Stalking His Prey - Mia Kingsley - E-Book

Stalking His Prey E-Book

Mia Kingsley

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Beschreibung

Warum suche ich mir immer die falschen Männer aus? Es ist inzwischen so oft passiert, dass ich jedes Mal bloß auf das Scheitern der Beziehung warte. Verlassen kann ich mich nur auf meinen besten Freund Jasper – und den Stalker, der mir seit Monaten folgt. Wahrscheinlich sollte ich Angst haben, stattdessen bin ich fasziniert. Wie kann ich den Unbekannten dazu bringen, sich endlich zu zeigen, aber gleichzeitig meine Freundschaft mit Jasper nicht gefährden? Denn ich bin mir sicher, dass mein bester Freund nicht begeistert wäre, wenn er von den heimlichen Geschenken und nächtlichen Besuchen meines Stalkers wüsste … Dark Romance. Düstere Themen. Eindeutige Szenen. Deutliche Sprache. In sich abgeschlossen.

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Seitenzahl: 222

Veröffentlichungsjahr: 2020

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STALKING HIS PREY

MIA KINGSLEY

DARK ROMANCE

INHALT

Stalking His Prey

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

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Über Mia Kingsley

Copyright: Mia Kingsley, 2020, Deutschland.

Coverfoto: © Volodymyr – stock.adobe.com

ISBN: 9783963704420

Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung ist nachdrücklich nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet.

Sämtliche Personen in diesem Text sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig.

Black Umbrella Publishing

www.blackumbrellapublishing.com

STALKING HIS PREY

Warum suche ich mir immer die falschen Männer aus? Es ist inzwischen so oft passiert, dass ich jedes Mal bloß auf das Scheitern der Beziehung warte.

Verlassen kann ich mich nur auf meinen besten Freund Jasper – und den Stalker, der mir seit Monaten folgt.

Wahrscheinlich sollte ich Angst haben, stattdessen bin ich fasziniert. Wie kann ich den Unbekannten dazu bringen, sich endlich zu zeigen, aber gleichzeitig meine Freundschaft mit Jasper nicht gefährden? Denn ich bin mir sicher, dass mein bester Freund nicht begeistert wäre, wenn er von den heimlichen Geschenken und nächtlichen Besuchen meines Stalkers wüsste …

Dark Romance. Düstere Themen. Eindeutige Szenen. Deutliche Sprache. In sich abgeschlossen.

PROLOG

DER KÖNIG

Ivy hatte mich nie bemerkt. Sie würde es auch nicht, bis ich es nicht wollte. Das war vermutlich eine meiner besten Eigenschaften – trotz meiner beeindruckenden Präsenz konnte ich problemlos mit dem Hintergrund verschmelzen und unsichtbar werden, wenn es sein musste.

Sie hatte nicht die geringste Ahnung, wer ich war. Sie fühlte sich bereits clever, weil sie überhaupt wusste, dass sie einen Stalker hatte. Und es gefiel ihr. Die Art, wie sie immer wieder über ihre Schulter sah, wenn sie im Dunkeln allein nach Hause lief oder sich viel zu lang in verlassenen Parkhäusern aufhielt. Als wüsste sie tatsächlich, dass ich da war und würde es nicht bloß vermuten.

Doch die Zeit war längst nicht reif. Meine süße kleine Ivy war noch nicht bereit, sich auf mich einzulassen, mir das zu geben, was ich wirklich brauchte: die absolute Kontrolle.

Außerdem war da ihr bester Freund. Jasper. Eigentlich hatte ich ihn wirklich nur aus einer Laune heraus am Leben gelassen. Weil ich instinktiv wusste, dass sie von ihm nichts zu befürchten hatte. Jasper war merkwürdig und ich konnte ihn nicht genau einordnen. Auf der einen Seite erhob er Ivy gegenüber nicht einmal die Stimme, auf der anderen Seite war er eher ein dominanter Typ, der im Büro alle an kurzen Zügeln hielt und niemanden aus der Reihe tanzen ließ. Niemanden außer Ivy.

Ich spielte leidenschaftlich gerne Schach und war dementsprechend mit komplizierten Spielzügen und langwierigen Strategien vertraut. Genauso betrachtete ich Ivy. Es war eine gewisse Anzahl von Zügen notwendig, um sie zu erobern, sie zu unterwerfen. Allerdings war es vermutlich sinnvoller, Jasper miteinzubeziehen. Im Grunde war er wahrscheinlich der Turm, eine überaus nützliche Spielfigur.

Es blieb nur die Frage, ob ich am Ende bereit sein würde, die Dame zu teilen.

Obwohl ich sie nun schon eine ganze Weile beobachtete, raubte sie mir jedes Mal schlicht den Atem, wenn ich sie wiedersah. Bisher hatte keine Frau es geschafft, mich so lange zu faszinieren.

Ich hatte gelernt, dass vormittags die beste Zeit war, um mich ungestört in ihrer Wohnung umsehen zu können. Ivy war arbeiten und ihr nichtsnutziger Freund schlief für gewöhnlich den Rausch der letzten Nacht auf der Couch im Wohnzimmer aus. Niemand hinderte mich daran, durch die Wohnung zu wandern und mich in Ruhe umzusehen. Was auch immer der Loser nahm, um die Nacht durchmachen zu können, es ließ ihn schlafen wie einen Stein. Ich fragte mich bloß, wie er die Drogen mit seinen Aushilfsjobs finanzierte. Aber wahrscheinlich wollte ich es gar nicht wissen.

Mehr als einmal hatte ich neben der Couch gestanden, auf ihn heruntergeblickt und dabei mit dem Gedanken gespielt, ihn ganz langsam und genüsslich zu erwürgen. Weil er es irgendwie geschafft hatte, Ivy für sich zu gewinnen und sie ganz offensichtlich nicht zu schätzen wusste.

Doch wenn ich ihn umbrachte, würde ich die Leiche verschwinden lassen müssen, und damit würden eventuell unangenehme Fragen auf Ivy zukommen. Nein, ich wollte sie nicht unnötig unglücklich machen. Stattdessen vertraute ich darauf, dass sie bald selbst erkannte, was für einen Versager sie sich angelacht hatte. Sobald sie ihn verließ, war der Weg frei für mich.

Ein Blick in den Kühlschrank offenbarte, was sie gern aß und welche Getränke sie bevorzugte. Ihre Unterwäscheschublade bot mir einen intimen Einblick und versorgte mich mit Fantasien darüber, was mich erwartete, wenn ich Ivy eines Tages ausziehen würde.

Ihren Teil der Wohnung zu identifizieren war leicht, weil sie so chaotisch war und alles stehen- und liegenließ, wo sie es zuletzt benutzt hatte. Das aufgeklappte Taschenbuch, die leere Kakao-Tasse und ihr Tablet. Ich konnte lückenlos nachvollziehen, was sie gestern Abend getan hatte.

Manchmal wunderte ich mich, dass die Unordnung Jasper nicht in den Wahnsinn trieb. Ganz am Anfang, als ich mir noch nicht sicher gewesen war, wie ich zu ihm stand, hatte ich mich bei ihm umgesehen, damit ich ausschließen konnte, dass er eine Bedrohung für Ivy war. Seine Wohnung war auf Hochglanz poliert gewesen, geradezu makellos. Das Geschirr stand sauber im Schrank, seine Hemden hingen in Reih und Glied, die Schuhe waren geputzt. Ich mochte Jasper deshalb, um ehrlich zu sein, ein bisschen mehr.

Im Badezimmer roch ich an Ivys Parfüm und ihrem Shampoo. Gott, diese spezielle Duftkombination törnte mich so an. Ich schloss die Augen und rief mir in Erinnerung, wie die zarte rosafarbene Spitze aus ihrer Unterwäscheschublade sich unter meinen Fingern angefühlt hatte. Die Ahnung, wie es sein würde, Ivy die Kleidung vom Leib zu reißen, erfüllte mich. Ich konnte es kaum erwarten.

Als ich den Flakon zurückstellte, hörte ich die Dielen hinter mir knarzen.

»Babe?«, murmelte Keith schlaftrunken. »Ich habe das Licht gesehen. Bist du hier?«

Er kam ins Bad, als ich gerade hinter der Tür in den Schatten getreten war.

»Hm«, machte er und kratzte sich am Hinterkopf. Als er den Klodeckel hochklappte und umständlich seinen Schwanz hervorholte, ohne sich umzudrehen, spielte ich erneut mit dem Gedanken, ihn umzubringen. Seinen Kopf in die Toilette zu tauchen und ihn unten zu halten, bis er nicht mehr zappelte, erschien mir verlockend.

Stattdessen umrundete ich die Tür und verschwand ebenso lautlos, wie ich gekommen war.

KAPITEL1

DER TURM

Ich hatte Ivy in der ersten Woche am College kennengelernt und seitdem hatte sie nichts als Chaos in mein Leben gebracht. Zwar hatte ich nie geplant, meinen besten Freund, der am anderen Ende des Landes studierte, durch eine Frau zu ersetzen, aber so war Ivy eben. Ein Wirbelwind, der alles durcheinanderbrachte und keine Rücksicht auf Pläne nahm.

Fuck. Im Grunde konnte ich froh sein, dass sie überhaupt mit mir sprach, wenn ich bedachte, wie unser erstes Zusammentreffen abgelaufen war. In meiner Großmütigkeit hatte ich geglaubt, ihr einen Gefallen zu tun, als dieser Kerl sie auf dem Campus bedrängt hatte. Irgendwie war in meinem Kopf eine Sicherung durchgebrannt, während ich beobachtet hatte, wie dieser Mistkerl seine Hände an dieses wunderhübsche Mädchen mit den riesigen blauen Augen gelegt hatte. Zu meiner Schande hatte ich ihm den Unterkiefer gebrochen, noch bevor ich überhaupt geklärt hatte, ob Ivy überhaupt gerettet werden wollte.

Sie hatte nicht gewollt und meine Hilfe streng genommen nicht gebraucht.

Im Anschluss daran hatte ich ihr zwei Wochen nachgestellt, ehe sie mein Flehen erhörte und meine Entschuldigung akzeptierte.

Diese Frau konnte mich um den kleinen Finger wickeln wie niemand sonst. Ich konnte schon nicht widerstehen, wenn sie mich bloß aus ihren großen Augen anschaute. Sobald Tränen in besagten Augen standen oder ihre Unterlippe zitterte, war ich restlos verloren.

Deshalb war ich wahrscheinlich auch blöd genug, ihr mitten in der Nacht bei einem spontanen Umzug zu helfen. Ivy rief an und ich ließ alles stehen und liegen.

Momentan schleppte ich gefühlt den sechzigsten Karton in den vierten Stock ihres neuen Wohnhauses, das natürlich keinen Aufzug besaß.

Ivy hatte sich im Laufe der vergangenen Woche entschieden, Keith zu verlassen, ihren nichtsnutzigen Musiker-Freund. Keith war mir gleich ein Dorn im Auge gewesen. Tagsüber verkaufte er Sandwiches und nachts versuchte er sich als Drummer. Im Grunde hatte ich nichts gegen Menschen, die ihren Träumen folgten, aber Keith war Mitte vierzig und hatte sich in den acht Monaten mit Ivy durch gleich drei Bands getrommelt. Offenbar wurde er immer wieder aufgrund kreativer Differenzen aus den Bands geworfen, konnte den Fehler aber partout nicht bei sich selbst finden.

Offenbar war er auch wesentlich jähzorniger als Ivy mir weiszumachen versuchte, denn sonst verstand ich nicht, warum sie mitten in der Nacht aus der gemeinsamen Wohnung flüchtete, während Keith in einem Klub in Brooklyn hinter dem Schlagzeug saß.

Ich mühte mich mit einem Karton voller Bücher ab und blieb erschöpft, verschwitzt und staubig im Flur auf der Treppe stehen, um mich für eine Sekunde auszuruhen.

Morgen konnte ich mir den Besuch im Fitnessstudio definitiv sparen. Meine Arme fühlten sich bereits jetzt an wie nach einer harten Runde Muskeltraining.

Ivy tänzelte leichtfüßig an mir vorbei, in nicht mehr als eine enge Yogahose und ein knappes Tanktop gehüllt. »Du bist der Beste«, flötete sie. »Jetzt nur nicht schlappmachen.«

Dabei hielt sie selbst bloß zwei Topfpflanzen in den Händen, ihre heiß geliebten Orchideen.

Ich folgte ihr in die kleine Wohnung und musste mich zwischen den anderen Kisten durchschieben. Sie hatte Platz gemacht, um im Schlafzimmer bereits ihr Bett aufbauen zu können. Wahrscheinlich eine clevere Idee angesichts der Tatsache, dass es bereits zwei Uhr morgens war.

Keith würde ganz schön blöd gucken, wenn er nach Hause kam und feststellte, dass Ivy verschwunden war. Ich wünschte nur, ich wäre da, um sein Gesicht zu sehen. Sie hatte natürlich keine Adresse hinterlassen, damit der Mistkerl sie nicht fand.

Aber er würde sie ohnehin nur über meine Leiche noch einmal anfassen.

Ich stellte den steinschweren Karton ab und erhaschte durch die offene Schlafzimmertür einen Blick auf Ivys runden Po, weil sie sich vornüberbeugte und die Matratze bezog.

Verdammt. Es wäre so leicht, jetzt einfach zu ihr zu gehen, die Hand zwischen ihre Schulterblätter zu legen und sie mit dem Gesicht aufs Bett zu drücken, ehe ich ihre Hose nach unten zerrte. Gott, ich wollte es so sehr.

Ich begehrte Ivy, solange ich denken konnte. Auch das war nicht geplant gewesen. Genauso wenig wie mich in sie zu verlieben.

Deshalb hielt ich auch meine Klappe. Ivy sah mich als besten Freund an, als so eine Art großen Bruder, der immer für sie da war. Wenn ich ihr beichtete, wie es wirklich in mir aussah, würde sie auf Abstand gehen, um es für mich leichter zu machen. Das wollte ich nicht. Auf gar keinen Fall. Es war wesentlich besser, mich in unerwiderter Liebe nach Ivy zu verzehren, als sie gar nicht mehr zu Gesicht zu bekommen.

Deshalb steckte ich auch noch nicht mit dem Schwanz bis zum Anschlag in ihr, sondern räusperte mich bloß. »Ich gehe dann mal den Rest deiner Sachen holen.«

Ihr Lächeln raubte mir den Atem. »Verdammt, Jasper«, sagte sie, »was würde ich ohne dich nur machen?«

KAPITEL2

DIE DAME

»Kein Heineken?« Jasper drehte sich zu mir, die Hand noch auf der offenen Kühlschranktür. Fassungslosigkeit sprang ihm aus dem Gesicht.

»Sorry, ich war in Eile und habe das Erste gegriffen, was mir in die Hände gefallen ist.« Ich zog eine Schnute in der Hoffnung, dass er mir dann nicht böse war.

Er seufzte und zog sein Shirt hoch, um den Schweiß von seiner Stirn zu wischen. Dabei erhaschte ich einen Blick auf sein gemeißeltes Sixpack und die schrägen Bauchmuskeln, die ich nur zu gern abgeleckt hätte. Mein bester Freund gab mir so viele Rätsel auf: Wieso war er Single? Wie schaffte er es, neben unserem intensiven Job bei der erfolgreichsten Unternehmensberatung der Stadt auch noch trainieren zu gehen? Und wann würde er merken, wie sehr ich in ihn verschossen war?

»Bitte sag mir, dass du scherzt. Du hast mich hergelockt, indem du mir Bier versprochen hast. Bier und Pizza. Hier ist kein Bier und ich rieche auch keine Pizza. Dafür habe ich allen Ernstes deinen ganzen Kram nach oben geschleppt?« Er schloss den Kühlschrank und verschränkte stattdessen die Arme, was meinen Blick auf seinen prächtigen Bizeps lenkte.

Verdammt. Zwischen mir und Keith war am Ende so wenig sexuell gelaufen, dass ich vollkommen ausgehungert war. Je länger ich Jasper beäugte, desto schmutziger wurden die Gedanken in meinem Kopf.

Er funkelte mich empört aus seinen grünen Augen an und ich schrumpfte um einige Zentimeter, während ich das Handy aus meiner Hosentasche zog. »Ich bestelle dir Pizza. DaPierro liefert rund um die Uhr.«

»Das will ich dir auch raten.« Mit einem Kopfschütteln verließ er die Küche und ging ins Wohnzimmer, wo ich die Einzelteile meines neuen Regals ausgebreitet hatte. Ohne das Regal konnte ich die Kartons nicht leer machen. »Und keine Zwiebeln«, sagte er über die Schulter, ehe er sich hinhockte und die Aufbauanleitung nahm, um sie zu studieren. Manchmal wusste ich wirklich nicht, womit ich diesen Traumkerl verdient hatte. Wobei er jetzt schon so lange Single war, dass ich mich manchmal fragte, ob ich den Haken bloß nicht sah. Oder Jasper war insgeheim schwul und in Wahrheit hatte er schlechte Laune, weil ich ihn mit meinem spontanen Umzug von seinem heißen Grindr-Date abhielt.

Ich bestellte die Pizza online und ging ins Schlafzimmer, um ein anderes Tanktop anzuziehen, weil das aktuelle inzwischen nass geschwitzt war.

Als ich den kleinen Karton auf dem Bett sah, schnappte ich nach Luft. Das in rotes Papier gewickelte Geschenk war vorhin nicht hier gewesen und Jasper war bisher nicht ins Schlafzimmer gegangen. Er hatte mich bloß aus der Entfernung beobachtet, während ich das Bett bezog.

Mein Herz klopfte schneller. So viel zu meiner Sorge, mein heimlicher Verehrer könnte die neue Wohnung vielleicht nicht finden. Ich warf sicherheitshalber einen Blick ins Wohnzimmer, aber mein bester Freund studierte mit gerunzelter Stirn die Schraubenauswahl.

Ich biss mir auf die Unterlippe, ging zum Bett und hob das Geschenk hoch. Es kribbelte in meinem Bauch, als ich Karte aufklappte. »Alles Gute für deinen neuen Lebensabschnitt ohne den Verlierer Keith. Ich mag die neue Wohnung, Ivy. Vor allem das Fenster im Badezimmer. Bis bald!«

Mein Puls raste, als ich Hals über Kopf ins Badezimmer stürzte. Das Fenster stand einen Spalt weit auf und ich wusste ganz genau, dass es vorhin geschlossen gewesen war. Er war hier gewesen. Mein frecher, kleiner Stalker war in meine Wohnung eingebrochen, ohne dass Jasper und ich es gemerkt hatten. Wie wahnsinnig aufregend!

Mit zitternden Fingern löste ich das Geschenkpapier und hielt den Atem an, als ich die kleine Box von Tiffany’s darunter erkannte. Eine wunderschöne Halskette mit einem Brillantanhänger befand sich darin. Geschmack hatte mein Stalker wirklich. Ein zusammengefalteter Zettel lag unter der Kette und ich holte ihn hervor. »Der Stein verblasst gegen das Funkeln in deinen Augen, wenn du genau weißt, dass du im Begriff bist, etwas Dummes zu tun. Eines Tages wirst du die Quittung dafür bekommen. Von mir.«

Meine Kehle war wie zugeschnürt und meine Knie so weich, dass ich mich auf den Wannenrand sinken ließ. Seine Versprechen wurden immer verheißungsvoller und die Aussicht, ihn endlich kennenzulernen, sorgte für ein Flattern in meinem Bauch. Meine Nippel wurden hart und ich wusste, dass ich dringend an etwas anderes denken sollte, wenn ich Jasper gleich unter die Augen treten wollte.

Das war jetzt schon seit Wochen mein Dilemma. Ich war vernarrt in meinen Stalker, auch wenn ich wahrscheinlich eher panisch hätte sein müssen, und auf der anderen Seite war ich mir spätestens seit Keith sicher, dass ich einen Mann wie Jasper brauchte. Doch ich hatte Angst, unsere Freundschaft zu ruinieren und ich wollte auch nicht, dass mein Stalker sich zurückzog. Ich saß zwischen den Stühlen, unschlüssig, wie in einer solchen Situation zu verfahren war.

Nachdem ich den Karton mit der Kette sicher in meiner Nachttischschublade verstaut hatte, zog ich endlich frische Sachen an und kehrte ins Wohnzimmer zurück. Ich nahm an, dass Jasper mich nicht hörte, weil ich barfuß war – und vielleicht schlich ich auch auf Zehenspitzen mit dem Vorsatz, ihn zu erschrecken. Ich wollte, dass ihm die akkurat geschnittenen braunen Haare zu Berge standen.

Ich war schon bereit, laut »Buh!« zu schreien, als er leise fluchte.

»Fuck«, knurrte er durch die Zähne.

Im ersten Moment dachte ich, er hätte sich beim Zusammenschrauben der zwei Holzbretter vielleicht den Finger geklemmt, doch er legte das Werkzeug und die Möbelteile weg, um seinen harten Schwanz in seiner Hose zu richten.

Ich konnte mich nicht rühren und auch nicht wegsehen. Zum einen war ich zu fasziniert, dass mein bester Freund mitten in meinem Wohnzimmer eine Erektion bekam – immerhin waren wir schon lange keine Teenager mehr – und zum anderen konnte ich nicht fassen, wie verdammt groß sein … ähm … seine Ausstattung war. So groß. Wow. Also …

Endlich schaltete mein Gehirn sich wieder ein und ich schlich zurück zur Schlafzimmertür, die ich so laut wie möglich ins Schloss zog. »Die Pizza sollte bald kommen«, rief ich.

Jasper fuhr zusammen, verbarg es aber, indem er nach den Bauteilen griff und sie auf seinen Schoß zog. Unter normalen Umständen hätte ich mir nichts dabei gedacht, doch jetzt hatte ich die beeindruckende Latte gesehen und wusste, was er da tat.

Mein Magen machte einen Satz, als ich mich fragte, ob seine Erregung vielleicht etwas mit mir zu tun hatte. Das wäre … kompliziert. Verdammt kompliziert.

»Das war hoffentlich vorerst der letzte Umzug«, knurrte Jasper und riss mich aus meinen schmutzigen Fantasien.

Ich stützte eine Hand in die Hüfte. »Bitte?«

»Du hast mich schon verstanden. Du, Ivy Lewis, hast einen beschissenen Männergeschmack und verknallst dich immer viel zu schnell in den dümmsten Kerl, der im Umkreis von fünf Kilometern zu finden ist.«

»Autsch.«

Er zuckte mit den Schultern. »Es ist die Wahrheit.«

»Vielleicht musst du bloß besser auf mich aufpassen.« Ich hob eine Augenbraue und schaute ihn herausfordernd an. Meiner Meinung nach war Angriff die beste Verteidigung.

»Pass auf, dass du den Mund nicht zu voll nimmst, sonst fühle ich mich noch herausgefordert.«

Ich starrte ihn sprachlos an. Das bildete ich mir nicht ein, oder? Unser Gespräch hatte gerade definitiv einen flirtenden Ton angenommen. Ich flirtete mit Jasper, nachdem ich ihn mit einer Erektion erwischt hatte.

Nein, das war gerade ein bisschen zu viel für mich. Glücklicherweise wurde ich von der Pflicht entbunden, etwas zu sagen, denn die Pizza war da und das Klingeln an der Tür erlöste mich.

KAPITEL3

DER TURM

Ich hatte nicht die geringste Ahnung, was heute Nacht mit mir los war. Möglicherweise lag es am Schlafmangel und der späten Stunde, dass ich mich so merkwürdig fühlte.

Mit gerunzelter Stirn drehte ich die Holzbretter in meiner Hand und fragte mich, wer eigentlich diese Anleitungen schrieb. Mir war schon klar, dass sich die zwei Löcher beim Zusammenschrauben am oberen Ende befinden sollten, doch ich konnte beim besten Willen nicht erkennen, ob es die kleinen oder die großen Löcher sein sollten. Die Anleitung war absolut unbrauchbar, da sich an beiden Enden des Bretts Löcher befanden.

Meine Gedanken schweiften ab, während ich das Bauteil zum fünften Mal in meinen Händen drehte, obwohl mir bereits klar war, dass ich es im ersten Versuch ohnehin falsch herum dranschrauben würde.

Ich konnte nicht aufhören, darüber nachzudenken, dass Ivy sich nur wenige Meter entfernt in ihrem Schlafzimmer befand. Sie würde sich jetzt sicherlich umziehen. Von nichts war sie so sehr besessen wie der Angst, versehentlich zu stinken. Ich hatte es in all den Jahren noch nicht einmal erlebt, dass meine beste Freundin stank, aber sobald sie geschwitzt hatte, zog sie sich panisch um oder verschwand zumindest – wie jetzt – im Bad, um ihr Deo aufzufrischen.

Ich hörte ihre nackten Füße auf dem Boden, als sie in ihr neues Badezimmer lief, als hätte sie es eilig.

Gott. Es wäre so leicht, ihr die Wahrheit zu sagen. Ich müsste nur aufstehen und zu ihr gehen. Sie hatte Keith verlassen und soeben ihre neue Wohnung bezogen – wenn das kein perfekter Zeitpunkt war, dann wusste ich es auch nicht.

Shit.

Aber das Risiko. Ich durfte das Risiko, sie zu verlieren, nicht außer Acht lassen. Frustriert nahm ich die dünnen Holzstifte und schob sie in die vorgesehenen Löcher.

Es war ein Fehler hierher zu kommen. Vor allem, weil Keith nicht mehr da war, um als Puffer zu fungieren. Auf der Arbeit hatte ich mich im Griff, da wir ständig von irgendwelchen Kollegen umgeben waren. Doch hier?

Wie würde Ivy reagieren, wenn ich jetzt zu ihr ging und sie küsste? Würde sie den Mund für mich öffnen, wenn ich ihr Kinn umfasste und sie küsste? Würde sie vielleicht sogar stöhnen?

Natürlich ging meine Fantasie mit mir durch und ich stellte mir vor, wie wir auf ihr frisch bezogenes Bett sanken. Ich würde Ivy ausziehen, bevor ich dafür sorgte, dass sie ihren Ex – und jeden anderen Mann auf diesem Planeten – vergaß.

Während ich mir ausmalte, wie ihre Pussy sich unter meiner Zunge wohl anfühlen würde, schoss das Blut in meinen Schwanz.

Am liebsten hätte ich mir selbst ins Gesicht geboxt. Ivy konnte jeden Moment zurückkommen und ich spielte mit dem Gedanken, es mir in ihrem Wohnzimmer zu besorgen, damit ich nicht innerhalb der nächsten drei Minuten über sie herfiel.

»Fuck«, knurrte ich leise und richtete meinen harten Schwanz.

Das war es. Ich hatte offiziell das Ende der Fahnenstange erreicht. Heute würde ich noch irgendwie durchhalten, aber danach musste ich dafür sorgen, nicht mehr mit Ivy allein zu sein. Nicht auf diese Weise.

Hinter mir hörte ich, wie Ivy die Schlafzimmertür schloss. »Die Pizza sollte bald da sein.«

Verdammt. Ich erschrak und beugte mich schnell vor, um ein paar Regalbretter auf meinen Schoß zu ziehen. Ivy sollte nicht mitbekommen, wie es in mir aussah.

Sie kam zu mir und hatte ein seliges Lächeln auf dem Gesicht, als wäre sie äußerst zufrieden. Auch ihre rosigen Wangen wirkten frisch und ihre Augen funkelten. War etwas passiert, während sie in ihrem Schlafzimmer gewesen war? Sie wirkte, als hätte sie gute Neuigkeiten bekommen, was um diese Uhrzeit doch eher unwahrscheinlich war.

Ich musste mich von meiner Erregung ablenken und das ging am besten mit Wut. Irgendwie musste ich meiner Frustration Ausdruck verleihen.

Ich hob den Blick und schaute sie an. »Das war hoffentlich vorerst der letzte Umzug.«

Die Empörung auf ihrem Gesicht war unbezahlbar. »Bitte?«, fragte sie pikiert und stemmte die Hände in die Hüften.

Ein Teil von mir warnte mich, es nicht zu übertreiben, aber wenigstens strömte das Blut von meinem Schwanz endlich wieder in mein Gehirn. »Du hast mich schon verstanden. Du, Ivy Lewis, hast einen beschissenen Männergeschmack und verknallst dich immer viel zu schnell in den dümmsten Kerl, der im Umkreis von fünf Kilometern zu finden ist.«

Ivy schob die Unterlippe vor. »Autsch.«

Ich zuckte mit den Achseln. »Es ist die Wahrheit.«

Wie immer, wenn Ivy im Begriff war, etwas Dummes zu tun, lächelte sie und zog dabei die Nase ein wenig kraus, was sie unglaublich niedlich aussehen ließ. »Vielleicht musst du bloß besser auf mich aufpassen.«

Für einen Moment war ich sprachlos. Ivy hatte ja keine Ahnung, dass sie mit dem Feuer spielte. Wenn es nach mir gehen würde, hätte ich sie schon längst über meine Beine gelegt und ihr den Arsch versohlt, weil sie sich so leichtfertig von einem Abenteuer ins nächste stürzte. Würde Ivy mir gehören, wären die Spielregeln absolut klar, und sie würde es nicht einmal mehr wagen, aus der Reihe zu tanzen.

Hoffentlich klang meine Stimme nicht so rau, wie sie sich in meinen Ohren anhörte. »Pass auf, dass du den Mund nicht zu voll nimmst, sonst fühle ich mich noch herausgefordert.«

Ivys verlockende Lippen öffneten sich, aber sie brachte keinen Ton hervor. Stattdessen wich sie meinem Blick aus und einige Sekunden lang wirkte es, als würden ihre Hände zittern.

Was war gerade passiert? Ivy war sonst um keine Antwort verlegen.

Ich wollte etwas sagen, um das Schweigen zwischen uns zu beenden und die angespannte Stimmung aufzulösen, als es klingelte. Die Pizza rettete uns.

KAPITEL4

DER KÖNIG

Ivys neue Wohnung gefiel mir wesentlich besser als die alte. Primär natürlich, weil sie hier jetzt ohne den Loser Keith wohnte, und zum anderen, weil sie sich ein Eck-Apartment ausgesucht hatte. Dadurch gab es gleich auf zwei Hausseiten die Möglichkeit, durch die Fenster zu sehen und das Objekt meiner Begierde auszuspionieren.

Ich glaubte ohnehin, dass sie bei der Wahl ihrer neuen Wohnung an mich gedacht hatte, denn sonst hätte sie sich bestimmt nicht für eine entschieden, an deren Badezimmerfenster direkt die Feuerleiter vorbeiführte. Genauso gut hätte sie ein Schild ins Fenster hängen können, dass ich bitte hier einsteigen soll.

Ich hatte schon vor Tagen, gleich nachdem ich von ihren Umzugsplänen erfahren hatte, sicherheitshalber eine Wohnung in dem Haus gegenüber gemietet und zog mich dorthin zurück, nachdem ich mein Geschenk abgeliefert hatte.

Ivy lächelte, als sie ins Wohnzimmer zu Jasper zurückkehrte. Sie hatte sich also über mein Geschenk gefreut. Aber das war klar, immerhin kannte ich ihren Geschmack.

Ich hatte Ivy lang genug studiert, um jeden ihrer Schritte antizipieren zu können. Sie war wie eine raffinierte Schachkomposition. Obwohl ich das Problem selbst kreiert hatte, kannte ich auch die Lösung.

Durch das Fernglas fiel mein Blick auf Jasper, der auf dem Boden hockte und sich mit dem Aufbau der Möbel abmühte.

Ich wusste immer noch nicht, wie ich zu ihm stand. Er hätte mir ein Dorn im Auge sein müssen, aber ich hatte akzeptiert, dass er Ivys Wohl ebenso im Sinn hatte wie ich. Allerdings war mir auch nicht entgangen, wie er sie neuerdings anschaute.

Die beiden versuchten, der ganzen Welt weiszumachen, sie wären bloß ach so gute Freunde, doch ich sah meine Freunde nicht mit der Art von Hunger an, mit der Jasper Ivy anschaute. Es würde mich nicht überraschen, wenn sie heute noch im Bett landeten.

Es war spät, sie waren schon lange wach und ich hatte die unbestimmte Ahnung, dass die Emotionen bald überkochten.

Ivy war so schön, dass ich es kaum aushielt. Sie sagte etwas zu Jasper und stemmte eine Hand in die Hüfte. Was auch immer er antwortete, es schien sie zu elektrisieren. Durch das Jagdfernglas konnte ich erkennen, wie ihre zarte Kehle sich bewegte, als sie schluckte. Dann fuhr sie zusammen und verschwand aus dem Bild.

Jasper starrte ihr hinterher, eine Faust geballt. Ja, er hatte sich nicht mehr lange im Griff.