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Die Stromausfälle verfolgten mich in meinen diesjährigen Urlaub hartnäckig. Wahrscheinlich aus nur einem Grund: Nämlich, damit ich etwas zu berichten habe und darüber schreiben kann. Mein Sohn dagegen, der zwei Wochen nach mir eine ähnliche Rundreise machte und ein paar Tage im „Family-House“ weilte, konnte darüber nur müde lächeln. Er blieb von derartigen „Aussetzern“ verschont.
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Veröffentlichungsjahr: 2019
„So, dann gute Nacht“, verabschiedete sich mein treuer Tourguide und stellte noch meine Reisetasche und meinen Rucksack in mein Hotelzimmer. „Morgen früh hole ich dich wie immer um neun Uhr ab.“ Er stieg in seinen Wagen und fuhr los. Konnte er doch an diesem Abend bei sich zuhause übernachten, da sein Heim ganz in der Nähe meines Hotels lag.
Nach der langen Autofahrt – wir waren von der Westküste Sri Lankas ins Gebirge gefahren – hatten wir gerade noch in der Dämmerung das Countryside Hotel erreicht, in dem ich nun für zwei Nächte logieren sollte. Mein „Bungalow“ lag ganz am Ende der anderen Gebäude, so quasi schon im Dschungel. Auf meine ängstliche Frage, ob mir dann dort nachts auch nichts passieren würde, hatten mein Guide und der Hotelbedienstete, der mich dort beflissen hingeführt hatte, nur gelacht und mir versichert, dass alles in Ordnung wäre.
Ich hatte vor, nach dem Abendessen, das ich mir noch im hoteleigenen Restaurant genehmigen wollte, früh schlafen zu gehen. Als ich mich nun kurz im Bad frisch gemacht und die Toilette benutzt hatte, ging ich ins Schlafzimmer zurück und stand auf einmal … im Dunkeln! Stromausfall, und das gleich am ersten Abend meiner Rundreise!
Vorsichtig tastete ich mich durch das rabenschwarze Zimmer. Wer schon einmal in den Tropen war, weiß, dass es dort sehr früh dunkel wird, in Sri Lanka sogar schon um 19:00, so auch an diesem Abend. Mein Handy lag irgendwo im dunklen Zimmer und die Taschenlampe, die ich vorsorglich mitgenommen hatte, befand sich leider noch im unausgepackten Gepäck. Endlich hatte ich die Eingangstür erreicht, die zu meinem Bungalow führte. Dieser lag ja ganz am Ende der anderen Gebäude, wie schon erwähnt.
Draußen herrschte tiefschwarze Nacht. Nicht nur in meinem Zimmer, sondern auch in den anderen Gebäuden, die zum Hotelkomplex gehörten, war es stockdunkel. Und die Lichter an der Straße, die am Hotel vorbeiführte, waren auch ausgefallen. Ich versuchte mich bemerkbar zu machen und rief nach Hilfe: „Can anybody help me? Is there someone?“ Nichts rührte sich. Was sollte ich nun machen? Nach draußen zu gehen und im Dunkel herumzustolpern war zu gefährlich, zumal der Weg vor meinem Bungalow ziemlich uneben und das Haupthaus auch einige Meter entfernt lag.
Resigniert machte ich die Tür wieder zu, schloss vorsichtshalber ab und legte mich – noch völlig angezogen wie ich war – aufs Bett. „Nun gut, dann bleibe ich eben bis morgen früh hier so liegen.“
Nach ca. einer Viertelstunde – ich war schon etwas eingedöst – ging das Licht wieder an. Ich zog mir ein frisches T-Shirt über und holte meine Taschenlampe aus dem Gepäck. So ausgestattet machte mich auf den Weg zum Restaurant.
„Habt ihr hier öfters power cut, also Stromausfall?“, fragte ich den freundlichen Kellner, der meine Bestellung zum Dinner aufnahm.
„Yes, Madam, das kommt schon mal vor.“
„Nicht, dass wir gleich wieder Stromausfall haben, wenn ich unter der Dusche stehe.“
„Nein, nein, heute Abend nicht mehr.“
Da ich dieser Aussage nicht traute, legte ich nach meinem Abendmahl die Taschenlampe griffbereit ins Bad. Die Reinigungsprozedur verlief dann ungestört.
Zwei Nächte hatte ich überhaupt nicht geschlafen, denn im Flugzeug kann ich ja nicht schlafen. Es sei denn, ich bekomme ein Upgrade in die Business Class. Auf dem Hinflug hatte ich diesmal diesbezüglich leider kein Glück gehabt und ich musste in der gebuchten Economy die Nacht überstehen. Und während der ersten Übernachtung an Land in Flughafennähe hatten mich die vielen neuen Eindrücke nicht schlafen lassen. So schlief ich in diesem Countryside Hotel erstmals acht Stunden am Stück durch, war dann allerdings um sechs Uhr morgens wieder hellwach. Eine halbe Stunde blieb ich noch liegen und begab mich dann im trüben Licht der Morgendämmerung ins Bad.
Noch etwas schlaftrunken knipste ich den Lichtschalter an … nichts tat sich. Ich tapste zurück ins Schlafzimmer und betätigte die anderen Lichtschalter. Wieder kein Erfolg. Na super, also schon wieder Stromausfall! Ich wusch mein Gesicht im Halbdunkeln, zog mich an und wartete darauf, dass im Restaurant die Lichter angingen. Um sieben rührte sich dort endlich etwas. Der diensthabende Kellner zuckte die Achseln, er wüsste nicht, wann es wieder Strom gäbe und außer einem Obstteller könnte er mir noch nichts anbieten. Um halb acht war endlich wieder Strom da. Um halb neun war ich mit dem Frühstück fertig. Und als mein Tourguide pünktlich kam, um mich abzuholen, packte ich gerade meine Sachen zusammen.
An diesem Tag machten wir eine wunderschöne Autofahrt in die „Knuckles“, das ist ein Gebirgszug im Herzen Sri Lankas, der zwischen der alten Königsstadt Kandy und der alten Garnisonstadt Matale liegt. Meinem Begleiter zolle ich vollsten Respekt für seine Fahrkünste, denn die Straßen führen serpentinenartig in die Höhe und wenn uns ein anderes Fahrzeug entgegenkam, wich er geschickt aus. Wir sind zusammen zum „Mini World End“ hochgeklettert und haben von dort die wundervolle Aussicht genossen. Von diesem Felsvorsprung geht es ca. 1800 m steil in die Tiefe. Diese schöne Tour machte den Ärger vom Vorabend und frühen Morgen wieder wett. Eine weitere Nacht musste ich noch in dem Countryside Hotel verbringen, blieb aber von weiteren Power Cuts verschont. Dafür hüpfte am nächsten Morgen ein kleiner Frosch durchs Bad und verschwand im Abflussrohr, auf dem die Abdeckung fehlte. Verständlich, dass ich mich sehr erschrocken habe.
Am nächsten Tag fuhren wir quer über die Insel nach Arugambay, das ist ein Surfer- und Badeort an der Südostküste. Gleich als ich mein Zimmer – direkt am hoteleigenen Strand – bezog, fragte ich nach eventuellen Stromausfällen. Ja, die gäbe es hier manchmal, wurde mir augenzwinkernd mitgeteilt. Na, das konnte ja wieder heiter werden! Gleich legte ich die Taschenlampe griffbereit auf den Nachttisch.
Die "Knuckles"