SPQR - Der Falke von Rom: Teil 12 Schattenspiele - Sascha Rauschenberger - E-Book

SPQR - Der Falke von Rom: Teil 12 Schattenspiele E-Book

Sascha Rauschenberger

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Beschreibung

Die römische Flotte leckt ihre Wunden und versucht die schweren Verluste vom Thur-Feldzug zu kompensieren. Und wie immer, wenn ein Machtgleichgewicht aus den Fugen gerät, gibt es Kräfte, die das ausnutzen und Vorteile für sich ziehen. König Cingetorix von Alesia und sein neuer Feldherr Hamilkar sehen nun die Chance diese Schwäche auszunutzen und das Königreich zu erweitern. Ihr Auge fällt dabei auf einen Bereich, der bisher vom Krieg verschont geblieben war. Währenddessen soll Germania aus römischer Sicht der Dinge Alesia beschäftigt halten, bis Rom wieder stark genug ist selbst die Initiative auszuüben. So rüstet es Germania mit überzähligen Schiffen aus und stellt Freiwillige als Besatzungen ab, um das Outback für Alesia zur Hölle zu machen. Raider, Q-Verbände und selbständige Kampfgruppen sollen Alesia beschäftigt halten und Kräfte von der Grenze zu anderen Systemen abziehen. Der bei den Siegesfeierlichkeiten in Ungnade gefallene Präfekt Leonidas Alexander Falkenberg soll eine dieser Kampfgruppen führen. Kaum auf dem germanischen Vorposten Bifrost angekommen geht Präfekt Falkenberg in die Offensive und fordert Alesia offen heraus. König Cingetorix, wenig erbaut über diese Versuche, befiehlt den Gegenschlag. Unterdessen zerfällt die Terranische Föderation nun komplett. Gezielte Agitation und Propaganda lassen die Heimatbasen der TDF in der Liga in Flammen aufgehen und vereiteln so die Versuche Terras den von der Invasion bedrohten Systemen zu helfen. Der totale Krieg tritt endgültig aus dem Schatten hervor.

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Widmung

Dem

Bund Deutscher EinsatzVeteranen e.V.

Ich war selbst in vier Bundeswehreinsätzen mit insgesamt 22 Monaten. Elf, mir persönlich bekannte Kameraden, mit denen ich in Afghanistan dienstlich zu tun hatte, fielen.

Es ist immer gleich. War es schon immer. Nicht erst seit heute. Anfangs ist eine riesige Begeisterung spürbar für „dies und das“ „in den Krieg zu ziehen“. Es dem Erbfeind mal wieder zeigen, Land im Osten suchen, Sklaven im Süden befreien, Europa mit der Bürgerrevolution überziehen, sich unabhängig erklären oder für andere guten Dinge. Gründe gibt und gab es schon immer. Weltweit zu jeder Zeit.

So ziehen und zogen dann Soldaten begeistert in den Krieg. Kapelle und Küsschen zum Abschied und los gings mit Gesang.

In Deutschland war das 1863, 1866, 1870, 1914, 1939 im großen Stil der Fall.

Die meisten kamen wieder. Viele halt nicht. Und andere kamen ohne Arm oder Bein zurück. Oder erst nach langer Gefangenschaft.

Doch alle die das überlebt haben, hatten zum Teil seelische Wunden davongetragen. Neben den physischen Verletzungen an sich.

Ich schrieb dazu einen Artikel im Nordhessen-Journal, der sich rasch verbreitet hat:

Keiner bleibt allein: Bund Deutscher EinsatzVeteranen e.V. - (nordhessenjournal.de)

„Treu gedient – Treue verdient“ ist das Motto des Vereins, was das in vier Worte fasst, was eigentlich selbstverständlich sein sollte. Besonders in einem Land, das gerade wieder nichts auslässt, um ins Kriegshorn zu blasen und Krieg als notwendig darzustellen.

Wer das tut hat auch eine Verantwortung. Nicht nur für die Toten, sondern auch für die Überlebenden, die mitunter dann auch verwundet wurden. Auf die ein oder andere Art.

Treue ist keine Einbahnstraße! – War sie nie!

Als Interessenverband für alle Einsatzveteranen ist der Bund Deutscher Einsatzveteranen e.V. als mildtätig anerkannt worden

Er ist Ansprechpartner und Anlaufstelle für alle Kameraden, die Hilfe brauchen.

Es wird jedem, sofort und professionell geholfen, der durch seinen Dienst für die Bundesrepublik Deutschland zu Schaden kam.

Ich bitte meine Leser um Spenden und Unterstützung für die gute Sache und hoffe auf breite Kommunikation des Anliegens für unsere Soldaten!

Inhaltsverzeichnis

1 Imperium Romanum, Rome-System, Innere City, 16.11.2488, 07:15 LPT

2 Imperium Romanum, Rome-System, im kaiserlichen Palast, 17.11.2488, 10:130 LPT

3 Afrikanische Union, Samarkant-System, an Bord HMS Napoleon, 20.11.2488, 03:00h LPT

4 Reichsprotektorat Germania, Germania, Oberkommando der Wehrmacht 10.12.2488, 11:00h LPT

5 Römisches Imperium, Rom, New Rome, Capitol 19.02.2489, 15:00h LPT

6 Königreich Alesia, Farvel, an Bord IRS Eagle‘s Claw 17.04.2489, 02:00 LPT

7 Imperium Romanum, Rom, Imperialer Senat, 22.04.2489, 17:00 LPT

8 Outback, Rom, an Bord Eagle’s Claw, 15.05.2489, 11:00 GST

9 Imperium Romanum, Centerpoint-Station, HQ der Sechsten Flotte Roms, 01.06.2489, 09:00 GST

10 Outback, sechs Sprünge vor Bifrost, an Bord Eagle’s Claw, 13.07.2489, 15:00 GST

11 Königreich Alesia, Rhodos, an Bord HMS Vercingetorix, 07.08.2489, 11:30 LPT

12 Outback, Bifrost, an Bord Eagle’s Claw, 21.08.2489, 03:30h GST

13 Liga von Asgard, Asgard, Fort Apache , 12.09.2489, 15:00h LPT

1

Imperium Romanum, Rome-System, Innere City, 16.11.2488, 07:15 LPT

Es war ein schöner Tag. Blauer Himmel, nicht zu kalt und ohne schneidenden Wind. Die Operatoren der Wetterkontrolle hatten alles getan, damit das Herz des Imperiums am heutigen Festtag das beste Wetter hatte, was mit Wettertechnik herstellbar war. Global war das Wetter so beeinflusst worden, dass die Hauptstadt des Imperiums „Kaiserwetter“ hatte, wie es einmal auf Terra geheißen hatte. Auch wenn er es hasste hier sein zu müssen, so war doch seine Anwesenheit von Caesar persönlich erwünscht. Er selbst hatte etwas gegen diese Art der Heldenvorführung. Ein Soldat tat seine Pflicht und gut war.

Blöderweise sahen das gewisse PR-Künstler des IO anders. Und eben diese hatten diesen Tag seit fast einem Jahr vorbereitet, durchgeplant und zigmal simuliert. Und jedes dieser Ergebnisse wurde dann analysiert und hinsichtlich so vieler verschiedener Faktoren bewertet, dass der Thur-Feldzug dagegen wie ein Laternenumzug für Kinder wirkte. Doch er konnte sich eigentlich nicht beschweren. Er hatte dadurch wieder Gelegenheit zu Hause zu sein. Bei Olympia, seiner Familie und auch bei alten Kameraden.

„Nun schau nicht so säuerlich“, sagte Olympia und drückte seine Hand. Das Hologramm stand neben ihm auf dem Balkon des Kaiserpalastes, dem Palatin, und schaute mit ihm auf das Forum Romanum hinab, das sich langsam rechts und links der Paradeflächen zu füllen begann. „Nicht jeder hat die Ehre an einem Triumphzug teilnehmen zu dürfen. Es ist erst der zweite in unserer Geschichte.“

„Der erste vor knapp zweihundert Jahren wäre völlig ausreichend gewesen“, stänkerte Leonidas nur und nestelte unwillig am Kragen seiner Uniform herum.

„Hör auf damit. Der Kragen sitzt und der Orden hängt gerade. Mehr geht nicht“, sagte Olympia lachend.

„Wer den Schaden hat braucht für Spott nicht zu sorgen“, sagte Präfekt Leonidas Alexander Falkenberg nur.

Die Expeditionsflotte war vor fast einem halben Jahr zurückgekommen. Man hatte ihr Einheiten des Imperial Surgeon Strike Commands (ISSC) entgegengeschickt, um die erkannte Gefahr des massenhaft auftretenden Sprungsyndroms besser begegnen zu können. Es hatte sich herausgestellt, dass die Abfolge von bis zu dreihundert Sprüngen in etwas über einem Jahr mitunter zu schweren gesundheitlichen Schädigungen führen konnte.

Zusätzlich waren der heimkommenden Flotte Tender und das zweite Werkstattschiff Roms entgegengeschickt worden. Auch diese Maßnahme hatte sich als sinnvoll erwiesen. Wenn nicht sogar noch entscheidender als die Entsendung des ISSC. Viele Einheiten waren am Ende ihrer technischen Möglichkeiten angekommen. Liefen nur noch auf zwei Töpfen, wie man in anderen Jahrhunderten zu sagen pflegte. Als dann die Flotte den imperialen Raum erreicht hatte, nicht als geschlossener Verband, sondern eher als ein einkommender Strom von Schiffen in unterschiedlichen Stadien des Zusammenbruchs, hatte man sie nach Möglichkeit vor der Öffentlichkeit versteckt. Und auch den neugierigen Blicken feindlicher Mächte entzogen, was immerhin einen Aufschub von drei Wochen bewirkt hatte bevor es ans Licht kam: die Flotte hatte zwar gewonnen; aber zu einem entsetzlichen Preis.

Doch darauf war die PR-Abteilung des IWO vorbereitet gewesen. Eine nie dagewesene Medienoffensive wurde gestartet, die in ihrem Umfang alles in den Schatten gestellt hatte, was jemals in der Geschichte der Menschheit versucht worden war. Sie vermochte zwar nicht die Gegner des Imperiums zu täuschen, wohl aber die Bürger von dem Erfolg zu überzeugen. Und auch von der Notwendigkeit Siegesparaden erst einmal zurückzustellen, bis die Helden des Feldzugs auch an diesem Triumphzug teilnehmen konnten. So wurde es zumindest offiziell begründet.

Inoffiziell sah das natürlich völlig anders aus. Die Flotte war in einem Zustand zurückgekommen, der umfangreiche Reparaturen und generelle Werftüberholungen nötig machte. Dazu waren fast 67 Prozent aller Besatzungen außerhalb der Stasis vom Sprungsyndrom betroffen. Und die allermeisten so stark, dass ihr Verbleiben in den Teilen der Flotte, die sprungfähig war, aus gesundheitlichen Gründen zu verneinen war. Man plante gerade, die so Betroffenen für die SCS-Einheiten der Systemverteidigungen ein. Diese Kameraden würden außerhalb von Stasiszylindern nie wieder springen dürfen.

Und das war das eigentliche Problem. Nicht nur die Verluste im Gefecht, sondern auch die gesundheitlichen Probleme der Rückkehrer hatten das Personal der ausgesandten Flotte fast völlig aufgerieben. Natürlich standen diese erfahrenen Veteranen noch den Systemstreitkräften zur Verfügung, aber für alle Aufgaben mit Sprungtätigkeit eben nicht mehr. Lediglich magere zwanzig Prozent der Rückkehrer waren noch gesundheitlich in der Lage in der sprungfähigen Flotte, egal ob auf Sprungschiffen oder auf Trägereinheiten, zu dienen. Und dieser Verlust wog schwerer als alles andere. Rom war seiner Offensivkraft beraubt.

Es war zwar gelungen das der Öffentlichkeit zu verschleiern, aber den Geheimdiensten der Gegner war es durchaus bewusst. Alesia hatte jede Chance ergriffen seinen Einflussbereich zu vergrößern. Erst vorsichtig und zurückhalten. Dem Glauben geschuldet, dass die Nachrichtendienste falsch liegen könnten. Dann aber, mit der kaum wahrnehmbaren Reaktionsfähigkeit des Imperiums, immer offensiver und aggressiver werdend.

Doch heute galt es Stärke zu zeigen. Für das Volk. Wie auch für das Imperium.

Die Milizen waren aktiviert worden. Nicht als formell dem Triumphzug zugehörige Einheiten oder auch nur zur Sicherheit, sondern nur als zusätzliche Kulisse. Sie sammelten sich in ihren Stadtbezirken, entnahmen ihre Waffen den Depotbehältern in ihren Vierteln und marschierten dann auf festgelegten Routen und zu festgelegten Zeiten zum Forum. Sie wurden so zum Teil der Kulisse für das Event, das live übertragen wurde. Alle HPG-Kanäle nach Rom waren dazu umdefiniert worden und die Hauptstadt sendete Livebilder ins gesamte Imperium.

Und eben dieses Imperium ruhte nun. Es hing wie gebannt an den Screens. Egal ob im heimischen Wohnzimmer, mobil unterwegs oder beim Public Viewing. Das Imperium hing an den Screens und dürstete nach dem ersten Triumphzug der neueren römischen Geschichte. Und das war nicht auf das Imperium beschränkt. Alles wurde auch an den restlichen besiedelten Raum übertragen. Die HPG-Routen waren auf das Ereignis hin ausgerichtet worden. Nahezu die gesamte Menschheit im besiedelten Raum hing zeitversetzt an dem, was auf Rom stattfand. Oder stattfinden würde.

„Schatz, ich muss los“, sagte Leonidas, und gab dem Hologramm neben sich einen Kuss. Sein Neuralinterface ließ es für Außenstehende so aussehen, als wenn er Olympia selbst küssen würde. Seine Lippen ruhten exakt auf ihren. Nur war es nicht so. Es war eine Illusion. Weder küsste er Olympia real noch sahen andere wirklich einen Kuss. Das Palastnetzwerk hatte alles berechnet und dann als Feedback. Man sah es, sie, Leonidas und Olympia, fühlten es sogar, aber es war nicht physisch echt. Und was das Fühlen bei Olympia anging, waren sich selbst Gelehrte nicht einig.

Leonidas und Olympia reichte es zu wissen, was sie jeweils fühlten. Er trennte sich von seiner Verlobten und verließ den Palast. Ein bereitgestellter Flugwagen brachte ihn an die Stelle des wartenden und aufmarschierenden Triumphzuges, der insgesamt eine Länge von sieben Kilometern hatte, wo er momentan eingeplant worden war. Aber auch hier war noch vieles offen. Man plante noch - immer noch... Am Bereitstellungspunkt angekommen grüßte er Legat-2 Haix, der schon auf ihn gewartet hatte. „Nun Leo. Alles bereit zur großen Show?“

„Legat“, sagte er nur, grüßte zackig und verbeugte sich leicht. „Lass das, Präfekt. Ich freue mich dich wiederzusehen, Leo.“ Er schlug ihm innig auf die Schulter. „Ein beschissener Tag für Soldaten aber ein formidabler Tag für das Volk. Sieh dir nur an wie sie unsere Jungs versorgen.“

„Ich wäre schon froh zu wissen, wo ich genau bei dem Spektakel mitmachen soll.“ sagte Leonidas. „Diese PR-Heinis sind sich da noch nicht sicher.“

„Schlimme Sache“, erwiderte Haix nur und lachte. „Die werden dich schon noch irgendwo hinschicken, wo du nett in Szene gesetzt werden kannst.“

„Das befürchte ich ja.“ Leonidas blickte unwillig zu seinem persönlichen PR-Berater, der ihm vom IO zugeteilt worden war und der jetzt mit anderen seines Fachs unweit konferierte.

Der Aufmarsch der Einheiten beschleunigte sich nun zusehends. Und das unter Beteiligung aller anwesenden „Darsteller“.

In der Tat war überall zu sehen, wo die Aufstellung nehmenden Einheiten von den Bürgern versorgt wurden. Es wurden Getränke und Kleinigkeiten zum Essen gereicht. Und das in solchen Mengen, das selbst der gefräßigste Legionär irgendwann abwinken musste.

Die Decurios und Optios hatten ihre liebe Mühe alkoholische Aufmerksamkeiten zurückzuweisen. Kinder tobten durch die sich aufstellenden Einheiten und Elternteile hatten ihre lieben Probleme ihre Kinder zurückzuholen ohne den Aufmarsch zu stören. Ein Tribun schaute sich um und bemerkte: „Man könnte glauben, dass diese Zivilisten das schon immer geplant haben.“

Ein alter Decurio, der nur mit Mühe Kinder davon abhalten konnte in seine Trinär-Decurie einzutreten, bemerkte nur müde: „Sol Invictus möge diesen Tag schadlos an uns vorübergehen lassen“.

Die Bevölkerung von New Rome war schlicht aus den Häuschen und zusätzliche drei bis vier Millionen drängten sich entlang des Weges, den der Triumphzug nehmen würde.

Überall schwirrten Mediendrohnen umher und alle paar Meter stand ein Journalist und interviewte wen auch immer. Ständig auf der Suche nach Menschen, die den Tag der Schande miterlebt hatten. Die stolz ihre Medaille des Anschlags mit blutrotem Band trugen. Als sichtbares Zeichen mitgekämpft oder Angehörige verloren zu haben. Im letzteren Fall dann mit schwarzem Rand als Trauerflor und Streifen, die die Anzahl der ermordeten Familienangehörigen anzeigte.

Dann waren da auch noch die Menschen, die durch den Lichtblitz der Antimaterieexplosionen ihr Augenlicht verloren hatten, und denen weder mit nachgezüchteten Augen noch mit kybernetischen Implantaten hatte geholfen werden können. Überall wo sie auftauchten wurden ihnen Plätze in der ersten Reihe angeboten. Einige hatten Neuralinterfaces bekommen und freuten sich so die Bilder via dieser Schnittstelle miterleben zu können.

Unter der Menge waren auch unzählige Veteranen der Miliz, die stolz ihre Uniform samt Gladius trugen. Meist sammelten sich die Einheiten an bestimmten Wegpunkten des Zuges, um dort neben ihrer Standarte Aufstellung zu nehmen. Bejubelt von der Masse und in Anwesenheit ihrer Familien.

Auf dem kleinen Raumhafen hinter dem Memorial Ridge war die Kommandobarkasse vom jetzigen derzeitigen Imperialen Protektor, Generallegat von Falkenberg, zur Besichtigung freigegeben worden. Die Wartezeit betrug über vier Stunden und dennoch war der Andrang zur Falcon’s Claw ungebrochen.

Gleich daneben waren erbeutete Guardian-Droiden ausgestellt, von denen einige auch wie damals über der Erde schwebten und ihre Tarnung an- und ausschalteten.

Auch das Wrack der Landungsbarkasse Mohammed war ausgestellt. Zusammen mit erbeuteten Waffen und Ausrüstungen der islamischen Commandos.

Natürlich wurden auch Trümmer des entführten und im Orbit zerstörten Frachters ausgestellt, der die Islamisten nach Rom gebracht hatte. Die goldene Gedenktafel für die Besatzung der Silesian Lady hing an einem Obelisken auf dem Memorial Ridge und war gut besucht. Tausende von Blumensträußen waren um ihn herum aufgeschichtet worden.

Der Startpunkt des Triumphes war die Marschstraße, die von Norden her zur Palisade führte, somit genau den Weg der Killerdroiden nahm. Sie bog dann in der Palisade nach Westen ab und folgte dem Inneren Ring. Umrundete in den Straßenschluchten die halbe Innere City Roms und kam dann über die Via Stella zurück auf das Forum Romanum, wo vor dem neuen Capitol am Ende des Treppenaufgangs der Kaiser warten würde. Dem Endpunkt des Zuges.

Julius Maximilians war inzwischen nicht mehr auf den Antigravstuhl angewiesen und inzwischen vom Anschlag auf Star Island fast genesen. Bis auf sein kybernetisches blau leuchtendes Auge sah man ihm seine schweren Verwundungen, die er davongetragen hatte, . Überall in der Menge gab es Menschen, die sein Bild hochhielten. Und das von Olympia, die auch am Tag des Anschlages gefallen war. Vor dem Capitol war rechts der Treppen eine Tribüne für den Senat und links davon für VIPs aufgebaut worden. Weitere Tribünen für Ehrengäste reihten sich an.

An den großen vor der Marshalle brennenden Bronzeschalen hielten Prätorianer in voller Kampfrüstung Wache. Eine dieser Schalen war immer noch beschädigt und würde es auch bleiben. Als Erinnerung an die Stunden, als der Krieg nach Rom gekommen war. Nach dem Triumphzug, am späten Abend, würde ihr Feuer in einer heiligen Zeremonie gelöscht werden. Als Zeichen, dass Rom nicht mehr im Krieg war. Ihn gewonnen hatte.

Seit der Antike war kein solcher Zug mehr aufgeführt worden. Noch nicht einmal die Siegesparade der Roten Armee in Moskau anno 1945 würde sich mit dieser Zeremonie messen lassen können. Keine Steubenparade im einstigen New York. Vermutlich auch nicht der Einzug Caesars in das antike Rom oder der spätere Besuch seiner Geliebten, Königin Cleopatra von Ägypten.

Man war sich lange uneins gewesen, was man alles aufmarschieren lassen sollte. Was man zeigen sollte. Und wie. Im antiken Rom waren Wagen mit riesigen gemalten Bildern gefahren, die die Taten des Feldherrn, seiner Schlachten und den Sieg zeigten. Wagen mit erbeuteten Waffen, Rüstungen und Schilden waren gezeigt worden. Erbeutete Schätze wurden präsentiert sowie prominente Gefangene vorgeführt. Und am Ende wurde dann immer das gefangene Staatsoberhaupt des Gegners erdrosselt. Nicht öffentlich, aber im Kerker des Gefängnisses unter dem Capitol.

Wenn die gegnerischen Oberhäupter am Ende nur tot in die Hände Roms gefallen waren, wurden ihre Skelette in ihren besten Rüstungen steckend zur Schau gestellt.

Auch hier hatte es Diskussionen gegeben. Wie sollte mit den gefangen genommenen Würdenträgern und dem Sultan selbst abgerechnet werden? Wie sollte man sie - oder wollte man sie überhaupt - im Zug präsentieren? Letztlich hatte der Kaiser selbst entschieden.

Jetzt wartete das Volk, in einer imperiumweiten Liveschaltung aller verfügbaren HPG-Strecken auf das, was man von Thur mitgebracht hatte. Und nicht nur Rom wartete. Auch alle anderen Reiche der Menschheit wollten sehen, was und wie Rom gewonnen hatte. Überall auf Plätzen und offenen Flächen wurde Public Viewing angeboten. Riesige Bildschirme, Holoprojektoren und andere Gerätschaften waren aufgestellt; die Versorgung der Menschen sichergestellt worden.

Auch war das Schutzkonzept kontrovers diskutiert worden. Der Prätorianerpräfekt wollte unter allen Umständen, dass ein Anschlag unmöglich sein würde. Er hatte sogar beantragt zusätzliche Legionen zum Schutz nach Rom zu führen.

Das hatte der Kaiser aber mit einem Lächeln abgelehnt. „Präfekt“, hatte er gesagt. „Wieviel Schutz brauchst du denn noch, wenn all die Millionen von Bürgern, die uns auch vor sieben Jahren verteidigt haben, jetzt wieder Schulter an Schulter für Rom stehen? Dieser Tag gehört den Bürgern dieser Stadt. Gehört dem Volk auf ewig. Wir müssen ihnen noch nicht einmal sagen, dass wir ihnen die Sicherheit anvertrauen. Sie werden sie von sich aus verteidigen. Sie, die Bürger, werden Rom schützen. Wie damals.“

Danach war die Frage nach der Sicherheit nicht mehr aufgekommen. Die Kommandeure der Milizeinheiten in den zwölf Bezirken waren informiert worden, dass der Kaiser erfreut wäre, wenn dieser Ehrentag durch eben die beschützt werden würde, die Rom schon immer geschützt hätten.

Prompt hatten die Bezirkskommandeure die Mobilmachung ausrufen wollen, was aber auch abgelehnt wurde. Geeinigt hatte man sich auf Gladius als allgemeine Seitenwaffe und leichte Handfeuerwaffen an ausgewählte Einheiten, die so sichtbar zur Sicherheit bereitstanden. Die Polizei selbst trat passiv auf. Regelte die Menschenströme und den Anreiseverkehr, war Ansprechpartner für die Millionen heranströmenden Touristen und Besucher und überall dort präsent, wo nicht auch Milizionäre waren.

Und das war immerhin ein großer Teil des verfügbaren Personals. Kaum ein Polizist der nicht auch die Anschlagsmedaille trug. Der Himmel über New Rome selbst war frei von Flugbewegungen. Besonders die Innere City. Denn auch der Himmel war Teil des Triumphzuges an sich. Hier sollten dann ausgewählte Einheiten der Zehnten Flotte Roms paradieren.

Um Punkt 0800h LPT begann dann der Triumphzug in den nördlichen Vororten des zwölften Bezirks. Der Ablaufpunkt war genau auf die Stelle gelegt worden, wo Miliz und Bürger den ersten angreifenden Guardian-Droiden erkannt und abgeschossen hatten.

Gegen 1300h würde der Zug dann, nach dem Marsch zur Palisade, die sich vor ihnen am Ende der gerade darauf zu laufenden Straße in den Himmel erstreckte, nach seiner westlichen Umrundung der City neben der Großen Imperialen Bibliothek auf das Forum marschieren. Dort würden dann die Marschblöcke vor dem Capitol antreten und vom Kaiser, dem Senat und dem Volk von Rom geehrt werden.

Und so setzte sich der Zug in Bewegung. Vorn weg eine Centurie des 23. Gardemilizmanipels mit ihrem Tribun Claus Miller, der am Tag des Angriffs Decurio war, die verzweifelte Abwehr in seinem Bezirk organisiert und dann die Verteidigung koordiniert hatte. Dafür war er noch auf dem Schlachtfeld vom Systemkommandeur Markus Falkenberg zum Tribun befördert worden. Einer der wenigen lebenden Träger der imperialen Medal of Valor, der höchsten Tapferkeitsauszeichnung Roms.

An der Spitze seiner Männer und des gesamten Triumphzuges marschierte Miller nun in seinem auf Hochglanz polierten Gefechtspanzer die Straße hinab. Eine Straße, die er sieben Jahre vorher verteidigt hatte. Wo Bürger, Nachbarn und Freunde Seite an Seite im ungleichen Kampf gegen die Droiden starben. Unterbewaffnet, den getarnten Gegner nicht sehen könnend und ständig vom Kampfgas bedroht, die jeder zerstörte Droide bei seinem Untergang freigesetzt hatte. Tausende starben entlang dieser Straße im Kampf gegen den Feind.

Zehntausende starben in den Kellern und Wohnungen. Zerfetzt, verbrannt oder durch das Gas. Später dann an den Epidemien von den ebenfalls freigesetzten biologischen Waffen. Zum Teil noch Wochen später. Miller erkannte Kreuzungen wieder, wo sie gekämpft hatten. Von denen sie verdrängt wurden. Der Übermacht hatten weichen mussten. Block für Block, bis die Front so dicht von Bürgern befüllt war, dass die Droiden gestoppt werden konnten. Bis die Legionen von Ostia herabgekommen waren und sie unterstützt hatten. Sie eher gerettet hatten, denn ohne diese Legionen wären sie untergegangen.

Kurz vor der Palisade, die hier aus einer Bresche eingestürzter Gebäude bestanden hatte, waren die Droiden gestoppt worden. Mit letzter Kraft hatten sie sich in die Trümmerberge der zerstörten Hochhaustürme gekrallt und waren keinen Meter mehr gewichen. Jetzt standen die Türme wieder. Schöner und moderner denn je füllten sie die Lücke wieder.

Claus Miller, der Held des Tages vom Anschlag, war wohl der bekannteste Milizionär des Planeten. Des gesamten Imperiums. Und nun kam er von Thur zurück, wo sein Manipel den Sultanspalast gestürmt hatte. Den Sultan selbst gefangen hatte.

Nach nur ein paar hundert Metern war klar, dass der Zug so nie am Forum ankommen würde. Der frisch beförderte Senior-Tribun Claus Miller musste vor den begeisterten Bürgern gerettet werden. Eine Decurie seiner ihm folgenden 1. Centurie des 23. Gardemilizmanipels musste ihn abschirmen und so dem Zug das Vorankommen ermöglichen. Später kam dann noch eine Trinärdecurie MP dazu. Über öffentliche Mitteilungen wurde das Volk aufgefordert den Marsch der Kolonne nicht zu stören. Die Meisten hielten sich daran. Einige nicht. Diese wurden dann mit Masse von MP und Milizwache abgewehrt. Freundlich, bestimmt und mitunter selbst zum Opfer der frenetischen Zuneigung werdend.

Doch einer von Tausend kam durch. Miller wurde umarmt, geküsst und ihm wurde auf die Schulter geklopft.

Nach vier Kilometern, ungefähr auf Höhe seiner letzten Stellung wünschte er sich die Droiden zurück. Hinter ihm marschierten im Zug verteilt, meist vor und hinter den Hologrammwagen, die Szenen des Feldzuges in Endlosschleifen zeigten, sein Milizmanipel mit, dessen Kommando er heute abgegeben hatte, um die Milizkohorte des 12. Bezirks zu übernehmen. Dann waren im Zug noch alle Überlebenden der XXIV. OAL, die durch den Scimitar-Angriff vor der Zuflucht mit HWI-Waffen stark dezimiert worden war.

Auch die Kohorte der XXXIII. OSL, die den Sicherungsring um den Palast des Sultans gezogen und gehalten hatte. Und natürlich die Commandos und das Marines-Manipel der Dark Stars. Dazu Droidentransporter mit erbeuteten Kampfrüstungen der Garde des Propheten, der Eliteeinheit des Sultans. Dann Wagen mit den Rüstungen hoher Offiziere. Teilweise noch mit den Kampfspuren und Schäden. Es gab Tieflader mit erbeuteten Panzern und Spacebug-Drohnen. In der Mitte fuhren drei offene Stabswagen in einer Dreiecksformation. Vorn, der Triumphator Generallegat und Prokonsul Arrius von Kleist, gefolgt von dem Kommandeur der Flotte, Legat-5 Pieter Velter und dem Kommandeur der Bodentruppen Legat-3 George Tranquilinus „Chesty“ Bedford. An ihren Stabswagen wehten ihre Kommandoflaggen.

Ihnen folgten samt Begleitoffizieren die Standarten ihrer Verbände. Der goldene Adler der Legion, die Schiffsstandarten der Flotte und natürlich allen voran die Standarte eines Prokonsuls von Rom, an deren Donnerkeil in den Fängen des Adlers nun SPQR goldglänzend und im Lorbeerkranz auf dem kaiserlichen Purpur Caesars prangte.

Der Höhepunkt des Zuges war allerdings ein Wagen, bei dem das Volk den Jubel einstellte. Tödliche Blicke richteten sich auf ihn. Fäuste wurden geballt. Und Umstehende mussten einige davon abhalten den Wagen zu stürmen. Hass und gnadenloser Zorn hing greifbar in der Luft. Der Wagen selbst war ringsherum durch zwei Reihen Milizionäre des 23.

Gardemanipels abgeschirmt. Von den Leuten, die den Thronsaal gestürmt hatten. Ihr Centurio führte diesen Teil des Triumphzuges an. Auf einem Flachwagen war ein riesiger Adler mit leicht nach vorn ausgebreiteten Flügeln, von deren Spitzen goldene Ketten herabhingen, an denen der Sultan mit nach oben ausgestreckten Armen hing. Er stand so gerade noch auf den eigenen Füßen. Ihm gegenüber stand einer seiner Spezialdroiden. Eins der Folterwerkzeuge, mit denen er Römerinnen gefoltert, gequält und schließlich ermordet hatte.

Dieser Droid gab ihm nun immer dann Schläge und Stromstöße, wenn er unaufmerksam wurde. Die sonst so gepflegte Erscheinung von Sultan Suyin war bewusst nicht zurechtgemacht worden. Er war so wie er war aus der völlig kahlen und kalten Gefängniszelle geholt worden. Man hatte ihn entkleidet und nackt auf dem Wagen angekettet. So nackt, wie seine Opfer auch gewesen waren.

Vor dem Wagen fuhr ein Hologrammwagen, der ihn ankündigte. Zusammen mit dem Holo seiner Gefangennahme. Die eben noch jubelnden Massen ließen ihn schweigend passieren. Manche spukten aus. Andere drehten ihm den Rücken zu. Der Ausdruck höchster Verachtung auf Rom. Andere beteten still.

Hinter dem Wagen war eine Lücke. Bewusst so gemacht. Und dann kam wieder eine Kapelle, die Marschlieder der Legion spielte. Das Volk kam wieder in Stimmung. Jubelte wieder seinen Truppen zu. Innerhalb der Palisade, wo der Triumphzug entlang der Roman Avenue, die die gesamte Innere City umschloss, marschierte, regnete es Blumen, Konfetti und Ballons auf die Straße herab, die die Anwohner und Angestellten aus den Wohntürmen heraus warfen. Steubenparade hieß das einst in New York auf Terra und war die höchste Auszeichnung der Stadt an den zu Ehrenden. Mehr ging nicht. Hier wurde es erstmals zelebriert und wie es römische Art war, man wollte es richtig machen. Zig Tonnen an geschreddertem Papier, Folien und sonst was regnete ununterbrochen auf den Zug und die Menschen dort hinab. Legte sich erst wie ein Film über alles und bildete dann so etwas wie eine Decke auf der Straße. Wie Schnee. Und fast genauso hoch.

An einigen Streckenabschnitten sangen die Leute die römische Hymne. Wieder und wieder. An anderen Ecken erklangen religiöse Lieder der Hauptreligionen von Sol Invictus. Pfadfinder und Frauengruppen reichten den Männern Getränke und Kleinigkeiten zu essen und die außen marschierenden litten unter den Kussattacken der Zuschauerinnen.

Immer wieder marschierten im Zug auch Kommandeure von Einheiten und Kommandanten von Schiffen samt ihren Stäben und Offizieren mit. Die Navy stellte dann auch gern einmal eine gesamte Schiffsbesatzung. Viele marschierten nicht im Block, sondern so, wie sie es mit einer vollzähligen Besatzung gemacht hätten. Nur gab es die bei den wenigsten Schiffsbesatzungen. Und die Lücken in der Formation sprachen Bände. Wenn überhaupt möglich, wurden solche Formationen noch frenetischer geehrt.

Und so zog sich der Triumphzug dahin. Ein kilometerlanger Wurm, der sich seinen Weg durch die Massen feiernder, jubelnder und vor Freude weinender Menschen bahnte.

Als die Spitze im Süden das Forum erreichte, wurde all das bisher erlebte nochmals in den Schatten gestellt.

Senior-Tribun Claus Miller folgte dem auf dem weißen Marmor des Forums gekennzeichneten Weg. Hier hielt das Volk rechts und links nun zehn Meter Abstand, was ihn aufseufzen ließ. Dennoch war der Jubel… unbeschreiblich. Am anderen Ende sah Miller das riesige Capitol in den Himmel emporragen. Die Tribünen davor und die kleine Gestalt am oberen Ende der Treppe, die wie ein winziger Fleck in Weiß und Purpur sichtbar war. ‚Der Kaiser‘, ging es Miller durch den Kopf. ‚Und er sieht mich die ganze Zeit…‘ Miller musste schlucken und die ohnehin schon vom kilometerlangen Marsch schweren Beine wurden noch schwerer. Dann wurde ein Grollen im Süden hörbar und das Flaggschiff der Zehnten Flotte Roms, die Imperium Romanum, schob sich durch die Atmosphäre über das Forum. Das gewaltige Kommandoschiff, eines der größten jemals von Menschenhand gebauten Schiffe, wurde von einem Gladius-Kreuzer, einem Pilum-Zerstörer und einer Argus-Fregatte begleitet.

Auf dem Forum blickte alles nach oben. Dann spielten die dort verteilten Orchester der Prätorianer nicht mehr Märsche und Hymnen, wie noch vor dem Eintreffen des Triumphzuges. Jetzt spielten sie auf antiken Instrumenten Melodien, die wohl auch Julius Caesar, Vespasian und Mark Aurel schon gehört haben könnten. Und während die Menschen noch lauter jubelten, schossen die Laserbatterien der Schiffe Salut. Ein Salut, der von den Verteidigungsbatterien auf der Palisade, den vier Starports sowie Fort New Alamo sofort so erwidert wurde, dass sich ihre Strahlenbahnen über dem Verband kreuzten. Eine genauestens und auf die Sekunde koordinierte Aktion, die aber den gewünschten Effekt erzielte.

Jetzt raste das Volk vor Begeisterung, während die kleine Flottille langsam nach Norden hin abflog. Genau den Weg über die Palisade nehmend, wo der Angriff zum Stehen gekommen war, bevor sie wieder in den Weltraum emporkletterten.

Als Miller am Landungsdenkmal auf der Forumsmitte vorbeimarschierte stieß der leichte Kreuzer Gangut aus dem All hinab. Ein Überschallknall ertönte und ließ die innere City erzittern. Die Menschen keuchten auf. Der Kreuzer kam knapp tausend Meter über Grund kurz zur Ruhe, während Sprecher den Zuschauer erklärten, dass es dieser Kreuzer war, der den Weg nach Thur erkundet und aufgeklärt hatte und beim Angriff auf den Palast Truppen absetzte und Feuerunterstützung leistete.

Die Menge jubelte wieder und ein Haufen kleiner Punkte fiel aus einer offenen Luke heraus dem Forum zu. Sie fielen wie Steine herunter und bremsten ihren kontrollierten aber ansonsten freien Fall erst zwanzig Meter vor dem Aufschlag ab, an den viele schon glaubten. Die elf Kampfrüstungen setzten in Keil-Formation keine zehn Meter vor Tribun Miller auf. Miller war natürlich über diese Präsentation informiert, dennoch zuckte er zusammen, als die Kampfrüstungen vor ihm herunterkamen und butterweich aufsetzten.

„Ihr seht den Kommandeur des Angriffs auf den Palast samt einer Auswahl der Imperial Commandos.“ Die Menge schrie und tobte wieder. Nicht wenige hatten an eine verunglückte Darstellung geglaubt und schon das Schlimmste befürchtet. Die Formation der Kampfrüstungen marschierte nach der simultanen Landung sofort im Gleichschritt weiter und Miller fragte sich wie oft die das nur geübt hatten…

Miller hatte keinen Helm auf und war nur über ein Sprechset mit der Zugleitung verbunden. Jetzt hörte er auf einem Privatkanal eine wohlbekannte Stimme: „Nun Tribun. Hattest auch du gedacht, dass wir hier Löcher fabrizieren?“

„Präfekt Falkenberg… Man sagte mir, dass ich dir folgen soll, wenn wir die Treppe erreichen. Sol Invictus sei Dank, dass du nun da bist. Denn keiner sagte mir, wo ich dich finde.“ „Ganz ruhig. Ich bin immer da wo vorne ist. – Wie du siehst.“ Er hörte den jungen Präfekten lachen. „Wir waren uns nicht einig, ob wir das hier vorführen sollten. Die Entscheidung fiel wie immer kurz vor knapp. Diesmal im wahrsten Sinne des Wortes.“

„Und was machen wir?“ „Wir bilden auf der Treppe die Kulisse für den Prokonsul. Quasi ein Spalier durch das er hoch zum Kaiser schreitet. Auf der Treppe sind unsere Standorte markiert. Halte fünf Schritt Abstand und folge mir einfach. Wenn ich stehenbleibe bleib auch du stehen und diese PR-Vögel sind glücklich. Danach alles wie gehabt.“

„Solange du weißt wo es hingeht...“ „Nee, weiß ich auch nicht. Aber ich habe ein HUD. Und da wird mir alles eingespielt. Auf den verdammten Millimeter genau.“

„Sol Invictus sei Dank“, sagte Miller nur. Als die Zugspitze die Treppe erreichte, grüßte Leonidas nach römischer Art den Kaiser. Zusätzlich fuhr er das Vibroschwert im erhobenen rechten Arm aus, das leuchtendweiß glühte und so wie ein blitzender Säbel wirkte. Die Menge schrie vor Begeisterung. Dann wandte er sich der Treppe zu und marschierte rechts am Rand hinauf.

Tribun Miller machte es Leonidas gleich, zog sein Gladius und grüßte den Kaiser, dessen Kopf er gerade noch über dem Rand der obersten Stufe sehen konnte. Er steckte sein Gladius zurück in die Scheide und marschierte Leonidas hinterher, der oben angekommen stehen blieb, linksum machte und im „Rührt Euch“ verblieb.

Miller machte es ihm nach. Fünf Stufen unter ihm. Dann passierte ein Marschblock nach dem anderen die Treppe und die dort versammelten Würdenträger des Imperiums, die internationalen Gäste und Freunde, das versammelte diplomatische Corps und all die, die einen Platz auf den Haupttribünen ergattern konnten. Der Sprecher kündigte jede einzelne Gruppe des Triumphzuges an. Und jede einzelne Formation wurde vom Senat und den Gästen mit Applaus geehrt.

Einzelne Offiziere traten heraus. Grüßten den Kaiser und marschierten links und rechts die Treppe hoch.

Vor sich auf der anderen Seite der Treppe sah Leonidas seinen alten TF-Kommodore Legat-2 Haix, der ihm kurz zunickte. Unter Haix erreichte der Kommandeur der Dark Stars, Tribun Plautius Secundus Howard, der nun auch Teil des neuen Kommandos von Leonidas war, seinen Platz.

Und so ging es weiter. Immer mehr Kameraden wurden Teil des Spaliers für den, der hier geehrt werden sollte. Dann erreichten die drei offenen Stabswagen das Capitol, scherten aus der Kolonne aus und stoppten vor der Treppe. Die drei Legaten stiegen aus, grüßten und erstiegen mit Arrius von Kleist voraus die Treppe zum Kaiser empor. Hinter ihnen war der gesamte Zug zum Stillstand gekommen. Die Verbände, die die Treppe schon passiert hatten, warteten in den ihnen zugewiesenen Bereichen des Forums in Formation stehend, während die Holo- und Präsentationswagen vor den Tribünen und Menschen ringsherum abgestellt wurden. Ein komplettes Geschwader von Eagle-Drohnen überflog in V-Formation und staffelweise die Innere City. Perfekt zueinander ausgerichtet insgesamt ein großes V bildend.

Über der Großen Bibliothek tief einfliegend zündeten sie Rauchkanister. Zogen so purpurne Streifen über das Forum in den Himmel. Bis sie über der Treppe vor dem Capitol gerade in den Himmel stiegen und sich dabei weiter in perfekter Formation um sich selbst drehten.

Julius Maximilianus schaute ihnen nach, während sein Prokonsul mit den beiden Befehlshabern von Flotte und Legionen die breite Treppe zu ihm hochstiegen.

Er stand auf und trat vor seinen Thron. Erwartete seine drei Generäle stehend und sie so öffentlich ehrend.

Arrius von Kleist erreichte das Ende der Treppe. Schweiß war auf seiner Stirn zu sehen, was den breiten und endlos vielen Stufen geschuldet war. Er grüßte zackig: „Ave Caesar! – Ich, der Befehlshaber deiner Streitkräfte nach Thur, Arrius von Kleist, darf Dir unseren Sieg melden. ROMA VICTOR!“

Alle im Spalier stehenden Kameraden sowie die zwei den Prokonsul flankierenden Legaten grüßten und wiederholten den traditionellen Ruf: „ROMA VICTOR!“

Julius nickte und ergriff mit seiner rechten Hand einen Stab, der ihm auf einem Kissen gereicht wurde. Es war ein Stab aus Panzerstahl, dessen Enden mit Gold kunstvoll eingefasst worden waren. Oben wurde er von einem Adler mit ausgebreiteten Flügeln gekrönt, dessen Fänge sich in SPQR gruben und die vier bedeutungsvollen Buchstaben so hielten. Der Stab war einfach gehalten, aber ein Kunstwerk an sich, an dem mit nichts gespart worden war, was gut und teuer war. Im Panzerstahl selbst war in Gold der Name des Trägers eingraviert. Samt seiner Taten und dem Beschluss des imperialen Senates von Rom, einem Gesetz, ihm diesen Stab samt Triumph zu verleihen.

Julius hob den Stab zum Volk. Das sofort einsetzende Schweigen wurde fast drückend. Julius wartete einen Augenblick. Ließ das Volk den Siegesstab sehen. Dann sagte er, und seine Worte wurden überall hin übertragen: „ROMA VICTOR!“ „ROMA VICTOR!“

Der Ruf schwappte wie eine Welle über dem Capitol zusammen. Dann herrschte wieder Schweigen.

„Volk von Rom. Bürger. Wir sandten den Prokonsul und Generallegaten Arrius von Kleist aus, um den Anschlag auf uns zu vergelten. Den Feind zu zerschmettern, seine Macht zu zerstören und die Schuldigen vor unseren Richterstuhl zu verbringen. Auf das nie wieder eine Gefahr aus ihnen für uns erwachsen möge.“ Er wartete. „Ich frage dich, Arrius von Kleist, als meinen Prokonsul und Befehlshaber der Expeditionsstreitkräfte. – Ist Thur besiegt?“

„Thur ist besiegt, Caesar“, antworte von Kleist.

„Ist der Feind vernichtet?“

„Der Feind ist völlig vernichtet, Caesar.“

„Sind die Schuldigen bestraft?“

„Alle Schuldigen sind bestraft oder sind unsere Gefangenen. Sie erwarten dein weises Urteil, Caesar.“

„Ich anerkenne Deinen Sieg für uns. - Hier, nimm aus meiner Hand den Dank des Volkes von Rom. Dieser Siegesstab soll Ausdruck unserer aller Dankbarkeit sein.“ Er reichte dem Prokonsul den recht schweren Stab, der ihn nahm und sich tief vor seinem Kaiser verneigte. Dann drehte er sich zum Forum um, hielt den Stab in die Luft und rief: „ROMA VICTOR!“

„ROMA VICTOR“, schallte es ohrenbetäubend zurück und unbändiger Jubel ließ die innere City erbeben. Ließ Rom erbeben. Das gesamte Imperium in Begeisterung ausbrechen. Immer wieder waren „Roma Victor“-Rufe zu hören. Die Massen um das Forum und überall sonst tanzten, hüpften und umarmten sich.

„Komm zu mir, Arrius“, sagte der Kaiser und zog den strahlenden Feldherrn an seine Seite. „Heute, für diesen Tag, bist du ihr Imperator.“ Er drückte die Schulter seines Generallegaten. „Bitte. - Pieter. George… Kommt zu uns. Es ist auch euer Tag. Und bevor ich es vergesse…“ Er lächelte und nahm einen Orden von einem Adjutanten entgegen. „Mit Freude verleihe ich euch beiden im Namen des Senates das Imperial Roman Cross.“ Er legte das Ordensband um den Hals der beiden Befehlshaber. Auch das blieb beim Volk und den angetretenen Truppen nicht unbemerkt. Jubel und Hurra-Rufe waren zu vernehmen.

„Dann lasst uns den Zug weiterführen und das Volk und die Menschheit sehen lassen, wie Rom mit Verbrechern umgeht.“

Er gab dem Zugmeister einen Wink, der sofort den Triumphzug wieder anmarschieren ließ. Weitere Formationen und Präsentationswagen marschierten an den Tribünen und der Treppe vorbei, um dann die ihnen zugewiesenen Plätze auf dem Forum einzunehmen. Alles bis ins Kleinste durchorchestriert. Fast wie ein Ballett mit einer ureigenen Choreographie.

Als der Wagen mit Suyin vor die Treppe rollte senkte sich Schweigen über die Menge. Man wartete auf das, was kommen musste. Der Richtspruch des Kaisers für den Verbrecher, dessen Schuldfeststellung keiner Verhandlung mehr bedurfte. Der sich selbst schon verurteilt hatte, als er das Holo an den damaligen Imperator sandte. Oder als er den Fehler beging die erste Römerin zu schänden.

Es ging eigentlich nur noch um den Richtspruch an sich und wie der Kaiser gedachte den Täter zu bestrafen.

Die ebenfalls im Zug mitgeführten einhundert gefangenen Würdenträger, Spitzenbeamte und Funktionäre des Sultans wurden nach vorn zur Treppe getrieben wo sie ihren Sultan auf Knien erwarten mussten. Im Gegensatz zum nackten Suyin hatte man sie aber in ihren besten Kleidern, in Uniform und mit allen Ehrenzeichen und Orden im Zug mitgeführt.

Einige waren völlig fertig von dem langen Marsch und einer Agonie nahe. Andere hatten sowieso schon mit ihrem Leben abgeschlossen und blickten starr vor sich hin. Einige wenige hofften womöglich auf Gnade.

Doch diese paar Gestalten waren in der Minderheit. Jeder, der da kniete, war ein Verbrecher, Mittäter und Mörder. Niemand, der je Gnade gewährte hatte und so nun auch keine verdiente.

Der Wagen stoppte vor der Treppe und zwei Prätorianer erstiegen ihn, lösten die Fesseln des Sultans und zerrten ihn vom Wagen hinunter und die Treppe hoch.

Man hörte die wüsten Beschimpfungen des Mannes, der die Menschheit unter seinem Fanatismus knechten wollte. Sie in ein erneutes geistiges Mittelalter stürzen wollte. Ein Mann, der rücksichtslos zwei Planeten mit HWI-Waffen sterilisiert hatte. Biowaffen eingesetzt hatte. Terroristen mit Antimateriewaffen ausgestattet hatte. Jeden umbringen ließ, der seinen Weg gekreuzt hatte. Und den Mann, der römische Frauen und Mädchen zu Befriedigung seines rachsüchtigen Sadismus zu Tode gefoltert hatte. Nun verfluchte er Rom und die ungläubigen Ketzer, während man ihn die Treppe hochschleifte. An den Ort wo seine Commandos gefangene römische Senatoren hingerichtet hatten. Eine Tat, die dann zum Sturm auf das Capitol geführt hatte. Zum Blutbad und zum Sieg des Bürgers über eine Mörderbande beigetragen hatte.

„Du verdammter Ketzer eines ungläubigen Hundes. Deine Seele möge Shaitan fressen.“ Er spukte dem Kaiser vor die Füße. Aber auch nur, weil dieser zu weit weg stand.

Leonidas wusste noch nicht einmal, dass er vorgetreten war, als er auch schon dem Gefangenen die Beine von hinten wegtrat und Suyin auf die Knie fiel. „Prätorianer. Der Gefangene hat vor dem Kaiser zu knien“, befahl er und seine Worte wurden von den Drohnenmicros eingefangen und überall hin verbreitet.

Kurz brandete Applaus auf und die zwei Prätorianer hinderten den fluchenden Suyin daran wieder auf die Beine zu kommen. „Halt endlich die Klappe“, sagte einer der Prätorianer und rammte dem Sultan die gepanzerte Faust auf den Hinterkopf. Suyin schlug der Länge nach hin und lag nun zu Füßen des Kaisers, der allerdings die beiden Prätorianer zur Seite wies.

„Du bist wohl der größte Verbrecher der Menschheit. Schlimmer als Hitler, Mao, Stalin, Attila, Gordon-Tyrell und andere Schattengestalten zusammen.

Niemand hat mehr Menschen sinnlos umgebracht als du. Niemand sein Volk so tief in den Abgrund geführt wie du. Niemals gab es einen Menschen, der mehr Verbrechen verübt hat.“ Julius machte eine Pause.

„Dich zu töten ist daher nicht genug. Ein einziger Tod ist als Strafe nicht ausreichend für solche Verbrecher wie dich.“ Er schaute auf Suyin hinab. Der Sultan schaute ihn hasserfüllt an.

Der Kaiser wandte sich an sein Volk. „Anders als man euch gesagt hat, ist der Sultan nicht erst mit der Hauptflotte hier angekommen. Er kam mit der Meldung vom Sieg vor fast genau einem Jahr hier auf Rom an. Die sechs Monate zwischen der Bekanntgabe und der wirklichen Ankunft des Sultans, haben wir für eingehende Verhöre genutzt. Haben seinem kranken Hirn all die Namen von Mittätern und Helfershelfern entrissen, die ihm geholfen haben. Mit denen er zusammengearbeitet hat. Im gesamten vom Menschen besiedelten Raum. Und natürlich auch hier. Auch unter uns gab es Verräter.“

Er schaute auf das überfüllte Forum hinab und wusste, dass HoloCams jede Geste und jedes Wort überallhin übertragen würden. „Alle Verräter im Imperium wurden vor Monaten verhaftet. Alle. Ohne Ausnahme. Und zusammen mit ihnen dann die, die sie unterstützt hatten. Alle. Auch ohne Ausnahme. Samt ihren Familien. Sie sind inzwischen alle auf die Quarantänewelten deportiert worden, wo sie unter ihresgleichen weiterleben dürfen. Die Verbrecher unter ihnen wurden schon gerichtet.

Die Nutznießer des Sultans, die, die wir euch hier vorgeführt haben, werden nach Hades überstellt und in die Minen geschickt.“ Er wies auf die hundert Gefangenen am Ende der Treppe. „Dort sollen sie den Rest ihres Lebens mithelfen ihre Schuld abzutragen. Zusammen mit ihren auf Thur gefangengenommenen Familien, auf das auch ihre Kinder nie wieder zu einer Gefahr für uns werden.“ Er machte eine Handbewegung und die hundert gefangenen Würdenträger wurden abgeführt.

„Doch was machen wir mit dem größten Verbrecher aller Zeiten? – Ich habe ein Urteil gefällt.“ Er ließ das wirken.

„Mohammad Suyin, einstmals Sultan der islamischen Welten von Mekka und Medina, ich, Julius Maximilianus, Caesar von Rom, verurteile dich zum unendlichen Leid.

Du sollst bis in alle Ewigkeit das Leid erdulden, was Du anderen auferlegt hast. Du wirst in einen stasisähnlichen Ruhezustand versetzt indem Du über Neuralinduktion jede erdenkliche Art von Schmerz erfahren sollst. Nicht bis zum Ende deines natürlichen Lebens, sondern bis zum Tag des Untergangs des Universums an sich.

Du wirst in der Marshalle ausgestellt werden, wo jeder sehen kann wie solche Verbrecher wie Du enden. Als Abschreckung und als Mahnung für alle, die in dir ein Vorbild sahen.

Du wirst mit allen Mitteln am Leben gehalten werden. Über all die Jahrtausende die kommen. Du wirst jede Menge Zeit haben über deine Verbrechen nachzudenken. Und sollte dann einst der Tag kommen, wo Sol Invictus über alle Menschen richten wird, so darf er dann auch über dich richten.

Nachdem Du deine Schuld in dieser Welt beglichen hast.“

„Du ungläubiger Hund, Allah wird das nicht…“ Julius gab den beiden Prätorianern ein Zeichen und sie packten den Sultan an den Armen und zerrten ihn die Treppen hinab zu einem Kleintransporter auf dessen offener Ladefläche ein Käfig stand.

„Du wirst schon heute Abend deine Strafe antreten, Mohammed Suyin. Und sobald Du deinen endgültigen Platz in der Marshalle eingenommen hast werden wir die Feuer des Krieges erlöschen lassen. Sobald Du beginnst deine Taten zu bereuen, werden wir den gerechten Krieg beenden, den Du allein begonnen hast, Suyin.“

Der sich wehrende Suyin kreischte inzwischen nur noch unverständliche Sätze. Trat und spukte um sich. Verfluchte alle Anwesenden und hörte auch nicht damit auf, als er im Käfig steckte.

Die Menge nahm es schweigend hin. Peinlich berührt durch diesen Mann, der es nicht wert zu sein schien ihn auch nur zu hassen. Er war schlicht… unwürdig überhaupt beachtet zu werden. „Roma Victor“, sagte Julius. „ROMA VICTOR!“

Julius nickte den Millionen völlig stiller Menschen zu. Blickte auf die Formationen der angetretenen Römer, die Thur erobert hatten. Die das Sultanat endgültig gestürzt hatten und Rom unter unsäglichen Opfern zum wirklichen Sieg verholfen hatten.

„Es ist mir eine Freude und ein Privileg, heute vor Euch meine Mitbürger, die Menschen auszeichnen zu dürfen, die unserer Wert sind. Freunde und Nachbarn, die dem Ruf der Standarten folgten und für uns am Ende der Galaxis gegen den Mann kämpften, dessen Namen zu nennen fortan eine Schande sein soll.

Mitbürger. Römer! – Ich präsentiere euch unsere Brüder, die sich ausgezeichnet haben. Lasst sie uns ehren. Auch stellvertretend für all die, die jetzt nicht mehr unter uns sein können.“

Irgendwo in der Masse begann es. Griff um sich. Von verschieden Stellen gleichzeitig ausgehend.

„Wir werden sie nicht vergessen

nicht jetzt und auch nicht in Zukunft.

Sie fielen für unser Rom,

ihr Tod war nicht vergebens.

Wir ehren ihr Opfer

bis wir,

die ihrer in Ehrfurcht gedenken,

bis wir alle gefallen sind!“

Sie alle hatten den Schwur mitgesprochen. Auf der Treppe, auf den Tribünen, dem Forum, an den Holoscreens und auf allen zugeschalteten Welten. Überall wo ein Römer zugegen war hatte er den Schwur der Gründerväter Roms wiederholt.

Stille hing über dem Imperium. Dann brandete Applaus auf und die Menge begann zu feiern. Es war so nicht geplant, aber das Volk beendete den Triumphzug. Es strömte auf das Forum, in die Formationen der angetretenen Einheiten und Verbände hinein und verlegte die Jahrhundertfeier auf das Forum selbst. Zog die Legionäre und Matrosen auseinander und bot ihnen das an, was man gerade so selbst mithatte. Imbissbudenbesitzer witterten Ihre Chance und fuhren ihre Wagen auf das Forum, wo sie sofort belagert wurden.

Andere zogen zur Treppe um zu verfolgen wer da nun ausgezeichnet wurde. Die ersten mutigen gingen langsam die Treppenstufen hoch. Es gab keinen Befehl sie zurückzuhalten. Und so fand die Auszeichnung im wahrsten Sinne des Wortes „im Kreise des Volkes“ statt. Beförderungen und Orden wurden vergeben und die so vom Kaiser Ausgezeichneten wurden dann sofort von den Bürgen beglückwünscht, zum Umtrunk genötigt und in die Feiernden entführt. Egal ob einfacher Soldat oder Legat.

Leonidas hatte in einem günstigen Moment seine Rüstung ins Capitol verbracht und sie an der Portalwache abgestellt. Er hatte gehofft sich wegschleichen zu können, doch er war erkannt worden. Und dann war es zu spät gewesen. Der Kaiser rief seinen Namen aus und er musste vortreten. Selbstverständlich wurde aufgezählt wofür die zu verleihende Auszeichnung war. Und während Leonidas vor dem Kaiser stand, die Laudatio über sich ergehen lassen musste, wurde es still um ihn herum. Die Menschen sahen ihn an, sahen einen jungen Mann und wussten, dass er es wieder einmal gewesen ist, der für sie unmöglich Erscheinendes möglich gemacht hatte. Als der Kaiser ihm sein zweites Horatio-Kreuz an die Brust heftete jubelte alles in seiner Umgebung und er wurde von der Menge hochgehoben und auf den Schultern die Treppen hinab getragen. Mitten hinein in die größte Feier seit Menschengedenken.

2

Imperium Romanum, Rome-System, im kaiserlichen Palast, 17.11.2488, 10:130 LPT

Der Himmel war grau. Es regnete. Die Party war vorbei, zumindest glaubte er das. Der Kopf explodierte und ihm war übel. So übel wie seit Kendall nicht mehr. Und das völlig ohne Kendallmilch…

Er wurde gerade erst so langsam wach und sah neben sich blondes Haar auf dem Kissen. Schlagartig wurde Leonidas vollständig wach und stellte sofort fest, dass er weder wusste wo er war und auch nicht wie er dort hingekommen war. Und bei der Gelegenheit musste er auch zugeben, dass er nicht wusste wer das neben ihm im Bett war… Probehalber drehte er die neben ihm liegende Frau auf den Rücken, aber das Gesicht kam ihm nun wirklich nicht bekannt vor… ‚Olympia wird ja sowas von sauer sein‘, ging es ihm durch den Kopf und hoffte, dass sie jetzt nicht in seinem Kopf war. ‚Verdammt.‘

Er schwang seine Füße aus dem Bett und bereute es sofort. Die schlafende Frau drehte sich wieder auf die Seite. ‚Unterhosen…‘, dachte er und fand sie nicht unter der Kleidung, die hier verstreut rumlag. Er hob die Bettdecke an und fand sie. So schnell es ging und ohne unnötige Bewegungen mit dem Kopf zog er sich an. Alles drehte sich. Oder wieder. Oder immer noch? Als er seine Uniformjacke schloss überlegte er, wie er hier in Würde aus der Nummer rauskommen könnte. Er kannte ja noch nicht mal mehr den Namen der Frau…

Er steckte seinen Halsorden in die Brusttasche und setzte sich auf die Bettkante. Dann rüttelte er die Frau an der Schulter bis sie wach wurde.

„Ich muss los, ... Süße.“ Etwas Besseres fiel ihm nicht ein, doch wie es schien war es das Richtige.

„Mein kleiner Falke“, sagte sie und legte ihren Kopf auf sein Bein.

„Musst du wirklich schon wieder los?“

„Ähm. Leider ja. Die Pflicht ruft. – Tut mir leid.“

Sie richtete sich ebenso benommen wie er sich fühlte auf und umarmte ihn. „Aber doch nicht sofort. Nicht vor dem Frühstück.“ Sie öffnete die Magnetclips seiner Uniform und Leonidas wand sich aus ihren Händen heraus.

„Doch. Ich fürchte schon.“ Er stand auf und gewann ein wenig Abstand zum Problem. Als sie sich im Bett aufsetzte bemerkte er, dass sie älter war als er. Und nicht nur ein wenig… „Ich muss los. Bin schon zu spät. – Tut mir leid.“ „Sehen wir dich wieder?“

‚WIR?‘ Leonidas hatte nun bruchstückhafte Erinnerungsfetzen.

„Na ja. Vielleicht in ein paar Monaten. Wenn ich zurück bin.“ Ausweichender ging es nicht. Er ging noch mal zu ihr und gab ihr einen Kuss. „Tut mir wirklich leid. Aber ich muss wirklich los.“

„Warte. Ich will eine Erinnerung haben. Sie löste sein Rangabzeichen von der Brust und lachte dabei. „Eine Erinnerung an den Falken von Rom“, sagte sie und strahlte vor Glück.

„Ja, die hast du dir auch verdient“, sagte er und gewann wieder Abstand.

„Ich finde allein raus. Bis bald…“ Das war mitunter der dümmlichste Abgang den er sich vorstellen konnte, aber er war weg. Das war jetzt erst einmal das Wichtigste.

Er fuhr mit dem Aufzug nach unten. Wie es schien war er in einem der Wohntürme in der Palisade. Im Lift richtete er seine Uniform und kontrollierte im Spiegel schnell sein Äußeres.

Im Foyer waren massig Leute unterwegs und als er aus dem Lift trat machte man ihm Platz. Er hörte sie tuscheln: „Das ist er doch, oder? –

Der Falke von Rom…“ Er konnte nur hoffen, dass es keine Holos gab.

Vor dem Eingang des Gebäudes, das sich mehrere hundert Meter in den Himmel schob wartete ein schwarzer Flugwagen. Der Fahrer stieg aus, kam um den Wagen herum und öffnete die Fondtür der Limousine für ihn.

„Guten Morgen, Präfekt“, sagte er und ließ mit nichts erkennen, was er wohl sicher denken musste.

Als der Wagen losfuhr fragte Leonidas: „Hast Du hier auf mich gewartet?“

„Nein, Präfekt. Ich wurde erst vor zwei Stunden hierherbeordert. - Eine frische Uniform ist in der Tasche vor dem Sitz“, setzte er hinzu. Leonidas sah die Tasche, öffnete sie und fand eine frische Uniform samt Unterwäsche und Socken.

„Wer hat dich denn beauftragt?“

„Der Schichtführer der Fahrbereitschaft des Palastes, Präfekt.“

Leonidas lehnte sich stöhnend zurück. Das Reiseziel war nun auch klar.

In der Tiefgarage angekommen wurde er von einem Protokolloffizier sofort in Empfang genommen und mit einer freundlichen Bitte ihm zu folgen durch den Palast geführt. Selbst um seine Tasche mit der mehr oder weniger verdreckten Uniform hatte man sich sofort gekümmert. Doch anstatt zu seiner persönlichen Inquisitorin Olympia wurde er über verschiedene Schleichwege zum Kaiser selbst geführt, der seinetwegen sogar die Audienz verließ.

„Caesar“ sagte er nur und verbeugte sich.

„Lass den Unsinn, Junge. Und setzt dich.“ Julius zeigte auf einen Stuhl vor seinem Arbeitsschreibtisch und kam sofort zur Sache. „Schon die Nachrichten gesehen?“

„Nein. Um ehrlich zu sein, komme ich gerade aus dem Bett.“ „Ich weiß.“

„Pardon?“ Leonidas war alarmiert. Der Kaiser des Imperiums wusste wo er gewesen ist? „Ich meine natürlich…“ Er brach ab. „Das war eine wilde Party. Ich habe da einen Filmriss.“

„Nun, da kann dir geholfen werden. Ab wo gähnt denn die Leere in deinem Kopf?“ Julius schüttelte leicht den Kopf.

„Da war eine Feier am Landungsdenkmal. Und dann waren wir bei der Zeremonie vor der Marshalle. Und dann gab es dort eine spontane Feier zum Gedächtnis der Toten. Und dann… nun ja.“ Leonidas bemühte sich, aber es kamen nur einzelne Bilder hoch.

„Die Holodokumentation der Ereignisse, die dir fehlen, kannst du im Netz abrufen. Auf fast allen Kanälen. Oder dir eine Zusammenstellung der besten Szenen von Olympia holen.“

„So schlimm?“ Er stöhnte es fast und griff sich an den Kopf, der immer noch schmerzte.

„Wenn man einen Maßstab für das Desaster benennen wollte, dann würde ich für dich eine neue Messlatte definieren müssen. Olympias Hologramm hat geflackert. Ohne Unterbrechung. Hatte zum Teil noch nicht einmal mehr Tiefenschärfe.“ Der Kaiser lachte. „Aber das ist eine andere Sache. Deine Sache. Und ich danke Sol Invictus jetzt nicht in deiner Haut stecken zu müssen.“ Er schüttelte wieder den Kopf. „Aber was den Rest angeht, so war das nicht die Vorstellung und das Verhalten, was ich gerne bei dem sehe, der als „Falke von Rom“ eine Bekanntheit hat, die kaum zu übertreffen ist.

Genauer: es macht uns kaum Ehre, wenn der Falke meint arme Täubchen im Park zu beglücken. Besoffen hin oder her.“ Jetzt war die Stimme des Kaisers hart wie Stahl. „Und wenn ich ganz ehrlich sein soll, dann ist das auch nicht das Verhalten, was einem Präfekten Roms gebührt. Oder auch nur eines dämlichen Optios, zum Donnerwetter.“ Er schlug mit der Faust auf den Schreibtisch.

„Ich bin der Letzte, der dir Vorwürfe macht. Du bist jung, erfolgreich und hast dir jede Abwechslung verdient. Ich hinterfrage auch nicht deine Beziehung diesbezüglich zu Olympia. Will es gar nicht wissen. Aber verdammt. Es ist mein Kind, das da nun öffentlich beleidigt wurde. KI hin oder her.“ Er nahm eine Folie vom Tisch. „Und dann diese Flavia Drunilla Peterson…

Wenn du auf ältere Frauen mit dicken Titten stehst dann verdammt noch mal kann man das auch diskreter machen. Dafür gibt es … Clubs. Oder Agenturen. Völlig diskret. Selbst der Outlander bietet so einen Service.“ Leonidas wusste nicht was er sagen sollte. Der Kaiser hatte Recht. Und das, was er jetzt als erste Frage im Kopf hatte, war wirklich nicht das, was er fragen sollte. Er hatte im Wagen einen sog.

„Nüchternmacher“ eingeworfen. Und er wurde langsam wieder klarer. Andernfalls hätte er vielleicht wirklich die zur Zeit wirklich unpassende Frage gestellt, woher er das denn so genau wusste…

„Ich hoffe ich bin der Dame nicht öffentlich zu nahe getreten“, sagte er nur kläglich.

Julius Maximilianus schaute ihn nur an. „Du weißt nicht wer das ist. - Richtig?“

„Ehrlich gestanden: nein.“

„Du bist gerade aus ihrem Bett gehüpft.“

„Sie sagte noch etwas von gemeinsamen Freundinnen…“

„Ja. Stimmt. Die waren auch im Park dabei. Die besten Szenen wurden zwar rausgeschnitten, aber es ist alles in den Nachrichten.

„Es tut mir leid, Julius. Wirklich.“

„Mag sein. Nur macht es das nicht besser.“ Er seufzte fast. „Du musst hier weg. Sofort. Du gehst nach Ostia. Anstatt dein neues Kommando hier zusammenzustellen und dann gemeinsam ins Protektorat zu fahren, wirst du nun sofort abreisen, sobald dein Flaggschiff klar ist. Alles andere wird dir nachgesandt und dich wo auch immer im Protektorat erreichen.“

„Ich muss noch mit Olympia reden…“ Julius lachte schallend. „Wie willst du das Wunder denn fertigbringen? Sobald nur dein Name fällt, flackern hier im Palast die Lichter. – Nein, mein Junge. Du tauchst ab. Sofort. Verschwindest von der Bildfläche. Und das passt dann auch ganz gut zu dem Verweis, den man dir erteilen wird.“ Er schüttelte den Kopf.

„Und dieser wird dann auch für dein neues Kommando selbsterklärend sein und allen anderen zeigen, dass auch ein „Falke von Rom“ sich an gewisse Dinge zu halten hat, die man gemeinhin als gesellschaftliche Normen anzusehen bereit ist. – Ist das klar?“

„Jawohl, Caesar.“ Leonidas war aufgestanden. Nicht weil es erwartet wurde. Aber er konnte jetzt unmöglich vor dem Kaiser sitzen bleiben. Julius drückte einen Knopf und es kam jemand hinter Leonidas herein.

„Wir haben uns um alles gekümmert. – Pass auf dich auf, mein Junge.“

„Es tut mir leid, dass ich dich, Euch, enttäuscht habe…“

„Schon gut, Leo. Alles Gute.“

Leonidas taumelte fast aus dem Arbeitszimmer und schnappte auf dem Korridor nach Luft. Musste sich sogar seinen Uniformkragen öffnen. Ihm wurde ein silberner Flachmann gereicht. Er nahm ihn ohne nachzudenken und kippte sich einen Schluck in den Rachen. Er hustete.

„Man soll am Morgen da weitermachen, wo man am Abend mit aufgehört hat“, sagte Legat Cassius Thain.

„Cassius. Verdammt. Was machst du denn hier?“

„Ich wurde heute Morgen um kurz nach drei informiert, dass ich nun für deine Reiseplanung zuständig wäre. Et voila, hier bin ich.“ Cassius blickte ihn prüfend an.

„Wie tief stecke ich in der Scheiße?“

„Tief genug, dass ein Rettungsring angebracht erschien. Oder anders ausgedrückt: deine unnachahmliche Methode die schönsten Titten des Imperiums zu küren, könnte Legionsstandard werden. Als alleiniger Juror warst du vorbildlich gewissenhaft.“ Cassius lachte. „Nur Caligula im alten Rom hätte das noch besser hinbekommen. Aber der hatte bei solchen frivolen Events auch mehr Erfahrung als du.“

Leonidas fasste sich an den schmerzenden Kopf. Jeder, wirklich jeder wusste von den öffentlichen und beschämenden Obszönitäten des Kaisers Caligula auf offener Bühne mit seiner eigenen Schwester.

„Nur mal so gefragt. Der Vollständigkeit halber: Und wer hat gewonnen?“

Cassius lachte schallend. „Bei Sol Invictus. Das mag ich so an dir. Das habe ich immer an dir bewundert. Seit dem Tag als du vor Julius standest und ihn zum Duell gefordert hast. Und dann, später noch, als du halb gelähmt auf dem Teppich lagst. Keine einzige Sekunde hast du klein beigegeben.“ Er klopfte Leonidas auf die Schulter. „Die Siegerin hast du heute beim Aufstehen gesehen. Die zweit- und Drittplatzierte sind schon früher gegangen.“

Leonidas blickte ihn mit großen Augen an. Und langsam, ganz langsam kamen wieder Bilder hoch…

„Oh du heilige Scheiße…“

Cassius Thain hatte ihn in der Flottenbasis auf Ostia abgeliefert. Nicht aber ohne vor seiner Rückreise noch ein paar ernste Worte mit ihm gewechselt zu haben.

Thain war in all den Jahren nach dem Tod seines eigenen Vaters im Raid auf Terra zu Beginn der Separation immer für ihn da gewesen. Cassius war es immer gewesen, der ein Auge auf ihn hatte. Ihm mit Rat und Tat zur Seite stand. Schon da war, noch bevor Leonidas wusste, dass er Hilfe brauchen würde.

Cassius war wie ein Schatten gewesen. Immer da, aber nie störend oder einengend. Erst hatte er es auf Befehl des damaligen Konsuls getan.

Dann aus persönlicher Fürsorge. Und dann, später irgendwann, aus Liebe. Wenn Leonidas einen Menschen außerhalb seiner Familie benennen sollte, den er selbst wirklich liebte, dann war das Cassius. Noch vor Julius. Natürlich nach Olympia. Aber Cassius war sein Bezugspunkt. Cassius war die Schnittstelle zwischen seiner Familie, Julius und Olympia.

Jede noch so blöde Frage die aufgekommen war, hatte in Cassius jemanden gefunden, der zugehört hatte. Der Lösungen gefunden hatte.

„Was mach ich nun mit Olympia?“

„Kehr nach Thur zurück und bleib da so ein oder zwei Dekaden.“ Cassius lachte.

„Fuck. Ich war besoffen. Völlig blau!“

„Seit wann ist das eine Ausrede, die bei Frauen Gehör findet?“ Leonidas seufzte.

„Nimm es leicht. Wenn sie dich umbringen will, dann schafft sie das spielend. Sie war mal ein Kriegsschiff.“

„Gaaanz lustig, Cassius. Echt guter Witz.“

„Tja. Dann die Alternative. Thur. Zwanzig Jahre Abstand…“ Cassius tat Leonidas leid. Schlimm wenn so etwas passierte. Schlimm wenn es auf allen Kanälen in wenn auch zensierter Fassung lief. Und wirklich schlimm, wenn da eine KI war, die jede Zensur schneller einkassierte und jeden Server schneller hacken konnte als man auch nur „Piep“ sagen konnte.

„Olympia ist ein schlaues Mädchen. Das war wirklich eine überflüssige Nummer, Leo. Nur passiert das halt mal. Und es ist ja auch nicht so, als wenn solche … Ausflüge nicht begründbar wären.“

„Doch sind sie nicht. Seit dem Neuralinterface habe ich eigentlich keinen Grund mehr, Cassius.“

„Ich hatte mir so etwas schon gedacht.“ Cassius schürzte die Lippen und schüttelte den Kopf.

„Und es ist auch nicht so wie mit Vis. – Dazu hatte sie sogar ausdrücklich zugestimmt. Sie war mit dieser Dreierbeziehung quasi einverstanden. Hat sie sogar angeregt.“

„Das weiß ich“, sagte Cassius nur. „Sie hat auch mit mir geredet.“

„Verdammt. Ich war besoffen. Völlig breit!“

„Bevor du Rom verlässt. Ruf sie an.“

„Julius sagte, dass sie völlig abdreht.“

„Und? Warum sollte sie das nicht tun? Sie liebt dich. Und du hast heute Nacht minimal drei Tussis gevögelt und Dutzenden die Titten begutachtet. Eingehend begutachtet. – Natürlich ist Olympia sauer. Stell dir mal vor das wäre umgekehrt gelaufen. Dich würde ich dann mal sehen wollen.“ „Ok. Ich rufe sie an.“

„Schön, Präfekt. Nachdem Du deine… familiären Pflichten nun im Griff zu haben scheinst, kommen wir zu deiner beschleunigten Abreise. Ich will hier keinen Richter spielen, aber ein so guter Offizier wie du, sollte verdammt noch mal in der Lage sein seinen Schwanz in der Hose zu lassen. Besonders dann, wenn Holodrohnen zusehen.“ Legat-3 Domicius Hadrianus Moretti blickte den vor ihm stehenden Präfekten grimmig an.

„Wenn Du zu meinem Kommando gehören würdest, würde ich dich an den Eiern aufhängen lassen. „Falke von Rom“ hin oder her.“ Er blickte noch finsterer. „Das macht man einfach nicht in Uniform.“ „Jawohl, Legat“, brachte Leonidas heraus und meinte es auch so, was Moretti zufrieden grunzen ließ.