. Etwa im selben Alter wie Sergeis kleine Sveti. So sie denn noch lebte.
Was mit jedem beschissenen Tag unwahrscheinlicher wurde.
»He! Versuch, dir deine Freude nicht ganz so deutlich anmerken zu lassen! Deine Euphorie ist ein bisschen überschwänglich.«
Nick versteifte sich, als er die vertraute Stimme hörte. Er trank einen Schluck von seinem Whiskey, dann drehte er sich zu Connor McCloud um. Er war der andere Bruder des Bräutigams und früher Nicks Kollege bei der Höhle, einer Spezialeinheit des FBI, der sie beide einmal angehört hatten. Der Mann sah für seine Verhältnisse heute geradezu ordentlich aus. Vermutlich hatte man ihn genötigt, sich zur Feier des Tages zu rasieren und die Haare zu schneiden, und trotzdem schaffte er es, zerknittert auszusehen. Und sehr müde.
Der Grund für seine Erschöpfung schlummerte in einer Babytrage an seiner Brust: der vier Monate alte Kevin McCloud. Das Sterne-Mond-und-Teddybär-Motiv der Trage bildete einen ziemlich schrägen Kontrast zu Cons dunklem Maßanzug.
Nick linste stirnrunzelnd zu dem kleinen Wesen mit dem geröteten Gesicht. »Der Knirps hat auf deinen Anzug gereihert«, stellte er angeekelt fest.
Cons Blick wurde zärtlich, als er das Baby betrachtete. »Allerdings«, bestätigte er mit väterlichem Stolz. »Er ist ein richtiger Geysir. Aus beiden Enden.«
Nick gelang es nicht, sich ein kleines Lächeln zu verkneifen. Um es zu verbergen, führte er sein Glas an den Mund und nahm einen Schluck.
»Entschuldige, dass ich das sage, aber dieses Gesöff bekommt deiner Laune nicht. Vielleicht solltest du es etwas langsamer angehen lassen«, schlug Con vor.
Nick versuchte, eine patzige Antwort zurückzuhalten, und scheiterte. »Con, es ist großartig, wie du und deine Brüder euch in ehelicher Glückseligkeit und Babykacke suhlt. Ich freue mich für jeden von euch. Trotzdem gibt dir das nicht das Recht, mir Vorträge zu halten. Also, verpiss dich!«
Cons grüne Augen schossen diesen durchbohrenden Laserblick ab, wie immer, wenn er in seinen Ermittlermodus umschaltete. »Es geht dir noch immer an die Nieren.« Seine ruhige Stimme klang besorgt. »Diese Sache, die in Boryspil passiert ist. Seitdem stehst du völlig neben dir. Und dazu noch die Scheiße mit Zhoglo …«
»Es ist nicht deine Scheiße. Halt dich einfach raus!« Nick wandte den Blick ab und ließ ihn durch den dunklen Garten schweifen.
Er wusste, woran Con dachte. Wann immer sie sich begegneten, dachte Nick an dasselbe. Genau deshalb ging er seinem ehemals guten Freund, der ihm früher sein Leben anvertraut hatte, auch möglichst aus dem Weg.
Nicks glorreichster Moment. Seine gigantische Fehleinschätzung, die beinahe dazu geführt hätte, dass Connor und seine Freundin von diesem Psycho Kurt Novak abgeschlachtet wurden. Und während er sich mit dieser Schuld quälte, durfte er auch Sergei nicht vergessen, aufgeschlitzt vom Hals bis zum Schritt, der Blick noch immer hellwach, während er stumm um den Gnadenstoß flehte. Und Sveti. Sergeis zwölfjährige Tochter, die vor sechs Monaten entführt worden war. Keiner wusste, wohin oder was aus ihr geworden war.
Das war Sergeis Hauptstrafe für seinen Verrat an Zhoglo gewesen. Die blutige Folter und der entsetzliche Tod hatten lediglich Zhoglos Vergnügen gedient.
Nick hatte Albträume wegen Sveti, so er denn überhaupt schlief. Seit Monaten fahndete er nach Gerüchten, Hinweisen, Informationen über sie. Bislang vergeblich.
Con war niemand, der lange einen Groll hegte, und das versetzte Nick heute in Rage. In seiner derzeitigen Stimmung zog er es vor, gehasst zu werden, anstatt Vergebung zu erfahren. Vergebung ging mit zu viel Verantwortung einher.
Cons Sohn wachte auf und fing an zu quengeln. Überrascht schauten beide Männer zu dem Kind. Con versuchte es mit verschiedenen Kuschel- und Schaukelmanövern, aber das Jammern steigerte sich zu einem Plärren, das Nicks Ohren malträtierte, als würden Nägel hineingebohrt.
»Ich sollte Erin suchen«, verkündete Connor zu Nicks Erleichterung über das Geschrei hinweg. »Wahrscheinlich ist er hungrig.«
Nicks Anspannung summte durch seinen Körper, als Connor auf die hinreißende Brünette zusteuerte, in deren Gesicht ein Megawattlächeln erstrahlte, als sie das schreiende Bündel aus der Trage hob. Erin McCloud, Connors vollbusige, sinnliche Ehefrau. Die Partnerinnen, die diese McCloud-Brüder sich zum Heiraten ausgesucht hatten, waren wirklich eine Augenweide. Alle drei.
Ein scharfer Stups in seine Schulter versetzte ihn in Alarmbereitschaft, und er griff nach der Pistole, die er heute Abend nicht trug.
Aber es war nur Tamara, die mysteriöse Gesetzlose, mit der die McClouds befreundet waren. Bildschön wie immer. Ihr derzeit dunkles Haar hatte sie elegant hochgesteckt, in ihren Augen blitzte kühle Belustigung, und ihren perfekten Körper umschmiegte ein hautenges Minikleid aus goldener Seide mit einem chinesischen Stehkragen.
»Was zur Hölle war das? Ein Stilett?«, blaffte er sie an.
Sie wedelte mit langen, goldfarben lackierten Fingernägeln vor seinem Gesicht herum. »Entspann dich, Nikolai!«
»Nenn mich nicht so«, sagte er säuerlich. Sein Geburtsname erinnerte ihn an seinen Vater. Und an Anton Warbitsky zu denken, war ein Garant für ultramiese Laune. Er hatte seinen Nachnamen geändert, um sich von diesem sadistischen Hurensohn zu distanzieren. Auch wenn es im Grunde keinen Unterschied machte.
Sie verstummten, als ein tanzendes Paar langsam zu einer alten Bluesmelodie an ihnen vorbeischwebte. Es war dieser Typ mit der Nase, der Computerfuzzi, der immer mit den McClouds rumhing. Miles. Er drückte Cindy, Connors supersexy Schwägerin, an sich, bevor er sie mit einer schwungvollen Bewegung tief nach hinten neigte. Sie kicherte, und er zog sie wieder hoch, um ihr einen saftigen Kuss zu geben. Eng umschlungen glitten sie davon.
Es war einfach zu viel des Guten. Aber zumindest würden die beiden ihn mit Sicherheit nicht zu ihrer Hochzeit einladen. Seans bevorstehende Trauung würde schon schlimm genug werden.
»Junge Liebe.« Tams Stimme klang hölzern. »Süß, nicht?«
»Ich gebe ihnen sechs Monate«, prognostizierte Nick düster.
»Tja, da liegst du falsch. Sie haben die Sechsmonatsgrenze bereits überschritten und sind gerade schon im achten Monat.«
Nick schüttelte den Kopf. »Ticktack, ticktack.«
»Komm schon«, raunte Tamara. »Das hier ist eine Party. Es sind deine Freunde. Lach, Nikolai! Lächle wenigstens! Selbst ich schaffe das auf meine spröde Weise. Gaukle es ihnen vor! Wirf ein paar Pillen ein, wenn es sein muss! Du bist wie ein Zigarettenloch, das in den Stoff des Universums gebrannt wurde.«
»Ich könnte einfach gehen.«
»Nein, tu das nicht! Vielleicht kann ich dich ja aufheitern.«
Jeder Muskel in seinem Körper erstarrte. »Wie das?«
Ihr Lächeln verblasste zu einer gleichgültigen Maske. »Willst du jung sterben, Nikolai? Oder möchtest du deine Tage irgendwann in einem Altersheim fristen?«
Leichte Erregung strich wie ein eisiger Wind durch sein Bewusstsein. Seine Nackenhärchen stellten sich auf, und ein kalter Schauer der Hoffnung und der Angst lief über seine Haut. »Was hast du für mich?«
Tam sah ihm in die Augen. »Ein Expressticket in die Hölle.« Sie wartete eine Sekunde. »Sieh nicht so begierig drein! Du machst mir ein schlechtes Gewissen.« Sie nickte zum seitlichen Bereich des Gartens, den zahlreiche dunkle, unbeleuchtete Ziergehölzskulpturen schmückten. »Lass uns draußen reden.«
Ihre Schritte knirschten auf dem weißen Kiesweg. Tamara führte ihn zu einem verlassenen Pavillon, und Nick wartete, dass sie das Wort ergriff. Wenn er sich zu sehr ins Zeug legte, würde Tam mit ihm spielen wie eine Katze mit einer Maus.
Siebewies den längeren Atem. »Also, was hast du?«, fuhr er sie schließlich an.
»Nicht viel. Gerüchte, Flüsterpost, Gefälligkeiten. Möglichkeiten. Kennst du Pavel Cherchenko?«
Er mahlte mit dem Kiefer. Oh ja! Er kannte Pavel. Pavel war mit hoher Wahrscheinlichkeit einer der Männer, die Sergeis Folter und Ermordung überwacht hatten.
»Ich bin ihm ein paarmal in Kiew begegnet, während ich dort verdeckt ermittelt habe«, bestätigte er. »Als Waffenhändler getarnt. Er ist einer von Zhoglos Schergen. Ein echtes Arschloch. Was ist mit ihm?«
»Ich kenne die Chefin der Agentur, die Pavel alle vierzehn Tage mit einem Blowjob versorgt, wenn er in den Staaten ist«, erklärte Tam. »Sie steht in meiner Schuld. Tief.«
»Weswegen?« Nick konnte sich die Frage nicht verkneifen.
Tam lächelte nichtssagend. »Sie verdankt mir ihr Leben. Unter anderem. Das letzte Mal, als Ludmilla mit Pavel zu tun hatte, war er völlig außer sich, weil sich einer seiner wichtigsten Männer erschossen hatte. Pavel hat ein Problem. Er quatscht zu viel, wenn er trinkt. Jedenfalls sieht es so aus, als ob etwas Großes im Gange wäre. Er ist auf der Suche nach einer Vertrauensperson, die perfekt Englisch spricht und sich um die Unterbringungs- und Sicherheitsdetails kümmert.«
Nicks Gedanken überschlugen sich. »Etwas Großes? Unterbringung? Wessen?«
»Woher zum Teufel soll ich das wissen, Nikolai? Es ist dein Job, das herauszufinden. Darum habe ich Ludmilla gebeten, dich vorzuschlagen, mein Freund, um sicherzustellen, dass du definitiv getötet wirst und diese verdammte Last ein für alle Mal von mir genommen ist.«
»Mich?« Er runzelte die Stirn. »Wie …?«
»Eigentlich dein Alter Ego. Arkady Solokov.«
»Woher weißt du von Arkady Solokov?«, fragte er vollkommen fassungslos. Seine Undercover-Tarnung als Waffenhändler war ein streng gehütetes Geheimnis.
Tam verdrehte die Augen. »Was jetzt? Soll ich ihr Arkadys Nummer geben?«
»Scheiße, ja.« Nick war wie betäubt. »Wie kommt es, dass du Kontakte zu den Prostituierten hast, die von der Russenmafia frequentiert werden?«
»Das geht dich nichts an. Du solltest dein Glück nicht überstrapazieren. Da ich mich nun in deinen selbstmörderischen Schwachsinn hineinmanövriert habe, sollte ich vermutlich untertauchen, sobald deine Hecklichter über der nächsten Hügelkuppe verschwunden sind. Was für ein verdammtes Ärgernis!«
»Aber du lebst doch ohnehin schon im Verborgenen«, erinnerte er sie.
»Es ist alles eine Frage der Dimension«, grummelte sie. »Ich werde in Bewegung bleiben, mein behagliches Zuhause, mein Atelier, mein Geschäft zurücklassen müssen. Es könnte sogar notwendig werden, mich unattraktiv zu machen.« Sie erschauderte sichtlich. »Aber nimm dich in Acht, Nikolai. Milla spielt mit, um mir einen Gefallen zu tun. Wenn du es vermasselst und sie verletzt wird, schneide ich dir die Kehle durch.«
»Schon klar. Ich möchte nur wissen, ob …«
»Mehr kann ich dir nicht sagen«, unterbrach sie ihn brüsk. »Diese Unterhaltung ist beendet. Bitte mich nicht um noch irgendetwas! Und vergiss eines nicht: Als verdeckter Ermittler Waffenhandel zu treiben, ist eine Sache. Als Arkady persönlich mit Zhoglo zu tun zu haben, wird etwas völlig anderes sein. Wenn du nicht den Mumm hast zu tun, was Zhoglo möglicherweise von dir verlangt, bist du tot. Und solltest du den Mumm haben, wirst du dafür in der Hölle schmoren. Denk darüber nach, bevor ich Milla Arkadys Handynummer gebe.«
»Ich denke darüber nach. Ich habe darüber nachgedacht«, entgegnete er prompt. »Mein Entschluss steht fest. Ich stehe in deiner Schuld, Tam. Solltest du je etwas von mir brauchen …«
»Du schnallst es noch immer nicht, oder? Ich habe dir keine Gefälligkeit erwiesen. Ich habe lediglich dein Leben um fünfzig Jahre verkürzt.« Sie musterte das Glas in seiner Hand. »Obwohl es natürlich davon abhängig wäre, wie viel du andernfalls trinken würdest.«
Er zuckte mit den Achseln. »Und wenn schon. Ich wüsste mit den fünfzig Jahren sowieso nichts anzufangen.«
Mit einem Stoßseufzer stemmte sie ihre schlanke Hand in die Taille. Der Ausdruck in ihren Augen spiegelte den in seinen eigenen wider: kaltes, windgepeitschtes Ödland, Geheimnisse in den Schatten, Felsen und raues Terrain.
»Du willst mir einen Gefallen tun?«, fragte sie leise. »Tu der Welt einen Gefallen. Töte Zhoglo. Spionier ihn nicht aus. Liefere ihn nicht den Behörden ans Messer. Jag ihm aus nächster Nähe eine Kugel in den Hirnstamm.«
Er dachte an Sveti. »Tam, ich …«
»Töte ihn, wenn du kannst! Schaffst du es nicht, möge Gott dir beistehen.«
Sie drehte sich um und verschwand im grauen Dämmerlicht.
Nadvirna, Ukraine.
Vadim Zhoglo nippte bedächtig an seinem Kristallschwenker mit dem erlesenen Brandy, dabei ließ er den Blick über die verschneiten Gipfel der Karpaten schweifen. »Sind die Transportdetails für die erste Verschiffunggeregelt,Pavel?«
»Ja«, bestätigte der Mann dumpf. »Es ist alles arrangiert.«
Zhoglo wandte sich zu ihm um. »Und du kannst dich dieses Mal für jeden deiner Männer verbürgen? Keine bösen Überraschungen, wie vor sechs Monaten?«
Pavels Hand weitete seinen Hemdkragen und verschaffte seinem großen, knotigen Adamsapfel mehr Raum, damit er auf- und abhüpfen konnte.
Das war seine Antwort. Wieder. Zhoglo schloss die Augen. »Was ist es dieses Mal, Pavel?«, fragte er mit trügerischer Sanftmut.
»Nichts Ernstes«, versicherte Pavel hastig. »Aber ich musste einen der am Puget Sound stationierten Männer … ersetzen.«
»Er ist tot?« Vadim runzelte die Stirn. »Wie ist das möglich?«
»Selbstmord«, presste Pavel heiser und zögerlich hervor. »Er hat sich erschossen. Pyotr Cherchenko.«
»Dein Neffe, nicht wahr? Für den ich diese teuren Einwanderungsdokumente besorgen sollte? Ich verstehe. Mein Beileid, Pavel. Und sein Ersatz?«
Schweiß glänzte auf Pavels bleicher Stirn. »Ein Mann namens Arkady Solokov. Aus Donetsk. Er kümmert sich um die Sicherheitsvorkehrungen auf der Insel.«
»Und du kannst dich für diesen Solokov verbürgen? Ohne Einschränkung?«
Pavels Blick glitt zur Seite. »Wir hatten schon früher geschäftlich mit ihm zu tun. Er war bei Avia. Er hat vor vier Jahren die Deals über die M93-Granatwerfer und Raketen für Liberia eingefädelt. Er wirkt sehr kompetent. Und seine Englischkenntnisse sind …«
»Er wirkt kompetent«, echote Vadim mit ironischer Betonung. »Ich investiere Millionen in dieses Projekt, und du erzählst mir, dass dieser Mensch kompetent wirkt?«
»Ich musste schnell einen Ersatz finden, Vor, und ich bin mir sicher, dass …«
»Ich bin mir bei gar nichts sicher. Abgesehen davon, dass du ein Idiot bist, der mich zwingt, unnötige Risiken einzugehen. Nun gut. Wir werden weitermachen wie geplant. Du kannst gehen.«
Doch Pavel blieb, wo er war, und scharrte mit seinen übergroßen Füßen.
»Was gibt es noch?«, herrschte Vadim Zhoglo ihn an. »Du langweilst mich, Pavel.«
»Meine … meine Söhne?«, stammelte er. »Du hast versprochen, dass wir Sasha und Misha zurückbekommen, wenn ich …«
»Die Vereinbarung lautete, dass du deine Söhne zurückbekommst, sobald du den Fehler korrigiert hast, der dir in dieser unglückseligen Angelegenheit letztes Jahr unterlaufen ist. Aber das hast du noch nicht, Pavel. Du hast deinen Fehler nur verschlimmert.«
»Bitte, Vor! Meine Söhne sind erst zwei und elf Jahre alt, und …«
»Ich bin kein herzloser Mensch. Du kannst einen Sohn zurückhaben. Der andere wird mit der ersten Lieferung verschifft. Um die Kosten für deine Fehler wettzumachen.«
Pavels Gesicht wurde aschfahl. »Nur einen? Aber ich … aber Marya …« Die Uhr tickte überlaut. »Welchen?«, wisperte er.
Vadim zuckte mit den Schultern. »Das ist mir einerlei. Es besteht gleich viel Nachfrage für die Organe eines Zweijährigen wie für die eines Elfjährigen.« Er lächelte nachsichtig. »Nimm dir ruhig den Abend lang Zeit, um darüber nachzudenken, Pavel! Besprich es mit deiner Frau. Teilt mir eure Entscheidung morgen früh mit.«
Reglos wie eine Statue glotzte Pavel ihn an. Zhoglo betätigte einen Knopf an seinem Gürtel, woraufhin zwei seiner Schläger erschienen und den Mann wegführten.
2
Nacktbaden. Fallschirmspringen. Auf einer Jacht anheuern. Unter dem Sternenhimmel in der Sahara zelten. Eine Rucksacktour durch Europa unternehmen. Sich ein niedliches Tattoo stechen lassen. Leidenschaftliche Liebesabenteuer mit ungezähmten, muskelbepackten Kerlen. Die Liste wurde länger und länger – all die verrückten Dinge, die Mädchen taten, bevor sie zur Ruhe kamen und den perfekten Partner fanden. Dinge, die Becca Cattrell nie geschafft hatte auszuprobieren.
Um bei der Wahrheit zu bleiben: Sie hatte nie den Mut, geschweige denn die Zeit dazu gefunden.
Becca schlug sich im Dunkeln den großen Zeh an einer Holzplanke an, die aus dem Bohlenweg herausragte. Sie wappnete sich gegen den Schmerz, der jeden Moment durch ihre Nervenbahnen schießen und ihr Gehirn attackieren würde. Diese Zeitspanne wurde durch den Alkohol in ihrem Blutkreislauf beträchtlich verlängert. Doch schließlich gelangte er dort an, und verdammt, tat das weh.
Sie hob die Flasche Cabernet an die Lippen und nahm einen weiteren Zug. Die Flasche fühlte sich verdächtig leicht an. Genau wie ihr Kopf.
Und wenn schon! Sie musste locker werden. Wenn nötig mit brachialer Gewalt. Sie war nicht länger gewillt, ihre gottgegebene Rolle der pflichtbewussten, verlässlichen, vernünftigen, tugendhaften Oberniete zu spielen. Sie würde diese Liste abarbeiten und jeden einzelnen idiotischen Punkt in die Tat umsetzen.
Und es verdammt noch mal genießen. Oh ja!
Allerdings gab es in der Abgeschiedenheit von Frakes Island nur wenige Möglichkeiten, ihrer Abenteuerlust nachzugeben. Sich mutterseelenallein einen anzuzwitschern, sich unerlaubt Zugang zum Anwesen eines Millionärs zu verschaffen und ohne Einladung nackt in seinem Pool zu baden – das war das Spektakulärste, was sie ohne große Vorausplanung tun konnte.
Das zumindest täte Kaia wahrscheinlich. Nur würde Kaia vermutlich einen Schritt weiter gehen und exotischen Sex in sechs verschiedenen Stellungen im Pool des Millionärs haben. Nur leider war Frakes Island Mitte April wie ausgestorben. Es gab weit und breit niemanden, mit dem Becca ein erotisches aquatisches Abenteuer hätte erleben können.
Sie war wirklich zu bedauern. Aber das war ja nichts Neues.
Kaia. Bei dem Gedanken an dieses Mädchen zog sich jeder Muskel in ihrem Körper zusammen. Becca erschauderte. Sie war nackt unter Marlas Frotteebademantel und hatte nur Flipflops an den Füßen, die gegen die Planken des Bohlenwegs klatschten. Sie hätte sich Jeans und ein Sweatshirt aus Marlas Feriengarderobe stibitzen sollen. Zudem machte es sie nervös, mitten in der Nacht nackt durch den Wald zu laufen. Es war zu leise für ein Stadtmädchen wie sie. Die Stille fühlte sich an wie ein Kissen, das sie erstickte.
Becca hatte nicht ein einziges brauchbares Kleidungsstück für dieses Inselabenteuer mitgebracht. Sie hatte keine Gelegenheit gehabt, heimzufahren und zu packen, bevor sie vor den Klatschreportern geflüchtet war, die vor dem Cardinal Creek Country Club auf sie gelauert hatten. Sie war gezwungen gewesen, sich durch den Dienstbotenausgang zu stehlen, bevor Marla, ihre Chefin, sie von dort aus im Eiltempo direkt zum Fähranleger gebracht hatte. Gute Reise, Becca! Komm nicht zu bald zurück! Und lass dich nicht von einem Bären fressen, wenn du es vermeiden kannst!
Die gute alte Marla. Becca dankte ihr im Stillen noch einmal für die warmherzige Unterstützung.
Sie musste ein lächerliches Bild abgegeben haben, als der Wassertaxifahrer sie auf seinem coolen Katamaran vom Festland rübergeschippert hatte. Wie sie in ihrem Businessanzug den Wellen getrotzt hatte. Juhu, und dazu eine Flasche Cabernet. Sie trank einen weiteren Schluck.
Ganz zu schweigen von ihren roten, verquollenen Augen, ihrer Blässe, den blauen Lippen. Sie sah aus wie eine lebende Leiche.
Sie verjagte diesen Gedanken mit einem größeren Schluck Wein. Marla hatte ihr versichert, dass sie jede Menge Freizeitbekleidung im Ferienhaus ihres Freundes Jerome aufbewahrte. Ihre Chefin hatte mehr oder weniger Beccas Größe. Ein bisschen weniger als mehr, um ehrlich zu sein. Also würde sie fasten, bis sie in Marlas Jeans hineinpasste. Eine Weindiät machen. Sie stolperte, ruderte mit den Armen und fand Halt an einem Baum.
Der Bohlenweg, der Frakes Island umrundete, gabelte sich plötzlich. Taumelnd blieb sie stehen. Hm. Dies war der Pfad, der zum Pool des Millionärs führte. Die andere Abzweigung würde sie zu seinem Bootsanleger bringen.
Sie riskierte es, nach links abzubiegen. Die Bäume standen so dicht, dass es ihr vorkam, als würde sie durch ein enges Tunnelgewölbe laufen. Fledermäuse und Motten schwirrten und flatterten wie wild umher. Das Licht ihrer Taschenlampe wirkte nun etwas kraftlos.
Genau wie sie selbst. Gott, was für eine hoffnungslose Memme sie doch war!
Nach ein paar Hundert Metern tauchte vor ihr das verglaste Poolhaus auf, welches von einem breiten Holzdeck umrahmt wurde.
Auf Zehenspitzen schlich sie die Treppe hinauf, dann richtete sie den Strahl der Taschenlampe auf die Tür. Geh schwimmen, hatte Marla sie gedrängt. Sie schließen das Poolhaus nie ab. Der Eigentümer ist ein netter, vertrottelter Softwaremogul. Es macht ihm nichts aus. Sie heizen den Pool das ganze Jahr über. Ich bin im November dort geschwommen. Du verdienst es, nach allem, was du durchgemacht hast.
Becca steckte den Schlüssel ins Schloss. Die Tür schwang mit einem leisen Seufzen auf und ließ den schwachen Geruch von Poolchemikalien entweichen. Becca tastete in der Dunkelheit nach einem Lichtschalter und knipste ihn an, dann blickte sie sich in stummer Ehrfurcht um.
Wow! Ein Lichterkranz beleuchtete das Wasser von unten und erzeugte auf den Mosaikfliesen des ovalen Beckens ein funkelndes Muster einander überlappender Schatten. Die Wände des Poolhauses bestanden vom Boden bis zur Decke aus Art-déco-Glas.
Fasziniert trat Becca ein. Sie stellte die Flasche ab, kniete sich hin und hielt die Hand ins Wasser. Es war wohlig warm, und ein Bad darin wäre, wie im Herzen eines perfekt geschliffenen Saphirs zu schwimmen. Magisch.
Gleich einer Hollywooddiva ließ sie den Bademantel um ihre Füße fallen. Dann nahm sie ihre Brille ab und schüttelte die Haare aus, sodass sie ihr über die Schultern fielen und sie am Rücken kitzelten. Becca streckte sich genüsslich und gab sich einem kurzen Moment der Vorfreude hin, bevor sie hineintauchte.
Ah! Der plötzliche Kontakt ihrer Haut mit dem Wasser war köstlich. In träger Seitenlage glitt sie langsam durch den Pool. Das Wasser spritzte und wogte sinnlich, als sie ihre Bahnen zog.
So schön und wohltuend einsam. Die pure Glückseligkeit. Genau, was sie nun brauchte, nach den letzten Tagen, in denen sie diese ganzen Medienaasgeier hatte abwehren müssen. Ganz zu schweigen von dem extrem angespannten Gespräch mit dem Clubmanager heute, welches ihr auch nicht gerade geholfen hatte. Vielmehr hatte er ihr nahegelegt, »eine Weile freizunehmen, bis sich die Aufregung legte«.
Sie befürchtete, dass das übersetzt »Kündigung« hieß.
Dabei mochte sie ihren Job. Sie liebte ihn nicht, aber sie mochte ihn, und, was noch wichtiger war, sie brauchte ihn, nachdem ihre jüngere Schwester und ihr Bruder beide noch zur Schule gingen und auf ihre Unterstützung angewiesen waren. Abgesehen davon war sie die beste Eventmanagerin, die der Cardinal Creek Country Club je gehabt hatte. Sie war ein Organisationsfreak. Die emsige, beschäftigte Becca. Eine Milliarde Details zu einem großen Ganzen zu vereinen, befriedigte sie auf einer tiefen emotionalen Ebene. Vielleicht klang das abartig, doch so war es nun mal.
Aber die Verantwortlichen im Club hatten panische Angst vor mieser Publicity. Ob diese elende Situation nun ihre Schuld war oder nicht, am Ende stand vermutlich das gleiche Ergebnis. Sie sollte schon mal ihren Lebenslauf überarbeiten, falls sie sich wieder auf Arbeitssuche begeben musste. Hurra!
Nur wer würde eine armselige Witzfigur wie sie einstellen wollen?
Zumindest würde ihr im Fall eines Rauswurfs der Spott der Freunde ihres Exverlobten Justin erspart bleiben. Diese feixenden, stinkenden, grunzenden Bastarde.
Der Pool war wunderschön und wie verzaubert, aber ihre Seele ließ sich heute Abend nicht beschwichtigen. Ihre Gedanken nagten an ihr wie ein hungriger Hund an einem Knochen. Was zur Hölle stimmte nicht mit ihr? Wo liefen ihre inneren Drähte über Kreuz? Sie war ein guter Mensch. Klug, einfühlsam, praktisch veranlagt, fleißig, selbstlos. Relativ hübsch, wenn auch keine umwerfende Schönheit. Sie gab für ihren Job, für ihre Familie alles. Wie sie es auch bei ihrem Verlobten getan hatte. Sie hatte Besseres verdient. Sie gab sich solche beschissene Mühe. Ununterbrochen.
Aber derartige Qualitäten lösten bei Männern keine Erektionen aus. Männer standen auf vollkommen andere Attribute und Talente. Männer wollten Frauen wie Kaia. Diese Schweine.
Hätte sie es nur ruhiger angehen lassen und nicht so eine öffentliche Geschichte aus der Verlobung gemacht. Aber es hatte sich so gut angefühlt, zu gut, um wahr zu sein. Es allen und jedem zu erzählen, hatte es realer gemacht. Immerhin war Justin ein toller Fang gewesen. Charmant, attraktiv. Reiche, prominente Familie. Große Pläne. Justin war ein aufstrebender Staatsanwalt mit politischen Ambitionen. Einmal hatte er zu Becca gesagt, dass sie die perfekte Politikergattin abgeben würde.
Damals hatte sie es als süßes Kompliment aufgefasst. Ihr Herz hatte wie verrückt geklopft, als sie sich ausgemalt hatte, wie sie als hingebungsvolle Politikerfrau ihren gut aussehenden Mann auf Wahlkampftour begleiten würde. Wie naiv sie gewesen war!
Sie war mehr als bereit gewesen, aus ihrer Mietwohnung in dem baufälligen alten Haus auszuziehen und sich ein echtes Zuhause aufzubauen, mit einem Garten für die Kinder, auf die sie hoffte, mit einem Minivan mit Platz für die Kindersitze, Stauraum für Kinderwagen, Reisebetten, Geländefahrräder, Skateboards, Roller.
Ihre Träumereien wirkten heute schrecklich naiv. Sich vorzustellen, dass sie bei ihrem Polterabend Hof gehalten und kichernd Päckchen mit Kamasutra-Badesalzen und Er/Sie-Handtüchern geöffnet hatte. Wie der letzte Einfaltspinsel hatte sie über ihre Traumküche und die Vorzüge von Marmorarbeitsplatten gegenüber gefliesten fabuliert, während Justin gerade seine Collegefreundin Kaia »zum Bahnhof fuhr«.
Die große, sonnengebräunte, nach Sandelholz duftende Kaia mit ihrer blonden, afrikanischen Flechtfrisur, den eintätowierten Sonnen auf den Schultern, dem außergewöhnlichen nepalesischen Schmuck, den Nasen- und Nabelpiercings.
Bereit, willig und fähig, es Justin mit dem Mund zu besorgen, während er eine belebte Innenstadtstraße in der Stadt entlangfuhr. Und das auch noch in Beccas Auto. Dumm nur, dass Justins Fahrkünste es nicht mit Kaias Fellatiotalent aufnehmen konnten. Das Ende vom Lied war, dass Beccas Auto mitten in einem viel besuchten Geschäftsviertel um einen Telefonmast gewickelt wurde. Es war reines Glück, dass er nicht jemanden umgebracht hatte. Oder sogar mehrere.
Kaia trug nun eine Halskrause und eine orthopädischeNackenstütze. Und was Justin betraf, nun ja. Der kreisrunde Zahnabdruck an seinem Schwanz war das Mindeste, was der Scheißkerl verdient hatte. Becca konnte kein Mitgefühl aufbringen.
Es sei nur ein Abschiedsintermezzo um der guten alten Zeiten willen gewesen, hatte Justin protestiert, als er wieder so weit bei klarem Verstand war, um sprechen zu können. Er hatte durchblicken lassen, dass Becca froh sein solle über seine Entscheidung, es beim Oralsex zu belassen, anstatt mit Kaia zu schlafen. Wie edelmütig von ihm, sein Vergnügen dem Respekt vor seiner Verlobten unterzuordnen. Sie sollte übersprudeln vor Dankbarkeit über seine männliche Zurückhaltung.
Nur tat sie das nicht.
Nein, sie hatte ihren Gefühlen lautstark Ausdruck verliehen. Justin war daraufhin ebenfalls wütend geworden. Er hatte mehrere hässliche Sachen gesagt, die dazu angetan waren, dass eine Frau sich mutterseelenallein auf einer nebelverhüllten Insel verkriechen wollte, fern von jedem, der wusste, was passiert war. In diesem Fall war das nur leider praktisch die ganze Welt.
Becca hielt am Beckenrand inne, stemmte sich halb aus dem Wasser und presste ihr heißes Gesicht auf ihre verschränkten Arme. Tränen stiegen ihr in die Augen und liefen über. Noch mehr verdammte Tränen. Sie könnte diesen Pool damit füllen.
Der Skandal war zu saftig, um ihn vertuschen zu können. Justins Familie war zu bekannt, und es war überall im Internet zu lesen. Sie hatte ihren Namen gegoogelt und Tausende Einträge gefunden. Und dann diese Reporter, die ihr nachstellten, um eine Reaktion zu provozieren. Abschaum, diese Bastarde! Ihre eigene traurige Berühmtheit brach ihr das Herz. Wie eine Märchenprinzessin mit einem Ring am Finger fand sie sich plötzlich in einer grotesken Posse wieder. Und sie hatte noch nicht mal die Hauptrolle bekommen, eher die des begriffsstutzigen Tölpels. Sie war schuld, dass der arme, sexuell ausgehungerte Justin keinen anderen Weg gesehen hatte, als seinen Reißverschluss zu öffnen, um einen kurzen Moment gesegneter Erleichterung zu finden. Sie war die Pointe eines schlechten, dreckigen Witzes.
Niemand konnte darüber reden, ohne zu lachen, aber es war nicht lustig. Ihr ehemaliger Verlobter hatte den Zahnabdruck einer anderen Frau auf seinem Penis, weil Becca nicht fähig gewesen war, ihn auf Dauer sexuell zufriedenzustellen. Das hatte Justin selbst gesagt, nachdem er seine Schuldgefühle abgehakt hatte und sauer geworden war.
Sie hatte es versucht, so viel stand fest. Justin war ein attraktiver Mann, und er konnte gut küssen. Aber beim Sex war sie immer zurückhaltend und angespannt gewesen. Sie hatte fest daran geglaubt, dass es sich mit zunehmender Intimität und wachsendem Vertrauen bessern, sie endlich lockerer werden würde.
Dann war sie eben kein geiler Orgasmusroboter. Sollte er sie doch verklagen. Sie hatte versucht, ihm Vergnügen zu bereiten, und dabei ihr Bestes gegeben. Sie hatte sich bemüht, aufgeschlossen zu sein. Ungehemmt. Aber, wie Justin ihr deutlich gemacht hatte, war der Versuch, ungehemmt zu sein, ein Widerspruch in sich. Entweder man war es, oder man war es nicht. Ende.
Es kam ihr schrecklich ungerecht vor, dass es Dinge gab, an denen aufrichtige, ernsthafte Anstrengungen nichts ändern konnten. Entweder törnte man einen Mann an, oder man tat es nicht. Entweder war man sexy und faszinierend, oder man war es nicht. Entweder war man ein wildes Mädchen, das einem in einem fahrenden Wagen einen blies, oder man war der fade, vorsichtige Typ, der eine gute Politikerehefrau abgeben würde.
Besser jetzt, als wenn sie geheiratet und Kinder bekommen hätten. Gerade noch mal den Hals aus der Schlinge gezogen.
Becca stieß sich vom Beckenrand ab und drehte eine weitere zornige Runde, indem sie die Arme wie Mühlenräder durch das Wasser drosch.
Sprühende Funken. Das war es, was ihr Justin zufolge fehlte. Kaia zu sehen, hatte ihm das bewusst gemacht. Kaia war der pure Funkenregen. Becca fragte sich, ob die Nackenstütze ihre sexuelle Glut zum Erlöschen bringen würde. Das arme Ding. Es wäre eine echte Schande.
Sie touchierte den Seitenrand und wollte gerade wenden und sich wieder abstoßen, als zwei große, starke Hände sie unter den Achseln packten und aus dem Pool hievten. Ein mächtiger, stählerner Arm legte sich vor ihre Kehle, und etwas Hartes drückte gegen ihre Schläfe. Eine Waffe. Großer Gott! Eine Waffe.
»Wer zum Henker sind Sie?« Die raue Stimme an ihrem Ohr war die pure Bedrohung.
3
Ein Hinterhalt.
Das war Nicks erster Gedanke gewesen, als er die hinreißende nackte Frau auf dem Monitor entdeckt hatte. Wie sie sich räkelte und streckte, die Haare zurückwarf und der Kamera ihre Brüste präsentierte. Sie war in den Pool getaucht, als gehörte ihr das verdammte Ding. Die Kleine hatte Nerven aus Stahl, so viel musste er ihr lassen.
Er zerrte sie rückwärts mit sich, bis er gegen die Glaswände des Poolhauses stieß. Da die Lichter an waren, fühlte er sich in dem Ding wie in einem Aquarium, umgeben von Glasscheiben, ohne jede Deckung.
Er rechnete mit einem Kugelhagel aus der Finsternis, der das Art-déco-Glas zersplittern würde, doch nichts dergleichen geschah. Noch nicht. Trotzdem konnte es jede Sekunde so weit sein.
Er nahm die Waffe gerade lange genug vom Hals des Mädchens, um die Unterwasserbeleuchtung auszuschalten und sie beide in Dunkelheit zu tauchen. Der Beeper hatte ihn aus einem leichten Schlummer gerissen, und schlaftrunken und vertrottelt, wie er war, hatte er vergessen, die Infrarotbrille aufzusetzen, bevor er nach draußen stürzte. Er war sich absolut sicher, dass die Kerle im Wald welche besaßen. Falls sie dort draußen waren. Das Mädchen zappelte und versuchte, sich aufzurichten.
Keine Chance. Mit einem geübten Tritt, der so kalkuliert war, dass er nicht wehtat, riss Nick sie von den nackten Füßen. Sie verlor das Gleichgewicht und baumelte hilflos in seinen Armen.
»Ich … bitte …«
»Halt den Mund! Kein Wort! Verstanden?«
Ein Zittern überlief ihren Körper. Sie nickte bestätigend mit dem Kopf.
Allmächtiger! Wie war das möglich? Wer steckte dahinter? Diese Operation war so verflucht geheim und undurchsichtig, dass sogar er nicht viele Einzelheiten kannte. Wer außer Tamara wusste von seiner Tarnung? Hatte Ludmilla ihn verraten?
Konnte es sein, dass einer von Zhoglos Geschäftsrivalen einen Maulwurf eingeschleust hatte? Vielleicht hatte irgendeine ausländische Polizeibehörde einen Tipp bekommen und bereitete Zhoglo am Bootsanleger gerade einen herzlichen Empfang vor? Nick könnte es ihnen nicht verübeln, doch gleichzeitig drohte ihm von allen Seiten Gefahr, in die Schusslinie zu geraten. Und schon morgen sollte Zhoglo ankommen – was für eine Scheiße!
Er musste um jeden Preis am Leben bleiben.
Er riss die Tür auf und zerrte die nackte Frau ins Freie. Ihr wildes Gezappel, in Kombination mit ihrem Gewinsel erschwerten es ihm, nach dem Rest ihres Teams zu lauschen, wo immer es stecken mochte. Er schleifte sie den Bohlenweg entlang zum Haus, dabei ging er im Kopf die verschiedenen Möglichkeiten durch.
Erstens: Die nackte Braut war eine Attentäterin der Sorte »Schwarze Witwe«, die ihr Opfer vögelte, bevor sie es umbrachte. Zugegeben, sie trug keine erkennbare Waffe, aber ein Körper wie ihrer war Waffe genug. Es machte kaum einen Unterschied, ob sie einen Kerl mit einem Knüppel k. o. schlug oder ob sie ihm diese Titten zeigte. Und natürlich gab es auch Waffen, die sich leicht verstecken ließen.
Er würde sie genauer untersuchen müssen. Die Vorstellung weckte brennendes Interesse in seinen Lenden. Seinen Schwanz kümmerte es nicht, ob die badende Schönheit eine eiskalte Mörderin war.
Manchmal wunderte er sich darüber, wie Männer bis ins Erwachsenen- und sogar Greisenalter überleben konnten, obwohl zwischen ihren Beinen so viel geballte Dummheit baumelte.
Zweitens: Die nackte Frau sollte als Lockvogel dienen, um seine Aufmerksamkeit zu fesseln, während ihre Kollegen aus dem Hinterhalt in Aktion traten. Diese Komm-und-hol-mich-Pose, mit der sie sich ihm im Poolhaus präsentiert hatte, war das perfekte Ablenkungsmanöver, vergleichbar mit sexueller Hypnose. Wie ihre Haut geschimmert hatte, als er sie aus dem Pool zog, die juwelenartigen Reflexionen des aufgewühlten Wassers. Pure Magie.
Oh ja! Ein schneller Tod konnte eindeutig magisch sein.
Nick führte sie durch den Eingang ins Haupthaus. Alles lief glatt. Gewalt war überflüssig, denn sie leistete keinen Widerstand. Mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung fesselte er ihr die schmalen Handgelenke mit Handschellen auf den Rücken und hakte sie über das Geländer der Wendeltreppe. Er hatte nichts von seiner Gewandtheit eingebüßt.
Er trat zurück und ließ den Blick über ihren Köper gleiten. Alle Achtung! Die Braut war verdammt heiß. Wer immer sie auf ihn angesetzt hatte, musste über ein beachtliches Budget verfügen. Er zwang sich, den Mund zuzuklappen und sich wieder seiner Situationsanalyse zuzuwenden. Streng deine grauen Zellen an!
Drittens: Das nackte Mädchen war eine ahnungslose, austauschbare Prostituierte und das Ganze irgendein kranker Test vom Oberboss, um festzustellen, wie Arkady reagierte. Genau die Art von Spiel, wie Zhoglo es mit einem neuen Untergebenen treiben würde, um ein Gespür für dessen Schwächen zu bekommen.
Das würde bedeuten, dass man ihn beobachtete. Ein Grund mehr, nicht die Nerven zu verlieren. Wenn er vorsichtig agierte, konnte er eventuell sogar die Oberhand gewinnen. Einen Versuch war es wert.
»Wer hat dich geschickt?«, fragte er freundlich auf Ukrainisch.
Sie blinzelte ihn mit großen Augen an. »Was?«
Sie klang amerikanisch. Was nicht wahrscheinlich war, nicht bei einem Job wie diesem, dachte Nick. »Wer hat dich geschickt? Sag mir, wer dich hergeschickt hat!«, verlangte er, dieses Mal auf Russisch.
Keine Antwort.
Er probierte es von Neuem – auf Tschetschenisch, auf Estnisch, Moldawisch, Georgisch –, nur für den Fall, dass sie eine tickende Zeitbombe war, die im Auftrag eines Geschäftsrivalen von Zhoglo arbeitete. Sicherheitshalber versuchte er es noch mit Ungarisch und Rumänisch. Nicht auszuschließen, dass sich Vadim Zhoglo Daddy Novaks Zorn zugezogen hatte. Diese Psychopathen waren nicht gerade für ihre Loyalität berühmt, wenn Milliarden Dollar auf dem Spiel standen.
Nicht ein Funke des Begreifens fand sich in ihrem Gesicht, stattdessen ein Ausdruck blanken Horrors. Aber immerhin war sie eine Professionelle.
Sie hatten ihren Köder gut gewählt, falls sie denn ein Köder war. Sie sah umwerfend aus, mit all den blassen, weichen Kurven, den großen grünen Augen. Genau Nicks Typ. Nicht zu dünn. Auf eine klassische, osteuropäische Weise bildschön, kein sehniges Malibu-Strandhäschen.
Ihr Mund gefiel ihm besonders. Die vollen, geöffneten, zitternden Lippen ließen ihn kurz darüber spekulieren, was wohl ihre Spezialität in Sexdingen war. Im Blasen musste sie allererste Sahne sein.
Er fühlte sich fast geehrt. Wenn man eine Edelhure auf ihn ansetzte, damit sie ihn ins Verderben lockte, musste er unbewusst mitten ins Schwarze getroffen haben.
Nick fragte sich, wie alt sie sein mochte. Er schätzte sie auf dreiundzwanzig, allerhöchstens fünfundzwanzig. Vermutlich übte sie ihren derzeitigen Job noch nicht lange aus, denn es war unmöglich, diese betörende Unschuld, die sie ausstrahlte, vorzutäuschen. Unschuld verblühte sehr schnell.
Ihre Optik war unwiderstehlich. An ihrer Haut glänzten noch immer Wassertropfen. Sie perlten aus ihrem Haar, liefen ihren Körper hinab und blieben an den dunklen Locken zwischen ihren Schenkeln haften. Volle Titten, die auf diese Weise perfekt zur Geltung kamen. Handschellen hatten echt was für sich. Ihre harten Brustwarzen. Ihr hilfloses Wimmern.
Nick zwang sich, der Realität ins Auge zu sehen. Von wegen hilflos! Vermutlich versteckte sie eine Drahtschlinge in ihren Haaren, um ihn zu garottieren, sobald er ihr den Rücken zukehrte.
»Wer bist du? Wer hat dich geschickt?«, fragte er auf Englisch.
»Ich heiße … Becca Cattrell«, stammelte sie mit hoher, dünner Stimme.
»Becca Cattrell«, echote er. »Wer zur Hölle ist Becca Cattrell?«
Sie schüttelte den Kopf, die Augen geweitet. »Äh … ich?«
»Das ist nicht witzig.« Er hob ihr Kinn an. »Dies ist kein Spiel. Wer hat dich geschickt?«
»Marla hat mich geschickt«, antwortete sie atemlos.
»Tatsächlich? Hat sie das? Und wer ist diese Marla?«
»Mein B-boss«, stotterte sie. »Im Club.«
Also war Marla ihre Zuhälterin. Nun gut! Damit war ein Teil des Rätsels gelöst, wenn auch nicht der Teil, der ihn interessierte. »Warum hat dich diese Marla zu mir geschickt?«
»Sie hat nur gesagt, dass ich den Pool benutzen kann«, beteuerte das Mädchen weinerlich. »Sie hat gesagt, dass Sie nett seien.«
Nett? Sie klang fast, als fühlte sie sich hintergangen. Ohne sie aus den Augen zu lassen, dachte er einen Moment darüber nach. »Ich kenne niemanden namens Marla«, sagte er dann. »Und soll ich dir noch was verraten? Ich bin auch nicht nett.«
»Oh!« Sie blinzelte wie ein Hase in der Falle.
Er bezwang den törichten Impuls, ihr zu vertrauen. »Warte hier!«
Als bliebe ihr eine andere Wahl. Nick kehrte in den Sicherheitsraum zurück, checkte das Infrarot und schwenkte die Wärmebildkamera langsam um dreihundertsechzig Grad. Nichts Verdächtiges. Er wiederholte den Vorgang. Außer wild lebenden Tieren war dort draußen nichts mit warmem Blut und einem schlagenden Herzen.
Er betätigte einen anderen Schalter, der ihm die Wendeltreppe aus zwei verschiedenen Blickwinkeln zeigte, und musterte das Mädchen aus beiden Perspektiven. Die nassen Haare hingen ihr übers Gesicht. Sie zitterte wie Espenlaub. Er musste sie dringend aufwärmen.
Nein, ermahnte er sich streng. Das musste er nicht. Ritterlichkeit konnte ihm den Tod bringen. Er musste wie Zhoglo denken. Kein Herz, kein Gewissen, kein Mitleid. Kalt wie ein Kadaver in einem Kühlhaus.
Er studierte ihren Körper. Sie verfügte nicht über die straffe, sehnige Muskulatur von jemandem, der im Nahkampf ausgebildet war. Sie sah weich und berührbar aus, geschaffen für körperliche Freuden, nicht wie eine kräftige, stromlinienförmige Killermaschine. Er zog die Möglichkeit in Betracht, dass sie keine Attentäterin war, aber zuerst musste er sie durchsuchen.
Als er am Wäscheschrank vorbeikam, zog er nach kurzem Zögern ein Handtuch heraus, wobei er sich insgeheim dafür verfluchte, so ein mitfühlender Idiot zu sein. Er beschloss, seiner Dämlichkeit die Krone aufzusetzen, indem er auch den Heizstrahler mitnahm, den er unter einem Regal entdeckte. Welchen Unterschied machte es schon, ob es die Auftragsmörderin und/oder Prostituierte ein wenig komfortabler hatte, während er sie verhörte? Zhoglo sah es schließlich nicht. Zumindest hoffte er das.
Das Mädchen schaute ihn misstrauisch an, und Nick realisierte, wie bizarr er auf sie wirken musste, mit dem Heizstrahler und dem Handtuch unter dem Arm, als wäre er ein Poolboy. Und wenn schon. Er steckte das Gerät ein und richtete den warmen Luftstrahl auf sie. Sie erstarrte, als er nach ihren Haaren fasste und sanft das Wasser herausdrückte.
Er musste wieder an diese Garotte denken, also kämmte er mit den Fingern durch ihre nasse, seidige Mähne. Dabei versuchte er, sich vorzustellen, welcher Tricks sich eine nackte Meuchelmörderin bedienen könnte, um das Handwerkszeug ihres Berufs zu verstecken. Ihr Haar war faszinierend dicht und weich, aber eine Drahtschlinge war darin nicht zu entdecken.
Sie zitterte unter seiner Berührung. Keine Ohrstecker, Ringe, Halsketten, Fußkettchen, Armbänder, Zehenringe. Sie protestierte wortlos, als er mit den Händen über die tiefe Einbuchtung ihrer Taille und dann ihren Rücken hinauf tastete. Keine mit Klebeband befestigten Waffen. Schließlich nahm er sich die Stelle zwischen ihren weichen Schenkeln vor, die ebenfalls ein beliebtes Versteck war, und provozierte damit entrüstetes Quieken und wütendes Gestrampel. Er ignorierte es.
Nick strich mit den Handkanten unter ihren Brüsten entlang, die üppig genug waren, um dort etwas mit Klebeband zu fixieren. Nichts. Sie waren unglaublich weich. Wow!
Er überprüfte sie ein zweites Mal, nur um gründlich zu sein. Hmm! Damit blieben nur noch die Körperöffnungen, doch das konnte warten. Verdammt, er kannte das Mädchen kaum!
Sie zuckte zusammen, als er ein schnaubendes Lachen ausstieß.
»Was ist so witzig?«, fauchte sie. »Hast du mich jetzt genug befummelt, du widerliches Schwein?«
»Noch nicht ganz«, erwiderte er gelassen. Er schnappte sich das Handtuch und rubbelte sie unsanft ab.
Außer sich vor Zorn versuchte sie, sich ihm zu entziehen. »Geht’s noch?«
»Absolut.« Er schleuderte das Handtuch weg und ließ den Blick über ihren Körper gleiten. Sie war so gut wie trocken, und ihre Lippen hatten wieder mehr Farbe. Also, zur Sache!
»Dann lass uns reden, Becca Cattrell«, sagte er. »Erzähl mir alles über Marla!«
»Ich arbeite für sie. Im Club.« Ihre Beharrlichkeit war bemerkenswert.
»Okay. Der Club. Das ist ein guter Anfang. Erzähl mir alles über diesen Club, meine Hübsche! Wer leitet ihn?«
»Nun, der Geschäftsführer, nehme ich an. James Blaystock der Vierte. Es ist der Cardinal Creek Country Club in Bothell. Ich bin die Eventmanagerin. Ich organisiere Konferenzen, Bankette, Partys. Hochzeiten.«
Nicks Überlegungen wurden schockgefrostet. Er starrte sie an. Ein Country Club? Was zum Henker …?
»Marla ist meine Chefin«, plapperte sie weiter. »Marla Matlock. Sie hat mir die Schlüssel zu Jerome Sloanes Ferienhaus auf dem Hügel überlassen – das ist ihr Freund. Sie hat gesagt, dass sie schon seit Jahren zum Schwimmen herkäme. Sie beschrieb den Eigentümer als einen gutmütigen Mann …« Becca stockte. »Ich nehme nicht an, dass sie … von dir sprach, oder?«
Nick räusperte sich, während in seinem Kopf weitere, noch weniger willkommene Szenarien Gestalt annahmen. »Nein. Definitiv nicht. Dieses Haus hat vor ein paar Wochen den Besitzer gewechselt.«
Sie nickte. »Ich verstehe. Bitte, lass mich gehen!«
Nick verschränkte die Arme vor der Brust. Es war noch immer nicht ausgeschlossen, dass sie log. Allerdings war Sloane tatsächlich der Name des Mannes, dem das nächstgelegene Haus gehörte. Nick hatte eine Akte über ihn. Jerome Sloane war ein reicher Kunsthändler um die fünfzig, der zwischen Seattle und San Francisco pendelte. Er hatte auch Akten über alle anderen Hausbesitzer auf der kleinen Insel. Sloane hatte Frakes Island in der zweiten Augustwoche verlassen und war seither nicht wiedergekommen.
Eine plausible Tarnung, flüsterte eine Stimme in seinem Kopf. Jeder hätte die Recherchen anstellen können, die er durchgeführt hatte.
»Na schön«, meinte er. »Lass uns für den Moment davon ausgehen, dass deine Geschichte wahr ist …«
»Sie ist wahr! Ich schwöre, dass ich niemals …«
»Sei still!« Er bedachte sie mit einem dünnen Lächeln. »Angenommen, sie ist wahr, dann erklär mir, was du ausgerechnet im April auf dieser Insel willst! Noch besser: Erklär mir, was dich geritten hat, splitterfasernackt hier einzubrechen, mich aus dem Tiefschlaf zu reißen und mir einen Mordsschrecken einzujagen, und das um …« – er schaute auf die Armbanduhr – »… 00:40 Uhr.«
Ihre Lider flatterten. »Ich habe dir einen Mordsschrecken eingejagt?«, fragte sie ungläubig.
»Erklär es«, knurrte er. »Und es sollte besser überzeugend sein.«
Sie atmete zittrig aus. »Ich … ich hatte in letzter Zeit ein paar persönliche Probleme. Ich wollte etwas Abstand gewinnen. Marla hat Jerome überredet, mir die Schlüssel zu seinem Haus zu überlassen. Sie hat mir von dem wunderbaren Pool vorgeschwärmt. Sie meinte, es würde niemanden stören. Ich schätze, sie hat sich geirrt.«
Er ließ sich das durch den Kopf gehen. Tatsächlich hatte er noch nicht die Zeit gefunden, das Poolhaus über die Kameras hinaus mit einem Sicherheitssystem auszustatten. Sein Beeper war losgegangen, als die Frau die Infrarotlichtschranke davor durchquert hatte.
Was für eine Scheiße! Seine Chance, Zhoglos bevorstehenden Besuch zu überleben, war auch ohne das Auftauchen dieses naiven Püppchens, das Hochzeiten und Bankette organisierte, schon gering genug.
»Schleichst du dich häufig nackt auf fremde Grundstücke?«, fragte er mit aufrichtiger Neugier.
Geschwungene dunkle Wimpern senkten sich über betörend blattgrüne Augen. Vereinzelte Sommersprossen sprenkelten ihre Nase.
Konzentrier dich, verdammt noch mal!
»Nein«, flüsterte sie. »So etwas habe ich in meinem ganzen Leben noch nie getan. Es war … eine Art Training. Ich habe versucht … ich wollte ein bisschen abenteuerlustiger werden.«
Abenteuerlustig? Er starrte sie an. Seine Mundwinkel zuckten. Sein Schwanz wurde länger. Verdammt, er würde sie in ein Abenteuer verwickeln! Ein heißes, verschwitztes Abenteuer, das sie nie mehr vergessen würde. Von vorn, von hinten, von oben, von unten.
Nein, das würde er nicht.
»Abenteuerlustig?«, echote er.
Sie zuckte mit den Schultern, soweit es ihr möglich war. »Ich weiß, es klingt dumm. Aber ich war immer ein braves Mädchen.« Der Rest ihrer Erklärung folgte schneller: »Ich habe mir die Zähne geputzt, meine Hausaufgaben gemacht, meine Vitamine eingenommen. Ich habe hart gearbeitet, mich selbst hinten angestellt … Ich vermute, deshalb dachte mein Verlobter auch, dass ich eine gute Politikerfrau abgeben würde …«
»Dein Verlobter?« Nick schlug die Zähne mit der Wucht eines Haifischgebisses um das Wort zusammen.
»Mein Exverlobter.« Sie fügte das Präfix mit verbitterter Betonung hinzu. »Ich hatte nie die Courage, aus der Rolle zu fallen, darum glaubte dieser Mistkerl, dass es keine schmutzigen Geschichten geben würde, die die Klatschblätter über mich ausgraben könnten. Genauso gut könnte er eine Schaufensterpuppe heiraten, dieser herablassende, manipulative Wichser …«
»Könnten wir bitte beim Thema bleiben?«
Zu spät. Das Mädchen war jetzt richtig in Fahrt. Nick erinnerte sich an ein Detail – die fast leere Weinflasche, die er neben dem Pool gesehen hatte. Becca musste sie mitgebracht und fast ausgetrunken haben.
»Diese Ratte hat mich betrogen!«, fuhr sie hitzig fort. »Mit Kaia! Sie ist der abenteuerlustige Typ. Ihre Nase ist gepierct. Sie hat eine Trekkingtour durch Nepal gemacht. Sie war auf Safari. Wie schön für sie! Blöde Schlampe.«
Ihre Rage entlockte ihm ein Lächeln. Er hatte schon so lange nicht mehr gelächelt, dass er die Empfindung kaum noch kannte. Es fühlte sich eher an wie ein nervöser Tick.
Sie fand das nicht zum Lachen. Ihre Augen wurden schmal. »Was ist so komisch? Findest du mich witzig?«
»Entschuldigung!« Bedächtig musterte er sie von oben bis unten. »Ich würde dich nicht mit einer Schaufensterpuppe verwechseln. Für mich siehst du sehr real aus.«
»Hm, danke«, meinte sie steif. »Wäre es eventuell möglich, dass du mir diese Handschellen abnimmst? Sie tun nämlich weh.«
Er starrte sie an. Falls das, was sie sagte, der Wahrheit entsprach, hatte er sie beide in Gefahr gebracht, indem er ihre Neugier auf ihn anheizte. Falls das, was sie sagte, eine Lüge war, lief hier eine ganz üble Geschichte ab, womit seine Chancen, diese Nacht nicht zu überleben, mehr als realistisch waren.
Er atmete tief ein und wieder aus. Je länger er dieses Gottesgeschenk von einem Körper betrachtete, desto weniger tendierte er dazu, sich wegen des Mädchens Sorgen zu machen.
Sollte sie tatsächlich nur eine nackte Eventplanerin sein, war es höchst unwahrscheinlich, dass sie ihn betäubte, erstach oder vergiftete, während sie es trieben.
Er schob diesem Gedanken sofort einen Riegel vor. Die Frau fürchtete sich zu Tode. Außerdem trug sie Handschellen. So atemberaubend sie auch sein mochte, er hatte sich noch nie einer Frau aufgezwungen, und ganz sicher würde er heute nicht damit anfangen. Ob er nun beobachtet wurde oder nicht.
Gleichzeitig kam ihm keine Idee, wie er sie sicher aus dem Weg schaffen könnte. Am liebsten würde er sie von der Insel vertreiben, bis Zhoglo und seine Leute wieder weg wären. Einschüchterung war aller Wahrscheinlichkeit nach jedoch die falsche Taktik, da nicht auszuschließen war, dass sie sich an die Polizei wandte, Anzeige erstattete und damit alles ruinierte. Vielleicht unwiderruflich.
Also. Was nun? Er konnte nicht von ihr erwarten, dass sie das Ganze mit einem Lachen abtat. Noch viel weniger konnte er ihr einfach die Handschellen schenken, als Erinnerung an ihre durchgeknallte Begegnung mit dem irren neuen Nachbarn. Dafür müssten sie auf der Stelle Freundschaft schließen.
Sein männlicher Urinstinkt riet ihm, sie einfach dort zu behalten, wo sie war. Nackt und hilflos und ganz nah bei sich.
Werd endlich erwachsen, Schwachkopf! Mit einem bedauernden Seufzen nahm er ihr die Handschellen ab.
Kaum dass sie befreit war, schlug Becca hart auf dem Boden auf, denn ihre Knie waren weich wie Pudding. Ihr Blick fiel auf lange, nackte, gebräunte Füße, die vor ihr auf dem Fliesenboden standen, und wanderte weiter über behaarte, muskulöse Waden. Er trug eine abgewetzte Cargohose, die unterhalb der Knie abgeschnitten war. Ihre Augen erfassten steinharte Oberschenkel, schmale Hüften und … oje! Die Ausbuchtung in seiner Hose.
Es war eine beachtliche Ausbuchtung.
Schluckend bewunderte sie seinen flachen Bauch und seine harte, athletische Brust, die das zerschlissene schwarze T-Shirt vorteilhaft zur Geltung brachte. Dann blickte sie ihm direkt in die funkelnden dunklen Augen. Es waren schöne, von einem dichten Wimperkranz umrahmte Augen. Sie hatten eine exotische Schrägstellung und schienen sie mit ihrer Hitze zu versengen.
Ihre weibliche Intuition warnte sie, verursachte ihr ein nervöses Bauchflattern. Sie musste aufstehen, und zwar sofort. Nackt vor diesem riesigen, Furcht einflößenden Mann zu knien, gab ihr das Gefühl … nein.
Was immer sie fühlte, sie wollte es nicht fühlen. Nicht eine einzige Sekunde. Es war zu verwirrend.
Dummerweise war sie nackt. In ihrer kauernden Haltung konnte sie sich zumindest bedecken. Sie blinzelte nach oben. Als ihr Blick mit seinem kollidierte, zuckten ihre Augen wieder weg wie ein Wassertropfen, der von einem heißen Backblech springt. Korrektur der ersten Beschreibung: ein riesiger, Furcht einflößender, sexy Mann. Becca wollte sich gerade aufrichten, als er mit seinen großen, warmen Händen nach ihr fasste und sie die gesamte Spannweite seiner Finger an ihren Rippen spürte. Er half ihr auf, dann glitten seine Hände weg. Ein wohliger Schauer überlief ihre Haut.
Ihr Blick huschte nervös umher, doch sie kapitulierte bald und ließ sich wieder in den Bann des Traktorstrahls seiner Augen ziehen. Der Mann war unglaublich groß und kräftig, aber nicht dieser typische stiernackige Gewichthebertyp. Er sah durchtrainiert und athletisch aus, wie ein angriffsbereites Raubtier. Offensichtlich bewachte er dieses Anwesen, denn ein stinknormaler Hausbesitzer hätte keine Handschellen griffbereit gehabt, auch wenn viele mittlerweile Schusswaffen besaßen.
Seine Schultern waren breit und muskulös. Auf beiden prangten Tätowierungen. Ohne Brille konnte sie die Motive jedoch nicht erkennen. Aber das war egal. Der Mann hatte sein eigenes Gravitationsfeld, und es zog sie magisch an.
Sein Gesicht war auf eine schroffe Weise bildschön. Die dunklen Schatten unter den Augen. Die feinen Grübchen, tief unter seinen scharfen Wangenknochen eingemeißelt. Die schmalen Linien, die seinen harten, verschlossenen Mund umrahmten. Die höckerige Nase, die auf eine bewegte Vergangenheit schließen ließ. Das zerzauste mahagonifarbene Haar. Die dunklen, geschwungenen Brauen. Eine alte Narbe, die sie durchschnitt. Die Stoppeln an seinem Kinn waren fast lang genug, um als Bart durchzugehen. Becca wunderte sich, ob sie ihn tatsächlich aus dem Bett geholt hatte. Jedenfalls sah er aus, als könnte er dringend Schlaf gebrauchen.
Sie legte einen Arm vor ihre Brüste und versuchte, mit der anderen Hand ihr Schamhaar zu bedecken. Sein Blick glitt über ihren Körper – es war, als würde er mit seiner heißen Zunge langsam über ihr Fleisch lecken. Unsichtbare Energieströme flossen kraftvoll zwischen ihnen hin und her. Sie leckte über ihre zitternden Lippen.
»Was ist mit deiner Waffe passiert?«, platzte sie hervor.
Sein ernster Mund zuckte belustigt. »Mach dir wegen meiner Waffe keine Sorgen! Ich werde dich nicht erschießen. Es sei denn, du versuchst, mich umzubringen.«
»Oh!« Schluckend befeuchtete sie sich erneut die Lippen. »Das habe ich nicht vor.«
»Freut mich zu hören«, sagte er. »Das ist echt beruhigend.«
»Mach dich nicht über mich lustig«, fuhr sie auf, was er mit einem breiten Grinsen quittierte. Plötzlich flankierten zwei sehr hübsche Grübchen seinen Mund, seine Zähne waren strahlend weiß.
»Das würde mir nicht im Traum einfallen.«
Ohne ihn aus den Augen zu lassen, bückte Becca sich, um das Handtuch aufzuheben. Nick schob es mit dem Fuß aus ihrer Reichweite.
»Nein«, meinte er sanft. »Ich mag dich genau so, wie du bist. Du sagst, du warst auf der Suche nach einem Abenteuer? Brauchst du einen Führer?«
Sie bedeckte sich mit den Händen, so gut es ging. »Ich kann nicht glauben, dass ich das gesagt habe. Und nein, ich brauche keinen.«
Er nickte. »Okay.« Seine Stimme war tief und samtig. Er sah sie lange an.
»Tritt ein Stück zurück«, wisperte sie. »Lass mir Luft zum Atmen!«
Er tat, wie ihm geheißen. Kälte ersetzte das Kraftfeld, das sein Körper abstrahlte. Becca fühlte sich schutzlos. Sie schlang beide Arme um ihren Leib.
Nick umfasste ihre Handgelenke und zog ihre Arme weit auseinander. »Du bist atemberaubend.«
Ihr Kinn zuckte nach oben, ihre Brüste wölbten sich ihm entgegen. »Nein, bin ich nicht.« Sie wollte weinen, wollte ihn küssen. Was zur Hölle war bloß los mit ihr?
Es war unverkennbar, dass er erregt war. Seine Cargohose verbarg nichts. Er bemerkte ihre Blickrichtung und bedachte sie mit einem »Lust, was damit anzufangen?«-Grinsen.
Gott, hatte sie? Ihre Schenkel kribbelten. Plötzlich fragte sie sich, wie es sich anfühlen würde, mit einem Mann dieser Größe Sex zu haben.
Er stellte es sich ebenfalls vor. Sie erkannte es an seinen Augen. Angst und Erregung schossen durch ihre Adern. Nein! Stopp! Diese Liga traute sie sich noch nicht zu. Sie wollte lieber unten anfangen.
Gleichzeitig hätte sie sich keinen perfekteren Kandidaten für ein hemmungsloses erotisches Abenteuer wünschen können. Sie war noch nie mit einem Mann wie ihm zusammen gewesen. Ihre Exfreunde waren allesamt harmlose Typen gewesen. Buchhalter, IT-Berater, Akademiker. Überaus hilfreich bei Steuererklärungen oder technischen Problemen mit ihrem Laptop, aber nichts, um neue, kribbelnde sexuelle Erfahrungen zu machen.
Dieser Kerl war absolutes Neuland. Abgesehen davon, dass er mit geübter Beiläufigkeit eine Waffe trug und – nicht zu vergessen – sie gefesselt hatte. Mit Handschellen, Herrgott noch mal! Geschickt angelegt, gekonnt abgenommen.
Hmm. So fühlte es sich also an, unglaublich scharf zu sein. Ein sanftes, angenehmes Prickeln war alles, was ihr bisheriger Erfahrungsschatz hergab – ob in männlicher Gesellschaft oder allein mit ihrem Vibrator. Nett, aber kaum der Mühe wert.
Vielleicht hatte die extreme Situation ihrem sexuellen Bewusstsein auf die Sprünge geholfen. Wie bei einem störrischen Gerät, das erst einen Tritt brauchte, damit es funktionierte.
Die Stille wurde drückender. Heißer. Mit ihm zu schlafen, wäre das Tollkühnste, was sie in ihrem ganzen Leben gewagt hatte. Es wäre … perfekt.
Becca holte tief Luft und befeuchtete ihre Lippen mit der Zunge. Sie hätte verführerisch gelächelt und mit den Wimpern geklimpert, nur fehlte ihr dafür die nötige Kontrolle über ihr Gesicht. Ihr Körper schien vor Euphorie zu pulsieren. Lag es an dem Cabernet? Dem unerwarteten Fesselspiel? An ihm?
An ihm. Definitiv.
Mit großen Augen sah sie ihn an, während sie grübelte, wo sie anfangen sollte. Ihm ihren nackten Körper zu präsentieren, war schon mal ein guter Anfang. Er schien die Botschaft verstanden zu haben.
»Nun …« Sie schluckte wieder, während sie verzweifelt hoffte, dass er die Führung übernahm.
Da zog er sie an sich. Sie fiel beinahe gegen seinen Körper.
»Sag Ja«, verlangte er heiser. Dann küsste er sie.
Zu seinem Erstaunen erwiderte sie den Kuss.
4
Ihre Lippen waren unfassbar weich. Kühl und seidig ergaben sie sich seinem rauen Kuss mit einem leisen Wimmern. Innen so köstlich, so süß. Ihre Zunge scheute vor seiner zurück. Er lockte sie mit all seiner Kunstfertigkeit aus ihrem Versteck.
Beccas bebender Körper drängte gegen seinen. Er wollte die Hose runterlassen und sie gegen die Wand pressen. Sein sexueller Appetit, der durch sein Dasein als Scheintoter verstummt war, erwachte kraftvoll wieder zum Leben.
Und das zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Aber sie hatten immerhin den Rest der Nacht. Sie waren hier sicher. Er würde das Mädchen beschützen. Zhoglo und seine Schergen trafen erst morgen ein.
Um Atem ringend, warf sie den Kopf zurück.
Ach ja! Das Vorspiel. Er vergaß seine Manieren. »Mmm«, murmelte er mit belegter Stimme, als er ihr feuchtes Ohrläppchen küsste und es zwischen seine Zähne zog. »Ich ein gutes Vorspiel. Wie steht es mit dir?«
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