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Das Buch zeigt 77 öffentlich zugängliche Tafeln, Gedenksteine und Stelen mit Gedichten und anderen lyrischen Texten in deutscher Sprache in Deutschland und Österreich. Es regt an, Poesiepfade in Stadt- und Land zu entdecken und die dort ausgestellten Gedichte zu lesen. Ein kleiner Führer zur wachsenden Zahl von Lyrikwegen in deutschsprachigen Ländern und zu besonderen städtischen Gedichttafeln.
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Seitenzahl: 36
Vorwort
Stadt der Gedichte, Gedichte an Fassaden
Gedichtwege
Wege für einen Dichter
Verschiedene Gedichte in Städten
Schlusswort
Quellen
Annette Droste-Hülshoff-Gedicht Herzlich aus der ab den 1820er Jahren erstellten Sammlung Klänge aus dem Orient am Rathaus von Sögel.
Ich bin ein Vielreisender, was Städte betrifft und habe in Deutschland bereits mehr als 1000 Städte besucht, im übrigen Europa 1000 weitere Städte. Bei den Städtebesuchen stieß ich immer wieder auf bemerkenswerte Gedenk- und Informationstafeln. Wahrscheinlich habe ich bereits mehr als 1000 solcher Tafeln gesehen. Anfang des Jahres 2022 fasste ich den Beschluss, die interessantesten Tafeln in einem kleinen Taschenbuch aufzulisten. Später beschloss ich, mehrere thematische Einzelbände herauszubringen. Der erste Band war dabei besonders witzigen und kuriosen Tafeln gewidmet und erschien Ende Mai. Der zweite Band sollte Tafeln mit Gedichten zeigen. Schließlich ergab sich eine Aufteilung in einen Band zu deutschsprachigen Gedichten, überwiegend in deutschen Städten, einen Band mit Gedichten und anderen Texten in deutschen Dialekten und einen zu Gedichten in anderen Sprachen. Hiermit liegt der erste von drei Bänden vor, mit Gedichten in deutscher Sprache, gefunden im öffentlichen Raum verschiedener Städte in Deutschland, Österreich, plus der Fassadengedichtstadt Leiden in den Niederlanden. Insgesamt sind es 77 Gedichttafeln (plus andere Tafeln und Bilder).
Die vorliegende Zusammenstellung ist eine bunte Mischung aus verschiedenen Tafeltypen und Fassadeninschriften. Ich freue mich, wenn das Buch LeserInnen findet, die es interessant und unterhaltsam finden. Rückmeldungen und Kommentare sind willkommen. Vielleicht werden LeserInnen auch angeregt, die eine oder andere Tafel selbst in Augenschein zu nehmen.
Viel Spaß mit dem Lesen der hier gesammelten Lyrikkostproben.
Wuppertal, im Juli 2022Richard Deiss
Die holländische Stadt Leiden ist eine der Pionierstädte, was Fassadengedichte unterschiedlicher, nicht stadt-bezogener Autoren betrifft. Leiden hat andere niederländische Städte ebenfalls dazu inspiriert, wie etwa Nijmegen, aber auch Metropolen in anderen europäischen Ländern, wie Sofia und sogar kleine ländliche Gemeinden, wie das niedersächsische Sögel.
In Deutschland sticht die osthessische Kleinstadt Hünfeld in Bezug auf Fassadengedichte heraus. Im Rahmen des Projektes Das offene Buch Stadt Hünfeld sind mehr als 125 Gedichte der gestaltungsorientierten Konkreten Poesie an Flächen der Stadt angebracht worden.
Von den über 100 Wandgedichten in Leiden werden hier zwei von deutschsprachigen Autoren (beides Österreicher) präsentiert. In der westniedersächsischen Gemeinde Sögel hat man das Konzept kopiert und in kleinerem Maßstab umgesetzt. Aus diesem Projekt werden vier Gedichte gezeigt, aus Hünfeld drei.
Eichendorff-Gedicht Wünschelrute in Sögel
Die holländische Stadt Leiden, Sitz der ältesten Universität des Landes (1575 gegründet) und Geburtsstadt Rembrandts (1606-1669), ist eine Stadt der Gedichte.
Im Jahre 1992 begann das Projekt Muurgedichte, teilweise finanziert durch die private Tegen-Beeld-Stiftung. Bis 2005 wurden etwa 101 Gedichte aus verschiedenen Ländern und in verschiedenen Sprachen an Fassaden der Stadt angebracht. Eigentlich war das Projekt damit abgeschlossen, doch seine Popularität sorgte dafür, dass die Zahl der Gedichte um etwa eines pro Jahr weiterwuchs. Mittlerweile sind es über 120 Gedichte. Zusätzlich kamen Gedichte außerhalb des Projektes und Formeln an Fassaden hinzu.
Am Rembrandtplatz in Leiden
Der in Wien geborene österreichische Avantgarde-Schriftsteller Konrad Bayer (1932-1964) versuchte sich auch an innovativen, dadaistischen Texten. Interessant, dass dieser durch Selbstmord jung gestorbene, und heute kaum mehr bekannte Dichter in Leiden vertreten ist.
Die in Klagenfurt geborene österreichische Schriftstellerin Ingeborg Bachmann (1926-1973) ist eine der bedeutendsten deutschsprachigen Lyrikerinnen des 20. Jahrhunderts. Ein seit 1977 jährlich verliehener Literaturpreis ist nach ihr benannt. In Leiden ist sie mit dem Gedicht Wahrlich (1964) vertreten.
Sögel ist eine kleine Gemeinde im niedersächsischen Emsland, nicht weit von Meppen gelegen. Im Jahre 2012 begann in Sögel die Aktion Mauergedichte. Seither ist etwa ein Gedicht pro Jahr hinzugekommen und es finden sich mittlerweile 10 Gedichte an Gebäudefassaden der Gemeinde.
Initiiert hat das Mauergedichtprojekt Christine Bangert. Mit ihrem niederländischen Mann hat sie mehrere Jahre in Leiden gewohnt. Vom dortigen Muurgedichten-Projekt inspiriert, versuchte sie, etwas ähnliches in kleinerem Maßstab in Sögel zu verwirklichen.
Sögel ist auch sonst aktiv. In der Stadt gibt es in plattdeutsch beschriebene Guckkästen (siehe Bild), über die man etwas über wichtige Gebäude der Stadt erfährt. Zudem gibt es Kunstwerke in Verkehrskreiseln und Europa-Informationstafeln.