Stadtführer Charly - Raimund Eich - E-Book

Stadtführer Charly E-Book

Raimund Eich

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Beschreibung

Charly, ein rumänischer Straßenhund aus dem Tierschutz, durchstreift mit mir im Schlepptau täglich die Innenstadt von Neunkirchen. Während der Vierbeiner als Vordermann stets die Richtung vorgibt, geht der Zweibeiner hinter ihm nicht nur seinem Hund, sondern auch seinen Gedanken nach. Charly kennt sich in Neunkirchen genau so gut aus wie in meiner Westentasche, in der sich die Leckerlis befinden. Ihm entgeht nicht der kleinste Winkel in unserer Heimatstadt, womit er tierisch gute Stadtführerqualitäten aufweist. Was unser Zweiergespann auf seinen täglichen Stadterkundungen so alles sieht, hört und erlebt, davon wird in insgesamt dreizehn Etappen berichtet. Ein paar Fotos sowie heitere und berührende Geschichten runden die etwas andere Stadtführung auf vier Pfoten und zwei Beinen ab.

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Seitenzahl: 63

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Raimund Eich lebt im Saarland.

Neben einigen Büchern über seine Heimatstadt Neunkirchen, Tatsachenromanen, heiteren und besinnlichen Gedichten und Geschichten hat er auch einige Werke mit gesellschaftlichen und geisteswissenschaftlichen Themen veröffentlicht. Gerne lässt er auch naturwissenschaftliche und technische Aspekte in sehr anschaulicher Form mit einfließen. Daraus resultieren einzigartige Bücher, spannend, dramatisch, informativ und unterhaltsam zugleich.

Inhaltsverzeichnis

Wie alles begann

Parallelstraße bis Lübbener Platz

Stummplatz - Saarpark-Center - Altes Hüttenareal

Spitzbunker - Stummsche Kapelle

Parkplatz Spitzbunker - Bahnhof - Bahnhofstraße

Bahnhofstraße bis Unterer Markt

Hüttenberg bis Marienplatz

Marienplatz bis Oberer Markt

Oberer Markt bis Mantes-la-Ville-Platz

Herrmannstraße bis Spieser Höhe

Wagwiesental bis Stadtpark

Stadtpark bis Parallelstraße

Rundweg vom Wagwiesental über den Zoo

Wege, Plätze und Objekte

Skizze Innenstadt Neunkirchen

Weitere Veröffentlichungen mit Bezug zur Stadt Neunkirchen

Wie alles begann

Auf den Hund, also auf den, um den es in diesem Buch geht, bin ich eher per Zufall gekommen, als ich das Internet nach einem geeigneten Vierbeiner durchforstete, um Rosis Herzenswunsch endlich zu erfüllen. Wir wollten auf keinen Fall einen Hund von einem Tierzüchter kaufen, sondern einem vom Tierschutz vermittelten Straßenhund eine Überlebenschance geben. Zudem sollte er nicht allzu groß und auch möglichst jung sein, in der Hoffnung, dass es dann keine Akzeptanzprobleme zwischen ihm und unseren beiden Katern geben würde. Und so fiel mir das Foto von Adamo, einem ca. fünf Monate alten rumänischen Welpen, auf der Webseite einer Tierschutzorganisation sofort ins Auge, den wir nach Erledigung aller Formalitäten einige Wochen später auf einer Autobahnraststätte bei Wiesbaden abholen und mit nach Hause nehmen konnten. Ein paar Fotos von seiner Ankunft in Deutschland finden Sie auf Seite →.

Der kleine Vierbeiner wirkte bei seiner Ankunft nach vielen Stunden in einem stickigen Transporter noch etwas benommen, begleitet von einer penetranten Duftfahne, die ihm als erstes bei unserer Tochter ein warmes Bad in der Wanne bescherte. Schon damals war unverkennbar, dass er Wasser außerhalb eines Trinknapfes offenbar nur wenig abgewinnen kann, was er später immer wieder an Bächen, Flüssen und Seen eindrucksvoll unter Beweis stellte.

Doch zurück zum Anfang. Die Integration der kleinen Fellnase mit den Stubentigern bei uns zu Hause verlief zum Glück relativ problemlos, vielleicht auch, weil er ein relativ ängstlicher und keineswegs aggressiver Hund ist.

Für unseren dienstältesten pechschwarzen Kater Rocky und für Henry, den Getigerten, brach zunächst allerdings fast eine Welt zusammen, als wir mit einem Hund zu Hause ankamen. Ihrer Empörung und ihrem Missmut machten sie jedenfalls durch heftiges Fauchen Luft, wann immer sich der Neuankömmling ihnen zu nähern versuchte. Von Henry gab es ab und an auch vom sicheren Katzenbaum aus ein paar Pfotenhiebe auf Adamos Kopf, völlig unverständlich für den armen Hund, der trotzdem keinerlei Anzeichen machte, sich dagegen zu wehren, obwohl er schon fast doppelt so groß wie die Katzen war.

Ein Problem stellte sich dadurch allerdings für uns: Wohin mit unserem Hund über Nacht? Während Henry im geräumigen Wohnzimmer, zweckmäßigerweise ausgestattet mit Katzenklo, bei verschlossener Wohnzimmertür nächtigte, befand sich Rockys Schlafquartier, selbstverständlich auch mit eigenem Katzenklo, bei unverschlossener Tür in der deutlich kleineren Küche, sodass er sich auch noch im Flur frei bewegen konnte.

Um Hund und Katzen über Nacht voneinander zu trennen, musste Rocky sein Nachtquartier an den Hund abgeben, wobei wir auch die Küchentür sicherheitshalber verschlossen. Rocky bekam zum Ausgleich nunmehr den Flur und mein Arbeitszimmer zugewiesen. Mit anderen Worten, das komplette Erdgeschoss unserer Wohnung nahmen über Nacht drei Vierbeiner in Beschlag. Doch unser genialer Wohnungszuteilungsplan war offensichtlich nicht umfassend durchdacht, wovon die über Nacht angeknabberten Holzstühle in der Küche am Morgen danach zeugten. Zudem störte uns auch das stundenlange Winseln der gefleckten rumänischen Fellnase, der seine zweibeinigen Adoptiveltern offenbar schmerzlich vermisste. Was nun, lautete daher die Frage, die wir mit einer weiteren genialen Idee zu lösen wussten. Wir stellten für die beiden Kater wieder die alte Schlafgemachzuteilung her und Adamo wanderte samt Hundekörbchen zu uns ins Schlafzimmer, direkt neben meinem Bett, sodass wir ihn jederzeit unter Kontrolle haben würden. So dachten wir jedenfalls. Es dauerte allerdings nicht lange, bis er sich nachts klammheimlich in unser Doppelbett schlich, was ich natürlich sofort unterband und ihn wieder unter entsprechenden Ermahnungen zurück in sein Körbchen beförderte. Allerdings nur ein Erfolg von zeitlich eng begrenzter Dauer. Ich weiß nicht mehr genau, nach wie vielen Rückholaktionen ich entnervt aufgab mit dem aus heutiger Sicht sehr naiven Hinweis: „Aber nur ausnahmsweise für heute Nacht, mein Freund!“ Ich überlasse es Ihrer Fantasie, sich auszumalen, was letztlich daraus geworden ist.

Adamo wurde übrigens schon bald in Charly umgetauft, weil mich der Name unweigerlich an einen Schlagersänger erinnerte, der unter anderem mit seinem Lied „Es geht eine Träne auf Reisen“ gegen Ende der Sechziger Jahre, vermutlich wegen der eindrucksvollen Botschaft im Text, bei mir einen nachhaltigen Eindruck hinterließ. Durchaus nichts gegen den Sänger und den Liedtext, aber unser Adamo sollte damit nicht in Verbindung gebracht werden. Seitdem bin ich mit dem umgetauften Vierbeiner regelmäßig in meiner Heimatstadt Neunkirchen unterwegs. Anfangs waren es nur ein paar Runden am Tag in den nahe gelegenen Stadtpark, in denen der knapp sechs Monate alte Vierbeiner offenbar nicht verstand, warum er mit mir durch die Gegend latschen sollte. Von Gassigängen im eigentlichen Sinne konnte jedenfalls keine Rede sein. Vielmehr konnte er es kaum erwarten, wieder nach Hause zu kommen, um im Garten seine Geschäfte zu erledigen. Doch nach ein paar Wochen änderte sich das. Und seitdem sind wir beide etwa zwei- bis dreimal am Tag auf Achse, insbesondere vormittags für etwa zwei Stunden und nachmittags mindestens noch einmal eine etwas kürzere Tour. Er liebt diese ausgedehnten Gassigänge, ganz egal, ob es warm oder kalt draußen ist oder ob es stürmt und schneit, was ich von mir offen gestanden weniger behaupten kann. Übrigens bestimmt Charly immer, wo es lang geht, während ich meist gedankenverloren hinter ihm her trotte. Wenn er schon an der Leine ist, soll er wenigstens diese Freiheit haben, denke ich mir, denn wer ein Tier bei sich aufnimmt, sollte auch seinen Bedürfnissen so weit als möglich Rechnung tragen.

Ich lade Sie herzlich ein, Charly und mich auf den Wegen durch unsere Heimatstadt Neunkirchen zu begleiten, die ich dank Vierbeiner jetzt weitaus besser kenne als zuvor, weil mich die Fellnase in versteckte Winkel, Gässchen und zu Plätzen geführt hat, von deren Existenz ich zuvor offen gestanden überhaupt nichts wusste.

In insgesamt dreizehn Etappen möchten Charly und ich Ihnen Interessantes und Sehenswertes aufzeigen und Sie auch zum Teil an längst Vergangenes erinnern. Wir möchten Sie aber auch in Form einiger Episoden teilhaben lassen an dem, was wir beide auf unseren Expeditionen durch die Innenstadt so alles gesehen, gehört und erlebt haben.

Ich habe unsere Laufwege, unabhängig davon, wann wir sie absolviert haben, im Buch so aneinandergereiht, dass sich eine durchgängige Route durch die Stadt ergibt. Insofern bietet sich dieses Buch durchaus auch als Wegweiser sowie als informativer und unterhaltsamer Stadtführer zugleich für einen ausgedehnten Rundgang durch die Neunkircher Innenstadt an. An manchen der im Buch erwähnten Objekte finden Sie vor Ort auch Infotafeln mit weitergehenden Informationen, ebenso wie beispielsweise auf den Internetseiten der Stadt Neunkirchen. Auch die Freie Enzyklopädie WIKIPEDIA bietet Ihnen sehr umfangreiche Informationen über die Stadt und ihre markanten Objekte. Zur besseren Orientierung finden Sie auf den letzten Seiten auch eine Liste der angelaufenen Objekte sowie eine Skizze unserer Route durch die Innenstadt. Nicht zuletzt sollen einige Fotos im Buch, so hoffe ich wenigstens, ihre Neugier ein bisschen wecken. Charly und ich freuen uns jedenfalls sehr darüber, dass Sie unseren Laufwegen mit diesem zugegebenermaßen etwas ungewöhnlichen Stadtführer literarisch folgen.